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Jesko Kaiser
vor 6 Jahren
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2 fühle mich fallengelassen. Was er mir sagen will, ist klar, doch ich möchte es nicht hören. Pat? Rede mit mir. Wie fühlst du dich?, fragt er mich und streichelt mich immer weiter. Das bald darauf entstehende Wohlgefühl kribbelt auf meiner Haut und ich bebe erneut unter seinen Berührungen. Meine innere Blockade wackelt, aber sie stürzt nicht ein. Nichts dringt in mich. Nicht tief genug, um neben Schmerz oder Angst etwas anderes anrühren zu können. Sag mir, was du gerade fühlst. Leise wiederholt er seine Aufforderung und drückt seine Lippen auf meine Schulter. Ich mag deine Hände auf mir, flüstere ich zurück, krümme mich leicht. Der Schmerz in mir gewinnt wieder die Oberhand. Es hört nicht auf, wehzutun, Bill. Ich habe das Gefühl, es reißt mich immer weiter nach unten, obwohl ich so sehr dagegen ankämpfe.

3 Das darf es auch, Kleiner, es darf wehtun. Schmerz nach außen zu kanalisieren ist kein Verbrechen und ich würde dir das gerne weiterhin geben. Aber in dir schlummern noch so viele andere Empfindungen, an die ich nicht herankomme. Bill bleibt ruhig, fährt mit sanfter Stimme fort. Für diesen Moment kann ich es annehmen. Du musst Gefühle zulassen, um der Abwärtsspirale entgegenzuwirken. Daran können wir gerne gemeinsam arbeiten. Was hältst du davon? Ich kann nicht. Es geht einfach nicht. Du hast keine Ahnung, was passiert, wenn ich dich weitermachen lasse. Da ist nichts in mir. Gar nichts. Alles ist grau. Nein. Du hast recht, ich habe keine Ahnung, weil du mich nicht daran teilhaben lässt. Das bedaure ich sehr. Du machst so schnell zu, so schnell kann ich gar nicht zu dir vordringen. Ich bin kein Therapeut, Pat. Das ist ein

4 gewaltiger Grund für mich, unseren Vertrag, so wie er jetzt ist, zu beenden. Du lässt mich fallen! Ich lasse dich nicht fallen, um dir zu schaden. Es ist mir wichtig, dass du das weißt. Ganz im Gegenteil sogar. Wenn du weiter zu mir kommen möchtest, können wir darauf aufbauen Bill atmet durch. Ich will gar nicht wissen, was jetzt noch kommt, und schließe die Augen, wünschte, ich könnte gleichzeitig nichts hören. aber eben auf meine Art. Wir haben es so versucht, wie du es wolltest, das hat nichts gebracht. Überlasse es mir, wie wir an dein Problem herangehen, dann sehe ich eine reale Chance für unser Tun. Und Pat ich möchte, nein, ich bestehe darauf, dass du dich parallel in die professionellen Hände eines Therapeuten begibst. Mir fehlen die Worte. Der Rausch des

5 Schmerzes ebbt ab, der Sturm in mir tobt weiter. Ruh dich jetzt aus. Wir reden später darüber. Mir wird eiskalt, als seine Hände von meiner Haut verschwinden, obwohl es hier im Gästezimmer warm ist. Beinahe heiß. Hast du gehört? Lieber möchte ich den Kopf schütteln, nicke aber knapp. Das Ergebnis bleibt ja dasselbe. Ich werde ab und zu nach dir sehen. Die Tür ist offen, du kannst also jederzeit nach mir rufen, und auch Steffen wird gleich wieder nach Hause kommen. Ein leichtes, dünnes Laken wird über mich gezogen und der Lichtschalter umgelegt. Sekunden später fallen meine Augenlider zu. Schweißgebadet wache ich auf und fasse an meine Kehle. Das Gefühl, zu verdursten, ist

6 übermächtig. Ich habe traumlos geschlafen, wenn auch viel zu kurz. Eine Ruhestunde hier und eine ganze Nacht Schlaf, bei dem mich keine Albträume plagen, sind zwar nicht der Grund, weshalb ich Bill aufsuche, aber ein willkommener Nebeneffekt. Die Angst kriecht erneut in mir hoch. Was ist, wenn er seine Worte ernst gemeint hat? Ich bin nicht bereit, ihm freie Hand zu lassen. Nicht wie all die anderen, die bei Bill ihre vollkommene Erfüllung finden. Hey, Patrick, vernehme ich eine mir bekannte Stimme von der Zimmertür aus und drehe langsam den Kopf. Das Licht im Flur ist grell und sticht in den Augen. War ich zu laut? Bist du jetzt wegen mir aufgewacht? Nein, murmle ich in Steffens Richtung und versuche, das Laken von mir zu strampeln. Steffen ist der Partner des Masters. Als ich Bill damals kennengelernt habe, gab es

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