Was ist gesichert in der gesundheitlichen Prävention? Dr. Eckart Rolshoven Vorstand Ärztekammer Saarland
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- Lorenz Vogel
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1 Was ist gesichert in der gesundheitlichen Prävention? Dr. Eckart Rolshoven Vorstand Ärztekammer Saarland
2 Definition Primärprävention: Vorsorge des Gesunden vor zukünftigen Krankheiten, Erhaltung der Gesundheit Sekundärprävention: Früherkennung von Krankheiten, um behandeln und Verschlimmerung vermeiden zu können Tertiärprävention: Verhinderung der Verschlimmerung einer bekannten Krankheit Quartärprävention: Verhinderung von zuviel Medizin und Übermedikalisierung
3 Stellvertretend für ähnliche Definitionen zur Prävention sei jene des schweizerischen Bundesamtes für Gesundheit aufgeführt: Die Primärprävention setzt möglichst früh an und will der Entstehung von Risikoverhalten bzw. Symptomen zuvorkommen. Die Sekundärprävention zielt auf eine möglichst frühe Erfassung von beobachteten Risiken bzw. Symptomen. Tertiärprävention bezieht sich auf die Linderung und Rehabilitation nach erfolgter Krankheit.
4 Möglichkeiten und Chancen der Primärprävention Gesichert ist: Regelmäßige Bewegung möglichst in den Alltag integriert, wenn kein Sport dann Gartenarbeit, schnelles Gehen, Reduktion der Autonutzung, Treppennutzung usw. Dem Verbrauch angepasste Kalorienzufuhr, regelmäßige Obst und Gemüsezufuhr usw. Impfprogramme
5 Tab. 5.1: WHO Kriterien 1. Die zu entdeckende Krankheit muss gesundheitspolitisch relevant sein. 2. Es muss bekannt sein, über welche Stufen die Krankheit entsteht, und es muss ein präklinisches Stadium geben, das zwar nicht zu Symptomen führt, aber mit Screeningmethoden erkennbar ist. 3. Es gibt ethisch vertretbare, akzeptable, sichere und wirksame Methoden, um die Krankheit in einem Stadium zu entdecken, welche eine effiziente Intervention noch erlaubt. 4. Es existieren ethisch vertretbare, akzeptable, sichere und wirksame Methoden, um den Ausbruch der Krankheit zu verhindern oder sie zu therapieren, wenn sie in einem frühen Stadium entdeckt wird. 5. Politischer Wille und logistische Voraussetzungen müssen vorhanden sein, um die relevanten Screening, Diagnostik und Interventions Verfahren auf breiter Bevölkerungsebene durchzuführen. Die dazu nötige Infrastruktur und Ressourcen existieren bereits oder es ist sichergestellt, dass sie während der Planung aufgebaut werden können. 6. Die breitflächige Umsetzung der relevanten Screening, Diagnostik und Interventions Verfahren soll die gesundheitspolitische und gesellschaftliche Entwicklung in einer Weise stärken, die mit den Grundprinzipien der Gesundheitsversorgung übereinstimmen. 7. Die Screening und Interventionskosten müssen einem Kosten Nutzen Vergleich mit anderen möglichen Verwendungszwecken der Mittel im Gesundheitsbereich standhalten.
6 Irrtümer primärpräventiver Empfehlungen Ernährungsempfehlungen wurden in den letzten Jahren immer wieder teilweise fundamental verändert, zb Ernährungspyramide zb Ballaststoffe und Darmkrebs zb Vitamin E Gabe zb Vitaminsubstitution in reichen Ländern Präventive Hormonsubstitution in den Wechseljahren
7 Beispiel Ernährungsintervention Prof. Reinehr (Institut für Pädiatrische Ernährungsmedizin, Datteln, Uni Witten Herdecke) Metaanalyse von 13 internationalen Ernährungsinterventionsstudien bei Kindern: Effekte nur durch weniger gesüßte Getränke Trinkwasser!!!! Andere Studien ohne signifikante Effekte
8 Versuch einer Definition Gesundheit ist eben überhaupt kein Sich Fühlen, sondern ist Da Sein, In der Welt sein, Mit den Menschen Sein, von den eigenen Aufgaben des Lebens tätig und freudig erfüllt sein (Gadamer) Mit meinen Worten: Was Gesundheit war weiß man, wenn man krank geworden ist.
9 Gefahren durch Primärprävention? Prof. Dr. Klaus Dörner (in Das Gesundheitsdilemma ): Das Leben wird inszeniert als Vitalisierung ohne Ende, wobei nur eins zu vermeiden ist: Dass ein Mensch sich zu einem bestimmten Zeitpunkt einfach für gesund hält. Platon: Die ständige Sorge um die Gesundheit ist auch eine Krankheit
10 Gefahr der Gendiagnostik Klaus Dörner: Diese neue Form der Überdiagnostik eröffnet nur ungeahnte neue Spielräume für Stigmatisierung. Sie verwandelt uns vielmehr in ein Volk von Noch nicht Kranken, da wir natürlich alle etliche Krankheitsdispositionen mit uns herumschleppen.
11 Gefahren durch Sekundärprävention PSA Screening: Herausfinden von frühen Stadien, aber Beunruhigung durch Grenzwerte, fehlende Differenzierung der PE s Willkürliche Festlegung von Grenzwerten (zb. Cholesterin Verlust von Unbefangenheit, Aufbau von krankheitsfördernden Ängsten
12 Nutzen der Tertiärprävention Überwachunsprogramme nach Eintreten von Erkrankungen sind im Bereich der Gefäßleiden weitgehend gesichert, aber großer Einfluss der Pharmaindustrie Krebsnachsorge: Sinnvoll da wo akzeptable Therapiemöglichkeiten zur Verfügung stehen, aber: Sinnhaftigkeit mancher Chemotherapie unter Berücksichtigung der Lebensqualität.
13 Quartärprävention Verhinderung der Behandlung von Grenzbefunden Verhinderung von Übermediakation Wird zunehmend wichtiger in einer überökonomisierten Medizin
14 Schlussfolgerungen Die Aufgabe der Medizin ist unter den gegebenen ökonomischen Bedingungen ein gezielter Einsatz der vorhandenen Mittel. Ängste müssen soweit möglich vermieden werden. Ungesichterte Heilserwartungen und Versprechungen müssen vermieden werden. Gesundheitsstreben ist kein Religionseratz.
15 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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