Armut in Deutschland sinkt nur leicht
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- Karsten Becke
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1 Armut in Deutschland sinkt nur leicht Trotz guter Wirtschaftslage gelten viele Menschen in Deutschland als arm. Der Paritätische Wohlfahrtsverband macht eine alarmierende Entwicklung bei Rentnern aus. Quelle: Die Zeit vom Foto: D. Claus Opferstock im Dom von Fulda Grafik: D. Claus 1. Welchen Anteil in Prozent an der Gesamtbevölkerung würden Sie in Deutschland zu den Armen rechnen? Beschriften Sie dazu die obige Grafik! 2. Welche Personenkreise sind Ihrer Meinung nach besonders armutsgefährdet? 3. Sollte der Staat sich Ihrer Meinung nach intensiver um die Armen kümmern? 4. Welche Aufgabe kommt dem Staat im Rahmen des Sozialstaatsgebots zu? (Buch, S. 75)
2 Grafik: D. Claus In seinem aktuellen Armutsbericht zeigt der Paritätische Wohlfahrtsverband, dass die Armut in Deutschland fast unverändert hoch bleibt. Sie liegt bei 15,4 Prozent und damit nur 0,1 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Zwar sank sie 2014 in neun Bundesländern, dafür stieg sie aber auch in bevölkerungsreichen Regionen wie Bayern von 11,3 auf 11,5 Prozent und Nordrhein-Westfalen von 17,1 auf 17,5 Prozent. Hauptrisikogruppen seien Alleinerziehende und Erwerbslose sowie Rentnerinnen und Rentner, deren Armutsquote rasant gestiegen sei und erstmals über dem Durchschnitt liege, so der Verband. Den deutlichsten Rückgang verzeichneten Berlin und Mecklenburg-Vorpommern, in Nordrhein-Westfalen setzte sich der Negativtrend dagegen fort: Das Ruhrgebiet bleibe mit Blick auf seine Bevölkerungsdichte die armutspolitische Problemregion Nummer eins in Deutschland, resümiert der Verband. Seit 2006 stieg die Armutsquote im Ruhrgebiet um 27 Prozent auf einen neuen Höchststand von 20 Prozent... Als alarmierend bezeichnete der Sozialverband, der seinen Bericht erstmals gemeinsam mit zahlreichen weiteren Sozialverbänden vorlegte, die Entwicklung in Rentnerhaushalten: Bei ihnen sei die Armut seit 2005 etwa zehn Mal so stark angewachsen wie beim Rest der Bevölkerung... Als arm gelten laut einer Definition der EU Menschen, die über weniger als 60 Prozent des mittleren gesellschaftlichen Einkommens verfügen. Rechnerisch sind dies 12,5 Millionen Menschen, davon rund 3,4 Millionen Rentner. Laut Paritätischem Wohlfahrtsverband werden in Deutschland Haushalte mit einer Person und einem Einkommen von weniger als 892 Euro pro Monat als arm bewertet. Bei einer Familie mit zwei Kindern liegt die Grenze bei Euro. Nach Daten des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2013 verfügen die obersten zehn Prozent der Foto: D. Claus "Sitzender (The Sitting One"), 2008" von Albrecht Wild aus der Ausstellung "Armut - Perspektiven in Kunst und Gesellschaft" Haushalte über 51,9 Prozent des Nettovermögens die untere Hälfte nur über 1 Prozent. Zum Vergleich: 1998 hatten die reichsten zehn Prozent nur 45,1 Prozent, die unteren 50 Prozent 2,9 Prozent des Vermögens. : (Zugriff am ) : D. laus
3 5. Mit welcher Sozialleistung schützt der Staat vor völliger Verarmung bei a) Langzeitarbeitslosen (Buch, S. 82), b) Senioren/innen über dem 65. Lebensjahr (Buch, S. 94), c) vorübergehend voll erwerbsgeminderten Personen? (Buch, S. 93) Arm auf dem Papier Die Löhne steigen, der private Konsum kennt kaum noch Grenzen. Trotzdem soll die Armut in Deutschland so groß sein wie noch nie. Möglich macht das ein statistischer Trick... Ein statistischer Trick macht es möglich, dass die Armut auf dem Papier zunimmt, obwohl sich die Lebensverhältnisse in Wirklichkeit seit Jahren günstig entwickeln. Denn als arm gilt für den Armutsbericht per Definition, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens zur Verfügung hat. In Deutschland lag die auf diese Weise festgelegte Armutsgrenze für ein Ehepaar mit zwei Kindern im Jahr 2013 beispielsweise bei 1873 Euro im Monat. Ob das noch genug oder schon zu wenig ist für ein menschenwürdiges Leben, hängt von vielen Faktoren ab vor allem von der je nach Wohnort unterschiedliche Höhe der Miete. Sicher dürfte aber sein, dass sich nicht jede vierköpfige Familie als arm bezeichnet, die mit 1873 Euro im Monat auskommt. Die Krux mit dem relativen Armutsbegriff Dass der Armutsbericht auf regionale und individuelle Unterschiede keine Rücksicht nimmt, ist indes nicht sein größter Fehler. Viel schlimmer sind die absurden Folgen, die der sogenannte relative Armutsbegriff für die Abbildung von wirtschaftlicher Dynamik hat. Denn die 60-Prozent-Grenze, eben die relative Definition von Armut, sorgt dafür, dass es immer Armut geben wird, solange es Unterschiede bei den Einkommen gibt. Verdoppeln sich in einer Gesellschaft alle Einkommen, verdoppelt sich nach dieser Interpretation nämlich automatisch auch die Armutsgrenze und es gelten genauso viele Menschen als arm wie vorher, auch wenn sie plötzlich viel mehr Geld zur Verfügung Quelle: FAZ vom Welche Kritik übt der Autor am Armutsbericht? Nehmen Sie auch Stellung zu den vom Autor beschriebenen "absurden Folgen" des relativen Armutsbegriffs. evtl. Rückseite benützen
4 7. Nehmen Sie Stellung zu folgenden Argumenten bzw. Meinungen? - Die Diskussion über Armut in Deutschland ist nur ein Jammern auf hohem Niveau! - Wer in Deutschland so arm ist, dass er von Sozialhilfe bzw. Hartz IV-Leistungen leben muss, wird aus der Gesellschaft ausgeschlossen! - Die beste Armutsbekämpfung ist ein Politik, die sich um Vollbeschäftigung und eine gute Bildung bemüht! - "Die Reichen werden immer reicher, die Armen werden immer ärmer." 8. Vervollständigen Sie die nachfolgende Grafik mit Informationen aus dem Text und dem Lehrbuch. 10 % haben... % des Nettovermögens Bevölkerung... % gelten als arm Grafik: D. Claus Der... staat hilft u. a. mit folgenden Leistungen: Ausbildungsförderung... geld (Buch, S.92) (Buch, S. 93) (Buch, S. 94) (Buch, S. 92) (Buch, S. 82) Leistungen für Bildung und Teilhabe
5 Lösungshinweise: 1. Die Anteile sind dem Zeitungsbeitrag und der Grafik zu entnehmen, die Schüler sollen zunächst eine Vermutung anstellen. 2. Schülervermutungen: Personen mit niedrigem Bildungsniveau und gesundheitlichen Beeinträchtigungen, Alleinerziehende, Kinderreiche, evtl. alte Menschen evtl. Arbeitslose, evtl. Ausländer 3. Schülermeinung 4. Der Staat soll die Existenzgrundlage seiner Bürger sichern. Weiterhin soll der Staat für einen Ausgleich zwischen sozial Starken und sozial Schwachen sorgen. 5. Langzeitarbeitslose erhalten Arbeitslosengeld II, auch Hartz IV genannt. Senioren/innen ab dem 65. Lebensjahr können Grundsicherung im Alter erhalten. Vorübergehend voll erwerbsgeminderte Personen erhalten Sozialhilfe in Form der Hilfe zum Lebensunterhalt (HLU). 6. Der Autor kritisiert, dass weitere Faktoren wie etwa die unterschiedlichen Mietkosten bei der Beurteilung von Armut nicht berücksichtigt werden. Weiterhin wird der bloße Bezug auf 60 % des mittleren gesellschaftlichen Einkommens kritisiert. Bei einer Verdoppelung der Einkommen hätten die Haushalte nicht zwangsläufig doppelt so viel Geld zur Verfügung, da anzunehmen ist, dass die Lebenshaltungskosten dann auch ansteigen würden. 7. Schülermeinungen 8. oben im Sechseck: 51,9 % unten im Sechseck: 15,4 % Der Sozialstaat hilft u. a. mit folgenden Leistungen Ausbildungsförderung Grundsicherung im Alter Sozialhilfe Wohngeld Arbeitslosengeld II Leistungen für Bildung und Teilhabe (Buch, S.92) (Buch, S. 93) (Buch, S. 94) (Buch, S. 92) (Buch, S. 82) "Demokratie gestalten" liegt als aktualisierte neunte Auflage vor. Sie wurde am mit der Nummer 165/04-B als amtlich zugelassen veröffentlicht.
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