Dezember 2016 Eine Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT

Transkript

1 Dezember 2016 Eine Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT

2 Der Inhalt dieses Berichtes darf ganz oder teilweise nur mit unserer schriftlichen Genehmigung veröffentlicht, vervielfältigt, gedruckt oder in Informations- und Dokumentationssystemen (information storage and retrieval systems) gespeichert, verarbeitet oder ausgegeben werden. Infratest dimap, Moosdorfstraße 7-9, Berlin

3 Inhaltsverzeichnis Studieninformation... 1 Zusammenfassung... 2 Mehrheit begrüßt Merkels Kanzlerkandidatur... 3 Kanzler-Direktwahl: Schulz schneidet besser ab als Gabriel... 4 Wahl des Bundespräsidenten: Breiter Rückhalt für Steinmeier... 6 Politikerzufriedenheit: viele Spitzenpolitiker mit besserer Bewertung... 7 Regierungszufriedenheit steigt, doch Kritik überwiegt nach wie vor... 9 Sonntagsfrage: Rückenwind für die Union nach Ankündigung von Merkels Kandidatur Drei Viertel wünschen sich mehr Zusammenarbeit in Europa Große Unterstützung für engere Zusammenarbeit in Europa Stärkeres internationales Engagement Deutschlands befürwortet Regierungskrise in Italien: Zwei Drittel erwarten keine Verschlechterung des deutsch-italienischen Verhältnisses... 15

4 ARD DeutschlandTREND Dezember 2016 Studie zur politischen Stimmung im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT Studieninformation Grundgesamtheit Wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland ab 18 Jahren Stichprobe Repräsentative Zufallsauswahl/Dual-Frame (Relation Festnetz-/Mobilfunknummern 70:30) WDR-Autor Ellen Ehni WDR-Redakteurin Friederike Hofmann Wissenschaftliche Betreuung / Durchführung infratest dimap Heiko Gothe Erhebungsverfahren Telefoninterviews (CATI) Fallzahl Befragte Sonntagsfrage: Befragte Erhebungszeitraum 5. bis 6. Dezember 2016 Sonntagsfrage: 5. bis 7. Dezember 2016 Fehlertoleranz 1,4* bis 3,1** Prozentpunkte * bei einem Anteilswert von 5 Prozent ** bei einem Anteilswert von 50 Prozent Durchführendes Institut: infratest dimap Ihre Ansprechpartner: Michael Kunert Reinhard Schlinkert ARD-DEUTSCHLAN D T R E N D DEZE MB E R

5 Zusammenfassung In der deutschen Wahlbevölkerung stößt die erneute Kandidatur Angela Merkels für das Bundeskanzleramt auf ein mehrheitlich positives Echo: Sechs von zehn Deutschen (59 Prozent) finden es gut, dass Merkel wieder kandidiert. Vier von zehn (39 Prozent) sind gegenteiliger Meinung. Die Anhänger der CDU/CSU begrüßen Merkels Kandidatur mit großer Mehrheit (87 Prozent). Aber auch in den Reihen der Grünen (68 Prozent) und der SPD (52 Prozent) findet es mehr als die Hälfte der jeweiligen Anhänger gut, dass sich die CDU-Chefin zum vierten Mal um das Amt der Bundeskanzlerin bewirbt. Sollte der SPD-Parteivorsitzende Sigmar Gabriel gegen die Christdemokratin antreten, fiele das Votum der Deutschen bei einer hypothetischen Direktwahl eindeutig zugunsten der Amtsinhaberin aus: 57 Prozent würden sich für Merkel, 19 Prozent für Gabriel entscheiden. Wenn der Herausforderer Martin Schulz hieße, fiele die Entscheidung der Wahlberechtigten weniger deutlich aus. In diesem Fall würden 43 Prozent der Bürger für Merkel stimmen. Der Europapolitiker läge mit 36 Prozent der Stimmen nur knapp dahinter. In der SPD- Anhängerschaft würden 43 Prozent für Gabriel stimmen, fast ebenso viele (40 Prozent) sprechen sich für Merkel aus. Bei einem Aufeinandertreffen von Schulz mit Merkel fällt das Votum der SPD-Anhänger deutlicher zugunsten des eigenen Kandidaten aus (63:27 Prozent). Der gemeinsame Kandidat von Union und SPD für das Amt des Bundespräsidenten findet große Zustimmung in der Bevölkerung: Acht von zehn Bürgern (82 Prozent) halten den derzeitigen Außenminister Frank-Walter Steinmeier für einen guten Kandidaten. Nach Meinung von lediglich 12 Prozent ist er für diese Aufgabe nicht geeignet. Diese wohlwollende Sicht findet sich in allen Parteianhängerschaften auch in Reihen der Oppositionsanhänger. In der Bewertung seiner politischen Arbeit kann Steinmeier 7 Punkte im Vergleich zum Vormonat zulegen: Derzeit sind 79 Prozent mit seiner Arbeit zufrieden - persönlicher Rekordwert im ARD-DeutschlandTREND. Aber auch die meisten anderen abgefragten Politiker können ihre Beliebtheit verbessern, darunter Kanzlerin Merkel (57 Prozent, +5) sowie die Sozialdemokraten Schulz (57 Prozent, +7) und Gabriel (43 Prozent, +6). Nach der Ankündigung der erneuten Kanzlerkandidatur Angela Merkels kann sich die Union in der politischen Stimmung verbessern. Wenn bereits am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, könnten CDU und CSU mit 35 Prozent der Stimmen rechnen ein Plus von zwei Punkten im Vergleich zum Vormonat. Die SPD bleibt mit 22 Prozent stabil. Leicht schwächer als im November schneiden die Grünen ab, die 11 Prozent (-1 Punkt) in Aussicht hätten. AfD (13 Prozent) und Linke (9 Prozent) halten ihre Stimmenanteile konstant. Die FDP läge nach einem Minus von 1 Punkt bei 5 Prozent der Stimmen. Trotz der aktuellen Herausforderungen auf europäischer Ebene plädieren drei Viertel der Bundesbürger (74 Prozent) weiterhin für eine stärkere Kooperation der EU-Mitglieder. Angesichts der Regierungskrise in Italien sind die Sorgen um eine Verschlechterung des deutsch-italienischen Verhältnisses eher gering: Jeder Vierte (24 Prozent) erwartet negative Folgen für die bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Italien, zwei Drittel (67 Prozent) sind gegenteiliger Auffassung. Das sind die wichtigsten Ergebnisse des aktuellen ARD-DeutschlandTREND, den infratest dimap im Auftrag der ARD-Tagesthemen und der Tageszeitung DIE WELT erstellt hat. ARD-DEUTSCHLAN D T R E N D DEZE MB E R

6 Mehrheit begrüßt Merkels Kanzlerkandidatur Am Dienstag wurde Angela Merkel beim Bundesparteitag der CDU in Essen mit 89,5 Prozent als Parteichefin bestätigt. Vor gut zwei Wochen hatte sie angekündigt, bei der Bundestagswahl 2017 erneut als Kandidatin für die Union anzutreten. In der Bevölkerung stößt ihre Kandidatur auf ein mehrheitlich positives Echo: Sechs von zehn Deutschen (59 Prozent) finden es gut, dass Angela Merkel erneut als Kanzlerkandidatin antritt. Vier von zehn (39 Prozent) sind gegenteiliger Meinung. Merkel als Kanzlerkandidatin Parteianhänger Gut Nicht gut Gesamt (+13) (-12) Unions-Anhänger Grüne-Anhänger SPD-Anhänger Linke-Anhänger FDP-Anhänger AfD-Anhänger Frage: Finden Sie es gut, dass Angela Merkel bei der Bundestagswahl im nächsten Jahr ein weiteres Mal als Kanzlerkandidatin für die CDU antreten möchte oder finden Sie das nicht gut? Angaben in Klammern: Vergleich zu September 2016; Formulierung: Fänden Sie es gut, wenn Angela Merkel? Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Die Anhänger der CDU/CSU begrüßen Merkels Kandidatur mit großer Mehrheit (87 Prozent). Aber auch in den Reihen der Grünen (68 Prozent) und der SPD (52 Prozent) findet es mehr als die Hälfte der jeweiligen Anhänger gut, dass sich die CDU-Chefin zum vierten Mal um das Amt der Bundeskanzlerin bewirbt. Unter den Anhängern der Linken halten sich positive und negative Stimmen zu Merkels Kandidatur die Waage (49:49 Prozent). Die Anhänger der FDP (39:61 Prozent) und insbesondere der AfD (10:89 Prozent) sprechen sich gegen eine erneute Kandidatur der amtierenden Kanzlerin aus. ARD-DEUTSCHLAN D T R E N D DEZE MB E R

7 Kanzler-Direktwahl: Schulz schneidet besser ab als Gabriel Da die SPD an ihrem Zeitplan festhalten und ihren Kandidaten erst im Januar festlegen bzw. verkünden will, wird über den sozialdemokratischen Herausforderer Merkels weiter spekuliert. Der Wechsel des EU-Parlamentspräsidenten Martin Schulz in die Bundespolitik hat diese Spekulationen erneut befeuert. Sollte der Parteivorsitzende Sigmar Gabriel gegen die Christdemokratin antreten, fiele das Votum der Deutschen bei einer hypothetischen Direktwahl eindeutig zugunsten der Amtsinhaberin aus: 57 Prozent würden sich für Merkel, lediglich 19 Prozent für Gabriel entscheiden. Jeder Fünfte (19 Prozent) ist jedoch von keinem der beiden überzeugt. Bei dieser Personalkonstellation stehen die Unions-Anhänger nahezu geschlossen hinter Merkel (90 Prozent). Im Unterschied dazu würden gerade vier von zehn SPD-Anhänger für Gabriel stimmen, fast ebenso viele sprechen sich für Merkel aus (43:40 Prozent). Direktwahl Bundeskanzler/-in: Merkel vs. Gabriel/Schulz (+12) (-8) (-7) Angela Merkel Sigmar Gabriel spontan: keinen von beiden Angela Merkel Martin Schulz spontan: keinen von beiden Frage: Wenn man den Bundeskanzler direkt wählen könnte, für wen würden Sie sich entscheiden: für Angela Merkel oder für Sigmar Gabriel? Frage: Und für wen würden Sie sich entscheiden, wenn Angela Merkel und Martin Schulz zur Wahl stünden? Angaben in Klammern: Vergleich zu September 2016 Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe / spontan: kenne Merkel/Gabriel/Schulz nicht Wenn der Herausforderer Martin Schulz heißt, fiele die Personalentscheidung der Wahlberechtigten weniger deutlich aus. In diesem Fall würden 43 Prozent der Bürger für Merkel stimmen. Der Europapolitiker läge mit 36 Prozent der Stimmen nur knapp dahinter. Dies liegt neben dem größeren Rückhalt in Reihen der SPD für Schulz auch an dem stärkeren Zuspruch in der Anhängerschaft der Grünen und der Linken, die Gabriel sehr skeptisch gegenüber stehen. ARD-DEUTSCHLAN D T R E N D DEZE MB E R

8 Direktwahl Bundeskanzler/-in: Merkel vs. Gabriel Parteianhänger Angela Merkel Sigmar Gabriel spontan: keinen von beiden Gesamt (+12) (-8) 19 Unions-Anhänger Grüne-Anhänger FDP-Anhänger SPD-Anhänger Linke-Anhänger AfD-Anhänger Frage: Wenn man den Bundeskanzler direkt wählen könnte, für wen würden Sie sich entscheiden: für Angela Merkel oder für Sigmar Gabriel? Angaben in Klammern: Vergleich zu September 2016 Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe / kenne Merkel/Gabriel nicht Der Anteil derer, die sich zwischen keinem der beiden entscheiden können, ist bei der Konstellation Merkel vs. Schulz geringer (13 Prozent). Darüber hinaus sind die Reihen der Unions- Anhänger für Merkel nicht mehr ganz so geschlossen Direktwahl Bundeskanzler/-in: Merkel vs. Schulz Parteianhänger Angela Merkel Martin Schulz spontan: keinen von beiden Gesamt Unions-Anhänger Grüne-Anhänger FDP-Anhänger SPD-Anhänger Linke-Anhänger AfD-Anhänger Frage: Und für wen würden Sie sich entscheiden, wenn Angela Merkel und Martin Schulz zur Wahl stünden? Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe / kenne Merkel/Schulz nicht ARD-DEUTSCHLAN D T R E N D DEZE MB E R

9 Wahl des Bundespräsidenten: Breiter Rückhalt für Steinmeier Nachdem die CDU keinen eigenen Kandidaten für das Amt des Bundespräsidenten aufzustellen vermochte, verständigten sich die Unionsparteien und die SPD Mitte November auf den vom SPD-Vorsitzenden vorgeschlagenen Frank-Walter Steinmeier. In der Bundesbevölkerung genießt Steinmeier großen Rückhalt: vier von zehn Bürger (82 Prozent) halten den derzeitigen Außenminister für einen guten Kandidaten. Nach Meinung von lediglich 12 Prozent ist er für diese Aufgabe nicht geeignet. Steinmeier als Bundespräsident Parteianhänger Guter Kandidat Kein guter Kandidat Gesamt Unions-Anhänger 94 4 SPD-Anhänger 93 6 FDP-Anhänger Grüne-Anhänger AfD-Anhänger Linke-Anhänger Frage: Im kommenden Jahr wählt die Bundesversammlung den Nachfolger von Joachim Gauck für das Amt des Bundespräsidenten. CDU/CSU und SPD haben sich auf Frank-Walter Steinmeier als gemeinsamen Kandidaten geeinigt. Ist Ihrer Meinung nach Frank-Walter Steinmeier ein guter Kandidat für das Bundespräsidentenamt oder ist er das nicht? Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe / spontan: kenne ich nicht / kann ich nicht beurteilen Große Unterstützung erfährt Steinmeier in den Reihen der der Union (94 Prozent) und der SPD (93 Prozent), aber auch von Anhängern der Liberalen (88 Prozent) und der Grünen (78 Prozent). Etwas zurückhaltender - wenngleich mehrheitlich positiv - wird Steinmeiers Eignung für das Amt des Bundespräsidenten von den Anhängern der Linken bewertet (65 Prozent), die mit dem Politikwissenschaftler Christoph Butterwegge einen eigenen Kandidaten ins Rennen schickt. Und selbst in den Reihen der AfD (67 Prozent) wird Steinmeier als guter Kandidat gesehen. ARD-DEUTSCHLAN D T R E N D DEZE MB E R

10 Politikerzufriedenheit: viele Spitzenpolitiker mit besserer Bewertung Die Ankündigung der Großen Koalition, Frank-Walter Steinmeier als gemeinsamen Kandidaten für das Bundespräsidentenamt vorzuschlagen, wirkt sich positiv auf die Beliebtheitswerte des amtierenden Außenministers aus. Im Vergleich zum Vormonat kann Steinmeier 7 Punkte zulegen: Derzeit sind 79 Prozent der Deutschen mit seiner Arbeit sehr zufrieden bzw. zufrieden. Damit kann der Sozialdemokrat seine Spitzenposition nochmals klar ausbauen und erzielt einen neuen persönlichen Rekordwert im ARD-DeutschlandTREND. Finanzminister Wolfgang Schäuble belegt mit einer Zufriedenheitsrate von 66 Prozent (+2) weiterhin Platz zwei der Politikerrangliste. Auch Angela Merkels erneute Kandidatur spiegelt sich positiv in ihren Zufriedenheitswerten wider: Aktuell bewerten 57 Prozent der Deutschen die politische Arbeit der Kanzlerin wohlwollend ein Plus von 5 Punkten. Ebenfalls verbessern kann sich der scheidende Präsident des Europäischen Parlaments, Martin Schulz, der Ende November seinen Wechsel in die Bundespolitik für das nächste Jahr angekündigt hat. Der Europapolitiker vermochte binnen vier Wochen seine Bekanntheit und Beliebtheit auszubauen: nach einem Zuwachs von 7 Punkten sind 57 Prozent mit seinem Wirken zufrieden. Schulz rangiert damit gleichauf mit der Kanzlerin. Dies ist sein bisher bester Wert im ARD- DeutschlandTREND. Politikerzufriedenheit Sehr zufrieden / zufrieden Weniger / gar nicht zufrieden Spontan: Kenne ich nicht / kein Urteil Frank-Walter Steinmeier (+7) Wolfgang Schäuble (+2) Martin Schulz (+7) Angela Merkel (+5) Cem Özdemir* (+2)* Thomas de Maizière (+1) Sigmar Gabriel (+6) Horst Seehofer (-1) Andrea Nahles (+1) Christian Lindner* (+5)* Dietmar Bartsch** (+3)** Jörg Meuthen Frage: Und nun geht es um Ihre Meinung zu einigen Spitzenpolitikern. Wie ist das mit? Sind Sie mit ihrer/seiner politischen Arbeit sehr zufrieden, zufrieden, weniger zufrieden oder gar nicht zufrieden? Angaben in Klammern: Vgl. zu November 2016 / * Vgl. zu Oktober 2016 / ** Vgl. zu September 2016 Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Im Mittelfeld liegt Innenminister de Maizière, der mit einer Zustimmungsrate von 50 Prozent etwa so wie vor vier Wochen abschneidet (+1 Punkt). Auch Wirtschaftsminister Gabriel legt an Beliebtheit zu (43 Prozent, +6) - ist allerdings einer der Politiker, die mehrheitlich Kritik erfahren. Ähnlich gilt das für den CSU-Chef Horst Seehofer (41 Prozent, -1) und SPD- Arbeitsministerin Nahles (40 Prozent, +1), deren Zufriedenheitswerte sich kaum verändern. ARD-DEUTSCHLAN D T R E N D DEZE MB E R

11 Beliebtester Oppositionspolitiker ist in diesem Monat der Grünen-Parteivorsitzende Cem Özdemir, der von mehr als der Hälfte der Bundesbürger (54 Prozent) Lob für seine politische Arbeit erhält. Die ist sein bester im ARD-DeutschlandTREND gemessener Wert. Einen persönlichen Bestwert kann ebenfalls der FDP-Vorsitzende Christian Linder verzeichnen, über dessen politisches Wirken 34 Prozent positiv urteilen. Dietmar Bartsch, Linke-Fraktionsvorsitzender und frisch gekürter Spitzenkandidat für die Bundestagswahl im nächsten Jahr, überzeugt hingegen nur ein Fünftel der Befragten (21 Prozent), während mehr als doppelt so viele ein kritisches Urteil fällen. Noch deutlich fällt die Kritik nur mit Blick auf Jörg Meuthen aus: Mit dem AfD-Parteivorsitzenden sind 7 Prozent zufrieden und 67 Prozent unzufrieden. ARD-DEUTSCHLAN D T R E N D DEZE MB E R

12 Regierungszufriedenheit steigt, doch Kritik überwiegt nach wie vor Die höhere Zufriedenheit mit Angela Merkel und Teilen ihres Kabinetts spiegelt sich auch in der Regierungszufriedenheit wider: Aktuell ist knapp die Hälfte der Bundesbürger (47 Prozent, +5) zufrieden mit der Arbeit der Bundesregierung. Dennoch überwiegt die Kritik am Berliner Kabinett weiterhin (52 Prozent, -4). Regierungszufriedenheit Parteianhänger Sehr zuf rieden / zuf rieden Weniger / gar nicht zuf rieden Gesamt (+4) (-4) Unions-Anhänger SPD-Anhänger Grüne-Anhänger FDP-Anhänger Linke-Anhänger Af D-Anhänger 7 92 Frage: Wie zufrieden sind Sie mit der Arbeit der Bundesregierung? Sind Sie damit...? Angaben in Klammern: Vergleich zu November 2016 Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Klare Unterstützung erhält die Regierung im Lager der Union (74:26 Prozent). Von den Anhängern des Koalitionspartners SPD ist gut die Hälfte mit der Arbeit der Regierung zufrieden (52 Prozent), 46 Prozent äußern sich jedoch kritisch. Auf ähnliche Zustimmung stößt die Regierung im Lager der Grünen (52:48 Prozent). Die Anhänger der FDP (36:64 Prozent), der Linken (17:80 Prozent) und insbesondere der AfD (7:92 Prozent) sind überwiegend unzufrieden mit der Arbeit der Großen Koalition. ARD-DEUTSCHLAN D T R E N D DEZE MB E R

13 Sonntagsfrage: Rückenwind für die Union nach Ankündigung von Merkels Kandidatur Nach der Ankündigung der erneuten Kanzlerkandidatur Angela Merkels kann sich die Union in der politischen Stimmung verbessern. Wenn bereits am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, könnten CDU und CSU mit 35 Prozent der Stimmen rechnen ein Plus von zwei Punkten im Vergleich zum Vormonat. Die SPD bleibt mit 22 Prozent stabil. Leicht schwächer als im November schneiden die Grünen ab, die 11 Prozent (-1 Punkt) in Aussicht hätten. AfD (13 Prozent) und Linke (9 Prozent) halten ihre Stimmenanteile konstant. Die FDP läge nach einem Minus von 1 Punkt bei 5 Prozent der Stimmen. Alle anderen Parteien hätten zusammen genommen auf 5 Prozent der Stimmen in Aussicht. ARD-DeutschlandTREND Dezember 2016 Sonntagsfrage zur Bundestagswahl SPD 22 ( 0) CDU/CSU 35 (+2) Grüne 11 (-1) Linke 9 ( 0) Sonstige 5 ( 0) AfD 13 ( 0) FDP 5 (-1) Frage: Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? Angaben in Klammern: Vergleich zum ARD-DeutschlandTREND vom 3. November 2016 Wie im Vormonat wäre damit neben einer Fortführung von Schwarz-Rot auch eine sogenannte Jamaika -Koalition aus Union, Grünen und FDP möglich. Ein Bündnis aus SPD, Grünen und Linken oder eine schwarz-grüne Koalition hätte hingegen keine Mehrheit, solange die FDP die 5-Prozenthürde überspringt. Die Sonntagsfrage misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten. Sie ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich. Viele Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest. Eine große Bedeutung hat zudem der Wahlkampf mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern. ARD-DEUTSCHLAN D T R E N D DEZE MB E R

14 Jul 05 Feb 06 Sep 06 Apr 07 Nov 07 Jun 08 Jan 09 Aug 09 Mrz 10 Okt 10 Mai 11 Dez 11 Jul 12 Feb 13 Sep 13 Apr 14 Nov 14 Jun 15 Jan 16 Aug 16 Dez 16 - ARD-DeutschlandTREND Dezember 2016 Sonntagsfrage zur Bundestagswahl: Zeitverlauf 50 BTW 05 BTW 09 CDU/CSU: 35,2 CDU/CSU: 33,8 SPD: 34,2 SPD: 23,0 Linke: 8,7 FDP: 14,6 Grüne: 8,1 Linke: 11,9 FDP: 9,8 Grüne: 10,7 BTW 13 CDU/CSU: 41,5 SPD: 25,7 Linke: 8,6 Grüne: 8,4 FDP: 4,8 AfD: 4, CDU/CSU SPD AfD 11 Grüne 9 Linke 5 FDP 0 Frage: Welche Partei würden Sie wählen, wenn am kommenden Sonntag Bundestagswahl wäre? ARD-DEUTSCHLAN D T R E N D DEZE MB E R

15 Drei Viertel wünschen sich mehr Zusammenarbeit in Europa Die Europäische Union steht vor großen Herausforderungen: Im Sommer stimmte die Mehrheit der Bürger Großbritanniens für den Austritt ihres Landes aus der Gemeinschaft. In der Frage der Flüchtlingspolitik herrschen sehr unterschiedliche Auffassungen zwischen einzelnen Mitgliedsländern. Am letzten Sonntag hat der italienische Ministerpräsident und ausgewiesene Proeuropäer Matteo Renzi eine Volksabstimmung verloren und ist deshalb zurückgetreten. Trotz all dieser Probleme plädiert eine Dreiviertel-Mehrheit der Bundesbürger (74 Prozent) weiterhin für eine stärkere Kooperation und mehr gemeinsame Politik der EU- Mitglieder. Jeder Fünfte (21 Prozent) glaubt hingegen, die einzelnen Länder sollten wieder stärker alleine handeln und weniger gemeinsame Politik betreiben. Zukünftig mehr oder weniger Zusammenarbeit der EU-Länder? Parteianhänger Mehr gemeinsame Politik Weniger gemeinsame Politik Gesamt (-1) ( 0) Grüne-Anhänger SPD-Anhänger FDP-Anhänger Unions-Anhänger Linke-Anhänger AfD-Anhänger Frage: Es wird viel über die Zukunft der Europäischen Union diskutiert. Wie ist Ihre generelle Haltung: Sollten die europäischen Länder in den nächsten Jahren enger zusammenrücken und noch mehr gemeinsame Politik machen? Oder sollten sie wieder stärker allein handeln und weniger gemeinsame Politik machen? Angaben in Klammern: Vergleich zu Juli 2016 Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Der Wunsch nach stärkerem Zusammenhalt in Europa wird seit Jahren von der Mehrheit der Bevölkerung geäußert. Die Zustimmung lag seit Juli 2011 zu allen Zeitpunkten zwischen knapp 60 und 75 Prozent. Ein verstärktes Zusammenrücken der EU-Mitglieder bewerten große Mehrheiten in allen Parteien als angemessen mit einer Ausnahme: Die Anhänger der AfD lehnen zu 60 Prozent ein Mehr an gemeinsamer Politik ab. ARD-DEUTSCHLAN D T R E N D DEZE MB E R

16 Große Unterstützung für engere Zusammenarbeit in Europa Trotz der allgemeinen Befürwortung einer engeren Zusammenarbeit in Europa gibt es einige kritische Punkte, bei denen die Staatengemeinschaft nach Meinung der Bürger Defizite hat. Gut vier Fünftel (83 Prozent) beklagen, dass es die EU nicht schafft, in schwierigen Situationen mit einer Stimme zu sprechen. Ebenso häufig wird gefordert, dass die Gemeinschaft außenpolitisch stärker in Erscheinung treten soll (83 Prozent). In der Konsequenz sollten die Länder, die in der EU stärker zusammenarbeiten wollen, die Initiative ergreifen, so die Ansicht von 94 Prozent der Deutschen. Aussagen zur Europäischen Union Trifft zu Trifft nicht zu Länder, die in der EU enger zusammenarbeiten wollen, sollten gemeinsam die Initiative ergreifen Die EU schafft es in schwierigen Situationen nicht, mit einer Stimme zu sprechen. (+12) Die EU sollte außenpolitisch stärker in Erscheinung treten. (+13) Frage: Ich nenne Ihnen nun einige Aussagen über die Europäische Union, die EU. Sagen Sie mir bitte für jede, ob diese zutrifft oder nicht zutrifft. Angaben in Klammern: Vergleich zu April 2014 Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe ARD-DEUTSCHLAN D T R E N D DEZE MB E R

17 Stärkeres internationales Engagement Deutschlands befürwortet Die Bundesrepublik ist an zahlreichen militärischen Einsätzen weltweit beteiligt. Aber auch im zivilen Bereich engagiert sich Deutschland bei internationalen Krisen und Konflikten. Dieses Engagement sollte nach Meinung von 56 Prozent der Bundesbürger in Zukunft durchaus stärker ausfallen als bislang. Gut jeder Dritte (37 Prozent) findet es hingegen richtig, wenn sich Deutschland aus internationalen Krisen heraushält. Stärkeres Engagement Deutschlands bei internationalen Krisen Parteianhänger Grundsätzlich richtig Grundsätzlich nicht richtig Gesamt (+4) (-7) FDP-Anhänger Linke-Anhänger Unions-Anhänger SPD-Anhänger Grüne-Anhänger AfD-Anhänger Frage: Aktuell wird darüber diskutiert, inwiefern sich die Bundesrepublik Deutschland künftig bei internationalen Krisen stärker engagieren soll. Finden Sie ein stärkeres Engagement Deutschlands bei internationalen Krisen grundsätzlich richtig oder grundsätzlich nicht richtig? Angaben in Klammern: Vergleich zu Februar 2014 Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Die im Vergleich zum Februar 2014 leicht gestiegene Forderung nach mehr internationalem Engagement wird, mit Ausnahme der AfD-Wähler, in den Anhängerschaften aller Parteien mehrheitlich erhoben. ARD-DEUTSCHLAN D T R E N D DEZE MB E R

18 Regierungskrise in Italien: Zwei Drittel erwarten keine Verschlechterung des deutsch-italienischen Verhältnisses Das Referendum über eine Verfassungsreform in Italien ist am letzten Sonntag gescheitert. Der amtierende Ministerpräsident Matteo Renzi hat schon vor der Abstimmung sein weiteres politisches Schicksal mit der Abstimmung verknüpft und für den Fall einer Niederlage seinen Rücktritt angekündigt. Nach Einschätzung einer Mehrheit von 62 Prozent der Bevölkerung hierzulande ist mit einem Erstarken der EU-kritischen Parteien in Europa zu rechnen. In ähnlichem Maße wurde diese Befürchtung geäußert, als die Bevölkerung in Großbritannien im Sommer dieses Jahres für einen Austritt aus der EU votierte. Folgen des Rücktritts von Matteo Renzi Ich erwarte Ja Nein ein Erstarken der EU-kritischen Parteien in Europa eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation in der EU eine Verschlechterung des Verhältnisses zwischen Deutschland und Italien Frage: Der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi will zurücktreten, weil seine Pläne zur Reform der italienischen Verfassung in einer Volksabstimmung abgelehnt wurden. Welche Folgen für Europa und Deutschland erwarten Sie? Erwarten Sie? Fehlende Werte zu 100%: Weiß nicht / keine Angabe Kontrovers werden die wirtschaftlichen Folgen des Rücktritts von Matteo Renzi und der politischen Instabilität in Italien bewertet. Eine Verschlechterung der ökonomischen Situation in Europa erwarten 45 Prozent. Genauso viele (44 Prozent) teilen diese Befürchtung nicht. Eher gering ausgeprägt sind die Sorgen um eine Verschlechterung des deutsch-italienischen Verhältnisses. Jeder Vierte (24 Prozent) erwartet dies, zwei Drittel (67 Prozent) sind gegenteiliger Auffassung. Entsprechende Befürchtungen mit Blick auf das deutsch-britische Verhältnis wurden nach dem Brexit mit 37 Prozent deutlich häufiger geäußert. -- Michael Kunert / Reinhard Schlinkert ARD-DEUTSCHLAN D T R E N D DEZE MB E R