Räumliche Muster der innerdeutschen Wanderungen von und nach Stuttgart: Wanderungsgewinne vor allem aus Baden-Württemberg
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- Wilhelm Schuster
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1 Kurzberichte Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 2/2014 Räumliche Muster der innerdeutschen Wanderungen von und nach Stuttgart: vor allem aus Ansgar Schmitz-Veltin 64 Von wenigen Ausnahmen abgesehen verzeichnet Stuttgart seit Ende der 1990er-Jahre. Insgesamt wanderten zwischen 1999 und 2012 im Saldo über Menschen mehr nach Stuttgart als im gleichen Zeitraum fortzogen. Insbesondere die Zuwanderung aus anderen Regionen Deutschlands beschert Stuttgart seit über zehn Jahren einen konstanten Wanderungsgewinn. Während die Wanderungsbilanz mit dem Ausland zwischenzeitlich negativ war und dann in den Jahren 2011 und 2012 sehr positiv ausfiel, ist die innerdeutsche Zuwanderung eine verlässliche Größe: Seit 2006 schwankt der jährliche Saldo zwischen und Personen pro Jahr (vgl. Abbildung 1). Dennoch kann die positive Wanderungsentwicklung nicht darüber hinwegtäuschen, dass Stuttgart an einige Regionen und Städte in Deutschland kontinuierlich Einwohner verliert. Denn nicht von überall her verzeichnet Stuttgart, vor allem die anderen Großstädte scheinen für die Stuttgarter Einwohner attraktiver zu sein. Der vorliegende Beitrag stellt die räumlichen Muster der innerdeutschen Wanderungen von und nach Stuttgart sowie deren Veränderungen seit 2000 dar. Räumliche Muster der Wanderungen zwischen Stuttgart und den Kreisen Deutschlands Seit dem Jahr 2000 profitiert Stuttgart von innerdeutschen Wanderungen. Zwischen 2000 und 2012 lag der Saldo aus Zu- und Fortzügen in der Summe bei über Allerdings zeigen sich innerhalb Deutschlands uneinheitliche Muster. Die Karten 1 bis 3 zeigen den Wanderungssaldo Stuttgarts mit den Kreisen innerhalb Deutschlands zu drei Zeiträumen: Um das Jahr 2010 (Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2012), um das Jahr 2005 (Durchschnitt der Jahre 2003 bis 2007) sowie um das Jahr 2000 (Durchschnitt der Jahre 1998 bis 2002). Dabei ergeben sich sowohl vergleichsweise stabile Muster als auch charakteristische Veränderungen: Abbildung 1: Entwicklung des Wanderungssaldos in Stuttgart nach Herkunfts-/Zielgebiet Personen Innerhalb Deutschlands (3-Jahres-Mittel) 01 Ausland (3-Jahres-Mittel) Saldo positiv Saldo negativ Anhaltende Suburbanisierung in die Region Nach wie vor verliert Stuttgart im Rahmen der Suburbanisierung Einwohner an das direkte Umland. Zwar haben sich die stadtregionalen Wanderungsmuster im Zuge der Diskussion um die Wiederentdeckung städtischen Wohnens seit dem Jahr 2000 deutlich geändert. Dies äußert sich jedoch vor allem darin, dass der Bereich, der von Stadt- Umland-Wanderungen aus Stuttgart profitiert, kleiner und die Wanderungsdistanzen kürzer geworden sind (vgl. Schmitz-Veltin 2012). Die Wanderungsverluste an die direkten Nachbarkreise halten weiter an. Zwischen 2000 und 2012 verlor Stuttgart im Saldo rund Einwohner an die Region, aktuell profitieren die Kreise Böblingen, Esslingen, Ludwigsburg sowie der Rems-Murr-Kreis von anhaltend hohen n aus Stuttgart. 2. als Reservoir an Zuwanderern In dem Maße, in dem Stuttgart Einwohner an sein direktes Umland verliert, gewinnt es diese aus den übrigen Kreisen des Landes hinzu. In den Jahren 2000 bis 2012 glichen die aus den übrigen Kreisen s die Wanderungsverluste an das direkte Umland im Saldo aus. Aktuell werden die höchsten mit den Kreisen des weiteren Umlandes realisiert, die um das Jahr 2000 teilweise noch von der Suburbanisierung aus Stuttgart profitierten (Landkreis Göppingen, Landkreis Calw). Insgesamt kann für die betrachteten zwölf Jahre festgestellt werden, dass die Wanderungen aus dem Bundesland zu Beginn der Zeitspanne nicht ausreichten, um die Wanderungsverluste in das direkte Umland zu kompensieren. Inzwischen
2 ziehen jedoch aus dem weiteren Umland und aus den übrigen Kreisen des Bundeslandes deutlich mehr Menschen nach Stuttgart zu als in das Umland fortziehen. Die Wanderungsverluste an das Umland werden mehr als ausgeglichen. Karte 1: Wanderungsbilanz der Kreise Deutschlands mit Stuttgart um das Jahr 2010 Zwischen 2000 und 2010 hat die Zuwanderung aus insgesamt deutlich zugenommen (vgl. Abbildung 2). Gleichzeitig bleibt der Einzugsbereich der Zuziehenden weitgehend auf das Bundesland begrenzt. Um das Jahr 2010 wurden mit allen Kreisen außerhalb des direkten Umlandes deutliche erzielt. Von außerhalb des Bundeslandes nimmt der Wanderungsgewinn mit Ausnahme von Würzburg und Neu-Ulm unmittelbar an der Landesgrenze ab. Die starke Fokussierung auf das Bundesland äußert sich auch in der Tatsache, dass über die Hälfte der Stuttgarter Einwohner innerhalb von geboren wurde (Haußmann 2011). 3. aus den neuen n lassen nach Noch um 2005 verzeichnete Stuttgart aus den meisten Kreisen Ostdeutschlands. Insbesondere aus den kreisfreien Städten in, -Anhalt und zogen mehr Menschen nach Stuttgart als umgekehrt. Inzwischen haben die aus den ostdeutschen n jedoch merklich nachgelassen. Um das Jahr 2010 wurden mit nur noch einem ostdeutschen Kreis von durchschnittlich mehr als 20 Personen pro Jahr erreicht: Magdeburg. Damit spiegelt sich in Stuttgart die in jüngster Zeit positivere Einwohnerentwicklung verschiedener ostdeutscher Städte wider, die insbesondere bei jungen Erwachsenen Einwohner hinzugewinnen (Schmidt 2012). Dennoch werden noch immer leichte mit allen ostdeutschen Flächenländern erzielt, wobei die meisten Zuwanderer aus, -Anhalt und kommen. Düsseldorf Köln FR Wanderungssalden um 2010 (Durchschnitt 2008 bis 2012) Frankfurt MA KA 4. Zuwanderung aus den westdeutschen Flächenländern insgesamt konstant Mit den meisten westdeutschen Flächenländern verzeichnet Stuttgart anhaltende. Diese haben sich seit Beginn der 2000er- Jahre teilweise noch verstärkt. Insbesondere aus und ziehen inzwischen mehr Menschen nach Stuttgart als vor zehn Jahren. Der Wanderungssaldo mit LB ES WN UL -Anhalt München lag um das Jahr 2000 sogar noch im negativen Bereich, während aktuell mehr Menschen aus nach Stuttgart ziehen als umgekehrt. Die höchsten aus werden mit Kreisen im Norden und der Mitte des Bundeslandes sowie entlang der ischen Landesgrenze erzielt. Ähnlich wie in den ostdeutschen n zeigt sich auch in eine Verschiebung in der räumlichen 65
3 Kurzberichte Struktur. Um 2000 wurden fast ausschließlich mit den kreisfreien Städten erzielt, während die von der Zuwanderung aus Stuttgart profitierten. Zehn Jahre später hat sich die Situation beinahe umgekehrt. Von der Region München und Ausnahmen (z. B. Augsburg, Nürnberg) abgesehen ist die Stuttgarter Wanderungsbilanz vor allem mit bayerischen n positiv. Statistik und Informationsmanagement, Monatsheft 2/2014 Karte 2: Wanderungsbilanz der Kreise Deutschlands mit Stuttgart um das Jahr Anhalt 5. Anhaltende Abwanderung in die Metropolen und Großstädte 66 Während Stuttgart von n aus den meisten Kreisen Deutschlands profitiert, verliert es Einwohner in die großen Metropolen:,, München, Köln, Frankfurt und Düsseldorf profitieren von der Zuwanderung aus Stuttgart. Im betrachteten Zeitraum stellt sich dieses Muster als vergleichsweise stabil heraus, denn in den vergangenen Jahren zogen jeweils rund 700 Menschen mehr von Stuttgart aus in diese Städte als umgekehrt. Dabei werden die höchsten Wanderungsverluste mit München verzeichnet, gefolgt von und (vgl. Tabelle 1). Auffällig ist, dass Stuttgart an alle deutschen Städte mit einer höheren Einwohnerzahl im Saldo Einwohner verliert. Wanderungssalden um 2005 (Durchschnitt 2003 bis 2007) Karte 3: Wanderungsbilanz der Kreise Deutschlands mit Stuttgart um das Jahr 2000 Dabei konzentrieren sich die Fortziehenden zunehmend auf die Kernstädte der Ballungszentren. Während um das Jahr 2000 auch die Umlandgemeinden von, München, Köln und Frankfurt von der Zuwanderung aus Stuttgart profitierten, erzielt Stuttgart inzwischen nur noch mit den Kernstädten negative Wanderungssalden. Lediglich mit einigen Kreisen der Region München (vor allem die München, Starnberg und Fürstenfeldbruck) wurden um das Jahr 2010 weiterhin negative Wanderungsbilanzen verzeichnet. Dies kann darauf zurückgeführt werden, dass die Konzentrationsprozesse zugunsten der Kernstädte inzwischen in den meisten Agglomerationen zu beobachten sind und Wanderungen stärker zwischen den Zentren stattfinden. -Anhalt Wanderungssalden um 2000 (Durchschnitt 1998 bis 2002)
4 Tabelle 1: Zu-, Fortzüge und Wanderungssalden zwischen Stuttgart und ausgewählten Städten um das Jahr 2000 (Durchschnitt der Jahre 1998 bis 2002) und 2010 (Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2012) Stadt München Köln Frankfurt/Main Düsseldorf Um 2000 Um 2010 Zuzug Fortzug Saldo Zuzug Fortzug Saldo Abbildung 2: Entwicklung der Wanderungsbilanzen mit Stuttgart um 2000, 2005 und 2010 nach n Personen Zunehmende Abnehmende Anhaltende, leichte Anhaltende Wanderungsverluste Saldo um 2000 Saldo um 2005 Saldo um BW BY NW RP HE MV TH ST NI SN HB SL SH HH BE BW BY NW RP HE MV TH ST -Anhalt NI SN HB SL SH HH BE
5 Modell der innerdeutschen Wanderungen von und nach Stuttgart Abbildung 3: Modell der innerdeutschen Wanderungen von und nach Stuttgart um 2000 und um 2010 im Vergleich 68 Übriges Baden-Württ. Weiteres Umland Stuttgart Direktes Umland um 2000 um 2010 Innerhalb der vergangenen zehn Jahre haben sich die räumlichen Muster der Wanderungen von und nach Stuttgart einerseits grundlegend verändert: Im Zuge eines robusten Angebots von Arbeits- und Ausbildungsplätzen sowie einer deutlich gestiegenen Zahl an Studienplätzen von rund im Jahr 2000 auf über im Jahr 2012 nahm die Zuwanderung aus einigen westdeutschen n zu. Um das Jahr 2010 wurden mit allen deutschen Flächenländern Wanderungsüberschüsse erzielt, während Stuttgart zehn Jahre zuvor noch negative Wanderungssalden mit und aufwies. Gleichzeitig haben die aus den ostdeutschen n nachgelassen, so dass insgesamt von einer Angleichung der Wanderungsverflechtungen Stuttgarts mit den ostund westdeutschen Flächenländern gesprochen werden kann. Grundlegend gewandelt haben sich die Wanderungsmuster zwischen Stuttgart und seinem weiteren Umland. Während die Stadt um das Jahr 2000 noch Einwohner an einige ländliche Kreise des weiteren Umlandes verlor, werden heute durchweg positive Wanderungssalden verzeichnet, was vor allem auf die veränderte Altersstruktur im weiteren Umland zurückzuführen ist (Schmitz-Veltin 2012). Teilweise zeigen sich die räumlichen Muster der Wanderungen von und Deutschland (West) Großstädte Deutschland (Ost) Wanderungsverluste nach Stuttgart aber auch stabil: Die Abwanderungen in die direkten Umlandkreise einerseits und in die Kernstädte der westdeutschen Ballungszentren sowie nach andererseits halten mehr oder weniger unverändert an. Literaturverzeichnis: Haußmann, Michael (2011): Fast die Hälfte der Stuttgarter/-innen stammt nicht aus. In: Statistik und Informationsmanagement 70, Monatsheft 8, S Schmidt, Ruth (2012): Woher? Wohin? Zu- und Wegzüge 2011 in Chemnitz, Dresden und Leipzig. In: Statistischer Quartalsbericht der Stadt Leipzig III/2012, S Schmitz-Veltin, Ansgar (2012): Bevölkerungsdynamik und Wanderungen in der Stadtregion Stuttgart Von der Sub- zur Reurbanisierung? In: Statistik und Informationsmanagement 71, Monatsheft 4, S
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