Homöopathie für die Gelenke

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1 Homöopathie für die Gelenke Dr. med. M. Berger April 2016 Sich regelmäßig zu bewegen sowie eine geeignete Ernährung zu beachten liegt im Rahmen eines umfassenden Behandlungskonzeptes in der Hand jedes Betroffenen selbst. Die osteopathische Behandlung und Physiotherapie sind weitere, oft unverzichtbare und bewährte Bausteine einer modernen, multimodalen Behandlung. Individuell gewählte homöopathische Arzneimittel können nachhaltig zur Verbesserung der Beschwerden beitragen.

2 2 Homöopathie für die Gelenke Anders als schmerz- und entzündungshemmende Medikamente lindern homöopathische Arzneien nicht nur die Beschwerden, sondern können den Verlauf der Erkrankung nachhaltig verbessern. Schmerzen der Gelenke können viele verschiedene Ursachen haben. Hinzu kommt, dass Befund und Befinden häufig nicht in Einklang stehen. Studien zeigen, dass z.b. bei Beschwerden des Kniegelenks in zumindest 2/3 der Fälle keine auffallenden Veränderungen im Röntgen oder MRT sichtbar sind. Zeigen sich andererseits Veränderungen bei der Untersuchung, gehen sie in der Hälfte der Fälle ohne Beschwerden einher. Der sichtbare Befund und das Befinden stehen also häufig nicht im kausalen Zusammenhang! Um unnötige Behandlungen, bis hin zum operativen Gelenkersatz, zu vermeiden, sollte vorher die Frage geklärt werden, ob der Befund in einem bildgebenden Verfahren tatsächlich für die Beschwerden des Patienten relevant ist! Denn offensichtlich sind es nicht nur die sichtbaren Veränderungen der Gelenke, die leidenden Menschen zu schaffen machen, sondern vor allem eine Störung der Funktion aller beteiligten Strukturen. Die Fehlfunktion von Bändern, Sehnen, Muskeln und Muskelketten lässt sich nicht auf einem Foto darstellen. Und diese wird weder durch Schmerzoder Entzündungshemmer, noch durch eine Operation geheilt (siehe dazu auch unseren Beitrag: Verschleiß des Kniegelenks - welche Behandlung ist sinnvoll?).

3 3 Selbstverständlich sollte, soweit möglich, vor einer Behandlung eine Diagnose gestellt werden. Die Auswahl einer geeigneten homöopathischen Arznei hängt allerdings nicht in erster Linie von der Krankheitsbezeichnung ab, sondern von der Art der Beschwerden, der individuellen Symptomatik. Bei einer akuten Entzündung von Gelenken kommen folgende Arzneien in Betracht: Steht eine ausgeprägte Schwellung im Mittelpunkt ist Apis mellifica angezeigt. Das Gelenk fühlt sich heiß an, (eis-) kalte Anwendungen sind angenehm. Apis hat seine heilende Wirkung, beispielsweisebei bei Entzündungen des Kniegelenkes mit ausgeprägter Ergussbildung, wie sie z.b. nach einer Operation an dem Gelenk auftreten kann, häufig unter Beweis gestellt. Für die Wahl von Belladonna spricht ein starker, meist pulsierender Schmerz (hämmernd, klopfend), das Gelenk ist heiß und intensiv rot gefärbt. Gleichförmige Bewegungen können mitunter vertragen werden, allerdings keinesfalls Erschütterungen. Auffallend ist eine Besserung durch milde Wärme, Bedecken oder Einhüllen. Eine akute Gichtarthritis passt meist gut zu dem Arzneimittelbild von Belladonna.

4 4 Eine Verschlechterung der Schmerzen durch jede Bewegung ist das führende Leitsymptom von Bryonia. Im Gegensatz zu den vorgenannten Arzneien sind es nicht äußeren Zeichen (keine Schwellung, oft keine auffallende Verfärbung), sondern das Bedürfnis nach Ruhe sowie die Besserung durch lokalen Druck oder Bandagieren, die auf die Arznei hinweisen. Der zu Grunde liegende Krankheitsprozess ist eine trockne (fibrinöse) Entzündung der Gelenkinnenhäute. Aus diesem Grunde kann auch ein Reiben im Gelenk oder von Sehnen auf Bryonia hinweisen. Insbesondere im Herbst und im Winter ist eine der wichtigsten Arzneien für verschiedene Arten von Gelenkbeschwerden Rhus toxicodendron. Erneut ist es die charakteristische Symptomatik, die zur Arznei führt: Beschwerden werden ausgelöst (oder verschlechtert) bei kalter, feuchter Witterung und durch übermäßige Anstrengung. Gelenke und umgebende Muskulatur fühlen sich lahm und/oder steif an. Ruhe führt nicht zu einer Besserung der Beschwerden. Im Gegenteil: Betroffene wechseln oft die Lage, suchen immerzu nach einer bequemen Position für das schmerzende Gelenk. Am Anfang der Bewegung, nach einer längeren Ruhepause, insbesondere am Morgen, sind die Schmerzen heftig. Zunehmende Bewegung ( Einlaufen ) ist angenehm, ebenso warme, am besten heiße Anwendungen. Bei passender Symptomatik kann

5 5 Rhus toxicodendron für alle Gelenke hilfreich sein, besonders bei Beschwerden des Kniegelenks (Gonarthrose). Pulsatilla hat ebenfalls eine sehr starke Beziehung zu diesem Gelenk und kann der Symptomatik von Rhus toxicodendron ähnlich sein. Ein wesentlicher Unterschied: Betroffene möchten ihre kranken Gelenke kühlen, decken sie in der Nacht lieber ab und suchen Linderung bei sanfter Bewegung an kühler frischer Luft.

6 6 Einnahmeregeln für homöopathische Medikamente Welche Potenz? Wir empfehlen für die akute Behandlung bei Husten die homöopathische Potenz D12 Wie viel? Eine einzelne Gabe des homöopathischen Arzneimittels besteht aus 3-5 Globuli, 5-10 Tropfen oder einer Tablette. Wie oft? Die Häufigkeit der Einnahme richtet sich nach der Aktualität der Beschwerden. Bei sehr akuten Beschwerden kann das passende Arzneimittel zunächst stündlich eingenommen werden, am zweiten Tag alle zwei Stunden, anschließend Übergang auf 2-4 x tägliche Einnahme. Bei weniger heftigen Symptomen reicht meist die 2-4 x tägliche Einnahme. Ist die Arznei passend gewählt, Wir erwarten nach wenigen Tagen, manchmal schon nach Stunden, eine Tendenz zur Besserung! Wann einnehmen? Zwischen der Einnahme der homöopathischen Arznei und einer Mahlzeit sollte ein Abstand von ca. zehn Minuten liegen, dabei ist es egal ob die Gabe vor oder nach dem Essen erfolgt.