Die Mitte im Umbruch. Rechtsextreme Einstellung in Deutschland 2012

Transkript

1 Die Mitte im Umbruch Rechtsextreme Einstellung in Deutschland 2012 Oliver Decker, Johannes Kiess & Elmar Brähler Universität Leipzig & Universität Siegen

2 Gliederung Die Mitte -Studien zur Untersuchung Ergebnisse: Rechtsextreme Einstellung in Deutschland 2012 Analyse: Politische Einstellungen, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus Zusammenfassung und Handlungsfelder

3 Die Mitte -Studien zur Untersuchung

4 Dimensionen rechtsextremer Einstellung Befürwortung einer rechtsautoritären Diktatur Chauvinismus Ausländerfeindlichkeit Antisemitismus Sozialdarwinismus Verharmlosung des Nationalsozialismus

5 Messung der Dimensionen Kreuzen Sie bitte bei den folgenden Aussagen an, inwieweit Sie den einzelnen Aussagen zustimmen. Antwortmöglichkeiten: stimme voll und ganz zu stimme überwiegend zu teils/teils lehne überwiegend ab lehne völlig ab

6 Untersuchung: Repräsentativerhebung Datenerhebung: USUMA (Berlin) Zeitraum: Sommer 2012 Stichprobe: Bevölkerung in Deutschland Jahre West: Personen Ost: 486 Personen mit Migrationshintergrund: 209 ohne dt. Staatsbürgerschaft: 95 Projektleiter: Elmar Brähler, Oliver Decker

7 Ergebnisse: Rechtsextreme Einstellung in Deutschland 2012

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21 Analyse: Demokratieakzeptanz, Islamfeindlichkeit und Antisemitismus

22 Rechtsextremismus und Ökonomie Enger Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Lage und Rechtsextremismus Für Deutschland ist dieser Zusammenhang als Narzisstische Plombe beschrieben ( Die Mitte in der Krise ; 2010) Neuer Autoritarismus: Identifikation mit wirtschaftlicher Macht und Stärke

23 Der Zustand der Demokratie Politische Deprivation und Unzufriedenheit mit Verfassungsrealität im engen Zusammenhang zur rechtsextremen Einstellung Ein Blick in die Mitte (2008): Demokratie wird von weiten Bevölkerungsteilen nicht als eigenes Projekt begriffen Teilnahme über Parlamentswahl hinaus Teilhabe Strukturwandel der Öffentlichkeit

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27 Antisemitismus Kommunikationslatenz des Antisemitismus Umweghypothese über Antiamerikanismus Deshalb: Unterscheidung zwischen primärem Antisemitismus und sekundärem Antisemitismus

28 Primärer Antisemitismus Juden haben zu viel Einfluss auf die öffentliche Meinung in diesem Land Juden haben zu viel Kontrolle und Einfluss an der Wall Street. Juden sorgen mit ihren Ideen immer für Unfrieden. Durch ihr Verhalten sind die Juden an ihren Verfolgungen mitschuldig. Durch die israelische Politik werden mir die Juden immer unsympathischer. Ablehnung in % 52,7 Teils/teils in % 27 Zustimmung in % 20,4 46,3 26,2 27,6 55,6 24,9 19,5 68,3 17,3 14,4 46,7 29,2 24,2

29 Sekundärer Antisemitismus Ablehnung Teils/teils in % in % Zustimmung in % Es macht mich wütend, dass Vertreibung der Deutschen und die Bombardierung deutscher Städte immer als kleinere Verbrechen angesehen werden. 41,6 26,5 32,0 Die Juden nutzen die Erinnerung an den Holocaust heute für ihren eigenen Vorteil aus. 39,2 28,9 31,9 Reparationsforderungen an Deutschland nützen oft gar nicht mehr den Opfern, sondern einer Holocaust-Industrie von findigen Anwälten. 28,7 28,6 42,8 Ich bin es leid, immer wieder von den deutschen Verbrechen an den Juden zu hören 35,6 26,7 38,7 Wir sollten uns lieber gegenwärtigen Problemen widmen als Ereignissen, die mehr als 60 Jahre vergangen sind ,1 62

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31 Islamfeindschaft und Islamkritik Wie Ausländerfeindlichkeit ist die Islamfeindschaft ein Vehikel für rechtsextreme Parteien Die Mitte in der Krise (2010): Für Muslime die Religionsausübung einschränken wollten 53,9% im Westen, 75,7% im Osten Differenz zwischen Islamfeindschaft als Ressentiment und Islamkritik als Religionskritik

32 Islamfeindschaft Ablehnung in % Teils/teils Zustimmung in % in % Die islamische Welt ist rückständig und verweigert sich den neuen Realitäten. 14,8 27,8 57,5 Der Islam ist eine archaische Religion, unfähig sich an die Gegenwart anzupassen. 16,5 27,2 56,3 Ich denke, dass die Nähe von Islam und Terrorismus schon im Islam selber und seinen aggressiven Seiten angelegt ist. 15,7 27,7 46,6 Jegliche Kritik von Vertretern des Islam an der westlichen Welt ist übertrieben und ungerechtfertigt. 25,8 29,8 44,4 Muslime und ihre Religion sind so verschieden von uns, dass es blauäugig wäre, einen gleichen Zugang zu allen gesellschaftlichen Positionen zu fordern. 17,2 25,8 57,1

33 Islamkritik Ablehnung in % Teils/teils in % Zustimmung in % Die strikte Trennung von Staat und Kirche ist eine westliche Errungenschaft, die auch in vielen islamisch geprägten Ländern ein Fortschritt wäre. 8,9 20,3 70,9 Obwohl einige Frauen freiwillig ein Kopftuch tragen, sollte man nicht übersehen, dass es für einige auch Zwang bedeutet. 7,5 20,2 72,4 Der vom Islam vorgeschriebenen rigiden Geschlechtertrennung sollte ob im Gesundheitswesen oder Sportunterricht nicht nachgegeben werden ,8 67,2 Unsere Unterstützung sollte denjenigen liberalen Moslems gelten, die sich von der fundamentalistischen Auslegung des Islams distanzieren. 8 21,6 70,4 6,9 18,9 74,1 Universelle Menschenrechte und gewisse Rechtsnormen sollten immer über religiösen Geboten stehen.

34 Zusammenfassung

35 Zusammenfassung Verbreitung rechtsextremer Einstellung weiterhin hoch, in allen Bevölkerungsgruppen vorhanden Ausländerfeindlichkeit hat in Ostdeutschland weiter zugenommen Eine neue junge Generation als Träger der rechtsextremen Einstellung in Ost Demokratie wird nach wie vor akzeptiert aber kaum aktiv gelebt

36 Zusammenfassung 23,8% der Deutschen stimmen sekundärantisemitischen Aussagen zu 35% der Westdeutschen und 41,3% der Ostdeutschen sind islamfeindlich eingestellt (Gesamt: 36,2 %) Unterschied zwischen Islamkritik und Islamfeindschaft Rassismus im neuen Kleid des Kulturalismus Erhöhte Deprivation bei Befragten mit Migrationshintergrund

37 Zusammenfassung Politik wagen! Umbrüche gestalten Soziale Verteilungskonflikte auskämpfen, nicht ethnisieren Demokratie lernen und leben Rechtsextremismus benennen, Bewusstsein schaffen

38 Danke für Ihre Aufmerksamkeit! Zusammenfassung unter weiteres Material online unter: