Alles Öko? Durchblick im Labyrinth der Öko-Kennzeichnungen
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- Detlef Adenauer
- vor 7 Jahren
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1 Mit dieser Broschüre wollen wir Ihnen zum Durchblick im Labyrinth der Öko-Kennzeichnung verhelfen. Sie erfahren, was sich Öko nennen darf und welche Bezeichnungen Ihnen beim Einkauf Sicherheit geben. Wenn Sie sich für Öko-Produkte entscheiden, leisten Sie einen aktiven Beitrag zu einer umweltschonenden Lebensmittelerzeugung. Herausgeber: Verbraucherzentrale Bayern e.v., Mozartstraße 9, München Gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Stand: Juni 2010 / 9. Auflage Satz und Gestaltung: Verbraucherzentrale Bayern e.v. Mozartstraße München Tel * *0,14 EUR/Minute aus dem deutschen Festnetz, max. 0,42 EUR/Minute aus dem Mobilfunk Fax: (089) ernaehrung@vzbayern.de Internet: Alles Öko? Durchblick im Labyrinth der Öko-Kennzeichnungen
2 Was ist ökologischer Landbau? Der ökologische Landbau ist eine besonders umwelt- und ressourcenschonende Form der Landwirtschaft, die versucht im Einklang mit der Natur zu wirtschaften. Sie berücksichtigt das enge und empfindliche Zusammenspiel von Boden, Pflanze, Tier und Mensch. Dazu ge - hört auch, dass die daraus entstehenden Lebens mittel anschließend schonend und möglichst natur belassen weiterverarbeitet werden. Wo gibt es Öko-Lebensmittel? > direkt ab Hof > als Abo- oder Biokiste vom Ökobauern ins Haus geliefert oder im Bioladen abgeholt > auf Wochenmärkten oder speziellen Öko- und Bauernmärkten > in Naturkostläden Achtung: Hier dürfen auch»nicht-bio-lebensmittel«verkauft werden. > in Bio-Supermärkten und Bio-Discountern Achtung: Hier dürfen auch»nicht-bio-lebensmittel«verkauft werden. > in Reformhäusern und Drogerien Achtung: Hier dürfen auch»nicht-bio-lebensmittel«verkauft werden. Wichtige Aspekte des ökologischen Landbaus und der Weiterverarbeitung von Öko-Produkten: > Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzund Düngemittel > Erhalt bzw. Steigerung der Bodenfruchtbarkeit > Verbot der Verwendung von Gentechnik > Verbot der Lebensmittelbestrahlung > Ausgewogene Nährstoffkreisläufe durch flächengebundene Tierhaltung > Tiergerechte Haltung mit Auslaufmöglichkeiten > Fütterung der Tiere mit ökologischen Futtermitteln > Förderung der natürlichen Widerstandskraft > Weniger Zusatz- und Verarbeitungshilfsstoffe > im Lebensmittelhandel zu erkennen an den Öko-Handelsmarken oder am staatlichen Bio-Siegel > über Food-Coops Das sind Lebensmittel-Einkaufsgemeinschaften von Verbrauchern, die direkt beim Bauern oder Naturkosthandel einkaufen. > im Internet > Weitere Informationen zum Thema»ökologischer Landbau«erhalten Sie auf unserer Internetseite und bei Ihrer Verbraucherzentrale. 2 11
3 Warum haben ökologisch erzeugte Lebensmittel einen höheren Preis? Dafür gibt es verschiedene Gründe: > Die Erträge im Pflanzenbau sind niedriger, da auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzund Düngemittel verzichtet wird. > Da die Tierhaltung weniger intensiv ist, werden auch weniger Eier, Fleisch und Milch erzeugt. > Die Vielseitigkeit der Betriebe verursacht höhere Kosten und einen größeren Arbeitszeitaufwand. > Circa ein Drittel der Fläche wird mit Leguminosen zur Gründüngung bebaut und steht für den Anbau von Lebensmitteln nicht zur Verfügung. Da Bio-Lebensmittel mittlerweile in fast allen kon ven - tionellen Supermärkten und Discountern zu erwerben sind, werden die Preisunterschiede immer geringer. Im Preisvergleich mit Marken produkten können Bio-Lebensmittel sogar günstiger sein, insbesondere wenn man sie direkt beim Erzeuger und entsprechend der Saison einkauft. Was darf sich»öko«nennen? Öko-Lebensmittel sind Produkte, die nach den Vorgaben des ökologischen Landbaus erzeugt werden. Die Be - zeich n ungen»öko«und»bio«sind EU-rechtlich ge - schützt und dürfen nicht willkürlich verwendet werden. Erzeugung und Verarbeitung von Öko-Lebensmitteln sind durch die EG-Öko-Verordnung* genau geregelt. Diese Verordnung enthält Mindeststandards für Anbau und Verarbeitung. Sie regelt die Kennzeichnung der Produkte und die Kontrolle der Betriebe. Damit soll ein Miss brauch von»öko«unterbunden werden. Schon bevor es die EG-Öko-Verordnung gab, hatten sich ökologisch wirtschaftende Landwirte bereits in Verbänden organisiert. > In Deutschland sind 9 Anbauverbände eingetragen. > Im Ausland gibt es ebenfalls Öko-Anbauverbände und Organisationen. Über 750 sind in der International Federation of Organic Agriculture Movements (IFOAM) organisiert. Die Mitglieder verpflichten sich, nach gemeinsam festgelegten Rahmenrichtlinien zu produzieren. In vielen Bereichen sind diese Richtlinien strenger als die Vorschriften der EG-Öko-Verordnung. Welche Kontrollen gibt es? Jeder Betrieb, ob Landwirt, Verarbeiter, Importeur oder Hersteller von Bio-Futtermitteln, muss sich vorgeschriebenen Kontrollen unterziehen. In Deutschland werden sie von staatlich zugelassenen, privaten Kontrollstellen durch geführt. Diese Kontrollstellen erhalten eine bundesweit gültige Kontrollstellennummer. Bei allen Öko-Lebensmitteln findet man auf der Verpackung unterhalb des EU- * Seit gilt die novellierte EG-Öko-Verordnung. Neu ist, dass neben pflanzlichen Produkten und tierischen Erzeugnissen jetzt auch Aquakulturen, Meeresalgen, Hefekulturen sowie die Weinverarbeitung geregelt sind. Landwirtschaft > Ökologischer Landbau > EG-Öko-VO 10 3
4 Logos die Angabe des verantwortlichen Kontroll betriebes in Form eines Codes. In Deutschland zum Beispiel: DE-Öko-001 Die Betriebe werden mindestens einmal jährlich vor Ort kontrolliert. Zusätzlich gibt es auch unangekündigte Kontrollen. So wird im landwirtschaftlichen Betrieb geprüft, ob ausschließlich nach der EG-Öko-Verordnung zulässige Dünge- und Pflanzenschutzmittel verwendet werden. Über Zukäufe von Betriebsmitteln kann die Buchführung Auskunft geben. Weiterverarbeitende Betriebe, die auch Lebensmittel aus konventioneller Landwirtschaft ver ar - beiten, müssen nach weisen, dass sie die ökologische Ware von der konventionellen trennen. Gleiches gilt für Importeure von Öko-Lebensmitteln. Sind alle Anforderungen erfüllt, dürfen die so erzeugten Lebensmittel als Öko-Produkte verkauft werden. Bei Verstößen droht eine Reihe von Sanktionen. Unter anderem kann Betrieben untersagt werden, Lebensmittel als ökologisch zu vermarkten. Im Handel führt die Lebens mittel - überwachung stichprobenartig Kontrollen durch. Weiterverarbeitung was an Bio-Pommes noch öko ist Der Bioboom der letzten Jahre hat die Angebotspalette an verarbeiteten Ökoprodukten rasant steigen lassen, bis hin zu Bio-Fast-Food und Öko-Fertiggerichten. Bei der Verarbeitung dürfen nur die in den Positivlisten der Öko- Verordnung genannten Zusatzstoffe und technischen Hilfs mittel zum Einsatz kommen. Dabei handelt es sich in erster Linie um Stoffe, die > traditionell in der Lebensmittelverarbeitung eingesetzt werden, > vorzugsweise in der Natur vorkommen oder > zur Herstellung des Produkts zwingend erforderlich sind. > Öko-Lebensmittel aus dem Ausland Auch Öko-Produkte aus Nicht-EU-Mitglieds - staaten (Drittländern), unterliegen stren gen Kontrollen, die denen der EG-Öko-Verordnung gleichwertig sind. Die gesamte Produktionskette von der land - wirtschaftlichen Erzeugung über die Weiter - verarbeitung bis zum Export im Drittland wird von einer Öko-Kontrollstelle überwacht. Von den über 300 zugelassenen Lebensmittelzusatz - stoffen dürfen im Biobereich derzeit 47 verwendet werden. Das erhebt eine Bio-Tütensuppe nicht zum vollwertigen Lebensmittel, dennoch ist der Verzicht auf Konservierungsstoffe, Geschmacksverstärker, Farb- und Süßstoffe zu begrüßen. Weitere Bedingungen für die Verarbeitung sind: > Verzicht auf naturidentische oder künstliche Aromen > Verbot der Verwendung gentechnisch veränderter Organismen (z.b. Reifungskulturen für Käse) > kein Einsatz von ionisierenden Strahlen zur Haltbarmachung 4 9
5 > Wenn nicht alle Zutaten»öko«sind Verarbeitete Lebensmittel dürfen nur mit»bio«oder»öko«werben, wenn mindestens 95 Prozent der Zutaten aus ökologischer Erzeugung stammen. Welche Anteile»bio«sind, muss eindeutig gekennzeichnet sein. In der Regel geschieht das durch Fußnoten zur Zutatenliste. Es kann auch verarbeitete Bio-Produkte geben, die nicht ausnahmslos Zutaten aus ökologischem Landbau enthalten. Denn es gibt bestimmte Zutaten, die nicht oder nicht in ausreichender Menge in ökologischer Form auf dem Weltmarkt verfügbar sind. Das sind zum Beispiel ausgewählte exotische Früchte oder einige Gewürze und Öle. Liegt der Bio-Anteil in einem Lebensmittel unter 95 Prozent, dürfen einzelne Bio-Zutaten in der Zutatenliste benannt werden. In Verbindung mit der Verkehrsbezeich nung, also dem Produktnamen, darf der Begriff»bio«jedoch nicht erscheinen. 95% Wenn mindestens 95% der Zutaten aus ökologischem Anbau stammen, darf der Hersteller mit den Begriffen»Bio«oder»Öko«in Verbindung mit der Verkehrs - bezeichnung werben. Woran sind Öko-Lebensmittel zu erkennen? Alle Produkte, die der EG-Öko-Verordnung entsprechen, dürfen Bezeichnungen wie»biologisch«,»ökologisch«und Ähnliches tragen. Auch Wortkombinationen sind erlaubt. Bezeichnungen, die auf ökologischen Landbau hinweisen: > Bio > Biologisch > Biologisch-dynamisch > Kontrolliert biologischer Anbau (kba) > Ökologische Agrarwirtschaft > Organisch-biologisch > Ökologisch > Ökologischer Landbau > Ökologischer Landbau EG-Kontrollsystem > Organic > Bio Anbau Vorsicht: Hier sind erfahrungsgemäß nicht unbe dingt Öko-Produkte zu erwarten! > Alternativ > Biologische Schädlingsbekämpfung > Naturgedüngt > Kontrollierter Anbau > Naturnahe Verfahren beim Umweltschutz > Nicht chemisch behandelt > Aus umweltschonendem Anbau > Umweltverträglich > Ungespritzt > Unbehandelt > Aus integriertem Pflanzenbau Kontrollierter Anbau ist kein Hinweis auf öko logische Erzeugung. Denn nach welchen Kriterien angebaut oder kontrolliert wird, legen Erzeuger und Abnehmer fest. In der Regel orientieren sie sich am integrierten Pflanzenbau. Beim integrierten Pflanzenbau richtet sich die Dün - gung nach dem Bedarf der Pflanzen und der Pflanzenschutz nach dem Motto»so viel wie nötig so wenig wie möglich«. 8 5
6 Diese Zeichen geben eindeutige Sicherheit: Europäische Zeichen wie beispielsweise: EU-Logo: Ab 1. Juli 2010 ver pflichtend, gleichzeitige Angabe von:. Kontrollstellen-Nummer. Herkunft der landwirtschaft lichen Rohstoffe Unterhalb des EU-Bio-Logo steht die Codenummer der Kontrollstelle. Diese beginnt mit dem Kürzel des Mitgliedstaates. Daran schließt sich das Wort Bio oder Öko (in der entsprechenden Sprache) sowie die Referenznummer der Kontrollstelle an. Beispiel für Deutschland: DE-Öko-001 Außerdem muss das Erzeugerland mit der Kennzeichnung»EU-Landwirtschaft«,»Nicht EU-Landwirtschaft«oder»EU-/Nicht-EU-Landwirtschaft«angegeben werden. Österreich Schweiz Frankreich Regionale Gütezeichen wie beispielsweise: Deutsches Bio-Siegel: Bundeseinheitliches Zeichen für öko logisch erzeugte Produkte. Dieses Zeichen kann freiwillig verwendet werden, für ökologische Lebensmittel, die in Deutschland verkauft werden. Bio-Marken wie beispielsweise: Zeichen der deutschen Anbauverbände: 6 7
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