Niedersächsische Beteiligung an EU-geförderten Forschungs- und Bildungsprojekten. Zusammenfassung und Perspektiven
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- Pamela Rosenberg
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1 Niedersächsische Beteiligung an EU-geförderten Forschungs- und Bildungsprojekten Entwicklung und Analyse der Kooperation Hochschule Wirtschaft Zusammenfassung und Perspektiven Hannover, im März 2000 Bearbeitung: Peter A. Elspaß EU-Hochschulbüro Hannover/Hildesheim Universität Hannover Wilhelm-Busch-Str. 22 D Hannover Tel.: +49-(0) Fax: +49-(0)
2 Grundlage der Untersuchung ist die am EU-Hochschulbüro Hannover/Hildesheim ständig geführte Datenbank über niedersächsische Beteiligungen an EU-geförderten Forschungs- und Bildungsprogrammen. Als Informationsquellen für den Aufbau der Datenbank dienen Mitteilungen der Europäischen Kommission, Recherchen beim Informationsdienst CORDIS der EU sowie Angaben nationaler Kontaktstellen für die EU-Forschungs- und Bildungsprogramme. Zur qualitativen Analyse der Kooperation Hochschule - Wirtschaft fließen Ergebnisse einer mündlichen Befragung von Teilnehmern der EU-Forschungsprogramme in die Studie ein. Niedersachsen konnte im Untersuchungszeitraum von 1987 bis 1998 in stetig wachsendem Maße von der Forschungsförderung der EU profitieren. Insgesamt gab es in diesem Zeitraum Beteiligungen an EU-geförderten Forschungsprojekten (Bild 1), mit denen Mittel in Höhe von 273 Mio. ECU (ca. 532 Mio. DM) eingeworben werden konnten. 350 Bild 1: Beteiligungen an EU-Forschungsprojekten (Zuordnung nach Jahr des Projektbeginns) Anzahl Jahr Allein im vierten Forschungsrahmenprogramm der EU von 1994 bis 1998 erhielten niedersächsische Forscher etwa 139 Mio. ECU (ca. 270 Mio. DM). Die Mittel verteilten sich dabei zu je einem Drittel auf Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen. Damit ist die Teilnahme des Bundeslandes stärker durch Hochschulen und Forschungseinrichtungen geprägt, als dies bundesweit der Fall ist. (Bild 2) 1
3 Bild 2: Kleine und mittelgroße Unternehmen 13% Viertes Forschungsrahmenprogramm ( ): 138,5 Mio ECU für niedersächsische Einrichtungen Hochschulen 32% Großunternehmen 20% Sonstige 1% Forschungseinrichtungen 34% Inhaltlich konzentrierte sich die Beteiligung im vierten Forschungsrahmenprogramm mit 36 Mio. ECU eingeworbener Mittel auf das Programm "Industrie- und Werkstofftechnologien", gefolgt von den "Informationstechnologien" mit 18 Mio. ECU und den "Nichtnuklearen Energien" mit 17 Mio. ECU. Bereiche, in denen gegenüber dem dritten Forschungsrahmenprogramm ( ) ein starker Zuwachs zu verzeichnen war, sind die Programme "Kommunikationstechnologien", "Normung, Mess- und Prüfverfahren", "Biotechnologie", "Biomedizin" sowie "Sicherheit bei der Kernspaltung" (Tabelle 1). Tabelle 1: viertes Forschungsrahmenprogramm ( ) Förderschwerpunkt Mio. ECU Informationstechnologien 17,55 Kommunikationstechnologien 9,31 Telematikanwendungen 6,01 Industrie- und Werkstofftechnologien 35,69 Normung, Mess- und Prüfverfahren 3,79 Umwelttechnologien 3,63 Biotechnologie 9,17 Biomedizin 5,51 Agrarforschung 9,44 Sicherheit bei der Kernspaltung 5,28 Nichtnukleare Energien 17,23 Sonstige 15,92 Gesamt 138,53 2
4 Niedersächsische Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Unternehmen zusammengenommen konnten sieben Prozent aller Mittel einwerben, die im vierten Forschungsrahmenprogramm nach Deutschland flossen. Damit partizipierte das Land entsprechend seines Anteils an den bundesweit Beschäftigten in Forschung und Entwicklung, der ebenfalls bei ca. sieben Prozent lag (Tabelle 2). Relativ betrachtet waren die Aktivitäten des Landes in den Programmen für "Agrarforschung" und "Nichtnukleare Energien" für die bundesdeutsche Beteiligung besonders bedeutend: Niedersachsen vereinte ein Drittel der EU-Mittel für deutsche Forscher aus dem Programm "Agrarforschung" auf sich; bei den "Nichtnuklearen Energien" betrug der Anteil ein Fünftel. Defizite der niedersächsischen Beteiligung zeigen sich hingegen in den Programmen "Informationstechnologien", "Umwelttechnologien" und "Telematikanwendungen". Tabelle 2: Niedersächsische und bundesweite Beteiligung am vierten Forschungsrahmenprogramm ( ) Bund Niedersachsen Förderschwerpunkt Mio. ECU Mio. ECU Anteil an Bund (%) Informationstechnologien ,55 3,6 Kommunikationstechnologien 123 9,31 7,6 Telematikanwendungen 117 6,01 5,1 Umwelttechnologien 81 3,63 4,5 Industrie- u. Werkstofftechnologien ,69 10,8 Biotechnologie 105 9,17 8,7 Agrarforschung 28 9,44 33,7 Sicherheit bei der Kernspaltung 35 5,28 15,1 Nichtnukleare Energien 94 17,23 18,3 Sonstige ,22 4,4 Gesamt ,53 7,0 Neben den Forschungsprogrammen partizipierte Niedersachsen auch an den Bildungsprogrammen der EU. Die Darstellung beschränkt sich hier auf die Beteiligungen der Hochschulen des Landes. Diese erhielten in den akademischen Jahren 1997/98 und 1998/99 für Maßnahmen zur Mobilitätsförderung von Studierenden und Wissenschaftler etwa 3,1 Mio. ECU (ca. 6 Mio. DM) aus dem Programm "SOKRATES" (Tabelle 3). 3
5 Tabelle 3: SOKRATES-ERASMUS an niedersächsischen Hochschulen - Bewilligte Mittel in Mio. ECU - akademisches Jahr 1997/ /99 Mittel zur Einführung der europäischen Dimension an Hochschulen 0,4 0,5 Mittel für Mobilitätsstipendien 1,0 1,2 Gesamt 1,4 1,7 Sehr aktiv waren die Hochschulen im Programm "TEMPUS", welches der Kooperation mit den Staaten Mittel- und Osteuropas und der ehemaligen Sowjetunion dient. Gemessen an der Zahl ihrer Projektbeteiligungen im akademischen Jahr 1998/99 hatten niedersächsische Hochschulen den dritten Rangplatz unter den Hochschulen aller Bundesländer. Das finanzielle Volumen der in den akademischen Jahren 1994/95 bis 1998/99 koordinierten "TEMPUS"-Projekte umfasste 7,8 Mio. ECU. Nutznießer der Mittel waren allerdings überwiegend Partner in den Zielländern des Programms. Für Austauschmaßnahmen mit der Wirtschaft und Pilotprojekte im Programm "LEONARDO da VINCI" warben die niedersächsischen Hochschulen zwischen 1995 und 1998 Mittel in Höhe von 2,4 Mio. ECU ein. Besonders bedeutend war hier die Vermittlung von Betriebspraktika für Studenten, die allein mit 1,8 Mio. ECU unterstützt wurde. Einen weiteren Schwerpunkt der Untersuchung bildet die Analyse der Kooperation Hochschule - Wirtschaft in EU-Forschungsprojekten. Hier konnte festgestellt werden, dass niedersächsische Hochschulen eine bedeutende Rolle als Initiativgeber für die europäische Zusammenarbeit spielen. Sie nutzen hauptsächlich bestehende Netzwerke zu Unternehmen, um eine Forschungskooperation einzuleiten. Auch wenig forschungsintensive mittelständische Projektpartner werden schon im Vorfeld durch informelle Kontakte zu Wissenschaftlern für technischen Problemlösungsbedarf sensibilisiert. Ebenso hat sich gezeigt, dass die Hochschulen teilweise intensiv für Hilfestellungen bei der Projektabwicklung durch mittelständische Unternehmen in Anspruch genommen werden. Davon sind auch tiefergehende unternehmerische Interessen berührt, wie z.b. Schutzrechte oder die Ermittlung von Kosten. Bei der mittelstandsorientierten Forschungsförderung der EU wurde deutlich, dass eine eigenständige Formulierung technischer Probleme und Suche geeigneter Projektpartner durch die Unternehmen kaum erfolgt. Damit bestehen Widersprüche zur Förderabsicht der EU. Darüber hinaus zeigen die Unternehmen, trotz der Internationalität der Konsortien, die Neigung, beson- 4
6 ders eng mit Partnern in regionaler Nähe zu kooperieren. Hieraus lässt sich ein latenter Bedarf für eine Förderung der Projekte auf Landes- oder Bundesebene ableiten. Die Empfehlungen der Studie richten sich an die Hochschulpolitik und EU-spezifische Beratungseinrichtungen. Sie bestehen darin, zur Anbahnung von Kooperationen in EU- Forschungsprojekten eine langfristige Strategie zu verfolgen. Dazu sollten bereits bestehende Netzwerke zwischen Hochschulen und KMU identifiziert werden, die für eine Förderung durch die EU-Forschungsprogramme in Frage kommen. Geeignete Veranstaltungen, welche die Kontaktpflege und anbahnung erleichtern, sind kombinierte Informations- und Kooperationsbörsen für Teilnehmer aus Wissenschaft und Wirtschaft. Um sie zu realisieren, ist eine intensive Kooperation EU-spezifischer Beratungseinrichtungen und anderer, nicht EU-spezifischer Netzwerke (z.b. BioregioN), notwendig. Zur Entlastung der Hochschulinstitute wird empfohlen, die administrative Koordination mittelstandsorientierter EU-Forschungsprojekte über eine hochschulnahe Einrichtung (z.b. Innovations-GmbH) abzuwickeln. Darüber hinaus sollte eine aktive Kommunikationspolitik betrieben werden, die Hochschulen als europäische Forschungsdienstleister für Unternehmen darstellt. 5
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