Ulrike Welte SSK-Notfallausschuss Hamburg
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- Karsten Keller
- vor 7 Jahren
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Transkript
1 Ulrike Welte SSK-Notfallausschuss Hamburg Bild: Muro2011 zum KKW Neckarwestheim;
2 Zur Erinnerung an den Unfall vor drei Jahren Bild: TEPCO
3 Besondere Merkmale dieses Reaktorunfalls sehr hohe und langandauernde Freisetzung radioaktiver Stoffe aus mehreren Quellen (in die Atmosphäre ca. 3 Wochen; mit dem Wasser mehr als 1 Monat; Probleme bis heute) Schwere Zerstörungen der Infrastruktur durch Erdbeben und Tsunami behinderten den internen und externen Notfallschutz
4 Der Unfall in Japan hat gezeigt: Mit Reaktorunfällen muss unabhängig von der berechneten Eintrittswahrscheinlichkeit gerechnet werden! Trotz hoher Sicherheitsanforderungen kommt es auch in technisch hochentwickelten Staaten- zu schweren Reaktorunfällen! Fakten: In den letzten 35 Jahren kam es zu mehreren schwerwiegenden Reaktorunfällen (Three Mile Island 1979; Tschernobyl 1986; Fukushima 2011) Erklärung der WNA (World Nuclear Association) in 2011: Nukleare Unfälle finden statt: auch wenn wir uns um einen perfekten Betrieb der Anlagen bemühen, können wir niemals darauf vertrauen, dass wir absolut erfolgreich sind. Und wir können nicht erwarten, dass die Bevölkerung es glaubt, dass wir erfolgreich sind. Wir müssen einräumen, dass Menschen Fehler machen, individuell und auch kollektiv.
5 Was bedeutet diese Erkenntnis für den Notfallschutz in Deutschland? Die (konkrete) Planung des Notfallschutzes soll sich künftig auch auf Auswirkungen von Unfällen der INES Stufe 7 erstrecken. Als Grundlage für die Planung wurden untersuchte Unfälle aus deutschen Risikostudien als neue Referenzszenarien für die Planung des Notfallschutzes ausgewählt.
6 Neue Referenzszenarien für den Notfallschutz Zitat aus der neuen SSK-Empfehlung zu Planungsgebieten im Notfallschutz: Die Festlegung des für die Notfallplanung zugrundeliegenden Unfallspektrums sollte sich nach Auffassung der SSK künftig stärker an den potenziellen Auswirkungen als an der berechneten Eintrittswahrscheinlichkeit von Unfällen orientieren. zum KKW Neckarwestheim;
7 Neue Freisetzungskategorien als Grundlage für die Planung des Notfallschutzes in Deutschland(Löffler et al. 2010) Name Art Freisetzung Iod-131 FKA Unbedecktes Dampferzeuger- Heizrohrleck Freisetzung Cäsium-137 Beginn der erheblichen Freisetzungen [Bq] [Bq] Stunden [h] nach Abschaltung des Reaktors berechnet Häufigkeit [10-7 /Jahr] 3, , ca. 21 2,1 FKI FKH FKF FKE Gefilterte Druckentlastung über den Kamin Gefilterte Druckentlastung über Dach Ungefilterte Druckentlastung über Dach Sumpfansaugrohrversagen 2, , ca. 57 8,8 2, , ca. 57 2,6 2, , ca. 57 2,1 1, , ca. 33 1,4
8 Zum Vergleich: Die Freisetzungen am Standort Fukushima: Name Art Freisetzung Iod-131 FKA Unbedecktes Dampferzeug er- Heizrohrleck Freisetzung Cäsium-137 Beginn der erheblichen Freisetzungen [Bq] [Bq] Stunden [h] nach Abschaltung des Reaktors 3, , ca. 21 Fukushima Ausfall der Kühlung in mehreren Reaktoren ca. 13 Quelle: GRS
9 Die neuen Referenzfreisetzungen verändern die Planung für Notfälle ; denn die von den Auswirkungen eines Unfalls der Stufe INES 7 betroffenen Gebiete können sehr groß sein. Fakten aus Fukushima: - Einschneidende Sofortmaßnahmen des Katastrophenschutzes (Evakuierung, dauerhafter Aufenthalt in Gebäuden) wurden in einer Entfernung bis über 30 km von der Anlage durchgeführt. - Berechnungen des Bundesamtes für Strahlenschutz für Standorte in Deutschland unter Annahme ähnlicher Freisetzungen ergaben vergleichbar große Gebiete für Evakuierungen.
10 Schlussfolgerungen für den Notfallschutz in Deutschland: Planungsgebiete für den externen Notfallschutz werden erweitert. (SSK-Empfehlung zu Planungsgebieten, veröffentlicht am ) Da mehrere Bundesländer betroffen sein können, müssen die Voraussetzungen für ein einheitliches Lagebild geschaffen werden. Gemeinsame Lagezentren sind eine wichtige Grundlage.
11 Schlussfolgerungen für den Notfallschutz in Deutschland: Noch intensiver als bisher sollen die Bundesländer die gegenseitige Unterstützung planen (u.a. beim Einsatz von Notfallstationen, bei der Durchführung von Messprogrammen, bei der Planung und Vorbereitung von Schutzmaßnahmen). Bei der Planung von Schutzmaßnahmen sollen sowohl kurzzeitige als auch lang andauernde Freisetzungen zugrunde gelegt werden.
12 Grundlage für die besondere Katastrophenschutzplanung für Deutsche KKW im Leistungsbetrieb Ausländische KKW, die besondere Planungen auf deutschem Gebiet erfordern
13 Ziele: - Schwerwiegende deterministische Effekte sind zu vermeiden. Schwerwiegende deterministische Effekte sind irreversible Erkrankungen, die schwere Beeinträchtigungen der Lebensqualität nach sich ziehen. - Das Risiko stochastischer Effekte, die z.b. Krebserkrankungen zur Folge haben, soll herabgesetzt und hinreichend begrenzt werden.
14 Ziele und Planungsgebiete: Die Planungsgebiete sind so zu bemessen, dass für das der Planung zugrunde gelegte Unfallspektrum die radiologischen Schutzziele erreicht werden können.
15 Methode: Ermittlung der Planungsgebiete auf der Basis von ca Simulationsrechnungen mit dem Programm RODOS durch BfS für drei KKW-Standorte (Unterweser, Grohnde, Philippsburg) und für 365 Unfälle bei den verschiedensten realen Wettersituationen eines Jahres. Bild: BfS
16 Alte und neue Planungsgebiete Zentralzone bis ca. 2 km Entfernung Mittelzone bis ca. 10 km Entfernung Außenzone bis ca. 25 km Entfernung Fernzone bis ca. 100 km Entfernung Zentralzone bis ca. 5 km Entfernung Mittelzone bis ca. 20 km Entfernung Außenzone bis ca. 100 km Entfernung Gesamtes Staatsgebiet zum KKW Neckarwestheim
17 Die neue Zentralzone: - Ausdehnung bis ca. 5 km Entfernung von der Anlage - Schutzmaßnahmen (360 Grad!) sind so vorzubereiten, dass sie möglichst vor Beginn der Freisetzung eingeleitet oder abgeschlossen werden können.
18 Die neue Zentralzone: - Evakuierung des gesamten Gebietes 6 Stunden nach Alarmierung der Behörden abgeschlossen! - Jodtabletten einnahmebereit ebenfalls nach 6 Stunden. Bevölkerung in diesem Planungsgebiet am Standort GKN: ca Personen
19 Planungsgebiete am Standort Neckarwestheim Zentralzone
20 Die neue Mittelzone: - Äußerer Abstand von der Anlage ca. 20 km - Maßnahmen können in Abhängigkeit von der Ausbreitungsrichtung durchgeführt werden.
21
22 Die neue Mittelzone: - Evakuierung 24 h nach Alarmierung abgeschlossen. - Jodtabletten einnahmebereit nach 12 h. Bevölkerung in diesem Planungsgebiet am Standort KKP: ca Personen.
23 Die neue Außenzone: - Äußere Begrenzung in ca. 100 km Abstand. - Planen von Maßnahmen zum Ermitteln der Radiologischen Lage.
24 Die neue Außenzone: - Jodblockade vorbereiten. - Ggf. Aufenthalt in Gebäuden und Warnung vor dem Verzehr von frisch geernteten Lebensmitteln.
25 Gesamtes Staatsgebiet: - Jodblockade für Kinder und Jugendliche und Schwangere vorbereiten. - Ermitteln der Radiologischen Lage und Maßnahmen nach dem Strahlenschutzvorsorgegesetz.
26 Weitere Arbeiten der SSK (Beispiele; Stand Juni 2014) - Alarmierungskriterien für Alarme durch die Betreiber von KKW ergänzt (veröffentlicht). - Radiologische Grundlagen an den neuesten Stand von Wissenschaft und Technik angepasst (veröffentlicht) - Rahmenempfehlungen für den Notfallschutz der Betreiber geändert und ergänzt. - Empfehlung für die Jodblockade in der Umgebung stillgelegter KKW erarbeitet. - Empfehlung für Planungsgebiete in der Umgebung stillgelegter KKW erarbeitet.
27 Weitere Arbeiten der SSK (Beispiele; Stand Juni 2014) - Empfehlung zur Verbesserung der Prognose und Ermittlung der Freisetzung radioaktiver Stoffe bei KKW-Unfällen wurde erarbeitet. - An einer Empfehlung zu Mess- und Probenahmeprogrammen in den Planungsgebieten wird gearbeitet. - An einer Empfehlung zur Weiterentwicklung des Notfallschutzes unter Berücksichtigung der Erfahrungen aus Fukushima wird gearbeitet.
28 Weitere Arbeiten der SSK (Beispiele; Stand Juni 2014) - An einer Empfehlung zur Weiterentwicklung des medizinischen Notfallschutzes wird gearbeitet. Die Arbeitsgruppen der Innenbehörden werden unterstützt zu den Themen: einheitliches Lagebild und Lagezentren, Notfallstationen, Evakuierung.
29 Herzlichen Dank für Ihr Interesse!
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