Vernetzung professioneller Hilfen aus familiensoziologischer, medizinischer, psychologischer und sozialpädagogischer Sichtweise
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- Birgit Kästner
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1 Vernetzung professioneller Hilfen aus familiensoziologischer, medizinischer, psychologischer und sozialpädagogischer Sichtweise Dr. Gabriele Ellsäßer, Landesgesundheitsamt Brandenburg Fachtagung Vernetzung professioneller Hilfen Präventionsstrategien zur Verhütung häuslicher Gewalt am in Brandenburg an der Havel
2 Zentraler Prädiktor für Kindes- misshandlung/vernachlässigung Zentraler Prädiktor für Vernachlässigung und Kindesmisshandlung ist die psychosoziale Situation, die Not und nicht die Beziehungsform (Ehe, eheähnliche Beziehung, Alleinerziehen, gleichgeschlechtliche Partnerschaft etc.) Eggers C et al (2004) Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters.
3 Vortragsgliederung Bündnis Gesund Aufwachsen im Land Brandenburg Früherkennung Akteure im Hilfesystem und Ressourcen Befragung der Kinderärzte zu Fällen von Gewalt gegen Kinder und Kooperationen Befragung der Gesundheitsämter zu bestehenden Arbeitskreisen für den Kinderschutz Schlussfolgerung
4 Bündnis Gesund Aufwachsen im Land Brandenburg Handlungsfeld 3 Ziel: Kinder und Jugendliche können sich unter gewaltfreien Bedingungen entwickeln Teilziele (3) mit Maßnahmen Umsetzung über Landesarbeitskreis Gewaltprävention
5 Kinder und Jugendliche können sich unter gewaltfreien Bedingungen entwickeln Teilziel 1 Kinder, die Gewalt erfahren mussten, werden früh und sicher erkannt und es steht ihnen ein interdisziplinäres Hilfesystem in den Regionen zur Verfügung Teilziel 2 Kinder in KITAs und Schulen wenden keine Gewalt untereinander an Teilziel 3 Häusliche Gewalt wird öffentlich geächtet
6 Teilziel 1 Früherkennung Maßnahmen Berufsübergreifende Fortbildungen Der Berufsverband für Kinder und Jugendmedizin benennt in den Regionen Kinderärzte für Einzelfallberatung Initiierung von Arbeitskreisen in den Kreisen, die die Hilfsangebote zusammenführen
7 Landesweiter Arbeitskreis Gewaltprävention Beteiligte Landesgesundheitsamt (Leitung) Landesjugendamt Landespräventionsrat (AG Kinder-, Jugend-, Gewaltdelinquenz/Staatsanwalt) Zwei pädiatrische Kliniken (Cottbus, Eberswalde) Kinder- und Jugendpsychiatrische Klinik (Lübben) Akademie für ärztliche Fortbildung Landesinstitut für Schule und Medien Brandenburgische Landesstelle gegen Suchtgefahren Unfallkasse Brandenburg Ministerium (MASGF)
8 Brandenburger Leitfaden Gewalt gegen Kinder und Jugendliche Themenschwerpunkte Unterstützung der Ärzte in der Früherkennung von Gewaltanwendung gegen Kindern Verbesserung des interdisziplinären Fallmanagements Adressenteil über psychosoziale Angebote
9
10 Inhalte des Leitfadens Früherkennung Diagnosefindung ein Prozess unter Einbeziehen anderer (Sozialanamnese) Multiaxiale Herangehensweise Behandlungsziele Sicherheit für das Kind Stärkung der Kompetenz der Familie Hilfen für Eltern und Kind Kooperation Frühzeitige Zusammenarbeit mit anderen Hilfeeinrichtungen Herausgeber: MASGF, ÖGD, bvkj, TK
11 Früherkennung Beobachtungen von Auffälligkeiten aus verschiedenen Perspektiven (KITA, Schule, Jugendamt, Kinderarzt, Gesundheitsamt etc.) können den Verdacht auf eine Misshandlung oder Vernachlässigung oder einen sexuellen Missbrauch lenken
12 Soziales Umfeld Kita Hebamme Schule Früh- erkennung Versorgung Hochrisikofaktoren Basic needs Gesundheitsvorsorge (U1- U9, J1) Impfungen Hauskind bzw. Kitakind Pflege Ernährung Schutz vor Gefahren Früherkennung von Gewalt gegen Kinder Das Informationsnetz psychische/psychiatrische Erkrankung von Mutter und/oder Vater unerwünschte Schwangerschaft junge Mütter < 20 Jahre niedriges Bildungsniveau Broken home Häufung von Risikofaktoren Gesundheit Auffälliges Verhalten Schulversagen Übermüdung (etc.) Gesundheitsstatus körperliche Symptome (Hämatome, mangelnde Hygiene) häufige Unfälle Zahnzustand Familiäre Interaktion Mutter-Kind-Beziehung Mangelnde Zuwendung Feindseligkeit
13 Dokumentation der Befunde
14 Dokumentation 1 Skizzen zur Befunddokumentation Ganzkörperschema Personalien des Kindes Anamnese Untersuchungsbefunde
15 Psyche, Verhalten Fragen zur Familiensituation Wer gehört zur Familie? Soziale/familiäre Verhältnisse Wie geht es den Eltern / der Mutter? Auffälligkeiten bei den Eltern/der Begleitperson Hat das Kind schulische Probleme?
16 Misshandlungsverletzungen Sturzverletzungen
17 Akteure im Hilfesystem und ihre Ressourcen Jugendamt - Kind- und familienbezogene Hilfen - Eingriffsbefugnisse - Koordination der Hilfen Schule Gesundheitsamt - Aufsuchende Gesundheitsfürsorge - Medizinische Beurteilung Kinderarzt Kita Hebamme Hilfesystem Kinder- u. Jugendpsychiater Sozialpäd. Zentrum Fachdienste fürf den Kinderschutz Erziehungs-/ Familienbera- tungsstellen Kinderklinik Frühf hförderstelle
18 Gesundheitsamt im Hilfesystem Gesundheitsamt Jährliche Untersuchungen von Kinder in Krippen und Kitas: Diagnostik der Entwicklung des Kindes, von körperlichenk Symptomen und Verhaltensauffälligkeiten lligkeiten Aufsuchend und sozialkompensatorisch tätigt tig Möglichkeit, sofort andere Fachdienste einzubeziehen (Sozialpsychiatrischer Dienst, Beratungsstelle für f r behinderte Menschen, sozialmedizinischer Dienst) Über Information der Geburtenmeldungen Erst-Kontakt zu Familien möglich m Früherkennung von Risikofamilien
19 Diagnose als Prozess Wichtig ist die persönliche Kommunikation bereits bei Verdacht auf eine Misshandlung oder Vernachlässigung oder einen sexuellen Missbrauch. Hierzu ist es notwendig, frühzeitig mit dem Jugendamt ein Helferteam zu bilden.
20 Diagnose als Prozess Frühzeitige Verteilung von fachlicher und organisatorischer Zuständigkeit auf die unterschiedlichen Institutionen im Helfersystem Raupp Ulrich (2004) Vernachlässigung und Gewalt gegen Kinder.Ein Handlungsplan für den Umgang mit dem Verdachtsfall in der Praxis. Kinderärztliche Praxis 6;
21 Eckpfeiler der Zusammenarbeit Gemeinsame Ziele definieren Klare Absprachen treffen Persönliche Kontakte zwischen Jugendamt, Gesundheitsamt, Kinder- und Jugendarztpraxis, Beratungsstellen und weiteren mit dem Gewaltproblem befassten Einrichtungen
22 Schlussfolgerung 1 Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ist für die Früherkennung von Gewaltanwendung oder Vernachlässigung von Kindern bereits beim Verdacht notwendig
23 Schlussfolgerung 2 Das gemeinsame Fallmanagement beruht in hohem Maß auf einem verantwortungsvollen Informationsaustausch zwischen den behandelnden Kinder- und Jugendärzten, Psychologen, Kinderund Jugendpsychiatern, Behörden und sonstigen Beratungseinrichtungen. Die entsprechenden Informationsbeziehungen sind um so belastbarer, je schneller Rückmeldungen über die Behandlungsergebnisse erfolgen. Raupp Ulrich (2004) Vernachlässigung und Gewalt gegen Kinder.Ein Handlungsplan für den Umgang mit dem Verdachtsfall in der Praxis. Kinderärztliche Praxis 6;
24 Schlussfolgerung 3 Gewaltprävention und Fallarbeit erfordern ein hohes Maß an persönlichem Engagement, Zeit und Energie.
25 Nutzerbefragung zur Praktikabilität t des Leitfadens Gewalt gegen Kinder und Jugendliche
26 Die Befragung Methode Im Jahr 2002/3 wurden 285 ambulant und stationär tätige Kinderärzte bzw. Kinder- und Jugendpsychiater angeschrieben Response: 92 von 285 (33%) strukturierter Fragebogen zu den Themen - Geschätzte Häufigkeit von Gewaltfällen (sichere Fälle sowie Verdachtsfälle) - Nutzen der Informationen des Leitfadens für die Praxis - Kooperation mit psychosozialen Institutionen - Bedarf an Unterstützung
27 Ergebnisse
28 Anteil der Kinderärzte, rzte, die Gewalt gegen Kinder im Jahr 2003 feststellten (N=92) kein Kind gesehen 3,3% Frage nicht beantwortet 7,6% mindestens 1 Kind gesehen 89,1%
29 Häufigkeit von Fällen mit Gewalt an Kindern 904 sichere Fälle von Gewalt an Kindern darunter: über die Hälfte (56 %) mit körperlicher Misshandlung bzw. Vernachlässigung ein Drittel mit emotionaler Misshandlung ca. 7 % mit sexuellem Missbrauch 945 Verdachtsfälle von Gewalt an Kindern
30 Wie hilfreich sind die ausgewählten Kapitel des Leitfadens für f r die Praxis? (n = 49) sehr gut gut weniger gut keine Angaben Kooperation 8,2 71,4 10,2 10,2 Medizinischdiagnostischer Teil 18,4 65,3 12,2 4,1 Fallmanagement 16,3 59,2 16,3 8,2 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%
31 Zusammenarbeit mit anderen Stellen (n = 92) Sind Sie mit der Zusammenarbeit zufrieden? ja nein keine Angaben 59,8 20,7 19,6 Ist die Versorgungssituation vor Ort ausreichend? 58,7 30,4 10,9 Regelmäßige Zusammenarbeit mit anderen Stellen? 87,0 7,6 5,4 0% 20% 40% 60% 80% 100%
32 Kooperationsbedarf aus Sicht der Kinderärzte Stärkere Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und anderen Einrichtungen Zwei Drittel der befragten Ärzte wünschen eine fallbezogene Beratung durch andere Stellen Jugendamt Kinderpsychologische Beratungsstellen Kinder- und Jungendpsychiatrisch tätige Ärzte Erziehungs- und Familienberatungsstellen Polizei Juristen
33 Arbeitskreise für f r den Kinderschutz in Landkreisen und kreisfreien Städten
34 Befragung der 18 Gesundheitsämter in 2005 Ziele Übersicht über die bereits bestehenden Aktivitäten zur Gewaltprävention in den Kreisen Informationen zu Kooperationen
35 Ergebnisse In 12 von 18 Kreisen sind AK zum Kinderschutz Keine AK in: LK Havelland, Spree-Neiße, Teltow- Fläming und Potsdam-Mittelmark (nicht bekannt) sowie die Städte Frankfurt (Oder) und Potsdam Leitung der AK durch die Jugendämter (6x) von Vereinen (3x: Dreist Eberswalde, Suchthilfe Prignitz, Kontakt- und Beratungsstelle Tara Brandenburg) Gesundheitsamt (1x: LK Oder-Spree) Ohne Leitung (2x: LK Märkisch-Oderland, Elbe-Elster)
36 Ergebnisse In den AK zum Kinderschutz arbeiten überwiegend zusammen Arbeitskreismitglieder von 11 Arbeitskreisen Beteiligte Anzahl Jugendamt 12 Jugendhilfe 11 Soziale Dienste 6 Polizei 10 Gesundheitsamt 9 Kinderärzte in Niederlassung 1 Kinderschutzbund 2 Andere 7
37 Schlussfolgerung 4 Brandenburg benötigt in den regionalen Arbeitskreisen zum Kinderschutz und in der praktischen Arbeit eine noch bessere Vernetzung, insbesondere zwischen Jugendamt, Gesundheitsamt und Kinderärzten
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