Strukturprobleme und Arbeitsplatzdefizite
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- Margarete Pfaff
- vor 8 Jahren
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1 2.3.5 Energiepolitik Die Energiewende hinterlässt ihre Spuren Die Energiewende ist auch im Saarland angekommen. Aber auf niedrigem Niveau. Weiterhin bestimmend für die saarländische Energiewirtschaft sind die konventionellen Kohlekraftwerke. Sie produzierten 2011 rund 85 % des saarländischen Stromes. Zugleich zeigt sich jedoch, dass der Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromproduktion im Saarland kontinuierlich zunimmt. Wenn die jetzige Ausbaugeschwindigkeit in den kommenden Jahren beibehalten wird, kann das Ausbauziel der Landesregierung 20 % Strom aus erneuerbaren Energien bis 2020 ohne Probleme erreicht werden. Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt jedoch deutlich, dass die meisten Bundesländer arbeitsmarktpolitisch in einem erheblich größeren Maße als das Saarland von der Energiewende profitieren. Die Arbeitsagentur hat im Juni 2012 im Bereich der saarländischen Energieversorgung sozialversicherungspflichtig Beschäftigte ausgewiesen. Im Jahr 2002 lag diese Zahl bei Somit zählt die Energieversorgung zu einem sehr konstanten Beschäftigungsbereich. Ganz anders im saarländischen Bergbau. Von den sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen im Jahr 2002 ist heute keines mehr im Saarland vorhanden. Steinkohle wichtigster Energieträger der Stromerzeugung Das Saarland verfügt über rund Megawatt (MW) installierter Leistung in konventionellen Kraftwerken (Stand 2012). Davon entfällt der weitaus größte Teil auf den Energieträger Steinkohle. Name Energieträger Elektrische Leistung Bexbach Steinkohle 780 MW Weiher III Steinkohle 724 MW Fenne MKV Steinkohle/Gas 230 MW Fenne HKV Steinkohle/Gas 236 MW Fenne Gasmotorenanlage Grubengas 43 MW Ensdorf Block I Steinkohle 120 MW Ensdorf Block III Steinkohle 310 MW Gichtgaskraftwerk Dillingen Gichtgas 90 MW Römerbrücke Erdgas/Steinkohle 133 MW Heizkraftwerk-Süd Erdgas 39 MW Quelle: BDEW, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr 93
2 Grafik 1 Stromerzeugung in GWh Stromerzeugung* der Kraftwerke im Saarland in GWh von Klärschlamm/Abfall/Sonstige Grubengas/Kokereigas * ohne industrielle Eigenstromerzeugung Quelle: Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr Erdgas/Erdölgas Steinkohle Da einige Kraftwerke sowohl Steinkohle als auch Gas als Energieträger einsetzen können, lohnt ein genauerer Blick auf die tatsächliche Stromerzeugung. Grafik 1 zeigt sehr deutlich, dass über die letzten Jahre hinweg stets über 80 % des Stromes in saarländischen Kraftwerken auf der Basis von Steinkohle erzeugt wurde. Der Steinkohleanteil blieb, trotz erheblicher Schwankungen in der Erzeugung, auf einem annähernd gleich hohen Niveau. Bedingt durch die zurzeit extrem niedrigen Preise für Zertifikate am Emissionshandel und dem seit 2011 sinkenden Preis für Steinkohle, dürfte sich daran auch 2013 nichts ändern. Der Preis für Zertifikate am Emissionshandel liegt zurzeit (Anfang April 2013) bei 4,40 Euro/t CO 2. Im April 2011 lag der Preis noch bei 17 Euro/t CO 2. Den Preis für Drittlandskohle (Kohle, die außerhalb der EU gefördert wurde) gibt das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle für das Jahr 2012 mit 93,02 Euro/t SKE an. Im Jahr 2011 mussten dafür noch 106,97 Euro gezahlt werden. Beschäftigungseffekte durch den Ausbau erneuerbarer Energien Die saarländische Kraftwerkswirtschaft beschäftigt nach eigenen Angaben derzeit rund 800 Personen. Insgesamt sind im Bereich der Energieversorgung im Saarland zurzeit Personen sozialversicherungspflich- 94
3 tig beschäftigt. Wie viele Personen davon dem Bereich der erneuerbaren Energien zuzuordnen sind, lässt sich anhand der vorhandenen Daten nicht konkret bestimmen. Anhand einer Modellrechnung lassen sich jedoch Beschäftigungseffekte abschätzen. Das Institut für Zukunftsenergiesysteme (IZES) hat dies in einer aktuellen Kurzstudie für die getan und die Beschäftigungseffekte durch den Ausbau der Photovoltaik und der Windkraft im Saarland errechnet. Auf Grundlage der Ausbauziele der Landesregierung im Bereich Sonne und Wind wird der Photovoltaik ein Beschäftigungseffekt von 125 Arbeitsplätzen und der Windkraft von 145 Arbeitsplätzen pro Jahr zugerechnet. Die Zahlen geben ausschließlich die Effekte durch den Ausbau der erneuerbaren Energien im Saarland wieder. Betrachtet man den Einfluss der erneuerbaren Energien global, fällt die Zahl der Beschäftigten in diesem Bereich weit größer aus. So zählt die in Neunkirchen ansässige Vensys AG, ein führender Hersteller getriebeloser Windenergieanlagen im Megawattund Multi-Megawatt-Bereich, alleine fast 100 Beschäftigte. Ebenfalls nicht eingerechnet in diese Zahlen sind Beschäftigungseffekte bei saarländischen Unternehmen wie z. B. der Dillinger Hütte, deren Bleche für den Bau von Fundamenten im Bereich Offshore-Windkraftanlagen verwendet werden. Gleiches gilt für die Firma Hager mit Sitz in Blieskastel. Deren Produkte im Bereich der Energieverteilung, Zählersysteme oder moderner Messtechnik sind notwendige Elemente bei der Installation von Photovoltaikanlagen. Erneuerbare Energien im Saarland Im Bereich der erneuerbaren Energien verfügt das Saarland über rund 444 MW installierter Leistung (Stand 2011/12). Auffallend dabei ist, dass der größte Teil der Erzeugungskapazitäten auf die Photovoltaik entfällt. Energieträger Wasserkraft Windkraft Photovoltaik Grubengas Biomasse Erneuerbare Energien im Saarland 2011/2012 Quelle: BDEW, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr Elektrische Leistung 17 MW 154 MW 218 MW 55 MW 13 MW Die größten Zuwächse in den vergangenen Jahren und auch die größten Ausbaupotenziale in den kommenden Jahren liegen im Bereich Sonne und 95
4 Grafik 2 Installierte Leistung in MW Erneuerbare Energien im Saarland Entwicklung der installierten Leistung von (Sonne und Wind) Photovoltaik Quelle: BDEW, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit, Energie und Verkehr Wind. Für die kommenden Jahre ist davon auszugehen, dass sich die installierte Leistung von Windkraft und Photovoltaik im Saarland immer mehr angleichen. Es wird erwartet, dass bis 2020 sowohl im Bereich Wind als auch Photovoltaik jeweils 600 MW elektrische Leistung im Saarland installiert sind. Die bestehenden Erzeugungskapazitäten im Bereich Wasserkraft dürften unverändert bleiben. Gleiches gilt für den Einsatz von Grubengas. Im Bereich der Biomasse werden noch leichte Zuwächse erwartet, die im Vergleich zu den Ausbaupotenzialen bei Sonne und Wind als gering eingestuft werden können. Saarland unter dem Bundestrend Windkraft Trotz der Zuwächse in den vergangenen Jahren, hat das Saarland im bundesweiten Vergleich weiterhin einen der letzten Plätze inne. Im letzten Bundesländervergleich im Bereich erneuerbare Energien (12/2012) des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung e. V. (DIW) landete das Saarland im Gesamtranking auf dem drittletzten Platz. Nur die beiden Stadtstaaten Hamburg und Berlin schnitten schlechter ab. Das DIW bescheinigte dem Saarland Erfolge bei den Anstrengungen zur Nutzung erneuerbarer
5 Energien. Diese Anstrengungen haben sich aber noch nicht in tatsächliche Erfolge bei der Nutzung niedergeschlagen. In Deutschland lag 2012 der Anteil der erneuerbaren Energien an der Gesamtbruttostromerzeugung bei 21,9 %. Im Saarland betrug dieser Anteil im Jahr 2011 nach eigenen Berechnungen auf Basis von Daten des Bundesverbandes der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW) 5,3 %. Dieser Unterschied ist zu einem großen Teil den unterschiedlichen natürlichen Gegebenheiten geschuldet (Windhöffigkeit, Sonnenscheindauer, freie und nutzbare Fläche). Betrachtet man die Ausbauquoten anderer Bundesländer, die ebenfalls nicht an der Küste liegen, so zeigt sich, dass sich durch entsprechende politische Steuerung die Ausbaugeschwindigkeit der erneuerbaren Energien beeinflussen lässt. Negativer Saldo durch Rückstand beim Ausbau der erneuerbaren Energien Die unterschiedlichen Geschwindigkeiten beim Ausbau der erneuerbaren Energien schlagen sich auch in der regionalen Verteilung der EEG-Umlage nieder. Grundsätzlich lässt sich sagen, je höher die installierte Leistung im Bereich erneuerbare Energien in einem Bundesland ausfällt, umso höher sind auch die Zahlungen aus dem EEG, die in dieses Bundesland fließen. Da jedoch für Strom aus Photovoltaik höhere Vergütungssätze gelten als für Strom aus Windkraft, profitieren Länder mit einem höheren Besatz an Photovoltaik-Anlagen überproportional zur eingespeisten Strommenge. Nach Angaben des Bundesverbandes der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW) erhielten im Jahr 2012 die Anlagenbesitzer in Bayern insgesamt die höchsten Mittelzuflüsse durch das EEG, mit deutlichem Abstand gefolgt von Niedersachsen, Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Für die Mittelabflüsse ist der Stromverbrauch die maßgebliche Größe. Daher hat hier Nordrhein-Westfalen aufgrund der großen Einwohnerzahl sowie einer hohen Dichte an Industriebetrieben die mit Abstand höchsten Mittelabflüsse, gefolgt von den ebenfalls bevölkerungsreichen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg. Bayern ist zwar das Bundesland mit dem zweithöchsten Stromverbrauch in Deutschland und die dortigen Verbraucher leisten mit etwas mehr als 2,3 Mrd. Euro die zweithöchsten Zahlungen in das EEG-System. Als größter Photovoltaik- sowie größter Biomasse-Stromproduzent erhalten die dortigen Anlagenbetreiber aber auch die mit Abstand höchsten Mittelzuflüsse von insgesamt über 3,5 Mrd. Euro, sodass im Saldo ein Überschuss von gut 1,2 Mrd. Euro verbleibt. Betrachtet man den Saldo aus Mittelabflüssen und Mittelzuflüssen pro Kopf, so zeigt sich sehr deutlich, dass insbesondere die eher strukturschwa- 97
6 Grafik 3 Brandenburg Schleswig-Holstein Mecklenburg-Vorpommern Sachsen-Anhalt Quelle: BDEW, eigene Berechnung EEG Saldo 2012 pro Kopf in Euro Bayern Niedersachsen Thüringen Sachsen Baden-Württemberg Rheinland-Pfalz Hessen Nordrhein-Westfalen Berlin Saarland Bremen Hamburg -142,6-174,2-177,8-100,7-103,6-104,6-52,3-28,0-43, chen Bundesländer an den deutschen Küsten massiv von den erneuerbaren Energien profitieren. Für das Saarland errechnet sich für 2012 ein Saldo von insgesamt -144 Millionen Euro. Dies ist eine Folge des niedrigen Ausbauniveaus. Da sich diese Relationen auf absehbare Zeit nicht ändern werden, müssen verstärkt Anstrengungen unternommen werden, durch wachsende Anteile an der Wertschöpfungskette im Bereich erneuerbarer Energien sei es Erzeugung, Speicherung oder Netzsteuerung zu profitieren. 4,5 31,5 97,7 145,4 140,5 133,3 163,
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