Wie wählten Alt und Jung Männer und Frauen in Bonn bei der Landtagswahl 2010?
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- Josef Kaiser
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1 Stadt Bonn Statistikstelle Wie wählten Alt und Jung Männer und Frauen in Bonn bei der Landtagswahl 2010? Auch bei der Landtagswahl 2010 wurde eine repräsentative Wahlstatistik durchgeführt. In Bonn wurden 15 Stimmbezirke in die Stichprobe einbezogen. In diesen Wahllokalen erhielten die Wähler nach Alter und Geschlecht differenzierte Stimmzettel. Die Auswertung der Erhebung in den 15 Bonner Stimmbezirken führte zu einigen recht interessanten Ergebnissen: Bei der Wahlbeteiligung nach Alter und Geschlecht zeigten die Frauen ein etwas geringeres Interesse an der Wahl als die Männer. Es bleibt dabei, dass junge Menschen unter 30 Jahren mit Abstand das geringste Interesse an Wahlen zeigen. Bei den Jüngsten liegt die Beteiligung um mehr als zehn Punkte niedriger als im Durchschnitt. Neu aber ist die Tatsache, dass die über 70jährigen Senioren, insbesondere die Frauen bei der Beteiligung zurückblieben. Dieser Umstand dürfte der CDU sicherlich Stimmen gekostet haben Wahlbeteiligung nach Alter und Geschlecht Landtagswahl 2010 in Bonn Männer Frauen Insgesamt ohne Briefwahl J u. älter Gesamt Betrachtet man die Differenz zur Landtagswahl 2005, so zeigt sich, dass insbesondere die Wählerschaft Anfang 30 ein geringeres Interesse an der Wahl hatten: Der Anteilswert von 51 Prozent liegt um 9,0 Punkte niedriger als vor fünf Jahren. Insgesamt gibt es wenig Unterschiede bei der Wahlbeteiligung zwischen Männern und Frauen: Bei den Männern betrug der Rückgang 4,1 Punkte, bei den Frauen lag er um 0,5 Punkte höher. 1
2 in Prozent 6,0 4,0 2,0-2,0-4,0-6,0-8, ,0 Wahlbeteiligung nach Alter und Geschlecht Differenz Landtagswahl 2010 zu 2005 in Bonn Männer Frauen Insgesamt ohne Briefwahl J u. älter Gesamt Informativ sind erste Eindrücke zwischen dem Vorhaben und tatsächlichem Wahlverhalten der Wählerschaft, wie eine grobe Altersstruktur zeigt: Altersstruktur der Urnenwähler LW 2010 Altersstruktur der Nichtwähler LW % 50 J. u. älter 30 J. u. jünger 15% J. 37% 50 J. u. älter 30 J. u. jünger J. 25% 37% 38% Die Stimmenanteile der Parteien in den einzelnen Altersgruppen sowie bei den Männern und Frauen sind zum Teil sehr unterschiedlich, wie aus den folgenden Grafiken hervorgeht. 2
3 Erststimmenabgabe nach Altersgruppen- Männer 5 45,0 4 35,0 3 25,0 2 15,0 1 5, J J J J. 60 J. u. ält. Insgesamt Erststimmenabgabe nach Altersgruppen- Frauen J. u. ält. Insgesamt 3
4 Zweitstimmenabgabe nach Altersgruppen- Männer 45,0 4 35,0 3 25,0 2 15,0 1 5, J. u. ält. Insgesamt Zweitstimmenabgabe nach Altersgruppen- Frauen J. u. ält. Insgesamt Die SPD erhielt ihre höchsten Erststimmenanteile bei den jüngeren Wählern mit um die 40 Prozent; dieser Anteilswert ist erst ab dem Alter von 60 Jahren rückläufig. Die SPD- Kandidaten hatte den höchsten Zuspruch aller Parteien bei der Wählerschaft unter 60 Jahren. Der Anteil bei den über 60jährigen beträgt dagegen nur 34 Prozent. Der Zweitstimmenanteil bei den unter 60jährigen liegt um deutlich mehr als zehn Prozentpunkte niedriger. Die größten Unterschiede mit über 18 Prozent gab es bei 4
5 jüngsten Männern. Bei den Senioren betrug der Unterschied nur 6 Prozentpunkte (34 % Erststimmen, 28 % Zweitstimmen). Die CDU- Kandidaten konnte nur bei den Senioren die Mehrheit der Stimmen erringen. Bei den Wählerinnen unter 25 fielen sie sogar auf den dritten Platz hinter den GRÜNEN- Kandidaten zurück. Die Frauen votierten etwas eher für die Kandidaten; dagegen lagen der CDU- Kandidaten bei den Männern nicht so hoch im Kurs: Im Gegensatz zu den SPD- Kandidaten waren die Unterschiede zwischen Erstund Zweitstimme deutlich geringer. Die GRÜNEN erreichten bei den Zweitstimmen bei der Wählerschaft unter 60 Jahre um die 20 Prozent. Ihren Schwerpunkt hatte sie jetzt bei der Wählerschaft um die 40 Jahre, bei der sie ein Viertel der Zweitstimmen erhielten. Bei der über 60jährigen Wählerschaft votierte nur jeder 12. für die GRÜNEN. Durch das Stimmensplitting mit der SPD hatten die Kandidaten gut 7 Prozent weniger Erstimmen als die Partei an Zweitstimmen erhielt. Die Bundesstadt bleibt eine liberale Hochburg. Die FDP schaffte in allen Altersgruppen einen Anteilswert über 5 Prozent, bei den Männern sogar über 10 Prozent der Zweitstimmen. Die Zweitstimmenaktion der FDP hatte Erfolg bei der Wählerschaft unter 35 Jahre. In diesen Altersgruppen (besonders bei den Männern) waren die Unterschiede zwischen Erst- und Zweitstimme am größten. Die LINKE hatte ihren höchsten Zuspruch bei den 50 jährigen, wo sie bei den Männern um 50 deutlich über 7 Prozent bei den Zweitstimmen blieben. Sie wurde von den Männern mit 6,4 Prozent deutlich mehr als von Frauen (3,8 %) favorisiert. Da erstmals bei einer Landtagswahl die Wähler Erst- und Zweitstimme vergeben konnten, ist ein Vergleich mit früheren Wahlen unmöglich; daher können nur die Zweitstimmen mit der Vorgängerwahl verglichen werden: Die größten positiven Veränderungen bei den Zweitstimmen unter allen Parteien konnten der GRÜNEN für sich (+7,4%) verbuchen: In allen Altersgruppen beider Geschlechter gab es positive Resultate von bis über 10 Prozentpunkten Zugewinnen, nur bei der Wählerschaft um die 30 wurde diese Marke verfehlt. Zweifellos ist dies das Ergebnis der GRÜNEN- Zweitstimmenkampagne. Auch FDP und die LINKE konnten insgesamt positive Ergebnisse verbuchen, blieben aber hinter dem Wahlgewinner, den GRÜNEN, deutlich dahinter. Beachtliche Ergebnisse konnten die sonstigen Parteien bei der Wählerschaft unter 30 Jahre erzielen, hier hatten die PIRATEN und pro NRW die größten Zugewinne. Im Gegensatz hierzu haben die SPD und CDU in allen Altersgruppen Einbussen hinnehmen müssen; die SPD deutlich mehr bei den jüngsten Wählern. In fast allen Altersgruppen verlor die CDU über zehn Prozentpunkte, trotzdem reichte es die Mehrheit aller Stimmen zu gewinnen. Nur bei der Wählerschaft um die 40 lagen die Verluste geringer; in dieser Altersgruppe hat die SPD sogar höhere Verluste auf zu weisen. Die SPD hatte bei den Senioren die geringsten Verluste (-3,5 %) aufzuweisen und wie die CDU in allen Altersgruppen verloren. Die nachstehende Grafik zeigt die Gewinne und Verluste der Parteien. 5
6 Anteile in Prozent Wahlergebnis nach Alter und Geschlecht Differenz Landtagswahl 2010 zu insges. Gab es geschlechtsspezifische Unterschiede im Wählerverhalten? Auskunft hierüber erteilt nachstehende Tabelle (auf 1000 Männerstimmen kommen... Frauenstimmen): CDU SPD GRÜNE FDP Die Linke. Erststimmen Zweitstimmen Es bleibt dabei: CDU und GRÜNE werden eher von Frauen bevorzugt, während sich FDP und die Linke als Männerparteien entpuppten. Interessant ist auch das Ergebnis, dass die SPD und CDU- Kandidaten weniger bei den Frauen punkten konnte als ihre Parteien. Die Repräsentativ- Ergebnisse erlauben auch eine Hochrechnung des Umfangs des Stimmensplittings in Bonn. Tabelle: Hochgerechnetes Stimmensplitting in Bonn Landtagswahl 2010 Angaben in Tausend; /: unter 500 Stimmen ohne Briefwahl Wahlvorschlag der Erststimme Zweitstimmen ungültig CDU SPD GRÜNE FDP Die Sonstige Insgesamt Linke. ungültig 1,2 / / / / / / 1,5 CDU / 27,8 1,6 0,6 1,1 / / 31,6 SPD / 0,7 25,4 2,4 / / / 29,6 GRÜNE / 1,2 9,1 9,0 / / / 20,1 FDP / 4,1 0,6 / 4,4 / / 9,4 Die Linke. / / 1,6 / / 3,2 / 5,3 Sonstige / 0,9 1,3 0,6 / / 4,9 8,4 Erststimmen 1,7 34,8 39,7 12,9 6,2 4,1 6,4 105,9 Insgesamt 6
7 Nur 71 Prozent der Bonner und Bonnerinnen wählten gleichförmig; d.h. sie haben mit ihrer Erst- und Zweitstimme die gleiche Partei gewählt. Bei der letzten Bundestagswahl waren die Bonner noch um 6 Prozentpunkte splittlingsfreudiger. Dies ist auch ein Effekt der deutlich geringeren Wahlbeteiligung der jüngeren Wähler, die deutlich häufiger verschieden wählen als die Senioren, wie nachstehende Grafik zeigt LW 10: Stimmenspitting nach Alter und Geschlecht Anteil der Wähler, die verschieden wählten Männer Frauen J. u. ä. Insges. Gut Bonner votierten verschieden. Die zahlenmäßig größte Kombination war Erststimme SPD/ Zweitstimme GRÜNE mit Bonnern, gefolgt von den Kombinationen FDP/ CDU (4.100) und GRÜNE/ SPD (2.400). Damit haben die CDU- Kandidaten netto rund Stimmen aus dem FDP- Lager erhalten, während der SPD- Kandidat durch die Stützung der GRÜNEN- und LINKE- Wähler den Bonner Wahlkreis 29 gewann. Mehr als Bonner entschieden sich für die Kombinationen SPD/ CDU (2.300) und CDU/ GRÜNE. (1.800). Insgesamt haben 29 Prozent der Wähler mit ihrer Erst- und Zweitstimme unterschiedlich abgestimmt, das ist ein erstes Ergebnis in der Geschichte der Landtagswahlen in Bonn. Innerhalb der Altersgruppen haben 38 Prozent der jüngsten Wähler gesplittet, während bei den über 60jährigen der Splittinganteil nur 20 Prozent betrug. Dabei gab es zwischen Frauen und Männern kaum Unterschiede. Klaus Kosack 7
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