Konfliktforschung I Kriegsursachen im historischen Kontext Woche 2: Theoretische Grundlagen, Konzepte &Typologien
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- Kerstin Armbruster
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1 Konfliktforschung I Kriegsursachen im historischen Kontext Woche 2: Theoretische Grundlagen, Konzepte &Typologien Lutz F. Krebs Eidgenössische Technische Hochschule Zürich Center for Comparative and International Studies (CIS) Seilergraben 49, Raum E.3 krebs@icr.gess.ethz.ch Assistenz: Lena Kiesewetter lenak@student.ethz.ch
2 Agenda Konzepte & Typologien Konflikt Macht & Gewalt Krieg Frieden Theoretische Ansätze Analyseebenen Makrohistorische Prozesse
3 Konflikt: Aspekte
4 Definition: Konflikte Soziale Tatbestände, an denen mindestens zwei Parteien ( ) beteiligt sind, die auf Unterschieden in der sozialen Lage und/oder ( ) in der Interessenskonstellation der Konfliktparteien beruhen. Thorsten Bonacker & Peter Imbusch 1999
5 Funktionalität Destruktiv Konstruktiv Pathologisch Dysfunktional Integrativ (R)evolutionsfördernd
6 Analyseebenen & Konfliktgegenstände Zwischen Personen Entscheidungskonflikte Beziehungskonflikte Zwischen Staaten Ideologische Konflikte Vorherrschaftskonflikte Ressourcenkonflikte In der Gesellschaft Politische Konflikte Religiöse Konflikte Ökonomische Konflikte Ökologische Konflikte Soziale Konflikte Minderheitenkonflikte Informations- & Kommunikationskonflikte Technologiefolgekonflikte
7 Echtheit, Offensichtlichkeit, Konsensualität & Antagonismus Selbstzweck oder konkrete Ziele? Ist der Zustand einer Partei oder der Interaktion zwischen mehreren Parteien treibende Kraft? Ist der Konflikt offen zu erkennen? Gibt es verdeckte Konfliktebenen? Ist man sich über den Konfliktgegenstand einig? Wie gross ist die Kompromissbereitschaft?
8 Symmetrie Gleichheit der Parteien Vorraussetzungen & Mittel Gleichheit der Rahmenbedingungen Recht, Moral & Verhaltensstandards, Verbindungen Auswirkungen auf Form & Ergebnis
9 Legitimität & Formalität
10 Definition: Gewalt Jeder Versuch, unter Einsatz von physischen oder psychischen Zwangsmitteln den eigenen Willen gegen den Willen anderer durchzusetzen. Frei nach Max Weber Gewalt muss als solche erkannt werden: Direkt: physisch, psychisch/symbolisch Indirekt/strukturell
11 Macht Gewalt? Häufig synomyn verwendet: Die Möglichkeit, das Verhalten Anderer im eigenen Sinne zu beeinflussen Aber laut Hannah Arendt: Gewalt benötigt Werkzeuge Macht benötigt den bewussten Zusammenschluss mehrerer
12 Definition: Macht Die wichtigsten Ereignisse in der internationalen Politik werden durch Unterschiede in den Fähigkeiten von Staaten erklärt. Kenneth Waltz (2000) Die Ursachen von Krieg und Frieden sind hauptsächlich eine Funktion des Gleichgewichts der Macht. John Mearsheimer (1995)
13 Definition: Krieg Organisierte Gewalt [in grossem Massstab] zwischen politischen Einheiten. Hedley Bull 1977
14 Krieg im Völkerrecht Auseinandersetzung mit Waffengewalt mit mindestens zwei Gruppen die sich in der Identität unterscheiden, sich ihrer Gegnerschaft bewusst sind, sich organisiert verhalten von denen mindestens eine Gruppe über eine reguläre Streitkraft verfügt Souveränität über ein Territorium beansprucht
15 Funktionalistische Definition Funktionen von Krieg: Fortsetzung der Politik (Clausewitz) bzw. Wiederherstellung der pol. Handlungsfähigkeit Befriedigung sozialer Bedürfnisse (Hobbes) neue Verhältnisse der Staaten zustande zu bringen und durch Zerstörung, wenigstens Zerstückelung alter, neue Körper zu bilden (Kant) Häufige Erkenntnis: Clausewitz: Krieg als perpetuum mobile Kant: das Endprodukt ist nicht perfekt, verlangt nach erneuter Revolution
16 Frieden
17 Definition: Frieden Positive Definition Abwesenheit aller Formen von Gewalt Sicherheit Negative Definition Abwesenheit von physischer Gewalt Körperliche Sicherheit Jenseitig oder diesseitig? Natürlich?
18 Theoretische Sichtweisen der nötigen Zutaten Theorie Entstehung von Friedens Def. Liberalismus Rechtstaatlichkeit, Gewaltenteilung, Partizipation & Menschenrechte Marxismus Klassenlose Gesellschaft ohne Ausbeutung Idealismus Institutionalismus Weltgesellschaft mit Konfliktbeilegung durch Aufklärung, Management &Integration Durch internationale Organisationen & Staaten regulierte Anarchie auf der internationalen Ebene (Neo-)realismus Abschreckung & Gleichgewicht der Mächte
19 Ansätze in der Analyse Analyseebenen In sich abgegrenztes Kausal-Model Fokus auf erklärende Variablen Zeitlos Makrohistorische Prozesse Weitgreifende Vergesellschaftungstheorie Fokus auf dynamische Prozesse Historische Dynamik
20 Analyseebenen Kausalmodell: Unabhängige Variablen Abhängige Variable 3rd image Kriege 2nd image Kenneth Waltz 1st image
21 Erklärungen des 1 st image Die menschliche Natur oder die conditio humana? Ethnologie Psychoanalyse Soziobiologie Anthropologie Konrad Lorenz Sigmund Freud Margaret Mead E. O. Wilson
22 Erklärungen des 2 nd image Der demokratische Frieden Die Marxistisch- Leninistische Theorie des Imperialismus Immanuel Kant (1795): Zum ewigen Frieden Karl Marx Lenin
23 Erklärungen des 3 rd image Waltz Neorealismus Thucydides Moderne Theorien der Hegemonialkriege Thukydides, v. Chr. Robert Gilpin
24 Kritik an den Analyseebenen Monokausalität Statisches Kausaldenken Keine Rückkoppelungsprozesse Keine gegenseitige Beeinflussung Abwesenheit des historischen Kontextes Konstanz der Kausalfaktoren Konstanz der Akteure
25 Veränderungen der Weltpolitik Systemische Veränderung Systemveränderung Interaktionsveränderung Faktoren, die sich verändern Natur der Akteure Herrschaft innerhalb des Systems Prozesse zwischen Akteuren Beispiele Imperien Staaten Der Aufstieg und Fall von Grossmächten Konflikt und Kooperation, Allianzen Robert Gilpin 1981
26 Vergesellschaftungstheorie Gesellschaftshandeln Vergesellschaftungshandeln Veränderung der Akteurstypen Konflikt Einzelnen Akteure Konflikt Christopher Daase Kleine Kriege Grosse Wirkung Georg Simmel
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