Altersarmut in Deutschland
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- Heinz Straub
- vor 7 Jahren
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1 Altersarmut in Deutschland August 16 Dr. Patrick Schreiner ver.di Bundesverwaltung Inhalt 1. Altersrente und Altersarmut 2. Mythos Demografie 3. Was zu tun wäre 1
2 1. Altersrente und Altersarmut Was ist Armut? Absolute Armut: existenzgefährdende Mängel Materielle Deprivation: Mangel bei Gütern (Auto, Urlaub, Wohnraum, Wasser/Strom, TV, Telefon ) Relative (Einkommens-) Armut Politisch bestimmt: Soziokultureller Bedarf gemäß Grundsicherung im Alter (entspricht etwa Hartz IV) 780 Euro (2014, Bundesschnitt, Ü-65-Jährige) Statistisch bestimmt: Einkommen unterhalb 60 Prozent des mittleren Einkommens Destatis: 917 Euro, EU-SILC: 987 Euro (2014) 2
3 Gründe für (zu) niedrige Renten Rentenkürzungen Rente wegen Alters Erwerbsminderungsrente Zunahme prekärer Beschäftigung Ausweitung des Niedriglohnsektors Immer unstetere Erwerbsbiografien Umverteilung der Einkommen von Arbeit zu Kapital Steigende Kosten im Alter Gesundheit und Pflege Altersgerechter Wohnraum Rentenformel, Zahlbetrag vor Steuern = Rentenzahlbetrag Entgeltpunkte x - Rentenwert Sozialversi- cherungs- Beiträge gesetzlich, einheitlich biografisch, individuell 3
4 Rentenkürzung mathematisch Neuer Renten wert = Alter Renten wert Lohn- Beitrags- x Faktor x satz- x Faktor Nachhal- tigkeits- Faktor Kürzungsfaktoren Kürzungsfaktoren in der Rentenformel wirken Bruttojahresentgelte und Rentenwert , nominal, verkettet, 2002= Bruttojahresentgelte West Rentenwert West Bruttojahresentgelte Ost Rentenwert Ost ver.di INFO GRAFIK Quelle: Deutsche Rentenversicherung, eigene Berechnung und Darstellung. 4
5 Schere zwischen Lohn und Profit immer noch weit offen Preisbereinigte Entwicklung 2000 bis % 140% 135% 130% 125% 120% Unternehmensund Vermögenseinkommen Arbeitnehmerentgelt je Stunde 115% 110% 105% 100% 95% 90% ver.di INFO GRAFIK Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen mit Verbraucherpreisindex, März 2016, 2000 = 100% gesetzt Niedriglohnsektor stagniert auf hohem Niveau Niedriglohnbeschäftigte in Prozent aller Beschäftigten, ,1 22,6 23,4 23,8 24,8 23,5 24,6 25,0 24,0 24,6 24,4 20,7 21,4 21,6 21, ,7 19,5 19,6 19, ver.di INFO GRAFIK Quelle: IAQ-Report 3/2015 (IAQ-Berechnungen auf Basis von SOEP-Daten) 5
6 Rentenzahlbeträge: Rentenzugang bleibt hinter Rentenbestand zurück (in Euro, 2014) Rentenbestand Rentenzugang Männer West Frauen West Männer Ost Frauen Ost Quelle: Deutsche Rentenversicherung 6
7 Sinkende Zahlbeträge bei der Rente wegen Alters Bestandsrenten, in Preisen des Jahres in Euro des Jahres West Ost ver.di INFO GRAFIK Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales, Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen. Armutsquoten nach soziodemografischen Merkmalen + 8, , ,4 + 4,9 0 ver.di INFO GRAFIK Quelle: Deutscher Paritätischer Wohlfahrtsverband, Armutsbericht 2016; Armutsschwelle = 60 Prozent des Median-Nettoeinkommens (Pro-Kopf-Haushaltsäquivalenzeinkommen); "+" = Veränderung 2014 gegenüber 2005 in Prozentpunkten. 7
8 Rasanter Anstieg der Altersarmut Armutsgefährdungsquote in Prozent, % 15,5 % 15,4 % 15 % 14 % 14,7 % 14 % 14,3 % 14,4 % 14,6 % 14,5 % 15 % 15 % 13,6 % 14,3 % 14,4 % 13,2 % 13 % 12 % Insgesamt 65 und älter 12 % 11,9 % 12,3 % 11 % 11 % 10,4 % 11,3 % 10 % ver.di INFO GRAFIK Quelle: Statistisches Bundesamt Grundsicherung nimmt zu Anzahl der GrundsicherungsempfängerInnen, Grundsicherung gesamt Grundsicherung im Alter Grundsicherung bei Erwerbsminderung ver.di INFO GRAFIK Quelle: Deutsche Rentenversicherung 8
9 Absicherung im Alter: Schlusslicht Deutschland Bruttoersatzquote in Prozent, Geringverdienende (50 % des Durchschnittsverdienstes) 107,4 Durchschnittsverdienende (100 % des Durchschnittsverdienstes) ,0 90, ,1 67,8 78, ,8 55, ,5 43,1 44,4 35,2 37,5 43, ver.di INFO GRAFIK Bruttoersatzquote = Rente in Prozent des Einkommens; Quelle: OECD, Pensions at a Glance Mythos Demografie 9
10 Alterung - nichts Neues Auf eine Person ab 65 Jahren kommen Jährige 12 11,3 10 9,7 10,3 8,8 8 6, ,2 4,1 3,7 4,2 3,8 3,0 2,7 2,1 Prognose 1,8 1,8 1, ver.di INFO GRAFIK Quelle: Statistisches Bundesamt; Prognose basierend auf der 13. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung, Variante 2. Wachsender Reichtum bei sinkender Arbeitszeit Arbeitszeit pro Kopf (in Stunden) Arbeitszeit pro Kopf (Stunden) BIP pro Kopf Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (preisbereinigt) v er.di INFO GRAFIK Quelle: Statistisches Bundesamt, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung, eigene Berechnungen. Bis 1991 Früheres Bundesgebiet. 10
11 Eine Gute Rente ist finanzierbar! Beispielrechnung Annahmen: Produktivitätszuwachs bis 2060 = 1,4 Prozent pro Jahr Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter (20-65 Jahre) schrumpft bis 2060 (wie vom Statistischen Bundesamt prognostiziert) von fast 50 Millionen auf weniger als 38 Millionen Menschen. Erwerbsbeteiligung steigt nicht weiter an Vorsichtiges, sogar pessimistisches Szenario Dennoch wächst das Pro-Kopf-Einkommen stark! Produktivität schlägt Demografie Beispielrechnung: Bruttoinlandsprodukt pro Kopf der Bevölkerung ver.di INFO GRAFIK Quelle: Statistisches Bundesamt, Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung; Prognosen basierend auf 13. Bev ölkerungssvorausberechnung Variante 2, eigene Berechnungen. Annahme: 1,4 Prozent Produktivitätswachstum pro Jahr, stagnierende Erwerbsbeteiligung. 11
12 3. Was zu tun wäre. Die Gesetzliche Rente stärken! Den freien Fall des Rentenniveaus stoppen, perspektivisch wieder anheben Erwerbstätigenversicherung einführen Hohe Abschläge bei Erwerbsminderung abschaffen Kleine Renten aufwerten: Rente nach Mindestentgeltpunkten Betriebliche Altersvorsorge ausbauen Flexible Übergänge in die Rente schaffen Prekäre Beschäftigung, Niedriglöhne und Arbeitslosigkeit bekämpfen 12
13 DGB-Rentenkampagne Rente muss reichen Rente muss für ein gutes Leben reichen Rente muss auch morgen reichen Rente muss für Würde reichen Kurswechsel: Die gesetzliche Rente stärken! 13
14 Vielen Dank! 14
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