Literatur: Mankiw, N. Gregory: Makroökomik, Schäffer-Poeschel Kapitel 6 (Seite )
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1 Arbeitslosigkeit und Arbeitsmarkt Literatur: Mankiw, N. Gregory: Makroökomik, Schäffer-Poeschel Kapitel 6 (Seite )
2 Arbeitslosigkeit Die Arbeitslosigkeit ist das makroökonomische Problem, das den einzelnen am unmittelbarsten und am nachhaltigsten betrifft. Für die meisten Menschen hat der Verlust des Arbeitsplatzes eine Verminderung ihres Lebensstandards und psychische Probleme zur Folge. Es kann daher nicht übberrachen, daß das Problem der Arbeitslosigkeit immer wieder Gegenstand der politischen Auseinandersetzung ist und daß Politiker oft behaupten, ihre politischen Programme würden Arbeitsplätze schaffen.
3 Die natürliche Arbeitslosenquote Die natürliche Arbeitslosenquote ist die Arbeitslosenquote, der sich die Wirtschaft langfristig immer wieder annähert, wenn man die Unvollkommenheiten des Arbeitsmarktes berücksichtigt, die Arbeitnehmer daran hindern, unmittelbar einen neuen Arbeitsplatz zu finden.
4 Arbeitsmarktdynamik Täglich verlieren Arbeitnehmer ihre Stellung: Sie werden entlassen oder sie kündigen. Täglich werden aber auch Arbeitnehmer eingestellt, die zuvor arbeitslos gewesen sind. Dieses ständige Auf und Ab bestimmt den Anteil der Arbeitslosen an den Erwerbspersonen.
5 Arbeitsmarktliche Kategorien L Anzahl der Erwerbspersonen E Anzahl der beschäftigten Arbeitnehmer U Anzahl der Arbeitslosen Weil jeder Arbeitnehmer entweder beschäftigt oder arbeitslos ist, ergibt sich die Anzahl der Erwerbspersonen als Summe aus der Anzahl der Beschäftigten und der Anzahl der Arbeitslosen: L = E + U Die Arbeitslosenquote ist durch den Quotienten U/L definiert.
6 Der Wechsel zwischen Beschäftigung und Arbeitlosigkeit Beendigung von Beschäftigungsverhältnissen (s) Beschäftigte Arbeitslose Beginn von Beschäftigungsverhältnissen (s)
7 Arbeitsmarktdynamik Mit s sei die Quote der Auflösen von Arbeitsverhältnissen bezeichnet, also der Teil der beschäftigten Arbeitnehmer, der jeden Monat seinen Arbeitsplatz verliert. Die Quote der neu abgeschlossenen Arbeitsverhältnisse, der Teil der Arbeitlosen also, der in jedem Monat einen neuen Arbeitsplatz findet, sei mit f symbolisiert. Zusammen bestimmen die Quote der neu abgeschlossenen Arbeitsverhältnisse f und die Quote der Auflösung von Arbeitsverhältnissen s die Arbeitslosenquote.
8 Natürliche Arbeitslosenquote Falls die Arbeitlosenquote weder steigt noch fällt, der Arbeitsmarkt sich also in einem Steady state befindet, dann muß die Anzahl der Einstellungen mit der Zahl der Kündigungen übereinstimmen. Weil fu die Anzahl der Einstellungen und se die Anzahl der Kündigungen wiedergibt, müssen diese beiden Werte gleich sein: fu = se fu = s(l U) f U L s 1- U L U L s s f
9 Ein numerisches Beispiel Es sei angenommen, daß ein Prozent der abhängig Beschäftigten jeden Monat ihren Arbeitsplatz verlieren (s=0,01). Aus dieser Annahme folgt, daß ein durchschnittliches Beschäftigungsverhältnis 100 Monate oder ca. 8 Jahre dauert. Weiter sei angenommen, daß ungefähr 20 Prozent der Arbeitslosen in jedem Monat einen neuen Arbeitsplatz finden (f=0,2), die durchschnittliche Länge der Arbeitslosigkeit sich also auf 5 Monate beläuft. Unter diesen Annahmen folgt für die Arbeitslosenquote U/L=0,01/(0,01+0,2)=0,0476. Die Arbeitslosenquote beträgt in diesem Beispiel also ungefähr 5 Prozent.
10 Implikation für die Wirtschaftspolitik Das vorgestellte Modell der natürlichen Arbeitslosenquote weist eine offensichtliche, trotzdem aber wichtige Imlikation für die Wirtschaftspolitik auf: Jede Politik, die auf eine Verminderung der natürlichen Arbeitslosenquote abzielt, muß entweder die Quote der Auflösung von Arbeitsverhältnissen reduzieren oder die Quote der Neuabschlüsse von Arbeitsverhältnissen erhöhen. In der Umkehrung gilt, daß jede Politik, die die Quoten der Auflösung oder des Neuabschlusses von Arbeitsverhältnissen berührt, auch die Arbeitslosenquote beeinflußt.
11 Arbeitsplatzsuche und friktionelle Arbeitslosigkeit Ein Grund für Arbeitslosigkeit ist darin zu sehen, daß es eine gewisse Zeit braucht, bis die Profile von Arbeitsanbietern und Arbeitsplätzen zusammen passen. In der Realität weisen Arbeitnehmer jedoch unterschiedliche Präferenzen und Fähigkeiten auf, und Arbeitsplätze zeigen unterschiedliche Anforderungsprofile. Darüber hinaus ist der Informationsfluß in bezug auf Arbeitsplatzsuchende und offene Stellen unvollkommen, und die räumliche Mobilität der Arbeitnehmer ist eingeschränkt. Es bedarf daher einer gewissen Zeit und einiger Ansterngungen, um einen angemessenen Arbeitsplatz zu finden. Die Unterbeschäftigung, die dadurch entsteht, daß die Arbeitsplatzsuche einiger Zeit bedarf, nennt man friktionelle Arbeitslosigkeit.
12 Sektoraler Wandel Ökonomen bezeichnen eine Verschiebung der Nachfrage zwischen Industrien oder Regionen als sektoralen Wandel. Weil sektoralen Wandel ständig auftritt und weil Arbeitnehmer für den Wechsel in andere Sektoren Zeit benötigen, gibt es auch immer friktionelle Arbeitslosigkeit.
13 Andere Gründe für friktionelle Arbeitslosigkeit Sektoralen Wandel ist jedoch nicht der einzige Grund für die Auflösung von Arbeitsverhältnissen und für friktionelle Arbeitslosigkeit. Arbeitnehmer verlieren auch dann unerwartet ihren Arbeitsplatz, wenn ihr Unternehmen schlecht geführt wird, wenn ihre Arbeitsleistungen als unzureichend angesehen werden oder wenn ihre speziellen beruflichen Fähigkeiten nicht länger benötigt werden.arbeitnehmer kündigen ihr Arbeitsverhältnis, falls sich in anderen Bereichen bessere Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung zeigen oder falls sie etwa aus familiären Gründen umziehen müssen.
14 Wirtschaftspolitik und friktionelle Arbeitslosigkeit Zahlreiche wirtschaftspolitische Maßnahmen zielen darauf ab, die natürliche Arbeitslosenquote durch eine Verminderung der friktionellen Arbeitslosigkeit zu reduzieren. So streben etwa die Arbeitsämter durch ihre Informations- und Vermittlungstätigkeit eine Verbesserung und Beschleunigung des Zusammenfindens von offenen Arbeitsplätzen und entsprechend qualifizerten Arbeitssuchenden an. Durch Umschulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen soll der Übergang der Arbeitnehmer von schrumpfenden in expandierende Branchen gefördert werden. In dem Maße, in dem diese Programme die Rate der Einstellungen erhöhen, vermindern sie die natürliche Arbeitslosenquote.
15 Arbeitslosenversicherung Zu den Maßnahmen gehört die Arbeitslosenversicherung. Diese zahlt den Arbeitslosen mach dem Verlust des Arbeitsplatzes für eine bestimmte Zeit einen gewissen Prozentsatz ihres Gehaltes weiter. Die Regelung für die Zahlung von Arbeitslosengeld sind international sehr unterschiedlich. Einerseits mildert die Arbeitslosenversicherung die ökonomischen Härten der Arbeitslosigkeit, anderseits führt sie aber zur Zunahme der friktionellen Arbeitslosigkeit und damit zu ener Erhöhung der natürlichen Arbeitslosenquote. Der Druck auf die Bezieher von Arbeitslosengeld, sich eine neue Beschäftigung zu suchen, wird vermindert. Sie hat den Vorteil, daß sie die Unsicherheit der Arbeitsnehmer bezüglich ihres zukünftigen Einkommens reduziert. Darüber hinaus kann sie zu einem besseren Zusammenpassen von Arbeitnehmern und Arbeitsplätzen führen.
16 Reallohnstarrheit und strukturelle Arbeitslosigkeit Ein zweiter Grund für Arbeitslosigkeit ist Lohnstarrheit das Versagen des Lohnsatzes, sich so lange anzupassen, bis Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage übereinstimmen. Liegt der Reallohn oberhalb des Niveaus, bei dem Arbeitsangebot und Arbeitsnachfrage gleich sind, übersteigt die angebotene Arbeitsmenge die nachgefragte. Die Unternehmen müssen die knappen Arbeitsplätze in irgendeiner Weise den Arbeitsanbietern zuteilen. Reallohnstarrheit vermindert die Quote der neu abgeschlossenen Arbeitsverhältnisse und erhöht das Niveau der Unterbeschäftigung.
17 W/P Reallohnstarrheit führt zu Arbeitsplatzrationierung Angebot Arbeitslosigkeit W/P starr Nachfrage L Beschäftigte L
18 W/P Arten von Arbeitslosigkeit Angebot gezwungene W/P 1 freiwillige Nachfrage L
19 Strukturelle Arbeitslosigkeit Die sich aus Lohnstarrheit und Arbeitsplatzrationierung ergeben Arbeitslosigkeit wird als strukturelle Arbeitslosigkeit bezeichnet. In diesem Fall sind Arbeitnehmer nicht deswegen arbeitlos, weil sie aktiv nach einer Beschäftigung suchen, die ihren Fähigkeiten am besten entspricht, sondern weil zum herschenden Reallohn das Arbeitsangebot die Arbeitsnachfrage übersteigt. Diese Arbeitnehmer warten einfach darauf, daß Arbeitsplätze verfügbar werden. Um Lohnstarrheit und strukturelle Arbeitslosigkeit zu verstehen, muß geprüft werden, warum der Arbeitsmarkt nicht geräumt wird. Die drei mögliche Ursachen für Reallohnstarrheit: Mindestlohngesetzgebung, Monopolmacht der Gewerkschaften und Effizienzlöhne.
20 Mindestlohngesetzgebung Staatliche Gesetze und Verordungen verursachen Lohnstarrheit, wenn sie verhindern, daß die Löhne auf ihr gleichgewichtes Niveau sinken. Mindestlohnvorschriften setzen eine Untergrenze für die Löhne, die ein Unternehmen seinen Beschäftigten bezahlen kann (ca. 30 bis 50 % des Durchschnittslohns). Für die weitaus meisten Arbeitnehmer hat der Mindestlohn keine begrenzende Wirkung, weil ihr Verdienst deutlich darüber liegt. Es wird vermutet, daß Mindestlohnvorschriften sich am stärksten auf die Arbeitslosigkeit von Jugendlichen auswirken.
21 Gewerkschaften und Tarifverhandlungen Eine zweite Ursache für Lohnstarrheiten ist in der Macht der Gewerkschaften bei Tarifverhandlungen zu sehen. Die Löhne dieser Arbeitnehmer ergeben sich nicht aus einem Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage am Arbeitsmarkt, sondern sind vielmehr das Ergebnis von Tarifverhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden.
22 Effizienzlöhne Effizienzlohntheorien basieren darauf, daß höhere Löhne produktivitätssteigend wirken. Ein Einfluß der Lohnhöhe auf die Arbeitseffizienz könnte möglicherweise erklären, warum Unternehmen davon absehen, bei einem Überangebot an Arbeit die Löhne zu kürzen. Einfluß auf die Ernährung Verringerung der Arbeitsplatzfluktuation Qualität der Belegschaft einer Unternehmer Arbeitsanstrengungen
23 Arbeitslosigkeitsmuster Dauer der Arbeitslosigkeit Unterschiede in der Arbeitslosenquote verschiedener demographischer Gruppen Sektorale Verschiebungen Produktivität Zugänge und Abgänge bei den Erwerbspersonen
24 Unterschiede in der Arbeitslosenquote verschiedener demographischer Gruppen Die Arbeitslosenquote weist erhebliche Unterschiede zwischen verschiedenen Gruppen der Bevölkerung auf. Allgemein kann man sagen, daß jüngere Beschäftigte eine deutlich höhere Arbeitslosenquote zu verzeichnen haben als ältere. Das Modell isoliert zwei mögliche Gründe für eine hohe Arbeitslosenquote: Entweder ist die Quote der Einstellungen niedrig oder die Quote der Auflösungen hoch. Kann man feststellen, daß die Gruppen, die unter hoher Arbeitslosigkeit zu leiden haben, tendenziell durch eine hohe Quote der Auflösung von Arbeitverhältnissen gekennzeichnet sind.
25 Sektorale Verschiebungen Je größer deer Umfang der sektoralen Verschiebungen, desto größer ist die Quote der Auflösung von Arbeitsverhältnissen und desto größer ist auch die friktionelle Arbeitslosigkeit. (Schwankungen der Ölpreise)
26 Zugänge und Abgänge bei den Erwerbspersonen Änderungen der Erwerbspersonenzahl sind jedoch von großer Bedeutung. Ein großer Teil der Arbeitslosen gehören zu denen, die neu zu den Erwerbspersonen hinzugekommen sind. Ein Teil von ihnen sind jugendliche Arbeitnehmer, die noch nach ihrem ersten Arbeitsplatz Ausschau halten. Der Rest hat vorher bereits gearbeitet, ist aber vorübergehend aus der Gruppe der Erwerbspersonen ausgeschieden. Darüber hinaus endet nicht jeder Fall von Arbeitslosigkeit damit, daß ein neuer Arbeitspaltz gefunden wird. Fast in der Hßlfte endet die Zeit der Arbeitslosigkeit dadurch, daß der Arbeitslose sich vom Arbeitsmarkt zurückzieht.
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