Auslandssemester Troyes Frankeich

Transkript

1 Auslandssemester Troyes Frankeich Vorbereitung Die Vorbereitungen für das Auslandssemester in Frankreich waren vergleichsweise wenig aufwendig, was auch an der recht übersichtlichen Organisation der Gasthochschule lag. Nachdem feststand, dass ich mein Auslandssemester an der ESC Troyes verbringen werde und ich dort als Erasmus-Studentin angemeldet war, erhielt ich von der französischen Hochschule alle notwenigen Informationen bezüglich der nächsten notwendigen Schritte. Ich konnte mich auf der Hochschulplattform anmelden, über welche auch die Wohnungsauswahl getroffen werden konnte. Da es keine wirklichen Studentenwohnheime gibt, bietet die ESC Unterstützung bei der Wohnungsfindung an. Es bestehen Kooperationen mit einigen Vermietern in Troyes, die Wohnungen für Austauschstudenten anbieten. Über die Plattform kann man sich über die verfügbaren Wohnungen informieren von Einzelapartments bis hin zu Fünfer-Wohngemeinschaft ist alles dabei und drei Wunschoptionen angeben. Nach einigen Tagen wird man dann benachrichtigt, welche Wohnung man bekommen hat. Wichtig ist hierbei, dass man seine Wunschoptionen möglichst schnell angibt, sobald die Wohnungsplattform freigeschaltet ist, da ansonsten die besten Wohnungen bereits belegt sein können. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Vorbereitung ist das Learning Agreement. Man kann anhand der Liste der Kurse des vergangenen Semesters einen guten Überblick über das Kursangebot der ESC Troyes bekommen, es können jedoch kleine Änderungen vorkommen, die man erst erfährt, sobald man vor Ort in Frankreich ist. Ich konnte mein Learning Agreement aber ohne Probleme modifizieren. Außerdem versendet die ESC Troyes im Vorhinein ein Dokument, auf welchem alle wichtigen Dokumente, die man benötigt, sowie alle Termine und Deadlines, die zu beachten sind, aufgeführt sind, sodass man kaum etwas vergessen kann. Da wir Studenten aus Deutschland kein Visum oder ähnliches benötigen, war der Aufwand vor Antritt des Auslandssemesters nicht sehr hoch. 1

2 Ankunft und Wohnung Ich habe mich entschieden, mit dem Zug nach Troyes zu fahren, da die Verbindung recht gut ist und es günstiger und weniger aufwendig war als zu fliegen. Da in Frankreich fast alle Zugverbindungen über Paris laufen, bin ich zuerst dorthin gefahren und von dort aus weiter nach Troyes. In Troyes angekommen wurden wir von Studenten der ESC Troyes direkt in Empfang genommen, man hat sich also gleich willkommen und gut aufgenommen gefühlt. Ich wurde dann auch in meine Wohnung gefahren und habe dort meinen Vermieter kennengelernt und den Mietvertrag unterschrieben. Ich habe in einer WG mit zwei anderen Austauschstudentinnen in der Nähe der Innenstadt gewohnt. Die Wohnung war sehr groß und geräumig und der Vermieter nett und hilfsbereit. Einige Dinge waren etwas anders, als wir es in Deutschland gewohnt sind, beispielsweise hatten wir einen Gasherd, was aber nicht weiter schlimm war, und es gab eine Elektroheizung, was dahingehend relevant ist, dass der Strom häufig noch nicht im Mietpreis enthalten ist, was zum Beispiel bei uns der Fall war. Insgesamt habe ich mich in der Wohnung sehr wohl gefühlt, ich würde jedoch empfehlen, eine Wohnung zu finden, die zwischen Universität und Innenstadt liegt, da es von unserer Wohnung aus morgens doch ca. 30 Minuten zur Universität waren, was für eine kleine Stadt wie Troyes doch schon weit ist, auch wenn es mir persönlich nichts ausgemacht hat. Universität & Vorlesungen Zu Beginn des Auslandssemesters gab es Welcome-Days, in welchen man die Universität, die zuständigen Stellen und Studentenorganisationen kennenlernte und die letzten organisatorischen Dinge geklärt wurden. Als ich am ersten Tag zur ESC Troyes kam, war ich beeindruckt von dem modernen Gebäude. Vor allem der neue Teil der Hochschule ist sowohl von außen als auch von innen sehr modern und offen gestaltet. Die ESC Troyes ist eine Grande école, welche in Frankreich ein recht hohes Ansehen genießen. 2

3 Was die Vorlesungen an der ESC Troyes angeht ist vorab zu sagen, dass sich das System dort von unserem doch etwas unterscheidet. Die Vorlesungen sind inhaltlich häufig viel weniger umfangreich und detailliert, als wir es gewohnt sind und erstecken sich nur über wenige Wochen des Semesters. Dafür muss man viel mehr Vorlesungen besuchen, als es in einem Masterstudiengang der Hochschule Ludwigshafen üblich ist. Während ich hier in der Regel ca. 8 Kurse besuche, besuchte ich in Frankreich 16 Kurse, um die erforderliche Credit- Anzahl zu erreichen. Da die Kurse aber viel weniger Lernintensiv waren, war es kein Problem die Kurse zu bestehen. Es gab jedoch häufig Überschneidungen von Kursen, die Dozenten waren hier jedoch meistens verständnisvoll und haben uns gesagt, in welchen Vorlesungen wir auf jeden Fall anwesend sein müssen, um Präsentationen zu halten, Gruppenarbeiten zu machen usw. Die Qualität der Vorlesungen variierte stark, ich hatte einige sehr gute Dozenten und interessante Vorlesungen, aber auch weniger gute Dozenten, aus deren Vorlesungen man nicht viel neues Wissen mitnehmen konnte. Insgesamt waren die Kurse abwechslungsreich, aber zum Teil sehr oberflächlich. Gruppenarbeiten und Präsentationen sind häufig ein elementarer Bestandteil der Vorlesung, was eine gute Möglichkeit ist, mit vielen Leuten in Kontakt zu kommen. Am Anfang kann es jedoch schwierig sein, innerhalb der Gruppe auf Englisch zu kommunizieren, wenn man hauptsächlich mit französischen Studenten in einer Gruppe ist, da sich das Sprachniveau von unserem unterscheidet und daher oft ins Französische gewechselt wird, auch wenn die Präsentation auf Englisch zu halten ist. Mit der Zeit lernt man aber, sich zu arrangieren und viele französische Studenten nutzen auch die Chance, um ihr Englisch zu verbessern. 3

4 Freizeit Troyes ist zwar eine kleine, aber dafür sehr schöne französische Stadt mit ca Einwohnern. Die Innenstadt ist überschaubar, aber man findet dort alles was man braucht zum leben, shoppen und ausgehen. Es gibt einige Kathedralen und unzählige alte Fachwerkhäuser, welche das Stadtbild prägen und den romantisch-französischen Charme verleihen. Es gibt auch ein Kino, eine Eishalle und ein Bowling-Center sowie einige Bars und drei Clubs. Am Anfang dachte ich, nach einiger Zeit würde es bestimmt langweilig werden, was jedoch überhaupt nicht der Fall war. Sowohl zu Beginn des Semesters als auch während des Semesters wurden von den Studentenorganisationen diverse Partys und Veranstaltungen organisiert, teilweise in den Clubs der Stadt oder auch in der Hochschule selbst, sodass eigentlich immer etwas los war. Es wurden auch verschiedene Trips organisiert, an welchen ich persönlich nicht teilgenommen habe, da wir häufig selbst unsere Reisen organisiert haben. Wir haben hierfür meistens ein Auto gemietet, was sowohl billiger als auch flexibler war, als mit dem Zug zu reisen, da man eigentlich immer erst einmal nach Paris fahren muss, um von dort aus weiter zu fahren. Eine weitere Möglichkeit ist die Plattform BlaBla-Car, wo man immer mal nach Mitfahrgelegenheiten schauen kann. Innenstadt Troyes 4

5 Um Troyes herum liegen einige hübsche Städte, wie beispielsweise Dijon und Nancy, die durchaus einen Tagestrip wert sind. Außerdem ist Paris mit dem Zug in ca. 1,5 Stunden zu erreichen und wenn man rechtzeitig ein Ticket bucht, kann man sehr günstig dorthin fahren, egal ob für ein verlängertes Wochenende oder auch einen Tagesausflug. Fazit Ich habe in Troyes eine tolle und unvergessliche Zeit verbracht, was ich selbst im Vorhinein nicht in dieser Form erwartet hätte. Ich habe tolle Menschen aus den verschiedensten Teilen der Welt kennengelernt, da wir ca. 200 Austauschstudenten an einer doch recht kleinen Hochschule waren. Zu Beginn hat mich die Größe der Stadt und der Hochschule eher abgeschreckt, aber im Nachhinein muss ich sagen, dass ich mich dadurch viel schneller als Teil der ESC Troyes und des Lebens dort gefühlt habe, und es viel einfacher war, schnell mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Natürlich hat man nicht die gleiche Angebotsvielfalt wie in einer großen Stadt, aber mit den richtigen Menschen und der richtigen Einstellungen kann man in Troyes eine aufregende und abwechslungsreiche Zeit erleben. Ich persönlich habe sowohl die Stadt als auch Frankreich als Land lieben gelernt und der Abschied ist mir mehr als schwer gefallen. Auch in kultureller Hinsicht war es eine Bereicherung, da die französische Lebensweise sich doch sehr von der deutschen unterscheidet, was zu Beginn gewöhnungsbedürftig ist, mir persönlich jedoch sehr zugesagt hat. Für mich war diese Erfahrung in Troyes eine der besten meines Lebens und ich habe dort in den fünf Monaten meines Auslandssemesters ein zweites Zuhause gefunden. Daher kann ich jedem nur empfehlen, offen zu sein, auch für Städte, die auf den ersten Blick nicht sehr aufregend erscheinen, dann kann es passieren, dass man eines besseren belehrt wird. 5