HISTALP LANGZEITKLIMAREIHEN ÖSTERREICH HERBSTBERICHT 2011
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- Ina Franke
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1 HISTALP LANGZEITKLIMAREIHEN ÖSTERREICH HERBSTBERICHT 2011 Außerhalb der trüben Nebelgebiete, also in den Tälern sowie auf den Bergen, wird der vergangene Herbst als ausgesprochen sonnig in Erinnerung bleiben. Daneben wird sich wahrscheinlich - noch mehr als die sehr milden Herbsttemperaturen in der Gipfelregion des Landes - der fast überall gänzlich ausgebliebene Novemberniederschlag ins Gedächtnis eingeprägt haben. Interessant ist dabei, dass der Herbst 2011 insgesamt nicht extrem trocken verlaufen ist. Umso mehr lohnt sich jetzt aus einer gewissen zeitlichen Distanz ein differenzierter Blick auf die regionalen Unterschiede in der Klimastatistik des vergangenen meteorologischen Herbstes im Vergleich zu den österreichischen HISTALP-Langzeit-Klimareihen, die nun aktualisiert bis inklusive November 2011 vorliegen. HISTALP ist eine internationale Klimadatensammlung der ZAMG für den Großraum Alpen, die aus einigen hundert Zeitreihen von mehreren Klimaelementen besteht, die 100 bis 250 Jahre in die Vergangenheit zurückreichen und besonderen Qualitätskriterien unterworfen sind. Sie sind homogenisiert, das heißt, die älteren, historischen Zeitabschnitte sind nach Standort, Instrumentierung und anderen wichtigen Kriterien an den aktuellen Zustand der Messstationen angepasst. Daher können im Zuge klimatologischer Analysen die Messwerte der Gegenwart mit den historischen Abschnitten der Messreihen verglichen werden. Mehr über HISTALP auf Sonnenscheindauer: Rekord auf den Bergen, in den inneralpinen Tälern sowie in den Tälern Westösterreichs! Der vergangene Herbst belegt gleich in drei von insgesamt fünf österreichischen HISTALP-Klimaregionen den 1. Platz in den jeweiligen regionalen Hitlisten der sonnenreichsten Herbstsaisonen: Am deutlichsten übertrifft der Herbst 2011 das vieljährige regionale Herbstmittel 1901 bis 2000 in den österreichischen Gipfelregionen, nämlich um 51%. In den Tälern des Westens liegt die Sonnenscheindauer im vergangenen Herbst um 41% über dem vieljährigen Mittel für diese Klimaregion, in den inneralpinen Tälern um 40%. Sowohl auf Österreichs Bergen als auch in den tiefen Lagen verlief die Herbstsaison 2011 außerordentlich sonnig: Während der vergangene Herbst in der Gipfelregion des Landes mit 151% des regionalen Herbstmittels des gesamten 20. Jahrhunderts einen neuen Rekordwert in der 128 Jahre umfassenden Messreihe der Sonnenscheindauer erreicht (Abbildung 1), belegt er in den tiefen Lagen mit 135% den 2. Rang in der ebenso langen Tiefland-Messreihe. Analysiert man die einzelnen HISTALP-Klimaregionen des österreichischen Tieflands, bricht der vergangene Herbst in zwei dieser Tiefland-Regionen ebenfalls bisherige Sonnenscheinrekorde (Abbildung 1): In den Tälern Vorarlbergs und Tirols mit 141% des regionalen Herbstmittels 1901 bis 2000 sowie in den inneralpinen Tälern innerhalb der Linie Stadt Salzburg Gloggnitz Villach Krimml Stadt Salzburg mit 140% des vieljährigen Mittels in dieser Klimaregion. Nördlich der gedachten Verbindung Stadt Salzburg Mattersburg war es der fünftsonnigste Herbst seit Beginn der Messungen (136% des Herbstmittels des gesamten 20. Jahrhunderts), in den Tälern südöstlich der gedachten Linie Mattersburg Gloggnitz Villach belegt der vergangene Herbst mit 124% des Herbstmittels 1901 bis 2000 immerhin Platz 9 (Abbildung 1).
2 Abbildung 1 Dünne Linie: Zeitserie der relativen Abweichung der Herbst-Sonnenscheindauer in den tiefen Lagen der österreichischen HISTALP- Subregionen West (links oben), Nord (rechts oben), Südost (rechts unten) sowie Inneralpin (links unten ) sowie für das Bergland (ganz oben) in Prozent vom Herbstmittel Farbgebung der Punkte: grün Herbst 2011, orange sonnigster Herbst (längste Sonnenscheindauer), grau trübster Herbst (kürzeste Sonnenscheindauer). Dicke schwarze Linie: 20-jährig geglätteter Trend. Gemeinsam ist allen fünf HISTALP-Klimaregionen, dass der langfristige Trend der herbstlichen Sonnenscheindauer seit ungefähr Mitte der 1990-er Jahre nach oben weist, ausgehend von unterdurchschnittlichem Niveau (Abbildung 1). Während für die Täler und Becken des Südostens sowie für die Täler des Westens die jeweilige 20-jährig geglättete regionale Trendkurve bereits gegen Ende der 1990-er Jahre auf überdurchschnittlichem Niveau liegt, überschreiten die Trendkurven für die tiefen Lagen des Nordens, die inneralpinen Täler sowie die Gipfelregion erst nach der Jahrtausendwende das jeweilige vieljährige regionale Herbstmittel der Sonnen-
3 scheindauer (Abbildung 1). Mit Ausnahme der Täler und Becken des Südostens des Landes hält der ansteigende Trend der Herbst-Sonnenscheindauer in allen österreichischen HISTALP-Klimaregionen derzeit ungebrochen an. Im südöstlichen Tiefland stagniert der Trend seit der zweiten Hälfte der letzten Dekade mit ca. 113% des hundertjährigen Herbstmittels nicht signifikant auf dem höchsten Niveau seit Beginn der Messungen in dieser Region im Jahr Im nördlichen Tiefland erreicht das gegenwärtige Niveau der herbstlichen Sonnenscheindauer mit 112% des Herbstmittels 1901 bis 2000 das Rekordniveau zur Zeit des regionalen Messbeginns nicht ganz. In den Tälern Westösterreichs, in den inneralpinen Tälern sowie auf den Bergen weist das aktuelle Niveau der Sonnenscheindauer für den Herbst den jeweils höchsten Wert seit dem regionalen Beginn der Sonnenscheinmessung auf: im Westen mit knapp 119%, inneralpin mit annähernd 109% und in der Gipfelregion mit 113% des jeweiligen regionalen Herbstmittels des gesamten 20. Jahrhunderts (Abbildung 1). In allen HISTALP-Klimaregionen Österreichs übertrifft die Sonnenscheindauer im Herbst 2011 nicht nur das jeweilige regionale Herbstmittel 1901 bis 2000 deutlich sondern auch das überdurchschnittlich hohe gegenwärtige Niveau der herbstlichen Sonnenscheindauer (Abbildung 1). Temperatur: Zweitwärmster Herbst seit Messbeginn auf Österreichs Berggipfeln. In der österreichischen Gipfelregion belegt der Herbst 2011 den 2. Platz in der regionalen Rangliste der wärmsten Herbstsaisonen seit Beginn der Temperatur-Messungen auf Bergstationen im Jahr In den Tiefland-Klimaregionen des Landes war der vergangene Herbst im Vergleich zum jeweiligen regionalen Mittel über das gesamte 20. Jahrhundert zwar auch überdurchschnittlich warm, Spitzenplatzierungen in den regionalen Hitlisten werden jedoch keine erreicht. Das gegenwärtige Rekordniveau der Herbst-Mitteltemperatur wird in allen HISTALP-Klimaregionen Österreichs erreicht oder übertroffen. Auf den Bergen war der Herbst 2011 der zweitwärmste seit Beginn der Messungen im Jahr 1851, das regionale Mittel der Herbsttemperatur 1901 bis 2000 wurde um +3,1 C übertroffen (Abbildung 2). Nur der Herbst des Jahres 2006 war hier im Mittel noch wärmer, und zwar um +0,4 C. Über das gesamte österreichische Tiefland gerechnet belegt der vergangene Herbst mit +1 C im Vergleich zum vieljährigen Herbst-Temperaturmittel lediglich den 34. Platz (Abbildung 2), Messbeginn war hier In den einzelnen HISTALP-Klimaregionen der tiefen Lagen des Bundesgebiets sind die Platzierungen in den jeweiligen Ranglisten der wärmsten Herbstsaisonen relativ breit gestreut: Nördlich der gedachten Verbindung Stadt Salzburg Mattersburg bedeuten +0,9 C über dem regionalen Mittel der Herbst-Temperatur 1901 bis 2000 nur Rang 43 seit Beginn der Messungen in dieser HISTALP-Klimaregion im Jahr In den Tälern und Becken des Südostens Österreichs übertrifft der Herbst 2011 das hundertjährige regionale Herbstmittel ebenfalls um 0,9 C. In der Rangliste dieser Klimaregion belegt der vergangene Herbst damit den 34. Platz (Messbeginn: 1813). In den inneralpinen Tälern erreicht der letzte Herbst mit einem um +1,1 C höheren Temperaturmittel als jenes für 1901 bis 2000 Platz 25 in der regionalen Hitliste der wärmsten Herbstsaisonen, die hier 159 Jahre umfasst. In den Tälern Voralbergs und Tirols übertrifft der Herbst 2011 das vieljährige regionale Mittel der Herbst-Temperatur um +1,4 C. Die regionale Rangliste der höchsten Herbst-Mitteltemperaturen ist hier 235 Jahre lang, der vergangene Herbst erreicht den 20. Platz. Betrachtet man die jüngere Vergangenheit, so zeigt der langfristige Trend der Herbst-Mitteltemperatur in allen HISTALP-Klimaregionen Österreichs seit der ersten Hälfte der 1970-er Jahre - ausgehend von unterdurchschnittlichem Niveau im Vergleich zum jeweiligen regionalen Herbst-Temperaturmittel des gesamten 20. Jahrhunderts - nach oben. Die einzelnen regionalen, 20-jährig geglätteten Trendkurven weisen zur Mitte der 1980-er Jahre zumindest eine kurzfristige Stagnation ihres Anstiegs auf, teilweise sogar eine zwischenzeitliche Trendumkehr. Seit Ende der 1970-er Jahre verlaufen sie jedoch allesamt auf überdurchschnittlichem Niveau, bezogen auf das jeweilige vieljährige regionale Mittel der Herbst-Temperatur. Am ausgeprägtesten ist die kurzzeitige Trendum-
4 kehr auf Österreichs Bergen, während über das gesamte Tiefland gerechnet eine Stagnation ab Mitte der er bis in die zweite Hälfte der 1990-er Jahre auffällt (Abbildung 2). In allen Tiefland-Klimaregionen stagnieren spätestens seit der Mitte der ersten Dekade des aktuellen Jahrtausends die 20-jährig geglätteten Trendkurven nicht signifikant auf ihrem höchsten Niveau seit dem jeweiligen regionalen Beginn der Temperaturmessungen. In den Gipfelregionen dagegen hält der Anstieg der Trendkurve derzeit ungebrochen an, das gegenwärtige Niveau der Herbst-Mitteltemperatur erreicht auch hier einen Rekordwert (Abbildung 2). Die Werte im Detail: Im nördlichen Tiefland sowie in den Tälern und Becken südöstlich der gedachten Linie Mattersburg Gloggnitz Villach liegt das gegenwärtige Niveau der Herbst-Mitteltemperatur um +0,9 C über dem regionalen Herbst- Temperaturmittel des gesamten 20. Jahrhunderts. In den Tälern des Westens wird das langjährige Herbstmittel um +1 C übertroffen, in den inneralpinen Tälern innerhalb der Linie Stadt Salzburg Gloggnitz Villach Krimml Stadt Salzburg um 0,8 C. Auf den Bergen liegt das aktuelle Niveau der Herbst-Mitteltemperatur um +1,1 C über der vieljährigen regionalen Mitteltemperatur der Herbstsaison, über alle tiefen Lagen Österreichs gerechnet um knapp +0,9 C (Abbildung 2). Die Mitteltemperatur des vergangenen Herbstes überschreitet damit in allen HISTALP-Klimaregionen Österreichs einerseits deutlich das jeweilige Herbst-Temperaturmittel 1901 bis 2000 und erreicht oder übertrifft andererseits überall das gegenwärtige Rekordniveau der Herbst-Mitteltemperatur in den Gipfelregionen des Landes sogar um +2 C (Abbildung 2). Abbildung 2 Dünne Linie: Zeitserie der Abweichung der Herbst-Temperaturmittel in den tiefen Lagen Österreichs (links) und in den Bergregionen des Landes (rechts) in Grad Celsius vom Herbst-Temperaturmittel Farbgebung der Punkte: grün Herbst 2011, rot wärmster Herbst, blau kältester Herbst. Dicke schwarze Linie: 20-jährig geglätteter Trend. Niederschlag: In ganz Österreich unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen, aber bei weitem keine Rekordtrockenheit im Herbst Der österreichweit fast niederschlagsfreie November folgte auf die feuchteren Monate September und Oktober, sodass der vergangene Herbst hinsichtlich der Niederschlagssumme zwar unterdurchschnittlich, aber nicht extrem trocken war. In den Tälern Westösterreichs wurde mit 94% das regionale Herbst- Niederschlagsmittel 1901 bis 2000 nur geringfügig verfehlt. Relativ am trockensten war es in den Tälern und Becken Südost-Österreichs, wo nur 72% des regionalen hundertjährigen Herbstmittels erreicht wurden. In allen HISTALP-Klimaregionen des Landes ist das gegenwärtige Niveau der Herbst-Niederschlagsmengen im Vergleich zum vieljährigen Mittel unterdurchschnittlich. Mit Ausnahme von Vorarlberg und Tirol, wo der Herbst 2011 das aktuelle Niveau der regionalen Herbst-Niederschlagsmenge erreicht, wird es in allen übrigen Tiefland-Klimaregionen des Bundesgebiets unterschritten.
5 Untypisch für das grundsätzlich räumlich sehr variable Klimaelement Niederschlag zeigt der vergangene Herbst in allen Tiefland-Klimaregionen Österreichs eine recht einheitliche Charakteristik: die Niederschlagssumme verfehlt das jeweilige regionale langjährige Herbstmittel 1901 bis Im nördlichen Tiefland des Bundesgebiets wurden im Herbst 2011 lediglich 83% der über das gesamte 20. Jahrhundert gemittelten regionalen Herbst-Niederschlagssumme erreicht. Die Tal- und Beckenlagen des Südostens sind im vergangenen Herbst mit 72% des langjährigen regionalen Herbst-Niederschlagsmittels relativ am trockensten gewesen. In den inneralpinen Tälern wurden 88% des regionalen hundertjährigen Herbstmittels der Niederschlagssumme erreicht, in den Tälern Westösterreichs 94% (Abbildung 3). Abbildung 3 Dünne Linie: Relative Abweichung der Herbst-Niederschlagssummen in den tiefen Lagen der österreichischen HISTALP-Subregionen West (links oben), Nord (rechts oben), Südost (rechts unten) sowie Inneralpin (links unten) in Prozent vom Herbstmittel Farbgebung der Punkte: grün Herbst 2011, rotbraun trockenster Herbst, blau feuchtester Herbst. Dicke schwarze Linie: 20-jährig geglätteter Trend. Auch in den 20-jährig geglätteten Trendkurven des Herbst-Niederschlags findet man in der jüngsten Vergangenheit Gemeinsamkeiten zwischen den Tiefland-Klimaregionen Österreichs (Abbildung 3): Dieser Trend verläuft überall spätestens seit der Mitte der ersten Dekade des aktuellen Jahrtausends im Vergleich zum jeweiligen regionalen Herbst-Niederschlagsmittel 1901 bis 2000 auf unterdurchschnittlichem Niveau. In den tiefen Lagen nördlich der gedachten Verbindung Stadt Salzburg Mattersburg weist die Trendkurve derzeit eine fallende Tendenz auf, das gegenwärtige Niveau der herbstlichen Niederschlagssumme beträgt hier 92% des Herbst- Niederschlagsmittels des gesamten 20. Jahrhunderts für diese Region. In den inneralpinen Tälern und in den Tälern des Westens stagniert der zuletzt fallende Trend derzeit nicht signifikant auf unterdurchschnittlichem Niveau, nämlich bei 94% im Westen und bei 97% inneralpin im Vergleich zum jeweiligen vieljährigen Herbst- Niederschlagsmittel. Südöstlich der gedachten Linie Mattersburg Gloggnitz Villach weist dieser Trend seit
6 wenigen Jahren eine nicht signifikante ansteigende Tendenz auf, das aktuelle Niveau der Herbst- Niederschlagssumme beträgt hier 90% des über das gesamte 20. Jahrhundert gemittelten Niederschlags für die Herbstsaison. In drei von insgesamt vier HISTALP-Klimaregionen der tiefen Lagen Österreichs verfehlt die Niederschlagssumme der vergangenen Herbstsaison das jeweilige aktuelle Herbst-Niederschlagsniveau, besonders deutlich im Südosten. Lediglich in den Tälern Tirols und Vorarlbergs entspricht im Jahr 2011 die herbstliche Niederschlagssumme dem aktuellen regionalen Niveau (Abbildung 3).
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