Schalldämmung von Hebeschiebetüren Praxiserfahrung aus dem ift

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1 ift Rosenheim Praxiserfahrung aus dem ift 1 Einführung Hebe-Schiebetüren werden schon seit vielen Jahren im Bauwesen als Außenbauteile in der Fassade eingesetzt, oftmals aus architektonischen Gründen, aber auch wegen der Platzersparnis im Wohnraum oder bei großformatigen Elementen aus Gewichtsgründen. aus den Rahmenmaterialien Kunststoff, Holz bzw. Metallverbundprofilen (im wesentlichen Aluminium mit thermischer Trennung) durchgeführt. Im Gegensatz zu den gebräuchlicheren Dreh- Kipp-Fensterelementen gibt es für den Nachweis der Schalldämmung dieser Bauelemente in der deutschen Norm DIN 4109 keine Beispielsammlung. Die Produktnorm für Fenster bietet in einem Tabellenverfahren die Möglichkeit die Schalldämmung von Schiebefenstern nachzuweisen, jedoch nur bis zu einer Schalldämmung von R wv = 30 db. 2 Schalldämmprüfungen am ift Rosenheim Für diesen Beitrag wurden Schallmessungen aus den letzten 25 Jahren im ift Rosenheim ausgewertet. Die Analysen sind in den folgenden Abschnitten dargestellt. In Summe wurden 204 unabhängige Messungen analysiert. Die Messungen wurden an Elementen Bild 1 Einbausituation einer Hebe-Schiebetür, eingebaut in einen Schallprüfstand nach DIN EN ISO 10140T Tabelle 1 Anzahl Schallprüfungen in Abhängigkeit von Öffnungsart und Rahmenmaterial Anzahl Prüfungen Kunststoff Aluminium-Holz/Holz Metallverbundprofile Schiebe 1-59 Hebe-Schiebe ift Rosenheim Seite 41 von 83

2 Die Messungen wurden nach der Laborprüfnorm (aktuell DIN EN ISO bis -5) durchgeführt, wobei zum überwiegenden Teil großformatige Elemente mit Prüfflächen 6 m² untersucht wurden, siehe z.b. Bild 1. 3 Konstruktive Merkmale Die aktuell durchgeführten Analysen haben gezeigt, dass die nachfolgend aufgelisteten Konstruktionsmerkmale einen mehr oder weniger großen Einfluss auf die Schalldämmung von Schiebeelementen besitzen, wobei die einzelnen Einflussgrößen auch in direktem Zusammenhang stehen, d.h. z.b. dass die Art des Öffnungsschemas und die Abmessung von Element und Flügel einen direkten Einfluss auf den Schalldurchgang durch die Fugen haben. Öffnungsart (Hebe-Schiebe, Schiebe, Festfeld), Füllung/Glasaufbau, Fugenschalldurchgang durch die Falzfugen, Öffnungsschema und Anzahl Flügel (Bild 2), Profilquerschnitte und Rahmenmaterialien, Abmessung der Elemente und Flügel. Dazu wird in Bild 3 die Schalldämmung der geprüften Hebe-Schiebetüren in Abhängigkeit der Schalldämmung der eingesetzten Verglasungen dargestellt. Aus den Messergebnissen ergibt sich eine prinzipielle Korrelation zwischen der Schalldämmung der Hebe-Schiebetür und der Schalldämmung der Verglasung. Damit kann festgestellt werden, dass die Schalldämmung der Verglasung (wie auch schon bei den Nachweisverfahren für Dreh- 4 Analysen der Schalldämmprüfungen Von den verschiedenen Analysen die durchgeführt wurden sollen hier exemplarisch die Abhängigkeiten der Schalldämmung von Glasaufbau und Öffnungsschema diskutiert werden. Bild 2 Prinzipzeichnung von Hebe-Schiebetüren mit verschiedenen Schemata Seite 42 von 83 ift Rosenheim

3 Kipp-Fenstern) ein wesentlicher Parameter bei der Beschreibung der Schalldämmung von Hebe- Schiebetüren ist. Ebenfalls abgebildet ist die Kurve aus dem Prognoseverfahren der Produktnorm DIN EN für Schiebefenster. Wendet man diese generisch ermittelten Schalldämmwerte auf Hebe-Schiebetüren an, so liegen die ermittelten Werte auf der sicheren Seite. Die gemessenen Schalldämmwerte liegen im Bereich von R w = 30 db bis 47 db. Hochschalldämmende Hebe-Schiebetüren erfordern neben einer hochschalldämmenden Verglasung auch insbesondere geeignete Falzdichtungen (umlaufend 2 Dichtebenen aus weichfedernden Hohlprofildichtungen mit ausreichendem Arbeitsbereich und zusätzlichen Bürstendichtungen in Teilbereichen). Im Vergleich dazu wurden bei Schiebeelementen, deren Falzfuge umlaufend alleine mit Bürstendichtungen abgedichtet waren, Schalldämm- Maße von maximal R w = 35 db gemessen. Die Unterschiede in der Fugenschalldämmung sind auch ein Grund für die relativ hohen Streuungen bei den Messpunkten mit nominell gleicher Verglasung, die bis zu 8 db ausmachen können. Eine Analyse der Fugenschalldämmung ist in Bild 4 über die Schalldämmkurve einer Hebe- Schiebetür dargestellt. Bei zusätzlichen Diagnosemessungen waren hier die Falzfugen ganz oder teilweise mit plastischem Kitt abgedeckt gewesen. Die Analyse zeigt, dass in diesem Beispiel der Verlust an Fugenschalldämmung über die oberen, unteren und schließseitigen Falzfugen relativ gering ist und die größten Verluste am Mittelstoß auftreten. Diese Effekte zeigen sich teilweise stärker, teilweise weniger stark auch in Messungen an anderen Elementen. Bild 3 Analyse der Schalldämmung von Hebe-Schiebetüren in Abhängigkeit der Schalldämmung der Verglasung und der Anzahl der öffenbaren Flügel (einflüglig Schema A und zweiflüglig Schema D). Die Messungen wurden an Elementen aus Metall-, Holz- und Kunststoffprofilen durchgeführt. Die durchgezogene schwarze Linie zeigt den Fall R w = R w,glas. Die gestrichelte schwarze Linie grenzt den Bereich der Messwerte nach unten ab. Die durchgezogene blaue Linie wurde dem Nachweis über Tabellenverfahren (Anhang B, Tabelle B.1, der Produktnorm DIN EN ) entnommen, wobei keine Korrekturen über die Fensterformate vorgenommen wurden. Der Schalldurchgang durch die Falzfugen wird auch im Vergleich von einflügligen zu zweiflügligen Anlagen sichtbar. Dies ist in Bild 3 für Hebe-Schiebetüren der Schemata A und ift Rosenheim Seite 43 von 83

4 Bild 4 Schalldämmkurve einer Hebe-Schiebetür Schema A (Verglasung mit R w,glas = 45 db). Dargestellt sind die Messung an der betriebsbereiten Tür (schwarze Kurve) sowie Diagnosemessungen mit vollständig abgedeckten Funktionsfugen (rote Kurve) und in einem Zustand in dem nur die Fuge am Mittelstoß abgedeckt war (blaue Kurve). Die in der Ansichtsskizze zur rechten eingezeichneten farbigen Linien zeigen an welche Falzfugenbereiche bei den jeweiligen Diagnosemessungen abgedeckt worden waren. D dargestellt. Er-wartungsgemäß sind Schema A- Türen tendenziell besser als zweiflüglige Türen des Schema D. 5 Zusammenfassung Es wurden Analysen von Messungen an Hebe- Schiebetüren vorgestellt. Diese zeigen, dass unter bestimmten Voraussetzungen auch sehr hohe Schalldämmwerte mit solchen Konstruktionen erreichbar sind, jedoch zeigt sich, dass die Verluste über die Falzfugen in den meisten Fällen sehr groß sind und auch sehr stark in Abhängigkeit der Ausbildung der Falzfuge schwanken können Literatur [1] DIN 4109 Beiblatt 1/A1: Schallschutz im Hochbau, Ausführungsbeispiele und Rechenverfahren; Änderung A1 [2] DIN EN : Fenster und Türen - Produktnorm, Leistungseigenschaften - Teil 1: Fenster und Türen ohne Eigenschaften bezüglich Feuerschutz und/oder Rauchdichtheit [3] DIN EN ISO : Akustik - Messung der Schalldämmung von Bauteilen im Prüfstand - Teil 2: Messung der Luftschalldämmung Seite 44 von 83 ift Rosenheim

5 Wissenswertes in Kürze Fünf Fakten zur Schalldämmung von Hebe-Schiebetüren 1 Welche Nachweisverfahren gibt es bisher? Die deutsche Norm DIN 4109 kennt kein Tabellenverfahren für den Nachweis der Schalldämmung von Hebe-Schiebetüren. Das Tabellenverfahren nach Produktnorm DIN EN für Schiebefenster kann bis zu einem maximalen Schalldämm-Maß von R w = 30 db angewendet werden. Die Werte liegen für Hebe-Schiebetüren meist auf der sicheren Seite. 2 Welche konstruktiven Eigenschaften sind wesentlich für die Schalldämmung von Hebe-Schiebetüren? Als wesentliche Eigenschaften beeinflussen der Aufbau und die Schalldämmung der eingesetzten Isolierverglasung, Profilquerschnitt und Material sowie insbesondere die Fugenschalldämmung der Falzfuge die Schalldämmung der Hebe-Schiebetüren. Letztere wird dabei mittelbar auch durch die Profile (systemabhängige Falzdichtungen), das Öffnungsschema, die Anzahl der Flügel sowie die Abmessungen der Elemente beeinflusst. 3 Welche Schalldämmung kann mit Hebe-Schiebetüren erreicht werden? Im ift Rosenheim wurden an Hebe-Schiebetüren aus Metall-, Holzund Kunststoff-Profilen bereits Schalldämm-Maße R w 45 db als Laborprüfwert erreicht. Der Nachweis für diese hochschalldämmenden Elemente kann nur über eine Laborprüfung erfolgten. 4 Wie kann ich die Schalldämmverluste über die Falzfuge minimieren? Eine ausreichende Anzahl von Falzdichtungen ist umlaufend vorzusehen. Soweit möglich sind umlaufende Dichtebenen aus Dichtprofilen zu ergänzen mit Dichtebenen, z.b. aus Bürstendichtungen. Ein Versatz in den Dichtebenen ist durch geeignete Dichtprofile abzudichten. Sämtliche Falzdichtungen müssen ausreichend komprimiert werden. Eine maßhaltige Fertigung und sorgfältige Montage und Einstellung (insbesondere im Bereich des Mittelstoßes) ist hier unbedingt notwendig. 5 Wie verhalten sich Schiebe-Elemente im Vergleich zu Hebe- Schiebetüren? Wegen der ungünstigeren Falzdichtungssituation ist die Schalldämmung von Schiebe-Elementen bei identischer Verglasung tendenziell niedriger als bei Hebe-Schiebetüren. Das Tabellenverfahren für Schiebefenster nach Produktnorm DIN EN kann auch hier angewendet werden und liegt auf der sicheren Seite. ift Rosenheim Seite 45 von 83

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