50 Jahre VdKS Lübeck V E R E I N D E R K A P I T Ä N E U N D S C H I F F S O F F I Z I E R E Z U L Ü B E C K. e. V.
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- Holger Haupt
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1 50 Jahre VdKS Lübeck V E R E I N D E R K A P I T Ä N E U N D S C H I F F S O F F I Z I E R E Z U L Ü B E C K * e. V. 1
2 Der Schafferspruch beim jährlichen Reisund Curryessen des VdKS Lübeck Schaffet, schaffet ünnen und baben! Schaffet, schaffet, in Godds Namen! Med düsse Wör ward to n Schaffen nödigt na as vör. Uns Wahlsprok blifft; wi staht dorvör wi möt hendör! Un wenn de Tieden noch so grollt, de Kooplüd un de Fohrenslüd fast tosamen hollt, denn ward blöhn un wassen as noch nie, Lübecks Schippfohrt, Handel un Industrie. Doch vör n Schaffen heff ik noch de Ehr bekannt to maken, dat wi hüt nicht o veel Reden von Stapel laten. Awer, wer sünst wat hett to vertelln. De ward beden, sik bin Schaffer to melln. Dormit hüt Abend allens in Roh un Freeden mag sien, sull een jeder sik anstrengen, gemütlich to bliewn. Sieen Nawer un anner nicht haun un stöten un up keen Wies bien goden Drunk em möten. Man sall, wenn t angeiht, nich so deep in t Glas rinkieken Un jo nicht med lerrige Gläs un Buddels smieten. Nich öwer geschäftliche Saken sik strieden Un bi de Unnerhollung allens persönliche mieden! Vun de Schaffers ward nu beeden to n Schluss: Lat hüt Abend een jeder sien Sorgen to Hus Un hoff vun de Tokunft dat Best. Denn fiern wi, as t ümmer is west, een gemütliches, fröhliches Fest. Drum stöt an toerst up goden Wind, un all uns Scheep, de buten sünd! Schaffet, schaffet, ünnen un baben! Schaffet, schaffet med beide Wachen! Der Schaffer war früher der Proviantmeister auf den Schiffen. Das Schaffermahl war, wenn nach der Winterpause die Schiffe in Fahrt gesetzt wurden, das Abschiedsessen für Kapitäne und Reeder. Grusswort Berufsverbände haben in Deutschland Tradition. Dies gilt nicht zuletzt für die Vertretungen der Kapitäne und Schiffsoffiziere. In unserer globalisierten Welt werden diese Institutionen immer wichtiger, tragen sie doch dazu bei, Berufen Halt und Stimme zu geben, deren ökonomisches, organisatorisches und technisches Umfeld einem raschen Wandel unterworfen ist. Wo Medien über diese maritimen Berufe berichten, da zeichnen sie häufig ein ideales Bild. Ohne Zweifel sind Kapitäne und Schiffsoffiziere in der Gesellschaft hoch angesehen, ist ihr Wertegefüge über den eigenen Wirkungskreis hinaus bekannt und akzeptiert. Dass diese Berufe für jene, die sie ausüben, viele Herausforderungen mit sich bringen, wird öffentlich jedoch weitaus weniger zur Kenntnis genommen. Der Einsatz an Bord ist etwas Besonderes, die Anforderungen sind vielfältig. Maritime Führungskräfte leiten ihren Betrieb oftmals außerhalb des eigenen Landes, in Umgebungen mit fremder Sprache und wechselnden gesellschaftlichen Gepflogenheiten. Tagein tagaus formen sie Mitarbeiter aus unterschiedlichen Ländern und Kulturkreisen zu einem Team, sorgen sie für Motivation und Orientierung. Kurz, in jeder Hinsicht tragen sie ein hohes Maß an Verantwortung für Besatzung, Schiff und Ladung. Fast 90 Prozent des interkontinentalen Warenaustauschs werden heutzutage auf dem Seeweg abgewickelt. Mit mehr als Schiffen bedient die Seeschifffahrt den Welthandel. Effizient und umweltverträglich transportiert sie Güter zwischen Ländern und Kontinenten. Insofern ist der Leitspruch des Vereins der Kapitäne und Schiffsoffiziere zu Lübeck an lässlich seines Jubiläums gut gewählt: Navigare necesse est. Diese Losung gereicht allen Kapitänen und Schiffsoffizieren zur Ehre. Ich wünsche dem Verein zum 50-jährigen Bestehen, dass er seine Tätigkeit zum Wohle der Seefahrt und der Seefahrer erfolgreich fortsetzt. Den Lübecker Kapitänen und Schiffsoffizieren wünsche ich allzeit gute Fahrt! Peter Harry Carstensen Ministerpräsident des Landes Schleswig-Holstein 2 3
3 Grußwort Schiffergesellschaft Lübeck Grußworte des Nautischen Vereins Lübeck e. V. von 1870 Rüdiger Pfaff Vorsitzender der Schiffergesellschaft Kapt. H. Peter Kaminsky Vorsitzender Zum Jubiläum übermittelt die Schiffergesellschaft zu Lübeck dem Verein Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere die herzlichsten Glückwünsche. 50 Jahre VDKS in Lübeck - diesen Festtag sollte man nicht verstreichen lassen, ohne einen kurzen Rückblick auf die Geschichte des Verbandes, seiner Vorgänger und seiner Mitglieder in und aus Lübeck zu halten. Viele der Schifferbrüder waren und sind auch Mitglieder im VDKS oder einem der Vorläufer, dem Verband Deutscher Seeschiffer. An teilweise prominter Stelle gestalteten Sie den Weg der Lübecker Sektion und nahmen darüber hinaus Einfluss auf die Politik des Verbandes. Die Tätigkeiten des Nautikers an Bord und die ihm dafür zur Verfügung stehenden Arbeitsmittel haben sich im Laufe der Jahrzehnte ständig gewandelt. Vor ungefähr 100 Jahren kam das erste deutsche Handelsschiff, das mit einer tönenden Löschfunkenanlage von Telefunken ausgerüstet war, von einer Versuchsreise aus Südamerika zurück. Funkdistanzen von bis zu 2000 km hatte man damals überbrücken können. Ein entscheidender Schritt zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Kaufahrteischiff und Land war gelungen. In den folgenden Jahrzehnten hielt zunächst die Röhrentechnik, dann die Elektronik und jetzt die IT Einzug an Bord und auf der Brücke. Dieses setzte und setzt eine vermehrte Bereitschaft der Nautiker zum Lernen und Umlernen voraus. Heute ermöglichen Satellitenkommunikation, Mobile Phone, und Fax eine permanente Erreichbarkeit des Schiffes und der auf ihm tätigen Menschen. Die Möglichkeiten der Einflussnahme von Land auf das Bordgeschehen haben sich ständig - nicht immer nur zum Vorteil für den Schiffsbetrieb erweitert. Hinzu kamen und kommen ständig neue, komplexe nationale und internationale rechtliche Normen, die die Gefahr für den Nautiker, mit ihnen zu kollidieren, zum steten Alltagsrisiko haben werden lassen.diesen Prozess des steten Wandels hat der VDKS in in der Zeit seines Bestehens berufspolitisch äußerst erfolgreich begleitet. Die Schiffergesellschaft zu Lübeck wünscht dem Verein Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere in Lübeck und seinem weiteren Wirkungsbereich für die Zukunft alles Gute. Gerne gratuliert der Nautische Verein Lübeck dem VdKS Lübeck zum 50.ten Vereinsjubiläum. Durch die vielen Interessen- und Gemeinsamkeiten beider Vereine ist seit der Vereinsgründung bis heute ein enges freundschaftliches Verhältnis entstanden. Zusammen mit dem dritten großen maritimen Verein Lübecks, der Schiffergesellschaft Jinden in eben diesem historischen Haus unsere Vereinstreffen und Festveranstaltungen statt - das verbindet. Der Nautische Verein Lübeck wünscht dem VdKSL für die Zukunft weiterhin das große Engagement für seine Mitglieder sowie den maritimen Sachfragen - die insbesondere Lübeck und die Ostsee betreffen. Lübeck,im Oktober 2010 H. Peter Kaminsky 4 5
4 Grußwort des Günter Bowitz, ehemaliger Direktor der Fachschule für Seefahrt Lübeck. Nach dem Vorbild von Hamburg und Bremen kam es vor 50 Jahren zur Gründung des. Vereins der Kapitäne und nautischen Schiffsofflziere zu Lübeck e. V., der sich dem Verband mit gleichem Namen und Sitz in Hamburg angeschlossen hat. Steigende Mitgliederzahlen ließen auf ein reges Interesse schließen. Bedeutete doch diese Mitgliedschaft, hier, in diesem Kreis berufseigne Freunde zu finden, sowie über den Verein Anregungen und Verbesserungsvorschläge fiir das Leben und den Dienst der fahrenden Nautiker einzubringen. Dabei sollte der insbesondere fiir die fahrenden Mitglieder satzungsmäßig festgeschriebene Rechtschutz nicht unerwähnt bleiben. Aus Erfahrungen wissen wir alle, dass die Schifffahrt stets weltweite wirtschaftliche Schwankungen unmittelbar zu spüren bekommt. Diese Schwankungen wirken sich mit Verzögerung auch auf das Vereinsleben aus, also auch auf die Mitgliederzahl. Darum soll mein Grußwort den Wunsch enthalten, dass dieser Verein weiterhin beständig und erfolgreich sich fiir die Belange der fahrenden Kapitäne und Offiziere einsetzt und, dass sich möglichst viele junge Nautiker als Mitglieder diesem berufsbezogenem Verein der Kapitäne und Schiffsoffizier zu Lübeck e.v. anschließen. In der Hansestadt Lübeck können namhafte maritime Institutionen und Schifffahrtsunternehmen auf ein mehr als hundertjähriges Bestehen zurückblicken. In diesem Jahr 2010 kann der Verein der Kapitäne und Schiffsoffiziere zu Lübeck sein funfzigjähriges Jubiläum feiern. Als in den Nachkriegsjahren namhafte Lübecker Reedereien wieder eine Flotte mit modemen Schiffen in Fahrt bringen konnten, ergab sich hieraus die Nachfrage nach nautischem Personal, nach Kapitänen und Schiffsoffizieren. Die Lübecker Seefahrtschule sorgte in den fiinfziger und sechziger Jahren fiir einen beträchtlichen Nachwuchs. Bald waren Lübecker Kapitäne auf allen Weltmeeren unterwegs, die aber auch nach einem Anlaufpunkt im Heimathafen suchten. 6 7
5 Kleine Historie des Vereins der Kapitäne und Schiffsoffiziere zu Lübeck Seefahrtschule Lübeck Der Verein der Kapitäne und Schiffsoffziere zu Lübeck steht in der viele Jahrhunderte währenden Tradition von Zusammenschlüssen der Schiffsführer zur Abwehr äußerer Gefahren oder zur wirkungsvollen Durchsetzung sozialer Interessen. Die Schiffsführer in den mittelalterlich geprägten Vereinen von Schifferbrüdern fanden sich in eine neue Welt versetzt, als im Laufe des 19. Jahrhunderts die Erfindung der Dampfmaschine, der Schiffsschraube und die Anwendung des Stahls als Schiffbaumaterial im Zusammenwirken mit zur Finanzierung großer Flotten gegründeten riesigen Kapitalsammelstellen ihnen in immer größerem Maße ihre Eigenständigkeit nahm und sie sich einer gewaltigen anonymen Macht ausgeliefert fühlten, gegen die sie sich nur schwer behaupten konnten. Hierin lag der Anlass zur Gründung der Verbandes Deutscher Seeschiffer-Vereine im Jahre Einer dieser dem Verband angeschlossener Vereine war damals die Lübecker Schiffergesellschaft. Die einer fortlaufenden Änderung unterworfene Entwicklung des Verbandes und seiner Vereine nahm im Nazideutschland ein Ende mit der Zwangseingliederung in die Deutsche Arbeitsfront. Mit dem Wiedererstehen der deutschen Handelsflotte in den ersten Jahren der neuen Bundesrepublik führte die im Grundgesetz gewährte Koalitionsfreiheit und der Wille zur sozialen Selbstbehauptung der Kapitäne und Nautiker im Jahre 1952 zur Gründung des Verbandes Deutscher Seeschiffer- Vereine und seiner Eintragung ins Hamburger Vereinsregister. Dieser Eintragung folgte 1956 die Umbenennung in Verband Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere. Zur Durchsetzung ihrer Absichten brauchte die Standesvertretung ein kräftiges Fundament. Diese wuchs heran durch die Gründung von Nautikervereinigungen in allen größeren Hafenstädten der Bundesrepublik. So kam es im Jahre 1960 zur Eintragung des Vereins der Kapitäne und Nautischen Schiffsoffiziere zu Lübeck ins Register des Lübecker Amtsgerichts, nachdem ein Jahr zuvor die beiden Seefahrtschullehrer Peter Detje und Herbert Gädke eine große Zahl von Mitgliedern geworben hatten. Der Lübecker VdKS dient, wie es auch in Vereinen anderer Hafenstädte der Fall ist, vor allem dem gesellschaftlichen Zusammenhalt der in der Region wohnenden Mitglieder. Dazu gibt es die monatliche Zusammenkunft, gelegentliche Unternehmungen wie Schiffsfahrten oder Museumsbesuche und das sehr beliebte jährliche Reisund Curry- Essen. Die eigentliche berufsständische Interessenvertretung im politischen Raum geschieht zentral vom in Hamburg ansässigen Verband. Dessen Aufgaben sind unter anderen die Zusammenarbeit mit der Seeberufsgenossenschaft und dem Bundesverkehrsministerium auf den Gebieten der Schiffssicherheit, Verkehrssicherheit und Nautikerausbildung sowie die Gewährung von Rechtsschutz bei arbeitsrechtlichen Problemen einzelner Mitglieder. Über diese Aktivitäten werden alle Mitglieder monatlich durch das Verbandsorgan Die Kommandobrücke informiert. Der internationale Charakter der Seeschifffahrt veranlasste 1974 den VDKS nach Kontaktaufnahme mit ausländischen Kapitänsvereinigungen zur Gründung des internationalen Kapitänsverbandes, der IFSMA (International Federation of Schipmasters Associations), die bei der IMO (International Maritime Organisation), einer Unterorganisation der UNO einen offiziellen Beraterstatus hat. Hier geht es beispielsweise um die Besetzung von Schiffen mit qualifizierten Nautikern und Mindeststandards bei deren Ausbildung oder um wirkungsvolle Maßnahmen gegen Piraterie. Durch die weltwirtschaftlichen Veränderungen ist in den letzten Jahrzehnten ein ständiger Rückgang der Anzahl deutscher Schiffe und Seeleute eingetreten. Das spürt auch in seiner Mitgliederbewegung der VdKS Lübeck. Hinzu kommt, dass ab 1993 der ständige Zulauf durch die Absolventen der Seefahrtschule mit deren Schließung und Verlagerung nach Flensburg ausbleibt. Wir hätten uns eigentlich bei unseren Aktionen gegen diese Maßnahme der Landesregierung, die eine 185 jährige Tradition in der langen Seefahrtsgeschichte Lübecks beendete, mehr Solidarität und Unterstützung seitens unserer Heimatstadt gewünscht, wie es beispielsweite momentan im Falle der Lübecker Universität geschieht. Dennoch bleibt der VdKS Lübeck mit seinen Aktivitäten ein lebendiger und notwendiger Verein. Im Mai 2001 hat der VdKS Lübeck die Jahreshauptversammlung (General Assembly) des Internationalen und des Europäischen Kapitänsverbandes hier in Lübeck unter Beteiligung und Mitwirkung unseres Verbandes und der Schiffergesellschaft organisiert. Am 28. Oktober 2010 begeht der VdKS Lübeck das Fest seines 50-jährigen Bestehens im Audienzsaal des Lübecker Rathauses. Viele Studenten der Seefahrtschule Lübeck traten vor 50 Jahren als erste Mitglieder dem Verein bei. Die Schule wurde um 1900 anstelle der alten über dem Kaisertor zeitgleich mit dem neuen Elbe-Lübeck-Kanal erbaut. Ihre Gründung im Jahre 1908 ging auf eine Initiative der Gesellschaft zur Beförderung Gemeinnütziger Tätigkeit zurück. Ihre Schließung im Jahre 1993 durch die Landesregierung beendete eine 185-jährige lübsche Tradition. 8 9
6 10 11 Baare-Schmidt Klaus Richard Balk Hermann-Ruediger Biebow Jan Bleher Rolf Borowski Stefan Bose Hans-Jochen Bowitz Günter Brügmann Jürgen-Joachim Brügmann Gerd Bugdahn Kai Bühler Erich Christiansen Jan Domschke Ralph Eitner Falk Erben Norbert Fendler Karl-Friedrich Fey Fred Foss Wolfgang Frank Thomas Fricke Rolf Garber Jens Uwe Gies Thomas Gloeden Detlef Hahn Horst Harms Volkert Harnisch Rudi Haß Rolf Heuer Hans Hofer Josef Jahncke Fred Jensen Ralph Kähler Klaus Knabe Dieter Köhler Wolfgang Kopp Franz Kreutz Wolfgang Kröger Christopher Krumpeter Klaus Krüss Erich-Nummel Lamprecht Herbert Loeper Gernot Loy Wolfgang Lüddecke Fritz Lüdtke Hartmut Lüthje Klaus Marquardt Thomas Marth Jürgen Fritz Robert Michaelsen Heinz Milkereit Hans-Eckart Möller Burkhard Oberdiek Gerhard Olbers John Peters Günther Peters Herbert Pooker Andreas Qualmann Nils Reinhard Hans-Joachim Rodenberg Oliver Runge Peter Sachtleber Heinz Klaus Scheibner Peter Schmidt Cornelia Schmidt Oliver Speckmann Stefan Sprotte Björn Sträußler Jörg Struck Jürgen Thomas Klaus Tietjens Sven-Kare Voege Ernst-Uwe Vogel Alfred Vulinovic Marko Wieczorkoski Wolfram Winkler Peter Wirthwein Mario Wissmer Bernhard Zimmermann Hans Mitgliederliste Mitgliederliste Jörg Sträussler 1. Vorsitzender VdKS Lübeck
7 Eine von uns Einer von uns Cornelia Schmidt Dieter Knabe Siebenundfünfzig Jahre nach seiner Verkündung kam der Artikel 3 des Grundgesetzes leibhaftig im VdKS Lübeck an, nämlich in der Person des 2006 neu eingetretenen Mitglieds Cornelia Schmidt. Es hatte sehr lange gebraucht, bis in der Deutschen Seeschifffahrt der zunächst äußerst zögerlich einsetzende Anspruch auf Gleichberechtigung die Frauen in die Nautikerlaufbahn und auf die Kommandobrücken deutscher Handelsschiffe brachte. So konnten wir mit einer gewissen Genugtuung die damalige Studentin Cornelia Schmidt in den Reihen unseres Lübecker Vereins begrüßen. Noch ist sie die einzige ihres Geschlechts, doch bald wird sich das, so hoffen wir, ändern; ist doch mittlerweile jeder siebte nautische Studienanfänger eine Frau. Dabei hätten wir möglicherweise noch länger auf die erste Frau im Verein warten müssen, denn Cornelia Schmidts ursprünglicher Berufswunsch war es, als Bauingenieurin Brücken zu bauen, gigantische Brücken sollten es nach ihrer Vorstellung sein. Als sie in der elften Jahrgangsstufe der Thomas-Mann-Schule zu Lübeck zufällig an den Bericht einer jungen Schiffsoffizierin geriet, erschien ihr deren Beruf so faszinierend, dass in ihr der starke Wunsch entstand, Kapitän zu werden. Ein erster zweiwöchiger Aufenthalt auf einer sogenannten Seeschlange in der Fahrt zwischen Duisburg und England bestärkte sie trotz Seekrankheit in ihrem Berufswunsch. Die skeptischen Einwände ihrer Mutter wegen der langen Abwesenheit von zu Hause wischte sie mit der Bemerkung weg, auch der Beruf einer Brückenbauerin in fernen Ländern sei nicht besonders häuslich. Folglich bewarb sie sich nach dem Abitur um ein Studium an der Fachhochschule Elsfleth sowie bei Reedereien für die notwendigen Praktika. Nach erfolgreicher Absolvierung des Studiums und der nötigen Fahrtzeit wurde sie 2007 Diplomingenieur für Seeverkehr und erwarb gleichzeitig das Patent des Wachoffiziers auf großer Fahrt. Seitdem ist sie bei der Hamburg Süd, zunächst als dritter Offizier, mittlerweile als zweiter Offizier, im weltweiten Einsatz, wobei sie während des Urlaubs regelmäßig unsere monatlichen Versammlungen besucht und uns mit lebendigen Schilderungen aus der heutigen Seefahrtspraxis erfreut. 24 Jahre war er unser erster Vorsitzender. Nun ist Dieter Knabe ins Glied zurückgetreten. So richtig glauben wir es noch nicht, dass er unser Reis-und Curry-Essen nicht mehr auf seine unverwechselbare Art eröffnen wird. Sein Leben ist von Stetigkeit und gleichzeitig von Vielfalt und Abwechslung gekennzeichnet, wobei die Stetigkeit in seiner Beziehung zur Seefahrt liegt. Dieter Knabe wurde 1934 in Hamburg geboren. Doch schon in jungen Jahren musste er wegen der durch die Bombenangriffe verfügten Evakuierung die Stadt verlassen. Nach Flucht aus Mecklenburg und Schulabschluss in Schleswig-Holstein begann seine seemännische Laufbahn von Finkenwerder aus in der Hochseefischerei, damals teilweise noch unter Fock, Großsegel und Besan. Seine anschließende Kümofahrt endete nach fünf Monaten mit dem Verlust des Schiffes und einer 28- stündigen Fahrt im offenen Rettungsboot. Bis zum Besuch der Seefahrtschule war er vier Jahre unter sechs verschiedenen Flaggen in der großen Fahrt. In Hamburg bestand er 1957 das Patent zum Steuermann auf großer Fahrt und 1962 zum Kapitän auf großer Fahrt. Anschließend wechselte er zur Bundesmarine, wo er 1964 an der Marineschule Mürwick die Berufsoffiziersprüfung bestand. Seinen darauf folgenden Dienst tat er als Oberleutnant zur See auf schnellen Minensuchbooten trat er in den Dienst der Wasser- und Schifffahrtsdirektion Kiel, die ihn an den Lehrbetrieb der Schiffssicherungsstelle Neustadt abordnete. Nebenher erwarb er das Patent zum Steuermann in der Hochseefischerei und den Sporthochseeschifferschein, speziell auch für das Führen von Traditionsschiffen, wie die Lisa von Lübeck. In die Zeit seines Vorsitzes von 1986 bis 2010 fällt die Mitarbeit an der Schaffung der nationalen Gedenkstätte für die zivile Seefahrt in der Lübecker Jakobikirche und im Jahre 2001 an der Organisation der Jahreshauptversammlung des Internationalen und des Europäischen Kapitänsverbandes in der Schiffergesellschaft. Auf Vorschlag des VdKS Lübeck nahm Dieter Knabe die Aufgaben eines ehrenamtlichen Richters am Arbeitsgericht Lübeck und eines Beisitzers am Seeamt Kiel wahr. Auch war er tätig als stellvertretender Vorsitzender der Gesellschaft Weltkulturgut Hansestadt Lübeck. Wir freuen uns, wenn wir ihn bei unseren monatlichen Zusammenkünften in gewohnter Gesundheit weiterhin begrüßen können
8 Einer von uns Einer von uns Günter Bowitz Bern Hardy Als Günther Bowitz zu uns in Lübeck stieß, hatte er bereits eine erfolgreiche seemännische Karriere hinter sich, sozusagen vom Schiffsjungen zum Kapitän. Es war aber, wie bei den Meisten seines Jahrgangs, keine geradlinige Karriere. Der Krieg und die ersten Nachkriegsjahre bauten viele Hindernisse auf. Geboren wurde er 1924 in einem Dorf bei Landsberg an der Warthe. Im Gymnasium von Landsberg bestand er 1941 die Reifeprüfung. Gleich darauf wurde er als Offiziersanwärter zur Kriegsmarine eingezogen. Nachdem er sich freiwillig zur U-Bootswaffe gemeldet hatte, stieg er im Dezember 1943 neunzehnjährig als dritter Wachoffizier auf U-802 ein. Die Kapitulation erlebte er im Mai 1945 im Nordatlantik. Nach dem Auftauchen vor der britischen Küste begann eine vierjährige Kriegsgefangenschaft. Zu dieser Zeit existierte Deutschland nur noch in seinen vier Besatzungszonen. Das Leben dort war durch Hunger und Arbeitslosigkeit gekennzeichnet. So blieb Günther Bowitz nach seiner Entlassung in England, wo er sich als Landarbeiter und Kraftfahrer verdingen konnte. Erst als er durch den ganz allmählich einsetzenden Aufstieg der deutschen Handelsschifffahrt im August 1951 eine Stelle als Leichtmatrose erhielt, verließ er England. Damit konnte endlich eine geregelte Laufbahn zum Kapitän beginnen. Im Mai 1955 bestand er an der Hamburger Seefahrtschule die Prüfung zum Patent als Steuermann auf großer Fahrt mit Auszeichnung und im Juni 1958 zum Patent als Kapitän auf großer Fahrt mit gut. Zwei Jahre später erhielt er seine erste Anstellung als Kapitän bei der Reederei Fisser & v. Doornum, für die er vier Jahre Schiffe aller Größen führte. Im August 1964 stellte ihn das Land Schleswig-Holstein nach einer erfolgreichen Bewerbung als Lehrer an der Seefahrtschule Lübeck ein und ernannte ihn 1971 zu deren Direktor, einer Position, die er bis zu seiner Pensionierung 1989 erfolgreich ausfüllte. In dieser Zeit vergab er rund 1500 nautische und funktechni- sche Patente, darunter 847 Kapitänspatente. Den Kontakt zur Praxis hielt er durch regelmäßige Vertretungsreisen während der Sommerferien als Kapitän bei seiner alten Reederei. Über seine Pensionierung hinaus war er noch mehrere Jahre mit einem Lehrauftrag an der Fachhochschule Hamburg und im Auftrag des Bundesverkehrsministers und des Deutschen Segler-Verbandes im Prüfungswesen für die Sportschifffahrt tätig. Seine 1957 begonnene Mitgliedschaft im Verband Deutscher Kapitäne und Schiffsoffiziere führte ihn, nachdem er in Lübeck heimisch geworden war, 1974 in unseren Verein, für den er seit vielen Jahren bis heute als Kassenprüfer tätig ist Letzte Order Eines Abends im Jahre 1973 war er da, Bern Hardy, beim monatlichen Vereinsabend in der Schiffergesellschaft. Der hat Gedichte geschrieben, raunte einer, da spürst du, dass er Seemann war. Manchen Abend, besonders auch bei unserem jährlichen Reis-und Curry-Essen, lauschten wir seinen Gedichten, die sich so recht in die Seele eines Seemannes einfühlten, die so echt unsere unausgesprochenen Empfindungen ausdrücken konnten. Horst Bernhardi, so sein eigentlicher Name, wurde 1906 in Berlin geboren. Nach seiner Schulzeit ging er achtzehnjährig zur See. Die lernte er auf vielen Schiffen und Weltmeeren gründlich kennen. Das Kapitänspatent auf großer Fahrt erwarb er auf der Stettiner Seefahrtschule, bald auch den Flugzeugführer- und den Bordfunkerschein. Im Krieg als Luftwaffenoffizier bei einem Fronteinsatz abgeschossen, konnte er noch schwer verletzt die eigenen Linien erreichen. Während des folgenden längeren Aufenthaltes in einem Marinelazarett verfasste er seine ersten Gedichte. Doch erst viel später ab 1960 entstanden in kurzer Folge die Gedichtbände Herz auf großer Fahrt, Lockruf der See, Eine Sixpencemütze voll Wind und Wenn Rasmus in die Tasten greift in einer Gesamtauflage von bei Koehlers Verlagsgesellschaft. Alle führen sie uns das romantisch einfühlsame Empfinden Ihres Autors für das Meer, Schiffe, Häfen und Menschen vor Augen. In Lübeck, der Stadt der letzten 15 Jahre seines Lebens, entstand folgendes Gedicht: 15 Mein Lebensschiff nähert sich jenen Tagen, da es für immer Abschied nehmen heißt. Bald ruht die Hand, die einst acht Glas geschlagen, und die an Bord so manchen Tamp gespleißt. Wenn ich dann Kurs auf jene Küste nehme, die mir zum letzten Liegeplatz bestimmt, stellt mich nur noch die Frage vor Probleme, ob man den Seesack dorthin mit sich nimmt. Spielt mir noch einmal alte Seemannsweisen und fallt mit ein beim letzten Rolling Home; es wird die längste aller meiner Reisen, die Fahrt zum Styx, dem ewig-dunklen Strom. Setzt mir ein Kreuz aus alten Pitchpine-Planken das noch ein schwacher Teergeruch umweht. Und ehrt in meinem Namen in Gedanken all jene, die mit ihren Schiffen sanken, und jeden, der auf See noch Wache geht.
9 Hildegund Peters: Installation Seezeichen, Acryl auf Styroporobjekten, 160 x 240 x 30 (cm), 2010 Verantwortlich für Inhalt und Gestaltung: Hans-Eckart Milkereit und Günter Peters Druck: druckpartner Travemünde 16
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