- 1 - Rede von Maria Britta Loskamp Leiterin der Abteilung III Arbeitsrecht und Arbeitsschutz im Bundesministerium für Arbeit und Soziales

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1 - 1 - Gesperrt bis zum Beginn - Es gilt das gesprochene Wort! Rede von Maria Britta Loskamp Leiterin der Abteilung III Arbeitsrecht und Arbeitsschutz im Bundesministerium für Arbeit und Soziales Begrüßung und Einführung zum Dialog mit der arbeitsmedizinischen Lehre am 11. Oktober 2016 K 1, Kleisthaus Redezeit: 10 min Stand: :57-2 -

2 - 2 - Begrüßung Sehr geehrter Herr Professor Letzel, sehr geehrter Herr Professor Drexler, meine sehr verehrten Damen und Herren, ich begrüße Sie im Bundesministerium für Arbeit und Soziales auch im Namen von Frau Ministerin Andrea Nahles sehr herzlich. Andrea Nahles ist Schirmherrin über das Aktionsbündnis Arbeitsmedizin, das wir mit dieser Veranstaltung heute unterstützen. Das Thema Gesundheit bei der Arbeit gewinnt in den Betrieben zunehmend an Bedeutung. Wir haben gute Gesetze, die eine ganzheitliche Prävention vorsehen. [das Arbeitssicherheitsgesetz, das Arbeitsschutzgesetz und die Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge sind] Für alle gesundheitlichen Fragen sind die Betriebsärzte die zentralen Ansprechpartner für Arbeitgeber und Beschäftigte. Zur Umsetzung der rechtlichen Vorgaben sind natürlich ausreichende arbeitsmedizinische Kapazitäten erforderlich. Daher setzen wir uns für die Gewinnung arbeitsmedizinischen Nachwuchses ein. Ich freue mich, dass Sie so zahlreich unserem Teilnahmeaufruf unserer Initiative gefolgt sind und aktiv mitwirken möchten. Wir wollen heute mit Ihnen in den Dialog über die arbeitsmedizinische Lehre treten und beleuchten, worauf es hierbei künftig ankommt. Eine gute arbeitsmedizinische Lehre ist der Grundstein für eine gute arbeitsmedizinische Ausbildung angehender Ärzte, eine wichtige Voraussetzung für eine zeitgemäße arbeitsmedizinische Betreuung der Beschäftigten in Deutschland, und ein Baustein für einen zukunftsfähigen Arbeitsschutz. Hauptteil Die Arbeitswelt ändert sich. Arbeitsbedingungen werden komplexer und zunehmend digital, wir werden älter und wir werden weniger. Da spielt auch die Gesundheit eine große Rolle und es ist wichtiger denn je, die Arbeit so zu gestalten, dass sie dem einzelnen Menschen noch besser gerecht wird.

3 - 3 - Mit dem Grünbuch zu Arbeiten 4.0 haben wir eine breite Diskussion darüber in Gang gesetzt, wie wir arbeiten wollen und welche Gestaltungsmöglichkeiten es für Unternehmen, Beschäftigte, Sozialpartner und Politik gibt. Der Dialog soll Ende 2016 mit einem Weißbuch seinen Abschluss finden. Arbeiten 4.0 zeigt neue Perspektiven und Gestaltungschancen in der Zukunft auf. Fest steht aber: Auch Arbeiten 4.0 darf nicht krank machen. Wir brauchen eine ganzheitliche Prävention. Auch am Arbeitsplatz. Und wir brauchen gut ausgebildete Ärzte und Betriebsärzte. Gesundheit ist nicht nur das Freisein von Krankheit oder Gebrechen, sondern das Resultat aller physischen und psychischen Einflussfaktoren bei der Arbeit. Was meine ich mit ganzheitlicher Prävention? Ganzheitliche Prävention bedeutet am Arbeitsplatz, die gesamte Arbeitssituation und den ganzen Menschen in den Blick zu nehmen. Darüber hinaus können arbeitsplatzbezogene Präventionsmaßnahmen sinnvoll mit allgemeinen Maßnahmen der Prävention verbunden werden. Hier sieht das Präventionsgesetz vor, Synergien zu nutzen. Die Instrumente der Prävention am Arbeitsplatz sind im Arbeitsschutzgesetz angelegt: Als erstes sei die Gefährdungsbeurteilung genannt. Ohne die ständige Beobachtung der konkreten betrieblichen Verhältnisse ist eine wirksame, ganzheitliche Prävention unmöglich. Betriebsärzte müssen regelmäßig im Betrieb unterwegs sein. Mit ihrer ärztlichen Sichtweise schauen sie anders auf Arbeitsbedingungen und Arbeitsabläufe als der Arbeitgeber, denn sie nehmen die Wechselwirkungen von Arbeit und Gesundheit gezielt in den Blick. Dafür braucht es arbeitsmedizinische Expertise. Als neutrale Beobachter können sie Mängel häufig auch leichter als die Beschäftigten selbst feststellen. Jeder von uns weiß, dass man nach jahrelanger Gewöhnung nicht mehr über die Wechselwirkungen zwischen seiner eigenen Arbeit und seiner Gesundheit nachdenkt.

4 - 4 - Kooperation ist ein weiteres Präventionsinstrument. Es ist wichtig, alle betrieblichen Akteure für die Prävention zu gewinnen. Sie kann erst ganzheitlich gestaltet werden, wenn alle Akteure an einem Strang ziehen und ihr Fachwissen einbringen. Im Arbeitsschutz ist ein gemeinsames partnerschaftliches Handeln gefragt. Zusammen mit der Sicherheitsfachkraft, mit betrieblichen Entscheidungsträgern und dem Betriebsrat. Vor Ort ist es wichtig, mit den Meistern, Sicherheitsbeauftragten und Beschäftigten ins Gespräch zu kommen. Sind im Betrieb alle erforderlichen technischen, organisatorischen und persönlichen Arbeitsschutzmaßnahmen getroffen? Kommen die Beschäftigten ihren Mitwirkungspflichten nach? Tragen sie nach ihren Möglichkeiten und entsprechend der Unterweisung und Weisung des Arbeitgebers für ihre Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit selbst Sorge? Es ist gut, Arbeitsabläufe gemeinsam anzusehen, herauszufinden, worauf es ankommt. Gemeinsam ein Bewusstsein für gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen zu entwickeln. Auf diese Weise kann eine nachhaltige betriebliche Prävention vorangebracht werden. Das gilt für die neuen Herausforderungen der Arbeitswelt, ohne dass die herkömmlichen Themen natürlich nicht vernachlässigt werden dürfen. Diskutiert wird aktuell, ob dem Arbeitgeber neben den Betriebsärzten und Fachkräften für Arbeitssicherheit noch weitere Experten zur Seite gestellt werden sollen. Hier sind noch viele Fragen offen, insbesondere solche nach der Qualifizierung, und wie erreicht werden kann, dass Gesundheitsschutzfragen nicht zerstückelt werden. Gesundheit ist unteilbar, ein guter betrieblicher Gesundheitsschutz verlangt immer eine Gesamtbetrachtung der Einflussfaktoren. Die medizinische Ausbildung der Betriebsärzte ist ein starkes Pfund dafür, dass sie diese Aufgabe weiterhin übernehmen. Arbeitsschutz bedeutet immer: Belastungen identifizieren und verringern, idealerweise sogar ausschalten. Dabei gilt die Rangfolge Substitution prüfen,

5 - 5 - technische Maßnahmen ergreifen, Arbeit gut organisieren, persönliche Schutzmaßnahmen ergreifen. Das Metier von Arbeitsmedizinerinnen und Arbeitsmedizinern ist die individuelle Beratung der Beschäftigten, die arbeitsmedizinische Vorsorge. Hier klären Betriebsärzte über die persönlichen Wechselwirkungen von Arbeit und Gesundheit auf, weisen auf individuelle Gesundheitsrisiken hin und geben Empfehlungen zum Verhalten am Arbeitsplatz und darüber hinaus. In der Vergangenheit war die arbeitsmedizinische Vorsorge häufig auf spezielle Untersuchungen gerichtet, zum Beispiel beim Umgang mit gefährlichen Stoffen. Das wird der heutigen Arbeitswelt nicht mehr gerecht. Heute wissen wir: Wir müssen den ganzen Menschen und seine Arbeitssituation sehen. Dies gilt übrigens auch für die Wiedereingliederung. Ganzheitliche Prävention heißt auch: Wir müssen alle betrieblichen Ebenen und das System Betrieb als soziales Gebilde in den Blick nehmen. Resümee Aus Sicht des BMAS ist Arbeitsmedizin wichtiger denn je. Wir haben viele Aufgaben vor uns, die wir ohne ärztliche Expertise nur schwer lösen können. Die angerissenen arbeitsmedizinischen Präventionsinstrumente erfordern sämtlich eine professionelle Kommunikation. Im Betrieb und im Arztzimmer. Lassen Sie uns miteinander sprechen und heute in den Dialog darüber treten, was gute Lehre ausmacht. Ich freue mich auf die weitere Diskussion und den Dialog um arbeitsmedizinische Belange in der medizinischen lehre noch weitere Verbreitung zu verschaffen. Ich darf die Moderation des heutigen Tages nun in die Hände von Herrn Professor Nowak zu legen. Herr Professor Nowak ist Direktor des Instituts und der Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin; Facharzt für Arbeitsmedizin und Internist und

6 - 6 - vertritt die Fächer Arbeits- und Umweltmedizin auch an der Technischen Universität München.