So entsteht der Fahrplan. Von der Fahrplanstudie bis zum Tagesfahrplan.
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- Philipp Gehrig
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1 So entsteht der Fahrplan. Von der Fahrplanstudie bis zum Tagesfahrplan. Mai 20
2 Die Kunst, den Fahrplan zu erstellen Grundlage für das dichteste Bahnnetz der Welt. Die Schweizer sind Weltmeister im Bahnfahren. Täglich rollen auf dem gut 35 Kilometer langen Bahnnetz rund Züge durch die Schweiz und bringen dabei über eine Million Menschen sicher und pünktlich an ihr Ziel. Zusätzlich transportiert die SBB auf ihren Schienen rund Tonnen Güter pro Tag. Dies sind Zahlen, die beeindrucken und weltweit unerreicht sind. Diese Spitzenwerte tagtäglich zu meistern, ist eine grosse Herausforderung. Sie ist mit hohen Anforderungen verbunden nicht zuletzt für die Fahrplanplanerinnen und Fahrplanplaner der SBB. Der stetige Ausbau des Bahnangebots und die ständig wachsende Nachfrage nach Güterverkehrsleistungen haben zur Folge, dass die verfügbaren Fahrplantrassen immer knapper werden. Um dem steigenden Bedarf zu entsprechen, setzt SBB Infrastruktur auf ein ausgeklügeltes Fahrplansystem. Die Mitarbeitenden von Fahrplan und Angebot ermöglichen mit ihrem Wissen und ihren Erfahrungen das komplexe Zusammenspiel innerhalb des Planungszirkels. Was es braucht, damit ein stabiler und pünktlicher Fahrplan entsteht, möchten wir Ihnen hier aufzeigen. Auf der Rückseite finden Sie eine Übersicht über die Fahrplanerstellung bei SBB Infrastruktur. Weitere Informationen zum Thema entnehmen Sie den Innenseiten dieses Faltprospekts. Wir von SBB Infrastruktur stellen die Signale auf Grün: Wir planen, bauen, betreiben und unterhalten unser Bahnnetz. SBB Wir bewegen die Schweiz. Gut aufgehoben. Gut ankommen. Philippe Gauderon Leiter SBB Infrastruktur Mitglied der Konzernleitung
3 Schweiz Deutschland SBB Infrastruktur Fahrplan & Angebot Begriffe und Werkzeuge in der Gestaltung des Fahrplans. Was ist eine Trasse? Eine Trasse (ähnlich einem «Slot» in der Luftfahrt) ist die Berechtigung, eine bestimmte Strecke des Bahnnetzes zu fix definierten Zeiten mit einem spezifischen Zug (Länge, Gewicht, Profil, Geschwindigkeit) zu befahren. Symmetrischer Fahrplan. In der Schweiz liegt die Symmetriezeit auf der Minute 00. Die (Symmetrie-)Punkte der sich kreuzenden Züge liegen immer am gleichen Ort. Die Umsteigezeiten und die Anschlussbeziehungen sind immer in beiden Fahrtrichtungen gleich. Der Reisende kann sich die Abfahrtszeit seines Zuges für die Rückfahrt einfach errechnen. Ein gut integrierter Taktfahrplan ist möglich, wenn auf allen anschliessenden Linien auch Bus, Schiff und Privatbahnen die gleiche Symmetriezeit existiert. So entstehen Anschlussbeziehungen in verschiedene Richtungen. Kunden. Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU). Auf dem SBB Netz verkehren über 40 EVU des Güter- Personen- und Charterverkehrs. Sie wer den eng durch zehn Kundenbetreuer begleitet. Diese kümmern sich um die Anliegen der EVU und sind innerhalb SBB Infrastruktur die direkte Ansprechstelle. Bund und Kantone. Bund und Kantone sind die Besteller des Angebots für den Regionalverkehr und die S-Bahnen. In der langfristigen Fahrplanplanung arbeiten sie eng mit den Key Account Managern (KAM) zusammen. Fahrplankonstruktion und -werkzeuge. Die Planung des Jahresfahrplanes erfolgt nach regulatorischen Rahmenbedingungen, die das Bundesamt für Verkehr (BAV) vorgibt. So folgen die Fahrplanplanerinnen und Fahrplanplaner folgender Hierarchie: Als Erstes werden die Züge für den Fernverkehr und den Gütertransit verkehr geplant. Anschliessend wird das interregionale Angebot für den Personenverkehr und gleichzeitig auch das Zustellnetz für den Wagenladungsverkehr eingearbeitet. Schliesslich werden die regionalen Angebote, das heisst die S-Bahnen und der Nahgüterverkehr, integriert. Dabei werden verschiedene elektronische Planungswerkzeuge wie Streckengrafiken, Gleisbelegungspläne, Netz grafiken und das Planungstool «NeTS» Netzweites Trassen System eingesetzt. Fahrplan-Analysetools. Ein Fahrplan wird vor der Inbetriebnahme gründlich auf Stabilitätsrisiken untersucht. Mit den beiden IT-Systemen «Open Track» für Simulationen und «OnTime» für statistische Berechnungen können Schwachstellen im Voraus identifiziert und behandelt werden. Nach dem Fahrplanwechsel wird die Fahrplanstabilität durch die Planer mit «Open Timetable» laufend analysiert. Nur so sind Erweiterungen und Verbesserungen im dichten Fahrplan möglich. Trassenbestellprozess. Die Eisenbahnverkehrsunternehmen wollen gleichberechtigt das Schweizer Schienennetz nutzen. Trasse Schweiz AG sorgt dabei für die unparteiische Planung, Zuteilung und Optimierung von Nutzungsrechten (Trassen) auf dem Schienennetz.
4 Kursbuch, Online-Fahrplan und App. Der fertige Jahresfahrplan liefert die Daten für rund 60 verschiedene Produkte oder Systeme. Das gute alte Kursbuch ist eines davon, aber auch die neuen elektronischen Medien wie der Online-Fahrplan oder die mobile Fahrplanapplikation (App) auf dem Smartphone. Im SBB-internen Gebrauch speisen die Daten zahlreiche Produktionssysteme. Extrazüge. Im laufenden Fahrplan werden pro Tag rund 500 Extrazüge für Grossanlässe wie das Eidgenössische Schwingfest, den Fussball-Cupfinal, den Zirkus Knie oder auch für Zuckerrüben transporte oder interne Bauzüge geplant. Der Fahrplan. Nachstehend einige Zahlen und Fakten zum Fahrplan. Die Macher. Rund 120 Fahrplanplanerinnen und Fahrplanplaner an den Standorten Lausanne, Bern, Olten und Zürich erstellen den Fahrplan über verschiedene Planungshorizonte. Ihre Herausforderung ist die tägliche Gratwanderung zwischen der Kapazität und der Stabilität. Der meistbefahrene Abschnitt, mit täglich 550 Zügen, liegt zwischen Rupperswil und Lenzburg. Die Planung umfasst. 35 Kilometer Streckennetz SBB/Sensetalbahn/Thurbo/ZB 449 Kilometer Streckennetz BLS Netz AG 123 Kilometer Streckennetz SOB Infrastruktur 2383 Betriebspunkte Über 40 Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) bestellen Trassen 583 Triebfahrzeuge 000 Trassenbestellungen 0 Millionen verkaufte Trassenkilometer 83 Reise- und 1854 Güterzüge täglich geplante Gleissperrungen und 1300 Langsamfahrstellen pro Jahr, um das SBB Netz zu unterhalten SBB AG Kommunikation Infrastruktur Hilfikerstrasse Bern 65
5 So entsteht Ihr Fahrplan. IR Luzern Zofingen.00 «Bahnhof Bern: zu jeder Stunde treffen ab der Minute 47 die Züge des Fernverkehrs in Bern ein und verlassen sie nach der Minute 00 wieder».00 IR Zofingen Luzern.02 IC Zürich Romanshorn IC Romanshorn Zürich IC/ICE Olten Basel (-DB).04 IR Genève Aéroport.04 IC Interlaken IC/ICE (DB-) Basel Olten.56 IR Genève Aéroport.56 IC Brig IC Brig.07 IR Olten IR Olten.53 IC/ICE Interlaken Ost.52 Fahrplanplanung in fünf Dimensionen.09 RE Bulle RE Bulle.51 Die Nachfrageprognose bestimmt das Angebot. Das Angebot und der Fahrplan bestimmen die funktionalen Anforderungen an die Infrastruktur und ans Rollmaterial. Finanzmittel werden gesucht, da die Verfügbarkeit der Gelder letztlich den Realisierungszeitpunkt bestimmt..13 RE Biel/Bienne RE Biel/Bienne.47 Angebot.00 S3 Biel Infrastruktur Rollmaterial. RE Biel/Bienne RE Biel/Bienne.43 Fahrplan Finanzierung IR Burgdorf Zürich IR Zürich Burgdorf Grafischer Fahrplan Das Knotenkonzept Der Ausschnitt aus dem grafischen Fahrplan der Strecke Basel SBB Olten zeigt, wie dicht das SBB Netz befahren wird. Auf dem «Zeit-Weg-Liniendiagramm» steht jede Linie für einen Zug. BS BSNO 16:00 MU PRW PR MUOS PRUW L S S * 169 S : * 16: OLTU OLN * 359 * 2181 Die Fahrzeiten zwischen den sogenannten Knoten liegen unter einer Stunde. Züge aus allen Richtungen treffen vor der Stunde im Bahnknoten ein und verlassen ihn kurz nach der Stunde wieder. Damit entstehen schlanke Anschlusszeiten und gute Verbindungen für die Reisenden. OL O L * 52 Fahrzeit in Minuten * Sta n 0 d IR Zürich Brugg Olten Stand * Biel/Bienne S S * * * 7 : S52024 * 085 0U L Luzern 74 Chur 125 Lausanne Visp * L 23* * 367 * Genève St. Gallen Zürich HB Bern 58 * S5241L S * * * F * * * S52022 S * 279 S Winterthur Olten L Schaffhausen Basel SBB :00 HBTS * 7L :50 HBTN :40 TK GKD :40 :20 SIS IT :10 LSN.23 EC Interlaken/Milano Brig * :00 LSTN LST FRE :30 16: Bahnhöfe Immobilien * * 37 * * * * 366 * 367 * Bellinzona 92 Fahrplanerstellung bei SBB Infrastruktur 1. Fahrplanstudie verfassen Die Nachfrage an Mobilität steigt, deshalb muss die Bahninfrastruktur weiterentwickelt werden. SBB Infrastruktur wird von Bund und Kanton beauftragt, eine Fahrplanstudie zu erstellen und eine Kosten-Nutzen-Prognose abzugeben. Dafür entwickelt der Fahrplanplaner eine Fahrplanstudie mit verschiedenen Planungshorizonten. Mit Fahrplan- und Betriebssimulationen werden massgeschneiderte Infrastrukturausbauten definiert. Planungsgenauigkeit Horizont 20 Jahre vor Ausführung Phase 2. Zukünftiges Bahnangebot entwickeln In mehreren engen Absprachen zwischen dem Bundesamt für Verkehr, den Kantonen, den Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) und SBB Infrastruktur werden der gewünschte Fahrplan, die notwendigen Infrastrukturausbauten, das zukünftige Rollmaterial und die nötigen Finanzierungsquellen festgelegt. Als oberstes Ziel wird immer nach der Lösung mit dem besten Kosten-Nutzen-Verhältnis gesucht. Dem Eidg. Parlament wird eine Botschaft mit den nötigen Finanzierungskonzepten unterbreitet. Diese Iterationsrunde zeigt auf, wie der zukünftige Fahrplan aussieht und wie das dazu notwendige Bahnnetz finanziert wird. 3. Mittelfristigen Fahrplan erstellen 4. Angebotsiterationen durchführen 5. Jahresfahrplan vorbereiten 6. Kundenwerkstatt durchführen 7. Bestellprozess startet Ist die Finanzierung geklärt und sind die Ausbauten in Arbeit, wird am Computer bereits der mittelfristige Fahrplan inkl. der zukünftigen Anlagen geplant und simuliert. Zeitfenster für nötige Unterhalts- und Erneuerungsarbeiten werden in den Fahrplan eingearbeitet. Die Fahrplanstudien werden weiter konkretisiert und in Detailkonzepten verfeinert. Die Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVU) des Personen- und Güterverkehrs, SBB Infrastruktur und das BAV treffen sich zur Absprache. Es wird konkret: Der Rollmaterialeinsatz wird bestimmt, die Inbetriebnahmen von neuen Anlagen werden terminiert, Baustellen für Unterhalts- und Erneuerungsarbeiten abgestimmt und der Fahrplan fixiert. Zwei Jahre vor der Ausführung beginnen die Fahrplanplaner, den Jahresfahrplan exakt und über 24 Stunden zu planen. Die fixierten Angebotskonzepte werden in den Jahresfahrplan übernommen. Für den Güterverkehr wird ein Trassenkatalog erstellt. Die eigentliche Trassenbestellung der EVU kann beginnen. Die Kunden EVU des Personen- und Güterverkehrs SBB Infrastruktur treffen sich in der Fahrplanwerkstatt. Die Angebotskonzepte werden abgestimmt und konkretisiert. Hier können auch kurzfristige Änderungswünsche auf ihre Machbarkeit hin geprüft und in die laufende Fahrplanplanung integriert werden. Um allen EVU einen diskriminierungsfreien Zugang zum Bahnnetz zu gewähren, reichen diese ihre Trassenanträge bei der unabhängigen Vergabestelle «Trasse Schweiz AG» ein. Die Trassen werden, sofern machbar, provisorisch zugeteilt. Die EVU hat nun Gelegenheit, zu prüfen, welche Trassen sie definitiv bestellen will. Dazu spricht sie sich mit ihren Kunden ab. Beim Güterverkehr sind dies zum Beispiel Verlader von Containern. Im Regionalverkehr sind die Kantone die Besteller des Fahrplanangebots. Beanspruchen zwei EVU die gleiche Trasse, regelt «Trasse Schweiz AG» den Zuschlag. Wird keine Einigung erzielt, kommt es zum Bietverfahren. 8 Jahre 2 Jahre 2 1 Jahre 8. Jahresfahrplan abschliessen und Fahrplanwechsel durchführen Die detaillierte Planung des Fahrplans ist abgeschlossen. Dieser wird nun den operativen Stellen innerhalb der SBB übergeben. Das Angebot wird im OnlineFahrplan und im Kursbuch veröffentlicht. Jahresfahrplan 9. Tagesfahrplan erstellen Im laufenden Fahrplan werden die letzten Lücken mit Extrazügen für Events (z.b. Turnfest, Zuckerrübentransport, Tournee Zirkus Knie), mit Dienstzügen (z.b. Bauzüge, Messfahrten) oder mit internationalen Extrazügen gefüllt. Die Stabilität des Fahrplans wird laufend überwacht. Jede Verbesserungsmöglichkeit wird identifiziert und im nächsten Fahrplan umgesetzt. Jahresfahrplan abgeschlossen Bestellprozess eröffnet Mittelfristiger Fahrplan erstellt Fahrplanstudie erstellt Konzept Detailkonzept Online-Fahrplan Umsetzung Durchführung
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