Die Verwendung zweier unterschiedlicher Demonstrativpronomina in gesprochenem Deutsch
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- Erwin Fürst
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1 Germanistik David Horak Die Verwendung zweier unterschiedlicher Demonstrativpronomina in gesprochenem Deutsch Der/die/das vs. dieser/diese/dieses Studienarbeit
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3 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung der/die/das vs. dieser/diese/dieses Arbeitsdefinitionen der/die/das als Pronomen Konstitution und Flexion Funktionsweise und Semantik dieser/diese/dieses als Pronomen Konstitution und Flexion Funktionsweise und Semantik Gesprächsanalyse Vorstellung der Korpora Nähesprachliche Belege Distanzsprachliche Belege Fazit Literaturverzeichnis... 23
4 1. Einleitung Wenn man Leute auf der Straße ansprechen würde und sie fragen würde, was sie zum Thema der/die/das wissen, dann wären die meisten Antworten aller Wahrscheinlichkeit nach folgende: Das ist der bestimmte Artikel. Na, `n Artikel ist das ja, und `n Relativpronomen. Da kann man was näher mit bestimmen. Im Grunde hätten diese Leute mit ihren Aussagen nicht Unrecht, da der/die/das (im Folgenden auch der oder der-pronomen) durchaus sowohl als Artikel als auch als Relativpronomen zum Einsatz kommen kann. Was viele aber vergessen und diese Tatsache verleiht der vorliegenden Arbeit mehr oder minder ihre Daseinsberechtigung ist, dass der, vor allem in Gesprächen, auch als Demonstrativum und als Demonstrativpronomen verwendet wird. Würde man die angesprochenen Passanten nun wiederum auf diese Tatsache aufmerksam machen und im Zuge dessen eventuell einige Beispiele präsentieren, so dürfte man mit folgender Reaktion rechnen: Ja, Sie haben Recht! Aber ist das nicht total unhöflich, wenn man das so gebraucht? Ist es das? Zumindest wird dem der/die/das-demonstrativpronomen eine spezielle Eigenschaft zugeschrieben, welche es insbesondere von dem formal sehr ähnlichen Personalpronomen der dritten Person abgrenzt: Die Demonstrativpronomina dienen wie das Personalpronomen der 3. Person zur allgemeinen Bezeichnung des Besprochenen. Sie unterscheiden sich vom Personalpronomen jedoch durch ihren Hinweischarakter (Helbig/Buscha 2001: 113). Durch diese sprachliche Zeigefunktion mag der in dem einen oder anderen Fall einen unhöflichen Eindruck machen. Vor allem, wenn man damit auf Personen referiert oder es eventuell im Kontext einer abfällig gemeinten Äußerung zu finden ist. Allerdings bleibt fraglich, ob das Demonstrativpronomen in letzteren Situationen tatsächlich semantisch zur negativen Referenz beiträgt oder ob es lediglich eine verweisende Funktion erfüllt. Auf den Höflichkeitsaspekt sowie die Funktionsweise des der/die/das- Pronomens werde ich in Kapitel noch näher eingehen. Was hingegen als sicher erachtet wird, ist die hohe Frequenz von der in umgangssprachlichen Unterhaltungen: [I]m umgangssprachlichen Bereich kommen der-pronomina wirklich am häufigsten vor; hier treten sie in echte Konkurrenz zu den er/sie/es-pronomina. Daher rührt sehr wahrscheinlich auch das Vorurteil des falschen Sprachgebrauchs, was wohl zutreffender mit dem Urteil nicht gehobenes Register bezeichnet würde. (Bethke 1990: 73) [Hervorhebungen im Original] 1
5 Die Verwendung von der in derartigen Konversationen kann zusätzlich durch eine Zeigegeste unterstützt werden, um die Explizitheit der Referenz zu steigern: Auch durch Gestik und Mimik ( 1982, 2000) kann der Sprecher einen bestimmten Gegenstand identifizieren: Der Baum (da) ist krank. Das Haus (dort) möchte ich kaufen (Duden-Grammatik 2009: 285). Auch wenn das der-pronomen in diesem Beispiel aus der Duden-Grammatik als Artikelwort 1 (oder auch Demonstrativum 2 ) Anwendung findet, sind ähnlich funktionierende Aussagen aus dem alltäglichen Sprachgebrauch denkbar, die eine Verwendung von der als Demonstrativpronomen unter Zuhilfenahme einer Zeigegeste vorsehen. Vergleicht man den Gebrauch von der/die/das hinsichtlich der Unterstützung durch eine Geste nun mit selbigem Gebrauch des Demonstrativpronomens dieser/diese/dieses (im Folgenden auch dieser oder dies- Pronomen), so muss man konstatieren, dass auch dieser sehr häufig durch eine Zeigegeste manifestiert wird (Ahrenholz 2007: 180). Für mich stellt sich daher die Frage: Inwiefern kann zwischen den Demonstrativpronomina der und dieser bezüglich ihrer Verweisfunktion in Gesprächen unterschieden werden? Eigentlich müsste dieser, die Opposition von er und der vorausgesetzt, schon alleine aufgrund des Mehrs an orthographischem Material gegenüber dem der-pronomen eine Zeigegeste weniger notwendig machen. Wenn man so argumentiert, müsste weiterhin gelten, dass das Merkmal dies- in dieser stärker zeigend ist als das Merkmal d- in der. Insofern wäre der Gebrauch des Demonstrativpronomens dieser stilistisch höher anzusiedeln als der Gebrauch von der, da das Verweisen, welcher Art auch immer, mit dem dies-pronomen schlicht sprachlicher wäre als dies mit dem der-pronomen der Fall wäre. Mit dem Adjektiv sprachlicher meine ich hier eine Steigerung der Explizitheit einer Pronominalisierung oder eines Verweises, die durch den Einsatz eines sprachlichen Mittels erreicht wird. Wenn dem so wäre, müsste das Pronomen dieser in distanzsprachlichen Gesprächen, welche üblicherweise einen hohen sprachlichen Stil aufweisen, deutlich häufiger vorkommen als in Konversationen der Nähesprache. Die logische Konsequenz aus dieser Folgerung wäre dann, dass in nähesprachlichen Transkripten dieser nur noch äußerst selten vorzufinden wäre und stattdessen das der- Pronomen in den Vordergrund rücken würde. Diese Problematik wird das 1 vgl. Duden-Grammatik vgl. Hentschel/Weydt
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