Konzept zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation. Michael Lorenz, Landesreferent Landesgeschäftsstelle Niedersachsen
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- Roland Brinkerhoff
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1 Konzept zur Entbürokratisierung der Pflegedokumentation Michael Lorenz, Landesreferent Landesgeschäftsstelle Niedersachsen
2 Vier Elemente des Strukturmodells 1. Strukturierte Informationssammlung/ Aushandlungsprozess 4. Evaluation 2. Individuelle Pflege- und Maßnahmenplanung 3. Pflegebericht mit Fokussierung auf Abweichungen 2 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
3 Headline, Arial, 32 Punkt, fett Headline zweite Zeile Bild- oder Grafiktitel: Arial, 18 Punkt, schwarz Bildtitel zweite Zeile Bildquelle: Arial, 12 Punkt, schwarz 3 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
4 Auszug aus den Empfehlungen für eine Grundstruktur der Pflegedokumentation im SGB XI Die Grundstruktur des Pflegeprozesses wird standardisiert und besteht aus vier Schritten Fünf (ambulant: sechs) wissenschaftsbasierte Themenfelder und Leitfragen sollen sicherstellen, nichts Wesentliches aus professioneller Sicht zu übersehen. Es wurde ein Verfahren zum rationalen Umgang mit der Risikoeinschätzung pflegesensitiver Themen (Evidenzorientierung) erprobt Die Maßnahmenplanung wird individuell auf das Handlungsleitende beschränkt (grundpflegerische Regelversorgung und Behandlungspflege) 4 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
5 Auszug aus den Empfehlungen für eine Grundstruktur der Pflegedokumentation im SGB XI Die Dokumentation der Behandlungspflege und Maßnahmen im Rahmen des Risikomanagements bleiben obligat. Einzelleistungsnachweise im stationären Sektor für tägliche Routinen entfallen (Grundpflege und Betreuung). Im ambulanten Bereich bleiben sie als Abrechnungsgrundlage bestehen. Im Pflegebericht wird nur noch die Abweichung von der grundpflegerischen Grundversorgung dokumentiert. Das Vorgehen ist durch festgelegte Verfahrensanweisungen des internen QM flankiert 5 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
6 Die Strukturierte Informationssammlung (SIS) Ausgangspunkt für die Individualität der Pflegeplanung ist Im Feld B die möglichst wortgetreue Wiedergabe der Antwort auf die Eingangsfrage an die pflegebedürftige Person. Ich komme Zuhause nicht mehr zurecht, meine Kinder sind weit weg. Ich schaffe es ja nicht mal mehr, regelmäßig zu essen und mich allein überall zu waschen. Nicht: Kunde benötigt Hilfe bei der Grundpflege 6 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
7 Die Strukturierte Informationssammlung (SIS) Danach werden, die weiteren gewonnenen Erkenntnisse (C) (durch das Erstgespräch oder aus dem Pflegeprozess) in sechs (stationär 5) wissenschaftsbasierten Themenbereichen von der Pflegefachkraft beschrieben und eingeschätzt. 1. Kognitive und kommunikative Fähigkeiten 2. Mobilität und Beweglichkeit 3. Krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen 4. Selbstversorgung 5. Leben in sozialen Beziehungen 6. (ambulant: + Haushaltsführung) 7 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
8 Bisher: Ganzheitlich/ aktivierend ATL AEDL ABEDL ADL 14 Abs. 4 SGB XI FUNKTIONAL: Waschen, Duschen, Baden, Zahnpflege, Kämmen, Rasieren, Darm- oder Blasenentleerung, mundgerechtes Zubereiten, Aufnahme der Nahrung, selbständiges Aufstehen und Zu-Bett- Gehen, An- und Auskleiden, Gehen, Stehen, Treppensteigen oder das Verlassen und Wiederaufsuchen der Wohnung, Hauswirtschaftliche Versorgung Einkaufen, Kochen, Reinigen der Wohnung, Spülen, Wechseln und Waschen der Wäsche und Kleidung oder das Beheizen. = Pflegeklasse/ -Stufe 8 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
9 AEDL- Strukturmodell 1. Kommunizieren 2. Sich bewegen Bisher: 3. Vitale Funktionen des Lebens aufrecht erhalten 4. Sich pflegen 5. Essen und Trinken 6. Ausscheiden 7. Sich kleiden 8. Ruhen und schlafen 9. Sich beschäftigen 10. Sich als Mann oder Frau fühlen und verhalten 11. Für eine sichere Umgebung sorgen 12. Soziale Bereiche des Lebens sichern 13. Mit existentiellen Erfahrungen des 14 Abs. 4 SGB XI FUNKTIONAL: Waschen, Duschen, Baden, Zahnpflege, Kämmen, Rasieren, Darm- oder Blasenentleerung, mundgerechtes Zubereiten, Aufnahme der Nahrung, selbständiges Aufstehen und Zu-Bett- Gehen, An- und Auskleiden, Gehen, Stehen, Treppensteigen oder das Verlassen und Wiederaufsuchen der Wohnung, Hauswirtschaftliche Versorgung Einkaufen, Kochen, Reinigen der Wohnung, Spülen, Wechseln und Waschen der Wäsche und Kleidung oder das Beheizen. Lebens umgehen 9 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation = Pflegeklasse/ -Stufe
10 Der SIS-Effekt: Ganzheitlich/ aktivierend ATL AEDL ABEDL ADL SIS analog NBA: Ganzheitlich/ aktivierende pflegerelevante Kontextkategorien 1. Kognitive und kommunikative Fähigkeiten 2. Mobilität und Beweglichkeit 3. Krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen 4. Selbstversorgung 5. Leben in sozialen Beziehungen 6. Haushaltsführung = Pflegegrad NBA 10 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
11 Der SIS-Effekt: AEDL- Strukturmodell 1. Kommunizieren 2. Sich bewegen 3. Vitale Funktionen des Lebens aufrecht erhalten 4. Sich pflegen 5. Essen und Trinken 6. Ausscheiden 7. Sich kleiden 8. Ruhen und schlafen 9. Sich beschäftigen 10. Sich als Mann oder Frau fühlen und verhalten 11. Für eine sichere Umgebung sorgen 12. Soziale Bereiche des Lebens sichern 13. Mit existentiellen Erfahrungen des Lebens umgehen SIS analog NBA: Ganzheitlich/ aktivierende pflegerelevante Kontextkategorien 1. Kognitive und kommunikative Fähigkeiten 2. Mobilität und Beweglichkeit 3. Krankheitsbezogene Anforderungen und Belastungen 4. Selbstversorgung 5. Leben in sozialen Beziehungen 6. Haushaltsführung 11 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation = Pflegegrad NBA
12 Die Strukturierte Informationssammlung (SIS) Die Risikomatrix Mit der Risikomatrix können die gewonnen Erkenntnisse bewertet und bestehende Risiken in Bezug auf verschiedene Phänomene (u.a. Sturz) in der Verschränkung mit pflegerelevanten Kontextkategorien identifiziert werden. Dies ermöglicht eine systematische, strukturierte und ergebnisorientierte Maßnahmenplanung. Wird erhoben, dass kein Risiko besteht, darf sich aus den Erhebungen in den Themenfeldern kein Widerspruch zu der Aussage ergeben. 12 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
13 Die Strukturierte Informationssammlung (SIS) Die Risikomatrix (Screening + Assessment) Bewertet werden pflegerelevante Phänomene im Zusammenhang mit pflegerelevanten Kontextkategorien (C- Bereiche) Wenn ein Phänomen im Hinblick auf sein Risikopotenzial noch- nicht eingeschätzt werden kann, ist eine Maßnahme Beobachten erforderlich. In der Maßnahmenplanung muss dann ein Zeitraum zur Evaluation und der Gegenstand der Beobachtung beschrieben werden. Weiterhin kann weitere Einschätzung notwendig gewählt werden. Hier können dann bei Bedarf (!) Differenzial- Assessments (Skalen) u.ä. durchgeführt werden. Schließlich kann entschieden werden, ob Beratung erfolgt ist. 13 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
14 Die Strukturierte Informationssammlung (SIS) Die Risikomatrix Macht sich ein Risiko in mehreren Bereichen bemerkbar, wird dies visuell automatisch durch die größere Ansammlung von Kreuzen sichtbar. Achtung: Widersprüche in den C-Bereichen? Ein kompensiertes Risiko ist kein Risiko! 14 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
15 Umgang mit der Maßnahmenplanung Die Maßnahmenplanung ist nicht vorgegeben und kann weiterhin einrichtungsindividuell erfolgen Während des Praxistest stellte sich heraus, dass die Entwicklung der Maßnahmenplanung erhebliche Unterstützung durch die Projektkoordination bedurfte. Hier stellte sich heraus, dass die Lösung vom ATL/ AEDL Strukturmodell sehr schwierig war. 15 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
16 Umgang mit dem Pflegebericht Im Pflegebericht werden nur noch Abweichungen von den geplanten Maßnahmen dokumentiert (Grundpflege und Betreuung) Achtung: Der Leistungsnachweis als Abrechnungsunterlage SGB V, SGB XI bleibt. Behandlungspflege bleibt als Einzelnachweis. 16 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
17 Zusammenfassung Die strukturierte Informationssammlung (SIS) setzt sich aus vier innovativen Änderungen zusammen: 1. Die narrative Darstellung der Perspektive der zu Pflegenden 2. Die Konzentration der SIS auf fünf (sechs) pflegerische Kontextkategorien 3. Die Matrix der Risikoeinschätzung 4. Der Wiedererkennungswert zum NBA 17 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
18 Handlungsbedarf auf betrieblicher Ebene Im Praxistest war zu beobachten, dass die praktische Umsetzung dort besonders erfolgreich war, wo die Grundprinzipien des Strukturmodells intern reflektiert und erprobt wurden und trotz vieler Herausforderungen Entschlossenheit auf allen Ebenen des Unternehmens zu spüren war, mit eigenen Beiträgen und Ideen an der Problemlösung des Themas Entbürokratisierung der Pflegedokumentation mitzuwirken. (Handlungsanleitung 1.0 Seite 36) 18 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
19 Überlegungen vor Umstellungsbeginn Wie hoch ist (gefühlt) Ihr Aufwand in Ihrer Einrichtung für Dokumentation Ist die Pflegeeinrichtung derzeit belastbar? Andere Konzepte in Erprobung? Innerbetriebliche Umstrukturierungen? Umstellungen haben meistens Auswirkungen auf Dokumentationsanforderungen. Umstrukturierungen können zur kritischen Analyse genutzt werden Können Sie als GF oder QM den Mitarbeitern Sicherheit und Rückhalt in Bezug auf haftungsrechtliche und sozialrechtliche Ängste geben? 19 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
20 Grundsatzentscheidungen Analyse von Kompetenzprofilen der Pflegefachkräfte, um diejenigen zu identifizieren, die für die Implementierung der neuen Pflegedokumentation geeignet erscheinen Qualifikationsmix Bedeutung älterer Mitarbeiter Konstruktive und motivierende Grundeinstellung Einsetzen einer Person/Team und konsequente Unterstützung durch das Management Bereitstellen von personellen, zeitlichen und sächlichen Ressourcen auf allen Ebenen auf Grundlage eines festgelegten Zeit- und Organisationsschemas 20 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
21 Grundsatzentscheidungen Regelmäßige Berichterstattung an das Management über den aktuellen Stand (fester Termin? Feste Dauer?) Festlegung des innerbetrieblichen Konzepts zur Umstellung und Schulung auf das Strukturmodell z.b. bei jeder Neuaufnahme oder nach Touren etc. Ggf. Zusammenarbeit mit Ausbildungsstätten und Bildungseinrichtungen Einordnung der Dimension des bisherigen Dokumentationsaufwandes aus fachlichen Erfordernissen und durch betriebliche Vorgaben für andere Zwecke (Kennzahlen/ Zertifizierungverfahren) 21 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
22 Grundsatzentscheidungen Liegen aktuelle Stellen- bzw. Funktionsbeschreibungen, aus denen sich Verantwortlichkeiten rund um die Prozessgestaltung ergeben vor? Überprüfung der Funktionalität und Zweckbestimmung jedes einzelnen Blattes einschließlich Zusatzbögen der bisherigen Pflegedokumentation entlang der Grundprinzipien des Strukturmodells durch eng abgestimmtes Vorgehen des Pflege- und Qualitätsmanagements Gibt es Verfahrensanleitungen für immer wiederkehrende grundpflegerische Leistungen (Leistungsbeschreibungen)? Sind diese noch aktuell? 22 Michael Lorenz - Entbürokratisierung der Pflegedokumentation
23 Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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