Postwachstum und die soziale Frage
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- Carsten Möller
- vor 6 Jahren
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1 Postwachstum und die soziale Frage Workshop zur Konferenz Postwachstums-Politiken in Zeiten von Rechtspopulismus 12. Juli 2017 Janna Aljets (BUNDjugend) und Theresa Klostermeyer (DNR)
2 Aufbau des Workshops Input: Wie funktioniert soziale Absicherung jetzt (nicht)? Arbeit in Kleingruppen zu Lösungsvorschlägen aus der Postwachstumsdebatte: Was könnte funktionieren, wo liegen die Fallstricke? Vorstellung der Gruppendiskussionen evtl. 10 realpolitische Vorschläge Research & Degrowth Abschluss mit offenen Fragen
3 Wachstum als Leitidee Ohne Wachstum keine Arbeitsplätze, ohne Wachstum keine Gelder für die Bildung, ohne Wachstum keine Hilfe für die Schwachen. Angela Merkel in einer Regierungserklärung, November 2009
4 Soziale Absicherung ist an Lohnarbeit gekoppelt breite Mehrheit sind abhängig Beschäftigte, die nur über die Lohnarbeit sozial abgesichert sind 54 Prozent des gesamten Steuereinkommens speisen sich aus Lohnsteuer und Umsatzsteuer (im Jahr 2015) Wenn die Einnahmen des Staates aus Lohn-und Mehrwertsteuer (Rückgang von Beschäftigung und in der Folge Konsum) sinken, scheint der Sozialstaat nicht mehr finanzierbar Staatlicher Haushalt ist daher immanent an Erwerbsarbeit gebunden Frage von gesellschaftlichen Machtverhältnissen und politischer Regulierung
5 Abhängigkeit von Lohnarbeit Quelle: FÖS 2017
6 Arbeitsplätze durch Wirtschaftswachstum? Konkurrenz der Unternehmen führt zu permanentem Produktivitätsdruck Technischer Fortschritt (Digitalisierung!) erhöht die Produktivität, aber macht menschliche Arbeit überflüssig In dieser Logik können nur über immer mehr Wirtschaftswachstum/mehr wirtschaftliche Aktivität auch mehr Arbeitsplätze geschaffen werden Dies passiert jedoch nur ab einer bestimmten Größenordnung des Wachstums Wirtschaftswachstum für Arbeitsplätze?
7 Quelle: Wikipedia zum BIP Wirtschaftswachstum
8 Arbeitsplätze durch Wirtschaftswachstum? Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit 2017
9 Jobless Growth = steigende Umsätze, d.h. steigendes BIP, aber keine höherer Bedarf an Arbeitsplätzen Seit den 1970ern sind Arbeitslosenquoten gestiegen, obwohl die Wirtschaft weiter wächst Um Arbeitslosigkeit in Deutschland über Wirtschaftsaktivität abzuschaffen, wäre ein Wachstum von 13% nötig (seit 2000 ist BIP Wachstum bei etwa 1%; Tendenz eher abnehmend)... Quelle: Schmelzer/Passadakis 2011
10 Trickle-Down-Effekt? Von 1991 bis 2006 ist das BIP real (inflationsbereinigt) um 20 % gewachsen. Im gleichen Zeitraum stieg die Arbeitslosenquote um 56%. Der Trickle-Down-Effekt zu Abschaffung der Armut Im Jahr 2006 haben pro 100 US-Dollar Wachstum im Welt-BIP nur 1,30 US-Dollar dazu beigetragen, absolut Arme über die Armutsschwelle zu heben und nur 2,80 US-Dollar dazu, relativ Armen zu mehr Einkommen zu verhelfen. 95,90 US-Dollar gingen an die nicht Armen. Quelle: XXX
11 Soziale Schieflagen Zunahme prekärer Beschäftigung Quelle: DGB 2013
12 Soziale Schieflagen Zunahme prekärer Beschäftigung Quelle: DGB Berechnungen nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 2013
13 Soziale Schieflagen Arbeitswelt 2.0 Ökonomisierung: Mehr Leistungs- und Wettbewerbsdruck, prekäre Beschäftigung, ständige Reorganisation Entgrenzung und Flexibilisierung von Arbeit, gesteigerte Mobilitäts- und Anpassungsanforderungen Arbeitsverdichtung und Beschleunigung, anhaltender Qualifizierungsdruck, Verlust vertrauter Bindungen, Vereinzelung Subjektivierung der Arbeit: Beschäftigte als unternehmerische Selbstständige
14 Quelle: Statistisches Bundesamt 2016 Soziale Schieflagen Löhne
15 Soziale Schieflagen Ungerecht verteilte Sorgearbeiten Quelle: Gleichstellungsbericht der Bundesregierung 2011
16 Soziale Schieflagen Ungerecht verteilte Sorgearbeiten Quelle: I.L.A-Kollektiv 2017, S. 30
17 Soziale Schieflagen Wohlstand und Zufriedenheit durch Wirtschaftswachstum? Quelle: Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie 2008
18 Wirtschaftswachstum nimmt in Industrieländern weltweit ab Quelle: ETH Zürich 2014; nach Zahlen von AMECO
19 Wem nutzt das Wachstum? Ungerechte Verteilung des materiellen Wohlstands Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung
20 Wem nutzt das Wachstum? Veränderung des verfügbaren Einkommens in Deutschland Quelle: German Socio-Economic Panel Study 2011
21 Soziale Schieflagen Bullshit-Jobs nach David Graeber z.b.: Immobilienmakler, Unternehmensberater, Investmentbanker, Werbeleute, etc. Nur 70 Prozent der Geringqualifizierten hat das Gefühl, einen sinnvollen Job auszuüben Paradoxon: je gesellschaftlich sinnvoller, desto schlechter bezahlt (z.b. Pflege, Erziehung, etc.) Welche Jobs brauchen wir und was wollen wir tun, wenn wir arbeiten? Was ist eigentlich gesellschaftlich sinnvolle Arbeit? Was trägt zum Gemeinwohl bei? Welche Produktivität erfüllt Menschen?
22 Bullshit-Wirtschaft!? In unseren Geschäften finden sie absolut nichts, was irgendjemand wirklich gebrauchen könnte. Personalchefin des KaDeWe in einer informellen Konversation
23 Wachstum durch Green Economy? Green Economy These: Wirtschaftswachstum ohne zunehmendem Umweltverbrauch = Entkopplung ABER: Umweltneutrale Techniken gibt es bisher fast nicht Erhöhte Effizienz führt oft zu Mehrverbrauch Rebound-Effekt & Backfire-Effekt Oftmals mit riskanten Technologien verbunden (z.b. Biokraftstoffe, BECCS) Ermöglichen ein Weiter so von Macht und Ausbeutung und lösen soziale Fragen damit nicht besser
24 Lösung von sozialen Fragen??? Das auf Wachstum basierende Wirtschaftssystem löst Fragen von sozialer Absicherung nicht oder nur sehr unzureichend!
25 Vorschläge aus der Postwachstumsdebatte Arbeitszeitverkürzung und -umverteilung Aufwertung und Umverteilung von reproduktiven Sorgearbeiten nach geschlechtergerechten Maßstäben Soziale Absicherung durch bedingungsloses Grundeinkommen und Einführung eines Maximaleinkommen Steuergerechtigkeit und Einführung von Steuern auf z.b. ressourcenintensive Produktionen und Kapitalerträge, etc.
26 Arbeitsgruppen I. Umverteilung durch Arbeitszeitverkürzung II. Soziale Absicherung III. Care-Arbeit: Umverteilung der Sorgearbeit IV. Sozial-ökologische Steuerreform
6. Einheit Wachstum und Verteilung
6. Einheit Wachstum und Verteilung Wirtschaftswachstum und Wohlstand (1) Wachstum: Wirtschaftswachstum = Zunahme des realen Bruttoinlandsprodukts real = zu konstanten Preisen Beispiele (2006): Österreich:
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