Essstörungen im Kleinkindalter Essstörungen im Jugendalter gibt es Zusammenhänge? N. v. Hofacker Forum Suchtprävention, München,
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- Rudolf Kaiser
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1 Essstörungen im Kleinkindalter Essstörungen im Jugendalter gibt es Zusammenhänge? N. v. Hofacker Forum Suchtprävention, München,
2 Essstörungen im Kindes- und Jugendalter Zunehmend vielfältige Essprobleme bereits im Grundschulalter, die nicht typischem Erscheinungsbild von Anorexia nervosa oder Bulimia nervosa entsprechen, aber oft fälschlich als solche diagnostiziert werden Häufig Vorläufer in Form von frühkindlichen Fütterproblemen, die persistieren Soziale Probleme in der Schule als Folge, z. B. bei selektivem Essverhalten Erhebliche Beeinträchtigung des Familienlebens Erhebliche Belastung der Beziehungen Beeinträchtigung von Entwicklung und Wachstum
3 Essstörungen im Kindesalter Klassifikation nach DSM 5 Pica Rumination Vermeidend (Selektive)/Restriktive Essstörung Anorexia Nervosa Bulimia Nervosa Binge Eating Störung Andere spezifische Fütter- oder Essstörung Unspezifische Fütter- oder Essstörung
4 Essstörungen im Säuglings- / Kleinkind- / und Kindesalter
5 Kindliche Essstörungen - Subtypen (Chatoor et al., 2011, Lask & Bryant-Waugh, 2008) Emotionale Störung mit Nahrungsvermeidung Weigerung, ausreichend zu essen Gewichtsabnahme In der Vorgeschichte oft gehäuft somatoforme Symptome Hinweise für primäre emotionale Störung des Kindesalters (Depression, Ängste, Zwangssymptome etc.)
6 Kindliche Essstörungen - Subtypen (Chatoor et al., 2011, Lask & Bryant-Waugh, 2008) Emotionale Störung mit Nahrungsvermeidung Keine abnormalen Kognitionen, keine Körperschemastörung, keine übermäßige Beschäftigung mit Gewicht, Aussehen etc. Beziehungsdynamik: häufig mangelnde Wahrnehmung kindlicher Bedürfnisse, elterliche psychische Probleme Mit Behandlung der zugrunde liegenden emotionalen Problematik bessert sich die Essstörung
7 Kindliche Essstörungen - Subtypen (Chatoor et al., 2011, Lask & Bryant-Waugh, 2008) Selektive Nahrungsverweigerung Deutlich eingeschränkte Akzeptanz von Nahrungsmitteln (weniger als 5 Nahrungsmittel) über mindestens 2 Jahre) Beginn häufig im frühen Kindesalter Weigerung, neue Speisen auszuprobieren ( Neophobie ) Assoziierte Temperamentsmerkmale Verminderte Offenheit gegenüber Neuem Sozialphobische Symptome
8 Kindliche Essstörungen - Subtypen (Chatoor et al., 2011, Lask & Bryant-Waugh, 2008) Selektive Nahrungsverweigerung Keine abnormalen Kognitionen, keine Körperschemastörung, keine übermäßige Beschäftigung mit Gewicht, Aussehen Führt zu erheblichen sozialen Problemen, soziale Ängste! Gewicht meist normal Beziehungsdynamik: elterliche Sorge/Ängste, permissives Verhalten
9 Kindliche Essstörungen - Subtypen (Chatoor et al., 2011, Lask & Bryant-Waugh, 2008) Restriktive Essstörung Für Alter unzureichende Nahrungsmenge Nahrung in Zusammensetzung normal Oft gering ausgeprägtes Hungergefühl (+ Familienanamnese!) Temperament: an allem interessiert, reizoffen Keine abnormalen Kognitionen, keine Körperschemastörung, keine übermäßige Beschäftigung mit Gewicht, Aussehen etc. Gewicht und Wachstum sind zu gering Beziehungsdynamik: Konflikte um Nahrungsmengen, elterlicher Druck, Sorge um Gewicht
10 Kindliche Essstörungen - Subtypen (Chatoor et al., 2011, Lask & Bryant-Waugh, 2008) Funktionelle Dysphagie/Posttraumatische Fütterstörung Meist Ablehnen/Vermeiden bestimmter Nahrungsmittel Angst, herunterzuschlucken, zu würgen, zu erbrechen Keine abnormalen Kognitionen, keine Körperschemastörung, keine übermäßige Beschäftigung mit Gewicht, Aussehen etc. Oft nach aversivem (traumatischem) Erlebnis im orofazialen/gastrointestinalen Bereich Beziehungsdynamik: Elterliche Angststörungen
11 Essstörungen im Kindesalter Anamnese Ernährungsanamnese im Säuglings- und Kleinkindalter Hungergefühle? Frühes selektives Essen, ab wann was akzeptiert? Aversive Vorerfahrungen im Mund-Rachen-Ma-Da- Bereich, Verschlucken, Zwanganwendung? Sonstige Ängste, soziale Ängste? Temperament: Reaktion auf Neues, Unbekanntes? Angst zuzunehmen, körperliche Wahrnehmungsverzerrung? Kognitive Einengung auf Kalorien, Gewicht, Essen?
12 Essstörungen im Kindesalter Diagnostik Essprotokoll, Gewichts- und Wachstumskurve Fremd- und Selbsteinschätzung mit Fragebögen Kindliches Temperament, Persönlichkeit (IKT; PFK) Sonstige Auffälligkeiten (CBCL u. a.) Fragebogen Essverhalten (FEV, Pudel et al.) Elterliche Psychopathologie Ggflls. Entwicklungsdiagnostik
13 Essstörungen im Kindesalter Therapie Emotionale Nahrungsverweigerung Psychotherapie der emotionalen Störung Somatisches Monitoring Selektive Nahrungsverweigerung i. d. Regel keine relevanten Mangelerscheinungen außer in Extremfällen (weniger als 5 Nahrungsmittel akzeptiert) Leidensdruck allenfalls durch soziale Einschränkungen Verhaltenstherapie: hierarchisch gestufte systematische Exposition Elterliches/familiäres Modellverhalten Essen am Familientisch
14 Selektive Nahrungsverweigerung
15 Essstörungen im Kindesalter Therapie Restriktive Nahrungsverweigerung Ausreichend lange Mahlzeiten Essen am Familientisch Geregelte Mahlzeiten Gewichtsmonitoring! Nahrungsverweigerung aufgrund von aversiven Erfahrungen Verhaltenstherapie Systematische Desensibilisierung Bearbeitung elterlicher Ängste
16 Funktionelle Dysphagie
17 Von der Essstörung im Kleinkind-/Kindesalter zur Essstörung in der Adoleszenz? Allgemeine Essprobleme in der Adoleszenz haben häufig Vorläufer in der frühen Kindheit Prospektiv keine Evidenz für spezifische Zusammenhänge zwischen Essstörungen im Kleinkind- oder Kindesalter und Anorexie/Bulimie (Rydell & Dahl 2005, Agras et al. 2007)
18 Von der Essstörung im Kleinkind-/Kindesalter zur Essstörung in der Adoleszenz? Essprobleme in den ersten 10 Lebensjahren zeigen erhebliche Stabilität, erhöhen Risiko für Essstörungen jeglicher Art in der Pubertät (Marchi & Cohen 1990, Kotler et al., 2001) Pica i. d. frühen Kindheit Risiko für Bulimie Verdauungsprobleme i. d. frühen Kindheit sowie Picky Eating möglicherweise assoziiert mit Anorexie Familiäre Essenskonflikte i. d. frühen Kindheit assoziiert mit Nahrungsverweigerung i. d. Adoleszenz (nicht Anorexie!)
19 Von der mütterlichen zur kindlichen Essstörung Elterliche Merkmale wie Beschäftigung/Unzufriedenheit mit dem Aussehen, Körpergewicht, unkontrolliertes Essen erhöhen Risiko für Anorexie/Bulimie im Jugendalter sind schon im Vorschulalter mit Tendenz, lieber heimlich oder allein zu essen assoziiert Mütterliche Essstörungen Gehäuft Ängste um adäquate kindliche Ernährung, Gewicht Gehäuft konflikthafte Fütterinteraktionen, mehr Anspannung, negativer Affekt Mutter/Kind Essstörung Mutter korreliert mit Sorge um kindliches Gewicht
20 Von der Essstörung im Kleinkind-/Kindesalter zur Essstörung in der Adoleszenz? Fazit Es gibt Entwicklungsverläufe früher Fütterstörungen über Essstörungen im Kindesalter bis ins Jugendalter Diese beziehen sich aber auf generelle Essprobleme (atypische Essstörungen) im Kindes- und Jugendalter und nicht auf Anorexie/Bulimie Mütterliche Essstörungen sind mit vermehrten Fütter- und Essproblemen im frühen Kindesalter sowie einem erhöhten Risiko für Anorexie/Bulimie im Jugendalter assoziiert Vorhersage jugendlicher Essstörungen eher durch individuelle Merkmale (frühkindliches Temperament) und elterliche Merkmale möglich
21 Beginnt die Anorexie schon im Kleinkindalter NEIN! Aber der familiäre Umgang mit den Themen Essen Gewicht Aussehen und die Rolle, die der Umgang mit dem Körper in der familiären Kommunikation hat hat einen entscheidenden Einfluss auf das Risiko für die Entwicklung einer Essstörung im Jugendalter
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