Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie WWU

Transkript

1 Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie WWU Betriebsanweisung nach 20 GefStoffV für den Umgang mit Ethylenglycol Ethylenglycol Beschreibung: Farblose, leicht viskose, wenig flüchtige mit Wasser mischbare, hygroskopische Flüssigkeit, brennbar, mit süßlichem Geschmack und Geruch. Synonyme: Ethandiol, Glycol CAS.-Nr.: Summenformel: C 2 H 6 O 2 Arbeitsbereich Arbeitsort: Institut für Pharmazeutische und Medizinische Chemie Tätigkeit: Gefahren für Mensch und Umwelt R 22: Gesundheitsschädlich beim Verschlucken. Dämpfe und Flüssigkeit wirken schwach reizend auf Schleimhäute. Außerdem besteht die Gefahr der Hautresorption. Dämpfe sind schwerer als Luft und bilden bei höherer Temperatur mit Luft explosionsfähiges Gemisch! Schwach wassergefährdender Stoff (WGK 1) 1) Nicht in den Ausguss geben! Schutzmaßnahmen und Verhaltensregeln Von Zündquellen fernhalten. - Nicht rauchen. Berührung mit Haut, Augen und Kleidung vermeiden! Geeignete Schutzhandschuhe, Schutzbrille und Schutzkleidung tragen! Beschmutzte, getränkte Kleidung sofort ausziehen.

2 Flaschen dicht verschlossen, an gut belüftetem Ort, von Zünd- und Wärmequellen entfernt aufbewahren. Verhalten im Gefahrenfall Fluchtweg: Gefahrenzone über nächsten Fluchtweg oder nächstes Fluchtfenster verlassen. Bei Verschütten oder Auslaufen mit Universalbinder (Chemizorb R ) aufnehmen und unter Angabe der aufgenommenen Stoffe zum Sonderabfall geben. Universalbinder wird kostenlos von der Abteilung Umweltschutz und Arbeitssicherheit zur Verfügung gestellt. Brandfall: Bei Bränden Verwendung der in allen zentralen Bereichen vorhandenen Feuerlöscher. (Nehmen Sie regelmäßig an den von der Abteilung Umweltschutz und Arbeitssicherheit angebotenen Brandschutzübungen teil, damit Sie in der Handhabung von Feuerlöschern geübt sind.) Geeignete Löschmittel: CO 2, Schaum, Pulver, Wasser im Sprühstrahl Feuerwehr auf gefährliche Brandgase/Dämpfe aufmerksam machen! Besondere Gefahren: Dämpfe sind schwerer als Luft. Notruf: Tel.: 112 Erste Hilfe Nach Einatmen: Nach Augenkontakt: Nach Hautkontakt: Nach Verschlucken: Hinweise für den Arzt: Ersthelfer: Sofort Frischluft! Nächste Augendusche aufsuchen! Mehrere Minuten Augen mit geöffneten Lidern spülen! Arzt hinzuziehen! Sofort mit viel kaltem Wasser abspülen! Kontaminierte Kleidung entfernen! Viel Wasser trinken lassen, Erbrechen vermeiden. Sofort mit Rettungswagen zur Unfallchirurgie! Diese Betriebsanweisung dem Arzt mitgeben. Wichtige Hinweise für den Arzt auf den folgenden Seiten! Siehe Aushang! Helfer muss auf Selbstschutz achten! Entsorgung In 10-l-Kombibehältern sammeln und nach der Entsorgungsordnung für Sonderabfälle (Kapitel 10 Lösemittelgemische) entsorgen. Auf die richtige Kennzeichnung (Etiketten, Anlage 4 der Entsorgungsordnung) achten! Gefährliche Reaktionen Bei Kontakt mit starken Oxidationsmitteln, wie Chromschwefelsäure, Kaliumpermanganat oder rauchender Salpetersäure ist mit heftigen Reaktionen zu rechnen.

3 Bei höherer Temperatur in dampf-/gasförmigem Zustand mit Luft explosionsfähig. Angaben zur Toxikologie Luftgrenzwert 2) (MAK): 10 ml/m; oder 26 mg/m; Gefahr der Hautresorption! Schwangerschaftsgruppe C: Ein Risiko der Fruchtschädigung ist bei Einhaltung des MAK- Wertes nicht zu befürchten. Akute Toxizität 3) : TDL 0 (oral, Mensch) 786 mg/kg Weitere Hinweise Nach Hautkontakt: Leichte Reizungen. Gefahr der Hautresorption. Nach Augenkontakt: Leichte Reizungen. Schleimhautreizungen. Nach Verschlucken: Erregung. ZNS-Störungen.. Systemische Wirkungen: Nach einer Latenzzeit: Müdigkeit, Ataxie (Störung der Bewegungskoordination), Bewusstlosigkeit, Schädigung von Nieren. Physikalische Daten Molare Masse 4) : 62,07 Schmelzpunkt 5) : - 13 C d (20 C) 6) : 1,11 g/cm; Zündtemperatur 7) : 410 C Siedepunkt 8) : 197,6 C Flammpunkt 9) : 111 C Explosionsgrenzen 10) von Luftgemischen: 1,8 12,8 Vol. % Löslichkeit 11) (20 C): vollständig in Wasser löslich Leicht löslich in Ethanol Wenig löslich in Ether Quellen Sicherheitsdatenblatt von Merck, Ethylenglycol, Kühn-Birett, Merkblatt G 002, Glycol Informationssystem gefährliche/umweltrelevante Stoffe, IGS-check/*net, Dezember 2000

4 Legende 1) WGK: Einstufung von Stoffen und Stoffgemischen gemäß Verwaltungsvorschrift wassergefährdende Stoffe (VwVwS) in drei Wassergefährdungsklassen: WGK 3: stark wassergefährdend WGK 2: wassergefährdend WGK 1: schwach wassergefährdend Die Bewertung des Wassergefährdungspotentials erfolgt aufgrund von Stoffeigenschaften, insbesondere der akuten Toxizität gegenüber Säugetieren, Bakterien und Fischen, des Abbauverhaltens, der Langzeitwirkung und physikalisch-chemischen Merkmalen. 2) Luftgrenzwert: Die Gefahrstoffverordnung (GefStoffV) unterscheidet folgende Grenzwerte in der Luft am Arbeitsplatz (Luftgrenzwerte): Technische Richtkonzentration (TRK): TRK ist die Konzentration eines Stoffes in der Luft am Arbeitsplatz, die nach dem Stand der Max. Arbeitsplatzkonzentration (MAK): Technik erreicht werden kann. MAK ist die Konzentration eines Stoffes, bei der im allgemeinen die Gesundheit der Arbeitnehmer nicht beeinträchtigt wird. Die Konzentration eines Stoffes in der Luft ist die in der Einheit des Luftvolumens befindliche Menge dieses Stoffes. 3) Akute Toxizität: Die Giftigkeit eines Stoffes wird als tödliche (letale) Dosis angegeben. Der LD 50 -Wert ist die Dosis, bei der die Hälfte der Versuchstiere sterben. Die Werte zur oralen und dermalen Toxizität werden üblicherweise als Dosis angegeben. Die Dosis ist der Quotient aus der Menge des betrachteten Stoffes in mg und dem Körpergewicht des Versuchstieres in kg. Die Angabe der inhalativen Toxizität erfolgt als LC 50 /4h. Dies ist die Konzentration, bei der die Hälfte der Versuchstiere nach vierstündiger Exposition innerhalb von 24 Stunden sterben. Die Angabe erfolgt in mg des Stoffes pro Liter Atemluft oder ppm. TDL 0 ist die niedrigste derzeit bekannte Dosis, die beim Menschen nach oraler Aufnahme toxische Symptome auslöst; TCL 0 ist die niedrigste derzeit bekannte Dosis, die beim Menschen nach Inhalation toxische Symptome auslöst. 4) Molare Masse: Die molare Masse eines Stoffes wird angegeben in g/mol. 5) Schmelzpunkt: Der Schmelzpunkt ist die Temperatur, bei der ein Stoff bei einem Druck von 1013 mbar aus dem festen in den flüssigen Zustand übergeht.

5 6) d = Dichte: Die Dichte ist das spezifische Gewicht eines Stoffes bei einer bestimmten Temperatur und wird meistens angegeben in g/cm; (g/ml) oder kg/l. 7) Zündtemperatur: Die Zündtemperatur ist diejenige Temperatur, bei der Stoffe an heißen Körpern Selbstentzündung zeigen. Die ist also die niedrigste Temperatur, die brennbare Gase, Dämpfe, Stäube oder feinzerteilte feste Stoffe im sogenannten "zündwilligsten" Gemisch mit Luft besitzen müssen, um die Verbrennung einzuleiten. 8) Siedepunkt: Der Siedepunkt ist die Temperatur, bei der der Dampfdruck der Flüssigkeit 1013 mbar erreicht. Stoffe mit niedrigem Siedepunkt gehen schneller in den gasförmigen Aggregatzustand über als Stoffe mit höherem Siedepunkt. 9) Flammpunkt: Der Flammpunkt ist die niedrigste Temperatur (bezogen auf einen Druck von 1013 mbar) einer entzündbaren Flüssigkeit, bei der sich in einem geschlossenen oder offenen Tiegel aus der zu prüfenden Flüssigkeit unter festgelegten Bedingungen Dämpfe in solcher Menge entwickeln, dass sich im Tiegel ein durch Fremdentzündung entflammbares Dampf/Luft- Gemisch bildet. Er ist somit ein Anhaltspunkt für die Feuer- und Explosionsgefährlichkeit von entzündbaren Flüssigkeiten. 10) Explosionsgrenze: Unter Explosionsgrenze oder Zündbereich vesteht man die obere und untere Konzentration eines Gases in Luft, innerhalb derer dieses Gemisch durch Erhitzen oder Funken zur Zündung gebracht werden kann. Die Konzentration zündfähiger Gemische wird in Vol. % des Gases mit der umgebenden Luft ausgedrückt. 11) Löslichkeit: Unter Löslichkeit versteht man die bei einer bestimmten Temperatur in Wasser oder einem organischen Lösungsmittel maximal lösliche Masse einer Substanz. Letzt Änderung: (Dr. H. Lahl)