Leitfaden zur Pflanzung und Pflege von Obstbäumen

Transkript

1 S T R E U O B S T Leitfaden zur Pflanzung und Pflege von Obstbäumen Ein Beitrag des Flurneuordnungsamts im Landkreis Schwäbisch Hall

2 2 Obstbaumpflanzung Die Pflanzung von Obstbäumen ist ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung und Förderung der ökologischen Leistungsfähigkeit unserer Kulturlandschaft. Nachfolgend einige Hinweise zur Pflanzung und Pflege von jungen Obstbäumen. Pflanzzeit: Pflanzzeit ist von Ende Oktober bis April nur an frostfreien Tagen. Die Bäume sollen nach Möglichkeit sofort nach Erhalt gepflanzt werden. Andernfalls müssen die Wurzeln zum Schutz vor Austrocknung in Erde eingeschlagen und feucht gehalten werden. Pflanzmaterial: Für Streuobstpflanzungen kommen nur Hochstämme mit einer Stammlänge von mindestens 1,60 m - 1,80 m in Frage. Veredelungsunterlage sind in der Regel stark wachsende und robuste Sämlinge. Die Bäume sollen in reifem, also in entlaubtem Zustand geliefert werden und ein möglichst fein verzweigtes Faserwurzelwerk besitzen. Pflanzabstände, Grenzabstände: Die Abstände in der Reihe betragen bei: Äpfeln, Birnen, Kirschen, Walnüssen: Zwetschgen, Pflaumen: 8-10 m 7-9 m Das Nachbarrechtsgesetz von Baden-Württemberg vom schreibt folgende Mindestabstände zur Grundstücksgrenze vor: Zwetschgen, Pflaumen, Mirabellen, Renecloden alle übrigen starkwüchsigen Hochstamm - Obstbäume unveredelte Walnusssämlinge 3,00 m 4,00 m 8,00 m Der Pflanzvorgang Ausheben des Pflanzlochs. Die Tiefe beträgt ca cm (zwei Spatenstich); Durchmesser ca. 80 cm. Vor dem Pflanzen wird der Baumpfahl in das Pflanzloch eingeschlagen und zwar so, dass er sich nach Abschluss der Pflanzung an der Westseite des Stamms befindet (Windschutz). Nachträgliches Einbringen kann die Wurzeln verletzen. Der Baumpfahl darf nicht in die Krone reichen. der

3 3 Beim Wurzelschnitt werden lediglich verletzte und abgestorbene Teile entfernt. Dabei ist so zu schneiden, dass die Schnittstelle beim gepflanzten Baum nach unten zeigt. Am Stamm befestigte Drahtetiketten, Plastikbänder usw. sollen wegen der Gefahr des Einwachsens unbedingt entfernt werden. Stammverletzungen sollten gut ausgeschnitten und mit Baumwachs luftdicht verschlossen werden. Das Andecken der Wurzeln sollte mit lockerem Erdmaterial erfolgen. Gegebenenfalls kann gut verrottete Komposterde o. ä. eingebracht werden, jedoch darf kein verrottbares Material an die Wurzeln gebracht werden. Bei schweren, bindigen Böden ist die Verwendung von gewaschenem Sand (ca. zwei Schaufeln / Baum) zu empfehlen. Vollständiger Bodenschluss der Wurzeln wird durch vorsichtiges Rütteln des Baumes und leichtes Antreten erreicht. die Veredlungsstelle muss auf alle Fälle über dem Boden sitzen. Bei wurzelechten Bäumen ohne Veredlungsstelle pflanzt man so tief, wie der Baum bereits in der Baumschule angezogen wurde. Da sich der Boden in der Regel noch setzt, müssen die Gehölze zunächst etwa eine Handbreit höher gesetzt werden. Baumschutz, Befestigung Mit Kokosband, Kokosstrick o.ä. wird der Baum am Pfosten befestigt. Dabei wird das Baumband mehrfach in Form eines Achters um Stamm und Baumpfahl geschlungen und mit Krampen am Baumpfahl befestigt. Der feste Halt des Baums sollte in den ersten 4-5 Jahren kontrolliert und gegebenenfalls nachgebessert werden. Zum Schluss Wurzeln gut einschlämmen. Ein kleiner Erdwall um den Baum verhindert das Wegfließen des Wassers. Zum Schutz vor Wildverbiss wird ein Baumschutzgitter lose um den Stamm gelegt. In wühlmausgefährdeten Lagen das Pflanzloch mit einem engmaschigen, unverzinkten Drahtgeflecht (ca. 1 x 1 m) auskleiden. Durch das Anbringen von Vogelsitzstangen kann die Beschädigung des Leittriebs durch aufsitzende Greifvögel vermieden werden. Düngung Für ein zügiges Anfangswachstum ist eine Startdüngung empfehlenswert. Es wird vorgeschlagen, im auf die Pflanzung folgenden Frühjahr einen Volldünger mit lang anhaltender Wirkung (z. B. Nitrophoska permanent, ca. 0,2 kg / Baum) auf die Baumscheibe aufzubringen und leicht einzuarbeiten. Keinesfalls darf Mineraldünger direkt an die Baumwurzeln gelangen, da dies zu Verbrennungen führen kann. Die Pflanzscheibe sollte in den ersten beiden Jahren von Bewuchs freigehalten werden.

4 Schema Baumpflanzung 4

5 5 Pflanzschnitt Leitastauswahl: Neben dem Mitteltrieb (gerade Stammverlängerung) werden drei Leitäste ausgewählt. Alle übrigen Triebe einschließlich des Konkurrenztriebs werden auf Astring (dicht am Stamm) entfernt. Bei der Auswahl der Leitäste ist Folgendes zu beachten: gute räumliche Verteilung der Triebe Auswahl kräftiger Triebe mit stumpfem Astabgangswinkel (60 und mehr) Auswahl unterschiedlich hoch gewachsener Leittriebe zur Vermeidung von nachteiligen Quirlbildungen Rückschnitt: Der schwächste Trieb wird um ein Drittel auf eine nach außen gerichtete Knospe zurückgeschnitten. Die übrigen Leittriebe in waagrechter Höhe ebenfalls auf nach außen stehende Knospen verkürzen (Saftwaage). Die Stammverlängerung wird eine Handbreit über den Leitästen abgeschnitten.

6 6 Weitere Schnitt- und Pflegemaßnahmen Der Obstbaumschnitt dient der Entwicklung einer tragfähigen Krone, der Gesunderhaltung des Baumes und wirkt in späteren Jahren einer frühzeitigen Vergreisung entgegen. Neben dem Pflanzschnitt unterscheidet man: Erziehungsschnitt: Jährliche Durchführung in den ersten 5-6 Jahren, bis die Obstbaumkrone aufgebaut und entwickelt ist. Dabei werden nur die Leitäste und der Mitteltrieb um ca. 1/3 des Neuzuwachses eingekürzt. Konkurrenztriebe, zu steil wachsende, zu dicht stehende und nach innen wachsende Triebe werden entfernt; alle anderen Triebe zur Fruchtholzbildung unbeschnitten belassen. Erhaltungsschnitt: Der Baum befindet sich in der Ertragsphase. Schnittmaßnahmen zur Fruchtholzverjüngung alle 2-3 Jahre. Verjüngungsschnitt: Dient dazu, einer vorzeitigen Vergreisung entgegenzuwirken. Die Schnittmaßnahmen sollten jeweils im ausgehenden Winter nach Ende starker Fröste ausgeführt werden (Ende Februar bis Anfang März). Besonderheiten bei einzelnen Obstarten Bei der Süßkirsche sind nach dem Pflanzschnitt kaum Erziehungsschnittmaßnahmen notwendig. Bei der Walnuss verbleiben beim Pflanzschnitt neben dem Mitteltrieb ebenfalls 3 Kronentriebe. Diese werden nicht, oder nur wenig zurückgeschnitten. Weitere Maßnahmen Auf Düngung und Pflanzenschutzmittel in der Obstbaumwiese verzichten. Unterwuchs 1-2-mal jährlich nicht vor dem 15. Juni mähen; dabei das Schnittgut möglichst entfernen, damit sich eine artenreiche Blumenwiese entwickeln kann. Schnittholz eventuell am Rand aufschichten als Unterschlupfmöglichkeit für Kleinsäuger.