Brexit die konjunkturellen Folgen
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- Erich Bretz
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1 Brexit die konjunkturellen Folgen Brexit-Schock zunächst überwunden mittelfristig Verlangsamung der britischen Wirtschaft mit Auswirkungen auf Deutschland und Bayern Der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der EU wird vor allem die britische Wirtschaft mittelfristig erheblich schwächen. Dies wird auch für die Konjunktur in Deutschland und Bayern nicht ohne Folgen bleiben. UK ist bundesweit der drittgrößte, für die bayerische Wirtschaft sogar der zweitgrößte Exportmarkt. Folgen für UK Das Ergebnis des Referendums hatte zunächst zu einer großen Verunsicherung und einer zum Teil massiven Stimmungseintrübung im Vereinigten Königreich geführt. Dieser Schock scheint aber vorerst überwunden zu sein. Abbildung 1 Unternehmensstimmung, UK Geschäftsklima, Saldo aus positiven und negativen Meldungen in Prozentpunkten, linke Skala Einkaufsmanagerindex, Wachstumsschwelle = 50, rechte Skala Geschäftsklima Einkaufsmanagerindex Quellen: FERI, Markit. Der Einkaufsmanagerindex für die britische Industrie hatte im Juli unmittelbar nach dem Referendum deutlich nachgegeben und fiel gegenüber Juni um 3,9 auf 48,2 Punkte und damit unter die Wachstumsschwelle. Danach stieg er aber wieder Seite
2 kräftig an und erreichte im September einen Jahreshöchststand von 55,4 Punkten. Im Oktober gab er leicht auf 54,3 Punkte nach. Das Geschäftsklima ging im Juli ebenfalls merklich zurück einen Saldo von -2,6 Prozentpunkten. Doch auch dieser Index erholte sich relativ schnell und lag im Oktober mit -0,4 Punkten auf deutlich höherem Niveau als zum Jahresanfang. Abbildung 2 Verbraucherstimmung, UK Konsumklima, Saldo aus positiven und negativen Meldungen in Prozentpunkten Quelle: FERI Regelrecht eingebrochen war nach dem Referendums-Ergebnis die Verbraucherstimmung. Der entsprechende Index war bereits seit Jahresanfang abwärtsgerichtet. Im Juli fiel der Saldo aus positiven und negativen Stimmen fiel um 8,0 auf -9,2 Prozentpunkte. Im August folgte dann eine leichte, im September eine deutliche Erholung. Im Oktober lag der Saldo nach einem leichten Rückgang bei -3,3 Punkten. Auch an den harten Daten ist bislang kein nachhaltiger negativer Effekt erkennbar. Die Industrieproduktion war bereits seit Mai rückläufig. Im Juli folgte dann ein etwas stärkeres Minus von 0,9 Prozent. Im August nahm der Output aber wieder um 0,3 Prozent zu, im September um weitere 0,6 Prozent. Das Bruttoinlandsprodukt nahm im dritten Quartal ebenfalls überraschend deutlich um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorquartal zu. Damit stellt sich das Wirtschaftswachstum in UK vergleichsweise robust dar. Seite
3 Abbildung 3 Industrieproduktion, UK Manufacturing, saisonbereinigt Quelle: FERI Abbildung 4 Wirtschaftswachstum, UK preis- und saisonbereinigtes Bruttoinlandsprodukt, Veränderung gg. Vorquartal 2,0% 1,5% 0,8% 0,9% 0,8% 0,8% 0,7% 0,7% 0,3% 0,3% 0,4% 0,0% Quelle: FERI Seite
4 Klar negative Auswirkungen hatte und hat das Votum der britischen Bürger für den Brexit auf den Wechselkurs. Unmittelbar nach dem Referendum wertete der Euro gegenüber dem Britischen Pfund um zehn Prozent auf, im September und Oktober folgte eine weitere Abwertung des Pfunds. Anfang November lag der Euro-Pfund-Kurs um fast 17 Prozent höher als vor dem Referendum. Auch gegenüber dem US-Dollar wertete das Pfund um rund 17 Prozent ab. Abbildung 5 Wechselkurs Euro Britisches Pfund Referenzkurs der EZB, 1 EUR =... GBP 0,95 0,90 0,85 0,80 0,75 0,70 0,65 Quelle: Bundesbank Die Wachstumsprognosen für das Vereinigte Königreich wurden nach dem Brexit-Votum durchwegs gesenkt, vor allem für 17. Mittlerweile nahmen einige Institute aber bereits wieder eine Prognose-Korrektur nach oben vor. Einige sind sich aber alle, dass das Wachstum schwächer ausfallen wird als ohne die Brexit-Entscheidung. Es ist eine deutliche Investitionszurückhaltung zu erwarten, vor allem von Seiten ausländischer Investoren. Auch beim privaten Konsum ist eine Schwächung zu befürchten. Für etwas Entlastung könnte das schwache Pfund sorgen, das die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der Exporte erhöht. Umgekehrt verteuern sich jedoch die Importe. Die Bandbreite der Prognosen ist groß. Die BayernLB rechnet für das kommende Jahr mit einer spürbaren Rezession in UK, die anderen Experten gehen von einem BIP-Anstieg zwischen 0,5 und 1,2 Prozent aus. Seite
5 Abbildung 6 Wachstumsprognosen, UK Veränderung des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts gg. Vorjahr 2,5% 2,0% 1,5% 2,2% 2,1% 2,1% 2,1% 2,0% 2,0% 1,9% 1,8% 1,8% 1,9% 1,8% 2,0% 1,9% 1,9% 1,8% 1,8% 1,8% 1,8% 1,7% 1,6% 1,6% 1,6% 1,5% 1,2% 1,2% 1,2% 1,1% 0,9% 0,9% 0,6% 0,0% ,5% -2,0% -2,5% -2,0% 16 (vor Brexit) 16 (nach Brexit) 17 (vor Brexit) 17 (nach Brexit) Quellen: o.g. Institute Folgen für Deutschland und Bayern Ein Abschwung oder eine Rezession im Vereinigten Königreich wird sich auch auf die Konjunktur in Deutschland und Bayern auswirken. Ein Nachfragerückgang aus einem unserer wichtigsten Absatzmärkte belastet unsere Exporte. Zudem sinkt infolge der Abwertung des Britischen Pfunds die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der von deutschen und bayerischen Unternehmen hergestellten Produkte. Hinzu kommt, dass eine Konjunkturschwäche in UK über die Außenhandelsverflechtungen auch die wirtschaftliche Entwicklung in der Eurozone bremst, was dann in einem Zweitrunden-Effekt ebenfalls die deutschen und bayerischen Exporte belastet. Seite
6 Bislang halten sich die Befürchtungen der Unternehmen allerdings in Grenzen. Der Einkaufsmanagerindex für Deutschland sank von Juni bis August um insgesamt 0,9 auf 53,6 Punkte, danach stieg er wieder an und erreichte im Oktober einen Jahreshöchststand von 55,0 Punkten. Ähnlich ist die Entwicklung beim Index für die Eurozone. Dieser ging innerhalb von zwei Monaten um 1,1 auf 51,7 Punkte zurück, bevor er im September und Oktober auf 53,5 Punkte anstieg. Abbildung 7 Einkaufsmanagerindex für die Industrie Einkaufsmanagerindex, Wachstumsschwelle = Eurozone Deutschland Quelle: Markit Seite
7 An den Exporten lassen sich bislang noch keine negativen Auswirkungen der Brexit-Entscheidung ausmachen. In der Summe der ersten acht Monate lagen die deutschen Ausfuhren zwar um 0,9 Prozent niedriger als im Vorjahr und die bayerischen Exporte nahmen nur um 0,6 Prozent zu. Allerdings steht dahinter eine sehr volatile Entwicklung, die bereits seit Jahresanfang zu beobachten ist. Abbildung 8 Exporte in das Vereinigte Königreich nominale Werte, auf Euro-Basis; Veränderung gg. Vorjahresmonat 15,0% Deutschland Bayern 10,0% 5,0% 0,0% -5,0% -10,0% -15,0% -,0% Quelle: Destatis Jan Feb Mrz Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov Dez Im laufenden Jahr rechnen die Experten kaum mit einer Wachstumsverlangsamung im Deutschland infolge des Brexit-Votums. Ihre Prognosen für 17 hatten die Experten unmittelbar nach dem Referendum um 0,3 bis 0,6 Prozentpunkte nach unten gesenkt, inzwischen gab es auch hier bereits wieder leichte Korrekturen nach oben. Ansprechpartner Volker Leinweber Leiter Volkswirtschaft Telefon Telefax volker.leinweber@vbw-bayern.de Seite
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