Projekt Ablösung prekärer Arbeitsverhältnisse
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- Artur Jakob Amsel
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Direktion für Bildung Soziales und Sport Projekt Ablösung prekärer Arbeitsverhältnisse Ein Projekt des Sozialamtes der Ursula Schüpbach 1
2 Ausgangslage 2013: Erstmals externe Studie über die Entwicklung der Erwerbs- und Arbeitslosigkeit im Tieflohnbereich im Kanton Bern: Deutlicher Anstieg der Anzahl tiefqualifizierter Erwerbsloser nach : Vertiefende Analysen auf dem Sozialdienst der : relativ geringe Erwerbsbeteiligung der sozialhilfebeziehenden Personen (25%) davon hoher Anteil (72%) mit Pensum bis 40% Branchen: Reinigung / Handel / Gastgewerbe / Sonstiges 2
3 Von der Idee zum Projektauftrag Idee: Erwerbsbeteiligung der Sozialhilfebeziehenden erhöhen und zwar mit jener Zielgruppe, welche bereits im ersten Arbeitsmarkt ist. Diese hatte bisher keinen Zugang zu Integrationsmassnahmen. Ansatzpunkt soll das prekäre Arbeitsverhältnis sein. Aufnahme dieser Idee als Massnahme in die Strategie zur Förderung der beruflichen und sozialen Integration in der Pilotprojekt im 2. Halbjahr 2014: Triage der Anmeldungen Projektauftrag
4 Zielgruppe Sozialhilfebeziehende Personen des Sozialdienstes, welche in prekären Arbeitsverhältnissen arbeiten. Definition prekär: Pensen bis 30-40% Arbeit auf Abruf sich wiederholende temporäre Anstellungen statt Festanstellung 4
5 Zielsetzung Die Zielgruppe wird darin unterstützt, ihr Arbeitsverhältnis sowohl in vertraglicher als auch in finanzieller Hinsicht zu optimieren. Die soziale und finanzielle Situation der Zielgruppe kann verbessert und/oder stabilisiert werden. Die Sozialhilfe wird finanziell entlastet. 5
6 Projektauftrag Eckdaten Dauer Umfang 150 bereits vorhandene Dossiers laufend neue prekäre Arbeitsverhältnisse Personelle Ressourcen 100% (Akquisition, Netzwerk Arbeitsmarkt, Coaching, Bewerbungsunterstützung, Administration) Kosten pro Jahr (Personalkosten) Evaluation Zwischenevaluation Schlussevaluation Auftraggeber Gemeinderat der im Rahmen der Strategien und Massnahmen zur Förderung der beruflichen und sozialen Integration
7 Methodik Bewerbungsunterstützung Deutsch- /Fachkurse Situationsanalyse Strategie Koordination SD Bildung Coaching Akquisition Vermittlung Neue Arbeitgeber Netzwerkpflege Arbeitsvertrag Arbeitgeber Betriebl. Optionen 7
8 Fallbeispiel 1 Frau A, 40-jährig, alleinerziehend, ausländischer Herkunft, mit Berufsabschluss Arbeitsvertrag auf Abruf im Detailhandel, sehr kurzfristige Einsätze, Pensen schwankend, zusätzliche Reinigungsstelle am Abend Betreuungspflichten Arbeitsleistung/-verhalten sehr gut Aktueller Stand: Arbeitgeber ist aus finanziellen Gründen nicht bereit, eine Festanstellung zu ermöglichen Drei Vermittlungsversuche in eine andere Stelle scheiterten an der Verfügbarkeit (Kinderbetreuung) Optimierung der Kinderbetreuungssituation Zusätzlicher Auftrag in Heimarbeit ist Thema 8
9 Fallbeispiel 2 Frau B, 41-jährig, verheiratet, ausländischer Herkunft, keine Kinder, Ehemann krank Arbeitet jeden Abend sowie am Samstag 3 h für ein Reinigungsunternehmen Pensenerhöhung durch Arbeitgeber nicht gewünscht, Arbeitsleistung und verhalten von Frau B sind mässig, Deutschkenntnisse für Tagesschicht ungenügend Stellensuche lanciert, Deutschkurs vermittelt Aktuelle Situation: Frau B hat selber eine zweite Anstellung im Reinigungsbereich gefunden (Stundenlohn, ebenfalls tiefes Pensum) Sie besucht einen Deutschkurs 9
10 Zwischenevaluation per Anmeldungen total bisher 57 weiblich männlich Sozioökonomisches Merkmal Bis 30-jährig jährig jährig 51 + CH Ausland Mit Berufsabschluss Ohne Berufsabschluss Anzahl Personen (auffallend) (auffallend) 4 53 (auffallend) 10
11 Zwischenevaluation per Total Entwicklung Anzahl Personen 57 Positive Entwicklung 17 Davon vom SD abgelöst 5 Davon mit finanziellen Auswirkungen ab Davon mit nicht-finanziellen Auswirkungen (Vermittlungsfähigkeit erhöht) 6 Noch nicht beurteilbar (im Prozess) 40 11
12 Zwischen-Fazit (1) Die Überprüfung der Situationen dauern länger als gedacht die Situationsanalyse, bzw. die Abwägung, welche Strategie gewählt werden soll, ohne bestehende Stellen zu gefährden, ist schwierig. Es sind überwiegend Personen ohne Berufsabschluss vertreten. Eine Ablösung des prekären Arbeitsverhältnisses zu Gunsten eines vorteilhafteren Arbeitsverhältnisses ist ohne diese zentrale Voraussetzung nicht umsetzbar. Der Trend zu prekären Arbeitsverhältnissen im Tieflohnbereich ist in vollem Gang die Arbeitgeber lagern das unternehmerische Risiko aus. 12
13 Zwischen-Fazit (2) Prekäre Arbeitsverhältnisse bedeuten oft verschiedene Arbeitsstellen, abends, am Wochenende und auf Abruf. Die Arbeitgeber erwarten eine hohe Flexibilität, was die Personen in ihrer Verfügbarkeit für andere Einsätze oder Integrationsmassnahmen einschränkt. Risikoabwägung: Soll ein bestehendes prekäres Arbeitsverhältnis aufgelöst werden zugunsten einer nachhaltigeren Planung, auch wenn noch keine andere Lösung vorhanden ist und keine Garantie für eine bessere Alternative besteht? 13
14 Zwischen-Fazit (3) 17 positive Entwicklungen von aktuell 57 Anmeldungen entsprechen 30%, Tendenz steigend (da viele Situationen noch nicht beurteilbar sind). Das Ziel, die finanzielle Situation zu verbessern, wird zwar teils erreicht, oft aber nicht infolge Optimierung der bestehenden Arbeitsverträge, sondern durch ein zusätzliches prekäres Arbeitsverhältnis. Die angemeldeten Personen sind z.t. seit Jahren von der Sozialhilfe abhängig, ihre Situation stagniert, eine Aussicht auf Veränderung war nicht feststellbar. Mit dem Projekt gab es wichtige Anhaltspunkte für den weiteren Prozess oder eine Legitimation der aktuellen Situation. 14
15 Zwischen-Fazit (4) Obwohl das Pensum niedrig ist, zeigen die Personen einen hohen Einsatz mit Mehrfachbelastung. Jene Personen, welche in einer Partnerschaft leben, können oft nicht auf die Unterstützung ihres Partners zählen. Einige möchten keine Veränderung der Situation (auch keine Pensenerhöhung), weil sie so alles unter einen Hut bringen und kein Risiko eingehen wollen. 15
16 Aussichten Die finanzielle Entlastung der Sozialhilfe ist aktuell noch minim, tendenziell steigend. Sie wird bei der Schlussevaluation erhoben. Die Teilnehmenden werden zu einem späteren Zeitpunkt zu ihrer Zufriedenheit vor und nach dem Prozess befragt. Bei den unter 30-jährigen Personen ohne Berufsabschluss wird das Thema Ausbildung vertiefter geprüft. Die bisherigen Ergebnisse ermutigen, weitere Erfahrungen zu machen und das Thema Prekarität noch besser zu verstehen. 16
17 Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit. 17
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