Dr. Kai Kreling, Tierärztliche Klinik Binger Wald, Waldalgesheim

Transkript

1 Das junge Pferd und seine Hufe Hufbearbeitung und Alternativen Dr. Kai Kreling, Tierärztliche Klinik Binger Wald, Waldalgesheim Das junge Pferd soll angeritten werden. Nicht selten wird erst jetzt der Huf des Pferdes genauer betrachtet. Der Hufschmied wird gerufen, um noch schnell einige Fehlstellungen zu korrigieren. Mach ihm ein paar Eisen drauf dann zeigt er mehr Gang oder Eisen lassen ihn vorne etwas größer erscheinen sind die Meinungen einiger Insider. Mit solchen Massnahmen kann allerdings im Einzelfall sehr viel Schaden angerichtet werden. Grundsätzlich ist im Alter von gut 2 Jahren keine Fehlstellung mehr zu korrigieren. Die Wachstumszonen der Röhrenknochen an den Beinen sind spätestens mit 18 Monaten geschlossen. Eine Veränderung der Zehenachse ist jetzt nicht mehr möglich. Das heißt, dass ein Junghengst nicht erst kurz vor der Körung, sondern möglichst schon im Fohlenalter falls notwendig vom Hufschmied korrigiert werden muss. Wird eine Fehlstellung der Zehenachse im Alter von 2 2,5 Jahren so korrigiert, dass das Pferd im Stand gerade auf seinen Beine steht, kann das durch die Fehlbelastung der im Grunde anders gewachsenen Beinachse zu frühzeitigen Gelenks- und Bandschäden führen. Das heißt aber nicht, dass der Hufschmied überflüssig wäre. Ganz im Gegenteil. Ein guter Hufschmied hilft in der Vorbereitung zur Körung sehr. Die Korrektur des Zehenwachstums, Einstellung der Achse des Hufes im Verhältnis zur knöchernen Zehenachse und die Optimierung der Hufbalance sind unerlässlich für die optimale Vorbereitung zur Hengstkörung. Gut präparierte Hufe sind eine sehr lohnende Vorrausetzung z. B. für die Vorstellung des Hengstes und für die Prophylaxe des späteren Sportpferdes. Junge Pferde sind noch nicht ausbalanciert. Je besser die Balance allerdings schon entwickelt ist, desto selbstsicherer und dadurch ausdrucksstärker bewegen sich diese Pferde auch. Im Einzelfall wird das Aufbringen von Hufeisen diskutiert. Manche Pferde haben eine sehr dünne Sohle und fussen vorsichtig auf. Andere zeigen eine betonte Knieaktion und nur wenig Raumgriff. In diesen speziellen Fällen und bei Fehlentwicklungen des Hufes wie zum Beispiel einem halbweit halbengen Huf kann ein Hufschutz in Form eines Hufeisens durchaus Hilfe leisten. Zu Bedenken ist immer wieder, dass ein Gewicht am Huf die Mechanik auch negativ beeinflussen kann. Das noch fehlende Ausbalancieren führt in der Kombination mit dem Gewicht des Hufeisens zu einer eher größere Unsicherheit. Die Pferde traben nicht mehr mit dem entsprechenden Ausdruck sondern laufen nur noch schwunglos. Ein weiterer Grund für ein schwungloses Laufen der Jungpferde ist auch der Klirrfaktor des Hufeisens. Bewegt sich das beschlagene Pferd auf hartem Boden Beton, Asphalt oder auch gewalztem Schotter so schwingt das Hufeisen mit einer völlig anderen Frequenz als das Hufhorn. Es entsteht eine Schwingungsdifferenz, die für empfindliche Pferde offensichtlich sehr unangenehm sein kann. Auch diese Pferde zeigen dann deutlichen Gangverlust. Heute gibt es von den verschiedensten Herstellern die unterschiedlichsten Hufeisen. Stahl, Aluminium, Kunststoff usw. sind die Materialien aus denen heute Hufeisen angefertigt werden. Auch der Größe und Form sind keine Grenzen gesetzt. So ist es die Kunst des Hufschmiedes, eventuell in Verbindung mit dem Tierarzt, ein für das Pferd individuelle Lösung zu finden. Unter dem Strich ist ein gesunder Huf ohne Eisen sicherlich immer die beste Variante. Ein problematischer Huf oder eine nicht befriedigende Bewegungsmechanik kann durch geschicktes Beschlagen allerdings oft verbessert werden. Eine Entscheidung für oder wider das Beschlagen eines Pferdes sollte nicht pauschal sondern immer sehr individuell von Pferd zu Pferd getroffen werden.

2 Ein regelmäßiger, ausbalancierter Huf ist die beste Vorrausetzung für eine optimale Hengstpräsentation Huf mit wenig Sohle müssen nicht unbedingt beschlagen werden. Kunsthorn verstärkt auf diesem Bild den Tragrand und einen Teil der Sohle um eine Fühligkeit der Pferde zu verhindern. Der Vorteil ist das geringe Gewicht.

3 Ein mit Kunststoffummanteltes Hufeisen behält die Stabilität und verringert den Klirrfaktor Ein Aluminiumeisen ist sehr leicht. Um die Rutschfestigkeit zu verbessern sind bei diesem Eisen Kunststoffeinlagen in die Lauffläche integriert. Junge Pferde sind noch wenig ausbalanciert. Sie fussen unkontrolliert und treten sich die Eisen daher auch eher einmal ab. Bei diesem Eisen gibt der Kunststoff im hinteren Hufbereich nach, das Eisen kann dem Abtreten ausweichen.

4 Dieses Eisen besteht nur aus Kunststoff. Durch einen Steeg im Trachtenbereich und über dem Strahl wird die Verwindungssteifigkeit verbessert. Gewicht und dem Hufhorn gleichende Schwingungsverhältnisse sind bei diesem Eisen sicherlich von Vorteil. Wer nicht nageln will oder wegen zu dünner Hufwänden nicht kann, hat die Möglichkeit einen Hufschutz zu kleben.

5 Einlagen zur Stossdämpfung aus Kunststoff und Leder sind in breiter Auswahl auf dem Markt zu bekommen