Susanne Kilian Dipl.-Soz.päd. FH systemische Familientherapeutin

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1 Susanne Kilian Dipl.-Soz.päd. FH systemische Familientherapeutin

2 Beratung für Familien mit einem psychisch erkrankten Elternteil Psychiatrische Institutsambulanz Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II am Bezirkskrankenhaus Günzburg Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Thomas Becker Kontakt Susanne Kilian Tel: 08221/ Ludwig-Heilmeyer-Str Günzburg

3 Es ist nicht nur schlimm, dass die Kinder tot sind. Am schlimmsten finde ich es, dass die Mütter nicht zur Verantwortung gezogen werden und lebenslänglich hinter Gittern verschwinden. Laufend sind sie nur psychisch krank. Wer stellt denn das fest, dass die ganzen Kindermörder psychisch krank sind? Josefine

4 Problemübersicht Im Verlauf eines Jahres begeben sich ca. 1,6 Millionen Menschen in psychiatrische Behandlung. Ca. 30% der Kinder in kinder- und jugendpsychiatrischer Behandlung haben psychisch kranke Eltern. 20 % der erkrankten Eltern haben selbst erkrankte Eltern. Es gibt kaum Zahlen darüber, wie hoch der Anteil der Eltern bei den Patienten der Erwachsenenpsychiatrie ist, wie viele Erkrankte mit ihren Kindern gemeinsam in einem Haushalt leben.

5 Berücksichtigung der Elternrolle in der Erwachsenenpsychiatrie 12% der Patienten gaben an, nicht nach ihren Kindern gefragt worden zu sein. 37% gaben an, dass sich die Ärzte nicht nach der Versorgung der Kinder erkundigt haben. 55% gaben an, dass sie empfohlene oder begonnene stationäre Maßnahmen aus Sorge um die Kinder abgebrochen oder nicht angetreten haben. N=104 Kölch et al., 2008

6 Von psychischer Erkrankung der Eltern betroffene Kinder Kinder, deren Eltern an einer Angststörung leiden Kinder, deren Eltern drogen-, alkoholoder medikamentenabhängig sind Kinder, deren Eltern unter Schizophrenie leiden Kinder, deren Eltern eine affektive Störung haben Hochrechnung Mattejat 2007

7 Risiko einer Verhaltensauffälligkeit oder Erkrankung der Kinder bei depressiven Eltern 2-3-fach erhöhtes Risiko einer affektiven Erkrankung, 6- mal höher für eine schwere Depression (Downey & Coyne 1990) Beide Eltern depressiv erkrankt: 70 % hohes Risiko selbst mindestens einmal im Leben zu erkranken. (Robins & Regier 1991) Folgen der depressiven Erkrankung für die Kinder scheinen nicht so gravierend, wie z.b. bei Schizophrenie oder Suchterkrankung. (Lenz 2000)

8 Spektrum der psychischen Störungen bei Kindern eines Elternteils mit depressiver Erkrankung Aufmerksamkeits- und Denkstörungen Sprachschwierigkeiten, gestörte Affektregulation und Bindungsstörungen Depressionssymptomatik Angst- und Panikstörungen, Suizidversuche gestörtes Selbstkonzept, negativer Attributionsstil Drogenmissbrauch, Essstörungen Gelfand & Teti 2003; Remschmidt, H, Mattejat 1994, Schubert 2003, Ross R, Compagnon 2001, Beardslee et al. 1998; Andrews et al. 1990

9 Ursachen der erhöhten Vulnerabilität Genetische Disposition Eingeschränkte Mutter-Kind-Interaktion: Weniger Interesse und emotionale Beteiligung im Umgang mit den Kindern Äußern von negativen Gefühlen und Feindseligkeiten gegenüber den Kindern im Vgl. zur Kontrollgruppe gesunder Mütter Eher passives Verhalten Eingeengtes kommunikatives Repertoire (Cohn et al., 1990; Field et al. 1990)

10 Ursachen der erhöhten Vulnerabilität Belastungen aus dem sozialen Umfeld (Partnerschaftskonflikte, Isolation etc.) Depressiver Erziehungsstil: Häufiger inkonsequent Weniger elterliche Unterstützung Erleben sich als wenig kompetente Eltern Beschreiben ihre Kinder als auffällig und schwierig, obwohl dies nicht der Fall ist (Downey & Coyne1990)

11 Kinder psychotischer Eltern Kinder zeigen vermeidendes, ängstliches Bindungsverhalten (Mattejat 1994) Einbeziehung in wahnhafte Denkweisen Misstrauen gegenüber Außenwelt Schwierigkeiten, sich gegen die Eltern abzugrenzen Instabile Beziehung Mitunter können psychotische Menschen Beziehungen nicht mehr gestalten (Auf sich selbst fokussiert).

12 Spektrum der psychischen Störungen bei Kindern eines Elternteils mit schizophrener Erkrankung Aufmerksamkeits- Informationsverarbeitungs- und Denkstörungen, Hyperaktivität Eingeschränktes Sprachvermögen und Erinnerungsfähigkeit Instabiles Verhalten wie Überempfindlichkeit, leichte Erregbarkeit, Ängstlichkeit und geringe Frustrationstoleranz, soziales Rückzugsverhalten Im jungen Erwachsenenalter gehäuft auch depressive Störungen, Angsterkrankungen, Essstörungen, Drogenmissbrauch Bohus 1998, Remschmidt-Mattejat 1994, Cornblatt B, Erlenmeyer-Kimling 1984, Davolos 2004, Schubert 2003

13 Borderline - Mütter Unsichere Bindung der Kinder an eine emotional instabile Mutter Ich weiß nie, was mich erwartet. Permanente Unsicherheit. Unbeständigkeit, Unberechenbarkeit und übermäßige Intensität Double-Bind-Botschaften Angst, wenn sie die Selbstverletzung bemerken, die Mutter könnte sich umbringen. Kinder leben zwischen Mitleid und Angst. Borderline-Mütter und ihre Kinder, Lawson 2006

14 Weitere Erkrankungen Angsterkrankung Phobie Hypochondrie Hysterie Zwänge Alkoholabhängigkeit Medikamentenabhängigkeit Abhängigkeit von illegalen Drogen

15 Suizid und Elternschaft psychisch kranker Menschen % 17 33% Familien gesamt Suizidversuche Statistik FIPS 2006/2007

16 Mögliche Folgen der Erkrankung für die Kinder Desorientierung Schuldgefühle Tabuisierung(Kommunikationsverbot) Isolierung Betreuungsdefizit Parentifizierung Loyalitätskonflikte Mattejat 2001; Schone/Wagenblass 2002

17 Kooperationen Jugendhilfe: Können die Eltern das Kind noch erziehen? Psychiatrie: Können die Eltern unterstützt werden?

18 Kinderund Jugendpsychiatrie Hohe Sensibilität, frühzeitiges Erkennen von Auffälligkeiten Möglichkeiten zu präventiven Angeboten kein Kontakt zu den Kindern vor der Erkrankung

19 Spezifische Hilfeangebote Jugendhilfe Mangelndes Wissen über den Umgang mit psychisch erkrankten Personen geringe Inanspruchnahme

20 Erwachsenen -psychiatrie Kinder bislang kaum thematisiert, bzw. Gefahr der Parentifizierung (Niederschwellige) Angebote der Jugendhilfe kaum bekannt bereits bestehender Kontakt zu den Eltern

21 Welchen Nutzen hat die Jugendhilfe? Kooperation mit der Psychiatrie Erziehungsfähigkeit wird beachtet Motivation der Eltern zur Kooperation mit dem Jugendamt Beratung und Familientherapie, Überbrückung der Zeit bis zum Einsetzen der Hilfen Dauerhaftere Unterstützung durch die Psychiatrie Mehr Sicherheit im Umgang mit den erkrankten Eltern Prävention

22 Wie unterstützt das Angebot der Erwachsenenpsychiatrie die Familien? Entlastung der Eltern, Verringerung der Schuldgefühle, möglicher positiver Effekt auf den Krankheitsverlauf. Entlastung der erkrankten Eltern durch Vermittlung von Hilfen und Lösungsmöglichkeiten. Information über weitere Lebensumstände, bessere Nutzung von Ressourcen. Vernetzung und Kooperation mit der Jugendhilfe einfachere Kommunikation. Unterstützung bei längerfristigen Prozessen der Antragsstellung, Nachhaltigkeit. Entstigmatisierung.

23 Für die Klienten von ist wichtig: Information über Hilfsmöglichkeiten (kein aktives Hilfesuchverhalten) Hausbesuche und Entlastung durch die Begleitung Ausführliche Analyse unter Einbeziehung des gesamten Helfersystems, der Familie und Lebensumstände gab für die Klienten häufig einen Perspektivenwechsel und Neubewertung der Situation Entlastung durch die Gespräche Die Professionalität in allen Bereichen (Kinder, psychische Erkrankung, therapeutische Erfahrung) Silvia Krumm et al. 2008

24 Vermittlung von Hilfen Kontaktaufnahme zum Jugendamt Kinder- und Jugendpsychiatrie (Diagnostik) Kontakt zur Schule und Kindergarten Kontaktaufnahme mit behandelndem Arzt psychiatrische Behandlung Einzeltherapie für die Kinder Erziehungsberatung, Ehe- bzw. Paarberatung Sozialpsychiatrischer Dienst Psychosoziale Beratungsstellen, z.b. Schuldnerberatung

25 Was ist wichtig? Manche Patienten kommen erst später, lange nach einem unverbindlichem Erstkontakt Persönliche Kontakte Empathie Genau hinschauen Rückhalt durch die Stellenleitung Problematik Schnittstelle Umdenken von Mitarbeitern der Erwachsenenpsychiatrie

26 Kindergruppe der Psychologischen Beratungsstelle in Günzburg Katholische Jugendfürsorge Augsburg Leitung durch Herrn Geis, Diplom-Psychologe 2-wöchentlich, Freitagnachmittag für 2-3 Stunden Für ein halbes Jahr konzipiert Wechsel zwischen Gesprächen und Freizeitangeboten Altersgruppe von 9-15 Jahren Zielsetzung: Persönliche Situation, gemeinsames Erleben

27 Kriterien für die Belastungen der Eltern Schuldgefühle Fähigkeit, Veränderungen auszuhalten Welche Unterstützung haben die Eltern Hilfe für die nicht von psychischer Erkrankung betroffenen Elternteile Krankheitsbewältigung, Stigmatisierungen Diagnose Partnerschaften, Trennungssituationen Allgemeine Lebenssituation, Beruf, soziale Stellung, Kontakte

28 Kriterien für die Belastungen der Kinder Alter der Kinder bei Ausbruch der Erkrankung Unterschiedliche Wahrnehmungen bei den Geschwistern Alterstypische Beschäftigungen Wie sicher ist die eigene Existenz (andere Familienangehörige, Pflegefamilie etc.) Können die Kinder sich ein eigenes Leben aufbauen? Welche Faktoren spielen in der Familie noch eine Rolle (Streit, Alkohol, etc.) Krankheitseinsicht und Behandlungseinwilligung

29 Resiliente Kinder psychisch kranker Eltern... nehmen Aspekte der psychischen Erkrankung des Elternteils wahr und beurteilen sie. sind fähig, eigene Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen, sowie Erfahrungen mitzuteilen. können sich von der emotionalen Erfahrung des Elternteils abgrenzen, führen eigenes Leben. fühlen sich nicht schuldig an der Situation. können auf andere signifikante Bezugspersonen zurückgreifen. besitzen außerhäusliche Ressourcen und Aktivitäten. Pölkki et al. 2004, Beardslee & Podorefsky 1988

30 Wie gehen wir mit den Kindern um? Schweigepflicht: Selbstverpflichtung? Loyalitäten Tabuisierung- Kommunikationsverbot Wut Isolation Wertschätzung der Eltern, Ressourcen Soziale Fertigkeiten Wie parteilich sind wir? Für wen? Aufträge Sucht

31 Der Geist der Geometrie 1936/37 Henri Matisse

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36 Wenn deine Mutter oder dein Vater in psychiatrische Behandlung muss...mit wem kannst du dann eigentlich reden? Informationen für Kinder zwischen 8 und 12 Jahren (inkl. 2 Begleitblätter für Eltern und BetreuerInnen)

37 Wenn deine Mutter oder dein Vater psychische Probleme hat... Informationen für Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren Bestellnummer: 6522, Kosten: 2,- Euro

38 Wenn eine Mutter oder ein Vater psychische Probleme hat... Wie geht es dann den Kindern? Informationen für betroffene Eltern Bestellnummer: 6522, Kosten: 2,- Euro Alle 3 Broschüren als Satz: 4,- Euro

39 Film: Tatoo Mum

40 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit Susanne Kilian