Infografik in der Presse

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1 MASARYKOVA UNIVERZITA FILOZOFICKÁ FAKULTA ÚSTAV GERMANISTIKY, NORDISTIKY A NEDERLANDISTIKY Lada Pololáníková Infografik in der Presse (Die neuen journalistischen Textformen aus textlinguistischer Sicht) Magisterská diplomová práce Vedoucí diplomové práce: PhDr. Jiřina Malá, CSc. Brno 2008

2 Hiermit erkläre ich, dass ich diese Arbeit selbständig geschrieben habe und nur die im Literaturverzeichnis angegebene Literatur und angegebenen Quellen benutzt habe.... Lada Pololáníková 2

3 An dieser Stelle möchte ich mich bei Frau PhDr. Jiřina Malá, CSc für ihre wertvollen Ratschläge und Hinweise bedanken, die mir bei der Entstehung der vorliegenden Arbeit viel geholfen haben. 3

4 Inhalt Abkürzungsverzeichnis... 6 Einleitung... 7 I. Theoretischer Teil Textlinguistik und Gegenstand der Textlinguistik Text und Textdefinitionen Text im Alltagverständnis Text als Gegenstand der Textlinguistik Textlinguistische Textdefinitionen Textualitätskriterien Semiotischer Textbegriff Textsorte Textsorten in der Presse Infografik Begriffserklärung und Typologie Die Geschichte der Infografik Die Regeln für die Erstellung einer Infografik Vorteile und Nachteile der Infografik Verhältnis zwischen Bild und Text Multimedialer Journalismus. Cluster-Texte und Hypertexte Cluster-Texte Hypertexte II. Praktischer Teil Analysen Moderne chirurgische Hilfen beim Abspecken (Focus Nr. 36, Jg. 2006) Schengen (Focus Nr. 51, Jg. 2007) Unzufrieden mit Schwarz-Rot (Der Spiegel Nr. 6, Jg. 2008) Spiegel-Poster zum Klimawandel (Der Spiegel, Jahres - Chronik 2007)

5 Zusammenfassung Literaturverzeichnis Abbildungsverzeichnis Anhang - Abbildungen

6 Abkürzungsverzeichnis Abb. Abbildung Aufl. Auflage Bd. Band bzw. beziehungsweise d. h. das heißt ebd. ebenda f. folgende (Seite) ff. folgende (Seiten) Hrsg. Herausgeber/-in; Herausgeber/-innen hrsg. herausgegeben Jg. Jahrgang Nr. Nummer S. Seite s. Anh. siehe Anhang s. o. siehe oben u. a. und andere usw. und so weiter u. v. a. und viele(s) andere vgl. vergleiche! vs. versus z. B. zum Beispiel 6

7 Einleitung Wir leben in einer Welt, die überwiegend von Medien beeinflusst wird. Sie informieren uns über das Geschehen und die Änderungen in der Welt und sie beeinflussen unsere Ansichten über diese Welt. Der Mensch von heute verlangt vor allem von den Medien, schnell, kurz, bündig und zugleich effektiv informiert zu werden. Man ist daran gewöhnt, überall von bildlichen Darstellungen umgeben zu sein. Über das Fernsehen und Internet strömen auf uns tausende von bunten Bildern, Fotos und Grafiken ein. Deshalb gibt es auch in der Presse die steigende Tendenz zur bildlichen Darstellung von Ereignissen. Die Titelseiten der Tagespresse, aber auch der Nachrichtenmagazine locken die Leser mit farbigen Outfits und provozieren mit ihren Schlagzeilen. Die Texte werden nicht mehr nur in Absätze und Spalten geteilt, sondern die Hauptinformationen werden typographisch (z. B. Fettdruck, Kursivschrift usw.), manchmal auch farbig hervorgehoben; oder sie werden stichwortartig zusammengefasst und noch bunt eingerahmt. Solche Kombinationen von kurzen Texten, Bilduntertiteln oder verschiedene Beschriftungen mit grafischen Elementen sind in der Publizistik unter dem Begriff Infografik bekannt. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen des multimedialen Journalismus. Dabei wird besonders auf die Infografik der größte Wert gelegt. Außerdem werde ich mich auch kurz mit dem Cluster-Text und dem Hyper-Text beschäftigen. Die Arbeit wird in zwei Teile gegliedert. In dem ersten, theoretischen Teil werde ich mich mit den textlinguistischen Fragen beschäftigen. Es werden die verschiedenen Definitionen der Begriffe Text, Textsorte und Infografik vorgestellt und die Textsorten sowie die Infografik klassifiziert. Der größte Teil der Arbeit wird der Infografik gewidmet. Außer der Klassifikation beschreibe ich noch die Regeln für die Erstellung einer Infografik und die Vorteile und Nachteile einer Infografik. Es wird kurz auch das Verhältnis zwischen Bild und Text erörtert. Im letzten Kapitel des theoretischen Teils werde ich auf den Cluster-Text und den Hyper-Text eingehen. Der zweite, praktische Teil wird der Analyse von einigen Infografiken und einem Cluster-Text gewidmet. Das Ziel der Analyse von Infografiken ist es, festzustellen, ob sie als Texte betrachtet werden können. In Verbindung mit dem immer häufigeren Auftauchen von Infografiken in den Medien in den letzten Jahren gewinnt die Debatte um die Infografik als eine neue Textsorte immer mehr an Bedeutung. Die Journalistik akzeptiert sie schon als eine neue Textsorte und es wurden sogar in den letzten Jahren mehrere Arbeiten zu diesem Thema vorgestellt. 7

8 In der Textlinguistik wurde aber noch nicht eindeutig klargestellt, ob die Infografik als ein Text bzw. als eine neue Textsorte betrachtet werden kann. Deshalb bemühe ich mich in dieser Arbeit auch darum, die Infografik unter dem Gesichtspunkt der Textlinguistik zu betrachten und dabei die folgenden Fragen zu beantworten: Was ist ein Text?, Was ist eine Textsorte?, Was ist eine Infografik? und Kann die Infografik als ein Text und damit auch als eine neue Textsorte betrachtet werden?. 8

9 I. Theoretischer Teil 1. Textlinguistik und Gegenstand der Textlinguistik Textlinguistik ist, ähnlich wie Soziolinguistik, Psycholinguistik, Pragmalinguistik u. a., Ergebnis der Entwicklung in der Linguistik in den sechziger Jahren bzw. zu Anfang der siebziger Jahre des 20. Jhs, Ergebnis der sgn. pragmatischen Wende. Die pragmatische Wende bedeutete in der Linguistik Ablenkung von der systemorientierten Sprachbetrachtung und Zuwendung zu einer kommunikations- und funktionsbezogenen Sprachbetrachtung. Die Grundlage für die Entwicklung der Textlinguistik ist die Erkenntnis gewesen, dass die sprachliche Kommunikation nicht mit Hilfe von einzelnen Sätzen, sondern mit Hilfe von Texten (sinnvoller Satzfolgen) durchgeführt wird (vgl. Fleischer/Helbig/Lerchner 2001:470f.). An dieser Stelle sind einige Definitionen zum Begriff Textlinguistik anzuführen: "Zur Textlinguistik rechnet man gewöhnlich jede sprachwissenschaftliche Forschung, die vom Text (in mündlicher und schriftlicher Form oder Konzipierung) als Grundeinheit menschlicher Sprache ausgeht oder die zumindest die Satzgrammatik so weit überschreitet, dass sie Satzsequenzen oder noch größere Textstücke als Einheiten sui generis behandelt" (Dressler 1973:1). Im Lexikon der Sprachwissenschaft (Bußmann 2002:688) wird Textlinguistik als linguistische Disziplin, die sich mit der strukturellen und prozessualen Konstitution der sprachlichen Einheit Text befasst, angesehen. Fix/Poethe/Yos (2003:219) charakterisieren Textlinguistik als Teilgebiet der Linguistik, das sich mit dem Wesen, den Merkmalen und der Klassifikation von Texten sowie mit den Regularitäten der Textproduktion und rezeption beschäftigt. Daraus ergibt sich, dass TEXT der Hauptgegenstand der Textlinguistik ist. Mit Text hängen auch die Fragen zusammen, die sich Textlinguistik stellt und die sie beantworten versucht: Was ist ein Text? Woraus besteht ein Text? Welche Unterschiede gibt es zwischen einer zufälligen Satzfolge und einem Text? Wie müssen die einzelnen Sätze im Text miteinander verknüpft sein, damit sie zu einem sinnvollen Text werden können? Zu welchem Zweck werden die Texte erstellt? Wie wird ein Text von dem Emittenten geplant, strukturiert und 9

10 produziert? Wie entschlüsselt der Rezipient diesen von einem Emittenten aufgebauten Kode? (vgl. Helbig 1991:135) und viele andere Fragen, mit denen sich Textlinguistik beschäftigt. Wie bereits erwähnt wurde, gehört zu den Aufgaben der Textlinguistik die Untersuchung von Texten, vor allem von deren Eigenschaften, Aufbau, Funktionen, Kommunikationsziele, von deren Produktion und Rezeption. Zu den weiteren wesentlichen Aufgaben dieser Disziplin gehört hauptsächlich die Bestimmung des Begriffs Text aus linguistischer Sicht, und die Klassifikation von Texten und Textsorten. In den nächsten zwei Kapiteln werden wir uns mit den Text- und Textsortenbestimmungen beschäftigen, die als Grundlage für diese Arbeit dienen. Es ist aber keine leichte Aufgabe, die bereits gestellten Fragen zu beantworten, denn in der Textlinguistik selbst gibt es verschiedene Möglichkeiten, wie man an diese Problematik herantreten kann. Nach Brinker (1997:12ff.) sind in der Textlinguistik zwei Hauptrichtungen zu unterscheiden, die durchaus unterschiedliche Zielsetzungen entwickelt haben und dementsprechend werden auch die wesentlichen textlinguistischen Fragen beantwortet. Es handelt sich um die: a) sprachsystematisch ausgerichtete Textlinguistik b) kommunikationsorientierte Textlinguistik ad a) die sprachsystematisch ausgerichtete Textlinguistik ist die erste Richtung der Textlinguistik. Sie entwickelte sich aus der strukturalistischen Linguistik und aus der generativen Transformationsgrammatik. Im Vordergrund der Forschung beider Richtungen steht der Satz als die oberste linguistische Bezugseinheit (Brinker 2001:13). Mitte der sechziger Jahre kam es zu einem wichtigen Wandel in der Entwicklung der Sprachwissenschaft: die linguistische Forschung wurde nicht mehr nur auf das Phänomen SATZ beschränkt, diese Grenze wurde überschritten. TEXT wurde zum Forschungsgegenstand der neu entstandenen linguistischen Disziplin und zugleich zu der obersten Einheit der Sprache. Die sprachsystematisch orientierte Textlinguistik geht davon aus, daß nicht nur die Wort- und Satzbildung, sondern auch die Textbildung (die Textkonstitution) durch das Regelsystem der Sprache gesteuert wird und auf allgemeinen, sprachsystematisch zu erklärenden Gesetzmäßigkeiten gründet (Brinker 1997:14). Das Ziel dieser Richtung ist also, diese allgemeinen Prinzipien herauszufinden und systematisch zu beschreiben (ebd.). 10

11 ad b) Die zweite Richtung der Textlinguistik, die kommunikationsorientierte Textlinguistik, entstand Anfang der siebziger Jahre als Reaktion auf die sprachsystematisch orientierte Textlinguistik. Sie kritisierte die erste Richtung, weil sie wenig oder gar nicht berücksichtigte, dass die Texte immer in einer Kommunikationssituation eingebettet sind und dass sie von außersprachlichen Faktoren beeinflusst werden, wie z. B. die Rolle des Produzenten und des Rezipienten eines Textes. Voraussetzung für die Entstehung dieser Richtung war die Sprechakttheorie und die linguistische Pragmatik, die die Bedingungen sprachlichsozialer Verständigung zwischen den Kommunikationspartnern einer bestimmten Kommunikationsgemeinschaft zu beschreiben und zu erklären versucht (Brinker 2001:15). Anhand dieser Vorstellung änderte sich der Blick auf den Text: TEXT wurde nicht mehr nur als grammatisch verknüpfte Satzfolge, sondern als (komplexe) sprachliche Handlung angesehen, mit der der Sprecher oder Schreiber eine bestimmte kommunikative Beziehung zum Hörer oder Leser herzustellen versucht (ebd.). Die kommunikationsorientierte Textlinguistik widmet sich vor allem der kommunikativen Funktion von Texten. Anders gesagt, sie untersucht, mit welchem Ziel der Sprecher oder Schreiber einen konkreten Text produziert. Die kommunikationsorientierte Textlinguistik kann man aber nicht als eine Gegenrichtung zu der sprachsystematisch orientierten Textlinguistik verstehen. Sie erweitert die sprachsystematisch orientierte Textlinguistik um die Konzeption einer kommunikativen Kompetenz 1 (Brinker 1997:16). So auch Helbig (1990:169): Beide verhalten sich nicht alternativ, sondern komplementär zueinander, so wie grundsätzlich Strukturbeschreibungen in Funktionsbeschreibungen eingeschlossen werden. Schließlich kann gesagt werden, dass die kommunikationsorientierte Textlinguistik einen Fortschritt in der textlinguistischen Forschung signalisiert. Diese zwei Richtungen der textlinguistischen Forschung werden wir besonders im nächsten Kapitel (unter Textlinguistische Textdefinitionen) berücksichtigen. 1 Es geht um die Fähigkeit des Produzenten, sich in einer bestimmten Kommunikationssituation den der Situation angepassten sprachlichen Mitteln bzw. anderen Kommunikationsmitteln zu bedienen, und es geht zugleich um die Fähigkeit des Rezipienten, das Ziel der Kommunikation anhand der verwendeten Kommunikationsmittel zu entschlüsseln und angemessen auf die Kommunikationssituation zu reagieren. 11

12 2. Text und Textdefinitionen 2.1. Text im Alltagverständnis Wie bereits im vorigen Kapitel erwähnt wurde, steht TEXT im Vordergrund des textlinguistischen Interesses. Die Herkunft des Wortes Text geht auf das lateinische Wort textum (abgeleitet vom Verb texere) zurück, das wortwörtlich Gewebe bedeutet. Diese Bedeutung wurde dann auf eine Verflechtung von sprachlichen Einheiten übertragen. Das Wort Text wird heutzutage in folgenden Bedeutungen verwendet 2 : 1. im Wortlaut (schriftlich) festgehaltene, inhaltlich zusammenhängende Folge von Wörtern, Sätzen, Aussagen 2. Teil eines Textes, Auszug aus einem Text 3. zu einem Musikstück gehörende Worte 4. (als Grundlage einer Predigt dienende) Bibelstelle 5. Unterschrift zu einer Illustration, Abbildung Aus der Fachsprache der Typographie kommen noch zwei weitere Bedeutungen dazu: zusammenhängendes Schriftbild einer bedruckten oder beschriebenen Seite im Unterschied zu Überschrift, Fußnote, Illustration und in weiblicher Form bedeutet Schriftgrad von 20 typographischen Punkten 3. Mit oben genannten Bedeutungen des Wortes Text hängen auch die Vorstellungen zusammen, die die Sprachbenutzer mit dem Begriff Text meistens verbinden: Von der Alltagsperspektive her betrachtet, wird TEXT als eine (schriftlich) fixierte sprachliche Einheit angesehen, die in der Regel mehr als einen Satz umfaßt (Brinker 1997:12). Dabei aber muss berücksichtigt werden, dass die Rezipienten nur solche Satzfolgen als Texte auffassen, in denen die einzelnen Sätze miteinander inhaltlich und thematisch zusammenhängen. Diejenigen Texte, die über diese Kohärenz nicht verfügen, werden im Alltagsverständnis für Nicht-Texte gehalten (vgl. Brinker 1997:10ff.). 2 Wahrig, Bernard / Krämer, Hildegard / Zimmermann, Harald (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch in sechs Bänden. Bd. 6. F. A. Brockhaus, Deutsche Verlags-Anstalt. Wiesbaden, Stuttgart 1984, S. 214; Duden - Deutsches Universalwörterbuch, 5. Aufl. Mannheim 2003 [CD-ROM]; Wahrig, Gerhard: Deutsches Wörterbuch. Bertelsmann Lexikon Verlag. Gütersloh 1997, S Wahrig, Bernard / Krämer, Hildegard / Zimmermann, Harald (Hrsg.): Deutsches Wörterbuch in sechs Bänden. Bd. 6. F. A. Brockhaus, Deutsche Verlags-Anstalt. Wiesbaden, Stuttgart 1984, S

13 Daraus folgt, dass sich die Sprachbenutzer unter dem Begriff TEXT überwiegend eine schriftliche, abgeschlossene Folge von sinnvollen Sätzen mit einem gemeinsamen Thema vorstellen Text als Gegenstand der Textlinguistik Im Gegensatz zur allgemeinen Vorstellung der Sprachbenutzer, dass ein Text eine schriftliche Abfolge von Sätzen ist, werden in der Textlinguistik unter dem Begriff Text sowohl schriftliche als auch mündliche Äußerungen 4 verstanden. Es ist also unwichtig, ob der Text schriftlich oder mündlich ist, die Textlinguistik untersucht beides. Auch die Länge des Textes ist nicht wichtig. Die Texte haben unterschiedlichen Umfang: einerseits gibt es Texte, die bloß aus einem Wort bestehen, z. B. die Ausrufe Hilfe! oder Feuer!, die einen Notfall signalisieren, andererseits gibt es Texte mit einem Umfang von mehreren Seiten oder es kommen sogar solche Texte vor, die aus mehreren Teiltexten bestehen und die zusammen einen Gesamttext bilden (vgl. Duden 2006:1067f.). Daraus folgt, dass die Länge von Texten keine wesentliche Rolle spielt. Das bestätigt auch folgende Behauptung: Eine Interjektion wie au! bildet ebenso einen Text wie die Roman- Tetralogie Josef und seine Brüder von Thomas Mann (Vater 2001:14). Anhand dieser Eigenschaften können Texte folgendermaßen differenziert werden (vgl. Vater 2001:15): a) mündliche vs. schriftliche Texte b) einsätzige vs. mehrsätzige Texte H. Vater (ebd.) unterscheidet noch folgende Dimensionen : c) Monologe vs. Dialoge d) rein sprachliche vs. gemischte Texte (gemischte Texte bestehen auch aus anderen Zeichen als nur aus den sprachlichen, z. B. aus Bildern, Grafiken, Piktogrammen u. a.; bei der mündlichen Kommunikation sind vor allem die nonverbalen Kommunikationszeichen von Bedeutung, wie z. B. Gestik und Mimik) Die Bezeichnung gemischte Texte kommt von Hausenblas. Hausenblas unterscheidet linguale, außerlinguale und gemischte Texte: die außerlingualen Texte bestehen 4 Mit den mündlichen Äußerungen beschäftigt sich besonders die Gesprächsanalyse. 13

14 aus nichtsprachlichen Zeichen, z. B. aus typographischen und bildlichen Zeichen; die gemischten Texte bestehen sowie aus sprachlichen (lingualen) als auch aus nichtsprachlichen (außerlingualen) Zeichen, wobei die Zeichen mit unterschiedlicher Dominanz vertreten sind (vgl. Hausenblas in Fleischer/Helbig/Lerchner 2001:509). Die gemischten Texte kommen besonders in der Presse immer häufiger vor. Man könnte sogar über eine Tendenz sprechen: fast jeder Artikel in der Zeitung wird von einem Foto oder von einer Grafik begleitet, vor allem mit dem Ziel die Aussage dadurch zu unterstützen. Die bisher genannten Eigenschaften des Phänomens TEXT sind auch den üblichen Sprachbenutzern klar, welche sind aber die anderen Eigenschaften, die weniger offensichtlich sind, trotzdem eine maßgebende Rolle spielen? Helbig (1990:160) führt folgende Merkmale an: - Text als Komplex von Sätzen (Komplexitätkriterium) - Text als Folge von Sätzen (Kohärenzkriterium) - Text als thematische Einheit (thematisches Kriterium) - Text als relativ abgeschlossene Einheit (Abgeschlossenheitskriterium) - Text als Einheit mit erkennbarer kommunikativer Funktion (kommunikatives Kriterium) Für Dimter (1981:6) muss ein Text abgeschlossene Folge sprachlicher Zeichen sein, die syntaktisch und semantisch kohärent ist, und die über eine kommunikative Funktion verfügt. Rykalová (2004a:212) fasst die wichtigsten Eigenschaften eines Textes in folgenden Punkten zusammen: Der Text - hat eine kommunikative Funktion, - verfügt über syntaktische, semantische und pragmatische Kohärenz - ist ein Produkt des sprachlichen Handelns und - aus dem Text ist der Zweck, zu dem er entstanden ist, zu erkennen. Die Eigenschaften eines Textes sind wesentlich für die Unterscheidung zwischen einem Text und einem Pseudo-Text. Außerdem dienen sie als Grundlage für die Erstellung der Textdefinitionen. 14

15 Textlinguistische Textdefinitionen Die Textlinguistik hat bis jetzt viele Textdefinitionen entworfen, trotzdem keine von diesen gilt für eine allgemein akzeptierte Definition. Man fragt sich, ob es überhaupt möglich ist eine einheitliche Definition zu erstellen (vgl. Brinker 1997:12). Im Kapitel 1. haben wir kurz die zwei Hauptrichtungen der Textlinguistik beschrieben. In diesem Kapitel werden wir einige Textdefinitionen erwähnen, die von diesen Richtungen vorgestellt wurden: a) sprachsystematisch ausgerichtete Textlinguistik Die sprachsystematisch ausgerichtete Textlinguistik konzentriert sich auf die Struktur des Textes, auf die Art und Weise, wie die sprachlichen Zeichen untereinander syntaktisch oder semantisch verknüpft sind; das widerspiegelt sich auch in den Textdefinitionen: Ein Text ist ein durch ununterbrochene pronominale Verkettung konstituiertes Nacheinander sprachlicher Einheiten. (Harweg in Klemm 2002:20) TEXTE sind sinnvolle Verknüpfungen sprachlicher Zeichen in zeitlichlinearer Abfolge. (Weinrich in Schoenke 5 ) Ein Text kann als eine Verkettung von (minimalen) Aussagen (d. h., von Sätzen, die einem bestimmten Kontext und einer bestimmten Situation angepasst sind) betrachtet werden. 6 (Daneš in Klemm 2002:20) Ein Text läßt sich semantisch als ein Gefüge von 1 bis n Isotopieebenen definieren, wobei sich diese Anzahl nach der Anzahl der im Text dominierenden Merkmale richtet. (Kallmeyer et al. in Klemm 2002:20) In den Definitionen wird der Text als eine Abfolge von Sätzen oder anderen sprachlichen Elementen, die nach der grammatisch-syntaktischen und semantischen Regeln untereinander verbunden sind, beschrieben. Kurzum: Text wird definiert als eine kohärente Folge von Sätzen (Brinker 1997:14). b) kommunikationsorientierte Textlinguistik Im Vordergrund des Interesses der kommunikationsorientierten Textlinguistik steht die kommunikative Funktion von Texten. Besser gesagt, es wird untersucht mit welchem Ziel 5 zitiert nach ( ) das Stichwort Text In: Schoenke, Eva: Textlinguistik Glossar. 6 In dieser Definition wird schon angedeutet, dass die Kommunikation bei der Textbildung eine wichtige Rolle spielt. 15

16 der Produzent einen Text bildet. Außerdem beschäftigt man sich mit den Prozessen der Kommunikation, d. h. mit der Bildung und Rezeption von Texten. Führen wir einige kommunikationsorientierte Textdefinitionen an: Der Text muss immer als eine kommunikative Einheit, d. h. als eine thematische Einheit, die im Kommunikationsprozeß eine illokutive Funktion erfüllt, betrachtet werden. (Rosengren in Klemm 2002:22) Mit Text kann man alles bezeichnen, was an Sprache so vorkommt, daß es Sprache in kommunikativer oder wie immer sozialer, d. h. partnerbezogener Form ist. (Hartmann in Klemm 2002:22) Ein Text ist jeder geäußerte sprachliche Bestandteil eines Kommunikationsaktes in einem kommunikativen Handlungsspiel, der thematisch orientiert ist und eine erkennbare kommunikative Funktion erfüllt. (S. J. Schmidt in Klemm 2002:22) Ein Text ist ein Stück mündlicher und schriftlicher Rede, durch das ein Sachverhalt als relativ abgeschlossene Inhaltseinheit nach einem Komunikationsplan sprachlich gestaltet ist, um eine bestimmte Kommunikationsabsicht zu realisieren. [ ] Er ist in der Regel eine vom Inhalt und Zweck bestimmte Folge von Sätzen und/oder satzwertigen Einheiten. (W.Schmidt in Klemm 2002:20) Aus den genannten Definitionen folgt, dass die Hauptmerkmale eines Textes kommunikative Funktion und einheitliches Thema sind. Einen wichtigen Bestandteil der kommunikationsorientierten Textlinguistik bilden auch die Kommunikationspartner (der Produzent und der Rezipient), deshalb sind auch verschiedene Textdefinitionen vorhanden, die gerade den Aspekt der Textproduktion und der Textrezeption verarbeiten, in deren die Kommunikationspartner eine wesentliche Rolle spielen, wie z. B. in der folgenden Definition von Ulrich Püschel (Püschel in Klemm 2002:24): Texte [ ] sind offenbar keine Gegenstände, die natürlich in der Welt vorkommen, [ ] sondern was ein Text ist, hängt davon ab, ob wir eine sprachliche Erscheinung als Text betrachten oder nicht. Etwas ist also nicht per se ein Text, sondern immer nur nach dem Verständnis von jemandem. [ ] Stattdessen müssen wir uns mit dem Gedanken vertraut machen, daß wir als Rezipienten [ ] zugleich selber Textproduzenten sind, die sich aus vorgegebenem Material einen eigenen Text erzeugen. c) komplexen Textdefinitionen Wie im Kapitel 1 bereits erwähnt wurde, stehen beide Richtungen der Textlinguistik auf keinen Fall in Opposition zueinander. Die Hauptaufgabe der Linguisten beider Richtungen, die sich mit dem Phänomen TEXT beschäftigen, ist immer noch die Erstellung einer komplexen Textdefinition. Stellen wir einige von diesen integrativen Definitionen vor: 16

17 Text ist eine nach der Intention des oder der Sender und Empfänger sprachlich abgeschlossene Spracheinheit, die nach den Regeln der Grammatik der jeweils verwendeten Sprache gebildet ist. (Dressler in Klemm 2002:20) Unter Text verstehen wir einen linearen und endlichen, identitätsintentionalen sprachlichen Bestandteil des jeweiligen Kommunikationsereignisses, der durch die illokutive Integration, die semantisch-thematischen Isotopien und die syntaktischen Konnexionen zu einer kohärenten Folge von Sätzen geworden ist. (Wawrzyniak 1980:42) Der Terminus Text bezeichnet eine begrenzte Folge von sprachlichen Zeichen, die in sich kohärent ist und die als Ganzes eine erkennbare kommunikative Funktion signalisiert (Brinker 1997:17) Die Eigenschaften eines Textes, die aus diesen Definitionen folgen, sind die kommunikative Funktion, Kohärenz, Linearität und Abgeschlossenheit des Textes. Die vorliegenden Definitionen beziehen zwar beide Ansätze ein, die Definition von Dressler berücksichtigt noch die Rolle der Kommunikationspartner, trotzdem ist das nicht ausreichend um alle Texte darin eingliedern zu können. Nach HEINEMANN / VIEHWEGER (1991:13) ergibt sich die Schwierigkeit der Erarbeitung einer in jeder Hinsicht befriedigenden Textdefinition aus der Tatsache, daß es bisher nicht gelungen ist, einen Konsens herzustellen hinsichtlich des Gegenstands der neuen Wissenschaftsdisziplin, des Begriffs Text ; die Frage nach den Wesensmerkmalen von Texten schlechthin, also nach den Eigenschaften, die jedem einzelnen Text (den in der Vergangenheit produzierten ebenso wie den potentiell noch zu bildenden Texteinheiten) in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens zukommen, und den Mechanismen des Funktionierens von Texten in der gesellschaftlichen Kommunikation muß daher heute noch als offenes Problem angesehen werden. (Heinemann/Viehweger in Vater 2001:20) Als vielversprechend sieht H. Vater (2001:21) eine Textbestimmung mit Hilfe der Prototypentheorie : Das Zentrum bildet ein Prototyp der Klasse TEXT, der beste Vertreter der Gruppe, d. h. alle geschriebenen, sprachlich wohlgeformten, kohärenten Texte. Je ferner sich das konkrete Textexemplar vom Zentrum befindet, desto problematischer ist seine Zugehörigkeit zur Klasse TEXT. Alle Exemplare, die außerhalb des äußeren Kreises liegen, werden als Nicht-Texte betrachtet (siehe Abb.1, nach Vater 2001:22). 17

18 Abb Textualitätskriterien De Beaugrande/Dressler (1981:3) definieren den Text als eine KOMMUNIKATIVE OKKURRENZ [ ], die sieben Kriterien der TEXTUALITÄT erfüllt. Wenn irgendeines dieser Kriterien als nicht erfüllt betrachtet wird, so gilt der Text nicht als kommunikativ. Daher werden nicht-kommunikative Texte als Nicht-Texte behandelt. Die Textualitätskriterien nach de Beaugrande/Dressler sind: Kohäsion, Kohärenz, Intentionalität, Akzeptabilität, Informativität, Situationalität und Intertextualität. Die Autoren teilen noch diese Kriterien in zwei Gruppen ein: 1. textinterne Kriterien, d. h. Kohäsion und Kohärenz beziehen sich direkt auf das Textmaterial und beschäftigen sich mit der Struktur eines Textes (vgl. de Beaugrande/Dressler 1981:8). 18

19 2. textexterne Kriterien sind die restlichen Textualitätskriterien. Diese beschreiben die über das Textliche hinausgehenden Merkmale eines Textes. Das erste Kriterium ist die Kohäsion. Unter diesem Begriff wird die Art, wie die Komponenten des Oberflächentextes vor allem satzübergreifend miteinander verbunden sind, verstanden (Fix/Poethe/Yos 2003:215). Sie betrifft vor allem die grammatischen (morphologischen und syntaktischen) Beziehungen zwischen sprachlichen Zeichen. Die Mittel der Kohäsion sind: die Mittel der Wiederaufnahme (Rekurrenz, Parallelismus usw.), die Mittel der Substitution (Pronominalisierung, Pro-Formen allgemein), dann Junktionen oder Adverbien (bringen z. B. die kausalen oder temporalen Beziehungen zwischen einzelnen sprachlichen Elementen zum Ausdruck), Ellipsen, Tempusverwendung u. a. Die Kohäsion verfügt auch über phonologische Mittel, wie Rhythmus, Intonation, Reime usw. Das zweite Textualitätskriterium ist die Kohärenz. Unter diesem Begriff wird der Sinnzusammenhang eines Textes, seine inhaltlich-semantische bzw. kognitive Strukturiertheit verstanden (Fix/Poethe/Yos 2003:215). Grundlage der Kohärenz ist die Sinnkontinuität innerhalb des Wissens [ ], das durch Ausdrücke des Textes aktiviert wird. [ ] Ein sinnloser oder unsinniger Text ist ein Text, in dem die Textempfänger keine solche Kontinuität entdecken können (de Beaugrande/Dressler 1981:88). Die Kohärenz kann z. B. durch Isotopieketten und Wortfelder zum Ausdruck gebracht werden. Außerdem versteht man unter Kohärenz veschiedene Relationen, die im Text zwischen Konzepten entstehen, wie z. B. die Relation der Kausalität (vgl. de Beaugrande/Dressler 1981:5ff.). Einige Linguisten schließen unter dem Begriff Kohärenz auch das Kriterium der Kohäsion ein (z. B. Helbig 1988, 1990; Brinker 1997). Helbig (1988:162f.) teilt die Kohärenz eines Textes in drei Ebenen auf, deren Mitwirkung zu einem kohärenten Text führt: 1. textsyntaktische Kohärenz wird durch Pronomina und andere Pro-Formen wie z. B. Proadverbien, Proadjektive, Proverben gebildet. 2. textsemantische Kohärenz ist nach Gemeinsamkeiten, was die semantischen Merkmale der Texteme betrifft (z. B. Isotopierelationen, gemeinsames Thema zwischen einzelnen Textemen) erkennbar. Diejenigen Texte, die über keine semantische Kohärenz verfügen, werden als unkorrekt betrachtet. 19

20 3. textpragmatische Kohärenz hängt von den Kommunikationspartnern, von deren Erfahrungen und Kommunikationspräsuppositionen ab. Brinker (1997:18ff.) unterscheidet zwischen grammatischen und thematischen Kohärenzbedingungen : 1. mit der grammatischen Kohärenz werden die für den Textzusammenhang relevanten syntaktisch-semantischen Beziehungen zwischen aufeinanderfolgenden Sätzen eines Textes gemeint (Brinker 1997:21). 2. Kohärenz auf der thematischen Ebene: es geht um die Art und Weise, wie die thematische Struktur eines Textes hergestellt wird; wie das Inhaltskern ( Grundinformation, Thema ) im Text, in einzelnen Propositionen, weitergeführt und entfaltet wird 7 (Brinker 1997:22). Eine kohärente, d. h. grammatisch und thematisch zusammenhängende Satzfolge erfüllt als solche noch nicht das Kriterium der Textualität; das erfolgt durch die kommunikative Funktion, die diese Satzfolge innerhalb einer Kommunikationssituation erhält (Brinker 1997:18). Brinker (1997:104f.) nennt fünf Arten von Textfunktion: Informationsfunktion, Kontaktfunktion, Appellfunktion, Obligationsfunktion und Deklarationsfunktion. Kommen wir jetzt zu den Textualitätskriterien von de Beaugrande/Dressler. Nach den textgebundenen Kriterien, müssen auch die textexternen Kriterien erötert werden: Unter Intentionalität wird die Hauptintention des Textproduzenten verstanden, einen kohäsiven und kohärenten Text zu bilden, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen (Fix/Poethe/Yos 2003:214). Die Intentionalität ist für jede Kommunikation sehr bedeutend, da am Anfang jeder Kommunikation die Intention des Produzenten jemandem etwas mitzuteilen steht. Die Akzeptabilität betrifft die Einstellung des Textrezipienten, einen kohäsiven und kohärenten Text zu erwarten, der für ihn nützlich oder relevant ist (de Beaugrande/Dressler 1981:9). Dieses Kriterium spielt eine wichtige Rolle in der Textdefinition von Ulrich Püschel (vgl. 1997:29). Er behauptet, dass gerade die 7 Brinker (1997:65ff.) unterscheidet vier Arten der thematischen Entfaltung: deskriptive, narrative, explikative und argumentative Themenentfaltung. 20

21 Akzeptabilität einer Folge von Zeichen seitens des Rezipienten diese Folge zu einem Text macht. Unter Informativität wird das Ausmaß der Erwartetheit bzw. Unerwartetheit oder Bekanntheit/Unbekanntheit der Textelemente (Fix/Poethe/Yos 2003:214) verstanden. Die neuen Informationen motivieren den Rezipienten sich weiter mit dem Text zu beschäftigen, sie erhöhen die Spannung. Das Bekannte erleichtert die Rezeption eines Textes, die Rezipienten sind dann nicht mit neuen Informationen überfordert. Ein weiteres Kriterium ist die Situationalität. Es geht um Faktoren, die einen Text für eine Kommunikationssituation relevant machen (de Beaugrande/Dressler 1981:12). Diese Faktoren entscheiden, ob der Text in einer Situation angemessen, und somit für den Rezipienten relevant ist, oder der Text in einer Situation nicht angemessen, und deswegen für den Rezipienten nicht relevant ist (vgl. ebd.). Die Faktoren, die die Kommunikationssituation bewirken, werden in Lasswel-Formel für Kommunikationsvorgänge der kommunikativpragmatischen Stilistik zusammengefasst: Wer sagt Was auf welchem Wege zu Wem mit welcher Wirkung? (vgl. Fix/Poethe/Yos 2003:32). Es gibt noch andere Faktoren wie z. B. die Faktoren, die für die journalistischen Texte relevant sind: Platzierung eines Textes und Zeitpunkt seiner Entstehung. Das letzte Kriterium ist die Intertextualität. Damit ist der allseitige Zusammenhang von Texten gemeint. Dieser Zusammenhang bezieht sich nicht nur auf das Verhältnis zwischen zwei Textexemplaren oder zu anderen Texten (referentielle Intertextualität), sondern auch auf die Zugehörigkeit zu einem konkreten Textmuster, zu einer bestimmten Klasse von Texten (typologische Intertextualität). H. Vater (2001:52ff.) stellt die Frage, ob wirklich alle Textualitätskriterien erfüllt werden müssen, um eine Folge von sprachlichen Zeichen als Text betrachten zu können. Er stellt einige Kriterien in Frage, z. B.: Das Kriterium der Akzeptabilität ist relativ; das Kriterium ist von Rezipienten abhängig, aber sie können unterschiedliche Vorstellungen von einem Text haben. Ein Text, der ein Empfänger als Text akzeptiert, kann von einem anderen abgelehnt werden. Sehr subjektiv kann auch die Situationalität sein. Ob etwas situationsangemessen ist oder nicht, wird oft durch Konventionen oder von Kommunikationsteilnehmern bestimmt. Ein anderes entbehrliches Kriterium ist die Kohäsion. Es existieren auch solche Folgen von sprachlichen Zeichen, in denen keine kohäsiven Mittel vorhanden sind, trotzdem durch 21

22 Kohärenz werden sie als Texte wahrgenommen; d. h. dass vor allem die Kohärenz für die Textualitätsbestimmung von Bedeutung ist. Auch wenn alle anderen von DE BEAUGRANDE / DRESSLER (1981) postulierten Kriterien nicht erfüllt sind, kann es sich, solange Kohärenz vorliegt, um einen Text handeln (Vater 2001:54). Und falls auch die Kohärenz selbst fehlt, sind die Rezipienten fähig, sie herzustellen Semiotischer Textbegriff Sowie im Alltagsverständnis als auch in textlinguistischen Definitionen wird in der Regel der Text als sprachliches Zeichen charakterisiert. Das ergibt sich aus der Tatsache, daß der sprachliche Kode in europäischen nachaufklärischen Tradition gegenüber anderen Kodes, wie z. B. den visuellen Kodes, dominiert (Fleischer/Helbig/Lerchner 2001:471). Aber die Realität hat sich inzwischen offensichtlich verändert: die Bilder und andere nichtsprachlichen Zeichen sind ein wichtiges Bestandteil unseres Alltags geworden. Diese Tendenz haben wir schon bei H. Vaters Textdifferenzierung an rein sprachlichen und gemischten Texten angesprochen. Diese Entwicklung führt zur Frage, ob der Begriff TEXT auch um die nichtsprachlichen Elemente, um die Elemente anderer Kodes erweitert werden sollte. Solche Begriffserweiterung, die über die rein sprachliche Grenze geht, wurde von Posner vorgeschlagen: Wenn etwas ein Artefakt ist und in einer Kultur nicht nur eine Funktion (einen Standardzweck), sondern auch eine (kodierte) Bedeutung hat, so nennen wir es Text dieser Kultur. (Posner 1991:46) Posner (ebd.) nennt drei Bedingungen, die ein Zeichengebilde erfüllen muss, um als Text betrachtet zu werden: Ob ein Gegenstand ein Text ist, hängt also von drei Bedingungen ab: 1. Er muß ein Artefakt, d. h. Ergebnis absichtlichen Verhaltens sein. 2. Er muß ein Instrument sein, d. h., es muß eine Kultur geben, in der eine Konvention herrscht, die ihm (mindestens) eine Funktion verleiht. 8 H. Vater (2001:17) zitiert dazu eine Untersuchung von Charolles (1983). Die Tests haben nachgewiesen, dass die Rezipienten fähig sind, bei den auf den ersten Blick sinnlosen Satzfolgen die Kohärenz herzustellen. 22

23 3. Er muß kodiert sein, d. h., es muß eine Kultur geben, in der ein Kode gilt, der ihm ein oder mehrere Signifikate zuordnet. Dieser Auffassung nach gehören zu dem Texten auch Schöpfungen der Bildenden Kunst und der Musik; kurzum Posner zählt zum Text alles, was eine Funktion hat, was kodiert und Ergebnis absichtlichen Verhaltens ist. Diese Auffassung geht vielleicht schon zu viel von dem linguistischen Interesse weg, aber eines sollte man nicht vergessen, dass die nichtsprachlichen Zeichen, die zusammen mit den sprachlichen Zeichen Bestandteile eines Textes sind, immer berücksichtigt werden müssen, denn erst durch Zusammenwirkung beider Zeichenarten bekommt der Text einen Sinn (z. B. bei Gebrauchsanweisungen sind die Bilder integrierend) (vgl. dazu Fleischer/Helbig/Lerchner 2001:509, Fix 1996). 23

24 3. Textsorte Zu einer der Aufgaben der textlinguistischen Forschung gehört die Zusammenstellung einer Textklassifikation. Es existieren mehrere Klassifikationsvorschläge, die die Texte unterschiedlich in Gruppen aufteilen. Diese Klassifikationsvorschläge folgen den einzelnen textlinguistischen Forschungansätzen: Klaus Brinker unterscheidet, ähnlich wie bei den Textdefinitionen, die Texttypologien, die der sprachsystematisch ausgerichteten Textlinguistik folgen, und diejenigen, die der kommunikationsorientierten Textlinguistik folgen. Heinemann und Viehweger unterscheiden dagegen drei Grundtypen der Klassifikation: 1. Textgrammatische Modellvorschläge 2. Funktionale bzw. kommunikative Texttypologien 3. Merkmalorientierte Textsortenklassifikationen (vgl. Heinemann/Viehweger in Rykalová 2004b:20) Die sprachsystematisch orientierten Texttypologien teilen die Texte nach grammatischen Merkmalen ein. Die Begründungen der textsortenspezifischen Unterscheidungen sind bei diesen Versuchen gescheitert (vgl. Brinker 1997:131f.). Den kommunikationsorientierten Klassifikationen ist es schon gelungen, eine engere Textdifferenzierung zu schaffen. Sie konzentrieren sich auf die Kommunikation, auf die sprachlichen Handlungen, sie lassen aber die strukturellen Merkmale nicht unberücksichtigt (vgl. Brinker 1997:131f.). Brinker (1997:132) stellt dazu folgende Textsortendefinition vor: Textsorten sind konventionell geltende Muster für komplexe sprachliche Handlungen und lassen sich als jeweils typische Verbindungen von kontextuellen (situativen), kommunikativ-funktionalen und strukturellen (grammatischen und thematischen) Merkmalen beschreiben. Sie haben sich in der Sprachgemeinschaft historisch entwickelt und gehören zum Alltagswissen der Sprachteilhaber; sie besitzen zwar eine nominierende Wirkung, erleichtern aber zugleich den kommunikativen Umgang, indem sie den Kommunizierenden mehr oder weniger feste Orientierungen für die Produktion und Rezeption von Texten geben." Eine andere Textsortendefinition, die auch den Mechanismus der Textklassenbildung beschreibt, stammt von Ermert: 24

25 Eine Textsorte [...] ist formal als eine Klasse oder Menge von virtuellen Texten zu bestimmen, die eine oder mehrere gemeinsame Eigenschaften haben. Mit Bildung von Textsorten wird hier der Vorgang der Textklassenbildung nach bestimmten Kriterien bezeichnet. Dazu gehört die Feststellung der Eigenschaften, die für die jeweilige Textsorte konstitutiv sein sollen, und die Zuweisung konkreter Textexemplare zu einer Textsorte aufgrund ihrer jeweils textsorten-spezifischen Eigenschaften. (Ermert in Vater 1994:160) Barbara Sandig benutzt den Terminus Textmuster. Sie versteht unter einem Textmuster eine konventionell verfügbare theoretische Grundlage eines Textes (vgl. Sandig in Rykalová 2004b:19). Textsorte und Textmuster wurden früher synonym benutzt, heutzutage werden zwischen beiden Termini Unterschiede gemacht. Wolfgang Heinemann (2000:518f.) unterscheidet das Textmuster von der Textsorte folgendermaßen: Textmuster sind Teilmengen des Interaktionswissens der Kommunizierenden. Sie fungieren als gesellschaftlich determinierte, von Individuen interiorisierte konventionelle Schemata/Muster, die auf komplexe Interaktions- und Textganzheiten bezogen sind. Sie basieren auf kommunikativen Erfahrungen der Individuen und werden als Orientierungsraster zur Auslösung kognitiver Prozesse der Herstellung von Texten einer bestimmten Klasse mit dem Ziel der Lösung spezifischer kommunikativer Aufgaben aktiviert. Der Terminus Textsorte wird als Sammelbegriff verwendet für eine finite Menge von Textexemplaren mit spezifischen Gemeinsamkeiten. [ ] Die Zuordnung eines konkreten Textexemplars zu einer Textsorte erfolgt auf der Basis des Wiedererkennens/Identifizierens von Grundkomponenten eines idealtypisches Textmusters [ ] als konstitutive Basisstruktur eben dieses Textexemplars. Textsorten erweisen sich so als Repräsentationsformen eines Textmusters [ ]. Wie bereits erwähnt wurde, werden die einzelnen Texte ihren Eigenschaften nach einer Textsorte zugeordnet. Die Texte in Textsorten weisen gemeinsame Merkmale auf. Diese Gemeinsamkeiten sind in mehreren Ebenen bemerkbar (vgl. Heinemann 2000:513): das Layout, charakteristische Struktur- und Formulierungsbesonderheiten, inhaltlichthematische Aspekte, situative Bedingungen, kommunikative Funktion. Die Zuweisung eines Textes zu einer Textsorte nach gemeinsamen Eigenschaften kann also ganz einfach wirken, aber die Tatsache, dass sich einige Textsorten in ihren Merkmalen gegenseitig verdecken, und dass es keine einheitliche Textsortenklassifikation gibt, erschwert das ganze Verfahren (vgl. Rykalová 2004b:19). Rykalová (2004b:21ff.) stellt drei Möglichkeiten vor, wie ein Text zu einer Textsorte beigeordnet werden kann: 1. Zuordnung des Textes nach einem dominanten Kriterium - die Textfunktion als Basiskriterium 25

26 - der Tätigkeitsbereich als Basiskriterium (Eigenwald 9 unterscheidet, dem Tätigkeitsbereich nach, zwischen Zeitungstexten, ökonomischen, politischen, juristischen und wissenschaftlichen Texten) 2. Zuordnung des Textes nach bestimmten Merkmalen oder Merkmalkombinationen 3. Zuordnung des Textes nach der Konvention Ad 1. Zuordnung des Textes nach einem dominanten Kriterium Brinker unterscheidet, der Textfunktion nach, fünf Textklassen: 1. Informationstexte (mit der Funktion informieren ) Nachricht, Bericht 2. Appelltexte (mit der Funktion auffordern, befehlen, bitten, empfehlen ) Werbeanzeige, Gesetz, Antrag 3. Obligationstexte (mit der Funktion verpflichten, garantieren ) Vertrag, Garantieschein 4. Kontakttexte (mit der Funktion, mit dem Adressaten Kontakt aufzunehmen) Glückwünsche, Ansichtskarte, Kondolenz 5. Deklarationstexte (mit der Funktion kundgeben ) Testament, Urkunde (vgl. Brinker in Rykalová 2004b:22) Auch Rolf teilt die Texte nach der Funktion in fünf Gruppen ein: 1. assertive (informationale) Texte (mit der Funktion informieren ) Anzeige, Auskunft, Referat 2. direktive Texte (mit der Funktion auffordern, befehlen, empfehlen ) Regel, Werbeanzeige, Anleitung 3. kommissive Texte (mit der Funktion verpflichten, garantieren ) Vertrag, Garantie, Schwur 9 Eigenwald in Rykalová 2004b:25. 26

27 4. expressive Texte (mit diesen Texten werden Gefühle ausgedrückt, der Textproduzent reagiert emotional auf eine Situation, nimmt mit dem Rezipienten Kontakt auf) Lob, Entschuldigung, Protest, Beileid 5. deklarative Texte (mit diesen Texten werden offizielle Informationen bekanntgegeben) Urkunde, Ausweis, Testament (vgl. Rolf in Rykalová 2004b:23) Wenn wir beide Einteilungsmöglichkeiten vergleichen, stellen wir fest, dass sie gegenseitig übereinstimmen; z. B. Appelltexte von Brinker entsprechen den direktiven Texten von Rolf, die Obligationstexte den kommissiven Texten usw. Brinker (1997:133f., 140) führt an, dass die Einteilung nach der Textfunktion noch sehr umfangreich ist, deshalb ist es möglich, die Texte noch nach weiteren Kriterien in Subklassen einzuteilen. Er schlägt vor, die Texte nach kontextuellen und strukturellen Merkmalen weiterzuteilen. Zu den kontextuellen (situativen) Differenzierungskriterien gehören Kommunikationform und Handlungsbereich, bei den strukturellen Kriterien handelt es sich vor allem um die Kategorien Textthema und Form der Themenentfaltung. Bei der Kommunikationsform ist entscheidend, über welches Medium die Kommunikation durchgeführt wird. Brinker (1997:134) unterscheidet fünf Medien: Faceto-face-Kommunikation, Telefon, Rundfunk, Fernsehen und Schrift. Jedes Medium weist unterschiedliche Spezifika der Kommunikationssituation (Kommunikationsrichtung KR, Kontakt zwischen den Kommunizierenden KO, Arten von sprachlichen Kommunikation, gesprochene oder geschriebene Sprache S ) auf. Beispiele der Einteilung: - das direkte Gespräch (face-to-face) KR: dialogisch KO: akustisch und optisch; räumlich und zeitlich unmittelbar S: gesprochen - Fernsehsendung KR: monologisch KO: akustisch und optisch; zeitlich unmittelbar oder getrennt, räumlich getrennt S: gesprochen (und geschrieben) - Brief KR: monologisch KO: zeitlich und räumlich getrennt S: geschrieben - Zeitungsartikel KR: monologisch KO: zeitlich und räumlich getrennt S: geschrieben 27

28 Die Kommunikationssituationen, die den Rahmen für Textsorten bilden, sind bestimmten gesellschaftlichen Bereichen zugeordnet, für die jeweils spezifische Handlungs- und Bewertungsnormen gelten (Brinker 1997:136). Der Autor unterscheidet zwischen privatem, offiziellem und öffentlichem Handlungsbereich. Diese Einteilung ist ebenfalls sehr umfangreich, trotzdem wird ihr große Bedeutung zugeschrieben, da diesen Handlungsbereichen spezifische Muster mit typischen Formulierungen und damit auch typische Textsorten vorliegen. Für den privaten Bereich ist z. B. Ansichtskarte mit der Formulierung Liebe Grüße aus eine typische Textsorte. Dem offiziellen Handlungsbereich sind Gesetze, Verordnungen u. a., dem öffentlichen Handlungsbereich (Massenmedien) Nachrichten, Kommentare usw. beizuordnen. Mit Bezug auf strukturelle Kriterien sind vor allem die thematischen Merkmale von Bedeutung. Mit der Art des Textthemas ist auf keinen Fall eine Auflistung aller im Rahmen einer Textsorte möglichen Themen gemeint, eher thematische Restriktionen (Brinker 1997:138). Brinker nennt dazu zwei Möglichkeiten, wie man die Textsorten voneinander, mit dem Hinsicht auf das Textthema, abgrenzen kann (ebd.): a. temporale Orientierung des Themas, zeitliche Fixierung des Themas relativ zum Sprechzeitpunkt vorzeitig (Nachricht), gleichzeitig (Protokoll) und nachzeitig (Horoskop) b. lokale Orientierung des Themas, Relation zwischen Produzent bzw. Rezipient und Thema Thema = Produzent (Werbeanzeige), Thema = Rezipient (Stellenanzeige), Thema = außerhalb der Kommunikationspartner (politischer Kommentar) Mit dem Textthema hängt eng die thematische Entfaltung zusammen. Brinker (1997:61ff.) meint mit der thematischen Entfaltung die gedankliche Ausführung des Themas, die wesentlich durch kommunikative und situative Faktoren (wie Kommunikationsintention und Kommunikationszweck, Art der Partnerbeziehung, der Partnereinschätzung usw.) gesteuert wird. Es wird zwischen deskriptiver, narrativer, explikativer und argumentativer thematischer Entfaltung unterschieden. Wir können die Textsorten, die eine Textfunktion aufweisen, nach den Unterschieden in der Themenentfaltung weiterteilen, z. B. die informativen Textsorten Nachricht, Bericht, Lehrbuch und wissenschaftlicher Text sind noch folgenden Subklassen zuzuordnen Texte mit der Dominanz der deskriptiven Themenentfaltung (Nachricht, Bericht) und Texte mit der Dominanz der explikativen Themenentfaltung (Lehrbuch, wissenschaftlicher Text). 28

29 Auf Grund der bereits genannten Differenzierungsarten erarbeitet Brinker (1997:141) eine Methode, wie ein Textexemplar einer Textsorte zugeordnet werden kann, wobei die Textfunktion eine maßgebende Rolle spielt: Schritt 1: Beschreibung der Textfunktion Schritt 2: Beschreibung der Kommunikationsform und des Handlungsbereichs Schritt 3: Beschreibung von thematischen Restriktionen Schritt 4: Beschreibung der Grundform der Themenentfaltung und ihre Realisationsform Schritt 5: Beschreibung textsortenspezifischer sprachlicher und nichtsprachlicher Mittel Ad 2. Zuordnung des Textes nach bestimmten Merkmalen oder Merkmalkombinationen Dieser Typ der Zuordnung des Textes zu einer Textsorte wird von Barbara Sandig vertreten. Sie nimmt ein konkretes Textexemplar und beschreibt es nach seinen Merkmalen, ordnet ihm seine Merkmale zu (vgl. Sandig in Rykalová 2004b:26). Sandig arbeitet mit einer umfangreichen Reihe von Merkmalen. Die wesentlichen Merkmale sind [±gesp], [±mono], [±spon]. Dadurch werden die Texte grob in gesprochene und geschriebene, monologische und dialogische, spontane und nicht-spontane differenziert. So werden z. B. der Textsorte Wetterbericht die Merkmale [±gesp, +mono, spon] zugeordnet. Bei dieser Methode ist es notwendig zu jeder Textsorte eine große Menge von Textexemplaren zu untersuchen, um zu beweisen, dass gerade diese Merkmale für die gegebene Textsorte typisch sind (vgl. Vater 2001:163f.). Ad 3. Zuordnung des Textes nach der Konvention Die Sprachbenutzer verfügen über ein Wissen, was die Struktur einer bestimmten Art von Texten betrifft. Daraus folgt, dass sie, diesem Wissen nach, imstande sind, ein konkretes Textexemplar einer Textsorte zuzuordnen oder einen Text zu bilden, der den Merkmalen der konkreten Textsorte entspricht. Dieser ganze Prozess verläuft oft unbewusst. Rykalová führt drei Kenntnissysteme von Heinemann und Viehweger an, über 29

30 die die Textproduzenten verfügen und bei der Entstehung eines Textes benutzen (Heinemann/Viehweger in Rykalová 2004b:29f.): 1. Sprachliches Wissen (Kenntnisse über grammatische Regeln, über die Syntax usw.) 2. Enzyklopädisches Wissen (Kenntnisse über die Beziehung einzelner Textsorten und über Form und Inhalt einzelner Texttypen) 3. Interaktionswissen, Wissen über kommunikative Normen (Kenntnisse über die Art und Weise, wie man mit Hilfe von sprachlichen Mitteln ein eigenes Kommunikationsziel erreichen kann; Kenntnisse darüber, welchen Regeln und Prinzipien der Kommunikation man bei der Textproduktion folgen muss) 3.1. Textsorten in der Presse Die Texte stehen in einem engen Zusammenhang zu den Tätigkeitsbereichen der Menschen. Jeder Tätigkeitsbereich verfügt über spezielle Textsorten, die nur in seinem Rahmen vorkommen. In der Einführung in die deutsche Stilistik nennt J. Malá (1996:85ff.) diese Tätigkeitsbereiche als Kommunikationsbereiche und führt typische Textsorten dieser Kommunikationsbereiche an: 1. Kommunikationsbereich Alltagsverkehr (persönlicher Brief, Telefongespräch, ) 2. Kommunikationsbereich offizieller Verkehr Verwaltung, Justiz, Wirtschaft, Handel (Antrag, Bekanntmachung, Vertrag, Gesetz, offizieller Brief, ) 3. Kommunikationsbereich Wissenschaft (Referat, Dissertation, Lehrbuch, Fachzeitschriftenaufsatz, populärwissenschaftlicher Aufsatz ) 4. Kommunikationsbereich Presse und Publizistik (Nachricht, Kommentar, Rezension, Interview, Feuilleton, Reportage ) 5. Kommunikationsbereich künstlerische Literatur (Gedicht, Ballade, Fabel, Erzählung, Roman, Tragödie, ) Wir werden uns auf den Kommunikationsbereich Presse und Publizistik, weiter auf die Presse und auf die Klassifikation ihrer Textsorten konzentrieren. 30

31 Es gibt keine einheitliche Klassifikation von journalistischen Textsorten 10. Rykalová (2003:88) zitiert drei mögliche Typologien, die Gemeinsamkeiten aufweisen. Das Hauptkriterium ist bei allen Klassifikationen die Funktion des Textes. Nennen wir zwei von den erwähnten Klassifikationen: 1. Die Einteilung nach den typischen Gestaltungsmustern und deren Funktion (Bucher in Rykalová 2003:88): a) die über Ereignisse berichtenden Texte b) die kommentierenden, meinungsbetonten Texte 2. Die Klassifikation von H.-H. Lüger (Lüger in Rykalová 2003:88), die der Funktion nach fünf Klassen unterscheidet: a) informationsbetonte Texte (mit der Funktion informieren ) Nachricht, Bericht, Reportage b) meinungsbetonte Texte (mit der Funktion kommentieren, bewerten ) Kommentar, Glosse, Rezension c) auffordernde Texte (mit der Funktion auffordern, appellieren ) d) instruierend-anweisende Texte (mit der Funktion instruieren, einen Rat geben ) Ratgebungen (z. B. für die Bastler in einer spezialisierten Zeitschrift), Kochrezepte e) kontaktorientierte Texte (mit der Funktion, mit dem Empfänger Kontakt aufzunehmen) Rykalová (2003:89f.) sieht einige von diesen Klassen als problematisch: die auffordernden Texte haben als Ziel, die Einstellung des Empfängers zu beeinflussen. Er wird dazu aufgefordert, eine bestimmte Haltung einzunehmen. Dasselbe Ziel erreicht man aber auch mit meinungsbetonten Texten. Es stellt sich die Frage nach der Grenze zwischen beiden Textklassen. Es gibt Schwierigkeiten auch bei den instruierendanweisenden Texten. Das Ziel dieser Texte stimmt mit dem Ziel der informationsbetonten Texte überein: eine Information zur Kenntnis nehmen, das Wissen vermitteln (Rykalová 2003:89). 10 In dieser Arbeit werden unter dem Begriff journalistische Textsorten nur reine journalistische Texte verstanden, auf keinen Fall künstlerische Texte, die aber auch in der Presse zu finden sind. 31

32 Unter den kontaktorientierten Texten versteht H.-H. Lüger (Lüger in Rykalová 2003:90) alle Texte, die auf längere Texte hinweisen, die den Text auffälliger machen, wie z. B. Überschriften, Vorspänne u. a. Damit hängen auch die sogenannten Verweis- und Orientierungstextsorten von Bucher zusammen, die vor allem auf der Titelseite zu finden sind und die auf die Texte im Zeitungsinneren verweisen (vgl. Bucher in Rykalová 2004b:49): 1. Meldungsanreißer Es sind ganz kurze Verweistexte, die dem Leser die Hauptinformationen liefern und auf einen vollständigen Text verweisen, in dem der Leser detaillierte Informationen findet. 2. Problemanreißer Es handelt sich oft um eine Frage, die den Leser neugierig macht. Die Antwort findet der Leser im ausführlichen Text. 3. Überschriften-Ankündigungen Es sind Überschriften, die auf einen Artikel im Zeitungsinneren verweisen. Es handelt sich oft um eine Ellipse. 4. illokutionäre Ankündigungen Bei diesem Typ wird die Angabe der publizistischen Funktion des angekündigten Textes durch die Verwendung handlungskennzeichnender Verben gegeben. Beispiel: Interview Joschka Fischer: Wir reden nicht mehr vom Reform-Projekt Rot-Grün Seiten (Die Woche, ) (vgl. Bucher 1998:78f.) In Zusammenhang mit Verweis- und Orientierungstextsorten sollen auch die visuellen Textformen berücksichtigt werden. Hier spielt auch das Optische eine bedeutende Rolle. Die Texte werden spaltenweise oder durch Linien, Zwischenüberschriften usw. zerteilt (vgl. Bucher in Rykalová 2003:91). Es handelt sich um folgende Typen: 1. Synoptische Texte übersichtliche Teiltexte, die oft nebeneinander in Spalten organisiert sind, z. B. Testergebnisse bei dem Qualitätsvergleich bestimmter Produkte 2. Übersichtstexte Die Teiltexte werden mit Hilfe von typografischen Mitteln und von Mitteln des Textdesigns (Aufzählungs- und Gliederungszeichen) geteilt. Diese Teilungsmittel werden in Serien benutzt und es wird dabei die Hierarchie der Information (falls eine Information der anderen übergeordnet oder untergeordnet ist) berücksichtigt. 32

33 3. Cluster Diese Texte bestehen aus mehreren Texten, Bildern und Grafiken, die untereinander verknüpft sind, entweder textuell durch verschiedene Verweise in den Texten oder visuell mit Hilfe von Typografie und anderen Mittel der Textgestaltung. Der Empfänger selbst entscheidet, in welcher Reihenfolge er die einzelnen Textteile lesen wird. (siehe auch Kapitel 5.1. Cluster-Texte) (vgl. Bucher 1998:82f.) Die Texte können aber auch nach anderen Kriterien als die Funktion gegliedert werden: Jistl teilt die journalistischen Textsorten nach dem Medium ein, für das sie bestimmt sind (Jistl in Rykalová 2004b:45): 1. Zeitungssorten 2. Rundfunksorten 3. Fernsehsorten Es gibt aber solche Textsorten, die in allen Medien vorkommen wie Bericht, Nachricht, Kommentar und Reportage. Für diese Textsorten hat die gerade erwähnte Einteilung keinen Sinn, da sie allen Gruppen angehören können. Anja Hrbek unterscheidet die Presse-Textsorten nach dem, wer den Text verfasst hat, nach ihrer Herkunft (Hrbek in Burger 2000:617): 1. Korrespondentenartikel 2. Artikel von offizieller Herkunft (z. B. von der Polizei oder von der Regierung usw.) 3. Agenturtext 4. redaktionell verfasster Artikel 5. Leserbrief Rykalová (2003:92) macht aber darauf aufmerksam, das für die Textsortenklassifikation vor allem die Textfunktion von Bedeutung ist. Die journalistischen Texte haben überwiegend eine informierende oder kommentierende Funktion. Mit den Neuen Verweis- und Orientierungstextsorten kommt außer den genannten Funktionen noch die verweisende Funktion hinzu. Außerdem kommen jetzt immer häufiger solche Texte vor, die keinen linearen Aufbau, wie die traditionellen Texte, haben. Sie bestehen aus mehreren Teiltexten, die visuell voneinander getrennt sind (Synoptische Texte, Übersichttexte, Cluster). Rykalová schließt daraus, dass für die Klassifikation von 33

34 journalistischen Texten vor allem die Funktion und die Form wichtig sind. Sie schlägt vor, die Texte folgendermaßen einzuteilen (vgl. Rykalová 2003:92): A) Das Kriterium FUNKTION 1. Beschreibende Texte - Texte, die Ereignisse beschreiben, über Ereignisse berichten - Texte mit der Funktion Beschreiben, Berichten. (Nachricht, Reportage, Interview, Feature ) 2. Kommentierende Texte - Texte, die Ereignisse oder andere Texte kommentieren - Texte mit der Funktion Kommentieren, Stellung nehmen (Kommentar, Glosse, Karikatur ) 3. Verweisende Texte - Texte, die auf andere Texte im Zeitungsinneren verweisen - Texte mit der Funktion Verweisen, Neugierig machen a. Meldungsanreißer b. Problemanreißer c. Überschriftenankündigungen d. Illokutionäre Ankündigungen B) Das Kriterium FORM 1. Lineare Texte 2. Visuelle Texte a. Synoptische Texte b. Übersichtstexte c. Cluster Trotz aller anderen Klassifikationsvorschläge ist in der Praxis 11, meiner Meinung nach, die Zuordnung der Presse-Texte einer Textsorte nach der Textfunktion, so wie das H.-H. Lüger vorgeschlagen hat, und vor allem die Textsortenklassifikation von G. Rykalová am 11 Sowohl bei der textlinguistischen als auch bei der stilistischen Analyse von journalistischen Textsorten. 34

35 besten anwendbar. Außerdem ist es möglich, die Texte einer Textsorte, speziell bei der Abonnementpresse, nach der Konvention zuzuordnen. Die Texte innerhalb eines konkreten Blattes sind längere Zeit stabil. Ihre Form wird nicht geändert, deshalb speichert der Leser das Muster und ist dadurch in der Lage, dem Muster nach, den Text einer konkreten Textsorte zuzuordnen. Meistens wird die Zuordnung noch dadurch erleichtert, dass der Text die expliziten Indikatoren der Textfunktion beinhaltet, oder dass der Artikel mit einer konkreten Benennung gekennzeichnet ist (vgl. Burger 2005:210). Das ist hauptsächlich bei einem Kommentar oder bei einem Leitartikel der Fall. Am Ende dieses Kapitels möchte ich noch einige Tendenzen in der heutigen Presse, vor allem was die Textsorten betrifft, erörtern. Außer Segmentierung eines langen Textes in kürzere Texte, wie es bei einem Cluster-Text geschieht, und außer den visuellen Textformen kommen immer häufiger die sogenannten Textsortenmischungen vor (vgl. Burger 2005:206). Diese Tendenz ist besonders in der Boulevardpresse und in elektronischen Medien zu beobachten und betrifft vor allem zwei Textsorten: Bericht und Kommentar. Der Bericht, der traditionell zu den informationsbetonten Textsorten gehört, umfasst immer häufiger solche Elemente, die die Meinung des Berichtautors wiedergeben, besonders in dem Fall, wenn der Berichtautor auch den Kommentar verfasst hat. 12 So kommt es zu einer Verschmelzung von Textsorten Bericht und Kommentar (vgl. Burger 2005:224f.). 12 Harald Burger (2005:226ff.) führt dazu einige sehr überzeugende Beispiele mit der Analyse. 35

36 4. Infografik 4.1. Begriffserklärung und Typologie Das Fernsehen, die wesentliche Informationsquelle in der heutigen zivilisierten Welt, hat als eine seiner Ursachen die zunehmende Nachfrage nach der Informationslieferung mittels Bilder. Diese Tendenz führt zur Zunahme von bildlichen Darstellungsformen in der Presse. Es handelt sich nicht nur um zunehmendes Vorkommen von verschiedenen Fotos und Zeichnungen, sondern vor allem um ansteigende Benutzung von Grafik als Mittel der Berichterstattung. Der Journalist Martin Liebig (1999:21) bezeichnet die Grafiken, die in der Presse vorkommen, als Presse-Grafiken: Unter Presse-Grafiken werden [ ] in sich geschlossene visuelle Kollagen verstanden, [ ], die in Print-Produkten jeder Art und Gattung veröffentlicht werden. Es sind Kombinationen aus optischen Versatzstücken, aus grafischen Einzelteilen, die durch eine gezielte Zusammenstellung, durch einen konstruierten, dabei logischen optischen Bezug eine in sich geschlossene bildliche Aussage hervorbringen. Grafiker ordnen visuelle Einzel-Informationen, zeichnerische, typografische, fotografische, visuell an, setzen sie in zweidimensional- räumlichen Bezug. Im besten Falle erzeugt diese Zusammenstellung der Einzel-Informationen eine ganzheitliche Aussage. Eine Presse-Grafik eben. (Liebig 1999:22) Die Presse-Grafiken bestehen also aus visuellen Informationen, die zusammengestellt eine komplexe Information dem Rezipienten überliefern. Diese visuellen Informationen werden mit Hilfe von Elementen dreier Art gegeben: zeichnerische, typografische 13 und fotografische Elemente. Diese Elemente werden oft untereinander kombiniert (vgl. Liebig 1999:22f.). Liebig (1999:24) teilt die Presse-Grafiken nach zwei Kriterien weiter: I) Teilung nach der FUNKTION 1. Infografik 2. Kommentargrafik 3. Unterhaltungsgrafik 4. Zuordnungsgrafik 13 Zu den typografischen Elementen gehören Buchstaben, Ziffern, Wörter aber auch ganze Sätze, die entweder grafisch angepasst werden und eine Grafik alleine bilden, oder die die sämtlichen grafischen Elemente begleiten z. B. als Erklärungen zu einer Zeichnung oder Fotografie. 36

37 Infografik ist eine klassisch journalistische, nachrichtliche Variante der Pressegrafik (1999:29). Sie verarbeitet grafisch die journalistisch relevanten Informationen (Abb.2, s. Anh.). Kommentargrafiken (Abb.3, s. Anh.) haben als ihre Funktion, eine Situation oder ein Ereignis zu kommentieren, zu beurteilen und/oder die persönliche Meinung des Grafikautors zu äußern. Der typische Vertreter dieser Gruppe ist die Karikatur, die oft auf das politische Geschehen konzentriert ist. Bei der Unterhaltungsgrafik (Abb.4, s. Anh.) geht es vor allem um verschiedene Comicstrips oder um gezeichnete Witze mit dem Ziel, die Leser zu vergnügen. Unter Zuordnungsgrafik werden vor allem verschiedene Logos, Symbole oder Piktogramme verstanden. Ihre Aufgabe ist es, das Blatt übersichtlicher zu machen. Sie führen die einzelnen Rubriken ein und innerhalb der Rubriken teilen sie die Beiträge weiter thematisch ein, z. B. in der Rubrik Sport werden mit den Piktogrammen einzelne Sportarten gekennzeichnet. Es können sogar mit Hilfe eigener Logos die Beiträge zur Bundesliga (Abb.5, s. Anh.) und zur UEFA Champions League (Abb.6, s. Anh.) visuell voneinander getrennt werden. (vgl. Liebig 1999:25f., 29ff.) II) Teilung nach der DARSTELLUNGSTECHNIK 1. Textgrafik 2. Ikonische Grafik 3. Fotografik Jeder Funktionstyp kann mit Hilfe von drei Darstellungstechniken geschaffen werden. Denn es werden oft diese Techniken kombiniert, es ist bei der Bestimmung von Grafikart entscheidend, welches Darstellungselement Träger der zentralen grafischen Aussage ist (Liebig 1999:26). Die Textgrafiken (Abb.7, s. Anh.) bestehen aus typografischen Elementen wie Buchstaben, Ziffern, Wörter, Sätze u. a., die grafisch dargestellt werden. Zu den Textgrafiken werden Listen, Tabellen und Flussdiagramme gezählt. Bei den Listen geht es überwiegend um eine Aufzählung von Fakten, die aber grafisch organisiert werden können und so übersichtlicher sind als bei einer einfachen Aufzählung im komplexen Text. In Tabellen werden oft statistische Daten präsentiert, falls die Datenmenge zu groß ist, 37

38 um die Daten mit Hilfe einer ikonischen Darstellungsform (Kuchendiagramm oder Balkendiagramm) abbilden zu können. In Tabellen werden auch ganzen Aussagen organisiert, oft mit dem Ziel, die einzelnen Aussagen von verschiedenen Personen zu demselben Thema oder verschiedene Meinungen zum Thema vergleichen zu können. So werden z. B. die Wahlprogramme von mehreren Parteien dem Leser übersichtlich vorgestellt, damit er sie vergleichen könnte. Die Flussdiagramme erklären Prinzipien, allgemeine Regelabfolgen und chronologische Schemata (Liebig 1999:45). Zur chronologischen Datendarstellung dienen die Zeitleisten. Diese befinden sich an der Grenze zwischen Textgrafiken und ikonischen Grafiken. Die Daten werden chronologisch auf einer Leiste geordnet, aber es sind immer die Daten, die am wichtigsten sind. Die anderen grafischen Elemente helfen nur dabei die Daten übersichtlicher zu organisieren. Die ikonischen Grafiken genauso wie die geschriebenen Texte verfügen über ein spezifisches Zeichensystem, das aus zeichnerischen Mitteln (Linien, Flächen und Figuren, die oft auch farbig sind) besteht und mit dessen Hilfe die Informationen präsentiert werden. Obwohl dieses System keine Norm hat, sind die Rezipienten den Gewohnheiten und der Konvention nach imstande, die Informationen aus diesem Kode zu entschlüsseln. Zu den ikonischen Grafiken gehören Karten, verschiedene Arten von Diagrammen wie Säulendiagramm, Kuchendiagramm, Balkendiagramm (Abb.8, s. Anh.) u. v. a., Wettervorhersagen, Comics, Karikaturen, verschiedene Schemata usw. Die Grafiken werden hand- oder computergezeichnet und meistens um typografische Elemente ergänzt. Eine Fotografik (Abb.9, s. Anh.) besteht meistens aus einem Foto, das um weitere zeichnerische oder typografische Elemente ergänzt wird. Die zeichnerischen Mittel wie Pfeile oder Einkreisungen und die kurzen Texte dienen als Erläuterungen zum Foto. Mit der Fotografik und ikonischer Grafik hängen noch zwei andere Darstellungstypen zusammen, und zwar das fotografische Arrangement (Abb.10, s. Anh.) und die Fotomontage. Das fotografische Arrangement ist eine Computer-Zeichnung, die wie eine klassische Fotografie aussieht. Diese Art von Grafik wird vor allem bei verschiedenen Bauprojekten oder auch im Maschinenbau, Design usw. benutzt. In der Presse tritt das fotografische Arrangement nur sporadisch auf. Die Fotomontagen dagegen werden öfters von den Infografikern geschaffen. (vgl. Liebig 1999:26f., 35ff.) 38

39 Bei Martin Liebig haben wir gesehen, dass er in der ganzen Gruppe der Presse-Grafiken die Infografiken hervorhebt. Die anderen Autoren beschäftigen sich gleich nur mit dem Begriff Infografik. Thomas Knieper versteht unter Infografiken diejenigen Grafiken, die über eine Situation, einen Prozess, eine Gegebenheit informieren. Dabei schließt er die Grafiken aus, die primär eine künstlerische oder eine dekorative Funktion erfüllen. Knieper (1995:4) definiert Infografiken wie folgt: Infographiken sind gezeichnete und/oder elektronisch oder fotografisch erzeugte Bilder. Sie sollen das Verstehen bestimmter Informationen erleichtern. Sie sind Informationen in Grafikform und dienen der visuellen Informationsübermittlung. [ ] Heute sind Infographiken nicht nur ein bedeutsamer und regelmäßiger Bestandteil von Zeitungen, sondern auch von Zeitschriften und Informationssendungen wie etwa Fernsehnachrichten. Sie besitzen einen hohen Aufmerksamkeitswert und erfreuen sich zunehmender Beliebtheit beim Publikum. 14 Knieper unterscheidet fünf Typen von Infografiken: 1. Piktogramme und piktographische Symbole 2. Graphische Adaptionen 3. Erklärende Visualisierungen 4. Karten 5. Quantitative Schaubilder (Zahlenbilder) Piktogramme (Abb.11, s. Anh.) sind abstrahierte, stilisierte oder typisierte Bilder bzw. graphische Symbole, die aufgrund ihrer Standardisierung eine international festgelegte Bedeutung besitzen. Im öffentlichen Raum stellen sie ein normiertes Leit- und Orientierungssystem dar, das für eine rasche, visuelle Informationsübermittlung entwickelt wurde (Knieper 1995:47f.). Mit den piktographischen Symbolen kommen wir jeden Tag in Kontakt. Beispielweise ist es für das Auto fahren nötig, die Verkehrszeichen zu kennen, oder beim Wäschewaschen ist es erforderlich, die mittels Symbolen dargestellten Pflegeanleitungen zu verstehen. Bei graphischen Adaptionen kommen schon Wörter oder kurze Sätze, aber keine Zahlen vor. Eine einfache Tabelle oder Liste gehört nicht in diese Gruppe, weil sie das Hauptkriterium nicht erfüllt: visuell die Aufmerksamkeit des Rezipienten für das Thema zu wecken. Die Informationen müssen grafisch so angepasst werden, damit sie dieses 14 Knieper bezieht sich auf Peter Sullivan und seine Arbeit Zeitungsgrafiken (1987). 39

40 Kriterium erfüllen. Es geht hier vor allem um die grafische Präsentation von Informationen. Die erklärenden Visualisierungen (Abb.12, s. Anh.) dienen zum Informieren und Belehren der Rezipienten darüber, wie z. B. ein Prozess verläuft, wie ein Gerät aussieht, aus welchen Teilen es besteht bzw. wie es funktioniert; wie man in verschiedenen Situationen reagieren soll (Erste-Hilfe-Maßnahmen) usw. Zu den erklärenden Visualisierungen gehören auch die sogenannten Organigramme, die die Organisationsstrukturen, Hierarchien oder Abstammungen darstellen und die Flussdiagramme, die vor allem die Prozesse wiedergeben. Knieper teilt die Karten (Abb. 13, s. Anh.) weiter ein in: a) topografische Karten (dienen zur räumlichen Orientierung; Generalkarten, Regional- und Länderkarten, Erdteil- und Erdkarten) b) thematische Karten (beschränken sich auf ein konkretes Thema, es geht um Karten, Kartogramme, Kartodiagramme usw., die in Rahmen der Geophysik, Geologie, Pedologie, Geomorphologie, Hydrologie, Meteorologie u. v. a. benutzt werden) c) angewandte Karten (es handelt sich um spezielle Mischformen aus topologischen und thematischen Karten, die für eine breite Benutzergruppe geeignet sind; Wanderkarten, Straßenkarten, Autokarten usw.) d) kartenverwandte Darstellungen (es handelt sich um kartografische Darstellungen, die zwar keine Karten sind, aber mit ihnen einige Ähnlichkeiten aufweisen Objekt, Maßstab. Unterschiedlich sind die geometrischen Regeln und Projektionen. Diese Gruppe wird weiter in ebene kartenverwandte Darstellungen, Reliefs, Globen und bewegte Karten eingeteilt) Quantitative Schaubilder (Abb.14, s. Anh.) sind die meistbenutzten Grafiken in der heutigen Presse. Sie präsentieren oft Ergebnisse einer statistischen Untersuchung. Es wird meistens mit Zahlen gearbeitet, deshalb werden quantitative Schaubilder auch Zahlenbilder genannt. Die elementaren Typen von Zahlenbildern sind: Fieberkurve, Balkendiagramm, Kuchendiagramm und Tabelle. (vgl. Knieper 1995:47ff.) Die folgenden Autoren konzentrieren sich bloß auf Infografiken, die ausschließlich zu journalistischen Zwecken geschaffen werden. Blum/Bucher (1998:57ff.) charakterisieren Infografiken folgendermaßen: 40

41 Eine Informationsgrafik gibt eine journalistische Nachricht als Kombination von Text und grafischer Darstellung wieder. Sie verbindet affektives und kognitives Aufnehmen der Informationen, sie verbindet Bild- und Textrezeption, sie verbindet Sehen und Lesen. [ ] Eine Informationsgrafik kann das Verstehen erleichtern, weil sie Zusammenhänge visualisiert, die man aus einem Text erst mühsam herauslesen muß, wie z. B. Zahlenrelationen, Ereignisabfolgen und geografische Verhältnisse. Blum/Bucher (1998:56f.) unterscheiden drei Typen von Infografik als journalistische Darstellungsform : 1. Erklärgrafiken 2. Numerische Grafiken 3. Topo-Grafiken Angela Jansen (1999:18) in ihrem Handbuch der Infografik unterscheidet ebenfalls drei Infografik-Typen, die konkrete Fragen beantworten: 1. Prinzipdarstellungen beantworten die Frage Was? oder Wie?, beschreiben Objekte und ihre Bestandteile, meistens diejenigen, die man nicht sehen kann; erklären sogar Prozesse, Funktionsprinzipien von verschiedenen Maschinen oder Organisationsstrukturen usw. 2. Karten (kartografische Infografiken) beantworten die Frage Wo? und informieren einfach und übersichtlich den Rezipienten über Raum, Werte und/oder Zeit (Jansen 1999:142). In diesem Fall ist die bildliche Darstellungsform dem Text gegenüber im Vorteil, denn der Text kann diese Informationen nicht hinreichend vermitteln. 3. Bildstatistiken beantworten die Frage Wie viele?. Im Vordergrund stehen die Zahlen, die meistens Ergebnisse einer statistischen Ermittlung sind. Das Ziel der Darstellung ist vorrangig ein Mengenvergleich. Zu den Bildstatistik-Typen gehören Kuchen-, Säulen-, Kurven-, Flächen- oder Treppendiagramme (Abb.15, s. Anh.) u. v. a. Die letztgenannten Einteilungen weisen viele Gemeinsamkeiten auf. Sie stimmen sogar überein: Erklärgrafiken entsprechen den Prinzipdarstellungen (Abb.12, s. Anh.), die Topo- Grafiken den kartografischen Infografiken (Abb.13, s. Anh.) und die numerischen Grafiken den Bildstatistiken (Abb.14, s. Anh.). 41

42 4.2 Die Geschichte der Infografik Jeden Tag im Fernsehen oder in der Presse begegnen wir den grafischen Darstellungen verschiedener Art: von den Karten bei der Wettervorhersage über verschiedene grafisch dargestellte Statistiken zu den Kurvendiagrammen der Börsennachrichten. Die Informationsvermittlung durch Bilder oder Grafiken wurde aber nicht während der letzten Jahre, nicht einmal während des letzten Jahrhunderts erfunden, sondern noch früher. Es handelt sich dabei um verschiedene in Höhlen gefundene Wandmalereien, die z. B. über den Jagdvorgang informieren. Es wäre aber nicht richtig zu behaupten, dass diese Malereien den Infografiken im heutigen Sinne gleich sind (vgl. Liebig 1999:84f.). Mehr als 8000 Jahre alt ist wohl die älteste Landkarte, die an uns überliefert worden ist. Sie wurde in Çatal Hüyük in der Türkei gefunden und stellt den Grundriß einer Siedlung und [ ] die Seitenansicht zweier Vulkane dar (Jansen 1999:23). Die Kartographie entwickelte sich unter Griechen und Römern weiter. Die Römer haben die eroberten Gebiete gründlich vermessen und in Landkarten dargestellt. So wurden uns Karten überliefert, die z. B. das Straßennetz des Römischen Reiches aus dem 4. Jh. n. Chr. darstellen. Um 1300 entstanden die ersten genauen Seekarten des Mittelmeers und des Schwarzen Meers. Die Seefahrer konnten sich endlich nach Karten und nicht mehr nach Legenden oder nach Instruktionen vom Hörensagen orientieren. Seit dem 15. Jahrhundert, dank der Expansionen von Portugal und Spanien nach Asien und Amerika, entwickelte sich die Kartographie rasch. Deren Zentren waren zuerst Italien und Mallorca, später auch die Niederlande, England und Frankreich. Was die deutschsprachigen Gebiete betrifft, entstanden auch in Deutschland verschiedene Landkarten: Philipp Apian schuf im 16. Jh. eine Große Karte von Bayern. Die bekanntesten Kartographen an der Wende vom 16. zum 17. Jh. sind Gerhard Mercator aus Duisburg und Eilhard Lubin aus Rostock. Die so genannten Topografischen Karten, die noch genauer waren, kamen zur Welt im Frankreich des 18. Jahrhunderts als Ergebnis der Verbesserung der Techniken von Landvermessung. Im 19. Jahrhundert verbreitet sich die Erstellung und Benutzung von thematischen Karten, die z. B. die Verteilung der Bevölkerung oder Klimagebiete darstellten. Zu den thematischen Karten gehören auch die Wetterkarten, die wir schließlich jeden Tag im Fernsehen bei Wettervorhersage sehen können. Die Karten als Infografiken in der Presse erscheinen seit Ende des 19. Jahrhunderts. Die Karten müssen ähnlich wie 42

43 alle Infografiken folgende Regeln folgen: einfach, übersichtlich, prägnant, kontrastreich und sofort verständlich sein für alle Betrachter (Jansen 1999:48). Die technischen Fortschritte haben es ermöglicht, dass fast jeder, der sich mit den kartografischen Software-Programmen vertraut gemacht hat, imstande ist, relativ schnell eine einfache Karte für journalistische Zwecke herzustellen. (vgl. Jansen 1999:22f., 26f., 34, 48) Wie bereits erwähnt wurde, entstanden nicht nur verschiedene Karten, um die Leute zu informieren, wo sich etwas befindet usw., sondern es entstanden auch zahlreiche grafische Darstellungen, die verschiedene Prozesse veranschaulichten. Solche Prinzipdarstellungen oder Dokumentationen über wichtige Ereignisse sind z. B. in den Gräbern von ägyptischen Pharaonen zu finden. Das älteste bekannte Liniendiagramm entstand wohl im 10. Jahrhundert und stellt die Planetenbahnen in einem einfachen Koordinatensystem dar. In der Renaissance schritt die Forschung voran und damit auch die Infografik (aber es wird damit noch nicht dieselbe Infografik gemeint, wie wir sie heute kennen). Erinnern wir nun an zahlreiche Zeichnungen von Leonardo da Vinci, die den menschlichen Körper darstellen oder an andere seine schematischen Zeichnungen, mit denen seine technischen Werke versehen sind. Im Jahre 1637 entdeckt René Descartes das Kartesische Koordinatensystem, das die Wende in den Naturwissenschaften von der qualitativen Wesensbeschreibung hin zur quantitativen messenden Methode verdeutlicht und damit den Beginn der Bildstatistik markiert (Jansen 1999:24). Die Aufklärung setzte sich zum Ziel, die wissenschaftlichen Entdeckungen zu popularisieren. Zwischen den Jahren 1751 und 1777 entstand unter der Leitung des französischen Philosophen eine 33-bändige Enzyklopädie. Die 11 Bände von insgesamt 33 sind Bildbände, die 3000 textergänzende Zeichnungen umfassen. Diese Bilder sind zumeist typische Informationsgrafiken, die bewußt über die reine Abbildung hinausgehen und das Wesen und die Zusammensetzung der Dinge visualisieren (Jansen 1999:28). Denis Diderot hat seinen Anspruch an die Zeichnungen folgendermaßen formuliert: Die Abbildungen aber haben wir beschränkt ( ) auf solche Momente, die sehr leicht darzustellen und sehr schwer zu erklären sind. Wir hielten uns dabei an die wesentlichen Umstände, das heißt an solche, deren Darstellung, wenn sie gut ist, notwendig zur Kenntnis der Umstände führt, die man nicht sieht. (Diderot in Jansen 1999:28) 43

44 Angela Jansen (1999:28) hielt diese Aussage von Diderot für die erste Definition für Infografiken. An der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert wurde die Bildstatistik in seiner Entwicklung durch die Aktivitäten vom schottischen Ökonom William Playfair weitergetrieben. In seinem Commercial & Political Atlas benutzte er 44 statistische Grafiken, vor allem Kurvendiagramme. Er entdeckte für die Statistik auch die Kreisdiagramme, die sich besonders zur Komparation von Teilmengen eignen. Auch der Naturforscher Alexander von Humboldt benutzte in seinem wissenschaftlichen Werk über seine Amerikareise zahlreiche Grafiken. Den Höhepunkt der Infografik des 19. Jahrhunderts bildet die Grafik (Abb.16, s. Anh.) des Franzosen Charles Joseph Minard, der die Menschenverluste des Heers von Napoleon auf seinem Russlandfeldzug darstellt. Sie gibt die geografischen, statistischen und zeitlichen Informationen wieder. In den hundert Jahren nach Playfair nahm die Bildstatistik ständig an Bedeutung zu. Im Jahre 1884 versuchte der britische Statistiker Mulhall die Mengen durch verschieden große Symbole wiederzugeben (z. B. der jährliche Fleischverbrauch wurde durch verschieden große Ochsen dargestellt). Im Jahre 1914 bot der amerikanische Statistiker Brinton eine andere Art von statistischer Darstellung an, und zwar größere Mengen durch eine größere Anzahl von Symbolen und nicht durch ein größeres Symbol darzustellen (Jansen 1999:30). Dieses Prinzip folgte weiter in den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts der Wiener Pädagoge und Soziologe Otto Neurath in seiner Wiener Methode der Bildstatistik, bekannt auch unter dem Namen Isotype (International System of Typographic Picture Education; auf Deutsch: Internationales System der Erziehung durch Bilder). Isotype stellt verschiedene Phänomene mit Hilfe von vereinfachten Symbolen dar. Diese Darstelllungen müssen folgende Regeln beachten: Die Grafik muss einfach und nur an ein Thema orientiert sein. Bei Mengendarstellungen stellt jedes Einzelsymbol eine bestimmte Menge dar und wird so oft abgetragen, bis der darzustellende Gesamtwert erreicht ist (Liebig 1999:91). Wann genau die Presse-Infografiken zum ersten Mal erschienen sind, ist nicht bekannt, ebenso wann die erste Zeitung ans Licht gekommen ist. In Deutschland sind die ersten Tageszeitungen im 17. Jahrhundert erschienen. Sie bestanden überwiegend aus Texten, nur auf der Titelseite war eine Illustration. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts sind die ersten Infografiken in der Presse zu registrieren. Es ging meistens um Karten oder um Darstellungen von Schlachten oder Mordfällen usw. (vgl. Knieper 1995:113ff.). 44

45 Eine der ersten nachgewiesenen Presse-Infografiken ist die Grafik zum Mordfall Blight (Abb.17, s. Anh.), erschienen am 7. April 1806 in der Londoner The Times. In dieser grafischen Darstellung wird auf einem Hausplan über den Vorgang eines Mordes berichtet. Bis zum 20. Jahrhundert kamen die Infografiken in der Presse nur vereinzelt vor, stattdessen verbreitete sich im 19. und 20. Jahrhundert die Benutzung von Fotografien. Die sporadische Benutzung von Infografiken wurde vielleicht durch das Vorurteil verstärkt, daß der weniger Gebildete in Bildern denkt und der Gebildete in Worten (Sullivan in Knieper 1995:116). Als Urväter der heutigen modernen Infografik gelten Peter Sullivan und Nigel Holmes. Peter Sullivan war in Londoner The Times als Grafik-Journalist tätig, das heißt, er war ein Journalist, der mit Hilfe von Grafiken berichtete. Er setzte den journalistischen Bericht in einer Grafik um. Außerdem ist er Autor von zwei Büchern über journalistische Grafiken ( Zeitungsgrafiken und Informationsgrafiken in Farbe ), die bis heute als Klassiker gelten. Seine Größe wird auch durch die Tatsache bewiesen, dass ein bedeutender internationaler Infografik-Preis seinen Namen trägt (vgl. Liebig 1999:95f.). Nigel Holmes, der im USA-Nachrichtenmagazine TIME tätig war, erhob die Infografik zur Kunst. Seine einfallsreichen Grafiken (Abb.18 19, s. Anh.), in denen die Ästhetik und die Kreativität eine große Rolle spielen, sind weltweit bekannt und er hat damit zur Popularisierung der Presse-Infografik beigetragen (vgl. Liebig 1999:96f.). Heutzutage hält er Vorträge über Infografik und Informationsdesign. Zu einer mit der Infografik verbundenen Wende in der Presse kam es am 15. September 1982 als zum ersten Mal die Zeitung USA Today erschienen ist. Diese Zeitung ist das Ergebnis von Marktforschungstudien, die erwiesen haben, dass die Leser eine Zeitung verlangen, in der es kurze Beiträge mit viel Farbe und Schaubildern gibt. Mit der USA Today startet der weltweite Grafik-Boom in der Presse (vgl. Liebig 1999:97f.). In Deutschland entbrannte die Grafik-Nutzung im Jahre 1993, als das Nachrichtenmagazin Focus auf den deutschen Markt gekommen ist. Zur Verbreitung der Infografik in der Presse haben auch folgende Ereignisse beigetragen (vgl. Knieper 1995:116f.): der Reaktorunfall in Tschernobyl und die Komplexität des Themas, die in Worten nur schwer erklärbar ist; und der Ausbruch des Golfkrieges und die Militärzensur, die keine Fotos vor Ort erlaubt hat. Außerdem die technische Entwicklung in der elektronischen Datenverarbeitung hat dazu beigetragen, dass die Erstellung einer Grafik einer immer größeren Anzahl von Computer-Benutzern möglich ist. 45

46 Heutzutage beschäftigt fast jedes Blatt eigene Infografiker oder bedient sich der zahlreichen Infografikanbieter, die die Infografik auf Auftrag erstellen. Nennen wir z. B.: Deutscher Infografikdienst, Bulls Press, IMU Infografik oder die Infografikdienste bei der Presseagenturen (AFP Infografik, APA Grafik, DPA Grafik, Reuter News Graphics Service). 4.3 Die Regeln für die Erstellung einer Infografik Angela Jansen führt in ihrem Handbuch der Infografik einige Regeln an, die eingehalten werden sollen, um eine Information mit Hilfe von einer Grafik glaubwürdig vermitteln zu können. Diese Regeln haben auf keinen Fall zum Ziel die Reglementierung kreativer Prozesse, sondern die Formulierung eines Rahmens, in dem sich der Infografiker auf den tatsächlich kreativen Anteil seiner Arbeit konzentrieren kann (Jansen 1999:82). Die Regeln (Abb.20, s. Anh.) konzentrieren sich auf zwei Ebenen: Inhalt und Gestaltung. Auf der inhaltlichen Ebene gibt es folgende Regeln (Jansen 1999:83ff.): - Ein sinnvolles Bild schaffen. - Ein eigenständiges Bild entwerfen. - Den Inhalt klar strukturieren. - Die Kernaussage visualisieren. - Mengen korrekt darstellen. - Fakt und Meinung trennen. - Vorsicht Manipulation! Der Grafiker muss bestimmen können, ob eine Information besser mit einer Grafik oder mit einem Text ausgedrückt werden kann. Eine Infografik ist nur dann sinnvoll, wenn die Information mit den Worten nicht klar präsentiert werden kann, sondern nur mit einer grafischen Darstellung. Die Aufgabe des Grafikers besteht auch darin, der Information nach einen passenden Typ von Infografik zu wählen. Eine Grafik ist nur dann eigenständig, wenn sie unabhängig vom Artikel verständlich ist. Deshalb ist es nötig, die Infografik mit einer Überschrift, eventuell mit kurzen Erläuterungstexten, zu versehen. Die Erläuterungstexte sollen allgemeinverständlich sein, und falls da einige Fachausdrücke oder Abkürzungen vorkommen, müssen sie in der Grafik erklärt werden. Die Infografik 46

47 muss auch mit den Quellenangaben, mit den Angaben zum Autor bzw. mit einer Datierung, vor allem wenn sich um statistischen Angaben handelt, versehen werden. Eine klar strukturierte Grafik besteht aus einer Hauptaussage und aus einigen logisch zugeordneten Nebenaussagen. Die logische Abfolge der Rezeption von einer Grafik wird oft auch durch Begleittexte gesichert. Sie unterstützen die Aussage der Grafik so, dass sie die Informationen geben, die nur schwer grafisch vermittelbar sind. Was die Hauptaussage betrifft, sollte diese immer grafisch dargestellt werden, sonst kann man von einer Infografik (einer Kombination von Information und Grafik) kaum sprechen. Obwohl sich die Infografiker oft ästhetische Ziele mit ihren Grafiken setzen, sollten sie dabei die korrekte Datenpräsentation nicht vernachlässigen. Man sollte nicht z. B. bei den Diagrammen auf den Nullpunkt verzichten, sonst wird die Darstellung verzerrt. Man muss noch bei der Erstellung einer Infografik darauf achten, ob es sich um die Ergebnisse einer Meinungsumfrage oder um Fakten handelt. Es passiert oft, dass diese Realitäten vermischt werden. Diese Tatsache verhindert den kritischen Zugang zu den gegebenen Informationen, wie es bei der Wahrnehmung einer Umfrage eigentlich sein sollte. Obwohl sich die Infografiker die Mühe geben, objektiv zu informieren, können die Informationen unbewusst oder auch bewusst von der Wirklichkeit abgelenkt werden. Die Manipulation in Infografiken kann so auf der inhaltlichen wie auf der gestalterischen Ebene verlaufen. Zu den Mitteln der Manipulation hat Angela Jansen (1999:97) folgende Grafik erstellt: Abb.21: Die Mittel der Manipulation in Infografiken nach Angela Jansen 47

48 Auf der gestalterischen Ebene gibt es folgende Regeln (Jansen 1999:98ff.): - Das passende Format bestimmen. - Die richtige Ansicht zeigen. - Den Raum aufs Papier bringen. - Sprechende Symbole verwenden. - Vorsicht Pappkameraden! 15 - Farben systematisch einsetzen. - Knappe Texte, klare Typographie. Es passiert manchmal, dass der Mangel an Fakten oder an grafischen Fähigkeiten mit verschiedenen Schmuckelementen vertuscht wird (Jansen 1999:98). Ästhetik bei den Infografiken ist zweitrangig, wenn nicht sogar unwichtig. Am wesentlichsten ist die Information, die Einheit von Inhalt und Form innerhalb der Grafik. Um die beste Form für eine Infografik zu finden, muß die Balance gesucht werden zwischen möglichst einfacher Gestaltung und möglichst konzentriertem Inhalt (ebd.). Das passende Format ist vom Inhalt abhängig. Genauso ist auch die Form vom Inhalt abhängig. Die Formen müssen eindeutig sein; Figuren und Hintergrund müssen voneinander deutlich getrennt sein. Für die zusammengehörenden Elemente sollten die gleichen Formen und Farben verwendet werden. Falls in der Darstellung die Perspektive unwichtig ist, sollte man darauf verzichten, weil z. B. bei Balkendiagrammen die perspektivische Darstellung zur Verzerrung der Angaben führen kann (vgl. dazu Jansen 1999:93). Falls die räumliche Darstellung notwendig ist, sollte man mit den Techniken der perspektivischen Darstellung vertraut sein, immer den passenden Perspektiventyp für die konkrete Art von Infografik verwenden und nicht vergessen, dass die Information, nicht der künstlerische Eindruck, am wichtigsten ist. Ein wichtiger Bestandteil einer Infografik sind auch verschiedene Symbole, die die Kommunikation erleichtern. Die Symbole sollten möglichst einfach gestaltet sein und für ein breites Publikum verstehbar sein. Wenn die Symbole nicht allgemein verständlich sind, sollten sie gleich in der Grafik erklärt werden. Ein Medium sollte in allen Grafiken dieselben Symbole benutzen, um die Ausdruckseinheit innerhalb des Blattes zu verschaffen. Falls das Medium eigene Symbole einsetzt, sollten diese für eine längere 15 Angela Jansen nennt Pappkameraden nicht gelungene Grafiken des menschlichen Körpers. Diese Darstellungen sollten realistisch aussehen und nicht zu sehr vereinfacht werden. Dies gilt vor allem für medizinische Themen. (vgl. Jansen 1999:108) 48

49 Zeit unverändert benutzt werden, um sie zu etablieren und den positiven Effekt der Wiedererkennung zu nutzen (Jansen 1999:106). Wie vereinfacht eigentlich die Symbole sein können, ist vom Thema der Grafik abhängig. Medizinische Phänomene, zum Beispiel, verlangen eine genauere Ausführung der Zeichnung, in diesem Falle ist ein Figurensymbol nicht ausreichend. Die mittels einer Grafik transportierte Information kann durch die Farbwahl entscheidend beeinflusst werden. Theoretisch ist die Farbwahl in den Infografiken nicht begrenzt oder geregelt, aber praktisch überwiegt die Benutzung von den drei Grundfarben (Rot, Gelb, Blau) und seinen gleichgewichtigen Mischungen (z. B. Grün), ebenso vom Schwarz und verschiedenen Grautönen. Die kräftigen Farben werden für die wichtigen Informationen benutzt. Oft wird das Farbsystem der Infografiken den Hausfarben des jeweiligen Mediums angepasst, um ein einheitliches Corporate Design zu schaffen. Was die typographischen Regeln betrifft, sollte die verwendete Schrift schlicht, ohne schmückende Elemente und gut lesbar sein. Die Verwendung von drei Schriftgrößen ist ausreichend, sie entsprechen den verwendeten Hierarchien innerhalb der Infografik (Hauptaussage, Nebenaussagen, Legenden und Quellen). Die Absätze sind in der Regel linksbündig oder im Blocksatz formatiert. Die Erläuterungstexte sollten kurz und bündig sein. Jede Infografik muss mit einer eigenen Überschrift versehen werden, die aus maximal fünf bis sechs Wörtern besteht und sich auch typographisch vom restlichen Text unterscheidet. Für Martin Liebig sind die Infografiken visuelle Kollagen, die durch die planvolle Zusammenstellung von zeichnerischen, fotografischen und/oder typografischen Einzelteilen sprechen (Liebig 1999:113). Er unterscheidet fünf Gestaltungsgesetze, die die Komposition von einer Infografik regeln: - das Gesetz der Konvention - das Gesetz der Richtung - das Gesetz der Nähe - das Gesetz der Einheitlichkeit - das Gesetz der Dimension Das Gesetz der Konvention ist eines der wichtigsten Gesetze der Komposition von einer Infografik. Mit dieser Regel ist gemeint, dass zu viel Kreativität auch schaden kann, weil nicht die Kreativität sondern die Information im Vordergrund stehen muss. Die Faustregel dazu, nach Liebig (1999:114), ist wie folgt: Bahn frei dem Altbekannten, 49

50 der Konvention! Die Klassiker in der Gestaltung werden bevorzugt, die Neuerfindungen dagegen wirken manchmal auf den Betrachter verwirrend. Wenn man z. B. die Ozeane grün anstatt blau färbt, wird damit die Konvention verletzt und die überlieferte Information könnte mit Schwierigkeiten rezipiert werden. Damit ist aber nicht gemeint, dass im Bereich der Infografik jede Kreativität verboten ist. Im Gegenteil sie ist erwünscht, aber kann die Informationsüberlieferung nicht verhindern. Um die Konvention geht es auch beim Gesetz der Richtung. In unserer Kultur sind wir daran gewöhnt von links nach rechts und von oben nach unten zu lesen. Eine Linie die von links unten nach rechts oben geht wird mit der Vorstellung von einem Aufstieg verbunden, wenn sie nach unten geht, dann signalisiert sie einen Abstieg. Diese Gewohnheiten tauchen auch bei der Rezeption von einer Infografik auf, deshalb sollten sie respektiert werden. Falls die Objekte in einer Grafik sehr nah zueinander liegen, werden sie als eine Einheit betrachtet. Deshalb werden die Erläuterungen dem erläuterten Objekt oft sehr nah positioniert oder sie werden untereinander mit einer Linie verbunden. In gleicher Weise werden auch diejenigen Objekte wahrgenommen, die einheitlich sind, die dieselben Charakteristika aufweisen. Es sollte bei der Erstellung einer Infografik darauf viel Wert gelegt werden, um die Zusammengehörigkeit der Elemente zu unterstreichen und dadurch die Rezeption zu erleichtern. Diesem Gesetz gegenüber steht das Gesetz des Kontrast, das die Trennung der Elemente oder ihre Abgrenzung betont. Das letzte Gesetz der Dimension dient zur Herausarbeitung inhaltlicher Hierarchien in Infografiken (Liebig 1999:121). Je größer die Elemente einer Infografik sind, desto wichtiger sind sie für die Information, für die Aussage der Infografik. Die Infografiker benutzen oft ein Prinzip aus der Fotografie: Die informationstragenden Elemente in ihrer Gesamtheit sollten etwa zwei Drittel des Bild-Raums einnehmen (Liebig 1999:121). Neben diesen Gesetzen gibt es noch zwei wichtige Elemente, die die bildliche Klarheit und inhaltliche Zuordnung innerhalb einer Grafik gewährleisten (Liebig 1999:113). Es handelt sich um den Pfeil und die Trenn-Linie. Außer der gerade genannten Kompositionsregeln unterscheidet Liebig (1999:104f.) auch drei Aussage-Ebenen einer Infografik, die aus folgenden Elementen bestehen: - Die obere Ebene wird von den informationstragenden, journalistisch relevanten Elementen gebildet (verschiedene Formen, Flächen, Figuren, Buchstaben oder Ziffern und viele andere Elemente, die die Aussage der Grafik tragen). 50

51 - Die zweite Ebene wird von den informationsstützenden, thematisch einordnenden Elementen gebildet (Illustrationen, Piktogramme oder Fotos, die das Thema der Grafik irgendwie unterstreichen). - Die dritte Ebene wird von den dekorativen, ausschließlich schmückenden Elementen gebildet (Schatten, Rahmen usw., sie haben keinerlei Einfluss auf die dargestellte Aussage der Infografik). Die in diesem Kapitel erwähnten Regeln zur Erstellung einer Infografik sollten die Infografiker nicht in ihrer schöpferischen Arbeit einschränken, sondern sie sollten ihnen dabei helfen, eine aussagekräftige Infografik, in der die Information im Vordergrund steht, zu schaffen. Dementsprechend haben die Autoren Joachim Blum und Hans-Jürgen Bucher (1998:60) eine Checkliste Informationsgrafiken erstellt, die die Fragen enthält, die vor der Veröffentlichung einer Infografik positiv beantwortet sein sollen: o Ist die Grafik schnell erfaßbar und einfach zu verstehen? o Kann die Grafik auch ohne Lektüre des Artikels verstanden werden? o Ergänzt die Grafik den dazugehörigen Text? o Sind unnötige Wiederholungen von Angaben aus dem Artikel ausgeschlossen? o Stimmen eventuell vorhandene redundante Angaben aus Artikel und Grafik überein? o Ist die Grafik frei von überflüssigen und ablenkenden Details? o Ist das Verhältnis von Information und grafischer Gestaltung angemessen? o Sind optische Verzerrungen ausgeschlossen, sind Skalen nicht unterbrochen? o Sind Zahlenreihen und angaben vollständig? o Hat die Grafik eine aussagekräftige, prägnante Überschrift? o Gibt es eine Quellenangabe für die Zahlen, Daten, Fakten? o Paßt die Grafik in das optische Erscheinungsbild der Zeitung, entspricht sie den Anforderungen des Corporate Design? o Ist die Grafik mit einem Kürzel versehen, das auf den Grafiker oder die Agentur hinweist? 51

52 4.4 Vorteile und Nachteile der Infografik Nach den Regeln, die für die Erstellung einer Infografik von Bedeutung sind, sind noch die Vorteile und Nachteile der grafischen Darstellung erwähnenswert. Joachim Blum und Hans-Jürgen Bucher (1998:59) haben folgende Vorteile genannt: - schneller Zugang zu komplexen Sachverhalten 16 - höhere Glaubwürdigkeit aufgrund des Dokumentationscharakters - besseres Erinnerungsvermögen durch den Rezipienten. Die letzte These wurde durch eine Studie von Pegie Stark vom Poynter Institute for MediaStudies in St. Petersburg bestätigt. Diese Studie hat nachgewiesen, dass die Rezipienten, die neben einem Text noch eine Infografik zur Verfügung hatten, mehrere Informationen im Gedächtnis behalten haben, als diejenigen, die nur den Text gelesen haben (vgl. Blum/Bucher 1998:55). Martin Liebig sieht vor allem den Vorteil der Infografik darin, dass sie in verschiedenen Funktionen vorkommen kann, dass sie multifunktional ist: Sie kann informieren (das ist die wichtigste Funktion), unterhalten, kommentieren, illustrieren, schmücken, die Aufmerksamkeit erregen, die Leser motivieren, das Blatt organisieren usw. Die Multifunktionalität der Infografiken ist aber von den Bedürfnissen und Zielen des konkreten Blattes bedingt. Die häufigsten Fragen, die sich die Redaktionen oftmals stellen, sind, ob die Infografiken künstlerisch wirken können oder ob sie nur einfach informieren sollen, und außerdem noch, ob sie eigenständig, unabhängig von einem Text auftreten können usw. Diese Fragen müssen sich die Redaktionen selbst nach dem Bedarf des Blattes beantworten, denn es gibt keine allgemeingültige Antwort auf diese Fragen (vgl. Liebig 1999:51f.). Die Kehrseite für eine Infografik könnte ihr Ersteller sein: Die Grafiker können unbewusst oder bewusst die gesamte Wirkung einer Grafik und damit auch die in der Grafik erfassten Daten verzerren. Dies wird oft entweder durch die Arbeit mit ungenauen Daten oder durch die falsch verwendeten zeichnerischen Mittel verursacht (vgl. Liebig 1999:78ff.). Die weiteren Nachteile der grafischen Darstellung sind z. B.: 16 Die Verknüpfung zusammenhängender Sachverhalte lässt sich besser darstellen mit Hilfe von einer Infografik. Auch die Rezeption solcher Darstellung ist schneller und effektiver. Solches Prinzip ist vor allem bei einer Datenpräsentation mit Hilfe von verschiedenen Arten von Diagrammen am effektivsten. 52

53 - Mit einer Grafik lassen sich nur sehr schwierig Gedanken, Emotionen, Meinungen und Argumenten wiedergeben. - Die Sinneseindrücke sind kaum darstellbar (eine Ausnahme machen vielleicht nur die visuellen Eindrücke). - Die Bilder stellen überwiegend konkrete Gegenstände, nur Einzelexemplare von Klassen dar, nie die Klassen allgemein usw. 4.5 Verhältnis zwischen Bild und Text In der heutigen Presse kommen die bildlichen Darstellungen auch dank der modernen Technologien immer häufiger vor. Welche Funktion haben die Bilder in der Presse? Sollen sie die Texte nur ergänzen oder sie sogar ersetzen? Dieses Kapitel ist ein Versuch, solche Fragen zu beantworten. Trotzdem muss an dieser Stelle gesagt werden, dass es auf solche Fragen nur schwierig allgemeingültige Antworten geben kann, denn in der Praxis ist es meistens so, dass die Redaktion selbst, selbstverständlich nach dem Bedarf des Blattes, bestimmt, ob der Text alleine oder in der Kombination mit einer bildlichen Darstellung erscheint oder nicht. Zu den bildlichen Darstellungen werden vor allem die Bilder oder Zeichnungen, Fotos, Grafiken und verschiedene Layout-Elemente, wie z. B. Logos oder Icons 17, gerechnet. Diese Mittel der modernen Presse üben folgende Funktionen aus (vgl. Schmitz 2001:221): - Informieren - Kommentieren bzw. Unterhalten - Aufmerksamkeit erregen (die Eyecatcher-Funktion) - Lektüre steuern Die oben genannten Funktionen können auch, untereinander vermischt, auf einmal vorkommen. Ein anderes Ziel dieses Kapitels ist es, die Unterschiede zwischen Text und Bild zu erörtern. Was unterscheidet Bilder und Texte? Die Unterschiede sind auf mehreren Ebenen zu beobachten. Fangen wir mit der kognitiven Verarbeitung von Texten und Bildern an. Die Bilder werden als eine Gesamtheit wahrgenommen, während die Texte 17 Icons werden vor allem in Online-Medien benutzt. 53

54 Wort für Wort, linear rezipiert werden. Außerdem wird bei der Verarbeitung von Bildern mehr die rechte Hemisphäre eingesetzt, bei der Verarbeitung von Texten die linke Gehirnhälfte (vgl. Nöth 2000:490). Die Bilder haben noch den Vorteil, dass sie besser die Aufmerksamkeit erregen und dass sie schneller als Texte rezipiert werden. Die durch die bildliche Darstellung übertragene Information wird länger im Gedächtnis des Rezipienten behalten (vgl. Schnitzer in Nöth 2000:490). Die zweite wichtige Ebene, in der man einige Unterschiede finden kann, ist die semiotische Ebene. Was die semiotische Struktur betrifft, sind die Texte in kleineren Einheiten wie Wörter, Grapheme bzw. Phoneme zerlegbar. Die Bilder dagegen können in solchen Einheiten nicht zerlegt werden (vgl. Nöth 2000:490). Begrenzt sind auch die Möglichkeiten, was man mit den Bildern darstellen oder ausdrücken kann: Bilder stellen am besten Räume dar, die mit der Sprache nur mit Schwierigkeiten ausdrückbar sind. Außerdem stellen die Bilder das Visuelle und das Konkrete (Gegenstände) dar. Die Beschreibungen von den genannten Phänomenen durch die Sprache sind oft ungenau oder sogar irreführend, weil man häufig beim Beschreiben eines Gegenstandes unsere eigenen Eindrücke in die gesamte Charakteristik einmischt. Die Bilder sind zugleich imstande in der gleichen Zeit mehrere Informationen als die Texte zu vermitteln. Die Informationen sind im Bild konzentriert, sind alle auf einmal disponibel und können sofort bearbeitet werden, während bei der Textverarbeitung man die Informationen nach und nach, Wort für Wort, aus dem Text herauslesen muss, was eigentlich sehr zeitaufwendig ist. Auf der anderen Seite sind die Bilder nicht gerade dazu geeignet, die Zeitpunkte, -räume, -verläufe, die Sinneseindrücke, das Abstrakte und das Allgemeine darzustellen. Das alles wird besser durch die Sprache ausgedrückt. Die Sprache kann ebenfalls besser die Kausalität und die anderen logischen Beziehungen und die Negation vermitteln. Kurzum, mit der Sprache ist grundsätzlich alles darstellbar, aber manchmal ist die Darstellung mit Hilfe von einem Bild, einem Foto oder einer Infografik effizienter, denn eine bildliche Darstellung ist anschaulicher und der Rezipient wird schneller und effektiver informiert. Auf der Grundlage, dass sich beide Medien (Text und Bild) mehr oder weniger für unterschiedliche Typen von Mitteilungen eignen, kommen Bilder und Texte oft in Kombinationen vor, um eine komplexe Information vermitteln zu können. So treten Text 54

55 und Bild ins Verhältnis. Es werden folgende vier Beziehungen zwischen Bild und Text unterschieden (Schmitz 2001:222): 1. Diskrepanz: Text und Bild lenken voneinander ab (in der Regel das Bild vom Text). 2. Neutralität: Text und Bild stehen gleichgültig nebeneinander. 3. Ergänzung: Der Text ergänzt das Bild (oder das Bild den Text) durch zusätzliche Informationen, die in dem anderen Medium nicht ausgedrückt werden. 4. Wechselseitige Erhellung: Text und Bild erläutern einander. Im Falle einer Infografik sind am häufigsten die letzten zwei Verhältnisse zu beobachten: Was der Grafik fehlt, wird durch den Text ergänzt. Die Ergänzung kommt vor allem bei den Erklärgrafiken, bei verschiedenen Schemata vor. Die gegenseitige Erläuterung wird vor allem bei der Darstellung von verschiedenen Unfällen oder Katastrophen verwendet. Als Beispiel führen wir die Abbildung 22, die die Ereignisse darstellt, die zu der Kollision von zwei Flugzeugen und zu ihrem Absturz über dem Bodensee am 1. Juli 2002 geführt haben. Diese Grafik wurde in der Online-Zeitung Rhein-Zeitung Online am 2. Juli 2002 veröffentlicht, um die in dem Artikel beschriebenen Ereignisse anschaulicher zu erläutern. Abb.22: Die Grafik zum Flugzeugabsturz über dem Bodensee vom 2. Juli

56 5. Multimedialer Journalismus. Cluster-Texte und Hypertexte Im Kapitel 3.1. Textsorten in der Presse haben wir schon die Cluster-Texte als neue Textformen der heutigen Presse, zusammen mit synoptischen Texten und Übersichtstexten als visuelle Textformen (Bucher 1998:81ff.) kennengelernt. Dieses Gemisch von Texten, Bildern, Fotos und Grafiken herrscht über die jetzige Presse, in der die Tendenz zur Multimedialität immer stärker wird. Dieser Trend entspricht den Anforderungen des Menschen von heute, komplexe Informationen zu bekommen, ohne damit viel Zeit verbringen zu müssen. Die Tendenz zur selektiven Lektüre ist immer stärker und wird von den Lesern immer mehr verlangt, deshalb ist zuerst die Gestaltung der heutigen Presse erwähnungswert. Die moderne Presse verfügt über ein System von Orientierungshilfen, das sich in der Organisation der gesamten Zeitung oder Zeitschrift, in der Organisation der einzelnen Seiten und schließlich auch in der Textgestaltung widerspiegelt. Der Leser trifft auf der Titelseite zuerst die sogenannten Orientierungstexte, die ihm dabei helfen, sich über das Blatt Übersicht machen zu können (siehe dazu Kapitel 3.1. Textsorten in der Presse). Auf den einzelnen Seiten orientiert man sich mit Hilfe von optisch auffälligen Elementen, wie Überschriften, Vorspänne, Zwischentitel, Bilder usw. Eine entscheidende Rolle spielen auch die optischen Orientierungsmittel, wie z. B. die Unterscheidung der einzelnen Rubriken durch verschiedene Farben, Logos oder Piktogramme. Schließlich kommen wir zur Delinearisierung 18 der Textstruktur, bei der die Textstruktur mit Hilfe von typografischen Mitteln und den Mitteln des Textdesigns übersichtlicher wird. So entstehen die visuellen Textformen, zu denen auch die Cluster gehören (vgl. Bucher 1998:77ff.). Die Verbreitung vom Internet und die Erweiterung des Kreises seiner Benutzer hatte als logische Folge die Entstehung von Online-Zeitungen und Online-Zeitschriften. Im Rahmen der Online-Zeitungen entstand eine Art von Clustern aus Texten, Bildern, Fotos, Grafiken, nicht zuletzt auch aus audiovisuellen Elementen, die untereinander digital mit Hilfe von Links verknüpft sind. Solche Zusammensetzung von multimedialen Elementen wird Hypertext genannt. In den letzten Jahren haben sich die Online-Medien noch um einige Online-Radios und Online-Fernsehen erweitert. Es ist möglich, die Sendung auch live 18 Die Auflösung der traditionellen Struktur des komplexen Lang-Textes in ein Cluster von zusammenwirkenden einzelnen Teil-Texten (Burger 2005:233). 56

57 zu folgen oder aus dem Online-Archiv des Senders eine bestimmte Sendung hervorzurufen und sie sich anzusehen oder anzuhören Cluster-Texte Ein Cluster, wie schon wörtliche Bedeutung aus dem Englischen andeutet, ist eine Gruppe, eine Anhäufung, eine Zusammenstellung von verschiedenen textuellen und visuellen Elementen (Fotos, Bilder, Grafiken) mit eigener journalistischer Funktion, die ein gemeinsames Thema haben und zusammen eine komplexe Information übersichtlich wiedergeben. Die einzelnen Teile eines Clusters sind so gestaltet, dass sie in beliebiger Folge rezipiert werden können. Anders gesagt: der Rezipient kann selbst entscheiden, welche von den ihm angebotenen Texten er lesen wird, und in welcher Abfolge. Es wird ihm natürlich eine Lektürestrategie empfohlen, die mit Hilfe von Mitteln des Textdesigns (typografische und grafische Mittel, Farbe usw.) oder textuell markiert wird, aber der Leser ist nicht dazu gezwungen diese Strategie zu folgen (vgl. Bucher 1998:85). Nach welcher Strategie wird aber das komplexe Thema in mehreren Teilen segmentiert? Bucher (1998:86f., 1996:44ff.) stellt vier Möglichkeiten vor, wie die Zergliederung durchgeführt werden kann: a) die thematisch-inhaltliche Segmentierung Eine komplexe Problematik oder ein komplexes Thema wird den einzelnen Themen nach in verschiedenen Teiltexten zergliedert. Diese Art von Segmentierung ist sehr beliebt und wird sehr oft benutzt. 19 b) die funktionale Segmentierung Die Information wird mit verschiedenen journalistischen Darstellungsformen präsentiert und ergänzt. Zeigen wir es an einem Beispiel von Bucher (1996:44f.): Eine Unfallserie wird mit Hilfe von mehreren Darstellungsformen wiedergegeben: - zwei Unfallberichte zu einer Unfallserie - ein Augenzeugenbericht - eine Beschreibung des Unfallortes nach dem Unfall - eine Informationsgrafik, mit der der Unfallhergang erklärt wird - eine Chronik früherer Unfälle an dieser Stelle - vier Bilder, die den Unfallhergang dokumentieren 19 Ein Beispiel für diese Art von Segmentierung ist in Bucher (1996:44) zu finden. 57

58 c) die perspektivische Segmentierung Ein Thema wird aus verschiedenen Blickwinkeln behandelt (Bucher 1998:87). Perspektivische Segmentierung dient oft zur Wiedergabe der gegensätzlichen Meinungen sowie bei politischen Themen als auch bei gesellschaftlichen Themen, genau wie im von Bucher (1996:46) angeführten Beispiel. Das Thema Pflegefälle in der Familie wird einmal aus Sicht der Pfleger [ ] und zum anderen aus der Sicht der Pflegebedürftigen präsentiert. d) die prinzipiengeleitete Segmentierung Diese Form der Segmentierung wird von allgemeineren Kommunikationsprinzipien geleitet [ ]. Man kann eine Interviewpassage oder ein Zitat in einem Kasten präsentieren, um die entsprechenden Äußerungen zu fokussieren (Bucher 1998:87). Außerdem besteht das Ziel der prinzipiengeleiteten Segmentierung auch darin, die Zusatzinformationen zu liefern und auf dieser Weise den Lesern die Textrezeption zu erleichtern. Damit ein Cluster zur selektiven Lektüre dienen kann und dem Leser eigentlich bei dem schnellen Informationserwerb helfen kann, ist es nötig, dass sich durch das ganze Cluster der sogenannte rote Faden zieht. Anders gesagt, die einzelnen Cluster-Teile müssen sinnvoll untereinander textuell und/oder typographisch verknüpft sein und diese Zusammenhänge müssen für den Rezipienten erschließbar sein. Bucher (1996:47) nennt einige Möglichkeiten der Kohärenzsicherung : - der integrierende Vorspann, der den funktionalen und thematischen Aufbau eines Clusters erläutert - die Hierarchisierung der Cluster-Elemente durch die Aufmachung (Überschriftengröße, Platzierung, Typographie) - die textliche Gestaltung auffallender Elemente als Brückentexte Überschriften, Vorspänne, Bilduntertiteln - Integrationsüberschriften für die verschiedenen Clusterelemente Die oben genannten Strategien der Cluster-Bildung gelten auch bei der Bildung von Hypertexten. 58

59 5.2. Hypertexte Hypertexte sind Konstruktionen aus multimedialen Einheiten ähnlich wie Cluster-Texte nur mit dem Unterschied, dass die Cluster-Texte ausschließlich in Printmedien und die Hypertexte in elektronischen Medien vorkommen. Burger (2005:232) nennt drei Grundmerkmale der Hypertexte: 1. Multimedialität 2. nicht-lineare Gestaltung 3. werden elektronisch veröffentlicht An dieser Stelle führen wir einige Definitionen von Hypertext: Unter Hypertext wird gemeinhin ein Gebilde verstanden, worin die einzelnen informationellen Einheiten ( units of information, chunks, nodes, Module) durch Verknüpfungen ( links ) netzwerkartig verbunden, also nicht-linear organisiert sind. Dies bedeutet, dass der Rezipient von irgendeinem Ort des Hypertextes aus die informationellen Einheiten in beliebiger Reihenfolge besuchen kann; er kann einzelne Einheiten auslassen und den Hypertext jederzeit verlassen. [...] Ein weiteres Merkmal von Hypertexten ist, dass sie Daten unterschiedlicher semiotischer Systeme (Text, Bild, Ton, Film) enthalten können und somit multimedial sind [...]. Und schließlich sind Hypertexte computerverwaltete Größen; dies ermöglicht eine unendlich große Menge an Verknüpfungen zwischen den Einheiten. (Luginbühl 2005:428) Hypertexte sind nicht-linear organisiert; Hypertexte sind computerbasiert, d. h. an das Vorhandensein von Hypertextsoftware gebunden. [...] Die Grundidee des Merkmals nicht-linear [...] lässt sich folgendermaßen skizzieren: Der Autor eines Hypertextes verteilt seine Daten auf Module [...], die durch Links miteinander verknüpft sind. [...] Die Hypertextnutzer können je nach Vorwissen, Vorlieben und Interessen selbst entscheiden, welche Module sie in welcher Reihenfolge abrufen möchten. [...] Hypertexte unterstützen insbesondere Prozesse der partiellen und selektiven Informationsrecherche durch Navigationswerkzeuge, die vom Autor durch Strukturierungsoptionen gesteuert werden können. [...] Das Merkmal computerbasiert hebt einen wichtigen Mehrwert hervor, den nichtlinear organisierte Hypertextdokumente gegenüber modular organisierten gedruckten Dokumenten wie Wörterbüchern, Enzyklopädien oder modularen Formen der Zeitungsgestaltung [...] aufweisen. Während Verweise und Cluster im Printmedium fest fixiert sind, lassen sich sowohl die Module als auch die Links eines Hypertextdokuments flexibel an Rezeptionssituationen und Nutzerprofile anpassen. Das Potenzial von Hypertext liegt also nicht primär darin, nicht-lineare Strukturen von Printmedien auf den Bildschirm zu übertragen, sondern darin, einen auf individuelle Nutzerbedürfnisse hin zugeschnittenen Zugriff auf die Daten zu ermöglichen. (Storrer/Lenz 2004 in Ch. Jacob 2005:37) Das Merkmal computerbasiert oder computerverwaltet unterscheidet den Hypertext von einem Cluster-Text, der auch eine modulare Gestaltung hat, die aber fest ist. 59

60 Ein Hypertext ist dagegen sehr flexibel, was die Produktion und sogar die Rezeption betrifft. Hypertext unterscheidet sich durch das Merkmal Non-Linearität auch von den sogenannten E-Texten. Das sind elektronische Texte, die aber linear sind und ohne Wertverlust auf Papier ausgedruckt werden können (Luginbühl 2005:428). Die Hypertexte sind häufig Bestandteile der Online-Zeitungen und der Online- Zeitschriften. Die Online-Versionen von Zeitungen und Zeitschriften im deutschsprachigen Raum begannen in neunziger Jahre zu entstehen. Heutzutage hat jede Zeitung, auch viele regionalen Zeitungen, eigene Internetseiten, die dem Leser die aktuellsten Informationen liefern. Sie weisen, ähnlich wie die Hypertexte, die Merkmale der Multimedialität und Non-Linearität auf. Sie ringen mit einigen Gestaltungsproblemen, die vor allem die Rezeption erschweren (vgl. Luginbühl 2005:447ff.): 1. Problem der Kohärenz der Hypertexte Damit der Rezipient den gesamten Text richtig verstehen kann, braucht er dazu verschiedene Mittel, die ihm dabei helfen, die Kohärenz in den einzelnen Teiltexten und auch in dem gesamten Text zu schaffen. Auf der sprachlichen Ebene helfen ihm dabei verschiedene Verweise, Wiederaufnahmen usw. Auf der außersprachlichen Ebene werden die Zusammenhänge nicht nur innerhalb eines Teiltextes, sondern besonders unter den einzelnen Teiltexten mit Hilfe von Typographie, Links, Navigationsleisten usw. gebildet. Kohärenz im Hypertext [ ] ist nicht nur eine Eigenschaft des Textes, sondern sie bildet sich während des Produktions- bzw. Rezeptionsprozesses erst heraus und ist damit ein durch Handeln, Wissen, Erfahrungen und Erwartungen der Kommunikationsbeteiligten gestifteter Zusammenhang [ ]. Zu unterscheiden ist dementsprechend zwischen Kohärenzplanung auf Seiten der Textproduzenten und Kohärenzbildung durch Rezipienten (Luginbühl 2005:448). Der Textproduzent kann einige Rezeptionspfade vorschlagen, aber bei solchen komplexen Strukturen, wie die Hypertexte sind, passiert immer öfter, dass der Leser selbst bestimmt, in welcher Reihenfolge er den Text rezipieren wird. Kohärenz in Hypertexten ist also weitgehend eine sinnstiftende Leistung des Benutzers (Kuhlen in Luginbühl 2005:448). 2. Zu den weiteren Problemen bei dem Umgang mit den Online-Zeitungen und Online- Zeitschriften gehören die Probleme bei der Orientierung auf der Internetseiten, besonders die Probleme der Benutzer, sich einen Überblick über das Informationsangebot bei der Navigation auf den Internetseiten zu schaffen. 60

61 Die Gestaltung der Printmedien ist schon seit Jahren fixiert. Die Leser wissen schon, aus der Erfahrung her, wie sie sich im Blatt orientieren sollen. Bei den Online- Versionen der Zeitungen und Zeitschriften dagegen ist die Gestaltung oft von einer Homepage zu der anderen unterschiedlich. Das Layout ändert sich auch ziemlich häufig, es wird den neuen technischen Möglichkeiten und den Trends in der Gestaltung von Websites angepasst. Manchmal gibt es auch Probleme mit der Identifikation der einzelnen Links. Sie sind entweder schlecht erkennbar oder die Links-Benennungen sind unklar formuliert oder irreführend. Es funktionieren gleichzeitig als Links auch textuelle, graphische und bildliche Elemente eines Hypertextes. Es hat sich aber erwiesen, dass vor allem die textuellen Links verlässlicher sind als die anderen (Bucher in Luginbühl 2005:453). 61

62 II. Praktischer Teil Im praktischen Teil werden wir uns den Analysen von ausgewählten Infografiken und von einem Cluster-Text widmen. Es werden bei der Analyse drei Infografik-Typen untersucht. Es handelt sich um eine Prinzipdarstellung und um eine kartografische Infografik, die aus dem Nachrichtenmagazin Focus stammen, schließlich werden auch die Bildstatistiken aus dem Nachrichtenmagazin Der Spiegel analysiert, die eine Umfrage präsentieren. Aus der Sonderausgabe Der Spiegel Jahres-Chronik 2007 stammt das Poster, dessen Vorderteil als Beispiel für einen Cluster-Text der textlinguistischen Analyse unterworfen wird. Das Ziel der Analysen ist es, festzustellen, ob es sich in diesen Fällen um Texte handelt oder nicht. Es wird nämlich, was besonders die Infografik betrifft, darüber diskutiert, dass sie als eine neue Textsorte des Kommunikationsbereichs Presse und Publizistik fungiert (vgl. Rykalová 2004b:86). Falls die Infografik tatsächlich als eine Textsorte anerkannt würde, dann würde sich im meisten Fällen nach der Textsortentypologie von H.-H. Lüger (siehe dazu Kapitel 3.1. Textsorten in der Presse) um eine informationsbetonte Textsorte handeln. Möglich wäre auch, den Text der appellativen Funktion bzw. der Kontaktfunktion zuzuordnen. Trotzdem ist es immer noch unklar, ob sich im Falle der Infografik um einen Text handelt. Kann also die Infografik als ein Text bezeichnet werden? Kann man sie dann als einen Text einer Textsorte zuordnen? Vom textlinguistischen Standpunkt aus müssen die Texte bestimmte Eigenschaften haben, um als Texte betrachtet zu werden. In den Analysen von Infografiken werden wir besonders auf folgende Eigenschaften des Textes achten, die bei einem Text erfüllt werden müssen, und die einen Text von einem Pseudo-Text unterscheiden: Der Text - hat eine kommunikative Funktion, - ist kohärent, informativ und erfüllt das Kriterium der Intertextualität, - ist ein Produkt des sprachlichen Handelns und - aus dem Text ist der Zweck, zu dem er entstanden ist, zu erkennen. (Rykalová 2004b:87) Der Cluster-Text wird noch auf allen Textualitätskriterien von de Beaugrande/Dressler (1981) überprüft. 62

63 6. Analysen Infografik 1 (Quelle: Focus Nr. 36, Jg. 2006, S. 94) 63

64 6.1. Moderne chirurgische Hilfen beim Abspecken (Focus Nr. 36, Jg. 2006) Die erste Grafik, die analysiert wird, ist eine Prinzipdarstellung. Diese Arten von Infografiken werden auch Erklärgrafiken genannt, denn sie erklären oder beschreiben Gegenstände oder Prozesse usw. Die vorliegende Grafik ist Bestandteil eines Artikels, der in der Rubrik Forschung & Technik des Nachrichtenmagazins Focus veröffentlicht wurde. Das Thema des Beitrags sind die neuen chirurgischen Methoden zum Abnehmen. Der ganze Beitrag besteht aus einem Haupttext, einem Begleittext 20, einem Interview mit einem Arzt, aus drei Infografiken und mehreren Fotografien. Die vorliegende Grafik besteht aus folgenden Bausteinen: - Titel Moderne chirurgische Hilfen beim Abspecken. Das Wort Abspecken wird mit Hilfe vom Fettdruck betont. Es wurde auf dieser Weise das Thema der Grafik mit dem Thema der restlichen Bestandteile des Artikels verbunden. - Der Untertitel informiert über die Art und Weise, wie die Verfahren wirken. - Grafik des gesunden Magen-Darm-Traktes. - Vier Grafiken des Magen-Darm-Traktes nach den einzelnen Operationen. - Vier Begleittexte, die die einzelnen chirurgischen Methoden erörtern. Jeder Text wird mit einer Überschrift versehen und besteht aus kurzen Teiltexten, die den chirurgischen Eingriff, die Risiken des Verfahrens und die Erfolgschancen bei der Gewichtreduktion beschreiben. Diese Infografik ist zu dem Zweck entstanden, die Leser über die Möglichkeiten der Gewichtreduktion mittels eines chirurgischen Eingriffs und über die Risiken und Ergebnisse solcher Eingriffe zu informieren. Außerdem wird dem Rezipienten anschaulich vorgestellt, wie ein gesunder Verdauungstrakt aussieht und wie er durch die Operation verändert wird. Damit wird auch die kommunikative Funktion Informieren erfüllt. Die Grafik ist daher informativ. Die sprachlichen Mittel weisen darauf, dass es um ein Produkt des sprachlichen Handelns geht. Die Intertextualität ist vorhanden: die Struktur der Teiltexte folgt demselben Muster (Überschrift, Teiltext Verfahren, Teiltext Risiken und Teiltext Erfolgschancen ) und auch zwischen der Grafik und dem Haupttext besteht ein intertextuelles Verhältnis. 20 Hier wird die Situation in den USA beschrieben. 64

65 Die Kohärenz wird mit folgenden semantischen Feldern geleistet: 1. Gewichtreduktion Abspecken abnehmen ihres Übergewichts los sein Übergewicht sinkt 2. Organe Darm Magen Dünndarm Gallenblase Bauchspeicheldrüse Zwölffingerdarm usw. Die Namen von den Organen erscheinen sowohl in den Begleittexten als auch in der Grafik des gesunden Magen-Darm-Traktes und in der Darstellung der einzelnen Verfahren. Die einzelnen Teile der gesamten Infografik werden auf diese Weise miteinander verknüpft. 3. gesundheitliche Risiken, die durch den chirurgischen Eingriff erscheinen können Übelkeit Erbrechen Darm verstopfen reduzierte Aufnahme von Eisen, Kalzium und Vitaminen Durchfall usw. 4. Verben, die das chirurgische Verfahren beschreiben eine leere, dehnbare Hülle wird endoskopisch in den Magen eingesetzt Der Operateur trennt eine kleine Tasche vom Restmagen ab Mit einem Silikonband eine kleine Magentasche bilden usw. 5. Effekte des chirurgischen Eingriffes begrenzen die Mengen an Essen Die Hülle täuscht vor, der Magen sei voll Der Patient fühlt sich rasch satt begrenzt die Magenfüllung usw. Da diese Grafik überwiegend aus kurzen Texten zusammengesetzt wurde, bin ich der Meinung, dass sie als Text akzeptiert werden kann. Außerdem wurden auch alle erforderlichen Eigenschaften eines Textes erfüllt und deshalb kann diese Prinzipdarstellung als Text betrachtet werden. 65

66 Infografik 2 (Quelle: Focus Nr. 51, Jg. 2007, S ) 66

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