Was Mädchen und Frauen behindert
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- Miriam Meinhardt
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1 B.Wimmer-Puchinger Was Mädchen und Frauen behindert Mag.a Sabine Hofireck, MBA Wiener Programm für Frauengesundheit Fachtagung Zurück in die Zukunft. Frauengesundheit gestern heute morgen Rathaus Wien, 12. November 2014
2 Begriffsdefinition Behinderung entsteht aus der Wechselwirkung zwischen Menschen mit Beeinträchtigungen und einstellungs und umweltbedingten Barrieren, die sie an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern. (Präambel der UN Behindertenrechtskonvention, Buchstabe e) Unter Menschen mit Behinderung versteht man Menschen, die langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnesbeeinträchtigungen haben, welche sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können. (Artikel 1 Satz 2 der UN Behindertenrechtskonvention)
3 Was behindert Mädchen und Frauen? Sie verfügen nach wie vor seltener über eine abgeschlossene Berufsausbildung als Männer mit Behinderungen, was nicht nur negative Auswirkungen auf ihre Berufschancen und finanzielle Situation hat, sondern sich auch ungünstig auf die psychosoziale Befindlichkeit auswirkt. Artikel 6 der UN Konvention widmet sich den Rechten von Frauen mit Behinderung Artikel 7 der UN Konvention widmet sich den Rechten von Kindern mit Behinderung
4 Barriere - Behinderung? Behinderung als Barriere? In der UN-Konvention werden fünf Arten von Barrieren definiert: Physische Barriere
5 Barriere - Behinderung? Behinderung als Barriere? Barrierefreiheit ist eine Gestaltung der baulichen Umwelt, sowie von Information und Kommunikation in der Weise, dass sie von Menschen mit Behinderung und von älteren Menschen in derselben Weise genutzt werden kann wie von Menschen ohne Behinderung.
6 Ausgangslage in Österreich Menschen mit intellektueller Behinderung In Anlehnung an internationale Berechnungen: 0,6% der Gesamtbevölkerung bzw. 0,8% eines Geburtsjahrganges Nach aktuellen Bevölkerungszahlen 2013 Österreich: ~ Menschen Wien: ~ Menschen Quelle: Studie Barrierefrei, 2004 / Statistik Austria 2013
7 And the problem is. Das Phänomen der doppelten Diskriminierung Frauen mit Behinderung stehen am untersten Ende der Hierarchie Mann-Frau-behinderter Mann-behinderte Frau. Sie sind sowohl ökonomisch als auch sozial und psychologisch stärker benachteiligt als ihre beiden Peer-groups (Frauen und behinderte Männer). (Barwig, Gerlinde/Buch, Christiane: Unbeschreiblich weiblich!? Frauen unterwegs zu einem selbstbewussten Leben mit Behinderung. München: AG SPARK-Publ., 1993, S. 35.)
8 And the problem is. Das Phänomen der doppelten Diskriminierung Doppelte Diskriminierung durch Behinderung und Geschlechtszugehörigkeit Statistische Unsichtbarkeit
9 Mädchen mit Behinderung auf dem Weg zum Frauensein? Rollenzuschreibung FRAU Schön Begehrenswert Mutter Partnerin Rollenzuschreibung Frau m. Behinderung Nicht schön Nicht begehrenswert Als Mutter und Partnerin ungeeignet Neutralisierung, Aberkennung des Geschlechts Vgl. Eiermann, Nicole/Häußler Monika/Helfferich, Cornelia: Live Leben und Interessen Vertreten Frauen mit Behinderung. Lebenssituation, Bedarfslagen und Interessensvertretung von Frauen mit Körper- und Sinnesbehinderungen. Stuttgart: Kohlhammer 2000, S Vgl. Köbsell 2005, S. 7. Bergmann/Gindl 2004, S. 3.
10 Mädchen mit Behinderung auf dem Weg zum Frauensein? Die Umgebung vermittelt Bewertungen, was Behinderung bedeutet, und zugleich, was Frausein bedeutet, und damit, was es heißt, Frau mit Behinderung zu sein. Eiermann, Nicole/Häußler Monika/Helfferich, Cornelia: Live Leben und Interessen Vertreten Frauen mit Behinderung. Lebenssituation, Bedarfslagen und Interessensvertretung von Frauen mit Körper- und Sinnesbehinderungen. Stuttgart: Kohlhammer 2000, S. 160.
11 and what s the need? barrierefrei Gynäkologische Vorsorge und Versorgung von Frauen mit Behinderung Studie im Auftrag von Wiener Programm für Frauengesundheit, a.o. Univ. Prof.in Dr.in Beate Wimmer-Puchinger
12 Facts zur Frauen-Untersuchung: 455 ausgewertete Fragebögen von Frauen mit Behinderung: 75% körperlich behindert 17% hochgradig sehbehindert oder blind 11% lernbehindert 5% hochgradig hörbehindert oder gehörlos (Mehrfachnennungen) 55 Gynäkologinnen und Gynäkologen
13 Behinderung - ein Tabu? Thema Behinderung: 56% werden von Gynäkologin auf ihre Behinderung angesprochen (31% nicht, 13% k.a.) 45% der Frauen sprechen selbst ihre Behinderung an (41% nicht, 14% k.a.) 8% der GynäkologInnen sprechen nur mit der Begleitperson (66% nicht, 26% k.a.)
14 Sexualität und Verhütung als Gesprächsthemen: Verhütung - 90% Schwangerschaft und Geburt - 84% Mutterschaft - 74% Aufklärung - 82% Sexualität - 78% Von den 455 befragten Frauen gaben 7,2% sexuelle Übergriffe an 33% geben an, aus Schamgefühl selten oder ungerne zu gynäkologischen Untersuchung zu gehen.
15 Erfahrungen mit behinderten Frauen 4,5% haben keine behinderte Frau in ihrer Kartei Durchschnittlich 20 behinderte Frauen 64% haben weniger als 30 behinderte Frauen in ihrer Kartei (durchschnittliche Karteigröße 810 P.) 2/3 haben geringe bis keine praktischen Erfahrungen mit behinderten Frauen 1/3 hat regelmäßigen Kontakt zu behinderten Frauen Beirat / S. 15
16 Barrieren Hindernisse/Erschwernisse: 42% Zugang nicht behindertengerecht 36% Praxis nicht behindertengerecht 20% nicht genügend Zeit / zu großer Aufwand 12% keine Fachliteratur 6% Scheu / kein Zutrauen / will nicht (Mehrfachnennungen) Beirat / S. 16
17 Anregungen aus der Praxis Informationsmaterial für den Arztbesuch Entsprechende Videokassetten für ÄrztInnen Entsprechende Videokassetten für Patientinnen Spezielle gynäkologische Gesundheitszentren Spezielle Sprechstunden für behinderte Frauen Beirat / S. 17
18 Anregungen der Frauen Hausbesuche All-in-one-Angebote (Gesundheitszentren?) Postservice Recall-System Information und Informationsmaterial Beirat / S. 18
19 Lessons learned - Ergebnisse Wünschenswert wäre: Informationsmaterial für den Arztbesuch 80 % Spezielle gynäkologische Gesundheitszentren für behinderte Frauen - 58 % spezielle Sprechstunden für behinderte Frauen 26 % Entsprechende Videokassetten werden von mehr als der Hälfte begrüßt
20 Gewalt gegen Frauen mit Behinderung Gewalt in Kindheit und Jugend von Frauen mit Behinderungen deutlich häufiger als Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt Gewalt in Kindheit und Jugend erlebt Wechselseitiger Zusammenhang von Gewalt und Behinderung Quelle: Schröttle/Homberg et al: BMFSFJ 2012/13, Bundesdeutsche Prävalenzstudie 2012
21 Gewalt gegen Frauen mit Behinderung Sexuelle Gewalt im Erwachsenenleben 2 bis 3-fach erhöhte Betroffenheit durch sexuelle Gewalt im Erwachsenenleben -mehr als jede 3. bis 5. Frau der repräsentativen Befragung hat erzwungene sexuelle Handlungen im Erwachsenenleben erlebt höchste Betroffenheit: psychisch erkrankte Frauen in Einrichtungen und gehörlose Frauen Sexuelle Gewalt im Lebensverlauf: in Kindheit und/oder Erwachsenenleben - mehr als jede zweite bis dritte Frau mit einer Behinderung von sexueller Gewalt im Lebensverlauf betroffen Quelle: Schröttle/Homberg et al: BMFSFJ 2012/13, Bundesdeutsche Prävalenzstudie 2012
22 Gewalt gegen Frauen mit Behinderung Körperliche Gewalt im Erwachsenenleben - fast doppelt so häufig wie Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt (58-75% vs. 35%) + schwerere und bedrohlichere Übergriffe Psychische Gewalt im Erwachsenenleben ebenfalls deutlich häufiger als im Bevölkerungsdurchschnitt (68-90% vs. 45%) Auch körperliche und psychische Gewalt im Erwachsenenleben wurde fast doppelt so häufig erlebt wie von Frauen im Bevölkerungsdurchschnitt Quelle: Schröttle/Homberg et al: BMFSFJ 2012/13, Bundesdeutsche Prävalenzstudie 2012
23 Gesagt getan! Studie barrierefrei als Datengrundlage zur Erstellung von Maßnahmen Empowerment und Gewaltpräventionsseminare (Ninlil) Erstellung einer Broschüre und Hör CD Besuch beim Frauenarzt
24 Gesagt getan! Entwicklung von Guidelines zum Umgang mit Frauen mit Behinderungen Gesundheitsförderung im Setting von Jugend am Werk Fachtagung: Blickpunkt: Frauen. Behinderung. Gesundheit
25 Gesundheitsförderung im Setting Jugend am Werk Zielgruppe: Frauen mit Behinderung (Lernschwäche, Körperbehinderung, Mehrfachbehinderung) Ziele: Sensibilisierung für frauengesundheitsspezifische Themen Gesundheitsangebote vor Ort bieten Bewusstsein für gynäkologische Themen schaffen
26 Kursangebot Gynäkologische Sprechstunde (1xMonat) Einzelgespräche und Workshops (gynäkologische Vorsorge, eigener Körper, Verhütung) Workshops: Sexualität und Verhütung (1xMonat) Ein Zyklus beinhaltet drei Kursblöcke zu den Themen: - Körper, anatomische Grundlagen, un/angenehme Berührungen, Selbstbefriedigung - Nähe & Distanz, Beziehungswünsche/-konflikte - Sexualität, Verhütung, Schwangerschaft, Kinderwunsch Selbstverteidigungskurs, Empowerment (alle 2 Monate) - Selbstbestimmung; eigene Grenzen wahrnehmen und setzen, Übungen zur Umsetzung; eigene Gewalt-Erfahrungen
27 Wiener Frauengesundheitsforum für Frauen mit Behinderung Vernetzungstreffen aller ExpertInnen aus der Behindertenarbeit in Wien Erfahrungen, Lücken, Bedürfnisse von Frauen mit Behinderungen? In der Prävention In der Sexualität, Schwangerschaft und Mutterschaft Bei Gewalt gegen Frauen und Mädchen mit Behinderungen Bei den Betreuungsstandards im Krankenhaus
28 Verein Ninlil PSD Verein für Sachwalterschaft Wiener Sozialdienste MA 11 GIN WPPA Gehörlosenambulanz der Barmherzigen Brüder Wiener Assistenzgen ossenschaft Bundessozial amt Karl Schubert Schule Hilfswerk WITAF Verein der Kehlkopflosen WGKK MA 15 FEM und Fem Süd MA 57 Jugend am Werk ÖHTB Betroffene Frauen Rainman s Home VOX
29 Resümee und Ausblick Zunehmende Bewusstseinsbildung für die Problemlage von Frauen und Mädchen mit Behinderung (Artikel 6 und 7 der UN Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderung, Nationaler Aktionsplan für Menschen mit Behinderung) Gesellschaftspolitischer Prozess
30 Danke für die Aufmerksamkeit!
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