EINKOMMENSVERTEILUNG IN ÖSTERREICH
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- Hella Bäcker
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1 Soziales EINKOMMENSVERTEILUNG IN ÖSTERREICH Stand: November 2015
2 Drei Fragen zur Einkommensverteilung werden im Folgenden behandelt: Welche Teile des Volkseinkommens haben sich stärker entwickelt: die Löhne oder die Ge winne und Vermögenseinkommen? Sind die Unterschiede zwischen niedrigen und höheren Löhnen sowie Frauen- und Männereinkommen kleiner oder größer geworden? Welchen Einfluss haben die staatlichen Sozialleistungen, die Sozialabgaben und das Steuersystem? Mittelfristiger Rückgang der Lohnquote In den 1980er Jahren kamen drei Viertel des Volkseinkommens als Löhne und Gehälter den ArbeitnehmerInnen zugute, heute sind es nur mehr etwa 70%. In anderen Worten: Der Anteil der Einkommen aus unselbstständiger Arbeit am Volkseinkommen nimmt ab, auf Unternehmens- und Vermögenserträge entfällt ein immer größerer Anteil. Gleichzeitig sind auch die Abgaben auf Lohnarbeit stärker angestiegen als die Abgaben auf Gewinne und Vermögenserträge, damit ist der Anteil der Nettolöhne und -gehälter am Netto-Volkseinkommen noch stärker gefallen: von 67% im Jahr 1988 auf 61% im Jahr 2012.
3 Gründe für die langfristig sinkende Lohnquote sind die gestiegene Bedeutung der Finanzmärkte, die erhöhte Arbeitslosigkeit, der Druck v.a. auf die niedrigen Einkommen aufgrund der Globalisierung sowie die Veränderungen auf den Arbeitsmärkten in Richtung Flexibilisierung und Prekarisierung Immer größere Unterschiede innerhalb der Lohneinkommen Nicht nur die Ungleichheiten zwischen Arbeits- und Unternehmens- bzw. Vermögenseinkommen nehmen zu, sondern auch die Ungleichheiten innerhalb der ArbeitnehmerInnenschaft. Die Summe der Einkommen im obersten Einkommensfünftel ist heute fast so hoch wie die Summe der Einkommen der übrigen achtzig Prozent der Lohn- und GehaltbezieherInnen: das am besten verdienende Fünftel erhält 48% der lohnsteuerpflichtigen Einkommen, 1995 betrug dieser Anteil 44%.
4 Anteile der unteren und oberen Einkommensgruppen am Gesamtlohneinkommen gehen auseinander, 1995 und % 45% 40% 35% 30% 25% 15% 10% 5% 0% 3% 2% wenigst verdienende % 9% zweit wenigst verdienende 18% 17% mittlere 24% 25% zweit meist verdienende 48% 44% meist verdienende Quelle: Statistik Austria, Lohnsteuerstatistik, WIFO- Berechnungen Ein wesentlicher Faktor für die steigende Einkommensungleichheit ist die Teilzeitarbeit: Teilzeitbeschäftigte verdienen zwischen einem Viertel (ArbeiterInnen) und der Hälfte (BeamtInnen) von Vollzeitbeschäftigten. Bei den unselbstständig Beschäftigten hat sich die Teilzeitquote von 1995 bis 2014 ver doppelt (2014 lag sie bei 28%). Sie ist zudem sehr ungleich nach Geschlecht verteilt: 47% der weiblichen, aber nur 9% der männlichen Unselbstständigen arbeiten in Teilzeit.
5 Deutlich geringere Teilzeit- als Vollzeiteinkommen, ArbeiterInnen ganzjährig Vollzeit Angestellte Teilzeit BeamtInnen Quelle: Statistik Austria, Lohnsteuerstatistik, WIFO- Berechnungen. Bruttomonatsbezüge inklusive Sonderzahlungen. Weitere Gründe für die wachsende Einkommensungleichheit sind neben der Zunahme der Teilzeitbeschäftigung der Anstieg der Arbeitslosigkeit und der prekären Beschäftigungsverhältnisse. Diese verringern gerade für die unteren Einkommensgruppen deren Einkommen. Auch die Globalisierung und verstärkte Konkurrenz in Niedriglohnsektoren lassen die unteren Einkommen langsamer als die oberen Einkommen steigen. Fraueneinkommen liegen nach wie vor weit hinten Die Europäische Kommission stellt fest, dass der hohe Einkommensnachteil der Frauen in
6 Österreich einer der höchsten in der gesamten Europäischen Union ist. Der durchschnittliche Bruttostundenverdienst von Frauen ist in Österreich 2013 um 23% geringer als jener der Männer. Dieser Einkommensnachteil der Frauen wird als Gender-Pay-Gap bezeichnet. Gründe für diese Unterschiede liegen darin, dass Frauen weniger häufig in höheren Positionen tätig sind und dass sie viel öfter in Branchen mit einem generell niedrigen Einkommensniveau Beschäftigung finden. Die starke Ungleichheit bei den Erwerbseinkommen wird durch den Wohlfahrtsstaat teilweise ausgeglichen Um den Lebensstandard von Personen vergleichen zu können, kann nicht nur das individuelle Einkommen betrachtet werden. Entscheidend dafür sind außerdem die Zahl der verdienenden und der zu versorgenden Personen im Haushalt sowie die steuerlichen Abzüge vom Einkommen und etwaige Sozialleistungen, die zusätzlich bezogen werden. Für höhere Erwerbseinkommen müssen anteilsmäßig mehr Steuern bezahlt werden.
7 Haushalte in unteren Einkommensgruppen erhalten mehr Anteile an den Sozialleistungen. Die verfügbaren Netto-Haushaltseinkommen sind weniger ungleich verteilt als die individuellen Erwerbseinkommen. Der Anteil des verfügbaren Nettoeinkommens des untersten Einkommensfünftels am Gesamteinkommen steigt im Vergleich zur Verteilung der individuellen Bruttoerwerbseinkommen von 2% auf 8%, während der Anteil des bestverdienenden Einkommensfünftels bei einer Betrachtung des Nettoeinkommens im Vergleich zum Bruttoeinkommen von 48% auf 37% fällt. Verteilung der Bruttolöhne Verteilung der verfügbaren Pro-Kopf- Haushalts Einkommen* 0% 40% 60% 80% 100% wenigst verdienende mittele meist verdienende zweit wenigst verdienende zweit meist verdienende Quelle: Statistik Austria, Lohnsteuerstatistik, WIFO- Berechnungen, Sozialministerium * Nettolöhne, Sozialleistungen und andere Einkünfte aller Haushaltsmitglieder Gäbe es keine Steuern und Sozialleistungen, wäre das Pro-Kopf-Einkommen im obersten
8 Einkommensfünftel um mehr als das Zwanzigfache höher als im untersten Einkommensfünftel. Steuern und Sozialleistungen reduzieren das Einkommensgefälle deutlich: Das Pro-Kopf-Einkommen des obersten Einkommensfünftels ist aber immer noch rund viermal höher als jenes des untersten. LITERATUR WIFO: Entwicklung und Verteilung der Einkommen in Österreich, in: Sozialbericht 2013/ 2014, S > Soziales > Allgemeine Sozialpolitik > Sozial berichte Eurostat: ec.europa.eu/eurostat IMPRESSUM: Verlags- und Herstellungsort: Wien Titelbild: fotolia.com massimo_g Druck: Sozialministerium Redaktion: agnes streissler wirtschaftspolitische projekt beratung e.u., 1090 Wien; Sozialministerium, Abt. V/B/4 Medieninhaber und für den Inhalt verantwortlich: BUNDESMINISTERIUM FÜR ARBEIT, SOZIALES UND KONSUMENTENSCHUTZ Stubenring 1, 1010 Wien Tel.: sozialministerium.at
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