Was heißt hier Energie?

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2 16 Was ist Homöopathie? Der Ausgangsstoff wird nach den Vorschriften des Homöopathischen Arzneibuchs sorgfältig verschüttelt. durch eine stufenweise Verdünnung und Verschüttelung (nach einem bestimmten Schema wird das Gefäß mit dem gelösten Arzneimittel auf ein schweres Lederkissen aufgeschlagen) sie hat also mit einer reinen Verdünnung (ohne Verschütteln) nichts zu tun. Konkret: Die Arzneigrundstoffe Pflanzen, Tiere und Mineralien, werden mit einer Trägersubstanz (Alkohol, Wasser, Milchzucker) verarbeitet. Dies bedeutet eine Verschüttelung oder Verreibung des Ausgangsstoffes mit der Trägersubstanz im Verhältnis 1:10 (Dezimal-Potenzen D ) bzw. 1:100 (Centesimal-Potenzen C ) stufenförmig bis zur benötigten Arzneistärke ( Potenz ). Eine D6 ist sechsmal im Verhältnis 1:10 verarbeitet worden, eine C30 30mal im Verhältnis 1:100. D3, D4, D6, D12 gelten als niedrige Potenzen, D30, C30 oder C200 als hohe Potenzen. Betrachtet man allein die Chemie, dann muss die Homöopathie eine reine Plazebo-Therapie sein: Ab D24 oder C12 sind rechnerisch keine Moleküle der Ausgangssubstanz mehr in dem homöopathischen Arzneimittel enthalten. Schlüssel zum Verständnis der Homöopathie ist daher die Dynamis Hahnemanns von der man heute als Energie oder Information sprechen würde. Was heißt hier Energie? Neben den stofflichen Prozessen bei einer Krankheit kann man diese auch vom energetischen Standpunkt aus betrachten. Krankheit ist dann gleichbedeutend mit einem energetischen Ungleichgewicht im Körper. Die gesunde Energie oder Lebensenergie ist geschwächt, ihr gegenüber steht die Krankheit, die ebenfalls eine Energie erzeugt. Auch homöopathische Mittel sind nicht stofflich wirksam, sondern energetisch (man kann auch von einer Art Information sprechen, die die homöopathischen Mittel beinhalten). So wie Hahnemann von der Dynamis sprach, würde man heute davon sprechen, dass die Energie des homöopathischen Arzneimittels, da sie der Krankheitsenergie ähnlich ist, das geschwächte oder blockierte Immunsystem spezifisch stimuliert, so dass es sich gegen die ursprüngliche Erkrankung erfolgreich wehren kann.

3 Homöopathie 17 Durch das kräftige Schütteln bei der Potenzierung wird die Energie gesteigert im wahrsten Sinne des Wortes potenziert. Je häufiger ein homöopathisches Mittel potenziert wird, desto stärker ist seine Energie. Dies bedeutet, dass die Wirkung sehr viel länger anhält, das Mittel entsprechend seltener gegeben wird (und eine falsche Mittelwahl gravierendere Folgen hat als bei einer niedrigen Potenz). Es heißt aber auch, dass das hoch potenzierte Mittel eine tiefergreifende Wirkung beim Menschen hat: Es wirkt stärker im psychischen Bereich als niedrige Potenzen. Und es kann alte Prozesse verändern. Das bedeutet für die Anwendung: Für akute, eher organische Beschwerden können problemlos niedrige Potenzen verwendet werden. Auch in der Selbsthilfe werden vorrangig niedrige Potenzen empfohlen, weil ohnehin nur akute Beschwerden behandelt werden sollten, aber auch, weil mögliche Anwendungsfehler bei niedrigen Potenzen geringere Folgen haben. Akute, heftige Prozesse (hohes Fieber, starke Schmerzen) haben eine starke Energie (der Patient und sein Immunsystem sind durch die akuten Prozesse extrem blockiert und geschwächt). Mit niedrigen Potenzen wird diesem Zustand durch die häufige Gabe der homöopathischen Mittel begegnet. Wenn eine Besserung in der Erkrankung eintritt, bedeutet dies, dass die homöopathischen Mittel mit ihrer Energie das Immunsystem erfolgreich stimuliert haben und nur noch ab und zu Gaben der Arznei von Nöten sind, um das Immunsystem noch leicht zu unterstützen. Das bedeutet: Tritt im akuten Zustand eine Reaktion auf die homöopathischen Mittel ein, so wird die Gabe der Arzneimittel reduziert. Chronische oder psychische Prozesse, gerade wenn sie bereits länger bestehen, brauchen einen energetischen Impuls auf einer tiefgreifenderen Ebene. Der Mensch muss in seiner Ganzheit erfasst und erkannt werden und dies kann der erfahrene Homöopath am besten. Zahlreiche Erfahrungsberichte und auch Studien zeigen jedoch auch, dass es gerade bei diesen Erkrankungen immer auch die Kombination aus Gespräch, Zuwendung, Zuhören und dem homöopathischen Mittel ist, die letztendlich gut tut und hilft.

4 18 Was ist Homöopathie? Noch etwas: Die Vorstellung einer im Arzneimittel enthaltenen Energie und die Bedeutung der Ähnlichkeit für die richtige Mittelwahl und den Erfolg der homöopathischen Therapie hat wohl auch etwas mit der Resonanz zu tun, einem Phänomen, dem die moderne Physik auf der Spur ist. Hier wird die Wissenschaft der Zukunft noch Interessantes zu Tage bringen. Homöopathie hilft, Gestörtes wieder ins Gleichgewicht zu bringen, kann jedoch bereits Zerstörtes nicht wieder herstellen. Möglichkeiten und Grenzen der Homöopathie Das individuell gewählte Mittel hat das Ziel, die Lebensenergie zu stärken, Blockierungen zu lösen, Ungleichgewichte auszugleichen, die Regulation des Stoffwechsels zu verbessern. Auf organischer Ebene würde dies z.b. bedeuten, dass die Durchblutung verbessert wird, hormonelle Schwankungen ausgeglichen werden, dass das vegetative Nervensystem, dass für eine Vielzahl von Beschwerden wie Hitzewallungen, Schwitzen, Verdauungsstörungen mit verantwortlich ist, stabilisiert wird. An ihre Grenzen stößt die Homöopathie, wenn bereits organische Schäden aufgetreten sind. Ein kaputtes Kniegelenk kann auch ein homöopathisches Mittel nicht reparieren, höchstens die Durchblutung und Ernährung in diesem Gelenk verbessern. Die Homöopathie sollte eingesetzt werden, wenn noch keine organischen Veränderungen aufgetreten sind. Man spricht hier von funktionellen Störungen. Selbst wenn das Mittel gut gewählt ist, kann es sein, dass die Reaktion des Patienten ausbleibt, vielleicht, weil er sehr schwach ist, vielleicht auch, weil eine Regulations starre vorliegt, die zunächst durch andere Maßnahmen aufgelöst werden muss. Der Organismus ist nicht mehr in der Lage, flexibel auf den Reiz zu reagieren. Wenn z. B. Hautausschläge mit Kortison behandelt wurden, so kann es vorkommen, dass das homöpathische Mittel wenig oder keine Wirkung zeigt. Bei schweren Erkrankungen und Notfällen ist die Homöopathie als alleinige Methode nicht geeignet. Erfahrungen und

5 Homöopathie 19 Studien in Krankenhäusern, hier auch auf der Notfall- und Intensivstationen, zeigen jedoch, dass die Homöopathie hier hervorragend zusätzlich eingesetzt werden kann und den Heilungsprozess unterstützt und beschleunigt. Homöopathie in der Diskussion Gerade in den letzten Jahren ist die Homöopathie in der Presse stark angegriffen worden. Was ist von dieser Kritik zu halten? Vorwurf 1: Die Homöopathie ist eine reine Plazebotherapie! Die moderne Plazeboforschung hat gezeigt: Zuwendung, Nähe, Aufmerksamkeit, aber auch der Glaube des Therapeuten und des Patienten haben einen wichtigen Einfluss auf den Erfolg der Therapie. Das gilt natürlich auch für die Homöopathie. Vorwurf 2: In dem Mittel ist chemisch kein Wirkstoff enthalten! Das stimmt und bedeutet dennoch nicht zwangsläufig, dass das Mittel oder die Therapie wirkungslos sind. Denn, das wissen Sie bereits, es geht um den individuell gewählten Reiz, den Impuls, den Anstoß, die Energie des Mittels. Vorwurf 3: Die Wirksamkeit der Homöopathie ist nicht bewiesen! Hier täuschen sich die Kritiker. Es gibt zahlreiche klinische Studien, die die Wirksamkeit der Homöopathie bei bestimmten Beschwerdebildern belegen. Hinzu kommen unzählige Falldokumentationen, Einzelfallbeobachtungen und persönliche Erfahrungen. Fest steht aber auch, dass die Homöopathie bei manchen Patienten nicht anschlägt. Vorwurf 4: Die Wirkungsweise der Homöopathie ist nicht geklärt! Recht haben die Kritiker in diesem Punkt, der auch die Homöopathieanhänger betrübt. Die Vorstellung Hahnemanns der Dynamis, auch die Erklärungen zur Information oder zur Energie der Mittel und der möglichen Resonanz zwischen Arzneimittel, Patient (und Therapeut) entbehren bislang der messbaren Grundlage, selbst wenn Forschungen aus der modernen Physik interessante Hinweise liefern. Warten wir ab!

6 20 Was ist Homöopathie? Samuel Hahnemann und das Werk seiner beiden Frauen Samuel Hahnemann, der Begründer der Homöopathie ( ) Einige Worte zu dem Mann, der die Ähnlichkeitsregel formulierte, dem Begründer der Homöopathie als Arzneimitteltherapie. Auch wenn wir heute Samuel Hahnemann ( ) als Berühmtheit kennen, so muss man doch sagen, dass er in seiner ersten Lebenshälfte in gewisser Weise ein Aussteiger war. Hahnemann hatte sich als besonders begabter Schüler hervorgetan, ihm war ein Stipendium für die Fürstenschule St. Afra bei Meißen gewährt worden. Das Medizinstudium hatte er sich mit Sprachunterricht und Übersetzungen verdient. Doch die Medizin, wie sie zu der damaligen Zeit praktiziert wurde, erschreckte ihn. Es war eine Zeit, in der die alten Maßnahmen der so genannten Humoralpathologie praktiziert wurden, die Krankheit und Gesundheit über den Zustand der Körpersäfte und ihr Verhältnis zueinander erklärte. Aus diesem Verständnis resultierende Behandlungsmethoden waren Brechmittel, Klistiere, vor allem aber der Aderlass. Und so wurde bei den verschiedensten Erkrankungen zur Ader gelassen, oft mehrfach, was die Patienten mehr schwächte, als sie stärkte, ihnen nicht selten die letzte Kraft nahm. Auf diese Art ein Mörder oder Verschlimmerer des Lebens meiner Menschenbrüder zu werden, war mir der fürchterlichste Gedanke schrieb der empfindsame junge Hahnemann und wandte sich von dieser Medizin ab, wurde wissenschaftlicher Autor und Übersetzer. Er heiratete die gerade einmal 17jährige Apothekertocher Henriette Küchler, die wohl nicht wusste, worauf sie sich einließ. Denn die nächsten Jahre sollten ärmlich sein, von zahlreichen Umzügen gekennzeichnet, die Kinderschar sollte auf elf Sprösslinge heranwachsen, von denen eines bei einem Planwagenunfall starb. Und Hahnemann saß an seinem Schreibtisch, las und schrieb, stellte den grundsätzlichen Behandlungsansatz seiner Zeit contraria contrariis Gegensätzliches mit Gegen-