Einführung in die Pädagogische Psychologie HS 2014 Vorlesung 8: Kogni?ve Lerntheorien: Lernen als Verarbeitung fürs Langzeitgedächtnis Teil 3
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- Helge Gärtner
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Transkript
1 Einführung in die Pädagogische Psychologie HS 2014 Vorlesung 8: Kogni?ve Lerntheorien: Lernen als Verarbeitung fürs Langzeitgedächtnis Teil 3 Prof. Dr. Franz Baeriswyl
2 Link:
3 Zentrale Aussagen und Erkenntnisse
4 Definitionselemente von Gedächtnis Das Gedächtnis ist ein höchst aktives Organ, das in ständiger Veränderung und Selbstorganisation begriffen ist. Das geschieht gewöhnlich sehr flexibel, dem jeweiligen Kontext entsprechend und meist effektiv. (Dörner, 1995). Das Gedächtnis ist kein passiver Wissensspeicher. Wir speichern keine wertfreien Erlebnisse, sondern mit den Bedeutungen auch Empfindungen und Gefühle, die uns diese Erlebnisse vermittelt haben (Schacter, 1999).
5 Wenn einzelne Fakten und Begriffe gelernt werden müssen Mnemotechniken Grundsatz: Neue Konzepte, Fakten werden mit vertrauten Informationen assoziiert. Bekannteste Mnemotechnik: Methode der Orte (method of loci)
6 Verarbeitungsprozesse bei der Anwendung der Methode der Orte Es wird eine feste Abfolge von Orten mit je einem Bild, also eine Route automatisiert auswendig gelernt. Jedes neue Faktum wird mit einem Ort assoziiert, indem der neue Inhalt mit dem Bild assoziiert wird und ein neues Bild geschaffen wird (Verarbeitung). Das assoziierte Bild enthält die neue Information und den im LZG gespeicherten Ort. Für den Abruf wird der bekannte Ort aktiviert, das damit verbundene Bild und die neue gelernte Information.
7 Das Geheimnis der Gedächtniskünstler Im LZG eine absolut automatisierte Spur schaffen: Ankerpunkte lernen. Die neue Information wird in Einheiten organisiert. (Verarbeitung im AG) Jede Einheit wird mit einem Ankerpunkt semantisch oder visuelle assoziiert. (Verarbeitung im AG) Für den Abruf werden die Ankerpunkte aktiviert und die assoziierte Information wird abgeleitet.
8 Ein Crash-Kurs mit der Gedächtnis Weltmeisterin Merken Sie sich die Methode so, dass Sie eine eigene daraus entwickeln können. Merken Sie sich die Erklärungen von Prof. Jäncke.
9 Ein Kurzfilm aus der Sendung Einstein : Link:
10 Chunking - Einheiten bilden und strukturieren Z. B. Einheiten zum Gedächtnis - Einheiten zu Lernen - komplexes Lernen.
11 Die Bedeutung des Kontextes beim Lernen Ankerbeispiel: Das Taucher - Experiment von Baddeley. Erkenntnisse und Schlussfolgerungen daraus.
12 Bedeutung des Kontextes für das Lernen und Erinnern (nach Baddeley, 1992)
13
14 Erkenntnisse und Schlussfolgerungen Zusätzlich zum Lerngegenstand wird implizit der Kontext mit-gelernt: Unter verschiedenen Bedingungen mit verschiedenen Personen lernen. Die Abfolge der Inhalte variieren. Der Kontext bezieht sich auch auf den Kontext von anderen Informationen: Den Inhalt mit anderen Gebieten verknüpfen. Sich ungewöhnliche Fragen zum Inhalt stellen. In Prüfungssituationen sich nach Kontextmerkmalen fragen. Explizites und implizites Lernen unterscheiden
15 Explizites und implizites Lernen Beim expliziten Lernen ist der Inhalt, das Ziel und die Lernstrategie bewusst. Explizites Lernen ist transferierbar. Explizites Lernen beansprucht fokussierte Aufmerksamkeit. Implizites Lernen beansprucht ein peripheres Aufmerksamkeitssystem, passiert beiläufig, unbewusst. Implizites Lernen ist wichtig beim Sprachenlernen, so werden grammatikalische Strukturen in der Muttersprache implizit gelernt. Das implizit Gelernte kann meist nicht bewusst in Erinnerung gerufen (abgerufen) werden. Das implizit Gelernte kann nur beschränkt transferiert werden.
16 Die Bedeutung der Emotionen beim Lernen Wir unterscheiden den emotionalen Zustand während des Lernprozesses von den Emotionen, die durch den Lerngegenstand entstehen => Beide beeinflussen den Lernprozess
17 Die Bedeutung der Emotionen für das Erinnern (nach Baddeley, 1982) schwimmen, tanzen... / erbrechen, vergewaltigen...
18 Die Bedeutung des emotionalen Gehalts des Lerninhaltes Als Ankerbeispiel das von Baddeley beschriebene Experiment => Wie Kontextmerkmale werden während des Lernens auch Emotionen mitverarbeitet. Diese beeinflussen das Behalten und Erinnern.
19 Emotionaler Zustand während des Lernprozesses Emotionen wie Angst und Ängstlichkeit beanspruchen einen wesentlichen Anteil der Aufmerksamkeitskapazität und somit Verarbeitungskapazität des Arbeitsgedächtnisses. Das beobachtete Phänomen verweist auf die Tatsache, dass Gedächtnisinhalte beim Erinnern rekonstruiert werden. Emotionen werden mitgespeichert und werden im episodischen Gedächtnis gespeichert.
20 Theorien des Vergessens Inhalte im LZG Interferenzen: Ähnliche Inhalte, die bereits gelernt wurden, erschweren das Lernen neuer. Zerfall: Inhalte im LZG zerfallen - oder zerfällt die Spur zum Inhalt? Auf jeden Fall verändern sich Inhalte im LZG. => Augenzeugenberichte
21 Interferenz oder Zerfall - nach Baddeley. 1982, 61
22 Langzeitgedächtnis: Seine Zuverlässigkeit Augenzeugenberichte: Vorwissen, Schemata, Einstellungen Identifizierungen Suggestivfragen Erinnern ist ein Konstruktionsprozess.
23 Erinnerung nach Suggestivfragen (nach Loftus) Film über einen Autozusammenstoss: Wie schnell sind die Autos ungefähr gefahren, als sie zusammen stiessen? Wie schnell sind die Autos ungefähr gefahren, als sie ineinander krachten? Wie schnell sind die Autos ungefähr gefahren, als sie kollidierten? Wie schnell sind die Autos ungefähr gefahren, als sie sich berührten? => Erinnerungen werden rekonstruiert - Informationen werden durch nachfolgende verändert.
24 Jede Erinnerung ist eine Verschmelzung unserer Beobachtung mit dem, was wir später darüber gedacht haben. (Nach E. Loftus)
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