Bildung ist das, was bleibt. Lebenslagen geflohener Kinder und Jugendlicher als Herausforderung für Bildungsorte.
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- Linda Beutel
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1 Bildung ist das, was bleibt. Lebenslagen geflohener Kinder und Jugendlicher als Herausforderung für Bildungsorte. Bildungskonferenz Minden April 2016 Prof. Dr. Susanne Spindler (HS Darmstadt) - Prof. Dr. Erika Schulze (FH Bielefeld)
2 Ausgangslage weltweit sind ca. 50% aller aktuell geflüchteten Menschen Kinder, also unter 18 Jahren alt innerhalb der EU ist etwa jeder vierte Geflüchtete ein Kind oder Jugendlicher, insgesamt ein Drittel jedoch unter 25 Jahren mittelfristig wird davon ausgegangen, dass geflüchtete Kinder in die Schule gebracht werden müssen (UNICEF 2015: 21) Die GEW schätzt, dass im Jahr 2016 rund Kinder zusätzlich beschult werden müssen aus: Kindernothilfe (2015): 14
3 Zur Lebenssituation der Kinder und Jugendlichen Lebenssituation der Kinder und Jugendlichen ist geprägt durch Fluchterfahrungen beengte Wohnsituation Leben in Armutsverhältnissen destabilisierte Familiensysteme unsichere aufenthaltsrechtliche Situation Erfahrung von Diskriminierung und Rassismus
4 Stimmen der Jugendlichen Rückkehr zu alltäglicher Lebensführung Wir waren dort eineinhalb Jahre in einem Zimmer, 16qm und wir hatten nichts zu tun. Wir konnten gar nichts lernen. Wir haben auch in unserer Heimat was gemacht, mit Schule, mit Arbeit, macht Spaß und wenn man den ganzen Tag in Zimmer, wird verrückt. Hier haben wir viele Leute getroffen und wir haben ein bisschen deutsch gelernt und es ist nicht mehr langweilig. (Int. mit V., 33-37)
5 Stimmen der Jugendlichen Bildung als sichere Investition das Geld kann weggehen ja. Was ich gelernt hab, was ich studiert hab, das bleibt immer bei mir, das ist meine eigene, wie heißt das property und so was, ja. (Int. mit G.)
6 Stimmen der Jugendlichen Angst hat Einfluss auf Lernen Ich hatte Angst, so, ich hatte Angst vor Abschiebung. Und mit Angst ist es nicht so gut gelaufen.
7 Zur Bildungssituation Bedeutung von Bildungsorten für geflüchtete Kinder und Jugendliche: Gegengewicht zu belastenden Lebenssituation Orte der Begegnung mit Gleichaltrigen Orte des (alltäglichen) Spracherwerbs Erwerb formaler Bildungsabschlüsse Probleme im Bildungskontext Unzureichende Gewährleistung formaler Bildungszugang Einseitige Fokussierung auf Schule Mangelnde Berücksichtigung der Ressourcen der Kinder und Jugendlichen
8 Soziale Arbeit Konsequenzen für Bildungsorte und pädagogisches Arbeiten im Fluchtkontext Blick auf Möglichkeiten formaler und nonformaler Bildungsorte erweitern Ansatzpunkt: individuelle Ressourcen, Kompetenzen contra Hilfebedürftigkeit Relevanz informell erworbener Kompetenzen ausweiten Integrierte Konzepte statt fachlicher Zersplitterung (Seukwa 2014) Bildungslandschaften als Möglichkeit der Zusammenarbeit Neue Anforderungen an Schule als Ort formaler Bildung: - Selbstverständnis der Schule als sozialer Ort, als Lebensort - Herstellung eines sicheren Ortes für Kinder und Jugendliche
9 Soziale Arbeit Aufgaben für die Schulsozialarbeit und Kinder- und Jugendarbeit im Kontext von Flucht Orte von Persönlichkeitsentwicklung und Anerkennung Etablierung eine Willkommens-, Wertschätzungs- und Anerkennungskultur Ermöglichung von Begegnung Organisation und Einrichtung bedarfsgerechter Hilfen und Unterstützungsleistungen Zusammenarbeit mit den Eltern (Seibold 2015: 58) Emanzipatorische Effekte durch selbstorganisierte Jugendarbeit und Migrant*innenselbstorganisationen.
10 Soziale Arbeit Anforderungen an Fachkräfte subjektorientierte Arbeit Vertrauen vs. Dauerunsicherheit Anerkennung des Individuums vs. Identitätsdiffusionen Zukunftsperspektive vs. Aussichtslosigkeit Alltagsstrukturierung vs. entstrukturierte Lebenswelt. (Stauf 2011) Spezielle Förderung im Bildungsbereich reicht nicht, gesellschaftlich Teilhabe kann nur durch Teilhabe in allen Bereichen gelingen. Politische Forderung sind Teil der pädagogischen Arbeit.
11 Literatur Berthold, Thomas (2014): In erster Linie Kinder. Zur Situation von begleiteten Flüchtlingskindern in Deutschland. UNICEF-Studie. Cremer, Hendrik (2012): Die UN-Kinderrechtskonvention. Geltung und Anwendbarkeit in Deutschland nach der Rücknahme der Vorbehalte. Deutsches Institut für Menschenrechte, 2., überarbeitete Auflage, Berlin. Deutsches Komitee für UNICEF (2015): Zur Situation der syrischen Kinder im Krieg und auf der Flucht. Unicef- Lagebericht. Kindernothilfe (2015): Flucht und Migration: Klasse 4-12, Materialien für den Unterricht in Gesellschaftslehre, Politik, Erdkunde und Religion/Ethik. Dorsten. Massumi, Mona/ von Dewitz, Nora (2015): Neu zugewanderte Kinder und Jugendliche im Deutschen Schulsystem. Bestandsaufnahme und Empfehlungen. Mercator Studie. Meysen, Thomas/ Beckmann, Janna/ González Méndez de Vigo, Nerea (2016): Flüchtlingskinder und ihre Förderung in Tageseinrichtungen und Kindertagespflege. Rechtsexpertise im Auftrag des Deutschen Jugendinstituts. München. Seibold, Claudia (2015): Junge Flüchtlinge in der Schule. Aufgaben und Anforderungen an die Schulsozialarbeit. In: sozialmagazin. Die Zeitschrift für Soziale Arbeit. Heft , 40. Jahrgang. Stauf, Eva (2011): Pädagogische Herausforderungen in der Arbeit mit jungen Flüchtlinge. In: B-umF (Hg.): Situation von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen in Deutschland. Dokumentation der 15. Frühjahrstagung des B-umF in Hofgeismar. Seukwa, Henri Louis (2003): Kompetenz und Bildungsintegration unter Migrationsbedingungen. Zum mitgebrachten kulturellen Kapital der jungen Flüchtlinge. In: Neumann, Ursula et al. (Hg.): Lernen am Rande der Gesellschaft. Bildungsinstitutionen im Spiegel von Flüchtlingsbiografien. Münster, New York. Seukwa, Henri Louis (2014): Soziale Arbeit mit Flüchtlingen zwischen Macht und Ohnmacht. In: Gag, Maren/Voges, Franziska (Hg.): Inklusion auf Raten. Zur Teilhabe von Flüchtlingen an Ausbildung und Arbeit. Münster, New York. World Vision Deutschland/ Hoffnungsträger Stiftung (Hrsg.) (2016): Angekommen in Deutschland. Wenn geflüchtete Kinder erzählen. Friedrichsdorf.
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