Zum Wert des Sports aus ökonomischer Perspektive

Größe: px
Ab Seite anzeigen:

Download "Zum Wert des Sports aus ökonomischer Perspektive"

Transkript

1 f Zum Wert des Sports aus ökonomischer Perspektive Univ.-Prof. Dr. Christoph Breuer & Felix Mutter Köln, Oktober 2013

2 Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung Inhaltliche und formale Struktur des Berichts Volkswirtschaftliche Effekte Bruttoinlandsprodukt Funktionszuschreibung Tabellarische Übersicht der einbezogenen Studien Forschungsstand Zusammenfassung Forschungsdefizite Bauinvestitionen Funktionszuschreibung Tabellarische Übersicht der einbezogene Studien Forschungsstand Zusammenfassung Forschungsdefizite Sportkonsum Funktionszuschreibung Tabellarische Übersicht der einbezogenen Studien Forschungsstand Sportbezogener Konsum privater Haushalte Sporteventinduzierter Konsum Konsum des organisierten Sports Zusammenfassung Forschungsdefizite Sponsoring, Werbung & Medienrechte Funktionszuschreibung Tabellarische Übersicht der einbezogenen Studien Forschungsstand Zusammenfassung Forschungsdefizite Arbeitsmarkteffekte Funktionszuschreibung Tabellarische Übersicht der einbezogenen Studien Forschungsstand Zusammenfassung Forschungsdefizite Steuereffekte des Sports

3 3.6.1 Funktionszuschreibung Tabellarische Übersicht der einbezogenen Studien Forschungsstand Zusammenfassung Forschungsdefizite Volkswirtschaftliche Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements im Sport Funktionszuschreibung Tabellarische Übersicht der einbezogenen Studien Forschungsstand Zusammenfassung Forschungsdefizite Zusammenfassung der tangiblen ökonomischen Effekte des Sports Sozioökonomische Aspekte Gesundheitsleistungen Funktionszuschreibung Tabellarische Übersicht der einbezogenen Studien Forschungsstand Zusammenfassung Forschungsdefizit Sozialgefüge / Integration Funktionszuschreibung Tabellarische Übersicht der einbezogenen Studien Forschungsstand Zusammenfassung Forschungsdefizite Bildungsleistungen Funktionszuschreibung Tabellarische Übersicht der einbezogenen Studien Forschungsstand Zusammenfassung Forschungsdefizit Sozio-ökonomische Effekte von Sportgroßveranstaltungen Funktionszuschreibung Tabellarische Übersicht der einbezogenen Studien Forschungsstand Zusammenfassung Forschungsdefizit Zusammenfassung der sozio-ökonomischen Effekte des Sports

4 5 Zusammenfassung und Fazit Gesamtliteratur Methode Verbandsstudie Struktur des Fragebogens Verbandsebenen Stichprobe und Rücklauf Gewichtungen Berechnung des sportvereinsinduzierten und /sportverbandsinduzierten Steueraufkommens Anhang - Fragebogen

5 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Zusammensetzung des sportbezogenen BIPs 2008 (Ahlert, 2013) Tabelle 2: Bedeutungszuwachs der Sportwirtschaft im Zeitablauf Tabelle 3: Hauptindikatoren für die wirtschaftliche Bedeutung des Sports von (SIRC, 2010) Tabelle 4: Gesamtvolumen für Bau, Modernisierung, Pflege und Betrieb von Sportstätten im Jahr 2008(BmWi, 2012) Tabelle 5: Kosten der 25 kostenintensivsten Sportanlagen 2008 (BmWi, 2012) Tabelle 6: Aufteilung der sportbezogenen Umsätze des Baugewerbes 1990 (Weber et al., 1995) 22 Tabelle 7: Verbandseigene Infrastruktur (Gesamt) Tabelle 8: Verbandseigene Gebäude/Anlagen aufgeschlüsselt nach Verbandstypen Tabelle 9: Verbandseigene Sportanlagen aufgeschlüsselt nach Verbandstypen Tabelle 10: Nutzung öffentlicher Gebäude und Sportanlagen aufgeschlüsselt nach Verbandstypen Tabelle 11: Nutzung öffentlicher Gebäude aufgeschlüsselt nach Verbandstypen Tabelle 12: Nutzung öffentlicher Sportanlagen aufgeschlüsselt nach Verbandstypen Tabelle 13: Nutzung öffentlicher Bäder aufgeschlüsselt nach Verbandstypen Tabelle 14: Ausgaben aller Sportbünde und verbände Tabelle 15: Sportvereine mit vereinseigenen Sportanlagen (Breuer, 2009, S. 5) Tabelle 16: Bautätigkeit der Vereine nach Bundesland (Breuer, 2009, S. 161) Tabelle 17: Gegenüberstellung der Landesmittel für den Sportstättenbau im Jahr 2006 und der Bauinvestitionen der Vereine (n.v.= Mittel werden nicht über LSB verteilt) Tabelle 18: Relevante Bauinvestitionen in dt. Stadien von 1996 bis Tabelle 19: Basisinformationen zum sportbezogenen Konsum und Sportaktivität nach Sportarten (vorläufige Ergebnisse, nach Preuß et al., 2012, S.11) Tabelle 20: Definition des aktiven und passiven Sportkonsums (Preuss et al., 2012, S.45 f.) Tabelle 21: Touristen (Preuß, 2009, S. 288) Tabelle 22: Einwohner (Preuß, 2009, S. 288) Tabelle 23: WM-Primärimpuls nach Konsumverwendungszwecken (Preuß et al., 2009, S.223) Tabelle 24: Ausgaben der Besuchergruppen (Voillat & Stritt, 1999, S. 72) Tabelle 25: Externe Besucherzahlen (Inter Vistas Consulting Inc., 2002, S. 22) Tabelle 26: Durchschnittliche Ausgaben pro Tag und Aufenthaltsdauer (Inter Vistas Consulting Inc., 2002, S. 23) Tabelle 27: Touristenvergleich (Inter Vistas Consulting Inc., 2002, S. 26) Tabelle 28: Das Angebot an Hotelbetten in Südafrika (Golding, 2010) Tabelle 29: Touristenausgaben des Cooper River Bridge Run (Daniels, Norman & Henry, 2004, S. 186) Tabelle 30: Schätzungen zu den Olympischen Spielen 2012 (Blake, 2005, S. 29) Tabelle 31: Schätzungen zu den Olympischen Spielen 2012 (Blake, 2005, S. 28) Tabelle 32: Schätzungen zu den Olympischen Spielen 2012 (Airola & Graig, 2000, S.5) Tabelle 33: Ausgaben der Sportverbände im Haushaltsjahr Tabelle 34: Ausgaben der Sportvereine im Jahr 2010 und deren Entwicklung (n.e.=nicht erfasst 2007/2008 bzw. 2009/2010) Tabelle 35: Ausgabekategorien von Sportvereinen Tabelle 36: Aufteilung der Gesamtausgaben auf die jeweiligen Ausgabekategorien Tabelle 37: Effekte von strukturellen Indikatoren auf die Höhe der Gesamtausgaben sowie Ausgabenkategorien von Sportvereinen (+++/--- =höchst signifikant, ++/--=sehr signifikant; +/- =signifikant; leer=nicht signifikant)

6 Tabelle 38: Überblick über die durchgeführten Primärerhebungen (von der Heiden et al., 2012, S.60) Tabelle 39: Gesamtvolumen für Sponsoring, Werbung und Medienrechte (von der Heiden et al., 2012, S.71) Tabelle 40: Einnahmen der Sportverbände im Haushaltsjahr Tabelle 41: Einnahmen der Sportvereine aus den Bereichen Sponsoring und Medienrechte Tabelle 42: Beiträge der Wirtschaftzweige an der sportbezogenen Beschäftigung in Deutschland 2008 (Ahlert, 2013) Tabelle 43: Gesamtsituation der Hauptberuflichen Mitarbeiter in den Sportverbänden aufgeschlüsselt nach Art der Anstellung Tabelle 44: Beschäftigte im Linzenfußball (DFL, 2011, S. 20) Tabelle 45: Die Einnahmen des Staates (Kernhaushalte) in 2010 und der abgeschätzte Sportanteil Tabelle 46: Die Ausgaben des Staates (Kernhaushalte) in 2010 und der abgeschätzte Sportanteil Tabelle 47: Übersicht über die geschätzten steuerlichen Rückflüsse der Sportverbände im Jahr Tabelle 48: Übersicht über die geschätzten steuerlichen Rückflüsse der Sportvereine im Jahr Tabelle 49: Arten von Eventbesucher-Typen (Preuß et al., 2009, S. 59) Tabelle 50: Geschätzte sportbezogene Steuermindereinnahmen im Jahr 2010 (in Mrd. Euro) (Pawlowski & Breuer, 2011, S. 193) Tabelle 51: Ehrenamtliche Mitarbeiter im Vorstand nach 26 BGB Tabelle 52: Ehrenamtliche Mitarbeiter im erweiterten Vorstand Tabelle 53: Ehrenamtliche Mitarbeiter außerhalb des Vorstandes Tabelle 54: Ehrenamtliche Positionen und deren Entwicklung Tabelle 55: Zusammenhang von Mitgliedschaftsdauer der Sportvereinsmitglieder im gegenwärtigen Sportverein und ehrenamtlichem Engagement in Prozent (Braun, 2003a, S. 215) Tabelle 56: Zusammenhang von Alter der Sportvereinsmitglieder und ehrenamtlichem Engagement in Prozent (Braun, 2003a, S. 217) Tabelle 57: Motive zu freiwilligem Engagement in Prozent (Braun, 2003b, S. 250) Tabelle 58: Lebensstilgruppen (Priller & Zimmer, 1999, S. 141) Tabelle 59: Gemeinwohlorientiertes Wirken als Aufgabe im Selbstverständnis deutscher Interessengruppen, differenziert nach Politikfeldern (1 = sehr wichtig, 5 = unwichtig)(sebaldt, 1997, S. 186) Tabelle 60: Zusammenfassung der Auswirkungen von körperlicher Aktivität auf die Gesundheit (In Anlehnung an Gesundheitsberichterstattung des Bundes, 2003, S. 8) Tabelle 61: Zusammenfassung der Gesamtkosten für Sportverletzungen im Jahr 2000 (In Anlehnung an ARAG, 2001) Tabelle 62: Persönliche Bindungen an den Sportverein und wahrgenommene Mitgliederbindung (mit 1 = trifft überhaupt nicht zu bis 4 = trifft ganz genau zu)(baur, Burrmann & Nagel, 2003, S. 171) Tabelle 63: Persönliche Bindung an den Sportverein (Baur, Burrmann & Nagel, 2003, S. 175) Tabelle 64: Absolute Mitgliedschaftsdauer (Baur, Burrmann & Nagel, 2003, S. 179) Tabelle 65: Mitgliedschaft in Vereinen nach soziodemographischen Merkmalen in Prozent (Schöb, 1999, S. 9) Tabelle 66: Sportvereine, die Ehrenamtliche mit Migrationshintergrund haben und deren Entwicklung (Breuer, 2011, S.26) Tabelle 67: Maßnahmen zur Integration von Personen mit Migrationshintergrund in den Sportvereinen(Breuer, 2009, S. 10) Tabelle 68: Mitgliedschaft und politisches Interesse 1 in Prozent (Schöb, 1999, S. 10)

7 Tabelle 69: Beteiligungsmöglichkeiten und Ämter (Mehrfachnennungen möglich) für Jugendliche 2007/2008 (Breuer, 2009, S. 37) Tabelle 70: Beteiligungsmöglichkeiten und Ämter (Mehrfachnennungen möglich) für Jugendliche 2005/2006 (Breuer, 2007, S. 320) Tabelle 71: Ziele und Wirkungen von Sportevents (Freyer, 1998) Tabelle 72: Standortfaktoren (Maennig & Feddersen, 2002, S. 102) Tabelle 73: Sportvereine und internationale Kontakte (Breuer, 2009, S. 17) Tabelle 74: Art der internationalen Kontakte (Mehrfachnennung möglich) (Breuer, 2009, S. 17)

8 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1 : Inhaltliche Übersicht Abbildung 2: Geforderte Verbesserungen im Infrastrukturbereich (Wetterich, Eckl & Schabert, 2009, S. 108) Abbildung 3: Sportbezogenen Konsum der privaten Haushalte (Preuß et al., 2012, S. 120) Abbildung 4: Sportbezogenen passiver Konsum der privaten Haushalte (Preuß et al., 2012, S. 149) Abbildung 5: Reiseverkehrseinnahmen in Deutschland (in Anlehnung an Deutsche Bundesbank, 2006, S. 43) Abbildung 6: Übernachtungszahlen und Tourismuseinnahmen seit 2000 (Allmers & Maennig, 2009) Abbildung 7: Beeinflussungstypen (nach Spilling, 1999, S. 138) Abbildung 8: Sportbezogene Steuereinnahmen (Weber et al., 1995, S. 261) Abbildung 9: Die Kern-, enge und weite Abgrenzung des Sports im Sinne der Vilnius-Definition (nach Pawlowski & Breuer, 2011, S. 14) Abbildung 10: Die geschätzten sportbezogenen direkten Einnahmen und Kosten des Staates Abbildung 11: Entscheidungsoptionen zur Festlegung des Untersuchungsgegenstandes (Braun, 2003a in Anlehnung an Beher et al., 1998, S. 146) Abbildung 12: Ehrenamtlichen Engagements in Sportvereinen (Braun, 2003a, S. 209) Abbildung 13: Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Vereinsmitgliedern (Braun, 2003a, S. 218) Abbildung 14: Haupt und nebenberufliches Personal (Braun, 2003a, S.230) Abbildung 15: Volunteer-Tätigkeitsbereiche in Deutschland (Gaskin et al.,1996, S. 75) Abbildung 16: Anteil der Männer und Frauen, die wöchentlich zwei und mehr Stunden aktiv sind. (Gesundheitsberichterstattung des Bundes, 2003, S. 9)

9 1 Einleitung Der Sport in Deutschland besitzt zweifelsohne einen hohen sozialen Wert. Entsprechend besteht kein Mangel seitens der von Staat, Politik und Sportorganisationen reklamierten Gemeinwohlfunktionen des Sports bzw. einer darauf spezialisierten Programmatik. So finden sich etwa Annahmen einer Integrations-, Sozialisations-, Repräsentations- und Gesundheitsfunktion des Sports in vielen Dokumenten und wurden bereits aus soziologischer Perspektive geprüft (z.b. Rittner & Breuer, 2004). Die Frage, was der Sport für die Gesellschaft schafft, ist jedoch noch nicht hinreichend beantwortet. Öffentliche Unterstützungsleistungen für den Sport und Investitionen in den Sport erfordern heute zunehmend auch eine ökonomische Betrachtung. Dabei geht es weniger nur um den Umstand, dass Sport positive Externalitäten mit sich bringt, somit auch Sportinaktive vom Sporttreiben anderer profitieren (z.b. durch einen größeren gesellschaftlichen Zusammenhalt) und daher der gesellschaftliche Wert des Sports höher ist als die aggregierten individuellen Wertzuschreibungen durch die Sportaktiven, was wiederum eine Subventionierung von Teilen des Sports begründet (ausführlich: Breuer & Hallmann, in Druck). Bei der Diskussion um den Wert des Sports und damit implizit um öffentliche Unterstützungsleistungen für den Sport und Investitionen in den Sport stehen vielmehr Fragen um den ökonomischen Wert im Mittelpunkt. Es geht also um die Frage inwieweit der Sport in Deutschland einen volkswirtschaftlichen und sozialen Mehrwert generiert bzw. Investitionen in den Sport eine ökonomische und soziale Rendite erbringen. Damit ist die Zielsetzung dieser Arbeit benannt. Der einschlägige Forschungsstand zum Wert des Sports soll aus ökonomischer Sicht aufgearbeitet und verdichtet werden, so dass ein schlüssiges Gesamtbild entsteht. Dabei berücksichtigt diese Arbeit die klassische volkswirtschaftliche Betrachtung ökonomischer Effekte, geht jedoch über diese hinaus, da ein großer Teil der Wertschöpfung des Sports gerade nicht durch eine klassische volkswirtschaftliche Herangehensweise erfasst werden dürfte. So berücksichtigt die klassische volkswirtschaftliche Herangehensweise etwa die Bedeutung des Produktionsfaktors Ehrenamt nicht hinreichend. Ähnliches dürfte für den sozioökonomischen Wert gelten (z.b. ökonomischer Bildungswert, Gesundheitswert, Integrationswert). Es geht im Folgenden somit eine ganzheitliche ökonomische Betrachtung des Anteils des Sports am Wirtschafts- und Steueraufkommen, am Arbeitsmarkt sowie um die auch in der Diskussion um Sportgroßveranstaltungen politisch wichtiger werdende Frage nach Umwegrentabilitäten: Inwiefern generieren Investitionen in den Sport einen sozioökonomischen Mehrwert? 2 Inhaltliche und formale Struktur des Berichts Um die ökonomische Bedeutung des Sports in Deutschland umfassend abzubilden sollen alle Stakeholder-relevanten Bereiche des Sportsektors abgedeckt werden. Auf der ersten Ebene soll eine systematische Unterteilung in volkswirtschaftliche Effekte (Kap.3) und sozio-ökonomische Effekte (Kap.4) des Sports erfolgen. Unter volkswirtschaftlichen Effekten sollen hier primär tangible, d.h. unmittelbar über beobachtbare Marktpreise und gehandelte Mengen zu bestimmende Effekte verstanden werden. Unter sozio-ökonomischen Effekten werden primär intangiblen Effekten des Sports verstanden. Durch den umfassenden Einbezug dieser sozio-ökonomischen Effekte sollen die positiven externen Effekte 9

10 des Sports mitberücksichtigt werden. Abbildung 1 gibt die inhaltliche Struktur dieses Berichts wieder. Die ökonomische Bedeutung des Sports in Deutschland 3. Volkswirtschaftliche Effekte 4. sozio-ökonomische Effekte 3.1. BIP-Effekte 4.1. Gesundheit 3.2. Bauinvestitionen 3.3. Konsum 4.1. Bildung 4.3. Sozialgefüge / Integration 3.4. Sponsoring, Werbung, Medienrechte 4.4. Gesellschaftliche Effekte des Spitzensports 3.5. Arbeitsmarkteffekte 3.6. Fiskalische Effekte 3.7. Effekte des Ehrenamts Abbildung 1 : Inhaltliche Übersicht In den themenspezifischen Unterkapiteln wird jeweils analysiert, (1) welche Funktionszuschreibungen bislang wissenschaftlich belegt sind, (2,3) welche ökonomischen Effekte des Sports bislang untersucht wurden, (4) welche Erkenntnislücken bestehen, und auf welche Weise diesen Forschungsdesideraten begegnet werden kann. Vor dem Hintergrund des Legitimierungsdrucks der öffentlichen Sportförderung sollen die inhaltlichen Schwerpunkte vor allem auf die ökonomischen Effekte folgende Teilbereiche des Sports gelegt werden: a. Der gemeinnützige Sport in Deutschland, organisiert in Verbänden und Vereinen b. Das aktive Sporttreiben der Bevölkerung c. Der Spitzensport in Deutschland, mit der Ausrichtung von Sportgroßveranstaltungen und den Erfolgen nationaler Athleten Darüber hinaus sollen die Ausführungen vereinzelt mit ökonomischen Effekten von kommerziellen Sportanbietern, wie bspw. Fitnessstudios, und professionelle Sportorganisationen, wie bspw. Ligen oder Clubs, vervollständigt werden. Es ist zu beachten, dass viele der Auslöser von ökonomi- 10

11 schen Effekten des Sports Überschneidungen aufweisen und somit eine trennscharfe Abgrenzung nicht durchgehend möglich ist. Verschiedenen Quellen bilden die Daten- und Informationsgrundlage um die ökonomische Bedeutung der jeweiligen Themenschwerpunkte abschätzen zu können. Informationen zum gemeinnützig orientierten, organisierten Sport in Deutschland werden einerseits den vier Wellen des Sportentwicklungsberichts entnommen, welche ein umfassendes Bild der Sportvereine in Deutschland bieten (Breuer, 2007; 2009; 2011; 2013a). Neben den Vereinen bilden die Sportbünde und Sportverbände einen wichtigsten Träger des gemeinnützigen Sports in Deutschland. Da sich der wissenschaftliche Erkenntnisstand zum Verbandswesen in Deutschland als unzureichend herausgestellt hat, wurde eine umfassende Primärerhebung der knapp 4000 Sportbünde und -verbände durchgeführt (Breuer, 2013b). 1 Darüber hinaus wird auf Sekundärdaten nationaler und internationaler wissenschaftlicher Studien zurückgegriffen. 1 Die Methodik der Studien sowie der eingesetzte Fragebogen sind im Anhang des Berichts zu finden. 11

12 3 Volkswirtschaftliche Effekte Zunächst sollen die volkswirtschaftlichen Effekte des Sports betrachtet werden, also jene, die in der Regel monetarisierbar sind und somit einen quantifizierbaren Beitrag leisten. Hierbei werden zuerst die aggregierten Effekte des Sports auf das BIP geprüft (Kap. 3.1). Anschließend erfolgt eine differenzierte Betrachtungsweise der sportinduzierten Effekte von Bauinvesitionen (Kap.3.2), des Sportkonsums (Kap. 3.3) und von Sponsoring, Werbung und Medienrechten (Kap. 3.4). Es folgt die Analyse der sportbezogenen, hauptamtlichen Beschäftigungseffekte (Kap. 3.5) und der sportinduzierten Steuereffekte (Kap. 3.6). Abschließend soll die ökonomische Bedeutung des Ehrenamts quantifiziert werden (Kap. 3.7). Zum Ende werden die volkswirtschaftlichen Effekte des Sports zusammengefasst (Kap. 3.8). 12

13 3.1 Bruttoinlandsprodukt Funktionszuschreibung In unserer heutigen Gesellschaft stellt der Sport, in seinen unzähligen Ausprägungen, ein zentrales Element des öffentlichen Lebens dar. Sport vermittelt dabei nicht nur soziale Werte, fördert die Gesundheit und beschert uns Lebensfreude, sondern er erzeugt ebenso wirtschaftliche Wertschöpfung, schafft Arbeitsplätze und produziert einen Beitrag zur wirtschaftlichen Kraft unseres Landes. Diese Entwicklung, hin zu einem Wirtschaftsfaktor, wurde zum einen begünstigt durch ein sich veränderndes Freizeit-, Konsum- und Sportverhalten der Bevölkerung und zum anderen durch eine stetig zunehmende Professionalisierung, Mediatisierung und Kommerzialisierung aller Bereiche des Sports, vor allem aber des Hochleistungssportes. Die ökonomische Relevanz und Funktion des Sports wird dementsprechend vom Dachverband des organisierten Sports, dem DOSB, in seinem Positionspapier (2006) wie folgt kommuniziert: Der organisierte Vereinssport ist - obwohl er ein Non-Profit-System darstellt - ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. (DOSB, 2006, S. 5). Dieser Erkenntnis einer ökonomischen Dimension des Sports wurde lange Zeit keine Bedeutung beigemessen. Hierbei stehen besonders zwei Ursachen im Vordergrund. (1) Die sportlichen Ursprünge in Deutschland blicken auf eine lange Tradition zurück. Sport galt lange als Parallelwelt, mit anderen Werten und Normen, die den spezifischen Wert des Sports nicht über ökonomische Denkweisen definierten. (2) Die Dachorganisation des Sports, der DOSB, ist eine Non-Profit- Organisation. Das erwerbswirtschaftliche Ziel der Gewinnmaximierung, wie sie in der freien Wirtschaft unabdingbar ist, steht hier nicht im Vordergrund. Das vorrangige Ziel der Bedürfnisbefriedigung, z.b. dem Sport treiben, ist hier ausschlaggebend. Das Bereitstellen von ökonomischen Ressourcen dient lediglich der Zielerreichung (Heinemann, 1995). Die ökonomische Funktion des Sports findet in den Stellungnahmen von EU, Staat und Politik immer größere Bedeutung. Das EU-Weissbuch des Sports vom legt den Mitgliedsstaaten nahe, die wirtschaftliche Bedeutung des Sports anhand von Satellitenkonten 2 zu bemessen, um seine Dimension zu eruieren: Die Kommission wird in enger Zusammenarbeit mit den Mitgliedstaaten versuchen, eine europäische Statistikmethode für die Messung des wirtschaftlichen Einflusses des Sports als Basis für nationale Sportstatistiken zu entwickeln, die künftig zur Erstellung eines europäischen Sportsatellitenkontos führen könnte. (COM, 2007, S. 12) Tabellarische Übersicht der einbezogenen Studien Ahlert an der Heiden et al. Berwert et al. BmWi Die ökonomische Bedeutung des Sports in Deutsch- land. Ergebnisse des Sportsatellitenkontos 2008 Bedeutung des Spitzen- und Breitensports im Be- reich Werbung, Sponsoring und Medienrechte Wirtschaftliche Bedeutung des Sports in der Schweiz Die wirtschaftliche Bedeutung des Sportstättenbaus und ihr Anteil an einem zukünftigen Sportsatelliten Ein Satellitenkonto ist ein Konto innerhalb der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR), mit dem die volkswirtschaftliche Verflechtung des Sports ermittelt wird. Dabei wird der Sport als eigenständige Branche in VGR-Kategorien abbildet. Die so ermittelten mikroökonomischen Daten können z.b. als Anteil des BIP ausgedrückt werden, um die ökonomische Bedeutung dieser einzelnen Branche darzustellen. 13

14 konto Dachs et al. Dimitrov et al. Die wirtschaftliche Bedeutung des Sports in Öster- reich Die makroökonomischen Effekte des Sports in Eu- ropa Meyer & Ahlert Die ökonomischen Perspektiven des Sports 2000 Sport Industry Research Centre Preuß et al. Economic Value of Sport in England Wirtschaftliche Bedeutung des Sports in Deutsch- land Erhebungen und Auswertungen zum sport- bezogenen Konsum Weber et al. Die wirtschaftliche Bedeutung des Sports Forschungsstand Die Sportwirtschaft ist eine Querschnittbranche, welche sich aus vielen anderen Wirtschaftszweigen zusammensetzt. Dieser Tatbestand erschwert die Erfassung deren ökonomischer Bedeutung. An dieser Stelle sollen die aktuellsten Ergebnisse von Ahlert (2013) vorgestellt werden und mit älteren Ansätze von Meyer und Ahlert (2000) und Weber et al. (1995) verglichen werden. Zudem wird Bezug auf internationale Studien genommen, welche den Anteil der Sportwirtschaft am BIP in anderen Nationen untersucht haben. Im Auftrag des Bundesinstituts für Sportwissenschaft wurde von Ahlert (2013) ein Satellitenkonto Sport für das Berichtsjahr 2008 erstellt. Dabei erfolgte die wirtschaftstatistische Operationalisierung der Sportwirtschaft auf Basis der Vilnius-Definition des Sports. Die Informationsbasis bestand aus Daten der Input-Output-Rechnung des Statistischen Bundesamts sowie aus drei primärstatistischen Untersuchungen. 3 Die im Frühjahr 2012 erschienene Studie: Wirtschaftliche Bedeutung des Sports in Deutschland Erhebungen und Auswertungen zum sportbezogenen Konsum von Preuß et al. untersucht den Sportkonsum privater Haushalte in Deutschland. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass der Sportkonsum der deutschen Bevölkerung 2010 insgesamt 138,6 Mrd. Euro beträgt. Davon entfallen 112,6 Mrd. Euro auf den sportbezogenen Konsum des aktiven Sporttreibens und 26 Mrd. Euro auf das passive Sportinteresse. Demnach macht der Sport einen Anteil von 9,7 %, bzw. 7,2 % ohne die Berücksichtigung von Fahrtkosten, am Gesamtkonsum deutscher Haushalte aus. Gemäß einer Studie des BmWi (an der Heiden et al., 2012) beträgt das sportbezogenen Gesamtvolumen für Werbung, Sponsoring und Medienrechte im Jahr ,5 Mrd.. Die Werbeausgaben der Sportgüterhersteller betragen 726,9 Mio. und sind so im Vergleich der werbestärksten Bran- 3 Auf diese Studien wird in den jeweiligen Kapiteln nochmals detailliert eingegangen. 14

15 chen 2010 zwischen Online-Dienstleistungen (777,9 Mio. ) und Schokolade und Zuckerwaren (726,4 Mio. ) an achter Stelle einzuordnen (Nielsen, 2011). Die Aufwendungen für Medienrechte haben einen Umfang von gut 1 Mrd.. Das gesamte Sponsoringvolumen, inkl. der Aktivierung des Sponsorings, beträgt ca. 3,6 Mrd. Euro. Eine weitere Studie des BmWi bezifferte das sportbezogenen Gesamtvolumen für Sportstättenbau, Modernisierung, Pflege und Betrieb betrug im Jahr 2008 rund 22,6 Mrd., wovon der größte Anteil die Betriebs- und Instandhaltungskosten ausmachten (9,7 Mrd. ), gefolgt von den Bauinvestitionen in Sportstätten (7,0 Mrd. ). Die öffentliche Hand, im Wesentlichen die Kommunen, trug ca. 74 Prozent der Investitions- und Betriebskosten im Bereich Sportstätten (Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie, 2012). Nach dem Hauptverband der deutschen Bauindustrie betrug das Gesamtvolumen der Bauwirtschaft im Jahr 2011 ca. 257 Mio. Euro, womit der sportbezogene Anteil auf ca. 2,7 % zu schätzen ist (Statistisches Bundesamt, 2011). Zusammengefasst konnte die sportbezogenen Bruttowertschöpfung im Jahre 2008 auf 73,1 Mrd. Euro beziffert werden. Gemessen an der gesamtdeutschen Bruttowertschöpfung 2008 in Höhe von Mrd. Euro, können der Sportwirtschaft demnach ca. 3,3 % zugerechnet werden. Ein vergleichbarer Wert wird z.b. vom deutschen Fahrzeugbau erwirtschaftet. Aus der aufkommens- und verwendungsseitigen Betrachtung lässt sich das sportbezogene BIP in Höhe von 91,3 Mrd. Euro berechnen. Dieser Anteil entspricht 3,7 % des gesamtdeutschen BIPs. Laut statistischem Bundesamt (2012) leistet der Sport damit im Branchenvergleich einen ähnlichen Beitrag wie das Versicherungsgewerbe (BIP-Anteil 2009: 4,0 %). Tabelle 1 gibt einen Überblick über die Zusammensetzung des sportbezogenen BIPs. Tabelle 1: Zusammensetzung des sportbezogenen BIPs 2008 (Ahlert, 2013) Wirtschaftszweig Beitrag am BIP in Mrd. Konsum privater Haushalte aufgrund von Sport 87,2 Konsum der Sportvereine und Verbände 1,8 Konsum des Staats aufgrund von Sport 16,4 Ausrüstungsinvestitionen etc. aufgrund von Sport 0,6 Bauinvestitionen aufgrund von Sport 7,0 Sportspezifische Exporte 2,1 Sportspezifische Importe (-) 23,8 Summe 91,3 Die Studien von Weber et al. (1995) sowie Meyer und Ahlert (2000) sind Basisarbeiten auf dem Gebiet der ökonomischen Quantifizierung des Sports. Die in diesen Untersuchungen verwendeten Daten sind jedoch um einiges älter als die Publikationsjahre darlegen. Dennoch bilden sie, nicht nur in Deutschland, die Grundlage für viele weitere Untersuchungen in diesem Forschungsschwerpunkt. Darüber hinaus bildet der Vergleich der früheren Ergebnisse mit den aktuellen Ergebnissen von Ahlert (2013) den Bedeutungszuwachs der Sportwirtschaft im Zeitverlauf ab. Eine erste umfangreiche Bestandsaufnahme der gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen des Sports ist von Weber et al. (1995) erstellt worden. In der Studie wurden die durch den Sport ausgelösten Geldströme und wirtschaftlichen Aktivitäten in Form einer Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) erfasst und dargestellt. Dabei bezogen sich die Autoren auf das Referenzjahr Durch die politischen Umwälzungen der deutschen Einigung sind die Daten aus den neuen Bundesländern sehr unübersichtlich und wenig abgesichert. Nichtsdestotrotz beziehen sich die Daten der 15

16 Studie auf die gesamte Bundesrepublik Deutschland. Weber et al. (1995, S. 45ff) ermittelten Werte für die sportbezogenen Ausgaben der privaten Haushalte von 36 Mrd. DM, wobei der Großteil für Sportwaren (13,8 Mrd. DM), Sporturlaub (8,6 Mrd. DM) und Sportausübung (7,7 Mrd. DM) verwendet wurde. Damit ergeben sich für Deutschland durchschnittliche sportbezogene Ausgaben pro Jahr und Bürger von 540 DM. Die Daten wurden in einer Befragung von über 14jährigen Personen erhoben und auf die Gesamtbevölkerung hochgerechnet. Der selbstverwaltete Sport die Sportvereine und Verbände hat 1990 ein Haushaltsvolumen von 6,775 Mrd. DM. Die beiden wichtigsten Einnahmequellen der Sportorganisationen waren hierbei Mitgliedsbeiträge und Spenden (2,3 Mrd. DM) sowie die Zuschüsse der öffentlichen Hand (1,5 Mrd. DM). Das sportbezogene Bruttoinlandsprodukt, also der Gesamtwert aller infolge von sportbezogenen Aktivitäten im Inland produzierten Waren und Dienstleistungen, belief sich unter Ausklammerung des kompletten medizinischen Bereichs auf 1,4%. Dies entsprach absolut einer sportbezogenen Bruttowertschöpfung von rund 30 Mrd. DM (Weber et al., 1995, S. 287ff). Meyer und Ahlert (2000) nahmen sich ebenfalls dem Problem der ökonomischen Bedeutung des Sports an. In ihrer empirischen Analyse wurden erstmals mit Hilfe einer Input-Output-Tabelle die vielfältigen sportökonomischen Aktivitäten in ihrer Verflechtung mit der Volkswirtschaft (Meyer & Ahlert, 2000, S. 55) für das Jahr 1993 präzise dargestellt. Die zuvor ermittelten Daten von Weber et al. (1995) wurden durch zahlreiche amtliche Statistiken erweitert, um schließlich sieben Sektoren aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) der deutschen Input-Output-Tabelle zu isolieren. Die damit entstandene Input-Output-Tabelle des Sports (Meyer & Ahlert., 2000, S.55 ff) bildete auf der Angebotsseite die Sektoren Sportgüter (Fahrräder, Geräte, Schuhe, Bekleidung) und Dienstleistungen (Wissenschaft, Sportschulen, Staat, Non-Profit-Organisationen) ab. Das ermittelte Bruttoinlandsprodukt (BIP) für das Satellitensystem Sport hatte 1993 eine Höhe von 44,26 Mrd. DM (Meyer & Ahlert, 2000, S. 140f). Ähnlich wie in der Studie von Weber et al. (1995) ist auch hier der sportbezogene private Verbrauch mit 33,22 Mrd. DM die größte Komponente. Die öffentliche Förderung durch Bund, Länder und Kommunen betrug ,4 Mrd. DM (Meyer & Ahlert, 2000, S. 75 ff). Um auch zukünftige sportbezogene Wertschöpfungseffekte zu eruieren, entwickelten Meyer und Ahlert das SPORT Simulations- und Prognosemodell. Aufgrund dieser Simulationsrechnungen konnten Werte bis zum Jahre 2010 prognostiziert werden. Für das Jahr 1998 stellten sie ein sportbezogenes Bruttoinlandsprodukt von 53 Mrd. DM fest, dies entsprach 1,4% des gesamten BIP. Des Weiteren untersuchten sie mit Hilfe ihres Analysetools, die Auswirkung der Subventionen für den selbstverwalteten Sport bei gleichbleibenden Gesamtausgaben des Staates. Tabelle 2: Bedeutungszuwachs der Sportwirtschaft im Zeitablauf. Autor Referenzjahr Sportbezogenes BIP Anteil am gesamtdeutschen BIP Weber et al., Mrd. DM 1,4 % Meyer & Ahlert, Mrd. DM 1,4 % Ahlert, Mrd. Euro 3,7 % Tabelle 2 stellt den Bedeutungszuwachs der Sportwirtschaft in den Jahren von 1990 bis 2008 heraus. Den Ergebnissen zufolge stieg der Anteil des sportbezogenen BIPs am gesamtdeutschen BIP in diesem Zeitraum von 1,4 % auf 3,7 % an. 16

17 Im Zuge der Kommerzialisierung und Professionalisierung des Sports, dem allgemeinen Wandel zu einer freizeitkonsumorientierten Gesellschaft und durch die demographische Verschiebung, wurde die wirtschaftliche Bedeutung des Sports auch in anderen europäischen Ländern untersucht. Das Bewusstsein, dass der Sport nicht nur soziale und gemeinwohlorientierte Aspekte der Gesellschaft bedient, sondern einen ebenso erheblichen wirtschaftlichen Beitrag leistet, führte zu weiteren Studien auf diesem Gebiet. So kommen die Autoren Dachs et al. (2001), Berwert et al. (2007) sowie das Sport Industry Research Centre (SIRC) von der Sheffield Hallam University in England (2010) bei der Berechnung der ökonomischen Wertschöpfung des Sports zu ähnliche Ergebnissen, wie wir sie auch in Deutschland finden. Für Österreich ermittelten Dachs et al. (2001) im Jahr 1998 eine Wertschöpfung von 74,6 Mrd. ATS (ca. 5,4 Mrd ) 4. Hierbei wurde der Sportsektor in zwei Teilbereiche gegliedert, den Kernbereich 5 (37,7 Mrd. ATS) und den Sporttourismus (37 Mrd. ATS). Die Wertschöpfungseffekte von 74,6 Mrd. ATS entsprachen ca. einem Anteil von 2,9% am österreichischen BIP für das Jahr 1998, wohingegen der Kernbereich, vergleichbar mit den Ergebnissen aus Deutschland, einen Anteil von 1,5% ausmachte (Dachs et al., 2001, S.194ff). Berwert et al. (2007, S. 1ff) eruierten in ihrer Studie für die Schweiz ähnliche Ergebnisse. Für das Gesamtsystem Sport errechneten sie eine Bruttowertschöpfung von 8,02 Mrd. CHF 6. Damit leistete der Sport insgesamt einen Beitrag von 1,8% zum BIP. Analog zu der Studie aus Österreich spielte hier ebenfalls der Sporttourismus eine übergeordnete Rolle. Mit 2,16 Mrd. CHF (27%) Bruttowertschöpfung ist es der wichtigste Sportsektor in der Schweiz. Die im Jahr 2010 vorgelegte Arbeit des Sport Industry Research Centre (SIRC) untersuchte die ökonomische Bedeutung des Sports in England für das Referenzjahr Dabei stützen sich die Autoren auf die Aussagekraft dreier Hauptindikatoren (vgl. Tabelle 1): die Konsumausgaben im Sport, die Bruttowertschöpfung des Sports und die vorhandenen Arbeitsplätze die durch den Sport generiert werden. Dabei vergleichen sie ihre Daten mit älteren Studien und können so zusätzlich die wirtschaftliche Kraft des Sports im Zeitverlauf abbilden. Ihre Ergebnisse spiegeln die zuvor dargestellten Daten aus den anderen Arbeiten wider. Mit einer Bruttowertschöpfung von ca. 16,7 Mrd. Pfund für England, leistete der Sport insgesamt einen Beitrag von 1,5% zum BIP lag dieser Wert sogar bei 1,7%, doch im Zuge der weltweiten Finanzkrise ging die Bruttowertschöpfung des Sports im Vergleich zur Gesamtwertschöpfung leicht zurück. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte lagen in England 2008 bei 17,3 Mrd. Pfund. Das sind 2,3% gemessen an den Gesamtausgaben. Wenn auf Basis konstanter Preise analysiert wird, dann stiegen die Konsumausgaben um 138% über einen Zeitraum von 23 Jahren an. Als dritten Indikator für die wirtschaftliche Bedeutung des Sports ziehen die Autoren die Beschäftigungszahlen heran. Diese werden aus methodischen Gesichtspunkten im Kapitel 5.2 behandelt. Tabelle 3: Hauptindikatoren für die wirtschaftliche Bedeutung des Sports von (SIRC, 2010) ATS ist die offizielle Abkürzung für Österreichische Schilling. Der Schilling war von 1925 bis zur Einführung des Euro am 1. Januar 1999 die Währung und anschließend noch bis zum 28. Februar 2002 gesetzliches Zahlungsmittel der Republik Österreich. Wechselkurs: 1 = ATS 13,7603 ( 5 Zum Kernbereich zählen: die Vereine und Verbände des organisierten Amateur- und Profisports, Sportgroßveranstaltungen, der Schulsport, Anbieter von Sportinfrastruktur, mediale Berichterstattung sowie die Sportartikelindustrie (Dachs et al., 2001, S.1ff.) 6 CHF ist die offizielle Abkürzung für Schweizer Franken. Wechselkurs 1 = CHF ( 17

18 1 2 3 Sportbezogene Ausgaben der privaten Haushalte (Mio. ) % an den Gesamtausgaben 2,0 2,1 2,2 2,2 2,3 2,5 2,6 2,3 Bruttowertschöpfung Sport (Mio. ) % Gesamtbruttowertschöpfung 1,2 1,3 1,4 1,5 1,5 1,6 1,7 1,5 Beschäftigte im Sport (Tausende) 304,0 321,0 326,0 346,0 365,4 401,0 433,9 441,0 % der gesamten Beschäftigung 1,3 1,4 1,5 1,5 1,6 1,7 1,8 1,8 Dimitrov et al. (2006) projizierten das Satellitensystem Sport von Meyer und Ahlert (2000) auf den europäischen Gesamtraum und erschlossen so die makroökonomischen Gesamteffekte des Sports in der Europäischen Union. Dabei unterteilten sie im Rahmen ihrer Studie drei ökonomische Teilbereiche des Sports, den Sport im engsten Sinne, den Sport im engeren Sinne und den Sport im weiteren Sinne. 7 Bei der Hochrechnung der direkten Wertschöpfung für den Sport im engsten Sinne, ermittelten die Autoren einen Effekt von 41 Mrd. für die Europäische Union (EU- 25). Werden in die Berechnung noch Multiplikatoreffekte mit einbezogen, so ergibt sich eine totale Wertschöpfung von 45 Mrd.. In ihrer weitesten Definition entspricht der Beitrag der europäischen Sportwirtschaft ca. 407 Mrd.. Dies stellt einen Anteil von 0,51% bzw. 4,58% an der gesamteuropäischen Wertschöpfung da (Dimitrov et al., 2006, S. 12ff) Zusammenfassung Nach neusten Erkenntnissen von Ahlert (2013) beläuft sich die sportbezogenen Bruttowertschöpfung 2008 in Deutschland auf ca. 73,1 Mrd. Euro, was ca. 3,3 % der gesamtwirtschaftlichen Bruttowertschöpfung Deutschlands ausmacht (Ahlert, 2013). Das sportbezogene BIP beläuft sich auf 91,3 Mrd. Euro womit die Sportwirtschaft für ca. 3,7 % des gesamtdeutschen BIPs verantwortlich ist. Im Vergleich mit den Basisarbeiten auf dem Gebiet der ökonomischen Bedeutung des Sports (Weber et al., 1995; Meyer & Ahlert, 2000) wird ein Bedeutungsanstieg der Sportwirtschaft in Deutschland deutlich. Durch die voranschreitende Professionalisierung und ein gestiegenes mediales Interesse des Sports kann auch in Zukunft von einem ökonomisch höheren Beitrag ausgegangen werden Forschungsdefizite 7 Bei ihrer Einteilung orientieren sie sich an der statistischen Systematik der Wirtschaftszweige der EU. Demnach gehören zum engsten Kreis der Betrieb von Sportanlagen und die Erbringung von sonstigen Dienstleistungen des Sports. Zum Sport im engeren Sinne gehören die Sportartikelproduktion, der Sportartikelhandel, Sportunterhaltung (Medien) und die Sportausbildung. Der Tourismus, der Gesundheitsbereich, Werbung, Versicherungstätigkeit etc. gehören zum Sport im weiteren Sinne (Dimitrov et al., 2006, S. 6ff). 18

19 Es besteht immer noch Unkenntnis darüber, inwieweit der Wirtschaftssektor Sport bei politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umwälzungen bzw. Krisen reagiert. Erste Anzeichen lieferte hierfür die Arbeit vom SIRC (vgl. Tab. 1). Während der Weltwirtschaftskrise 2008 zeigt sich ein schwacher Rückgang von 0,2% an der Gesamtbruttowertschöpfung in England. Hierzu wäre es sinnvoll das Satellitenkonten-Modell kontinuierlich mit neuen Daten weiterzuentwickeln, ähnlich wie der Sportentwicklungsbericht, der alle 2 Jahre die Situation der Vereine in Deutschland untersucht. Eine regelmäßige Fortschreibung des Sportsatellitenkontos wäre bei weitem kostengünstiger und vor allem effizienter als eine erneute Grundlagenforschung. 19

20 3.2 Bauinvestitionen Funktionszuschreibung Sowohl für das aktive Sporttreiben als auch für den passiven Zuschauersport werden zahlreiche Sportstätten, Sportanlagen und Sportstadien benötigt. Draus folgt, dass zahlreiche Investitionen in den Bau, die Modernisierung und den Betrieb von Sportstätten direkt dem Sportsektor zugerechnet werden können. Über derartige Bauinvestitionen und zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur, bspw. im Rahmen von Sportevents, leistet der Sportsektor darüber hinaus auf vielfältige Weise einen Beitrag zur Staatsmodernisierung. Neben der direkten ökonomischen Wertschöpfung haben sportinduzierten Bauinvestitionen einen indirekten ökonomischen Nutzeneffekt. Aktuelle wissenschaftliche Befunde deuten darauf hin, dass die Verfügbarkeit von Sportinfrastruktur positiv auf die Sportpartizipationsraten der jeweiligen Region wirken (Hallmann, Wicker, Breuer & Schönherr, 2012). Konsequenterweise stellen Investitionen in den Bau von Sportstätten und Sportanlagen somit deutschlandweit das Angebot an Sportgelegenheiten sicher und helfen die positiven externen Effekte des Sporttreibens, bspw. verbesserte Gesundheit und Arbeitsproduktivität, zu realisieren Tabellarische Übersicht der einbezogene Studien BmWi Breuer Breuer Breuer Die wirtschaftliche Bedeutung des Sportstättenbaus und ihr Anteil an einem zukünftigen Sportsatellitenkonto Sportentwicklungsbericht 2005/2006: Analyse zur Situa- tion der Sportvereine in Deutschland Sportentwicklungsbericht 2007/2008: Analyse zur Situa- tion der Sportvereine in Deutschland Sportentwicklungsbericht 2011/2012: Analyse zur Situa- tion der Sportvereine in Deutschland Breuer Sportverbände in Deutschland 2013 Feddesen et al. Investment in Stadia and Regional Economic Develop- ment Evidence from FIFA World Cup Grewe Die Planung der Olympischen Spiele 2012 in London 2012 Helmenstein et al. Maennig & Büttner Makroökonomischen und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich Zum Zusammenhang von Stadion- und Infrastrukturin- vestitionen: Der Fall der Fußball- Weltmeisterschaft Meyer & Ahlert Die ökonomische Perspektiven des Sports 2000 Weber et al. Die wirtschaftliche Bedeutung des Sports

21 Wetterich et al. Grundlagen zur Weiterentwicklung von Sportanlagen Forschungsstand Eine aktuelle Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BmWi, 2012) gibt einen umfassenden Überblick über das wirtschaftliche Ausmaß der sportinduzierten Bauinvestitionen. In die Kalkulationen sind Kosten von deutschlandweit insgesamt Sportanlagen einbezogen. Danach betrug das Gesamtvolumen für den Bau, die Modernisierung, die Pflege und den Betrieb von Sportstätten im Jahr 2008 rund 22,6 Mrd.. Auf die reinen sportbezogenen Bauinvestitionen entfiel ein Betrag von 7 Mrd. Gemessen an den gesamten Bauinvestitionen in Deutschland des Jahre 2011 (ca. 257 Mrd. Euro), entspricht dieser Anteil ca. 2,7 % (Statistisches Bundesamt, 2011). Tabelle 4: Gesamtvolumen für Bau, Modernisierung, Pflege und Betrieb von Sportstätten im Jahr 2008(BmWi, 2012) Teilbereich Summe in Prozentualer Anteil (gerundet) Betrieb und Instandhaltung 9,7 Mrd. 43,5 % Personalkosten 5,6 Mrd. 25,1 % Bauinvestitionen 7,0 Mrd. 31,4 % Ausrüstungsinvestitionen 0,3 Mrd. 01,3 % Gesamt 22,6 Mrd. 100 % Wie Tabelle 2 zu entnehmen ist, machten mit ca. 9,7 Mrd. die sportbezogenen Betriebs- und Instandhaltungskosten der größte Anteil am Gesamtvolumen aus. Die Personalkosten beliefen sich auf 5,6 Mrd., für Ausrüstungsinvestitionen wurden noch 0,3 Mrd. aufgewandt. Betrachtet man lediglich die jährlichen Kosten für Investitionen in und Betrieb von Sportstätten (insgesamt 15,6 Mrd.), so errechnet die Studien, dass knapp drei Viertel der Kosten von der öffentlichen Hand, im Wesentlichen von den Kommunen, getragen werden. Darüber hinaus werden jeweils 12,5 % von Sportvereinen und von privatwirtschaftlichen Unternehmen getragen. Knapp 60 % des Volumens sind den sogenannten Kernsportarten zuzurechnen. Dazu gehören Schwimmbäder (ausgenommen Spaß- und Wellessbäder), Leichtathletik-Anlagen und Plätze für Spielsportarten. Tabelle 3 gibt die Kosten für Bau, Betrieb und Personal der 25 kostenintensivsten Sportstätten im Jahre 2008 wieder. Tabelle 5: Kosten der 25 kostenintensivsten Sportanlagen 2008 (BmWi, 2012) Sportstätte 1 Sporthallen Bäder Sportplätze Fitnesscenter Radwege Stadien Reitanlagen Schießsportanlagen Tennisplätze Sportstätten in Hotels / Ferienanlagen Sportboothäfen 419 Kosten 2008 in Mio. 21

22 12 Golfplätze Tanzschulen, Kampfsportschulen Bowling- und Kegelbahnen Minigolfanlagen Kletter- und Boulderhallen, Kletterparks Naturbäder Großsporthallen / Multifunktionshallen Skilifte, Seilbahnen Ballettschulen Eishallen Multisporthallen (Squash, Badminton, Soccer etc.) Skipisten Temporäre Sportstätten Sporthallen mit besonderer Zweckbestimmung (z.b. Polizei, Sportinstitute) 39 Ein Vergleich mit Daten mit den Studien von Weber et a. (1995) und Meyer und Ahlert (2000) belegt den Bedeutungszuwachs des Sports für die Baubranche. Nach Weber et al. (1995) beliefen sich die sportbezogenen Umsätze des Baugewerbes in den alten Bundesländern im Jahre 1990 auf ca. 1,2 Mrd. Weitere ca. 160 Mio. fielen in den neuen Bundesländen an. Von den Gesamtkosten entfielen über 50 % auf Vorleistungen ca. 38 % auf Personalkosten. Im Vgl. zu den Zahlen aus 2008 ( 7 Mrd.) steigerte sich das Volumen um über 500%. Allerdings wird aus Tabelle 4 ersichtlich, dass die Kostenträger der Investitionen denen aus dem Jahr 2008 ähneln (BmWi, 2012). Bereits 1990 trugen die Kommunen einen Großteil der Investitionen in den Bau von Sportstätten. Tabelle 6: Aufteilung der sportbezogenen Umsätze des Baugewerbes 1990 (Weber et al., 1995) Ausgaben für den Bau eigener Sportstätten in Mio. Euro % Angabe Ausgaben der Kommunen ,6 % Ausgaben der Länder 24 2,0 % Ausgaben des Bundes 2 0,2 % Ausgaben der Sportorganisationen ,2 % Summe % Meyer und Ahlert (2000, S. 190ff.) konnten in Simulationsrechnungen nachweisen, dass Sportinfrastrukturinvestitionen (durch Rückführung des allgemeinen Staatsverbrauchs) einen positiven Effekt auf das Bruttoinlandsprodukt besitzen. Nach ihrer Hochrechnung belaufen sich die sportspezifischen Bauinvestitionen im Jahr 2010 auf knapp 4,35 Mrd. Interessanterweise sind die errechneten Bauinvestitionen von ca. 7 Mrd. des BmWi Berichts deutlich höher. Auf Basis der eigens für diesen Bericht durchgeführten Primärerhebung der Sportbünde und Sportverbände in Deutschland können weitere Angaben zu den Bauinvestitionen des organisierten Sports gemacht werden (Breuer, 2013b). Zu diesem Zweck soll zuerst die Eigentumsstruktur der Sportverbände und -Bünde beschrieben werden. Insgesamt besitzen 17,4 % der Sportverbände eigene Gebäude oder Sportanlagen mit einer durchschnittlichen Größe von m² je Verband. Mittels Hochrechnung auf den Gesamtanlagenbestand der Deutschen Sportverbände kann ungefähr von m² ausgegangen werden. Den größten Anteil an eigener Infrastruktur besitzen Überregionale Verbände (40 %) sowie Spitzenverbände (27,8 %). 22

23 Tabelle 7: Verbandseigene Infrastruktur (Gesamt). Gesamtsituation Verbandsebene Anteil an Verbänden (%) Mittelwert Größe in m² Hochrechnung in m² Landessportbünde k.a. k.a. k.a. KSB/SSB 14,80% Spitzenverbände 27,80% Fachverbände 20,80% Kreis- /Regionalfachverbände 15,70% Überregionale Verbände 40,00% Sportverbände (Gesamt) 17,40% Tabelle 8: Verbandseigene Gebäude/Anlagen aufgeschlüsselt nach Verbandstypen. Eigene Gebäude Geschäftsgebäude Tagungsräume Unterkünfte Verbandsebene Anteil an Verbänden (%) Mittelwert Größe in m² Anteil an Verbänden (%) Mittelwert Größe in m² Anteil an Verbänden (%) Mittelwert Größe in m² Landessportbünde k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. KSB/SSB 10,20% 234 4,50% 40 2,30% 300 Spitzenverbände 22,20% ,60% 300 5,60% Fachverbände 13,80% 252 9,20% 142 4,60% 327 Kreis- /Regional- fachverbände Überregionale Verbände Sportverbände (Gesamt) 8,10% 102 7,00% 125 4,10% ,00% ,00% ,60% 255 7,30% 128 3,90% 329 Bei der Betrachtung der eigenen Gebäude zeigt sich, dass 10,6 % aller Verbände Geschäftsgebäude, 7,3 % eigene Tagungsräume und 3,9 % eigene Unterkünfte besitzen. Der Anteil der Verbände, die eigene Sportanlagen besitzen ist auch hier vergleichsweise gering. Nur 5,2 % der Verbände haben eigene überdachte Sportanlagen (Turnhallen, Kegelbahnen, etc.) und 4,4 % eigene nicht-überdachte Sportplätze (Fußballplatz, Tennisanlagen, etc.). Tabelle 9: Verbandseigene Sportanlagen aufgeschlüsselt nach Verbandstypen. Eigene Sportanlagen Eigene Bäder Überdacht Nicht überdacht Überdacht Nicht überdacht 23

24 Verbandsebene Anteil an Verbänden (%) Mittelwert Größe in m² Anteil an Verbänden (%) Mittelwert Größe in m² Anteil an Verbänden (%) Mittelwert Größe in m² Anteil an Verbänden (%) Mittelwert Größe in m² Landessportbünde k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. KSB/SSB 2,30% 300 1,10% Spitzenverbände 5,60% k.a. 5,60% k.a Fachverbände 5,40% ,80% Kreis- /Regional- fachverbände Überregionale Verbände Sportverbände (Gesamt) 5,80% 445 5,80% ,00% ,20% 791 4,40% Im Vergleich zu Sportvereinen ist hier ein großer Diskrepanz festzustellen, den 42,3 % der Sportvereine besitzen eigene Spotanlagen und Bäder (inkl. Vereinsheim), was aber aufgrund der unterschiedlichen Aufgaben der Vereine und Verbände logisch erscheint. Insgesamt nutzen 45,7 % der Verbände kommunale Sportanlagen/Gebäude mit einer durchschnittlichen Größe von 2.730m². Fast 1,4 Mio. m² werden so von den Verbänden genutzt. Im Mittel kostet diese Nutzung den Verband im Jahr. Bei Horchrechnung dieses Kostenvolumens ergeben sich Gesamtkosten des Sportverbandswesen von ca. 2,25 Mio im Jahr und ein durchschnittlicher m²-preis von 1,63. Bei der Betrachtung der einzelnen Verbandsebenen zeigt sich, dass bei den Spitzenverbänden zwar nur 27,8 % öffentliche Anlagen nutzen, diese aber mit einem durchschnittlichen m²-preis von 15,4 recht kostenintensiv sind. Die Kreis- und Regionalfachverbände zahlen indessen am wenigsten für ihre Nutzung, lediglich 0,88 müssen sie im Mittel für den m² zahlen. Tabelle 10: Nutzung öffentlicher Gebäude und Sportanlagen aufgeschlüsselt nach Verbandstypen. Nutzung öffentlicher Gebäude und Sportanlagen (Gesamt) Verbandsebene Anteil an Verbänden (%) Mittelwert Größe in m² Hochrechnung Größe in m² Mittelwert Kosten pro Jahr in Hoch- rechnung Kosten in Kosten/m² in Landessportbünde k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. SSB /KSB 51,40% ,99 Spitzenverbände 27,80% ,41 Fachverbände 48,30% ,70 24

25 Regional- und Kreisfachverbände 44,80% ,88 Überregionale Verbände k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. Sportverbände (Gesamt) 45,70% ,63 35,2 % der Kreis- und Stadtsportbünde nutzen öffentliche Geschäftsgebäude, aber nur 6,8 % der Kreis- und Regionalfachverbände (Vgl. Tab. 14). Tagungsräume werden am intensivsten von Landesfachverbänden genutzt, 26,2 % gaben dies an. Durchschnittlich zahlen Sie für die Nutzung von Tagungsräumen 629 im Jahr. Unterkünfte werden fast gar nicht von KSB/SSB genutzt (1,9 %), dafür nutzen 20,7 % der Landesfachverbände Unterkünfte mit einer durchschnittlichen Kostenbelastung von im Jahr. Tabelle 11: Nutzung öffentlicher Gebäude aufgeschlüsselt nach Verbandstypen. Nutzung öffentlicher Gebäude Geschäftsgebäude Tagungsräume Unterkünfte Verbandsebene Anteil an Verbänden (%) Mittelwert Größe in m² Mittelwert Kosten pro Jahr in Anteil an Verbänden (%) Mittelwert Größe in m² Mittelwert Kosten pro Jahr in Anteil an Verbänden (%) Mittelwert Größe in m² Mittelwert Kosten pro Jahr in Landessportbünde k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. SSB /KSB 35, , , Spitzenverbände 22, ,70 k.a. k.a. 11,10 k.a. k.a. Landesfach- verbände Kreis- /Regional- fachverbände Überregionale Verbände Sportverbände (Gesamt) 20, , , , , , k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. 14, , , Bei der Betrachtung der Gesamtsituation nutzen 14,7 % Geschäftsgebäude, 20,3 % Tagungsräume und 8,7 % Unterkünfte. Insgesamt müssen die Verbände im Mittel ca für die Nutzung öffentlicher Gebäude im Jahr bezahlen. Die Situation der öffentlichen Sportanlagen gestaltet sich ähnlich. 32,2 % der Verbände nutzen überdachte Sportanlagen und 16,7 % nicht-überdachte. Insgesamt entstehen Kosten von ca im Jahr, wobei die Nutzung von öffentlichen nicht-überdachten Sportanlagen deutlich günstiger ist. Die Größe der Anlagen überwiegt deutlich bei den nicht-überdachten Sportanlagen, mit einer durchschnittlichen Größe bei den Kreis- und Regionalfachverbänden von m². Als Beispiel, ein Fußballfeld nach der FIFA-Norm hat eine Größe von 7.140m². Die Kosten sind aber vergleichsweise gering, mit durchschnittlich 507 pro Jahr. 25

26 Tabelle 12: Nutzung öffentlicher Sportanlagen aufgeschlüsselt nach Verbandstypen. Verbandsebene Anteil an Verbänden (%) Nutzung öffentlicher Sportanlagen Überdacht Nicht überdacht Mittelwert Größe in m² Mittelwert Kosten pro Jahr in Anteil an Verbänden (%) Mittelwert Größe in m² Mittelwert Kosten pro Jahr in Landessportbünde k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. SSB /KSB 35, , Spitzenverbände 22,20 k.a. k.a. 11,10 k.a. k.a. Landesfachverbände 39, , Kreis- /Regional- fachverbände 29, , Überregionale Verbände k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. Sportverbände (Gesamt) 32, , Öffentliche Bäder werden nur sehr gering in Anspruch genommen. Lediglich 17,2 % der Verbände nutzen überdachte Bäder und gerade einmal 10,4 % gaben an, nicht-überdachte Bäder zu nutzen. Im Mittel zahlen die Sportverbände für eine jährliche Nutzung für überdachte Bäder 3579 und für nicht-überdachte 754. Tabelle 13: Nutzung öffentlicher Bäder aufgeschlüsselt nach Verbandstypen. Verbandsebene Anteil an Verbänden (%) Nutzung öffentlicher Bäder Überdacht Nicht überdacht Mittelwert Größe in m² Mittelwert Kosten pro Jahr in Anteil an Verbänden (%) Mittelwert Größe in m² Mittelwert Kosten pro Jahr in Landessportbünde k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. SSB /KSB 27, , Spitzenverbände 11, , Fachverbände 16, ,

27 Kreis- /Regional- fachverbände 14, , Überregionale Verbände k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. k.a. Sportverbände (Gesamt) 17,20% ,40% Eine differenzierte Betrachtung der Ausgabekategorien der Sportverbände lässt Rückschlüsse auf das ökonomische Ausmaß der getätigten Bauinvestitionen zu. 28,10 % aller befragten Verbände gaben an jährliche Kosten in der Kategorie Grundstücke, Gebäude und Räumlichkeiten zu haben. Die durchschnittlichen jährlichen Kosten belaufen sich dabei auf Euro. Für das Haushaltsahr 2011 ergaben sich daraus aggregierte Kosten in Höhe von ca. 5,7 Mio. Tabelle 14: Ausgaben aller Sportbünde und verbände 2011 Ausgaben für Anteil an Verbänden die Ausgaben in dieser Kategorie haben Sportverbände (Gesamt) Mittelwert Hochrechnung Ausgaben Personal Wartungspersonal, Platzwart etc. 4,10% Verwaltung für Grundstücke, Gebäude, Räumlichkeiten 28,10% Kosten eigener Gebäude 10,60% Gesamt Werden zudem Kosten für den Betrieb und die Wartung in die Kalkulation einbezogen, ergibt sich für 2011 ein Gesamtvolumen von ca. 33,5 Mio. Euro. Nach Breuer (2009) stellen die Sportvereine in Deutschland einen beträchtlichen Teil der Sportanlageninfrastruktur selbst bereit und entlasten damit die öffentlichen Haushalte um ein vielfaches. 42,3 % der Sportvereine bundesweit besitzen eigene Anlagen. Tabelle 15: Sportvereine mit vereinseigenen Sportanlagen (Breuer, 2009, S. 5) Anteil an Vereinen mit Anlagenbesitz(in %) Anzahl an Vereinen (Gesamt) D 42, Aus dem Sportentwicklungsbericht ist bekannt, dass auch Sportvereine über Bauinvestitionen wirtschaftliche Multiplikatoreffekte erzeugen können. So investierten alleine im Jahr ,5 % der Sportvereine (absolut: Vereine) jeweils mehr als ,- in eigene Baumaßnahmen. Im Durchschnitt investierten diese Vereine einen Betrag von gut ,- (vgl. Tab. 6) Tabelle 16: Bautätigkeit der Vereine nach Bundesland (Breuer, 2009, S. 161). 27

28 Bundesland Anteil an Vereinen (in %) Vereine (Gesamt) Investitionen (Mittelwert in ) Baden- Württemberg 10, Bayern 7, Berlin 3, Brandenburg 3, Bremen Hamburg 8, Hessen 6, Mecklenburg- Vorpommern 3, Niedersachsen 6, NRW 4, Rheinland- Pfalz 5, Saarland 4, Sachsen 1, Sachsen- Anhalt 1, Schleswig- Holstein 4, Thüringen Deutschland (Gesamt) 5, Aggregiert ergeben sich gesamte Bauinvestitionen der Sportvereine in Höhe über 400 Mio. pro Jahr. Setzt man diese Werte in Beziehung zu den Zuschüssen zum vereinseigenen Sportanlagenbau, welche über die Landessportbünde verteilt werden, so wird deutlich, dass durch diese Anschubfinanzierung ein deutlicher ökonomischer Mehrwert entsteht (vgl. Tab. 7). Selbst wenn man unterstellt, dass eine Vielzahl vereinseigener Bauinvestitionen weitere öffentliche Zuschüsse erhält, so muss festgehalten werden, dass Anschub- bzw. Anreizprogramme zum vereinseigenen Sportanlagenbau einen volkswirtschaftlichen Mehrwert generieren. Die Anzahl von Sportanlagen, die sich in Eigentum oder Trägerschaft von Vereinen befinden ist erheblich und nimmt stetig zu. Sportvereine und -verbände nehmen dem öffentlichen Bereich damit immer mehr Verantwortung für Sportstätten ab (Schneeloch, 2010). Nach Breuer (2009) wird der Beitrag der Sportvereine zur Sportinfrastruktur besonders bei einer differenzierteren Betrachtung deutlich. So stellen die Sportvereine in Deutschland etwa Turn und Sporthallen, Sportplätze für Fußball oder Hockey, Leichtathletikanlagen, Kegelbahnen, Fitness- bzw. Krafträume und 700 Bäder bereit. Hinzu kommen Vereinsheime und Jugendräume, die besonders im Hinblick auf die soziale Funktionen des Sports von Bedeutung sind. Tabelle 17: Gegenüberstellung der Landesmittel für den Sportstättenbau im Jahr 2006 und der Bauinvestitionen der Vereine (n.v.= Mittel werden nicht über LSB verteilt). 28

29 Bundesland Landesmittel für Sportstättenbau verteilt über den Landessportbund 8 (in ) Summe der Investitionen der Vereine (in ) Verhältnis Investitionen zu Förderung Baden- Württemberg :01 Bayern :01 Berlin n.v Brandenburg :01 Bremen n.v Hamburg :01:00 Hessen :01 Mecklenburg- Vorpommern ,2:1 Niedersachsen :01 NRW :01:00 Rheinland- Pfalz :01 Saarland n.v Sachsen n.v Sachsen- Anhalt :01 Schleswig- Holstein :01 Thüringen n.v Auch in Zukunft werden erhebliche Investitionen, vor allem in den Bau und die Modernisierung von Sportstätten erforderlich werden. Eine Analyse zur Nutzung vorhandener Sport- und Bewegungsräume ergibt, dass der bauliche Zustand der Sportanlagen aus Sicht der Bevölkerung das größte Problem im Bereich der Sportstätten darstellt. Es wird aus diesem Grund eher eine Sanierung und verbesserte Organisation bestehender Anlagen, als eine quantitative Erweiterung gefordert (Wetterich, Eckl & Schabert, 2009). 8 Übermittlung der Daten durch die Landessportbünde auf Anfrage. 29

30 Geforderte Verbesserungen im Infrastrukturbereich Verbesserung der Bäderinfrastruktur 21% Umgestaltung bestehender Sportanlagen für den Freizeitsport 12% Sanierung der bestehenden Sportstämen 18% Bewegungs- freundliche Gestaltung des Wohnumfeldes 14% Bau einfacher und dezentraler Sportgelegenheiten 13% Bewegungs- freundliche Umgestaltung der bestehenden Schulhöfe 16% Bau neuer wemkampfgerechter Sportstämen 6% Abbildung 2: Geforderte Verbesserungen im Infrastrukturbereich (Wetterich, Eckl & Schabert, 2009, S. 108). Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch der aktuelle Bericht des BmWi (2012). Der Investitionsbedarf wird laut den Autoren der Studien in den nächsten Jahren, vor allem für die Modernisierung bestehender Anlagen, weiter zunehmen. So beläuft sich nach einer Schätzung des Deutschen Instituts für Urbanistik der kommunale Investitionsbedarf im Sportbereich bis 2020 auf über 35 Mrd. Weiterhin können auch dem professionellen Sport anteilig Bauinvestitionen zugerechnet. In erster Linie zeichnet dieser sich für Investitionen in großangelegte Arenen und Stadien verantwortlich. In einer Studie von Feddersen, Grötzinger und Maennig (2009) sind alle relevanten Baumaßnahmen an Sportstadien in Deutschland im Zeitraum von 1996 bis 2005 abgebildet. Tabelle 16 gibt einen Überblick über die Baumaßnahmen inkl. der angefallenen Kosten Tabelle 18: Relevante Bauinvestitionen in dt. Stadien von 1996 bis Stadt Stadion 9 Kosten in Berlin Olympiastadion 242,0 Bremen Weserstadion 18,0 Köln Rhein-Energie-Stadion 117,5 Cottbus Stadion der Freundschaft 12,0 Dortmund Signal-Iduna Park 36,0 Düsseldorf LTU Arena 218,0 Duisburg MSV-Arena 43,0 Frankfurt Commerzbank-Arena 126,0 Gelsenkirchen Veltis-Arena 192,0 Hamburg HSH-Nordbank Arena 97,0 Hannover AWD-Arena 63,0 Kaiserslautern Fritz-Walter-Stadion 48,3 9 Angegeben sind die Namen zum jeweiligen Zeitpunkt der Stadionfertigstellung. 30

31 Leipzig Zentralstadion 90,6 Magdeburg Stadion Magdeburg 30,9 Mönchengladbach Borussia-Park 87,0 München Allianz Arena 280,0 Nürnberg easycredit-stadion 56,0 Rostock DKB-Arena 55,0 Stuttgart Gottlieb-Daimler Stadion 51,6 Wolfsburg Volkswagen-Arena 51,0 Eine Aufsummierung der angefallenen Kosten über die zehnjährige Periode ergibt einen Gesamtwert von 1,94 Mrd. Nach Maennig und Büttner (2009) sind im Rahmen der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland Investitionen in Stadionneu-, um-, und ausbauten in Höhe von 1,4 Mrd. Euro angefallen. Zusätzlich errechnet die Studie WM-bedingte Infrastrukturinvestitionen, z.b. für den Ausbau des Verkehrsnetzes, in Höhe von 1,57 Mrd.. Auch international induzieren Sportevents Investitionen in Stadien- und Infrastrukturbaumaßnahmen. Durch die Fußballeuropameisterschaft 2008 in Österreich sind Infrastrukturinvestitionen in die vier Ausrichterstadien in Höhe von 135 Mio. Euro angefallen (Helmenstein, Kleissner & Moser, 2007). Für die Planung, Vorbereitung und Erstellung der Infrastruktur für die Olympischen Spiele in London 2012 standen insgesamt Investitionen in Höhe von 9,1 Mrd. Britische Pfund (ca. 10,75 Mrd.) zur Verfügung (Grewe, 2012). Sportbezogenen Bauinvestitionen leisten zudem einen wichtigen Beitrag zur Stadtentwicklung. So können Konzepte zur Planung und Gestaltung von Sportstätten nicht losgelöst von der Entwicklung der Umwelt gesehen werden. Im Fokus stehen dabei Veränderungen städtischer Lebensbedingungen sowie stadtplanerische Überlegungen (Schemel & Strasdas, 1998). So entstanden nach und nach komplexe planungstheoretische Modelle, die als Grundlage planerischen Handelns dienten (Kuder, 2001). In den letzten zwei Jahrzehnten wird versucht, menschliche Lebensqualität in den Vordergrund der Stadtentwicklung zu rücken und diese nachhaltig zu sichern und zu steigern (Koch, 1994). Diese human-ökologische Stadtentwicklung wird vor allem durch Wohnumfeldverbesserungen erreicht. Hierzu zählen auch Einrichtungen für Sport, Spiel, Erholung und Begegnung (Franke et al., 2007). Der Umdenkungsprozess in Richtung einer menschengerechten Stadtentwicklung bezieht verstärkt die Bereiche Gesundheit, Bewegung und Sport mit ein. Die Bedeutung dieser Bereiche wird in Leitbildern wie dem Healthy-cities-Konzept oder der sport- und bewegungsfreundlichen Stadt deutlich (Wohlfahrt & Zühlke, 1994). Die Infrastrukturentwicklung im Bereich des Sports war bis heute geprägt vom Prinzip der Entmischung und Funktionstrennung. Die Bereitstellung von Sportanlagen der Grundversorgung (Schulsportanlagen, Sportplätze, Sporthallen) bilden noch heute die Grundlage für die Sportversorgung der Bevölkerung. Neue Entwicklungen einer angepassten räumlichen Sportstruktur müssen angesichts der Überlegungen zu veränderten Lebensbedingungen und zunehmender Umweltprobleme überdacht werden. Dabei rücken insbesondere drei Punkte in den Vordergrund: Grundversorgung mit dezentralen Bewegungsräumen, Standort- und Umweltprobleme, Nachhaltigkeit im Sportanlagenbau (Wetterich, Eckl & Schabert, 2009). Auch im Rahmen von Sportgroßveranstaltungen werden immer wieder architektonische und landschaftsbauliche Veränderungen vorgenommen, die einen Beitrag zur Staatsmodernisierung leisten 31

32 können (Dengler, 2010). Mit der Ausrichtung einer Sportgroßveranstaltung geht etwa meist eine Veränderung des Landschaftsbildes durch den Bau von Sportanlagen, Parkflächen, Straßen etc. einher. Oftmals werden außerdem Projekte des Straßen-, Schienen-, Luftverkehrs oder der Telekommunikation im Zuge der Durchführung einer Großveranstaltung schneller realisiert als ohne diese Veranstaltung (Brönnimann, 1982) Zusammenfassung Gemäß der aktuellen Studie des BmWi (2012) können die sportbezogenen Investitionen in den Bau, die Modernisierung, die Pflege und den Betrieb von Sportstätten im Jahre 2008 auf 22,6 Mrd. Euro beziffert werden. Dabei ist ein Bauinvestitionsvolumen von ca. 7 Mrd. pro Jahr direkt dem Sportsektor zuzurechnen. Auch der organisierte Sport in Deutschland trägt erheblich zu den Bauinvestitionen bei. So investierten die Sportvereine in Deutschland ca. 400 Mio. pro Jahr für den Bau von Sportstätten. Große Teile des Volumens werden dabei von der öffentlichen Hand unterstützt. Anteilig können dem Sportsektor demnach ca. 2,7 % am Gesamtvolumen der Baubranche in Deutschland zugerechnet werden. Gerade in der Bauwirtschaft ist darüber hinaus von nicht unbedeutenden Multiplikatoreffekten auszugehen. Einer Studie des Bundesministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung zufolge, erhöhen sich die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen durch initiative Bauinvestitionen um das 2,4 2,6-fache was die Produktionsleistung angeht und um das 2 2,5-fache was der Beschäftigungseffekt angeht (BMVBS, 2011) Forschungsdefizite Zum Beitrag des Sports zur Stadt- und Staatsmodernisierung sind nur wenige Studien vorhanden. Einige Autoren beschäftigen sich mit der Entwicklung und dem Stellenwert der Sportanlagen, beziehen dies aber nicht auf die damit verbundenen Vorteile für einen Standort bzw. den Staat. Zudem sind die externen Effekte durch sportbezogenen Stadien- und Infrastrukturinvestitionen, bspw. positive Imageeffekte, noch unzureichend quantifiziert. 32

33 3.3 Sportkonsum Funktionszuschreibung Sportbezogenen Konsumausgaben leisten anteilsmäßig den größten Beitrag an der (tangiblen) ökonomischen Bedeutung des Sports (Meyer & Ahlert, 2000). Dabei sind zwischen Konsumausgaben des aktiven Sporttreibens und des passiven Sportinteresses zu unterscheiden. Dem aktiven Sportkonsum sind dabei alle Güter und Dienste zurechenbar, welche unmittelbar der eigenen sportlichen Aktivität zuzuordnen sind, bspw. Sportgeräte, Sportkleidung oder die Beanspruchung von Trainerstunden. Dagegen sind dem passiven Sportkonsum Güter und Dienste zurechenbar, welche aufgrund des Interesses an professionellem Sport zustande kommen, bspw. der Kauf von Eintrittskarten, von Fanartikeln oder die Inanspruchnahme von Hotellerieangeboten bei Sportevents. An dieser Stelle sind drei primäre Typen von Sportkonsumenten identifiziert worden, welche einen positiven Effekt für die deutsche Wirtschaft aufweisen können. (1) Zuerst soll der aktive und passive sportbezogenen Konsum privater Haushalte in Deutschland analysiert werden. Die primäre Informationsgrundlage hierfür bietet die umfangreiche und aktuelle Studie von Preuss et al. (2012). (2) Darüber hinaus sollen die Konsumausgaben von internationalen Touristen, welche wegen Sportevents nach Deutschland kommen, analysiert werden. Diese eventinduzierten Ausgaben sind direkt dem Sportsektor zurechenbar. Die Datengrundlage liefern diverse Studien, hauptsächlich eine Studie zum eventinduzierten Konsum der Fußball- Weltmeisterschaft 2006 von Preuss et al. (2009). (3) Schließlich soll Aufschluss über den Sportkonsum von Sportorganisationen, insbesondere von Vereinen und Verbänden, gegeben werden. Dazu wird auf die Datenbasis der Ausgabenstrukturen der Organisationen aus der Studie der Sportbünde und Verbände (Breuer, 2013b) und aus dem Sportentwicklungsbericht (Breuer, 2013a) zurück gegriffen Tabellarische Übersicht der einbezogenen Studien Ahlert Airola & Craig Allmers & Maennig Blake Auswirkungen des zusätzlichen Incoming- Tourismus während der FIFA WM 2006 TM auf die gesamtwirtschaft- liche Entwicklung The projected economic impact on Houston of hosting the 2012 Summer Olympic Games Economic impacts of the FIFA Soccer World Cups in France 1998, Germany 2006, and outlook for South Afri- ca 2010 The economic impact of the London 2012 Olympics Brenke & Wagner Zum volkswirtschaftlichen Wert der Fußball- Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland

34 Breuer Sportverbände in Deutschland 2013 Sportentwicklungsbericht 2011/2012: Analyse zur Situa- Breuer tion der Sportvereine in Deutschland Brönnimann Die touristische Bedeutung von Wintersport- Großveranstaltungen Daniels et al. Estimating income effects of a sport tourism event Department of Tourism Deutsche Bundesbank Du Plessis & Maennig Forschungsinstitut für Frei- zeit und Tourismus Grant Thornton Grant Thornton Hoffheinz- Gasch Inter Vistas Consulting Inc. Kurscheidt & Rahmann Quick facts: Government Preparations 2010 FIFA World Cup South Africa Konjunkturlage in Deutschland: Monatsbericht Novem- ber 2006 The 2010 World Cup high- frequency data economics: Effects on international awareness and (self- defeating) tourism Crowding- Out- Effekte durch die FIFA- WM 2006: Analyse der Verdrängungseffekte im Tourismus anhand von aus- gewählten Fallbeispielen 2010 Soccer World Cup facts you should know The economic impact of the 2010 Soccer World Cup Touristische Konzepte von Sportgroßveranstaltungen!? The economic impact of the 2010 Winter Olympic and Paralympic Game Local investment and national impact: The case of the football world cup 2006 in Germany Meyer & Ahlert Die ökonomische Perspektiven des Sports 2000 Preuß Ökonomische Implikationen der Ausrichtung Olympi- scher Spiele von München 1972 bis Atlanta 1996 Preuß et al. Ökonomie des Tourismus durch Sportgroßveranstaltun- gen Preuß et al. Sport als Wirtschaftsbranche. Der Sportkonsum privater Haushalte in Deutschland Preuß et al. Wirtschaftliche Wirkungen und Besucherzufriedenheit mit der UEFA EURO 2008 TM : Eine empirische Analyse für Österreich Rahmann et al. Sozio- ökonomische Analyse der Fußball- Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland: Gesellschaftli- che Wirkungen, Kosten- Nutzen- Analyse und Finanzie- rungsmodelle einer Sportgroßveranstaltung Schwark, Sportgroßveranstaltungen und Tourismus: Studien zum Champions League Final 2004 und Karstadt- Ruhr- Marathon

35 Spilling Long- term impacts of mega- events: The case of Lillehammer 1994 Steinecke & Haart Regionalwirtschaftliche Effekte der Motorsport- Großveranstaltungen Formel- 1- Grand- Prix 1996 und Truck- Grand- Prix 1996 auf dem Nürburgring: Untersu- chung im Auftrag der Freizeit- und Wirtschaftsdienst GmbH/Koblenz des ADAC Mittelrhein Visa Europe Olympic and Paralympic Games expenditure and eco- nomic impact report Voillat & Stritt Short- term effects of a mega sport event: The case of Sion Weber et al. Die wirtschaftliche Bedeutung des Sports 1995 Weighill Canadian domestic sport travel in Forschungsstand Sportbezogener Konsum privater Haushalte Eine Studie von Preuß et al. (2012), unterstützt vom Bundesministerium des Inneren und vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft, liefert einen umfassenden und aktuellen Überblick über den Sportkonsum privater Haushalte in Deutschland. Über insgesamt drei Erhebungswellen konnte eine repräsentative Stichprobe von über Personen befragt werden. Die Auswertung zeigte, dass insgesamt 55,5 % der Deutschen sportlich aktiv sind, bei den unter 16-jährigen sind es sogar 64,2 %. Durch die Unregelmäßigkeit der Sportausübung, wurde diese noch einmal in Häufigkeit der Ausübung in Sporteinheiten dargestellt. Eine Sporteinheit bezieht sich dabei auf eine Aktivität von Minuten. Der passive Sportkonsum wird deutlich vom Fußball dominiert. 9,9% der über 16-Jährigen konsumieren diesen Sport passiv, z.b. in Form von Stadionbesuchen. In Tabelle 16 sind die wichtigsten Daten zur Sportaktivität und zum sportbezogenen passiven Konsum der Top 10 Sportarten dargestellt. Tabelle 19: Basisinformationen zum sportbezogenen Konsum und Sportaktivität nach Sportarten (vorläufige Ergebnisse, nach Preuß et al., 2012, S.11). Sportart Intensität des Sporttreibens 16; Einhei- ten Aktive in % der Bevölkerung 16 Jahre Aktive in % der Bevölkerung < 16 Jahre Organisationsgrad (% der Aktiven im Verein) passiver Konsum der Sportart (% der Bevölkerung 16 Jahre 1 Radsport ,0 0,4 35

36 2 Laufen ,2 0,2 3 Schwimmen ,8 0,3 4 Fitness ,5 0,2 5 Wandern ,4 0 6 Fußball ,9 9,9 7 Gymnastik ,2 0,1 8 Skifahren ,2 0,3 9 Nordic Walking , Gesundheitssport ,8 0 Zentrale Fragestellung des Forschungsprojektes war es, den aktiven und passiven Sportkonsum der privaten Haushalte zu ermitteln. Abbildung 3. gibt einen Überblick über die einbezogenen sportbezogenen Güter und Dienstleistungen, sowohl für den aktiven als auch für den passiven Sportkonsum. Preuß et al. (2012) errechneten für den aktiven Sportkonsum ein Volumen von 112,6 Mrd. Euro. Dabei ist die An- und Abreise zum Sporttreiben mit 30% der Gesamtaufwendungen die größte Komponente. 34 Mrd. Euro geben die Deutschen hierfür aus. Des Weiteren werden 22 Mrd. (20%) für Sportreisen ausgegeben und 15 Mrd. (14%) für Sportkleidung, Sportschuhe und Sportgeräte. Abbildung 1 gibt Auskunft über den gesamten sportbezogenen (aktiven) Konsum der privaten Haushalte. Tabelle 20: Definition des aktiven und passiven Sportkonsums (Preuss et al., 2012, S.45 f.) Sportwaren Sportdienstleistungen Sportkonsum durch aktives Sporttreiben Sportgeräte & -ausrüstung Mietkosten von Sportgeräten & -ausrüstung Verbrauchsmaterialen zur Pflege und Unterhaltung von Sportgeräten & ausrüstung Pflege und Unterhalt von Sportgeräten & - ausrüstung Sportbekleidung Reparatur von Sportgeräten & -ausrüstung Ersatzteile für die Reparatur von Sportgeräten & Nutzung öffentlicher Sporteinrichtungen ausrüstung Bücher & Zeitschriften Nutzung privater Sporteinrichtungen Computer & Software Internetnutzung 36

37 Sportnahrungsmittel Eigenfinanzierte Trainings inkl. Leistungsdiagnostik Körperpflegeprodukte Fahrten zum Training Sportschuhe Fahrten zu Wettkämpfen (In- und Ausland) Medizinische Produkte zur Prävention Unterkunft bei Wettkämpfen (nur Inland) Versicherungen Medizinische Dienstleistungen zur Prävention Vereinsbeiträge Sportreisen & -urlaub, Traininslager Sportkonsum zwecks Sportinteresse (passiv) Fanartikel & Sammelobjekte Ligasport Eintritt Besuche in Kneipen/Bars wegen Sport Ligasport Fahrten Bücher & Zeitschriften Ligasport Unterkunft Computer & Software Sportevents - Eintritt Ligasport Verpflegung Sportevents Fahrten Sportevents Verpflegung Sportevents Unterkunft Pay-TV Internutnutzung zuhause Internetnutzung mobil Sportwetten Spenden an Vereine Passive Mitgliedschaft in Vereinen Fahrten (ohne Urlaub) 2% 1% 2,6% 2,5% 1,5% 3,6% 10% 30% 33,7 Mrd. Sportreisen Sportschuhe & Kleidung Sportgeräte Beiträge/Eintritte 13,3% 15,0 Mrd. 112,6 Mrd. 13,6% 19,9% 15,3 Mrd. 22,4 Mrd. Medien & Informationstechnologie Körperpflege Eigenfinanzierte Trainings inkl. Leistungsdiagnostik Sportnahrungsmittel Versicherungen Medizinische Dienstleistungen & Produkte zur Prävention Abbildung 3: Sportbezogener aktiver Konsum der privaten Haushalte (Preuß et al., 2012, S. 120) 37

38 9,8% 2,6 Mrd. 15,5% 4 Mrd. 8,6% 2,7% 3,3% 26,0 Mrd. 30% 10,4 Mrd. Eintritte Verpflegung / Unterkunft / Barbesuch / wegen Pay TV Medien & Informationstechnologie & Pay TV Fahrten (ohne Urlaub) Fanartikel/Sammelobjekte 20,1% 5,2 Mrd. Spenden an Vereine & passive Mitgliedschaft Abbildung 4: Sportbezogener passiver Konsum der privaten Haushalte (Preuß et al., 2012, S. 149) Der passive Sportkonsum liegt mit einem Gesamtumsatz von 26 Mrd. Euro deutlich hinter dem aktiven. Am meisten geben die Konsumenten für Eintrittskarten zu Ligasport oder anderen Sportveranstaltungen aus. 10,4 Mrd. Euro bzw. 40% der Gesamtausgaben werden hier umgesetzt. Es folgen Ausgaben für Verpflegung, Unterkunft und Barbesuchen wegen Pay TV mit 5,2 Mrd. Euro (20,1%) und Kosten von 4 Mrd. Euro für Medien, Informationstechnologie und Pay TV (15,5%). Werden die beiden Bereiche addiert, ergibt sich ein Gesamtumsatz des Sportkonsums 2010 von 138,6 Mrd. Euro. Betrachtet man den gesamten privaten Konsum im Jahr 2010 von 1.423,02 Mrd., sind dem Sport davon 9,7 % zuzurechnen. Ohne Berücksichtigung der Fahrtkosten (inkl. Abschreibung der Fahrzeuge), verbleibt noch ein Anteil von 7,2 %. Die älteren Studien von Weber et al. (1995) und Meyer und Ahlert (2000) berechneten ebenfalls den privaten Sportkonsum in Deutschland der Jahre 1990 bzw Aufgrund der Bezugsjahre, der differierenden Definition des Sportkonsums und der differierenden Methoden zu dessen Bestimmung, sollen die Ergebnisse hier nur zu Anschauungszwecken kurz zusammengefasst werden. Weber et al. (1995) berechnen einen Gesamtkonsum privater Haushalte von ca. 36,5 Mrd. DM (ca. 18,25 Mrd. Euro). Meyer und Ahlert (2000) errechnen einen Betrag von ca. 33 Mrd. DM (ca. 16,5 Mrd. Euro). Trotz der eingeschränkten Vergleichbarkeit der Studien ist der ökonomische Bedeutungszuwachs des Sportkonsums ersichtlich Sporteventinduzierter Konsum In der heutigen Zeit kann ein Trend zum Event-Tourismus beobachtet werden, welcher durch allgemeine Reisetendenzen, wie z.b. vermehrte Kurzzeitreisen, verstärkt wird. Damit gewinnen Sportevents im Bereich des Tourismus immer mehr an Bedeutung (Fischer & Höß, 2004). Derartige Sportveranstaltungen locken eine beachtliche Zahl an Reisenden in das jeweilige Veranstaltungsgebiet (Europäische Kommission, 2007). Die Steigerung an Konsumausgaben der (ausländischen) 38

39 Besucher können als eventinduzierter Konsum dem Sportevent und somit dem Sportsektor zugerechnet werden. Preuß (2009) stellt unterschiedliche Typen von Touristen und Einwohner und deren ökonomische Auswirkungen auf die Region heraus: Tabelle 21: Touristen (Preuß, 2009, S. 288). Typ Erklärung Einfluss Casuals Touristen, die die Region ohnehin besucht hätten / Timeswitcher Touristen, die die Region ohnehin besucht hätten, aber die Reise auf die Zeit des Events verschieben / Vermeider Touristen, die auf Grund des Events auf ihre Reise in die Region verzichten - Verlängerer Touristen, die wegen des Events länger in der Region bleiben + Event- touristen Personen, die nur auf Grund des Events in die Region reisen + / = neutrale Wirkung + = Mittelzufluss - = Mittelabfluss Tabelle 22: Einwohner (Preuß, 2009, S. 288). Typ Erklärung Einfluss Homestayer Einheimische, die wegen des Events auf eine Auslandsreise verzichten + Flüchtlinge Einheimische, die die Region auf Grund des Events verlassen - Umbucher Einheimische, die die Region ohnehin für ihren Urlaub ver- lassen und diesen gezielt auf die Zeit des Events verlegen / Inländer übrige Einheimische / / = neutrale Wirkung + = Mittelzufluss - = Mittelabfluss Demnach sorgen auf der Touristen-Ebene vor allem Event-Touristen und Verlängerer, auf der Einwohner-Ebene vor allem die Homestayer für einen positiven ökonomischen Effekt. Bei den negativen Effekten muss zwischen Verdrängung und Umverteilung differenziert werden. Crowding-Out- Effekte beziehen sich ausschließlich auf Verdrängungen, also auf alle Typen, deren Einfluss einen Mittelabfluss zur Folge hat. Auf Basis dieser Typologie errechneten Preuss, Kurscheidt und Schütte (2009) mittels einer umfangreichen Primärerhebung den durch die WM 2006 entstandenen Konsum. Im Zeitraum von 2006 bis 2008 führte der Primärimpuls der WM 2006 zu einer zusätzlichen Nachfrage nach tourismusund eventspezifischen Waren und Dienstleistungen von ca. 2,85 Mrd. Euro. Abbildung 6 gibt einen detaillierten Überblick über die einbezogenen Konsumkategorien. Demnach ist dem Beherbergungsgewerbe mit 21,6 % der größte Anteil am Gesamtvolumen zu zurechnen. Es folgen Ausgaben für Freizeit- und Kulturdienstleistungen (10,4 %), für Bekleidung (9,6 %), für alkoholische Getränke (7,5 %), und für audio-visuelle, fotografische und Informationsverarbeitungsgeräte (7,0 %). Tabelle 23: WM-Primärimpuls nach Konsumverwendungszwecken (Preuß et al., 2009, S.223) Verwendungszweck / Ausgaben Summe (Mio. ) Nahrungsmittel 199,0 39

40 Alkoholfreie Getränke 122,6 Alkoholische Getränke 215,1 Tabakwaren 14,7 Bekleidung 273,1 Schuhe 48,4 Haushaltsgeräte 45,3 Gebrauchsgüter für die Haushaltsführung (Glaswaren, Tafelgeschirr etc.) 198,4 Waren und Dienstleistungen zur Haushaltsführung 15,3 Medizinische Erzeugnisse 1,4 Waren und Dienstleistungen für den Betrieb von Privatfahrzeugen 14,8 Kraftstoffe 163,1 Verkehrsdienstleistungen 133,0 Nachrichtenübermittlung 5,7 Audiovisuelle, fotografische und Informationsverarbeitungsgeräte 200,5 Andrer größere langlebige Gebrauchsgüter für Freizeit und Kultur 60,6 Freizeit und Kulturdienstleistungen 295,6 Zeitungen, Bücher und Schreibwaren 100,9 Beherbergungsdienstleitungen 614,9 Körperpflege 48,8 Persönliche Gebrauchsgegenstände 67,7 Sonstige Dienstleistungen 8,5 Summe 2.847,0 Die erhöhten Ausgaben für Beherbergungsdienstleistungen können von anderen Studien bestätigt werden. Die Deutsche Bundesbank (2006) konnte im Zuge der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland einen positiven Einfluss des Sportgroßereignisses auf die Reiseverkehrseinnahmen feststellen. So übersteigen normalerweise die Ausgaben Deutschlands die Einnahmen im grenzüberschreitenden Reiseverkehr erheblich. In den Sommermonaten 2006 hatten jedoch besonders Übernachtungs- und Konsumausgaben ausländischer WM-Besucher sowie Ausgaben für Eintrittskarten und Fahrten innerhalb Deutschlands einen Gesamteffekt von etwa 1,5 Mrd. auf die Reiseverkehrseinnahmen. Dieser Effekt wurde vor allem in den Monaten Mai bis Juli erreicht. Auch Allmers und Maennig (2009) bestätigen diese positiven Effekte. 40

41 Mrd. 3,5 Reiseverkehrseinnahmen in Deutschland 3 2,5 2 1,5 1 J F M A M J J A S O N D Abbildung 5: Reiseverkehrseinnahmen in Deutschland (in Anlehnung an Deutsche Bundesbank, 2006, S. 43). Übernachtungszahlen seit 2000 Tourismuseinnahmen seit 2000 Abbildung 6: Übernachtungszahlen und Tourismuseinnahmen seit 2000 (Allmers & Maennig, 2009). Brenke & Wagner (2007) haben den volkswirtschaftlichen Wert der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland untersucht. Die im Vorfeld der WM vorgenommenen Schätzungen der Touristenausgaben lagen zwischen 1 Mrd. und 1,8 Mrd.. Es wurde mit einer Ausländerbesucherzahl von etwa einer Million gerechnet. Tatsächlich lag die Ankunftszahl ausländischer Gäste im Juni 2006 um rund höher als im gleichen Monat des Vorjahres. Im Juli lag die Zahl um über der von Dies bedeutete ein Plus von 1,5 Mio. Übernachtungen für den Juni und 0,6 Mio. für den Juli. Hiervon können 41

42 aber insgesamt nur etwa 1,6 Mio. Übernachtungen und bis Ankünfte der Fußball- WM zugerechnet werden, da auch in den übrigen Monaten des Jahres die Zahlen deutlich über denen des Vorjahres lagen. Insgesamt dürften, optimistisch gesehen, höchstens 500 Mio. von ausländischen Gästen der Fußball-WM ausgegeben worden sein. Zum Gastgewerbe zählt aber auch der Verzehr von Speisen und Getränken. Brenke und Wagner (2007) konnten für die Fußball-WM 2006 in Deutschland in der getränkegeprägten Gastronomie einen deutlichen Umsatzzuwachs verzeichnen, der auf die WM zurückzuzuführen ist. In der speisegeprägten Gastronomie konnten jedoch nur geringe Zuwächse erzielt werden. Das FIF (2007) betrachtet in seiner Studie lediglich die Effekte auf die Gruppe der Touristen und untersucht diese beispielhaft für fünf Austragungsorte. Hierbei konnte im Hinblick auf die Aufenthaltsdauer kein signifikanter Einfluss der Veranstaltung festgestellt werden. Dementgegen wurde eine Zunahme der Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr von durchschnittlich 8,2 % berechnet. Dabei lagen in allen fünf Städten die Übernachtungszahlen während der WM, in den Monaten Juni und Juli, über denen des Vorjahres. Aus den Zahlen lässt sich jedoch nicht ablesen, in welchem Ausmaß eine Verdrängung von potentiellen Gästen stattgefunden hat. Auch in der Zeit vor und nach der WM zeigen sich höhere Übernachtungszahlen als in Dies lässt den Schluss zu, dass verdrängte Gäste ihren Aufenthalt vor- bzw. nachgeholt haben. Im Vergleich mit Nichtaustragungsorten fand das FIF (2007) jedoch heraus, dass im europäischen Städtetourismus insgesamt enorme Zuwachsraten für das Jahr 2006 zu verzeichnen waren. Es kann daher nicht mit Sicherheit gesagt werden, dass der Tourismuszuwachs in den WM-Austragungsorten vollständig auf das Sportevent zurückzuführen ist. Diese Aussagen zu einer steigenden Gäste- und Übernachtungszahl kurz vor, während und kurz nach einer Sportgroßveranstaltung bestätigt auch Brönnimann (1982). Hiervon profitieren auf Grund der Zusatzausgaben vor allem Beherbergungsbetriebe, Restaurants und Transportunternehmen, aber auch der Kommunikationssektor (Rahmann et al., 1998). Die Höhe der zusätzlichen direkten Nachfrage hängt dabei stark von der Art der Veranstaltung und von der Destination selbst ab. So findet beispielsweise eine Fußballweltmeisterschaft in einem Land, aber innerhalb dieses Landes in verschiedenen Städten statt. Sie kann somit neben lokalen und regionalen, auch nationale Effekte hervorbringen (Kurscheidt & Rahmann, 1999). Aber auch der Zeitpunkt der Veranstaltung spielt eine sehr wichtige Rolle. So hat die Stadt Oberhof durch die Ausrichtung der Biathlon-WM im Jahre 2004 keinen einzigen Touristen hinzugewonnen, da die Veranstaltung zu einer Zeit stattfand, in der Oberhof ohnehin ausgebucht ist. Insgesamt waren die Auslastungszahlen während der WM durch die Unterbringen der Athleten sogar geringer, da teilweise Zimmer und Ferienwohnungen nicht voll belegt wurden. Alles in allem hat die Region aber sehr stark von der WM profitiert und es fand ein enormer Imagegewinn statt, der zu einem steigenden Touristenaufkommen nach der Meisterschaft geführt hat (Hoffheinz-Gasch, 2005). Eine Studie von Steinecke und Haart (1996), die vom Europäischen Tourismus-Institut (ETI) herausgegeben wurde, zeigt am Beispiel des Großen Preises von Europa am Nürburgring, dass 95 % der Zuschauer ausschließlich wegen des Formel-1-Grand Prix in die Region reisen. Von den Gästen übernachten 48 % in der Region, die restlichen Zuschauer sind Tagesgäste. Betreffend kleinerer Sportevents fasst Schwark (2005) die Ergebnisse von Studien zum Champions League Finale 2004 und dem Karstadt-Ruhr-Marathon 2004 zusammen. Hierbei geht er auf die einzelnen Gruppen ein, die für Effekte im Bereich des Tourismus relevant sind. Darunter fallen 42

43 neben den Fangruppen und Zuschauern, auch Medien- und Pressevertreter sowie die Sportler selbst. Aber auch Sponsoren, VIPs und die Veranstalter spielen hier eine Rolle. Für das Champions League Finale ergaben sich somit Primärumsätze in Höhe von in Gelsenkirchen und in Nordrhein-Westfalen Studien über eventinduzierte Konsumausgaben bei ausländischen Sportevents belegen die Ergebnisse. Bei der Untersuchung der wirtschaftlichen Auswirkungen der UEFA EURO 2008 TM in Österreich konnten Preuß et al. (2010) zeigen, dass im Vergleich zu den vier vorherigen Jahren, für die Monate Mai bis Juli in allen vier Ausrichterstädten eine Steigerung der trendberechneten Übernachtungsahlen um durchschnittlich etwa 4,6 % erreicht wurden. Auch in der Zeit vor und nach der Meisterschaft konnte eine erhöhte Anzahl an Übernachtungen festgestellt werden, die sich aus zusätzlichen Besuchern und verdrängten Touristen zur Zeit des Events ergeben. Voillat & Stritt (1999) untersuchen kurzfristige Effekte von Mega-Sportevents am Beispiel der Bewerbung des Schweizer Ortes Sion um die Olympischen Winterspiele Hierbei beruhen alle Angaben auf Schätzungen bzw. Vorausberechnungen. In Bezug auf die besucherbezogenen Ausgaben findet eine Unterteilung in acht Besucherkategorien statt: 1. Athleten und Begleitpersonen 2. Mitglieder von IOK, NOKs, Internationalen Spitzenverbänden, Offizielle 3. Kampf- und Schiedsrichter 4. Medienvertreter 5. Organisatoren, ehrenamtliche Helfer und Sicherheitspersonal 6. Sponsoren und deren Gäste 7. Zuschauer 8. Besucher vor dem Event ( ) Für die Gruppe der Zuschauer ist es nicht eindeutig möglich einen Zusammenhang zwischen den Ausgaben und dem Event herzustellen, während beispielsweise Athleten, Schiedsrichter und Sponsoren auf Grund der Veranstaltung anwesend sind. Für die verschiedenen Besuchergruppen wurden folgende Ausgaben in Tausend Schweizer Franken (CHF) geschätzt (1 Schweizer Franken entspricht 0,8213 Euro): Tabelle 24: Ausgaben der Besuchergruppen (Voillat & Stritt, 1999, S. 72). Besucher- kategorie Personen- zahl Gesamtaus- gaben für Unterkunft Gesamtaus- gaben für Verpflegung Gesamtausgaben für Einkauf und Unterhaltung Summe * 0* * 0* * 0* * 0* Summe *Diese Beträge werden dem Verwaltungsbudget zugerechnet 43

44 Von der geschätzten Gesamtsumme in Höhe von CHF entfallen CHF auf direkte Effekte und CHF auf indirekte Effekte. In der Summe ergibt sich ein Primäreinkommen von CHF (Voillat & Stritt, 1999). Die Inter Vistas Consulting Inc. (2002) unterscheidet für die Olympischen und Paralympischen Winterspiele 2010 in Vancouver vier Besuchergruppen: 1. Ortsansässige Besucher 2. Ortsansässige Zuschauer 3. Externe Besucher 4. Externe Touristen Hierbei werden Touristen als Individuen definiert, die den Austragungsort wegen der Spiele besuchen. Die Gruppe der Besucher wird weiter gefasst und erfasst auch Athleten, Offizielle, Medienvertreter, Sponsoren, Organisatoren und Einwohner. Zur Generierung eines ökonomischen Effektes sind vor allen Dingen die Gruppen drei und vier von Bedeutung. Die im Folgenden aufgeführten externen Besucherzahlen beruhen auf Schätzungen basierend auf Kalkulationen der Organisatoren der Winterspiele 2002 in Salt Lake City. Tabelle 25: Externe Besucherzahlen (Inter Vistas Consulting Inc., 2002, S. 22). Jahr Medien- vertreter Athleten und Management Offizielle und Olympische Familie Sponsoren und Gäste * *Im Jahr 2012 findet ein zusätzliches Sportevent statt Die folgende Tabelle zeigt die durchschnittlichen Ausgaben und Aufenthaltsdauern der externen Besucher. Tabelle 26: Durchschnittliche Ausgaben pro Tag und Aufenthaltsdauer (Inter Vistas Consulting Inc., 2002, S. 23). Medienvertreter Athleten und Management Offizielle und Olympische Familie Sponsoren und Gäste Durchschnittliche Ausgaben pro Tag $ ($ 100 in 2010) $ ($ 0 in 2010)* $ ($ 0 in 2010)* $ 500 Aufenthaltsdauer (Tage) 2-20 Tage (20 Tage in 2010) 6-14 Tage (10 Tage in 2010) 5-20 Tage (20 Tage in 2010) 1-20 Tage (20 Tage in 2010) *Die durchschnittlichen Ausgaben der Athleten und Offiziellen betragen im Jahr 2010 Null, da diese Ausgaben den Betriebskosten des Organisationskomitees zugerechnet werden. 44

45 Die Modelberechnungen für die externen Touristen ergeben durchschnittliche Tagesausgaben von 200 $ bei einer Aufenthaltsdauer von 7 Tagen in allen Jahren außer Für 2010 wurden die Tagesausgaben auf 329 $ bei einer Aufenthaltsdauer von 10 Tagen geschätzt. Diese Zahlen beruhen auf Erhebungsdaten der Eiskunstlauf-Weltmeisterschaft Tabelle 27: Touristenvergleich (Inter Vistas Consulting Inc., 2002, S. 26). Touristen mit bezahlter Unter- kunft Touristen mit Unterbringung bei Verwandten oder Freunden Unterkunft $ 182,18 - Einzelhandel $ 66,10 $ 66,10 Essen und Getränke $ 66,10 $ 35,05 Entspannung und Unterhaltung $ 20,03 $ 20,03 Transport $ 47,61 $ 23,81 Summe $ 382,02 $ 144,99 Des Weiteren wurden die externen Touristen bezüglich ihrer Unterkunft unterschieden, da davon ausgegangen wurde, dass etwa 25 % der Touristen bei Verwandten oder Freunden übernachten und daher keine Übernachtungskosten anfallen. Für die Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika wurde eine Zahl von ausländischen Touristen vorhergesagt, die durchschnittlich 15 Tage vor Ort verbrachten (Grant Thornton, 2004). Bei Betrachtung der Touristen aus Übersee steigt die Besucherzahl sogar auf (Grant Thornton, 2008). Die Unterscheidung zwischen ausländischen und Übersee-Touristen ist im Falle von Südafrika als Austragungsland besonders wichtig, da sich das Konsumverhalten von afrikanischen Touristen sehr deutlich von dem der Touristen anderer Kontinente unterscheidet (Du Plessis & Maennig, 2010). Ein Blick auf die zur Verfügung stehenden Hotelbetten in Südafrika zeigt einen sehr deutlichen Anstieg von 2007 bis Tabelle 28: Das Angebot an Hotelbetten in Südafrika (Golding, 2010). Level Durchschnittlicher Anstieg pro Jahr 5 Sterne ,7 % 4 Sterne ,7 % 3 Sterne % 2 Sterne ,5 % 1 Stern ,9 % Summe ,9 % Zusätzlich zu den Hotelbetten stand eine große Zahl an Gästehäusern zur Verfügung. Diese machten etwa ein Drittel der vor der Veranstaltung gebuchten Unterkünfte aus (Department of Tourism, 2010) Daniels, Norman und Henry (2004) untersuchten die touristischen Effekte des Cooper River Bridge Run (CRBR) in Charleston (South Carolina, USA). Sie konnten folgende Touristenausgaben ermitteln: 45

46 Tabelle 29: Touristenausgaben des Cooper River Bridge Run (Daniels, Norman & Henry, 2004, S. 186). Sektor Touristenausgaben (in ) Handel Automobilhändler und - werkstätten Essen und Trinken Hotels und Übernachtungsmöglichkeiten Dienstleistungen Freizeitdienstleistungen Sonstige Summe Die durchschnittlichen Ausgaben pro Person und Tag lagen für den Bereich Übernachtungen mit 43,07 $ am höchsten, gefolgt von Essen und Trinken (28,31 $), Einzelhandel (12,05 $), Auto (7,01 $), Unterhaltung (1,44 $), Sonstige (0,74 $), Sport (0,70 $) und anderen Dienstleistungen (0,23 $). Blake (2005) stellt in seinen Ausführungen zu den Olympischen Sommerspielen 2012 in London einige Schätzungen bezüglich des Tourismussektors an. Tabelle 30: Schätzungen zu den Olympischen Spielen 2012 (Blake, 2005, S. 29). Aufenthaltsdauer pro Besucher (Tage) Tagesausgaben ( ) Ausgaben pro Besucher ( ) Londoner Einwohner 1 0,00 0 UK Tagesbesucher 1 27,07 27 UK Touristen 4,8 73, Ausländische Touristen 11 74, Athleten, Ausland 32 32, Athleten, UK 27 23, Athleten, London 22 17, Offizielle, Ausland 32 24, Offizielle, UK 27 23, Offizielle, London 22 17, Medienvertreter, Ausland , Medienvertreter, UK , Medienvertreter, London , Volunteers, UK 22 62, Volunteers, London 22 13, Sponsoren, Ausland , Sponsoren, UK , Sponsoren, London , Olympische Familie, Ausland , Olympische Familie, UK , Nach seinen Schätzungen sind vor allem UK-Touristen, welche außerhalb London leben und ausländische Touristen, aber auch Athleten, Offizielle und Medienvertreter für den ökonomischen Mehrwert Londons verantwortlich. Der gesamte eventinduzierte Konsum beläuft sich auf ca. 614 Mio. Pfund, was ca. 726 Mio. Euro entspricht. 46

47 Tabelle 31: Schätzungen zu den Olympischen Spielen 2012 (Blake, 2005, S. 28). Besucherzahl Gesamtaufenthalts- dauer (Tage) Summe der Ausgaben (in Millionen ) Londoner Einwohner ,000 UK Tagesbesucher ,233 UK Touristen ,297 Ausländische Touristen ,583 Athleten, Ausland ,384 Athleten, UK ,373 Athleten, London ,057 Offizielle, Ausland ,037 Offizielle, UK ,797 Offizielle, London ,771 Medienvertreter, Ausland ,703 Medienvertreter, UK ,299 Medienvertreter, London ,276 Volunteers, UK ,259 Volunteers, London ,985 Sponsoren, Ausland ,544 Sponsoren, UK ,157 Sponsoren, London ,195 Olympische Familie, Ausland ,575 Olympische Familie, UK ,421 Auf einen ähnlichen Wert kommen Airola und Craig (2000), welche ebenfalls die Ausgaben der Besucher der Olympischen Sommerspiele 2012 in London abschätzen. Tabelle 32: Schätzungen zu den Olympischen Spielen 2012 (Airola & Graig, 2000, S.5). Besuchertyp Besucherzahl Aufenthaltsdauer (Tage) $ pro Tag Gesamt Ausgaben (in Millionen $) Inländer ,14 202,7 Sponsoren ,13 118,6 Medienvertreter ,70 61,4 Internationale ,38 167,3 Olympische Familie ,19 119,6 Athleten und Offizielle ,17 9,0 Besucher vor und nach den Spielen ,56 366,2 Vertriebene ,73-105,9 Gesamtausgaben 938,8 Eine Studie von VISA EUROPE (2012) schätzte auf Basis von Konsumausgaben vergangener Mega- Events (z.b. Olympia 2008 in Peking, Olympia 2010 in Vancouver, Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika) die eventinduzierten Konsumausgaben der Olympischen Spiele 2012 in London. Während der sieben Wochen Olympischer und Paralympischer Spiele im Sommer 2012 führten die Events zu einem Mehrkonsum von 803,6 Mio. Euro. Über 90 % des Volumens sind dabei auf ausländische Besucher zu zurechnen. Weiterhin fallen ca. 68 % der Ausgaben im Großraum London an, während sich der Rest über ganz Großbritannien verteilt. Insgesamt führt dieser Primärimpuls 47

48 zu einer gesteigerten ökonomischen Wertschöpfung von ca. 1,2 Mrd.. Ähnlich der Ergebnisse von Preuss et al. (2009) entfällt mit ca. 17 % der größte Posten auf das Beherbergungsgewerbe. Auch die langfristigen ökonomischen Effekte werden positiv betrachtet. Durch das eventinduzierte gesteigerte Potenzial Londons als Tourismusdestination fallen in den Folgejahren 2013 bis 2015 jeweils weitere Konsumausgaben von ausländischen Touristen in Höhe von ca. 861 Mio. Euro 947 Mio. Euro an. Im Bezug auf die Langfristigkeit von ökonomischen Effekten hat Spilling (1999) die Olympischen Winterspiele 1994 in Lillehammer analysiert. Er führt an, dass die langfristigen Effekte von Sportevents nur selten untersucht werden. So werden die meisten Studien bereit im Jahr der Austragung abgeschlossen. Insgesamt konnte aber in bestehenden Langzeitstudien festgestellt werden, dass die langfristigen Effekte deutlich geringer, teilweise sogar unbedeutend im Vergleich zu den kurzfristigen Effekten ausfallen. Im Bereich des Tourismus unterscheidet Sparrow (1989) zwei mögliche Szenarien als Konsequenz der Ausrichtung eines Mega-Events. Das erste Model unterstellt lediglich zeitlich begrenzte Effekte einer Großveranstaltung auf den Tourismus und damit keine langfristigen Konsequenzen. Das zweite Konzept sieht eine Großveranstaltung als Möglichkeit, eine neue Grundlage für ein Wachstum im Tourismussektor zu generieren. Darauf aufbauend differenziert Spilling (1999) zwischen drei Beeinflussungstypen, die unterschiedlich kombinierbar sind: Aktivtätslevel Beeinflussungstyp 1: Intermezzo A B C A: Eventplanung B: Eventorganisation C: Veranstaltung nach dem Event Pre- Event Event Post Normale Entwicklung Event Beeinflussungstyp 2: Veränderung der Wachstumsstruktur Neue Wachstums- struktur Pre- Event Event Normale Entwicklung Post Event Beeinflussungstyp 3: Neues Aktivitätslevel Neues Aktivtätslevel Pre- Event Event Post Event Abbildung 7: Beeinflussungstypen (nach Spilling, 1999, S. 138). Normale Entwicklung Zeit 48

49 Bei den Olympischen Winterspielen 1994 in Lillehammer stellte die Tourismusindustrie den am meisten beeinflussten Sektor dar. So konnten steigende Hotelkapazitäten sowohl kurz- als auch langfristig verzeichnet werden. Auch die Touristenzahl ist deutlich angestiegen und neue Touristenattraktionen haben sich entwickelt. Im Vergleich mit anderen Austragungsorten weist die Region Lillehammer vor den Spielen eine sehr schwache Tourismusindustrie auf. So betrug die Gesamtanzahl an zur Verfügung stehenden Hotelbetten bis zu den Olympischen Spielen Durch die Austragung der Winterspiele erhöhte sich diese Zahl um etwa 75 % auf insgesamt Betten. Neben diesen dauerhaften Übernachtungsmöglichkeiten stand eine Vielzahl an vorübergehenden Betten während der Zeit der Olympischen Winterspiele zur Verfügung. Insgesamt ist die Tourismusnachfrage in den Jahren zwischen 1980 und 1996 um etwa 68 % gestiegen. Im Vergleich dazu stieg die durchschnittliche Nachfrage im selben Zeitraum für die gesamte Nation um etwa 30 % an. Der Autor konnte am Beispiel der Olympischen Winterspiele 1994 in Lillehammer alle drei oben dargestellten Beeinflussungstypen erkennen. So konnte vor allem für die Übernachtungsnachfrage in direkter Verbindung mit den Spielen ein Intermezzo festgestellt werden. Besonders im Ort Øyer konnte ein signifikanter Anstieg der Wachstumsrate, entsprechend Typ 2, verzeichnet werden. In Lillehammer selbst wurde, wie in Typ 3 aufgezeigt, ein neues Aktivitätslevel erreicht (Spilling, 1999). Langfristige Auswirkungen von Sportgroßveranstaltungen auf die Nachfrage zeigen sich erst nach der Veranstaltung. So werden viele Zuschauer durch eine Veranstaltung zu späteren Ausflügen oder Ferien in die austragende Destination animiert und es kann damit ein neues Gästepotential generiert werden. Die tatsächlichen Nachfragezahlen stellen somit die wichtigsten Kennziffern bei der Einschätzung von langfristigen Werbewirkungen von Sportgroßveranstaltungen dar. Diese können durch Übernachtungs- und Gästestatistiken offen gelegt werden und, abhängig vom Austragungsort und der Art der Veranstaltung, sehr unterschiedlich ausfallen. In den meisten Destinationen können jedoch keine langfristigen Nachfrageeffekte festgestellt werden (Brönnimann, 1982) Konsum des organisierten Sports Für einen ganzheitlichen Überblick sollen neben den privaten Haushalten auch die Institutionen des organisierten Sports als Nachfrager bzw. Konsumenten betrachtet werden. Die Studie Sportverbände in Deutschland beschreibt detailliert die Ausgabenstruktur der knapp Sportverbände und -Bünde in Deutschland (Breuer, 2013b). Das Gesamtvolumen der Ausgaben aller Verbände im Jahr 2011 belief sich auf ca. 671 Mio. Euro. Mit ca. 38,5 % entfällt dabei der größte Teil der Ausgaben auf Personalkosten, hauptsächlich für Verwaltungs- und Geschäftsstellenpersonal sowie die Trainings- und Übungsleiter. Mit ca. 24,6 % folgen die Kosten für den Sportbetrieb, hauptsächlich für die Zuschüsse an die Sportvereine. Anteilsmäßig folgen die Ausgaben für Allgemeinkosten (16,9 %), Kostenübernahmen (10,4 %) und Abgaben und Steuern (9,5 %). 49

50 Tabelle 33: Ausgaben der Sportverbände im Haushaltsjahr Ausgaben für Anteil an Verbänden die Ausgaben in dieser Kategorie haben Sportverbände (Gesamt) Mittelwert Hochrechnung Ausgaben Gesamteinnahmen Personal (Löhne und Gehälter) xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx Verwaltungs- /Geschäftsstellenpersonal 38,90% Trainer, Übungsleiter, Sportlehrer 35,30% Wartungspersonal, Platzwart etc. 4,10% Kostenübernahme xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx Aufwandsentschädigungen für Ehrenamtliche 51,40% Aufwandsentschädigungen für Hauptamtliche 4,20% Reisekosten für Ehrenamt 62,90% Reisekosten für Hauptamt 20,00% Honorare 24,50% Prämien für Sportler 11,60% Reisekosten für Übungs- /Wettkampfbetrieb 31,60% Kosten für den Sportbetrieb xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx Sportgeräte und Sportkleidung 29,40% Kosten eigener Sportanlagen 5,70% nicht verbandseigenen Sportanlagen 24,80% eigener sportlicher Veranstaltungen 56,30% Zuschüsse an Vereine/Verbände 41,70% Abgaben/Steuern xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx Abgaben an Sportorganisationen 50,40% Steuern Geschäftsjahr ,00% Gema- Gebühren 7,80% Allgemeinkosten xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx xxxxxxxxxxxxxxxxxx Allgemeine Verwaltungskosten 83,80% Versicherungen 52,20% für Grundstücke, Gebäude, Räumlichkeiten 28,10% Kosten eigener Gebäude 10,60% Kosten für außersportliche Veranstaltungen 28,50% Ausgaben für eigene Gesellschaften 0,60% Kapitaldienst (Zinsen, Tilgungen) 9,60% Rückstellungen 18,00% Gesamtausgaben Mit knapp 30 % der Gesamtkosten tragen die Landesfachverbände den größten Anteil. Es folgen die Kreis- und Regionalfachverbände (ca. 26 %), die Landessportbünde (ca. 16 %) und die Kreisund Stadtsportbünde (ca. 15 %). Eine detaillierte Aufteilung der Ausgabestrukturen, aufgeteilt 50

51 nach Verbandstypen ist im Supplementärband des aktuellen Sportentwicklungsberichts zu finden (Breuer, 2013b). Aus dem Sportentwicklungsbericht 2013 sind detaillierte Angaben zu den Ausgaben der Sportvereine in Deutschland zu entnehmen (Breuer, 2013a). Tabelle 35 fasst die Ausgaben der Sportvereine des Jahres 2010 zusammen. Insgesamt beliefen sich die Gesamtausgaben aller ca Sportvereine auf ca. 3,289 Mrd. Euro. Tabelle 34: Ausgaben der Sportvereine im Jahr 2010 und deren Entwicklung (n.e.=nicht erfasst 2007/2008 bzw. 2009/2010). Ausgaben für Mittelwert (in ) Index Mittelwert (2009=0) Index Mittelwert (2007=0) Trainer, Übungsleiter, Sportlehrer ,4** Unterhaltung und Betrieb eigener Anlagen Ausgaben gesamt ,6* Sportgeräte und Sportkleidung Abgaben an Sportorganisationen Verwaltungspersonal Durchführung eigener sportlicher Veranstaltungen Mieten & Kostenerstattung für die Benutzung von nicht vereinseigenen Sportanlagen/ -einrichtungen davon Sportstättennutzungs- gebühr ,3* n.e. n.e Kapitaldienst (Zinsen, Tilgungen) Allgemeine Verwaltungskosten ,7* Wartungspersonal, Platzwart etc Reisekosten für Übungs- und Wettkampfbetrieb Außersportliche Veranstaltungen (z.b. Feste) Versicherungen ,5*** Steuern aller Art Zahlungen an Sportler Rückstellungen Gema-Gebühren Sonstiges Gesamt Bei der Betrachtung der Ausgaben im Zeitablauf fällt auf, dass die Kosten für Trainer, Übungsleiter und Sportlehrer, für den Unterhalt und Betrieb eigener Anlagen, für die Durchführung eigener sportlicher Veranstaltungen, für allg. Verwaltung und für Versicherungen im Vergleich zu 2007 signifikant gestiegen sind. 51

52 Zur weiteren Analyse werden die Ausgabenkategorien zu folgenden vier Überkategorien zusammengefasst. 1. Ausgaben für Personal 2. Ausgaben für den Sportbetrieb und Veranstaltungen 3. Abgaben und Verwaltungskosten 4. Steuern und Kapitaldienste Tabelle 35: Ausgabekategorien von Sportvereinen. Kategorie Personal Sportbetrieb und Veranstaltungen Abgaben, Verwaltungskosten, sonstige Kosten Steuern und Kapitaldienst Enthaltene Ausgabeposten. Ausgaben für Verwaltungspersonal; Trainer, Übungsleiter, Sportlehrer; Zahlungen an Sportler; Wartungspersonal, Platzwart etc. Sportgeräte und Sportkleidung; Unterhaltung eigener Anlagen; Mieten und Kostenerstattung Benutzung nicht-vereinseigener Sportanlagen- bzw. Einrichtungen; Reisekosten für Übungs- und Wettkampfbetrieb; Durchführung eigener sportlicher Veranstaltungen; außersportliche Veranstaltungen (z.b. Feste) Abgaben an Sportorganisationen (LSB, KSB, FV); Gema-Gebühren; Allgemeine Verwaltungskosten; Versicherungen; sonstige Ausgaben Steuern aller Art; Kapitaldienst (Zinsen, Tilgungen); Rückstellungen Mit 39,5 % entfallen die höchsten Ausgaben auf den Sportbetrieb und die Veranstaltung von Events. 32,3 % aller Ausgaben werden für Personal aufgewendet. Mit gut 20 % folgen Abgaben und Verwaltungskosten. 7,9 & werden der jährlichen Aufwendungen stellen Steuern und Kapitaldienste dar. Tabelle 36: Aufteilung der Gesamtausgaben auf die jeweiligen Ausgabekategorien Kategorie Ausgaben Anteil in % Personal ,3 % Sportbetrieb und Veranstaltungen ,5 % Abgaben, Verwaltungskosten, sonstige Kosten ,3 % Steuern und Kapitaldienst ,9 % Gesamtausgaben % Betrachtet man die Determinanten der Ausgaben, so ist festzustellen, dass die Größe eines Vereins, gemessen an den Mitgliederzahlen, signifikant positiv auf alle Ausgabenkategorie wirkt. Weiterhin wirken sich Kaderathleten, vereinseigene Sportanlagen, ein Fitnessstudio, die ehrenamtliche Arbeitszeit pro Mitglied und die Einwohner der jeweiligen Gemeinde positiv auf die Gesamtausgaben der Vereine aus. Die Tatsache ein Mehrspartenverein zu sein, Ermäßigungen anzubieten, Gesundheitskurse anzubieten und ein integrativer Verein zu sein verringern die Gesamtausgaben 52

53 eines Sportvereins. Tabelle 38 fasst die Determinanten der Ausgaben von Sportvereinen, insgesamt und für jede der vier Ausgabekategorien, detailliert zusammen. Tabelle 37: Effekte von strukturellen Indikatoren auf die Höhe der Gesamtausgaben sowie Ausgabenkategorien von Sportvereinen (+++/--- =höchst signifikant, ++/--=sehr signifikant; +/-=signifikant; leer=nicht signifikant). Indikatoren Gesamtausgaben Personal Ausgabenkategorie Sportbetrieb/ Veranstaltungen Abgaben/ Verwaltung Steuern/ Kapitaldienst Anzahl Mitglieder (MG) Anteil MG unter Anteil MG über 60 + Mehrspartenverein Ermäßigungen Kaderathleten Vereinseigene Sportanlagen Fitnessstudio Gesundheitskurse Integrativer Verein Leistungsportverein + Ehrenamtliche Arbeitszeit pro Person Ehrenamtliche pro Mitglied Einwohner Gemeinde Zusammenfassung Der sportbezogenen Konsum stellt den größten Anteil an den tangiblen ökonomischen Effekten des Sports dar. Gemäß der umfassenden und aktuellen Studie von Preuss et al. (2012) beträgt der Konsum privater Haushalte in Deutschland 112,6 Mrd. Euro für das aktive Sporttreiben und 26 Mrd. Euro für den passiven Sportkonsum. Demnach macht der Sport einen Anteil von 9,7 %, bzw. 7,2 % ohne die Berücksichtigung von Fahrtkosten, am Gesamtkonsum deutscher Haushalte aus. Für Sportgroßveranstaltungen konnte auf Basis mehrerer untersuchten Events ein deutlicher eventinduzierter Mehrkonsum ausgemacht werden. Der WM 2006 in Deutschland (Preuß et al., 2009) und den Olympischen Spiele in London 2012 (Airola & Craig, 2000; Blake, 2005; Visa Europe, 2012) konnten von verschiedenen Autoren ein kurzfristiger Mehrkonsum von ca. 1 Mrd. zugerechnet werden. Besonders zu beachten ist dabei, dass nur die Konsumausgaben von eventinduzierten Besuchern des Landes oder der Region uneingeschränkt dem Sport zurechenbar sind. Neben dem sportbezogenen Konsum privater Haushalte, weist der organisierte Sport erhebliche Ausgaben auf. Die jährlichen Ausgaben der knapp 4000 Sportverbände und Bünde in Deutschland können auf ca. 671 Mio. Euro beziffert werden (Breuer, 2013b). Entsprechend der aktuellen Welle 53

54 des SEBs beträgt das Gesamtvolumen aller ca Sportvereine in Deutschland ca Mio. Euro pro Jahr (Breuer, 2013a) Forschungsdefizite Eine systematische und umfassende Analyse der Determinanten des privaten Sportkonsums liegt noch nicht vor. Zwar ist auf vereinzelten, meist internationale Studien zu verweisen, aber ein umfassender Überblick liegt nicht vor. Zu den eventinduzierten Wirkungen auf den Konsum fehlen langfristige Betrachtungen, welche die Nachhaltigkeit der kurzfristigen Effekte untersuchen. Weiterhin haben Sportevents intangible Effekte, wie Bekanntheits- oder Imageeffekte, welche noch nicht ausreichend monetär quantifiziert sind. 54

55 3.4 Sponsoring, Werbung & Medienrechte Funktionszuschreibung Der Sport ist in der heutigen Gesellschaft mit einem positiven Image versehen. Viel zitiert werden sportbezogenen Assoziationen wie Jugendlichkeit, Dynamik, Sympathie und Moderne (Huber et al., 2008). Mittels Sponsoring-Engagements wollen Unternehmen der Allgemeinwirtschaft einen Imagetransfer realisieren und diese positiven Assoziationen auf das eigene Markenimage übertragen (Bruhn, 2010). Phänomene wie Informationsüberlastung, eine heterogene Mediennutzung und variierendes Mediennutzungsverhalten verstärken den Druck auf Unternehmen traditionelle Kommunikationspfade zu verlassen (Bruhn, 2010). Auch Unternehmen der Medienbranche nutzen die Faszination des Sports, vor allem des professionell betriebenen Sports, um einen Nachfragesog nach dem eigenen Programm zu generieren Tabellarische Übersicht der einbezogenen Studien an der Heiden et al. Bedeutung des Spitzen- und Breitensports im 2012 Bereich Werbung, Sponsoring und Medienrechte Breuer Sportverbände in Deutschland 2013 Breuer Sportentwicklungsbericht 2011/2012: Analyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland 2013 DFL Bundesliga- Report Sport und Markt Sportsponsoren in Deutschland 2008 TNS Sport Sponsor- Visions: Sponsoring im Fokus der Unter- nehmen und Agenturen Forschungsstand Die Datenbasis für den sportbezogenen Anteil am Gesamtvolumen für Sponsoring, Werbung und Medienrechte soll primär der aktuellen Studie von an der Heiden et al. (2012) entnommen werden, welche im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie erstellt wurde. Zudem komplettieren Daten aus der aktuellen Studie der Sportverbände (Breuer, 2013b) und aus dem Sportentwicklungsbericht (Breuer, 2013a) das umfassende Bild. Im Auftrag des BmWi haben an der Heiden et al. (2012) die Bedeutung des Spitzen- und Breitensports in den Bereichen Werbung, Sponsoring und Medienrechte analysiert. Ziel des Berichts war es, alle Ausgaben in diesen Bereichen, welche durch den Sport verursacht wurden bzw. direkt wegen des Sports getätigt wurden, systematisch zu erfassen. Zu diesem Zweck wurden über 2000 Interviews mit Sportorganisationen, mit Unternehmen und mit Medienagenturen geführt. Tabelle 39 gibt einen Überblick über die im Rahmen der Primäruntersuchung durchgeführten Interviews. Tabelle 38: Überblick über die durchgeführten Primärerhebungen (von der Heiden et al., 2012, S.60) Untergruppe Erreichte Kontakte Zielgruppe Bezogenen Ad- Netto- Inter- Ausschöpfung 55

56 Unternehmen Breite Zufallsstichprobe innerhalb vorquotierter WZ-2-Steller ressen views % Top-Sponsoren & Top- Sportgüter-hersteller % Top-Fitnesszentren % Gesamt % Sportorganisationen Verbände % Vereine % Top-Ligen % Gesamt % Agenturen Mediaagenturen % Werbe- bzw. Kommunikationsagenturen % Gesamt % Zusätzlich wurde auf zahlreiche Sekundärdatenquellen zurückgegriffen. Beispielsweise schätzt die Studie Sponsor Visions von TNS Sport (2007) ein Gesamtvolumen für Sportsponsoring in Deutschland von 2,9 Mrd. Euro in 2008 und 2,6 Mrd. Euro in Sport und Markt (2008) errechnet ein Sportsponsoring Gesamtvolumen der 100 größten Sponsoren in Deutschland von ca. 692 Mio. Euro. Dem Bundesliga Report der Deutschen Fußballliga (DFL, 2011) zufolge, erwirtschaftete die erste Bundesliga in der Saison 2007/2008 Werbeerlöse von ca. 487 Mio. Euro, Erlöse aus der medialen Verwertung von ca. 574 Mio. Euro und Erlöse aus dem Merchandising in Höhe von ca. 82 Mio. Euro. Die Ergebnisse der Studie sagen aus, dass ca. 33 % aller Unternehmen einen Sportbezug aufweisen, entweder durch die Herstellung von sportbezogenen Gütern und Diensten, oder durch die sportbezogene Kommunikationsleistungen, wie Sponsoring oder Werbung. Tabelle 40 fasst die zentralen Ergebnisse der Studie zusammen. Den Hochrechnungen zufolge beträgt das Gesamtvolumen der drei untersuchten Teilbereiche für sportbezogenes Sponsoring, sportbezogenen Werbung und Medienrechte im Jahr ,5 Mrd. Euro und im Jahr ,8 Mrd. Euro. Im Jahr 2010 entfallen gut 45 % des Volumens (2,5 Mrd.) auf das Sponsoring von Sportorganisationen. Zusätzlich entfallen ca. 21 % (1,1 Mrd.) auf die Aktivierung der Sponsoring-Aktivitäten durch Unternehmen, Vereine, Verbände und Profi-Ligen. Die Medienrechte bilden mit ca. 20 % (1,1 Mrd.) den nächst größten Posten. Auf die Werbeanstrengungen von Unterneh- 56

57 men der Sportgüter- und Sportdienstleistungsbranche entfallen schließlich weitere ca. 13 % (0,7 Mrd.) des Gesamtvolumens. Tabelle 39: Gesamtvolumen für Sponsoring, Werbung und Medienrechte (von der Heiden et al., 2012, S.71) Angaben in Mio Sponsoring an Sportorganisationen 2.485, ,9 Aktivierung Sponsoring gesamt: 1.124, ,6 Aktivierung Unternehmen / sportbezogene Werbung 708,0 778,8 im Rahmen von Sponsoring Aktivierung Vereine 286,3 323,0 Aktivierung Verbände 48,6 41,9 Aktivierung Profi-Ligen 81,6 71,9 Sportgüterbezogene Werbung 726,9 968,0 Medienrechte 1.118,0 887,0 Gesamt 5.454, ,5 Durch die differenzierte Analyse der Einnahmekategorien der Sportverbände und Bünde können weitere detaillierte Informationen über das Gesamtvolumen von Sponsoring, Werbung und Medienrechten gegeben werden (Breuer, 2013b). Die knapp 4000 Sportverbänd und Bünde nahmen im Jahr 2011 insgesamt ca. 38,4 Mio. Euro durch die Rechteverwertung ein. Darunter fallen Werberechte für Trikots und Ausrüstung, für Anzeigen, für weitere Rechteverwertung und Ausrüstungslizenzen. Für die Medienrechte sind insgesamt 0.9 Mio eingenommen worden. Aus dem Merchandising konnten ca. 1,7 Mio. erwirtschaftet werden. Auffällig ist hierbei, dass die Ausgaben nur auf sehr wenige der knapp 4000 Verbände entfallen. Beispielsweise konnten lediglich 0,4 % aller Verbände Übertragungsrechte für eigene Sportveranstaltungen gewinnbringende verwerten. Tabelle 40: Einnahmen der Sportverbände im Haushaltsjahr Einnahmen aus Anteil an Verbänden die Einnahmen in dieser Kategorie haben Sportverbände (Gesamt) Mittelwert Hochrechnung Einnahmen Rechteverwertungen Sponsoring Trikot, Ausrüstung 2,50% Anzeigen 8,80% weitere Rechteverwertungen 3,00%

58 Ausrüstungslizenzen 2,70% Medienrechte Übertragungsrechte allgemein 2,10% Übertragungsrechte eigenen Sportveranstaltungen 0,40% Werbung Merchandising 7,60% Gesamt Auf der Ebene der Sportvereine gibt der Sportentwicklungsbericht weitere Informationen über die Einnahmen von Sportvereinen aus Sponsoring und der Veräußerung von Medienrechten. Im Jahr 2010 haben die ca Sportvereine in Deutschland 167 Mio. Euro aus diesen Bereichen erwirtschaften können. Tabelle 41: Einnahmen der Sportvereine aus den Bereichen Sponsoring und Medienrechte Einnahmen der Vereine in 2010 aus Anteil der Mittelwert Gesamt Anteil an gesamten Vereine mit Einnahmen aus Einnahmen Sponsoring und Medienrechten Werbeverträge Bande 19,8 % % Werbeverträge Trikot, Ausrüstung 11,1 % % Werbeverträge Anzeigen 13,0 % % Übertragungsrechte 0,3 % % Gesamteinnahmen Mio. Euro fallen dabei auf die Veräußerung der Rechten an Bandenwerbung an, 50,3 Mio. Euro auf Trikot und Ausrüstung und 41,3 Mio. Euro auf Anzeigen. Aus dem Erlös von Übertragungsrecht fallen weiterhin 5,4 Mio. Euro an. Tabelle 42. zeigt zudem an, welcher Anteil der Sportvereine insgesamt derartige Einnahmen generiert. Immerhin knapp 20 % aller Vereine können Einnahmen aus Bandenwerbung generieren. Mit 13 % und 11 % gelingt es weniger Vereinen Werberechte an Trikot und Ausrüstung bzw. Anzeigen zu veräußern. Lediglich 0,3 % aller Vereine können Übertragungsrechte veräußern. An diesen Zahlen wird der große Unterschied zu Sportorganisationen im professionellen Sport deutlich. Vereine der ersten Fußballbundesliga erlösen bspw. knapp ein Drittel ihrer Gesamteinnahmen aus Übertragungsrechten (DFL, 2011). Im Themenbericht Finanzen und ökonomische Bedeutung des Vereinssports (Breuer, 2013a) sind zudem Determinanten der verschiedene Einnahmekategorien untersucht worden. Zu diesem Zweck wurden die Einnahmen aus Werbung, Sponsoring und Spenden aggregiert, was eine trennscharfe Interpretation der Ergebnisse erschwert. Positiv auf die Höhe der Einnahmen wirken die Anzahl der Mitglieder eines Vereins, die Anzahl der Kaderathleten, die Kooperation mit einer Ganztagsschule, und die Ehrenamtliche Arbeitszeit pro Person. Leistungssportvereine erwirtschaften ebenfalls höhere Einnahmen aus Werbung und Sponsoring. Ein integrativer Verein erwirtschaftet signifikant niedrigere Einnahmen aus diesen Bereichen, was durch die Ausrichtung an eher kostengünstigen Sportangeboten erklärt werden kann. 58

59 3.4.4 Zusammenfassung Die aktuelle Studie von van der Heyden et al. gibt umfassenden Aufschluss über die sportinduzierten Umsätze für Sponsoring, Werbung und Medienrechte. Demnach sind in diesen Bereichen im Jahr 2010 ca. 5,5 Mrd. Euro umgesetzt worden. Auffällig ist, dass der Trend verglichen mit 2008 rückläufig ist, was auf die Finanz- und Wirtschaftskrise zurückzuführen ist Forschungsdefizite Zukünftige Forschungsarbeiten sollten die Tendenz des Branchenvolumens weiter untersuchen um zu klären ob die rückläufigen Zahlen einen nachhaltigen Trend wiederspiegeln. Die Bereiche Sport, Wirtschaft und Medien sind durch starke gegenseitige Abhängigkeitsverhältnisse geprägt. Diese Strukturen und Kräfte müssen weiter erforscht werden um die Leistungen, welche der Sportsektors an die anderen Subsysteme abgibt, langfristig sicherstellen zu können. 59

60 3.5 Arbeitsmarkteffekte Funktionszuschreibung Ein weiteres Indiz für die ökonomische Relevanz des Sports liefern die sogenannten Beschäftigungs- bzw. Arbeitsmarkteffekte. Es ist davon auszugehen, dass die sportinduzierte Beschäftigung in Deutschland durch viele Faktoren beeinflusst wird. Die Facette des Arbeitsfeldes ist in diesem Zusammenhang stark differenziert und schwer einzugrenzen. Die Erwerbstätigen im Sport werden hierbei von den Autoren auf sehr heterogene Weise unterteilt. Auf der einen Seite gehören Sportlehrer, Vereins- und Verbandsvorstände sowie Profisportler genauso wie Manager und ganze Sportmarketingabteilungen dazu Tabellarische Übersicht der einbezogenen Studien Ahlert Ahlert Allmers & Maenning Baade & Sanderson Baade & Matheson Berwert et al. Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) Coates & Humphreys Brenke & Wagner Breuer Breuer Auswirkungen des zusätzlichen Incoming- Tourismus während der FIFA WM 2006TM auf die gesamt- wirtschaftliche Entwicklung Die ökonomische Bedeutung des Sports in Deutschland. Ergebnisse des Sportsatelli- tenkontos 2008 Economic impacts of the FIFA Soccer World Cups in France 1998, Germany 2006 and outlook for South Africa 2010 The Employment Effect of Teams and Sports Facilities Home Run or Wild Pitch? Assessing the Economic Impact of Major League Base- ball's All- Star Game Wirtschaftliche Bedeutung des Sports in der Schweiz Sportwirtschaft in Berlin. Die ökonomische Bedeutung von Sportwirtschaft sowie Sport und Wirtschaft The effect of professional sports on earn- ings and employment in the services and retail sectors in U.S. cities Zum volkswirtschaftlichen Wert der Fuß- ball- Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland Sportentwicklungsbericht 2005/2006: Ana- lyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland Sportentwicklungsbericht 2007/2008: Ana- lyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland

61 Breuer Sportverbände in Deutschland 2013 Dachs et al. Deutsche Fußball Liga GmbH (DFL) Dimitrov et al. Hotchkiss et al. Kurscheidt & Rahmann Kurscheidt Kurscheidt Kurscheidt et al. McKinsey Studie Meyer & Ahlert Rahmann et al. Spilling Sport Industry Research Centre (SIRC) Preuß et al. Weber et al. Die wirtschaftliche Bedeutung des Sports in Österreich Die wirtschaftliche Situation im Lizenzfuß- ball Die makroökonomischen Effekte des Sports in Europa Impact of 1996 Summer Olympic Games on Employment and wages in Georgia Local investment and national impact: The case of the football world cup 2006 in Germany Ökonomische Analyse von Sportgroßveran- staltungen Erfassung und Bewertung der wirtschaftlichen Effekte der Fussball- WM 2006 Konsuminduzierter Impact von Sportgroß- events am Beispiel der Fußball- WM 2006 Wirtschaftsfaktor Bundesliga - Die volks- wirtschaftliche Bedeutung des professionel- len Fußballs in Deutschland Die ökonomischen Perspektiven des Sports Sozio- ökonomische Analyse der Fußball- Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland Long- Term Impacts of MegaEvents: The Case of Lillehammer 1994 Economic Value of Sport in England Ökonomische Implikationen der Ausrich- tung Olympischer Spiele von München 1972 bis Atlanta 1996 Die wirtschaftliche Bedeutung des Sports Forschungsstand Vor allem für den deutschsprachigen Raum liefern hierbei die Studien von Weber et al. (1995), Meyer & Ahlert (2000) und Ahlert (2013) erste Anhaltspunkte. Allerdings muss berücksichtigt 61

62 werden, dass die Autoren die sportspezifischen Tätigkeitsfelder unterschiedlich abgrenzen, sowie die direkten und indirekten Teilbereiche der Sportwirtschaft differenziert subsumieren. Für das Referenzjahr 2008 berechnet Ahlert (2013), dass die Sportwirtschaft in Deutschland, abgegrenzt durch alle sportbezogenen Aktivitäten innerhalb des Sportsatellitenkontos, ca. 1,765 Mio. Menschen beschäftigt. Damit zeichnet die Sportwirtschaft für ca. 4,4 % aller Beschäftigten in Deutschland verantwortlich. Tabelle 42 bildet die Beiträge der verschiedenen Wirtschaftsbereiche an der gesamten sportbezogenen Beschäftigung 2008 ab. Es wird ersichtlich, dass ein Vergleich mit anderen Branchen aufgrund des Querschnittcharakters der Sportwirtschaft schwer fällt. Laut statistischen Bundesamt (2012) bewegt sich die Beschäftigungswirkung der Sportbranche ungefähr auf dem Niveau des Kreditgewerbes, welches 2009 für 4,3 % der Beschäftigten in Deutschland verantwortlich zeichnete. Tabelle 42: Beiträge der Wirtschaftzweige an der sportbezogenen Beschäftigung in Deutschland 2008 (Ahlert, 2013) Wirtschaftszweig Anteil an der sportbezogenen Gesamtbeschäftigung Land- und Forstwirtschaft, Fischerei 0,1 % Produzierendes Gewerbe 5,2 % Baugewerbe 4,8 % Handelsgewerbe 28,9 % Verkehrs- und Gastgewerbe 18,2 % Informations- und Kommunikationsdienstleister 1,2 % Banken, Versicherungen, Immobilien und unternehmensbezogene 2,0 % Dienstleister Öffentliche und personenbezogene Dienstleister 31,5 % Sonstige 8,2 % Gesamt 100% Als Vergleichswert kann herangezogen werden, dass der Sport Für das Referenzjahr 1990 eruiert Weber (1995, S. 54f) eine Gesamtbeschäftigungszahl im Sportbereich von ca Personen. Dies entspricht 2,4% aller Beschäftigten in der Bundesrepublik Deutschland. Weber et al. (1995, S.272ff) ermittelten folgende Werte für die alten Bundesländer: In Sportorganisationen gab es ca Beschäftigte, darunter hauptamtliche Beschäftigungsverhältnisse, wobei die hauptamtlichen Strukturen in den Sportvereinen nicht berücksichtigt wurden, genauso wie die ehrenamtlichen Mitarbeiter keine Berücksichtigung fanden. Zudem sind im Unternehmenssektor Arbeitsplätze vorhanden und für den Staat arbeiten 1990 ca Beschäftigte, darunter Sportlehrer. Nach Meyer & Ahlert (2000) liegt 1998 der Anteil der sportbezogenen Beschäftigten bei 2,4%. Von diesen Arbeitsplätzen sind Arbeitnehmer direkt in der Sportbranche 10 und außerhalb der sportspezifischen Produktionsbereiche 11 tätig. Die Autoren gehen davon aus, dass im organisierten Sport Personen beschäftigt sind, wobei sich lediglich 25% dieser in einem sozialversicherungspflichtigen Arbeitsverhältnis befinden. Zusätzlich schätzen sie, dass sich ehrenamtliche Mitarbeiter für den Sport engagieren. Durch das Vorhersagemo- 10 Hierzu zählen Sportvereine und verbände, Sportwaren, sportspezifische Beschäftigung der öffentlichen Hand sowie erwerbswirtschaftliche Sportanbieter (Meyer & Ahlert, 2000, S. 141ff). 11 Hierbei handelt es sich nicht nur um direkt durch die Sportnachfrage induzierte Beschäftigungseffekte, sondern auch jene, die indirekt, z.b. durch die Herstellung von Zwischenprodukten, für die sportspezifische Endnachfrage tätig sind (Meyer & Ahlert, 2000, S. 62f). 62

63 dell SPORT konnten die Autoren Simulationen durchführen, welche die Entwicklung der Arbeitsmarkteffekte im Sport prognostizieren. Nach ihren Berechnungen wird die Beschäftigung im Sport auf ca. 1 Millionen Arbeiternehmer 12 im Jahre 2010 anwachsen (Meyer & Ahlert, 2000, S. 183f). 34,4 % der Sportverbände beschäftigen hauptamtliche Mitarbeiter (Breuer, 2013b). Bei der Betrachtung der Verbandsebenen haben den größten Anteil an hauptamtlichen Mitarbeitern die Landessportbünde (100 %) und die Spitzenverbände (90,5 %). Insgesamt sind knapp Personen hauptberuflich in den Sportverbänden angestellt. Vollzeitstellen sind davon ca. 43 %, was 4180 Stellen entspricht. Weitere gut 19 % (1811 Stellen) sind auf Teilzeit ausgelegt und 22 % (2156 Stellen) auf 400 -Basis. Eine detaillierte Aufteilung der Anstellungen je Verbandstyp ist dem Supplementärband des aktuellen SEBs zu entnehmen (Breuer, 2013a; 2013b) Tabelle 43: Gesamtsituation der Hauptberuflichen Mitarbeiter in den Sportverbänden aufgeschlüsselt nach Art der Anstellung. Art der Anstellung Gesamtsituation (alle Verbandtypen) Anteil an Verbänden (%) Mittelwert Hochrechnung Vollzeitstellen 77,20% 5, Teilzeitstellen 68,85% 2, Basis 45,58% 4, Auszubildende 14,71% 1,4 214 Freiwilligendienst 13,23% 9, Sportverbände (Gesamt) 34,40% 9, Wie Tabelle 40 zu entnehmen ist stellen die Verbände und Bünde insgesamt 214 Ausbildungsstellen zu Verfügung. Alle Landessportbünde bilden aus, im Schnitt mit 3 Ausbildungsstellen je Bund. Zudem stellen knapp 30 % aller Spitzenverbände durchschnittlich einen Ausbildungsplatz zu Verfügung. Mit Hilfe des Sportentwicklungsberichtes (SEB) kann ein umfassendes Bild des Vereinswesens erstellt werden. Breuer (2007) ermittelte, dass es in den deutschen Sportvereinen bezahlte Arbeitsverhältnisse gibt, wobei arbeitsmarktpolitisch bedeutsam vollzeitäquivalente Stellen sind. Die Anzahl der bezahlten Stellen hängt dabei deutlich vom Vereinstyp und vor allem von der Anzahl der Mitglieder ab. Starke Unterschiede lassen sich zwischen den neuen und alten Bundesländern erkennen. So haben 43% der Vereine in den alten Bundesländern bezahlte Stellen, hingegen nur 19% in den neuen Bundesländern. Die zweite Welle des SEB von Breuer (2009) sieht hingegen einen Rückgang der bezahlten Mitarbeiter im Vereinswesen. Die Vereinsbefragung ergab, dass 32,4% aller Vereine bezahlte Mitarbeiter haben und 4,4% bezahlte Führungskräfte einstellten. Insgesamt entsprechen die vorhandenen Arbeitsplätze in den Sportvereinen vollzeitäquivalenten Stellen. Im Längsschnitt ist der Anteil an Vereinen mit bezahlten Mitarbeitern aber zurückgegangen. Dieser Rückgang der bezahlten Mitarbeiter erfolgte vor allem in den Bereichen Sport-, Übungs- und Trainingsbetrieb. 12 Die prognostizierten Daten konnten noch nicht empirisch überprüft werden. 63

64 Zahlreiche Studien aus dem Ausland haben sich ebenfalls mit Effekten für den Arbeitsmarkt beschäftigt. So errechneten Dachs et al. (2001, S. 196ff) für Österreich im Jahr 1998 eine Gesamtzahl von etwa sportbezogenen Arbeitsplätze. Damit sind ca. 2,6% aller Beschäftigten in Österreich im Sport tätig. In einer ähnlichen Studie für die Schweiz kommen Berwert et al. (2007) zu dem Ergebnis, dass Arbeitsplätze (2,5% der Gesamtbeschäftigung) sportrelevant sind. Für das Referenzjahr 2008 konnte das Sport Industry Research Centre eine sportrelevante Beschäftigungszahl in England von eruieren, wobei über 75% der Beschäftigten im privaten Sektor tätig sind und 13% im öffentlichen Dienst. Die Werte, gemessen an der Gesamtbeschäftigung, liegen mit 1,8% unter denen der anderen europäischen Studien. Nichtsdestotrotz stieg die Zahl der Arbeitsplätze im Sportbereich von (1985) bis auf (2008) an. In einem kleineren Rahmen untersuchten Ebert et al. (2000) die Sportwirtschaft in Berlin. Dabei differenzierten sie zwischen Beschäftigten in der Sportwirtschaft und Mitarbeitern in Sportvereinen und Sportorganisationen. Insgesamt errechneten sie Arbeitsplätze im Sport für das Referenzjahr Hierbei spielt der privatwirtschaftliche Sektor mit Stellen gegenüber dem selbstorganisierten Sport mit Beschäftigten eine übergeordnete Rolle. Nachdem die Gesamtbeschäftigungsverhältnisse betrachtet wurden, soll nun der Fokus auf einzelne Teilbereiche des Sports gelegt werden. Untersuchungen im Bereich Sportligen gibt es hier besonders im Profifußball. Die McKinsey-Studie (2010) des Profifußballs aus der Saison 2008/2009 in Deutschland ergab, dass insgesamt Vollzeitarbeitsplätze durch den Fußball generiert werden. Weniger als 10% der Beschäftigungsverhältnisse entstehen direkt im Profifußball, also bei den Clubs der Bundesliga oder bei der DFL. Allein im deutschen Gastronomie- und Hotelgewerbe verdanken mehr als vollzeitäquivalent Angestellte ihre Jobs dem professionellen Fußball. In der deutschen Bekleidungsindustrie sind bis zu 3% aller Arbeitsplätze dem Profifußball zurechenbar, nicht zuletzt weil die großen Sportartikelhersteller in Deutschland ansässig sind. Die von der DFL vorgelegte Studie Die wirtschaftliche Situation im Lizenzfußball von 2011 verdeutlicht wie die Beschäftigungsverhältnisse ein Jahr später in der größten Deutschen Liga aussehen. Im Lizenzfußball gab es ca Vollzeitstellen. Durch Tochtergesellschaften und indirekt Beschäftigte (Catering, Sicherheitsfirmen) werden insgesamt Arbeitnehmer im Lizenzfußball beschäftigt (vgl. Tab. 50). Das sind in diesem Bereich 9,5% mehr Beschäftigte gegenüber der Vorsaison. In der Studie von McKinsey aus dem Jahr 2010 wurden neben den direkten und indirekten Arbeitsplätzen auch noch induzierte Stellen (Sportartikelindustrie, Medienvertreter, Sponsoringagenturen etc.) miteinbezogen. Tabelle 44: Beschäftigte im Linzenfußball (DFL, 2011, S. 20). Beschäftigte Im Lizenzfußball Bundesliga 2. Bundesliga Lizenzfußball 08/ / / / / /2010 Lizenznehmer Vollzeitangestellte Auszubildende Teilzeitangestellte Aushilfskräfte Tochtergesellschaften Vollzeitangestellte

65 Auszubildende Teilzeitangestellte Aushilfskräfte Indirekt Beschäftigte Sicherheits- und Wachdienst Catering- Firmen Sanitätsdienst Sonstige Summe Andere Sportarten, die durch die Dominanz des Fußballs nicht durchgängig im Fokus der Öffentlichkeit stehen, wie z.b. Handball, Leichtathletik, Tennis, Eishockey oder Basketball generieren weniger Beschäftigungsverhältnisse. Nichtsdestotrotz werden durch den Profisport Arbeitsplätze geschaffen, die einen Beitrag zum wirtschaftlichen Erfolg der Bundesrepublik Deutschland leisten. Neben den Beschäftigungszahlen der gesamten Sportbranche haben bekanntlich auch einmalige oder wöchentliche bzw. jährlich wiederkehrende Sportgroßveranstaltungen eine nicht zu unterschätzende Relevanz bei der Betrachtung der Arbeitsmarkteffekte die durch den Sport generiert werden. Nach Rahmann et al. (1998) entstehen Arbeitsplätze primär im Bausektor (Stadion- und Infrastrukturinvestitionen), im Hotel- und Gaststättengewerbe (Konsumausgaben der Besucher) und beim Veranstalter (während der unmittelbaren Durchführung) selbst. Des Weiteren können bei bedeutenden und internationalen Sportveranstaltungen Beschäftigungsverhältnisse im Medienbereich entstehen, z.b. durch eine aufwendige Berichterstattung über die unterschiedlichen Vertriebskanäle (Print, Fernsehen, Internet). Dabei determinieren nicht nur Größe und Umfang des Events das Ausmaß der Beschäftigungswirkung, sondern zudem auch die regionale Situation auf dem Arbeitsmarkt. Preuß (1999) sieht dabei zwei Richtungen. Zum einen führt die erhöhte Nachfrage nach Arbeitskräften zur Verdrängung von Arbeitnehmern aus anderen Sektoren und zum anderen zu einem überregionalen Faktorimport. Die induzierten Beschäftigungsverhältnisse sind dabei oftmals kurzfristiger Natur (vgl. Baade & Sanderson, 1997; Spilling, 1999; Brenke & Wagner, 2007). Ein viel durchleuchtetes Thema ist hierbei die Fußball-WM Zahlreiche Studien (u.a. Rahmann, 1998; Kurscheidt 2002, 2004, 2008; Ahlert, 2005; Brenke & Wagner, 2007; Allmers & Maenning, 2009) haben sich mit dem volkswirtschaftlichen Wert der Fußball-WM beschäftigt. Die Untersuchung der Beschäftigungseffekte ergab bei fast allen Studien lediglich einen geringen temporären Effekt. Nach Brenke und Wagner (2007) stieg im Juni 2006 die Zahl der Arbeitnehmer im Gastgewerbe im Vergleich zum Vorjahr um weniger als 0,5% an. Hierbei sei angemerkt, dass die Autoren nur den Einzelhandel und das Gastgewerbe untersucht haben. Kurscheidt et al. (2008) errechneten das zusätzlich Arbeitsvolumen, welches durch die Ausrichtung der Fußball-WM angefallen ist. Die so ermittelten Jahre Arbeitsvolumen werden teilweise durch Überstunden, Umstrukturierung von Arbeitsprozessen und gezielte Produktivitätssteigerung substituiert. Die letztendlich generierten Jobs sind auch nach Meinung der Autoren eher kurzfristiger Natur. Allmers und Maenning (2008, S. 512) kommen zu dem gleichen Schluss: As the hopes for significant positive effects on tourism, income and employment that were prominent before the World Cup were as in the case of most other such events not realized [..]. 65

66 Vor allem in den USA wurde die Thematik der ökonomischen Effekte durch Großsportveranstaltungen (SuperBowl, Baseball All-Star-Game) sowie den professionellen Sport besonders intensiv diskutiert. Zu nennen sind hier u.a. die Arbeiten von Crompton, 1995; Baade & Sanderson, 1997; Baade & Matheson, 2000, 2001, 2004; Coates & Humphreys, 2002, 2003; Daniels et al. 2004; Hotchkiss et al. 2004; Madden, 2006; Siegfried & Zimbalist, Besonders eigenfinanzierte Studien der Sportligen, Clubs oder Stadionbesitzer haben versucht zu verdeutlichen, wie enorm die wirtschaftlichen Effekte von Mega-Sportevents, neuen Stadien und Profiligen sind. Hudson (2001) hat sich genauer mit diesem Phänomen beschäftigt. Er untersuchte in seiner Metaanalyse 13 Studien, die sich mit sportinduzierten Effekten beschäftigten. Die deutlichen Diskrepanzen der einzelnen Arbeiten liegen vor allem in dem methodischen Vorgehen. Einige Autoren untersuchten z.b. die Brutto- andere hingegen die Nettoauswirkungen eines Stadionbaus. Hudson (2001, S. 20) legt daher nahe, die Untersuchungen genau zu hinterfragen. In fact, these types of studies need to be read with a very critical eye before accepting their conclusions. Besonders in sogenannten Auftragsstudien (vgl. Crompton, 1995), bei denen durch die Beziehung zum Auftraggeber eine nötige Unbefangenheit nicht gegeben ist, sind die Arbeitsmarkteffekte im Bereich des Sports überbewertet und spekulativ. Baade & Sanderson (1997) analysierten die induzierten Arbeitsmarkteffekte durch den professionellen Sport in den USA sehr kritisch und kamen zu dem Schluss, dass es in dem Betrachtungszeitraum von keine positive Korrelation zwischen dem professionellen Sport und der Schaffung von Arbeitsplätzen gab. Außerdem merken sie an, dass die Schaffung von Arbeitsplätzen durch eine öffentliche Förderung des Sports ineffizient und kostenintensiv sei. Die Ergebnisse zeigten, dass die induzierten Stellen gering qualifiziert, unterbezahlt und befristet waren. Professional sports are not a major catalyst for economic development. (Baade & Sanderson, 1997, S. 114) In einer später durchgeführten Studie von Baade & Matheson (2001), prüften sie die induzierten Effekte eines Baseball All-Star-Games auf den Arbeitsmarkt. Dabei analysierten sie 23 All-Star-Events zwischen Mit Hilfe einer Regressionsanalyse konnten sie feststellen, dass die prognostizierten Daten, die durch die amerikanische Baseballliga veröffentlicht wurden, unrealistisch und realitätsfern sind. Zusätzliche Einnahmen von 60 Mill. $ für die regionale Wirtschaft sowie geschaffene Arbeitsverhältnisse konnten durch Baade und Matheson (2001) nicht bestätigt werden. In einigen Host-Citys traten sogar negative Arbeitsmarkteffekte auf. Coates und Humphreys (2003) kamen in ihrer Studie zu dem Ergebnis, dass der professionelle amerikanische Sport einen geringen positiven Einfluss auf das Einkommen je Arbeitnehmer im Erholungs- und Unterhaltungssektor bewirkt, aber keinen nennenswerten Beschäftigungseffekt hervorruft. Durch den Substitutionseffekt gehen in anderen Branchen Arbeitsplatze verloren. Spilling (1999) kam zu analogen Ergebnissen in seiner Arbeit über die wirtschaftlichen Effekte Olympischer Spiele. Er untersuchte in einer Studie die Langzeiteffekte der Olympischen Winterspiele 1994 in Lillehammer und kam zu folgendem Ergebnis: [...] most of the employment generated by the event is temporary, and the long-term effect is rather marginal in view of the total employment of the region. (Spilling, 1999, 157ff) Vollzeitstellen sind durch die olympischen Spiele generiert worden. Absolut gesehen, stellte sich die Organisation und Durchführung des Events jedoch als ökonomisch ineffektiv und nur als kurzes Phänomen dar. Hotchkiss et al. (2003) hingegen kamen zu einem unterschiedlichen Ergebnis. In ihrer Studie erforschten sie die Arbeitsmarkteffekte, die durch die Olympischen Sommerspiele 1996 in Atlanta generiert wurden. Dabei errechneten sie für den Bundesstaat Georgia einen Anstieg der Arbeitsplätze um mehr als 17% in den Regionen, die direkt mit den Spielen in Verbindung standen (Atlanta, Athens, Savannah und Columbus). Dies entsprach einem Äquivalent von Arbeitsplätzen. Die Qualität der Arbeitsverhältnisse wurde bei dieser Studie nicht untersucht. 66

67 3.5.4 Zusammenfassung Ausgangspunkt für die Untersuchung der Arbeitsmarkteffekte stellen die Arbeiten von Weber et al. (1995) sowie von Meyer und Ahlert (2000) dar. Ahlert (2013) errechnet, dass durch die sportbezogenen Aktivität 2008 ca. 1,765 Millionen Personen beschäftigt waren. Die vorgelegten Studien zeigen, dass im europäischen Raum, der Anteil der Arbeitsplätze im Sport bei ca. 2% aller Beschäftigten liegt (vgl. Weber et al., 1995; Meyer & Ahlert, 2000; Dachs et al, 2001; Berwert et al., 2007; SIRC, 2010). Der Non-Profit-Bereich des Sports wird in Zukunft durch eine steigende Komplexität der Aufgaben, durch einen stetig wachsenden Professionalisierungsund Verberuflichungsdruck neue qualifizierte Kräfte brauchen. Der Teil der bezahlten Stellen wird besonders im Führungs- und Verwaltungsbereich ansteigen (Breuer, 2009). Die induzierten Effekte durch Sportgroßveranstaltungen werden weiterhin kontrovers diskutiert. Die große Diskrepanz zwischen Ex-ante- und Ex-post-Untersuchungen zeigt immer wieder, dass die vermeintlichen ökonomischen Effekte durch die Ausrichtung eines Mega-Events überbewertet werden. Vor allem gegenüber Investoren und der Öffentlichkeit wird versucht, mit Hilfe dieser Arbeiten Subventionen für Stadionbau, Infrastruktur, Sicherheit usw. zu rechtfertigen Forschungsdefizite Forschungsbedarf ist vor allem im professionellen Sport in Deutschland von Nöten. Zudem liegen den Arbeiten von Ahlert (2013), Weber et al. (1995) und Meyer und Ahlert (2000) verschiedenen Bemessungsgrundlagen zugrunde, was eine Vergleichbarkeit der Ergebnisse erschwert. 67

68 3.6 Steuereffekte des Sports Funktionszuschreibung Der Sport ist finanzpolitisch von großer Bedeutung. So erzielen öffentliche Haushalte direkte sportbezogene Einnahmen, darunter auch Steuereinnahmen. Im Zusammenhang mit dem Sport fallen folgende Steuereinnahmen an: Lohnsteuern, Einkommen- und Körperschaftsteuern, Produktionssteuern und Umsatzsteuern (Weber et al., 1995). Auf der anderen Seite verzichten sie aber auch auf Einnahmen zur Förderung des Sports, zum Beispiel durch Steuererleichterungen (Pawlowski & Breuer, 2012) Tabellarische Übersicht der einbezogenen Studien Anders Finanzanalyse deutscher Sportvereine 1990 Breuer Sportverbände in Deutschland 2013 Breuer Sportentwicklungsbericht 2011/2012: Analyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland 2013 Crompton Economis impact analysis of sports facilities and events: eleven sources of misapplication 1995 Helmenstein et al. Makroökonomischen und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich 2007 Kasimati Economic Aspects and the Summer Olympics: a Review of Related Research 2003 Pawlowski & Breuer Die finanzpolitische Bedeutung des Sports in Deutschland 2012 Preuß Economics of the Olympic Games: Hosting the Games Preuß Impact and Evaluation of Major Sporting Events 2006 Preuß et al. Ökonomie des Tourismus durch Sportgroßveran- staltungen: Eine empirische Analyse zur Fußball Weltmeisterschaft 2006 Weber et al. Die wirtschaftliche Bedeutung des Sports

69 3.6.3 Forschungsstand Anders (1990) ermittelte für das Jahr 1986 Ausgaben für Steuern aller Art von Sportvereinen in Höhe von 110 Mio. DM. Dies entsprach einem Anteil von 3,4 % an den Gesamtausgaben. Weber et al. (1995) berechneten für das Jahr 1990 sportbezogene Steuereinnahmen von insgesamt Mio. DM. Sportbezogene Steuereinnahmen der öffentlichen Haushalte im Jahr 1990 (in Mio. DM) 3.000, , , , , , ,0 500,0 793,3 485,7 0,0 Umsatzsteuer Lohnsteuer Körperscha steuer Produk onssteuer Abbildung 8: Sportbezogene Steuereinnahmen (Weber et al., 1995, S. 261). Aktuellere Zahlen liefert die Studie von Pawlowski & Breuer (2012), die im Auftrag des Bundesministeriums der Finanzen eine Quantifizierung der finanzpolitischen Bedeutung des Sports vornahmen. Im Rahmen des Projektes wurde in vier sportbezogene Nutzen- und Kostenkategorien der öffentlichen Haushalte unterschieden: (1) sportbezogene direkte Einnahmen (bspw. Steuereinnahmen), (2) gesellschaftliche Nutzeneffekte des Sports (bspw. Interationsleistungen und Gesundheitsversorgung), (3) sportbezogene direkte Ausgaben (bspw. öffentliche finanzielle Mittel zur Förderung des Sports), (4) der Verzicht auf Einnahmen zur Förderung des Sports (bspw. durch Subventionen und Steuererleichterungen). Die Abgrenzung der vier Nutzen- und Kostenkategorien erfolgt dabei anhand der EU-Nomenklatur zur Klassifizierung der wirtschaftlichen Aktivitäten in Europa, kurz NACE (Nomenclature statistique des activités économiques dans la Communauté européenne), sowie bei der weiteren Untergliederung anhand der EU-Klassifizierung von Produkten nach Aktivitäten, kurz CPA (Classification of products by activity). Basierend auf diesen beiden Systematiken (NACE, CPA) werden im Sinne der Vilnius-Definition die Kern-, enge und weite Abgrenzung des Sports unterschieden. Zur Kernabgrenzung des Sports gehören solche Wirtschaftszweige, die personenbezogene Sportdienstleistungen erbringen, wie der Betrieb von Sportanlagen, Sportvereine und Sportverbände, professionelle Sportmannschaften, selbständige Berufssportler und -trainer, Sportpromoter und sonstige professionelle Sportveranstalter sowie Sportschulen und selbständige Sportlehrer. 69

70 Zur engen Abgrenzung des Sports gehören einerseits die sechs Wirtschaftszweige der Kernabgrenzung. Darüber hinaus gehören hierzu solche Wirtschaftszweige, deren Lieferungen und Leistungen als notwendige Inputs gesehen werden, um "Sport zu produzieren" wie bspw. Betriebe. Zur weiten Abgrenzung des Sports gehören (zusätzlich zu den oben genannten Wirtschaftszweigen der Kern- und engen Abgrenzung des Sports) solche Wirtschaftszweige, deren Lieferungen und Leistungen eine direkte oder indirekte Verbindung zum Sport haben, ohne für die "Produktion von Sport" notwendig zu sein. Die verwendete Abgrenzung nach Kern-, enger und weiter Definition des Sports wird in Abbildung 11 dargestellt. Abbildung 9: Die Kern-, enge und weite Abgrenzung des Sports im Sinne der Vilnius-Definition (nach Pawlowski & Breuer, 2012, S. 3). Die meisten der von Pawlowski und Breuer (2012) zur Quantifizierung der sportbezogene Nutzenund Kostenkategorien der öffentlichen Haushalte herangezogenen Daten beruhen auf amtlichen Statistiken. Neben diesen Statistiken wurden zudem Daten und Ergebnisse aus (wissenschaftlichen) Auftragsstudien und Studien nicht-wissenschaftlicher Einrichtungen sowie veröffentlichte Daten ohne nähere Angaben zu den Datenerhebungsmethoden herangezogen. Um Rückschlüsse auf die Güte der im Rahmen des Berichts ermittelten Ergebnisse ziehen zu können, wurden die herangezogenen Daten zur Quantifizierung der finanzpolitischen Bedeutung des Sports von Pawlowski und Breuer (2012) hinsichtlich ihrer Erhebungsmethoden anhand der Krite- 70

71 rien Validität 13, Repräsentativität 14 und Reliabilität 15 evaluiert. Darüber hinaus diskutieren die Autoren die Güte der Datenauswertung anhand der Anzahl und Genauigkeit der notwendigen Schätzungen im Rahmen des Abschlussberichts. Pawlowski und Breuer (2012, S. 4) kommen zu dem Ergebnis, dass für das Referenzjahr 2010 sportbezogene direkte Einnahmen in Höhe von rund 3,076 Mrd. Euro (Kerndefinition), 14,252 Mrd. Euro (enge Definition) und 21,768 Mrd. Euro (weite Definition) generiert werden 16 Demgegenüber stehen sportbezogenen direkten Ausgaben in Höhe von rund 4,267 (Kerndefinition) Mrd. Euro, 8,333 Mrd. Euro und 8,333 Mrd. Euro (enge und weite Definition) der öffentlichen Kernhaushalte. 17 Weiter führen Pawlowski und Breuer (2012, S. 5ff.) aus: Die folgenden Tabellen... zeigen die Ergebnisse der Autoren zu den direkten Einnahmen und Ausgaben im Verhältnis zu den in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR, Rechnungsstand Februar 2011) ausgewiesenen gesamten konsolidierten Staatsausgaben in Tabelle 45: Die Einnahmen des Staates (Kernhaushalte) in 2010 und der abgeschätzte Sportanteil (Quelle: Pawlowski & Breuer, 2012, S. 5). 18 Einnahmen ,09 darunter sportbezogene Einnahmen des Kernbereiches (WZ 92.6)... 3,08 darunter sportbezogene Einnahmen der engen Abgrenzung... 14,25 darunter sportbezogene Einnahmen der weiten Abgrenzung... 21,77 I) Steuern ,26 I.1) Produktions- und Importabgaben ,47 darunter Produktions- und Importabgaben auf sportbezogene Produkte des Kernbereiches (WZ 92.6) 0,55 darunter Produktions- und Importabgaben auf sportbezogene Produkte der engen Abgrenzung... 5,67 darunter Produktions- und Importabgaben auf sportbezogene Produkte der weiten Abgrenzung... 8,67 I.2) Einkommen- und Vermögensteuern ,79 darunter Einkommen- und Vermögensteuern des Kernbereiches (WZ 92.6)... 0,87 darunter Einkommen- und Vermögensteuern der engen Abgrenzung... 3,15 darunter Einkommen- und Vermögensteuern der weiten Abgrenzung... 4,91 II) Sozialbeiträge ,28 darunter tatsächliche und unterstellte Sozialbeiträge des Kernbereiches (WZ 92.6)... 1,08 darunter tatsächliche und unterstellte Sozialbeiträge der Bereiche der engen Abgrenzung... 4,85 darunter tatsächliche und unterstellte Sozialbeiträge der Bereiche der weiten Abgrenzung... 7,61 III) sonstige Einnahmen ,55 darunter sonstige sportbezogene direkte Einnahmen des Kernbereiches (WZ 92.6)... 0,58 darunter sonstige Einnahmen der Bereiche der engen Abgrenzung... 0,58 13 Datenquellen gelten als valide, wenn sie frei von systematischen Fehlern sind. 14 Unter Reliabilität wird an dieser Stelle die Verlässlichkeit von Datenquellen verstanden. 15 Daten gelten als repräsentativ, wenn die gezogene Stichprobe Aussagen über die Grundgesamtheit zulässt. 16 Pawlowski und Breuer (2012, S. 4) weisen darauf hin, dass in den Werten der sportbezogenen direkten Einnahmen der engen und weiten Abgrenzung des Sports rund 3,939 Mrd. Euro an sportbezogener Mineralölsteuern enthalten sind, die zur Berechnung verwendete sportbezogene Quote zum motorisierten Individualverkehr allerdings auf einer über 20 Jahre alten Studie basiert. 17 Pawlowski und Breuer (2012, S. 4) weisen darauf hin, dass sich die Prozentangaben auf die gesamten, in der VGR für 2010 ausgewiesenen Einnahmen und Ausgaben des Staates beziehen. Alle sportbezogenen öffentlichen Ausgaben werden der Kern- und/oder engen Abgrenzung des Sports zugeordnet. Weiterhin weisen die Autoren darauf hin, dass im Rahmen der weiten Abgrenzung des Sports keine zusätzlichen Ausgaben anfallen. 18 Die Ergebnisse beruhen auf den im Rahmen des Berichts durchgeführten Schätzungen. Die Einnahmen (schwarz hinterlegt) unterteilen sich in Steuern (I), Sozialbeiträge (II) sowie sonstige Einnahmen (III). Die Werte der schwarzen und grauen Einnahmekategorien sind der VGR 2010 (Rechnungsstand Februar 2011) entnommen. Die Farbwahl der sportbezogenen Anteile entspricht der bisher getroffenen Farbwahl im Bericht: dunkelblau (Kernbereich), mittelblau (enge Abgrenzung, inkl. Kernbereich), hellblau (weite Abgrenzung, inkl. enge Abgrenzung und Kernbereich). Sonstige Einnahmen umfassen die folgenden Kategorien (mit Werten in Mrd. Euro basierend auf der VGR 2010, Stand Februar 2011): Verkäufe (50,91), sonstige Subventionen (0,59), Vermögenseinkommen (18,48), sonstige laufende Transfers (14,07), Vermögenstransfers (9,50). 71

72 darunter sonstige Einnahmen der Bereiche der weiten Abgrenzung... 0,58 Tabelle 46: Die Ausgaben des Staates (Kernhaushalte) in 2010 und der abgeschätzte Sportanteil (Quelle: Pawlowski & Breuer, 2012, S. 6). 19 Ausgaben ,10 darunter sportbezogene Ausgaben des Kernbereiches (WZ 92.6)... 4,27 darunter sportbezogene Ausgaben der engen Abgrenzung... 8,33 darunter sportbezogene Ausgaben der weiten Abgrenzung... 8,33 I) Arbeitnehmerentgelt ,75 darunter "Personalkosten" des Kernbereiches... 0,72 darunter "Personalkosten" der Bereiche der engen Abgrenzung... 3,94 darunter "Personalkosten" der Bereiche der weiten Abgrenzung... 3,94 II) sonstige Ausgaben (ohne Arbeitnehmerentgelt) ,35 darunter "Laufende Kosten" des Kernbereiches (WZ 92.6)... 2,74 darunter "Laufende Kosten" der Bereiche der engen Abgrenzung... 3,26 darunter "Laufende Kosten" der Bereiche der weiten Abgrenzung... 3,26 darunter "Investitionskosten" des Kernbereiches (WZ 92.6)... 0,81 darunter "Investitionskosten" der Bereiche der engen Abgrenzung... 1,14 darunter "Investitionskosten" der Bereiche der weiten Abgrenzung... 1,14 In der VGR werden allerdings nur die Kernhaushalte sowie die direkten Einnahmen und Ausgaben dargestellt. In den obigen Werten... sind entsprechend die sportbezogenen Einnahmen und Ausgaben der Eigenbetriebe, der Einnahmeverzicht der öffentlichen Haushalte zur Förderung des Sports (Steuermindereinnahmen) sowie die gesellschaftlichen Nutzeneffekte des Sports noch nicht beachtet. Alle Kategorien sind der Kerndefinition des Sports zuzurechnen: Den Berechnungen zu Folge können die direkten Einnahmen der sportbezogenen Eigenbetriebe auf rund 0,403 Mrd. Euro beziffert werden. Die direkten Ausgaben der sportbezogenen Eigenbetriebe belaufen sich auf rund 0,812 Mrd. Euro. Hinzu kommen Steuermindereinnahmen in Höhe von rund 0,750 Mrd. Euro, die den sportbezogenen Kosten zugeordnet werden können. Das tatsächliche Vorhandensein der gesellschaftlichen Nutzeneffekte des Sports ist nicht eindeutig und bisher unzureichend erforscht. Entsprechend sind auch die Ansätze zur Monetarisierung dieser Effekte noch nicht ausgereift (sofern überhaupt vorhanden). Daher können an dieser Stelle keine zuverlässigen Werte zu den gesellschaftlichen Nutzeneffekten des Sports präsentiert werden. 19 Die Ergebnisse beruhen auf den im Rahmen des Berichts durchgeführten Schätzungen. Die Tabelle ist wie folgt zu verstehen: Die Ausgaben (schwarz hinterlegt) unterteilen sich in Arbeitnehmerentgelt (I) und sonstige Ausgaben (ohne Arbeitnehmerentgelt) (II). Die Werte der schwarzen und grauen Ausgabenkategorien sind der VGR 2010 (Stand Februar 2011) entnommen. Die Farbwahl der sportbezogenen Anteile entspricht der bisher getroffenen Farbwahl im Bericht: dunkelblau (Kernbereich), mittelblau (enge Abgrenzung, inkl. Kernbereich), hellblau (weite Abgrenzung, inkl. enge Abgrenzung und Kernbereich). Die Tabelle ist in sich konsistent im Sinne einer Top-down-Betrachtung. Sonstige Ausgaben umfassen die folgenden Kategorien (mit Werte in Mrd. Euro basierend auf der VGR 2010, Rechnungsstand Februar 2011): Monetäre Sozialleistungen (450,57), soziale Sachleistungen (204,17), Vorleistungen (116,33), Vermögenseinkommen (59,78), sonstige laufende Transfers (46,46), Subventionen ohne Subventionen der EU an inländische Sektoren (32,96) sowie sonstige Produktionsabgaben (0,07). 72

73 Abbildung 10: Die geschätzten sportbezogenen direkten Einnahmen und Kosten des Staates (Quelle: Pawlowski & Breuer, 2012, S. 7). 20 Während in der öffentlichen Diskussion die öffentliche Sportförderung primär unter Kostengesichtspunkten diskutiert wird, stellt sich die Verbandsrealität als komplexer dar. Sportverbände nutzen nicht nur öffentliche Finanzen, sie sind auch Steuerzahler und produzieren damit zugleich öffentliche Finanzen. Zwar ist die Berechnung der Steuerrückflüsse von gemeinnützigen Sportverbänden diffizil, da eine Fülle an Sonderregelungen zu beachten ist (vgl. Breuer, 2009). Somit sollten die dargestellten Werte als Tendenzen interpretiert werden. Hierbei ist davon auszugehen, dass die steuerlichen Rückflüsse der Sportverbände in Deutschland jährlich etwa 130 Mio. betragen. Tabelle 47: Übersicht über die geschätzten steuerlichen Rückflüsse der Sportverbände im Jahr Verbandsebene Steuerliche Rückflüsse Mittelwert Steuern Hochrechnung steuerliche Rückflüsse (in ) Landessportbünde SSB /KSB Spitzenverbände Laut Pawlowski und Breuer (2012, S. 7) beruhen die Ergebnisse auf den im Rahmen ihres Berichts durchgeführten Schätzungen. Ergänzend zu den in den Tabellen 1 und 2 aufgeführten direkten Einnahmen und Ausgaben des Staates wurden hier seitens der Autoren die Einnahmen und Ausgaben der sportbezogenen Eigenbetriebe sowie die Steuermindereinnahmen mit abgebildet. Nicht quantifizierbar (und damit in der Abbildung nicht enthalten) sind die Steuermindereinnahmen, die aufgrund der besonderen Besteuerungsvorschriften bei eingetragenen Vereinen bestehen sowie die monetäre Bedeutung der gesellschaftlichen Nutzeneffekte des Sports (Pawlowski & Breuer, 2012, S. 7f.). 73

74 Fachverbände Regional- und Kreisfachverbände Überregionale Verbände Sportverbände (Gesamt) Die aktuelle Welle des Sportentwicklungsberichts gibt zudem Auskunft über die steuerlichen Rückflüsse der Sportvereine. Auch hier sollten die dargestellten Werte als Tendenzen interpretiert werden. Tabelle 48: Übersicht über die geschätzten steuerlichen Rückflüsse der Sportvereine im Jahr Bundesland Steuern pro Verein (Mittelwert in ) Steuern (Gesamt in ) Baden- Württemberg Bayern Berlin Brandenburg Bremen Hamburg Hessen Mecklenburg- Vorpommern Niedersachsen Nordrhein- Westfalen Rheinland- Pfalz Saarland Sachsen Sachsen- Anhalt Schleswig- Holstein Thüringen Deutschland (Gesamt) Die steuerlichen Rückflüsse der Sportvereine in Deutschland liegen jährlich etwa bei 720 Mio.. Wobei die größten Rückflüsse ( ) pro Verein in Hamburg zu finden sind. Auch durch die Ausrichtung von Events vermag es der Sport zusätzliche Steuereinnahmen zu generieren. So erzielte die UEFA EURO 2008 Steuermehreinnahmen von 56,2 Mio. Euro. Dabei führten die direkten Beschäftigungseffekte zu Steuermehreinnahmen und Sozialversicherungsabgaben in Höhe von 19,26 Mio. Euro. Beschäftigungseffekte aus Infrastrukturinvestitionen erzielten außerdem ein Steuermehraufkommen von 24,72 Mio. Euro. Für die Olympischen Winterspiele 2014 werden Steuereinnahmen in Höhe von 275 Mio. Euro erwartet (Helmenstein et al., 2007). Grundsätzlich können die sporteventbezogenen Steuereinnahmen in Umsatzsteuern und Lohn- und Einkommensteuern unterschieden werden. Sportgroßevents können wirtschaftliche Impulse auslösen, die einen Anstieg der Lieferungen und Leistungen, und damit einen Anstieg der Umsatzsteu- 74

75 er herbeiführen. Zudem können Nachfrageimpulse generiert werden und somit ein Primäreffekt aufgrund von Infrastrukturinvestitionen, Konsum der Eventbesucher und Ausgaben der Veranstalter erzielt werden (Kasimati, 2003). Die Infrastrukturinvestitionen nehmen dabei eine Sonderstellung ein, da sie sowohl Ausgaben als auch Einnahmen, in Form von Umsatzsteuereinnahmen, nach sich ziehen (Kurscheidt, 2009). Der Konsum der Eventbesucher ist ebenfalls relevant für die eventbedingten Umsatzsteuereinnahmen des Staates (Preuß, 2006). Hierbei muss jedoch eine Unterscheidung verschiedener Zuschauertypen vorgenommen werden, da teilweise lediglich Umverteilungen von Ressourcen stattfinden (Crompton, 1995). Tabelle 49: Arten von Eventbesucher-Typen (Preuß et al., 2009, S. 59). Besuchertyp Erklärung Art des Mittelflusses Event visitors Personen, die nur aufgrund des Events in eine Ausricht- erregion reisen Mittelzufluss in die Region Extensioners Touristen, die eine Region ohnehin besucht hätten, aber wegen des Events länger bleiben Mittelzufluss in die Region Home Stayers Einheimische, die wegen des Events auf einen Ausland- surlaub verzichten Mittelzufluss in die Region Changers Einheimische, die die Region für ihren Urlaub verlassen und diesen gezielt auf den Zeitraum des Events legen Überwiegend neutrale Wirkungen Casuals Touristen, die auch ohne das Event in die Region ge- kommen wären Überwiegend neutrale Wirkungen Time switchers Touristen, die die Region ohnehin besuchen wollten, aber die Reise auf die Zeit des Events verschieben Überwiegend neutrale Wirkungen Avoiders Touristen, die gekommen wären, aber aufgrund des Mittelabfluss Events auf eine Reise verzichten Runaways Einheimische, die die Region aufgrund des Events ver- Mittelabfluss lassen, um Urlaub zu machen Residents Übrige Einheimische Überwiegend neutrale W. Daneben können Sportevents aber auch einen Einfluss auf die Beschäftigung einer Veranstaltungsregion ausüben (Kasimati, 2003). Dabei führt eine erhöhte Güternachfrage, zu einer erhöhten Produktion, die sich in einer höheren Nachfrage nach Arbeitskräften niederschlägt (Preuß, 2000). Der Staat kann hieraus höhere Einnahmen aus Lohn- und Einkommensteuer erzielen. Außerdem findet eine Besteuerung der Einkommen der beteiligten Athleten, zum Beispiel in Form von Preisgeldern, statt. Preuss et al. (2009) berechneten auf Basis des durch Event-Visitors und Homestayers gesteigerten Konsums im Rahmen der Fußball WM 2006 insgesamt steuerliche Mehreinnahmen in Höhe von 1,265 Mrd.. Neben den Steuereinnahmen existieren jedoch auch verschiedene gesetzlich festgelegte Steuererleichterungen zur Förderung des Sports. Hierunter fallen zum Beispiel die Freibetragsgrenze für Übungsleiter von 2.100, der allgemeine Freibetrag von 500 für sonstige ehrenamtlich Tätige oder Steuervergünstigungen für Spenden. Des Weiteren gelten für eingetragene Vereine komplexe Besteuerungsmaßnahmen, die je nach Art der Ausgaben und Einnahmen, eine Steuerbefreiung, eine Steuerermäßigung oder eine volle Besteuerung nach sich ziehen (Pawlowski & Breuer, 2011). Tabelle 50: Geschätzte sportbezogene Steuermindereinnahmen im Jahr 2010 (in Mrd. Euro) (Pawlowski & Breuer, 2011, S. 193). Gesetzliche Gesamte Steuerminderungen Darunter 75

76 Grundlage sportbezogen 3 Nr. 26 EStG 0,810 0,224 3 Nr. 26a EStG 0,145 0,053 10b Abs. 1 EStG, 9 Abs. 1 Nr. 2 KStG und 9 Nr. 5 GewStG 1,307 0,045 Summe 2,262 0,322 Auch im Rahmen von Sportevents werden Steuererleichterungen durch die öffentlichen Haushalte gewährt. Zwar sind Veranstalter grundsätzlich verpflichtet, ihre Erlöse zu versteuern und an Veranstaltungen in Deutschland teilnehmende Vereine, Verbände sowie deren Personal unterliegen der deutschen Quellensteuer (Sigloch & Klimmer, 2003), trotzdem existieren Sportgroßereignisse deren Veranstalter Steuerfreiheit als zentrales Vergabekriterium einfordern. Dies gilt zum Beispiel für die Fußballspitzenverbände FIFA und UEFA (Bröll, 2010). Diese Steuerfreiheit bezieht sich jedoch meist nur auf die Quellensteuer (Eichel, 1999) Zusammenfassung Zusammenfassend stehen der Kalkulation zu Folge in Abhängigkeit von der Abgrenzung (Kern-, enge, weiter Definition) in 2010 sportbezogene direkte Einnahmen in Höhe von rund 3,479 Mrd. Euro, 14,655 Mrd. Euro und 22,171 Mrd. Euro sportbezogenen Kosten (direkte Ausgaben der Kernhaushalte und Eigenbetriebe sowie Steuermindereinnahmen) in Höhe von rund 5,829 Mrd. Euro, 9,895 Mrd. Euro und 9,895 Mrd. Euro gegenüber (Abbildung 12). Demnach überwiegen (bei enger und weiter Abgrenzung des Sports) die aus Sicht der öffentlichen Haushalte sportbezogenen Nutzeneffekte insgesamt die sportbezogenen Kosteneffekte. Zu beachten ist allerdings, dass auf der Kostenseite die Steuermindereinnahmen, die aufgrund der besonderen Besteuerungsvorschriften bei eingetragenen Vereinen bestehen, nicht berücksichtigt werden konnten und auf der Nutzenseite eine Monetarisierung weiterer (gesellschaftlicher) Nutzeneffekte des Sports nicht möglich war Forschungsdefizite Es liegen nur vereinzelt Zahlen zur Quantifizierung der finanzpolitischen Bedeutung des Sports vor. Viele Datensätze liefern außerdem Zahlen, die nicht gesondert den Bereich des Sports ausweisen. Es ist daher oftmals schwierig eine Aussage über die Bedeutung des Sports zu treffen. Bislang existieren außerdem nur sehr wenige Studien, die sich explizit und ausschließlich mit dem Einfluss von Sportevents auf die Steuereinnahmen des Staates beschäftigt haben. 76

77 3.7 Volkswirtschaftliche Bedeutung des ehrenamtlichen Engagements im Sport Funktionszuschreibung Neben den hauptamtlichen Arbeitsmarkteffekten des Sports (Vgl. Kap. 3.5) ist der organisierte Sport in Deutschland Träger von erheblichem ehrenamtlichem Engagement. Das freiwillige Engagement und das Ehrenamt stellen dabei ein zentrales und angebotsübergreifendes Gemeinwohlmoment dar. Um die volkswirtschaftlichen Bewertungen des Sports noch umfassender ausfallen zu lassen, muss der ökonomische Wert ehrenamtlicher Tätigkeiten im Sport adäquat berücksichtigt werden. Dies ist in den klassischen volkswirtschaftlichen Bewertungsmethoden nicht der Fall Tabellarische Übersicht der einbezogenen Studien Braun Leistungserstellung in freiwilligen Vereinigungen: 2003 Über Gemeinschaftsarbeit und die Krise des Ehrenamts Braun Zwischen Gemeinschaftsorientierung und Selbst verwirklichung: Motive zu freiwilligem Engage- ment. Breuer Sportverbände in Deutschland 2013 Breuer Sportentwicklungsbericht 2011/2012: Analyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland 2013 Gaskin et al. Ein neues bürgerschaftliches Europa: Eine Untersu chung zur Verbreitung und Rolle von Volunteering in zehn Ländern MAIS Nordrhein- Westfalen Teilergebnisse zum Ehrenamt: Teilergebnisse der 1999 Studie Arbeitszeiten 99 Priller Variationen zum Thema Ehrenamt : Unterschied liche Perspektiven und Resultate Priller & Zimmer Ende der Mitgliederorganisation? Laufen den NPOs 1999 die Mitglieder davon? Rittner & Breuer Gemeinwohlorientierung und soziale Bedeutung 2004 des Sports Rosenbladt Freiwilliges Engagement in Deutschland: Ergebnis se der Repräsentativerhebung zu Ehrenamt, Frei- willigenarbeit und bürgerschaftlichen Engagement. Veltins Sportstudie 2001 Von Rosenbladt & Picot Freiwilligenarbeit, ehrenamtliche Tätigkeiten und bürgerschaftliches Engagement: Repräsentative Erhebung 1999 Überblick über die Ergebnisse: Kurzbericht

78 3.7.3 Forschungsstand Um sich dem Thema Ehrenamtlichkeit im Sport zu nähern, grenzte Braun (2003a) ein von Beher et al. (1998) aufgestelltes Konzept zu den Entscheidungsoptionen zur Festlegung des Untersuchungsgegenstandes ein. Die Merkmale des freiwilligen Engagements im Sportverein sind dabei grau unterlegt. Entscheidungsoptionen zur Festlegung des Untersuchungsgegenstandes Formen gemeinwohlorientierten Engagements Erwerbsmäßig ausge- übte Tätigkeit Schatten- wirtschaft Nicht erwerbsmäßig ausgeübte Tätigkeit In der Familie Im sozialen Nahraum Außerhalb des so- zialen Nahraums Engagement für sich (Selbsthilfe) Engagement für andere (Fremdhilfe) Ohne organisatorische Anbindung (als Einzelperson) Mit organisatorischer Anbindung (als Gruppenmitglied) Mit geringem zeitlichen Engagement (evtl. einmalig) Mit erheblichem zeitli- chen Engagement (regelmäßig) In formal legitimierter Form In nicht formal legitimierter Form Abbildung 11: Entscheidungsoptionen zur Festlegung des Untersuchungsgegenstandes (Braun, 2003a in Anlehnung an Beher et al., 1998, S. 146). 78

79 Die Bedeutung der ehrenamtlichen Mitarbeit für Non-Profit-Organisationen Sportverbänden/Sportvereinen ist vielfach dokumentiert (z.b. Emrich et al., 2001; Gumulka et al., 2005; Schubert, Horch & Hovemann, 2007). In den Sportverbänden leisten die Ehrenamtlichen einen wichtigen Beitrag zum Gemeinwohl. Die aktuelle Studie von Breuer (2013b) Sportverbände in Deutschland liefert einen quantitative Datengrundlage für die Abschätzung des ehrenamtlichen Engagements. Hierbei wird zwischen Ehrenamtlichen 21 und freiwilligen Engagierten 22 (Helfern) unterschieden, wobei Ehrenamtliche eine Funktion im Sinne eines gewählten Amtes haben. Die freiwillig Engagierten wurden in dieser Befragung jedoch nicht erfasst. Um die Gesamtheit der ehrenamtlichen Mitarbeitern zu erfassen, wurden diese in drei Kategorien unterschieden: die ehrenamtlichen Mitarbeiter im (1) Vorstand nach 26 BGB 23, im (2)erweiterten Vorstand 24 und in (3)ehrenamtliche Mitarbeiter über den Vorstand hinaus 25. Tabelle 51: Ehrenamtliche Mitarbeiter im Vorstand nach 26 BGB. Verbandsebene Verbände mit ehren- amtlichen Mitarbeitern Ehrenamtliche Mitarbeiter im Vorstand nach 26 BGB Mittelwert Anzahl an Positionen Mittelwert Arbeitsstunden pro Position/Woche Mittelwert Arbeitsstunden pro Verband/Woche Hochrechnung Arbeitsstunden Hochrechnung Jahreswert- schöpfung ( ) Landessportbünde 100,00% 3,5 14,25 49, KSB/SSB 100,00% 4 11,48 44, Spitzenverbände 100,00% 4,4 14,75 62, Landesfach- verbände Kreis- /Regional- fachverbände Überregionale Verbände Sportverbände (Gesamt) 100,00% 4,19 12,09 48, ,00% 4,25 11,02 48, ,00% 4,66 14,03 62, ,00% 4,19 11,52 48, Tabelle 57 gibt einen Überblick der ehrenamtlichen Mitarbeiter im Vorstand nach 26 BGB. 100 % der Verbände geben an ehrenamtliche Mitarbeiter im Vorstand nach 26 BGB zu haben. Bundesweit verfügt ein Verband im Durschnitt über 4,19 ehrenamtliche Positionen und diese arbeiten durchschnittlich 11,52h pro Woche. Bei der Betrachtung nach Verbandstyp fällt auf, dass der größte Arbeitsanfall auf die Ehrenamtlichen in den Landessportbünden (14,25h/Woche) und den Spitzenverbänden (14,75h/Woche) zukommt. Insgesamt ergibt sich daraus eine Arbeitsleistung von Stunden, welche in den Sportverbänden im Vorstand nach 26 BGB jeden Monat erbracht werden. Draus resultiert bundesweit eine jährliche Wertschöpfung von rund 109 Mio. durch ehrenamtliches Engagement. 21 Ehrenamtliche sind Mitarbeiter im Verband, die keine Aufwandsentschädigung oder eine Aufwandsentschädigung bis maximal in Höhe der Übungsleiterpauschale (2.100 pro Jahr)erhalten 22 Unter freiwillig Engagierten werden Personen verstanden, die sich bei gesonderten Arbeitseinsätzen (Vereinsfeste, Renovierungen, etc.) im Verband unentgeltlich beteiligen. 23 Der Vorstand gemäß 26 BGB stellt den Personenkreis dar, der den Verband bzw. e.v. gerichtlich und außergerichtlich vertritt. 24 Vorstandsmitglieder die nicht zum vertretungsberechtigten Vorstand nach 26 BGB gehören. 25 Sind alle ehrenamtlichen Positionen über den Vorstand nach 26 BGB und den erweiterten Vorstand hinaus. 79

80 Wird das ehrenamtliche Engagement im erweiterten Vorstand betrachtet fällt auf, dass die Anzahl an Positionen im Mittel steigt (6,99) und der durchschnittliche Arbeitsumfang, im Vergleich zum Vertretungsvorstand, sinkt (8,89). Die Anzahl der Verbände die ehrenamtlich Engagierte im erweiterten Vorstand haben ist auf 76,3 % gesunken. Die bundesweite Wertschöpfung der ehrenamtlichen Mitarbeiter im erweiterten Vorstand beträgt ca. 124 Mio.. Tabelle 52: Ehrenamtliche Mitarbeiter im erweiterten Vorstand. Verbandsebene Verbände mit ehren- amtlichen Mitarbeitern Ehrenamtliche Mitarbeiter im erweiterter Vorstand Mittelwert Anzahl an Positionen Mittelwert Arbeitsstunden pro Positi- on/woche Mittelwert Arbeitsstunden pro Ver- band/woche Hochrechnung Arbeitsstunden Hochrechnung Jahreswert- schöpfung ( ) Landessportbünde 33,30% 7 11,21 78, KSB/SSB 81,90% 7,18 8,32 60, Spitzenverbände 72,20% 7 12,36 81, Landes- fachverbände Kreis- /Regional- fachverbände Überregionale Verbände Sportverbände (Gesamt) 77,90% 7,25 9,22 66, ,60% 6,81 8,73 60, ,40% 5,5 12,93 62, ,30% 6,99 8,89 62, Bei der Analyse der ehrenamtliche Mitarbeiter außerhalb des Vorstandes zeigt sich, dass die Anzahl an Positionen im Mittel deutlich steigt (8,48) und der durchschnittliche Arbeitsumfang, im Vergleich zum Gesamtvorstand, sinkt (7,8). Tabelle 53: Ehrenamtliche Mitarbeiter außerhalb des Vorstandes. Verbandsebene Verbände mit ehren- amtlichen Mitarbeitern Ehrenamtlichen Mitarbeiter außerhalb des Vorstandes Mittelwert Anzahl an Positionen Mittelwert Arbeitsstunden pro Positi- on/woche Mittelwert Arbeitsstunden pro Ver- band/woche Hochrechnung Arbeitstunden Hochrechnung Jahreswert- schöpfung ( ) Landessportbünde 66,70% 8 6,33 54, KSB/SSB 41,00% 6,48 9,05 47, Spitzenverbände 66,70% 8,7 10,5 74, Landes- fachverbände 57,20% 9,32 7,03 62, Kreis- /Regional- fachverbände Überregionale Verbände Sportverbände (Gesamt) 37,30% 8,35 7,82 64, ,10% 14,66 7,94 117, ,90% 8,48 7,8 61, Gesamtwertschöpfung ehrenamtlicher Arbeitsstunden im Sportverbandswesen

81 Die Hochrechnung der Arbeitsstunden ergibt eine Arbeitsleistung von Stunden in der Woche. Die Gesamtwertschöpfung der ehrenamtlichen Mitarbeiter über alle Mitarbeiterkategorien hinweg beläuft sich auf ca. 300 Mio. (siehe Tab. 59). Für die Ebene der Sportvereine können dem Sportentwicklungsbericht aktuelle Zahlen des ehrenamtlichen Engagements entnommen werden (Breuer, 2013a). Insgesamt engagieren sich in den Sportvereinen Deutschlands Mitglieder in 1,85 Mio. ehrenamtlichen Positionen, davon 0,85 Mio. auf der Vorstandsebene und 1,0 Mio. auf der Ausführungsebene. Die Ausführungsebene fasst in einem Sportverein Funktionen unterhalb des Vorstands zusammen, die auf Dauer angelegt sind, mehr als geringfügigen Umfang aufweisen und für die Gewährleistung der Vereinsangebote und des Wettkampfbetriebs von hoher Bedeutung sind. Hierzu zählen z.b. Trainer, Übungsleiter, Schieds- und Kampfrichter. Knapp 1,3 Mio. Positionen werden von Männern besetzt, knapp von Frauen (vgl. Tab. 60). Damit stellt der organisierte Sport nach wie vor den quantitativ bedeutsamsten Träger freiwilligen Engagements dar. Im Zeitraum zwischen 2007 und 2009 hat die Anzahl an ehrenamtlichen Positionen auf der Vorstandsebene signifikant abgenommen, während sie auf der Ausführungsebene signifikant zugenommen hat. Tabelle 54: Ehrenamtliche Positionen und deren Entwicklung. Anzahl an Ehrenamtlichen Mittelwert Gesamt Index(2007=0) auf der Vorstandsebene 9, ,6*** auf der Ausführungsebene 11, ,5* männlich 14, weiblich 6, Gesamt 20, Arbeitsumfang pro ehrenamtlich Engagiertem (Stunden/Monat) 20, Im Durchschnitt ist jeder Ehrenamtliche 20,1 Stunden pro Monat für seinen Verein tätig. Bundesweit ergibt sich daraus eine Arbeitsleistung von 37,2 Mio. Stunden, welche in den Sportvereinen jeden Monat für gemeinwohlorientierte Zwecke erbracht wird. Legt man einen durchschnittlichen Stundensatz von 15 Euro zugrunde, resultiert daraus bundesweit eine monatliche Wertschöpfung von rund 558 Mio. bzw. eine jährliche Wertschöpfung von rund 6,7 Mrd. durch ehrenamtliches Engagement in den Sportvereinen. Es ist zu beachten, dass hier noch nicht diejenigen Leistungen der freiwilligen Helfer einberechnet sind, die sich bei gesonderten Arbeitseinsätzen unentgeltlich beteiligen (Vereinsfeste, Sportveranstaltungen, Renovierungen, Putzaktionen etc.). Dabei engagieren sich etwa 7 Mio. Mitglieder als freiwillige Helfer bei diesen gesonderten Arbeitseinsätzen im Verein. Werden diese freiwilligen Helfer zu den Personen mit Ehrenamt addiert, so ergibt sich eine Gesamtzahl 26 von rund 8,8 Mio. Ehrenamtlichen in Sportvereinen. Weitere Studien belegen den quantitativen Wert des Ehrenamts in Deutschland. Brauns (2003a) Ermittlung des ehrenamtlichen Engagements in Sportvereinen zeigt, dass über die Hälfte der Mitglieder regelmäßig freiwillig tätig ist. 26 Bei der Gesamtzahl ist jedoch zu beachten, dass Personen, die sowohl ein Ehrenamt bekleiden als auch als freiwillige Helfer ehrenamtlich engagiert sind, doppelt enthalten sein können. 81

82 50 45,7 Prozent ,0 29, Funk onsträger informell Engagierte Nicht- Engagierte Ehrenamtliche Mitaerbeiter Abbildung 12: Ehrenamtlichen Engagements in Sportvereinen (Braun, 2003a, S. 209). Mitgliederbindung, freiwilliges Engagement und vereinspolitische Partizipation sind vor allem im Sport sehr stark ausgeprägt. Die Mitglieder von Sportvereinen nehmen ein hohes Zusammenhörigkeitsgefühl in Sportvereinen wahr, welches zu freiwilligem Engagement anregt (Baur & Braun, 2003). Braun (2003a) fand in diesem Zusammenhang heraus, dass die Mitgliedschaftsdauer mit der Bereitschaft zu ehrenamtlicher Arbeit zusammenhängt. So sind beispielsweise mehr als 40 % der Funktionsträger schon mehr als 20 Jahre Mitglied ihres Sportvereins. Tabelle 55: Zusammenhang von Mitgliedschaftsdauer der Sportvereinsmitglieder im gegenwärtigen Sportverein und ehrenamtlichem Engagement in Prozent (Braun, 2003a, S. 215). Funktionsträger Informell Engagierte Nicht- Engagierte Gesamt 25,0 29,4 45,7 1-3 Jahre 6,2 13,6 24,1 4-6 Jahre 10,1 12,2 19, Jahre 15,9 18,1 18, Jahre 14,3 15,4 12, Jahre 12,9 12,8 7, Jahre 22,6 17,3 13,6 > 30 Jahre 18,0 10,6 4,3 Braun (2003a) bestätigt außerdem die Annahme, dass Funktionsträger meist ältere Personen sind. So sind rund 60 % der Funktionsträger über 40 Jahre alt. Tabelle 56: Zusammenhang von Alter der Sportvereinsmitglieder und ehrenamtlichem Engagement in Prozent (Braun, 2003a, S. 217). Funktionsträger Informell Engagierte Nicht- Engagierte Gesamt 25,0 29,4 45, Jahre 5,4 10,8 14, Jahre 10,1 14,7 14,2 82

83 27-40 Jahre 25,2 26,9 31, Jahre 44,1 33,1 28,3 > 60 jahre 15,1 14,5 11,6 Sozialstrukturelle Differenzen zeigen sich aber auch in Bezug auf das Geschlecht. So sind rund drei Viertel aller Funktionsträger männlich. Frauen engagieren sich hingegen vermehrt auf informeller Ebene. Hier zeigt sich zwar ebenfalls ein deutlicher Unterschied im Anteil von männlichen und weiblichen Mitglieder, dieser stimmt jedoch mit der ungleichen Zusammensetzung der Sportvereinsmitglieder (Männer 62 %, Frauen 38 %) überein Prozent männliche Mitglieder weibliche Mitglieder 0 Funkoonsträger informell Engagierte Nicht- Engagierte Gesamt Abbildung 13: Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Vereinsmitgliedern (Braun, 2003a, S. 218). Insgesamt zeigt sich, dass, abhängig von der Vereinsgröße, sehr viele Sportvereine hauptsächlich ehrenamtlich organisiert sind. 83

84 < ,3% 12,6% Mitglieder im Verein 100 < < < 1000 > ,7% 83,5% 59,5% 39,8% 40,5% 30,5% 16,7% 12,9% keine sehr wenige größere Zahl Gesamt 69,4% 22,9% 0% 20% 40% 60% 80% 100% Haupt- und nebenberufliches Personal Abbildung 14: Haupt und nebenberufliches Personal (Braun, 2003a, S.230). Braun (2003b) untersuchte außerdem die Motive der engagierten Sportvereinsmitglieder zu freiwilligem Engagement. Den größten Stellenwert nimmt in diesem Zusammenhang die Gemeinschaftsorientierung ein. Des Weiteren spielt der persönliche Sinn eine wichtige Rolle. Der persönliche Nutzen wird hingegen als recht unbedeutend eingestuft. Tabelle 57: Motive zu freiwilligem Engagement in Prozent (Braun, 2003b, S. 250). Persönlicher Nutzen Persönlicher Sinn Gemeinschafts- orientierung Soziales En- gagement Gemeinsinn Niedrig 53,3 11,5 6,1 15,2 47,8 Mittel 34,1 18,5 17,7 39,1 27,7 Hoch 12,6 70,0 76,3 45,7 24,5 N In der Studie Freiwilliges Engagement in Deutschland von Rosenbladt (2000) wurde die erste Welle des Freiwilligensurveys 27 (1999) eingehend untersucht. Es konnte festgestellt werden, dass sich in Deutschland zwischen 4 und 4,5 Mio. Personen in Sportvereinen ehrenamtlich engagieren. Dabei ist jeder Einzelne durchschnittlich 16 Stunden im Monat ehrenamtlich aktiv, was im Monat rund Mio. Stunden und somit einem Gesamtumfang von Mio. Stunden ehrenamtlicher Tätigkeit im Jahr entspricht. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt die Veltins Sportstudie 2001, die im Auftrag der Brauerei C. & A. Veltins durch die Sport+Markt AG in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Sportbund erstellt wurde. Einer der Schwerpunkte der Studie war die Bedeutung des Ehrenamtes für die Vereinsarbeit. In diesem Zusammenhang wurden Probanden, die mindestens einmal pro Woche Sport treiben und zwischen 16 und 69 Jahren alt sind, rekru- 27 Die drei Wellen des Freiwilligensurveys (1999, n = ; 2004, n = ; 2009, n = ) basieren auf einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung mit Hilfe von computergestützten telefonischen Interviews von über 14- Jährigen (Braun, 2011). 84

85 tiert und telefonisch befragt. Laut der Studie sind in Deutschland ca. 4,44 Mio. Personen ehrenamtlich in ihren Sportvereinen aktiv. Leider wurde der Umfang des ehrenamtlichen Engagements nicht erfasst. Somit kann festgehalten werden, dass je nach Datengrundlage die ökomische Wertschöpfung zwischen 6,6 und 9,7 Mrd. Euro liegt. Von besonderer Relevanz ist die Tatsache, dass der Sportsektor im Bereich des ehrenamtlichen Engagements gesellschaftliche Leistungen vollbringt, die von keinem anderen Sektor erbracht werden. Volunteer- Tätigkeitsbereiche in Deutschland Sport und Freizeit Soziale Dienste Religion Kindererziehung Entwicklung des Gemeinwesens Umwelt- /Naturschutz Gesundheit Poli k Erwachsenenbildung Kultur und Kunst Bürger- /Interessenvertretungen Gewerkscha /Berufsverbände Interna onale Entwicklung Tierschutz Unterkun /Wohnung Verbrechensbekämpfung Abbildung 15: Volunteer-Tätigkeitsbereiche in Deutschland (Gaskin et al.,1996, S. 75). Die Eurovol-Studie in Deutschland zeigt eine Konzentration der Ehrenamtlichkeit auf die Bereiche Sport und Freizeit mit 29 %, Soziale Dienste mit 26 % und Religion mit 21 % (Gaskin et al., 1996).Diese Befunde werden durch die Ergebnisse zahlreicher anderer Studien bestätigt (z.b. Ministerium für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport des Landes Nordrhein- Westfalen, 1999; Priller, 1999; Priller & Zimmer, 1999; von Rosenbladt & Picot, 1999). Der größte Teil der ehrenamtlich Aktiven im Bereich des Sports übt seine Tätigkeit in Vereinen aus (91 %). Der Zeitaufwand ist hierbei häufig umfangreicher als in anderen Bereichen (Rittner & Breuer, 2004). Die Lebensstilanalyse von Priller & Zimmer (1999) zeigt, dass der Bereich Kultur/Freizeit/Sport für alle Lebensstilgruppen das bevorzugte Feld bürgerschaftlichen Engagements darstellt. Tabelle 58: Lebensstilgruppen (Priller & Zimmer, 1999, S. 141) Lebensstilgruppen Soziales Kultur/ Politik/ Umwelt Religion 85

86 Freizeit/ Sport 1. (63 %) 1. (78 %) 1. Bürger- interessen (48 %) (17 %) Hochkulturell Interessierte (n = 217, 11 %) 3. (36 %) 2 Arbeits- und Erlebnisorientierte 2. (n = 187, 10 %) (22 %) 3 Expressiv Vielseitige 3. (n = 226, 12 %) (23 %) (85 %) (25 %) 4 Sachlich- Pragmatische Qualitätsbewusste (32 %) (76 %) (45 %) (n = 250, 13 %) 5 Hedonistische Freizeitorientierte (n = 89, 5 %) ( 95 %) (12 %) (7 %) 6 Häusliche mit Interesse an leich ter Unterhaltung (n = 188, 10 %) (77 %) (17 %) (26 %) 7 Einfach Lebende, arbeitsorien tiert Häusliche (n = 253, 13 %) (29 %) (65 %) (30 %) 8 Sicherheitsorientierte, sozial Ein gebundene mit volkstümlichem (26 %) (63 %) (26 %) Geschmack (n = 219, 11 %) 9 Traditionell, zurückgezogen Le bende (n = 288, 15 %) (43 %) (22 %) (25 %) Insgesamt (n = 1918) 25 % 72 % 27 % 11 % 24 % Sebaldt (1997) untersuchte die Motive ehrenamtlicher Arbeit und fand heraus, dass insbesondere die Gemeinschaftsorientierung, der Einsatz für den Verein, von Bedeutung ist. Eine weniger große Rolle spielt die Gemeinsinnorientierung, der Einsatz für die Gesellschaft. Die Motive variieren jedoch mit dem Alter der Sportvereinsmitglieder. Tabelle 59: Gemeinwohlorientiertes Wirken als Aufgabe im Selbstverständnis deutscher Interessengruppen, differenziert nach Politikfeldern (1 = sehr wichtig, 5 = unwichtig)(sebaldt, 1997, S. 186). Bereich N MW Auswärtige Beziehungen (inkl. Entwicklungshilfe) 11 2,00 Bildung, Wissenschaft, Kunst, Kultur, Medien 77 2,22 Ernährung, Landwirtschaft, Forsten 66 3,07 Familie, Frauen, Jugend, Senioren 29 1,79 Finanzen 16 2,50 Freizeit, Sport 11 1,91 Gesundheit 62 2,22 Inneres 9 2,00 Justiz 17 2,19 Raumordnung, Bauwesen, Städtebau 37 2,67 Regionale Interessen 1 1,00 Religion, Werteordnung 6 1,00 Sozialordnung 29 1,68 86

87 Umwelt 17 2,27 Verkehrswesen 41 2,58 Verteidigung 7 2,14 Wirtschaft (inkl. Arbeits- und Tarifbeziehungen) 131 2,66 Summe 567 2,39 Dennoch ist die sogenannte Krise des Ehrenamtes ein viel diskutiertes Thema. Die Mitglieder messen dem Bereich der Ehrenamtlichkeit eine hohe Bedeutung bei. Freiwilliges Engagement kann die Bindung der Mitglieder untereinander und an den Verein stärken. Die Bindung erhöht wiederum die Bereitschaft der ehrenamtlichen Tätigkeit (Baur & Braun, 2003). Das Thema wird jedoch sehr kontrovers diskutiert. Auf der einen Seite wird dem Sport bescheinigt, dass er der wichtigste Gesellschaftsbereich zur Erhaltung des Ehrenamtes sei (Rittner & Breuer, 2000), auf der anderen Seite wird jedoch von einem deutlichen Rückgang an Mitgliedern, und damit auch an potentiellen Ehrenamtlichen gesprochen (Schulz, 1996). Auch werden Zweifel hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit von Ehrenamtlichkeit laut. So wird die ehrenamtliche Arbeit häufig als zentraler Problembereich der Sportvereine bezeichnet (Wadsack, 1992). Bezüglich der Einbindung ehrenamtlicher Mitarbeiter hat ein erkennbarer Stilwandel stattgefunden. So verdrängen Formen der Aufwandsentschädigung bzw. Bezahlung immer mehr die voraussetzungslose Laientätigkeit. Geld bzw. eine Entlohnung spielen jedoch immer noch eine untergeordnete Rolle hinsichtlich der Motive zum freiwilligen Engagement (Rittner & Breuer, 2004). Des Weiteren konnten Jütting (1998) und Rittner (1986a; 1986b) eine Tendenz zur flüchtigen Ehrenamtlichkeit feststellen, die gleichzeitig eine Abwehr von formalisierten Ämtern bedeutet Zusammenfassung Der organisierte Sport ist der größte Träger von ehrenamtlichem Engagement in Deutschland. Durch die umfangreiche, unentgeltliche Arbeitsleistung entsteht der Gesellschaft ein immenser Wohlfahrtsgewinn. Die Sportverbände und Bünde generieren einen Wohlfahrtsgewinn von jährlich knapp 300 Mio. Euro pro Jahr. In den knapp Sportvereinen in Deutschland fallen jährlich ca. 446 Mio. ehrenamtliche Arbeitsstunden, für einen hochgerechneten Wohlfahrtsgewinn von ca. 6,7 Mrd. Euro, an. Kein anderer gesellschaftlicher Sektor kann ein ähnliches Ausmaß an ehrenamtlichen Engagements bereitstellen Forschungsdefizite Es besteht Forschungsbedarf hinsichtlich differenzierterer und zuverlässigerer Methoden der monetären Quantifizierung ehrenamtlicher Arbeitsstunden. Zudem besteht im Hinblick auf die Entwicklung und Differenzierung des Ehrenamtes Forschungsbedarf. Wie systematisch und verbreitet ein Wandel der Leitbilder der Ehrenamtlichkeit vorliegt, bleibt weitestgehend unklar und künftiger Forschung vorbehalten. 87

88 3.8 Zusammenfassung der tangiblen ökonomischen Effekte des Sports Bezogen auf tangible, volkswirtschaftliche Indikatoren ist der Sportsektor in Deutschland von substanzieller ökonomischer Bedeutung. Für Deutschland kann der Anteil des Sportsektors am gesamtwirtschaftlichen BIP auf ca. 3,7 % geschätzt werden. Darüber hinaus beschäftigt der Sportsektor ca. 1,765 Mio. Menschen hauptamtlich. Der organisierte Sport ist der größte Träger von ehrenamtlichem Engagement in Deutschland, welcher jährlich für einen Wohlfahrtsgewinn von ca. 7 Mrd. verantwortlich ist. Der sportbezogene Konsum weist quantitativ den größten ökonomischen Effekt auf. Der Sportkonsum der privaten Haushalte in Deutschland kann auf ein Gesamtvolumen von 138,6 Mrd. Euro geschätzt werden. Davon können 112,6 Mrd. Euro dem aktiven Sporttreiben und 26 Mrd. Euro dem passiven Sportinteresse zugerrechnet werden. Durch Sportgroßveranstaltungen kann der jährliche Konsum, vor allem im Beherbergungs- und Gastgewerbe, um zusätzlich ca. 1 Mrd. Euro gesteigert werden. Durch den organsierten, gemeinnützigen Sport in Deutschland fallen jährlich weitere Ausgaben in Höhe von ca. 4 Mrd. Euro an. Der Sportsektor induziert jährlich Bauinvestitionen in Höhe von ca. 7 Mrd. Euro. Damit ist der Sport für ca. 2,7 % des Gesamtvolumens der Baubranche verantwortlich. Werden der Betrieb und die Instandhaltung von sportbezogener Infrastruktur einbezogen, steigert sich das Volumen auf 22,6 Mrd. Das Gesamtvolumen für sportbezogenen Ausgaben für Sponsoring, Werbung und Medienrechte beläuft sich jährlich auf ca. 5,5 Mrd. Vor allem der professionelle Sport trägt hierzu entscheidend bei. Keine andere Branche kann derartig hohe Ausgaben für Sponsoring und Medienrechte generieren. Aus dieser wirtschaftlichen Aktivität des Sportsektors heraus generiert der Staat fiskalische Effekte. Nach der Kerndefinition des Sports belaufen sich die Effekte auf 3,5 Mrd., nach der engen Definition auf 14,7 Mrd. und nach der weiten Definition des Sports auf 22,2 Mrd.. Bezogen auf das Gesamteinkommen des Staates machen diese Beträge 0,3 %, 1,3 % bzw. 2,0 % aus. Sowohl bei der engen als auch bei der weiten Definition des Sports übertreffen die staatlichen Einnahmen deutlich die staatlichen Ausgaben. 4 Sozioökonomische Aspekte Es gibt deutliche Anzeichen dafür, dass Investitionen in den Sport auch eine gesellschaftspolitische Rendite erzeugen. Derartige intangible sozio-ökonomische Effekte entziehen sich einer direkten monetären Quantifizierung, bzw. die Quantifizierung wird als sehr schwierig angesehen. Nichtdestotrotz sind es gerade diese externen Effekte, die eine positive Rendite staatlicher Investitionen in den Sportsektor versprechen lassen. Konsequenterweise müssen diese daher bei einer ökonomischen Bewertung des Sports mit bedacht werden. 88

89 Vier zentrale Bereiche von sozio-ökonomischen Effekten wurden identifiziert und sollen nachfolgend analysiert und, soweit möglich, ökonomisch bewertet werden. Erstens gesundheitliche Effekte des Sports (Kap. 4.1). Zweitens Beiträge des Sports zum sozialen Gefüge und zur Integration (Kap. 4.2). Drittens positive Effekte des Sports auf Bildungsleistungen (Kap. 4.3). Viertens gesellschaftliche Effekte des Spitzensports (Kap. 4.4). Zum Ende werden die sozio-ökonomischen Effekte des Sports zusammengefasst (Kap. 4.5). 89

90 4.1 Gesundheitsleistungen Funktionszuschreibung Die Vermutung positiver Effekte sportlicher Aktivitäten auf die Gesundheit des Menschen ist eines der am intensivsten untersuchten Forschungsfelder im Sport. Dabei hat sich die Diskussion um die gesundheitlichen Werte des Sports vorrangig auf die Prävention von Krankheiten konzentriert, anstatt vielmehr die Frage zu untersuchen, wie viel Gewinn an Lebensqualität durch Sport erreicht werden kann. Nach Shepard (1990) ist aber den meisten Menschen gerade eine erhöhte Lebensqualität besonders im Alter wichtig. Eine Verlängerung des Lebens spielt hierbei oftmals eine untergeordnete Rolle. Rost (1995, S. 63) formulierte hierzu treffend: Es kann angesichts der heutigen demografischen Situation in Industrieländern nicht mehr vorrangiges Ziel sein, das Leben um jeden Preis zu verlängern, d. h. [ ] mehr Jahre an das Leben anzufügen, sondern es muss das Ziel sein, mehr Leben in die Jahre einzubringen. Gerade in den letzten Jahrzehnten ist diese Sichtweise auch in das Gedächtnis der breiten Bevölkerungsschicht gelangt. Mittlerweile geht ein Großteil der Bevölkerung davon aus, dass Sport eine positive Wirkung auf die eigene Gesundheit hat. Bös und Gröben (1993, S. 9) haben diesen Zusammenhang in einer Befragung untersucht und stellten fest, dass [ ] der Zusammenhang zwischen Sport und Gesundheit längst den Charakter eines Stereotyps angenommen [ ] hat. Nicht nur die breite Bevölkerungsschicht geht von positiven Effekten des Sports aus, sondern ebenso Staat und Politik. Der Deutsche Bundestag hat die gesellschaftliche Bedeutung des Sports als wichtigen Bestandteil des Lebens gewürdigt und fordert unter anderem: die Gesundheitsförderung durch Sport und regelmäßige Bewegung im Alltag zu unterstützen. (BMI, 2010, S. 12). Des Weiteren geht der Staat (BMI, 2010, S. 95) davon aus, dass: ein körperlich aktiver Lebensstil gesundheitsfördernd wirkt und die Lebensqualität steigert, Menschen, die sich sportlich aktiv bewegen, seltener an gesellschaftsbedingten Krankheiten leiden (u.a. Diabetes, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Adipositas, etc.), körperliche Aktivität ebenso psychische Erkrankungen lindern bzw. vorbeugen kann, altersspezifische Gesundheitsprobleme sowohl im höheren Alter als auch im Kindesalter seltener auftreten. Der DOSB, stellvertretend für den organisierten Sport, sieht unter anderem die besondere Stellung der Vereine im Bereich des Gesundheitssports, der Prävention und der Rehabilitation. Sportvereine leisten mit ihren Programmen zur gesundheitlichen Prävention und Rehabilitation einen bedeutenden Beitrag zur Förderung der Volksgesundheit und zur Entlastung des Sozialstaates. (DOSB, 2006, S. 6). Darüber hinaus werden Forschungsbemühungen deutlich, die versuchen positive Effekte von regelmäßiger Sportaktivität auf die mentale Gesundheit zu belegen. Unter mentaler Gesundheit werden in diesem Kontext Begriffe wie subjektives Wohlbefinden (subjective well-being), Glück, Lebenszufriedenheit oder Lebensqualität subsummiert. Derartige Effekte sind ökonomisch wün- 90

91 schenswert, da angenommen werden kann, dass ein bessere mental Gesundheit positiv auf die individuelle Arbeitsproduktivität wirkt (Lechner, 2009). Neben den positiven Aspekten muss auf der anderen Seite der volkswirtschaftliche Schaden, den der Sport verursacht, bspw. durch Kosten von Sportverletzungen, betrachtet werden. Durch ein gestiegenes Freizeitbedürfnis und eine daraus resultierende Zunahme von Risikosportarten, wie z.b. Snowboard oder Free-Climbing, wird das Unfallrisiko, mit dem ein beträchtliches Ausmaß an Sportverletzungen einhergeht, erhöht (Geiger, 1997; ARAG, 2001) Tabellarische Übersicht der einbezogenen Studien ARAG Sportunfälle Häufigkeit, Kosten, Präventi- on 2001 Becchetti et al. Relational Goods, Sociability, and Happiness 2008 Behan & Cox Berlin & Colditz Blair Blair Blair et al. Bödemann Bös & Brehm Obesity and its Relation to Mortality and Morbidity Costs A Meta- analysis of physical activity in the prevention of coronary heart disease Physical activity, Fitness and Coronary Heart Disease Körperliche Aktivität, körperliche Fitness und Gesundheit Is physical activity or physical fitness more important in defining health benefits? Die direkten und indirekten Kosten adiposi- tasattributabler Krankheiten in Deutschland im Jahr 2002 Gesundheitsförderung Erwachsener im Er- werbsalter durch sportliche Aktivierung in der Kommune und im Betrieb Bundesministerium des Inneren Zwölfter Sportbericht der Bundesregierung 2010 Colditz. Economic costs of obesity and inactivity 1999 Colman & Dodds Cost of Obesity in Quebec 2000 Dimeo Körperliche Aktivität und Krebs: Eine Über- sicht 2001 Downward & Rasciute Does Sport make you happy?

92 Finkelstein et al. Forrest & McHale Haapanen- Niemi et al. Hardman & Stensel Huang & Humphreys Humphrey & Ruseski Katzmarzyk et al. Kavestos Knoll Laaksonen et al. Lechner Lee & Park The lifetime medical cost burden of over- weight and obesity: Implications for obesity prevention Subjective well- being and engagement in sport: Evidence from England The impact of Smoking, Alcohol Consump- tion and Physical Activity on use of Hospi- tality Service Physical Activity and Health: The Evidence Explained Sports participation and happiness: Evi- dence from US micro data Participation in physical activity and health outcomes: Evidence from the Canadian Community Health Survey The economic burden of physical inactivity in Canada Physical activity and subjective well- being: an empirical analysis Sporttreiben und Gesundheit: eine kritische Analyse vorliegender Befunde Physical Activity in the Prevention of Type 2 Diabetes: The Finnish Diabetes Prevention Study Long- run labour market and health effects of individual sports activities. Happiness and physical activity in special populations Lötzerich et al. Immunkompetenz, Krebs und Sport 1998 Martin et al. Mensink Mensink et al. Volkswirtschaftlicher Nutzen der Gesund- heitseffekte der körperlichen Aktivität: ers- te Schätzungen für die Schweiz Bundes- Gesundheitssurvey: Körperliche Aktivität. Beiträge zur Gesundheits- berichterstattung des Bundes Übergewicht und Adipositas in Deutschland Nys Physical activity, sport and health

93 Paffenberger et al. Pawlowski et al. Powell The association of changes in physical- activity level and other lifestyle characteris- tics with mortality among men Subjective well- being in European countries - on the age- specific impact of physical ac- tivity Physical activity and the incidence coronary disease Rasciute & Downward Health or happiness? 2005 Rittner & Breuer Sander & Bergmann Sari Smala et al. U.S. Department of Health and Human Services Warburton et al. Soziale Bedeutung und Gemeinwohlorien- tierung des Sports. Economic burden of obesity and its compli- cations in Germany Physical inactivity and its impact on healthcare utilization Die Kosten der körperlichen Inaktivität in der Schweiz Physical activity and health: A Report of the Surgeon General Health benefits of physical activity: the evi- dence Sport Industry Research Centre (SIRC) Economic Value of Sport in England 2010 Strategy Unit Weiß et al. World Health Organization World Health Organization World Health Organization Winkler et al. Game Plan - a strategy for delivering the government's sport and physical activity objectives Sport und Gesundheit: Die Auswirkungen des Sports auf die Gesundheit eine sozio- ökonomische Analyse Physical activity and health in Europe: evidence for Action Die Herausforderung Adipositas und Strategien zu ihrer Bekämpfung in der eu- ropäischen Region der WHO Global status report on noncommunicable diseases 2010 Sport und Gesundheit. Bewegung als zent- rale Größe von Zufriedenheit, Leistungsfä- higkeit und Gesundheitsstabilität Forschungsstand 93

94 In Anbetracht der umfangreichen Thematik 28, soll das breite Spektrum der Gesundheitsleistung des Sports hier nicht abgebildet werden. Vielmehr soll ein Überblick gegeben werden, der ausgehend von aktuellen Studien zeigt, welchen Beitrag ein sportlich aktives Verhalten generell zur physischen und psychischen Gesundheit zu leisten vermag, um anschließend eine ökonomische Quantifizierung der Gesundheitsleistung des Sports anhand zahlreicher Studien zu verdeutlichen. Effekte auf die physische Gesundheit In den vergangenen Jahren erschienen zahlreiche neue epidemiologische Untersuchungen im Zusammenhang von sportlicher Aktivität und Gesundheit (vgl. Blair, 1996; Knoll, 1997; Katzmarzyk et al. 2000; Humphrehys & Ruseski, 2010). Dabei wurden positive Wechselwirkungen thematisiert. So leistet der Sport nachweislich einen positiven Beitrag zur physischen und psychischen Gesundheit eines Individuums und dient der Vorbeugung sowie der begleitenden Behandlung zahlreicher nichtübertragbarer Krankheiten, wie bspw. Hypertonie, Adipositas, Bluthochdruck oder koronare Herzkrankheiten (US Deparment of Health and Human Services, 1996; Katzmarzyk et al., 2000; Humphrehys & Ruseski, 2010). Weitere Studien belegen positive Effekte durch körperlicher Aktivität in der Behandlung von Depressionen und Angststörungen (Ströhle, 2009), Diabetes mellitus Typ 2 (Laaksonen et al., 2005), Brustkrebs, Osteoporose sowie Rückenschmerzen (Smala et al., 2001; Warburton et al., 2006). Blair et al. (2001) untersuchten ebenfalls in einer Metaanalyse den Zusammenhang zwischen regelmäßiger körperlicher Aktivität und Gesundheit. Dabei wurden wissenschaftliche Arbeiten aus dem Zeitraum von untersucht. Aus diesem Pool an wissenschaftlichem Material konnten letztendlich 67 Arbeiten spezifizierend belegen, dass sich Sport positiv auf die Gesundheit des Menschen auswirken kann. Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind nichtübertragbare Krankheiten für 86 % aller Todesfälle und 77 % der Krankheiten in Europa verantwortlich. Weitere Ursachen neben mangelnder körperlicher Aktivität können ungesunde Ernährung sowie Tabak- und Alkoholkonsum sein. Betroffen sind vor allem die unteren Einkommensschichten. Als eine wesentliche Maßnahme zur Bekämpfung nichtübertragbarer Krankheiten führt die WHO explizit die Förderung körperlicher Aktivität an (WHO, 2011). Herz-Kreislauferkrankungen sind nach wie vor die Haupttodesursache in den westlichen Industrienationen (Weiss et al., 2000; BMI, 2010; WHO, 2011). Der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Herz-Kreislauferkrankungen ist weitestgehend solide abgesichert. Zahlreiche Studien belegen, dass regelmäßige körperliche Aktivität unabhängig von anderen kardiovaskulären Risikofaktoren (Rauchverhalten, Adipositas, erhöhter Blutdruck) vor Herz-Kreislauferkrankungen schützt. Laut WHO (2006) sind körperlich Inaktive einem 50% höherem Risiko ausgesetzt an Herz- Kreislaufproblemen zu erkranken. Powell et al. (1987) kamen aufgrund einer Metaanalyse erstmals zu dem Schluss einer kausalen Beziehung zwischen Inaktivität und einem vergrößertem Risiko einer koronaren Herzerkrankung. Demnach belegten zwei Drittel der Studien, in denen auch die Belastungsintensität erhoben wurde, dass mit einer angemessenen Bewegungsaktivität das koronare Risiko sinkt. Weiterhin sei die Arbeit von Berlin & Colditz (1990) erwähnt, die ebenfalls eine Metaanalyse durchführten. Sie analysierten einen Risikofaktor von 1,9 für Inaktive im Vergleich zu Aktiven (Faktor 1). Blair (1994, S. 579) bestätigt diese Ergebnisse in einer Review, die sich besonders auf Arbeiten stützte, die sich vorrangig auf die körperliche Aktivität in der Freizeit bezogen. Zurückzuführen ist der positive Einfluss körperlicher bzw. sportlicher Aktivität auf eine mit der verstärkten Bewegung einhergehende adaptive verbesserte Herz-Kreislauffunktion, die typische Risikofaktoren wie z.b. Bluthochdruck, Übergewicht oder Fettstoffwechselstörungen beein- 28 Für eine sehr detaillierte Zusammenstellung der Gesundheitsfunktion des Sports empfiehlt sich Rittner und Breuer (2000, S. 145ff). 94

95 flusst (u.a. Kindermann, 1991; Bös & Brehm, 1995; Winkler et al. 1998; U.S. Department of Health and Human Services, 1996; Hardman & Stensel, 2003). Laut der WIAD-Studie (1998) mit Probanden werden die geringsten Risikowerte bei Personen beobachtet, die ein aerobes Ausdauertraining mit einer Dauer von mehr als 2 Stunden wöchentlich absolvieren. Somit lässt sich abschließend festhalten, dass laut zahlreicher Studien die kardiovaskulären Sterberaten für moderat aktive bzw. hochaktive Personen um % niedriger liegen als für körperlich Innaktive bzw. weniger aktive Menschen. (vgl. u.a. Powell et al., 1987; Blair, 1994). Von zentraler Bedeutung sind auch die Effekte, die zwischen körperlicher Aktivität und Übergewicht bzw. Adipositas beobachtbar sind. Überhöhtes Körpergewicht, sowie in der Extremform Fettleibigkeit (Adipositas), stellt eines der schwerwiegendsten Probleme für die öffentliche Gesundheit im 21. Jahrhundert dar. Behan und Cox (2010) haben 500 wissenschaftliche Abhandlungen zu diesem Thema aus dem Zeitraum von genauer untersucht und konnten bestätigen, dass Adipositas eine signifikante negative Auswirkung auf die Gesundheit hat. Nach Definition der WHO handelt es sich bei Adipositas um eine exzessive Vermehrung des Körperfettes mit signifikanten gesundheitlichen Konsequenzen (WHO, 2007). Die Graduierung der Adipositas erfolgte nach der international anerkannten Einteilung der WHO mittels Body Mass Index (BMI). Diese Einteilung beinhaltet ein Maß, welches das Körpergewicht in Relation zur Körpergröße bewertet. Laut Angaben der WHO haben gut 60 % der Deutschen einen BMI 25 und sind damit als übergewichtig einzustufen und gut 20 % haben einen BMI 30 und gelten damit als fettleibig. Diese Daten werden durch die Gesundheitssurveys in Deutschland bestätigt. Mensik et al. (2005) untersuchten die Verbreitung von Adipositas in Deutschland ( ) und konnten eine deutliche Zunahme von übergewichtigen und adipösen Menschen feststellen. Demnach sind etwa 70 % der Männer und 50 % der Frauen übergewichtig oder adipös. Dies ist auf unausgewogene Lebensgewohnheiten sowie eine zu hohe Kalorienaufnahme und körperliche Inaktivität zurückzuführen. Gemäß Angaben der WHO sind knapp 30 % der Deutschen körperlich unzureichend aktiv. Per Definition der WHO ist ein Mensch unzureichend körperlich aktiv, wenn er sich weniger als 5 Mal pro Woche mindestens 30 Minuten zumindest moderat bewegt oder weniger als 3 Mal pro Woche 20 Minuten lang körperlich stark aktiv ist. Darüber hinaus wurde in der medizinischen Literatur vielfach die Beziehung zwischen körperlicher Aktivität und Krebserkrankungen untersucht. Dabei konzentrieren sich die Autoren vor allem auf drei Themenschwerpunkte: die Korrelation zwischen Senkung des Krebsrisikos und regelmäßiger körperlicher Aktivität, die Wirkung von Sport als Rehabilitationsmaßnahme für Tumorpatienten und die positiven Auswirkungen moderater körperlicher Aktivität während der Behandlung der Erkrankung (Dimeo, 2001). Der Zusammenhang zwischen Krebsrisiko und körperlicher Aktivität ist bisher unzureichend geklärt. Es weisen jedoch einige Studien darauf hin, dass Sport und Bewegung das Risiko an bestimmten Krebsformen zu erkranken (Blair, 1996) verringern kann. Paffenberger et al. (1993) ermittelten für körperlich Aktive ein um etwa ein Drittel vermindertes Risiko an Lungenkrebs zu erkranken. Im Falle des Darmkrebses kommt Coldditz (1999) auf einen erhöhten Risikofaktor für die Inaktiven. Dennoch sind zahlreiche Untersuchungsergebnisse widersprüchlich. So wurden von Dimeo (2001) 22 Studien, die sich mit Burstkrebsrisikos (Mammakarzinom) beschäftigten, untersucht. Bei 15 dieser Arbeiten wurde eine Risikominimierung durch körperliche Aktivität festgestellt. Bei weiteren fünf konnte kein Unterschied diagnostiziert werden und bei zwei Studien wurde sogar ein erhöhtes Krebsrisiko bei sportlicher Aktivität festgestellt. Diese starken Diskrepanzen liegen unter anderem an methodologischen Problemen, wie z.b. dem Alter der Probanden (vor oder nach der Menopause) sowie einer Nichtberücksichtigung anderer Risikofaktoren (Rauschmittel, Körpergewicht, etc.). Ebenso zu widersprüchlichen Ergebnissen kommen Stu- 95

96 dien die speziell Prostatakrebs untersuchten. In der Metaanalyse von Oliveria & Lee (1997), die 17 Arbeiten untersuchten, wurde in 9 Studien eine Risikominimierung für körperlich Aktive erkannt. In 5 Studien gab es keine signifikanten Unterschiede und in 3 Studien wirkte sich ein körperlich aktiver Lebensstil sogar negativ auf die Risikoerwartung aus. Festzuhalten bleibt, dass der Zusammenhang von sportlicher Aktivität und Krebsrisiko durch zu viele Faktoren beeinflusst wird, als dass daraus eine allgemein gültige Aussage getroffen werden kann. Nichtsdestotrotz gibt es zahlreiche Indizien dafür, dass Sport eine stimulierende Wirkung auf das Immunsystem hat und damit der Abwehr von Krebszellen dienen kann. Während die Befunde über den Einfluss der körperlichen Aktivität auf das Krebsrisiko teilweise widersprüchlich sind, belegen mehrere Studien, dass körperliche Aktivität eine sichere und wirksame Methode ist, um das Wohlbefinden der Patienten zu verbessern. Des Weiteren zeigen Untersuchungen eine teilweise Reduktion von Nebenwirkungen während der Therapie und eine Zunahme der Lebensqualität von Krebspatienten, die während der Behandlung zusätzlich sportlich aktiv waren (Lötzerich et al. 1993; Dimeo, 2001; Fox, 2003). So ist mittlerweile ebenfalls gut belegt, dass körperliche Bewegung einen günstigen Einfluss auf die Reduktion verlorener Lebensjahre hat (u.a. Blair, 1996). Der Begriff Verlorene Lebensjahre bezeichnet die Differenz zwischen dem Sterbealter und dem 70. Lebensjahr, sofern der Tod vor dem 70. Lebensjahr eintritt. Die in der OECD und der WHO vertretenen Länder haben sich darauf verständigt, Sterbefälle im Alter zwischen einem und 69 Jahren als ungewöhnlich anzusehen. Diese vorzeitigen Todesfälle werden in der Regel durch die Zahl der verlorenen Lebensjahre je Einwohner dargestellt (GBE, 2012). Der Gesundheitseffekt körperlicher Aktivität ist dabei deutlich höher als der einer Reduktion des Body-Mass-Indexes oder des erhöhten Blutdruckes (Blair, 1996). Demnach ist die körperliche Fitness im Hinblick auf die vorzeitige Sterblichkeit eine wichtigere Einflussgröße als beispielsweise Übergewicht. Die hohe Gesundheitsrelevanz von regelmäßiger körperlicher Bewegung unterstreicht ebenfalls die Studie von Paffenberger et al. (1993). Nach seinen Ergebnissen haben körperlich Aktive einen Überlebensvorteil gegenüber körperlich Inaktiven, der dem eines Nichtrauchers gegenüber einem Raucher von täglich 20 Zigaretten entspricht. Sportliche Aktivität wirkt sich ebenfalls positiv auf die Knochenmasse aus und beugt Osteoporose vor (Platen, 1995). Alle Studien, die sich mit diesem Problem beschäftigt haben, konnten eine Erhöhung der Knochendichte feststellen. Besonders stark ist dies zu beobachten bei hochintensiven, vielseitigen und ungewohnten Belastungen, wie z.b. Ballsportarten (Weiss et al., 2000). Es gibt somit eindeutige Hinweise darauf, dass sportlich aktive Personen eine höhere Knochendichte haben (U.S. Department of Health and Human Services, 1996). 98 % der Knochenmasse werden im Kindes- und Jugendalter aufgebaut. In einer Metaanalyse des Schweizer Bundesamtes für Sport (BASPO) wurde diese Thematik ebenfalls untersucht. Dabei wurden zahlreiche Studien zum Thema: Gesundheitliche Bedeutung von Bewegung und Sport im Jugendalter zusammengetragen. Die Experten bestätigen, dass die sportliche Betätigung vor allem im zweiten Lebensjahrzehnt eine [ ] später nie wiederkehrende Chance [ ](BASPO, 1999, S. 176) darstellt, um auf der einen Seite das Risiko für spätere Herz-Kreislaufkrankheiten zu minimieren und auf der andere Seite die Knochenstruktur derart zu stärken, dass im hohen Alter osteoporotische Frakturen signifikant seltener auftreten (BASPO, 1999, S. 176). Nicht nur im Jugendalter ist Sport von zentraler Bedeutung, sondern ebenfalls im hohen Alter. So haben Studien gezeigt, dass Bewegung, selbst bei Hochbetagten, die seit Jahren keinen Sport getrieben haben, signifikante Gesundheitsgewinne hervorgerufen hat (z.b. Meusel, 1996). Bei 96

97 Personen, die mit über 60 Jahren regelmäßiges Ausdauertraining durchführen, zeigen sich schon nach kurzer Zeit deutliche Verbesserungen des Herz-Kreislaufsystems (Baumann, 1992). Gleiches gilt in Bezug auf die Leistungsfähigkeit des aktiven und passiven Stützapparates. Aber auch Gedächtnisleistungen lassen sich bei älteren Menschen durch Bewegung signifikant verbessern (Hollmann, 1998). Untersuchungen aus Japan belegen zudem, dass bei körperlich aktiven älteren Menschen nicht nur die Todesrate geringer ist, sondern auch die Alltagsaktivität des täglichen Lebens höher ist als bei inaktiven älteren Menschen (Iwane, 1996). Körperliche Aktivität im hohen Alter scheint die Lebensqualität positiv zu beeinflussen. Dieser Befund sollte gerade angesichts des demografischen Wandels in den modernen Industriegesellschaften stärker untersucht und aufbereitet werden. Des Weiteren liegen zahlreiche Hinweise vor, dass sportliche Aktivität auch bei einer Vielzahl weiterer Gesundheitsprobleme und Krankheiten positive Effekte, vor allem auf die Lebensqualität, hervorruft, so z.b. bei Diabetes, Asthma, Migräne uvm. (U.S. Department of Health and Human Services, 1996; Hardman & Stensel, 2003; Warburton et al., 2006; WHO, 2010). Effekte auf die psychische/mentale Gesundheit In jüngerer Zeit haben sich vermehrt Wirkungsstudien der Frage gewidmet ob regelmäßige Sportaktivität, neben einem Effekt auf die physische Gesundheit, auch positiv auf die psychische Gesundheit wirken. Rittner und Breuer (2000) haben diesbezüglich einen ausführlichen Forschungsstand zusammengetragen. Nach Bös und Brehm (1995) scheinen Ausdauer und fitnessorientierte Sportprogramme im Hinblick auf das physische Befinden das größte Gesundheitspotential zu besitzen. Auf Basis der Daten des deutschen sozio-ökonomischen Panels (SOEP) wies Lechner (2009) nach, dass Sportpartizipation signifikant positiv auf das subjektive Wohlbefinden von Männern wirkt. Für Frauen zeigte sich der Effekt ebenso positiv aber statistisch nicht signifikant. Ebenfalls auf Basis der SOEP-Daten fanden Becchetti, Pelloni und Rossetti (2008) heraus, dass gesteigerte Sportaktivität mit einer höheren Lebenszufriedenheit einher geht. Eine vergleichende Studie für den Europäischen Raum belegt zudem, dass Sportaktivität signifikant positiv auf das subjektive Wohlbefinden, operationalisiert durch allgemeine Zufriedenheit, wirkt (Pawlowski, Downward & Rasciute, 2011). Dabei zeigt sich diese Korrelation stärker für Menschen von höherem Alter. Kavestos (2011) nutzt ebenfalls aggregierte Daten von fast Europäischen Haushalten und kommt zu dem Schluss, dass sowohl Sportaktivität an sich, als auch das Ausmaß mit dem Sport betrieben wird, positiv auf die Lebenszufriedenheit wirken. Menschen, welche täglich sportlich aktiv, berichteten eine signifikant höhere Zufriedenheit als Menschen, welche bspw. nur einmal pro Woche sportlich aktiv sind. Auch internationale Studien belegen den positiven Zusammenhang von sportlicher Aktivität und subjektivem Wohlbefinden. Anhand einer repräsentativen Haushaltsbefragung in England wurde ökonometrisch belegt, dass regelmäßiges Radfahren, Spazierengehen und weiteres Sporttreiben positiv mit dem subjektivem Wohlbefinden korrelieren (Rasciute & Downward, 2005; Downward & Rasciute, 2011). Die Autoren machen die sozialen Interaktionen, welche durch den Sport befördert werden, für diesen Effekt mitverantwortlich. Eine Untersuchung von Menschen mit körperlicher Behinderung in Südkorea ergab, dass regelmäßige körperliche Aktivität und geäußerte Lebenszufriedenheit signifikant positiv zusammenhängen (Lee & Park, 2010). Durch die Verwendung von Instrumentalvariablen sind Huang und Humphreys (2011) in der Lage kausale Schlüsse über die Verbindung zwischen Sportaktivität und empfundener Zufriedenheit zu ziehen. Auf Basis von Sekundärdaten amerikanischer Haushalte können die Autoren sowohl für Frauen als auch für Männer einen signifikant positiven kausalen Einfluss von Sportaktivität auf Lebenszufriedenheit 97

98 ausmachen. Dieser Effekt scheint substanziell. Den Berechnungen zufolge erhöht Sportaktivität die Lebenszufriedenheit dreimal so stark, wie dies eine berufliche Anstellung vermag. Mit einem ähnlichen Forschungsdesign können Forrest und McHale (2011) diesen Effekt für englische Haushalte bestätigen. Zusammenfassend ist festzuhalten, dass die bedeutenden positiven Effekte von sportlicher Aktivität auf die physische und die psychische/mentale Gesundheit umfassend durch die wissenschaftliche Literatur bestätigt sind. Laut der Gesundheitsberichterstattung des Bundes (2003) können die Auswirkungen körperlicher Aktivität folgendermaßen zusammengefasst werden: Tabelle 60: Zusammenfassung der Auswirkungen von körperlicher Aktivität auf die Gesundheit (In Anlehnung an Gesundheitsberichterstattung des Bundes, 2003, S. 8). Auswirkungen von körperlicher Aktivität auf die Gesundheit Lebenserwartung +++ Risiko von kardiovaskulären Erkrankungen --- Bluthochdruck -- Risiko an Darmkrebs zu erkranken -- Risiko an Diabetes zu erkranken --- Beschwerden durch Arthrose - Knochendichte im Kindes- und Jugendalter ++ Risiko altersbedingter Stürze -- Kompetenz zur Alltagsbewältigung im Alter ++ Kontrolle des Körpergewichts + Angst und Depressionen - Allgemeines Wohlbefinden und Lebensqualität ++ + Einige Hinweise, dass körperliche Aktivität die Variable steigert ++ Moderate Hinweise, dass körperliche Aktivität die Variable steigert +++ Starke Hinweise, dass körperliche Aktivität die Variable steigert - Einige Hinweise, dass körperliche Aktivität die Variable senkt -- Moderate Hinweise, dass körperliche Aktivität die Variable senkt --- Starke Hinweise, dass körperliche Aktivität die Variable senkt Dennoch muss klar gestellt werden, dass diese Wirkungen nicht bei jeder körperlichen Aktivität hervorgerufen werden. Nach Brehm et al. (2002) sind positive Zusammenhänge zwischen sportlicher Aktivität und Gesundheit dann am wahrscheinlichsten, wenn durch spezifische Gestaltungen der sportlichen Aktivität (z.b. moderate Trainingsformen, systematische Steuerung) auf spezifische Aspekte der Gesundheit (Herz-Kreislaufsystem) abgezielt wird. Das American College of Sports Medicine empfiehlt daher: Every adult should accumulate 30 minutes or more of moderate-intensity physical activity on most, preferably all, days of the week (American Collage of Sport Medicine, 1998, S. 975). Neben den zahlreichen positiven Aspekten, die ein körperlich aktives Leben mit sich bringt, ist Sport aber nicht ausschließlich gesundheitsfördernd. Die Ergebnisse von Reviews (z.b. Bös & Brehm, 1995; U.S. Department of Health and Human Services, 1996) und Metaanalysen (z.b. Knoll, 1997; Blair et al., 2001; Brehm et al. 2002) deuten darauf hin, dass nicht jegliche Form sportlicher Aktivität positive Gesundheitsgewinne sowohl auf der physischen, als auch auf der psychischen Komponente, bewirken. Viele weitere Faktoren (Alter, Geschlecht, Lebensstil, soziale Schicht, etc.) sind dabei von entscheidender Bedeutung. Des Weiteren deuten Indizien darauf hin, dass Sport und Bewegung ebenso der Gesundheit schaden können. Zu nennen sind in diesem Zusammenhang die Gesundheitsbeeinträchtigungen sportlicher Aktivität durch Sportunfälle und 98

99 Überlastungen im physischen und psychischen Bereich (Alfermann & Stoll, 1996, 1997; Geiger, 1997; Martin et al., 2001; ARAG, 2001). Zudem kommt verschärfend hinzu, dass im Hochleistungssport aufgrund der zunehmenden Kommerzialisierung und des gesteigerten Leistungsdrucks gesundheitsschädigende Praktiken (Doping, bewusste Inkaufnahme von Verschleißerscheinungen) in Kauf genommen werden, um dem systemrelevanten Prinzip des Siegens gerecht zu werden. Gerade mit der Anwendung solcher Methoden wird jedoch der traditionelle Gesundheitsbezug des Sportsystems, der in der Öffentlichkeit vorherrschend ist, entwertet (Cachay, 1988). Quantifizierung der Gesundheitsleistung Nachdem der Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und Gesundheit dargestellt wurde, soll nun mit Hilfe zahlreicher Studien eine mögliche Quantifizierung der Gesundheitsleistung vorgenommen werden. Zunächst einmal scheint das Sporttreiben vor allem dem Individuum selbst zu nutzen. Aber aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive sind die Erhöhung der Lebensqualität, sowie die daraus resultierende Steigerung der Arbeitsproduktivität und die eingesparten Kosten im Gesundheitssystem ebenso von entscheidender ökonomischer Bedeutung (Smala et al., 2001). Neben den direkten Gesundheitskosten wirkt sich z.b. ein krankheitsbedingter Arbeitsausfall negativ auf die Leistungsfähigkeit einer Volkwirtschaft aus. Nach Langer (2006) kann die Gesundheit dabei als ein privates Gut mit öffentlicher Komponente verstanden werden. Allerdings muss beachtet werden, dass Sport auch zusätzliche sportbezogene Kosten im Gesundheitssystem verursacht, bspw. durch Sportverletzungen (ARAG, 2001) bis hin zu Todesfälle in Extremsportarten (Nys, 2009). Eine ausführliche Quantifizierung des Einsparungspotentials, das durch ein sportliches aktives Leben generiert wird, ist im volkwirtschaftlichen Kontext als grundsätzlich schwierig anzusehen. In Deutschland gibt es bislang keine exakten Studien, die die kompletten sportbezogenen Einsparungen im Gesundheitssystem quantifiziert haben. Vielmehr zeigen aber zahlreiche Studien die Kosten und das mögliche Einsparungspotential einzelner gesellschaftsbedingter Krankheiten auf. So schätzen Sander und Bergemann (2003) in ihrer Studie, dass die ökonomischen Kosten in Deutschland, die für Erkrankungen anfallen, die in ihrer Entstehung in einem eindeutigen kausalen Zusammenhang mit Adipositas stehen, wie z.b. Diabetes oder Herz- und Gefäßerkrankungen, zwischen 2,7 und 5,6 Mrd. Euro liegen. Die Ergebnisse variieren je nach getroffenen Annahmen. Die direkten Behandlungskosten belaufen sich auf 1,3 2,7 Mrd. Euro. Bestätigt werden diese Ergebnisse von Bödemann (2010, S. 163). Sie errechnete für das Jahr 2002, dass die direkten 29 und indirekten 30 Kosten ein Gesamtvolumen von 8,53 Mrd. Euro erreichten. Dieser Betrag entsprach ca. 0,5 % des Bruttoinlandproduktes desselben Jahres mit ca ,3 Mrd. Euro, sowie ca. 3,8 % der gesamten Krankheitskosten für Deutschland. Nicht nur in Deutschland, sondern vor allem in den USA und den Ländern der westlichen Welt stellt Adipositas ebenso ein ernstzunehmendes Problem dar. In England bspw. beliefen sich die direkten und indirekten Kosten für Fettleibigkeit 1998 auf insgesamt 2,1 Mrd. Pfund. Schätzungen für 2010 gehen von 3,6 Mrd. Pfund aus. Als 29 Bei den direkten Kosten handelt es sich um konkrete Ausgaben und Aufwendungen für medizinische und einige nicht medizinische (z.b. Transportkosten in die Klinik) Maßnahmen, die dem Patienten zugeordnet werden können. Diese Aufwendungen gliedern sich beispielsweise in Krankenhauskosten, Kosten für den Hausarzt, Medikamentenkosten usw. (Bödemann, 2010). 30 Unter indirekten Kosten wird der durch Krankheit, Invalidität oder vorzeitigen Tod entstehende Verlust an Wertschöpfungspotenzial verstanden. Dazu gehören beispielsweise Kosten aufgrund verminderter Produktivität durch Krankheitsausfälle und Produktivitätsausfall aufgrund von Mortalität. (Bödemann, 2010). 99

100 ein wesentliches Problem wird neben falschem Ernährungsverhalten auch die mangelnde körperliche Aktivität angeführt (House of Commons, 2004). Für das Referenzjahr 2004 bestätigte das Department of Health (2004) Kosten von 2,5 Mrd. Pfund, die durch Adipositas verursacht werden. Insgesamt belaufen sich die Gesundheitskosten, die durch körperliche Inaktivität in England entstehen, auf 8,2 Mrd. Pfund zuzüglich der Ausgaben für Adipositas. Für den kanadischen Bundesstaat Quebec errechneten Colman und Dodds (2000) Gesamtkosten von 1,5 Mrd. Dollar (1 % des BIP), die dem Bundesstaat durch Übergewicht entstehen. Viel alarmierender sind die Zahlen aus den USA. Die direkten Behandlungskosten von Adipositas wurden alleine für 1995 auf 70 Mrd. $ geschätzt (Colditz, 1999). Im Jahr 2008 haben sich die Behandlungskosten von Adipositas mehr als verdoppelt und liegen bei geschätzten 147 Mrd. $. Dabei betrugen die durchschnittlichen Behandlungskosten adipöser Personen $ oder 42 % mehr als die normalgewichtiger Personen (Finkelstein et al., 2009). Für die USA und Kanada zusammen belaufen sich die Schätzungen für die gesamten ökonomischen Kosten von Fettleibigkeit im Jahr 2009 auf 300 Mrd. $ (Behan & Cox, 2010). Die Zahlen der einzelnen Länder zeigen eindrucksvoll die ökonomischen Kosten, die unter anderem aus der aus körperlicher Inaktivität resultierenden Fettleibigkeit entstehen. Handlungsbedarf besteht vor allem bei Personen im erwerbsfähigen Alter, Frauen, sowie Personen aus sozial schwachen Schichten. Im Jahr 2003 wurde in Deutschland ein, speziell auf Sportaktivitäten ausgerichtetes, Gesundheitssurvey durchgeführt. Die Ergebnisse zeigen, dass im Hinblick auf Intensität und Häufigkeit der Sportausübung deutliche Unterschiede abhängig von Alter und Geschlecht bestehen. Abbildung 18 zeigt den Anteil der sportlich aktiven Männer und Frauen in Prozent der Gesamtbevölkerung an Prozent Männer Frauen Alter Abbildung 16: Anteil der Männer und Frauen, die wöchentlich zwei und mehr Stunden aktiv sind. (Gesundheitsberichterstattung des Bundes, 2003, S. 9) 100

101 Bei Männern sinkt die regelmäßige Sportteilnahme von 2 und mehr Stunden pro Woche mit zunehmendem Alter kontinuierlich. Der Anteil sinkt von ca. 52 % (Altersgruppe der 20 bis 29- jährigen) bis unter 30 % bei der Altersgruppe der 70 bis 79-jährigen. Bei Frauen liegt der Anteil der regelmäßig Sportaktiven deutlich darunter. Hier sinkt der Anteil von 40 % (20 bis 29-jährige) bis auf rund 22 % bei den 70 bis 79-jährigen. Außerdem zeigt sich ein Zusammenhang zwischen Schichtzugehörigkeit und sportlicher Aktivität. Während sich in den oberen sozialen Schichten knapp ein Drittel der Bevölkerung nicht sportlich betätigt, betrifft dies in den unteren sozialen Schichten fast die Hälfte. Ein hochsignifikanter Zusammenhang zeigt sich zwischen Sportteilnahme und gesundheitlicher Selbsteinschätzung. Dabei gaben 33 % der Männer und 28 % der Frauen, die mehr als 4 Stunden pro Woche aktiv sind, an, dass sie ihren Gesundheitszustand als sehr gut einschätzten. In der Gruppe der Nichtaktiven schätzten hingegen nur 16 % der Männer und rund 15 % der Frauen ihren Gesundheitszustand als sehr gut ein (Gesundheitsberichterstattung des Bundes, 2003). In anderen Ländern lassen sich bereits methodische Ansätze zur Gesamtquantifizierung sportbezogener Einsparungen im Gesundheitswesen finden. So quantifizieren Katzmarzyk et al. (2000) die direkten Kosten körperlicher Inaktivität in Kanada. Dabei haben sie die Kosten einiger chronischer Krankheiten (u.a. Diabetes, Herz-Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck) mit dem populationsabhängigen Risiko 31 gewichtet. Sie errechneten, dass 2,5 % der gesamten Gesundheitskosten, also 2,1 Mrd. $ auf körperliche Inaktivität zurückzuführen sind. Golditz (1999) arbeitet mit einem ähnlichen Ansatz (Gewichtung von Krankheitskosten mit dem populationsabhängigen Risikofaktor) für die USA. Nach seinen Berechnungen entstehen Kosten von 24,3 Mrd. $ bzw. 2,4 % der gesamten Gesundheitsausgaben aufgrund von körperlicher Inaktivität. 16 % der gesamten Gesundheitskosten der Schweiz werden laut Smala et al. (2001) auf körperliche Inaktivität zurückgeführt. Ihren Ergebnissen zufolge belaufen sich die Gesamtkosten 32 auf rund 2,4 Mrd. Schweizer Franken. Dieser hohe Anteil ist auf eine andere Abgrenzung zurückzuführen. In einer groß angelegten Studie untersuchten Weiss et al. (2000) die gesundheitsökonomischen Kosten und Nutzen sportlicher Aktivität in Österreich. Zur Berechnung des Einsparungspotentials durch sportliche Aktivität gewichteten sie den populationsabhängigen Risikowert mit den relevanten Erwerbsunfähigkeitspensionen und haben insgesamt ein Sparvolumen von 7,79 Mrd. österreichische Schilling (ATS 33 )(ca. 566 Mio. Euro) ermittelt. Um den Gesamtnutzen zu errechnen, wurden die durch Sportunfälle entstandenen Folgekosten von rund 4,15 Mrd. ATS (ca. 302 Mio. Euro) abgezogen. So ermittelten sie alleine durch sportliche Aktivität eine positive Kosten-Nutzen- Bilanz von rund 3,64 Mrd. ATS (ca. 265 Mio. Euro). Eine ähnliche Studie zum volkswirtschaftlichen Nutzen der Gesundheitseffekte durch körperliche Aktivität für die Schweiz geht von einer Verhinderung von 2,3 Mio. Erkrankungen und gut Todesfällen aus, was zu einer Reduzierung der direkten Behandlungskosten von 2,7 Mrd. Schweizer Franken im Jahr und eingesparten indirekten Kosten von 1,4 Mrd. Schweizer Franken führt. Auf der anderen Seite werden die direkten Behandlungskosten, welche durch eine zu geringe körperli- 31 Das populationsabhängige Risiko ist der Anteil an chronischen Erkrankungen, die theoretisch bei der regelmäßig sportlich aktiven Bevölkerung vermieden werden könnten (Katzmarzyk et al., 2000). 32 Die Gesamtkosten setzen sich aus den direkten Kosten (Behandlungen, Medikamente, etc.) und den indirekten Kosten zusammen, also jene die bspw. durch verlorene Arbeitstage zu volkswirtschaftlichen Produktivitätsverlusten führen (Smala et al., 2001). 33 ATS ist die offizielle Abkürzung für Österreichische Schilling. Der Schilling war von 1925 bis zur Einführung des Euro am 1. Januar 1999 die Währung und anschließend noch bis zum 28. Februar 2002 gesetzliches Zahlungsmittel der Republik Österreich. Wechselkurs: 1 = ATS 13,7603 ( 101

102 che Aktivität entstehen, auf 1,6 Mrd. Schweizer Franken geschätzt. Zu den direkten Behandlungskosten kommen noch die indirekten Kosten durch verloren gegangene Produktivität, die auf knapp 0,8 Mrd. Schweizer Franken geschätzt werden. Nicht erfasst werden kann dabei der durch Erkrankungen entstandene Verlust an Lebensqualität. Allerdings entstehen durch die knapp Sportverletzungen im Jahr direkte Behandlungskosten von 1,1 Mrd. Schweizer Franken (Martin et al., 2001). In England wurden die Kosten körperlicher Inaktivität anhand einer Studie von Strategy Unit (2002) berechnet. Die Ergebnisse der Untersuchung zeigen, dass körperliche Inaktivität jährliche Kosten in Höhe von 3 Mrd. Euro (1,9 Mrd. Pfund) verursacht. Die Gesamtkosten setzen sich wie folgt zusammen: 520 Mio. Euro direkte Gesundheitskosten, 1,26 Mrd. Euro aufgrund von krankheitsbedingten Arbeitsausfall und 1,25 Mrd. Euro wegen vorzeitigen Ablebens. Ein aktiver Lebensstil kann laut Strategy Unit (2002) sowohl das Risiko einer Herzgefäßerkrankung, als auch das Risiko einer Hüftfraktur um die Hälfte senken. Eine Million übergewichtige Menschen weniger, würde die Anzahl der Personen mit Herzgefäßerkrankungen um , die Anzahl der Personen mit Typ II Diabetes um und die Anzahl der Personen mit hohem Blutdruck um senken. Eine Erhöhung des Aktivitätsniveaus um 10 Prozent könnte Leben retten und 1,3 Mrd. Euro jährlich einsparen. In Kooperation mit der Ruhr-Universität Bochum erstellte der Versicherer ARAG erstmals eine Übersicht der in Deutschland durch Sportunfälle verursachten Kosten. Die Erfassung der Unfalldaten erfolgte dabei in den jeweiligen Landesverbänden mittels eines Fragebogens. Über einen Zeitraum von 14 Jahren konnten somit Daten zu über Sportunfällen gesammelt werden. Der Studie zufolge wurden 1,33 Mio. Sportverletzungen im Jahr 2000 registriert und damit beliefen sich die sportinduzierten Kosten insgesamt auf rund 1,65 Mrd. Euro. Tabelle 61: Zusammenfassung der Gesamtkosten für Sportverletzungen im Jahr 2000 (In Anlehnung an ARAG, 2001). Verletzungen Kosten Im verein Nicht organisiert Gesamt Dies entspricht einem Anteil von 0,8 % der Gesamtkosten im Gesundheitswesen Unfälle wurden im organisierten Sport ermittelt, im nicht organisierten (ARAG, 2001). Zu wesentlich höheren Zahlen kommen Preuß et al. (2012), welche auch in ihrer Studie ebenfalls die Kosten durch Sportverletzungen berechnet haben. Diese kosten waren dabei definiert als alle Kosten, die direkt durch das aktive Sporttreiben entstanden sind und bei denen ein Arzt konsultiert werden musste. Sie kamen zum Ergebnis, dass im Jahr 2010 insgesamt 13,7 % der Bevölkerung bzw. 26,6 % aller sportlich Aktiven eine oder mehrere Sportverletzungen erlitten, welche von einem Arzt behandelt werden musste. Mittels Durchschnittskostensätzen und geclustertem Sportartenprofil errechneten die Autoren Gesamtkosten für die Behandlung von Sportverletzungen in Höhe von 15,49 Mrd. Euro. Bezogen auf die gesamten Behandlungskosten in Deutschland, waren somit 6,1 % dem aktiven Sporttreiben zu zurechnen. Trotz dieser teilweise gesundheitsschädigenden Wirkung des Sports (Sportunfälle, Überlastungen, Doping, Extremsport), nehmen Personen mit unzureichender körperlicher Aktivität durchschnittlich mehr medizinische Leistungen in Anspruch als körperlich Aktive (Calmonte et al., 1998). So ermittelte Fox (2003), dass die durchschnittlichen Kosten der Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen bei körperlich Aktiven um 30 % geringer ausfallen. Sari (2009) bestätigt diese 102

103 Angaben und ermittelte des Weiteren, dass eine körperlich inaktive Person aus Kanada im Durchschnitt 38 % mehr Tage im Krankenhaus verbringt, 5,5 % mehr Hausarztbesuche, 13 % mehr Facharztbesuche und 12 % mehr Pflegebesuche benötigt als eine körperlich aktive Person. Geschlechtsspezifische Unterschiede konnten Haapanen-Niemi et al. (1999) herausfiltern. Finnische körperlich inaktive Frauen haben im Schnitt 23 %, körperlich inaktive Männer dagegen 36 % mehr Krankenhaustage zu verzeichnen als aktive Mitmenschen. Trotz aller mit der gesundheitsökonomischen Analyse und Bewertung von körperlicher Aktivität verbundenen Probleme, kommen gesundheitsökonomische Studien zu einem einstimmigen Ergebnis, nämlich dass ein Mehr an körperlicher Aktivität ein Weniger an Gesundheitsausgaben bewirkt Zusammenfassung Bei genauer Sichtung des Materials ist es unumstritten, dass von sportlicher Aktivität positive gesundheitliche Wirkungen zu erwarten sind. Nach dem aktuellen sportmedizinischen Forschungsstand gelten diese im Bereich der Herz-Kreislauferkrankungen als erwiesen, bei anderen nichtübertragbaren Krankheiten deuten Indizien drauf hin. Zudem gilt als bestätigt, dass ein sportlich aktives Leben zu einem gesteigerten Wohlbefinden führt. Die vergleichende Gegenüberstellung von internationalen Erkenntnissen zu den durch körperliche Aktivität ausgelösten Einsparungen und Kosten für das Gesundheitssystem sowie weitere volkswirtschaftliche Folgewirkungen zeigen, dass körperliche Aktivität nicht nur für das Individuum selbst positive Auswirkungen erzeugt, sondern auch einen positiven gesamtgesellschaftlichen Beitrag leistet. Je nach Untersuchungsmethode schätzen diese Studien, dass ca. 2,5-16 % der gesamten Gesundheitskosten auf körperliche Inaktivität zurückzuführen sind Forschungsdefizit Zu den Nutzeneffekten von sportlicher Aktivität für das Gesundheitssystem (Kosteneinsparungen) liegt leider bis heute keine deutschlandbezogene Studie vor. Nichtsdestotrotz wurde versucht isoliert mögliche Einsparungspotentiale einzelner gesellschaftsbedingter Krankheiten (z.b. Adipositas) zu ermitteln (vgl. Sander und Bergemann, 2003; Bödemann, 2010). In anderen Ländern hingegen wurden Einsparungspotentiale zwischen 2,4 % und 16 % der gesamten Gesundheitskosten bei einer durchgehend körperlich aktiven Bevölkerung berechnet (vgl. Golditz, 1999; Halbwachs et al., 2000; Martin et al., 2001; Smala et al., 2001). Bereits diese große Spannweite verdeutlicht die Schwierigkeit einer exakten Abgrenzung und Zuordnung. So werden in einigen Arbeiten nur direkte Kosten veranschlagt, während in andern Studien auch die indirekten Kosten mit einbezogen werden. In Deutschland sollte ebenfalls eine umfassende Quantifizierung der Gesundheitsleistung des Sports angestrebt werden. 103

104 4.2 Sozialgefüge / Integration Funktionszuschreibung Dem Sport werden mittels unzähliger Thesen soziale Werte zugesprochen. Nach dem zehnten Sportbericht der Bundesregierung (BMI, 2002) hat der Sport unter anderem folgende gesellschaftspolitische Bedeutungen: er leistet einen Beitrag zur Bildung von Sozialkapital, zur sozialen Integration sowie Engagement in der Gemeinschaft, zur Einübung von sozialem Verhalten, zur Anerkennung des Leistungsprinzips, zur Gesundheit, zur Lebenshilfe und Entwicklungsbewältigung. In Anlehnung an die Klassifikation der sozio-edukatorischen Werte von Langer (2006), soll hier der Effekt des Sports auf den Sozialwert untersucht werden. Dabei steht einerseits der gesellschaftliche Zusammenhalt und der Aufbau sozialer Beziehungen, andererseits die Integration verschiedener Bevölkerungsgruppen und schichten im Fokus. Es sind vor allem die freiwilligen Vereinigungen, insbesondere die Sportvereine, in denen solche Werte vermittelt werden. Nach Baur, Burrmann und Nagel (2003) fördern Sportvereine den gesellschaftlichen Zusammenhalt. So geht die Politik beispielsweise davon aus, dass der organisierte Sport vorwiegend von gemeinschaftsfördernder Eigeninitiative und Eigenverantwortlichkeit getragen wird und die integrierende Kraft des Sports herausragend sei. Der Vereinssport vermag es außerdem, unterschiedliche Gruppen und Schichten sozial zu integrieren und als gleichberechtigte Mitglieder anzuerkennen Tabellarische Übersicht der einbezogenen Studien Becker & Häring Soziale Integration durch Sport? 2012 Bonin Eine fiskalische Gesamtbilanz der Zuwanderung nach 2002 Deutschland Böhnisch & Funk Jugend im Abseits? Zur Lebenslage Jugendlicher im 1989 ländlichen Raum Breuer Sportentwicklungsbericht 2007/2008: Analyse zur 2009 Situation der Sportvereine in Deutschland Breuer Sportentwicklungsbericht 2009/2010: Analyse zur 2011 Situation der Sportvereine in Deutschland Büchel & Frick Immigrant s economic performance across Europe does immigration policy matter? Dietrich et al. Kommerzielle Sportanbieter eine empirische Stu die zu Nachfrage, Angebot und Beschäftigungschan- cen im privaten Sportmarkt DOSB Bestandserhebungen 2012 DOSB Bericht des Präsidiums 2012 Fialovà Social structure and its influence on sports for wom en in the Czech Republic Fischer Jugend und Politik 2000 Fritschi & Jann Gesellschaftliche Kosten unzureichender Integration von Zuwanderinnen und Zuwandern in Deutschland

105 Welche gesellschaftlichen Kosten entstehen, wenn Integration nicht gelingt? Frogner Die Bedeutung des Sports für die Eingliederung aus ländischer Mitbürger: Ergebnisse einer empirischen Untersuchung Glover et al. Migration: an economic and social analysis 2001 Heinemann Einführung in die Soziologie des Sports 1990 Heinemann & Schubert Der Sportverein: Ergebnisse einer repräsentativen 1994 Untersuchung Herzog et al. Sport als Medium der sozialen Integration schweize rischer und ausländischer Jugendlichen Klein Annäherung und Distanzierung? Zur Qualität inte rethnischer Beziehungen im Sport Kleindienst- Cachay & Fußballspielen und jugendliche Entwicklung türkisch Kuzmi muslimischer Mädchen Kleine & Fritsch Wie gesellig ist die Geselligkeit im Sport? Zu den 1990 Folgen und Grenzen sportiver Geselligkeit aus der Sicht Sportaktiver Köthe Innerdörfliche Integration: Zur Bedeutung von Ehe 1995 und Vereinsleben auf dem Lande Kothy Deutsche und Ausländer zwischen Nähe und Distanz 1999 zur Integrationsfunktion des Sports Langer Öffentliche Förderung des Sports. Eine ordnungspo litische Analyse MAIS Nordrhein- Westfalen Teilergebnisse zum Ehrenamt: Teilergebnisse der 1999 Studie Arbeitszeiten 99 Mrazek Freizeit, Gesundheit und Sport 1988 Mrazek & Rittner Forschungsbericht Fitness- Studios 1989 Mücke Der moderne Sportverein: Eine systemtheoretische 1986 Fallstudie Opaschowski Die Zukunft des Sports: Zwischen Inszenierung und 1996 Vermarktung Rittner Sport und Freizeit 1986 Rittner & Breuer Rittner & Breuer Soziale Bedeutung und Gemeinwohlorientierung des Sports Gemeinwohlorientierung und soziale Bedeutung des Sports Rummelt Sport als Mittel der sozialen Integration 1995 Sack Soziale Funktionen des Sportvereins im Jugendalter: Abschlussbericht des gleichnamigen wissenschaftli- chen Projektes der Deutschen Sportjugend Schöb Verminderung gesellschaftlichen Zusammenhalts oder stabile Integration? Empirische Analysen zur sozialen und politischen Beteiligung in Deutschland

106 Schöttler Schulz Sebaldt Sinn Sliep Snape & Binks Swoboda Wadsack Walseth Sportanbieter für Ältere: Bestandsaufnahme und Perspektiven Auswertung der Befragung des Deutschen Kulturra- tes Stand und Perspektiven ehrenamtlicher Arbeit im Kulturbereich Organisierter Pluralismus: Kräftefeld, Selbstver- ständnis und politische Arbeit deutscher Interessen- gruppen EU- Erweiterung und Arbeitskräftemigration Wege zu einer schrittweisen Annäherung der Arbeitsmärk- te VI Quantitative Befragung Übungsleiterinnen, ein Führungskräftepotential? Re- thinking sport: physical activity and healthy living in British South Asian Muslim communities. Jugend und Freizeit: Orientierungshilfen für Jugend- politik und Jugendarbeit Attraktives Ehrenamt: Motivation ehrenamtlicher Mitarbeiter in Sportvereinen Bridging and bonding social capital in sport experi- ences of young woman with an immigrant back- ground Forschungsstand Sozialintegration Grundsätzlich können zwei Integrationsdimensionen unterschieden werden. Die Sozialintegration bezeichnet die Bindung der Mitglieder an eine Organisation. Die Systemintegration beschreibt die Übertragung von Verhaltensmustern aus dem Verein auf andere gesellschaftliche Handlungsfelder (Baur, Burrmann & Nagel, 2003). Aktuellen Forschungsergebnissen von Becker und Häring (2012) zufolge, sind Sport treibende Menschen sozial integrierter, d.h. sie besitzen einen größeren Freundes- und Bekanntenkreis, sie nehmen regelmäßiger an Treffen in diesem Freundes- und Bekanntenkreis teil, und sie kommen in mehr sozialen Kontexten mit anderen Menschen in Kontakt. Dieser Zusammenhang wird auf das theoretische Konstrukt der Gelegenheitsstrukturen zurückgeführt, in diesem Sinne kann Sport einen ersten Zugang zu Kontaktgelegenheiten ermöglichen, aus diesem dann die individuelle Chance der Interaktion mit anderen entsteht (Becker & Häring). Über die individuelle Sportaktivität hinaus trägt eine Sportvereinsmitgliedschaft nochmals zu einem größeren Freundes- und Bekanntenkreis und einer höheren Anzahl an sozialen Kontexten bei. Die große Mehrheit der Sportvereinsmitglieder bewertet die lokale Integrationsleistung ihres Vereins als sehr hoch. Die Einschätzungen variieren jedoch deutlich bei einer Differenzierung nach kommunalem Kontext, Vereinsgröße oder Involvement der Mitglieder (Baur & Braun, 2003). Systemintegrative Leistungen von Sportvereinen in Form einer Anregung sozialen und politischen Engagements und einer Übertragung desselben auf andere Handlungsfelder sind jedoch bislang nicht nachgewiesen (Baur, Burrmann & Nagel, 2003). 106

107 Um die sozialintegrative Leistung von Sportvereinen zu messen, haben Baur und Braun (2003) folgende Faktoren untersucht: (1) Bindung der Mitglieder an den Verein und Bewusstsein der Vereinszugehörigkeit, (2) Beteiligung der Mitglieder an der Vereinspolitik, (3) freiwilliges Engagement und aktive Gestaltung des Vereinslebens durch die Mitglieder. Laut Baur, Burrmann & Nagel (2003) erbringen Sportvereine sozialintegrative Leistungen, da sie Mitglieder untereinander und an den Verein binden. Ein vermeintlicher Wandel von solidargemeinschaftlichen Sportvereinen hin zu dienstleistungsorientierten Vereinen wird kontrovers diskutiert. Die Ergebnisse der Studie von Baur und Braun (2003) zeigt, dass die solidargemeinschaftlichen Merkmale der Sportvereine zumindest aus Sicht der Mitglieder eine entscheidende Rolle spielen. Baur, Burrmann und Nagel (2003) unterscheiden in diesem Zusammenhang zweckorientierte und wertorientierte Mitgliedschaftsbeziehungen. Erstere bezeichnet den Eintritt in einen Sportverein auf Grund der Übereinstimmung von Vereinszielen und eigenen Interessen. Letztere beschreibt eine Mitgliedschaft auf Basis der Überzeugung, dass es Sinn macht sich für die Werte, die der Sport vermittelt, einzusetzen. Auf Grundlage der beiden Mitgliedschaftsbeziehungen können soziale Bindungen sowohl zwischen den Mitgliedern als auch zwischen Mitglied und Sportverein entstehen, aus denen sich soziale Nähe, persönliche Beziehungen und Bindungen, gegenseitiges Vertrauen, ein Gefühl und Bewusstsein von Zugehörigkeit und Zusammengehörigkeit entwickeln. Diese sozialen Bindungen bilden die Grundlage für solidarisches Handeln (Baur, Burrmann & Nagel, 2003). In solidargemeinschaftlich geprägten Vereinen ist aus diesem Grunde die Bereitschaft zu freiwilligem Engagement sehr hoch (Baur & Braun, 2000). Die soziale Integration ist damit ebenfalls hoch. Allerdings führt das ausgeprägte Gemeinschaftsgefühl zu einer sozialen Geschlossenheit nach außen. Strob (1999) spricht in diesem Zusammenhang von Gruppenegoismus. Lenk (1972) gibt jedoch zu bedenken, dass die Bindungen der Mitglieder an den Sportverein zunehmend instrumenteller Art sind und die Identifikation nachlässt. Der Verein wird seiner Meinung nach immer mehr als Zweckorganisation verstanden und die Bindungen damit immer distanzierter und sachbezogener (Cachay, 1988). Eine Entwicklung hin zu einem dienstleistungsorientierten Verein bringt auch eine wachsende Heterogenität der Mitgliederinteressen mit sich. Die soziale Integration im dienstleistungsorientierten Sportverein dürfte daher eher schwach ausgeprägt sein. Gleichzeitig wird aber eine hohe soziale Offenheit vorherrschen (Baur, Burrmann & Nagel, 2003). Zur Ermittlung der Variationsbreite von Mitgliedschaftsbeziehungen untersuchten Baur, Burrmann und Nagel (2003) Bindungsstärke und Mitgliedschaftsdauer. Die Mitgliedschaftsdauer wurde dabei als altersabhängiges Merkmal in absolute und altersrelative Mitgliedschaftsdauer unterschieden. Tabelle 62: Persönliche Bindungen an den Sportverein und wahrgenommene Mitgliederbindung (mit 1 = trifft überhaupt nicht zu bis 4 = trifft ganz genau zu)(baur, Burrmann & Nagel, 2003, S. 171). Skala Persönliche Bindung an den Sportverein M SD 1. In meinem Verein fühle ich mich ausgesprochen wohl. 3,45 0,67 2. Vereinsgeselligkeit ist überhaupt nichts für mich. 3,38 0,83 3. Ich kenne viele Leute aus meinem Verein relativ gut. 3,05 0,88 4. Mit einigen anderen Leuten aus dem Verein treffe ich mich auch oft privat. 2,81 1,05 Skala Wahrgenommene Mitgliederbindung M SD 1. In meinem Sportverein ist das Zusammengehörigkeitsgefühl unter den Mitgliedern stark ausgeprägt. 2,89 0,79 2. In meinem Sportverein ist die Vereinstreue stark ausgeprägt. 3,09 0,77 107

108 Die persönliche Bindung der Mitglieder an ihren Sportverein ist sehr stark ausgeprägt. So bezeichnen knapp drei Viertel (71%) der Mitglieder ihre eigene Bindung an den Sportverein als stark, nur 8% als schwach. Die Wahrnehmung der generellen Mitgliederbindungen im Verein fällt etwas skeptischer, aber immer noch ausgesprochen hoch aus. Differenziert man die Mitglieder nach sozialstrukturellen Merkmalen, so fällt auf, dass vereinsorganisierte Männer tendenziell stärkere persönliche Vereinsbindungen angeben als Frauen. Die Wahrnehmung der Mitgliederbindungen im Sportverein insgesamt variiert jedoch nicht geschlechtertypisch. Bezüglich des Alters sind die Bindungen bei der jüngsten und ältesten Mitgliedergruppe besonders stark ausgeprägt. Dies ist vor allem aufgrund der häufigen Meinung interessant, dass jugendliche Mitglieder eher zu schwachen Mitgliedschaftsbeziehungen tendieren. Diese Argumente können durch die Ergebnisse nicht aufrechterhalten werden. Es konnte außerdem herausgestellt werden, dass die persönliche Bindung an den Verein mit der Mitgliedschaftsdauer zunimmt (Baur, Burrmann & Nagel, 2003). Tabelle 63: Persönliche Bindung an den Sportverein (Baur, Burrmann & Nagel, 2003, S. 175). Schwach Mittel Stark M SD Gesamt 7,5 21,2 71,4 3,18 0,63 Geschlecht Männer 6,4 19,9 73,7 3,24 0,61 Frauen 9,5 23,4 67,2 3,07 0,65 Alter Jahre 4,9 16,1 79,0 3,31 0, Jahre 8,7 19,9 71,4 3,16 0, Jahre 10,0 24,0 66,0 3,09 0, Jahre 4,9 20,4 74,6 3,23 0,58 Mitgliedschaftsdauer - 1 Jahr 17,5 37,1 45,4 2,79 0, Jahre 12,8 24,0 63,2 3,00 0, Jahre 8,3 27,2 64,5 3,11 0,63 > 10 Jahre 3,9 16,3 79,9 3,31 0,56 Schulabschluss Niedrig 5,7 16,8 77,6 3,26 0,59 Mittel 7,2 18,4 74,4 3,21 0,63 Hoch 9,4 27,8 62,8 3,05 0,64 Sozioökonomischer Status (ab 20 Jahre) Niedrig 5,4 13,1 81,5 3,32 0,56 Mittel 7,7 19,4 72,9 3,21 0,65 Hoch 10,2 23,6 66,2 3,08 0,65 Sehr hoch 9,4 23,6 66,9 3,07 0,64 Es fällt auf, dass die Mitgliedergruppe mit niedrigem Schulabschluss die stärkste Bindung zum Verein aufweist. Sportvereine sind also in der Lage, eine hohe Bindungskraft auch für Bevölkerungsgruppen mit niedrigem oder mittlerem Bildungsabschluss zu entwickeln. Es ist jedoch anzumerken, dass die Bindung insgesamt über alle Bildungsgruppen hinweg hoch ist und die Mehrheit der Mitglieder über eine starke Bindung zum Verein verfügt. Eine Betrachtung der absoluten Mitgliedschaftsdauer zeigt, dass die Mehrheit der Sportvereinsmitglieder eine lange Mitgliedschaft anstrebt. Hierbei weisen Männer im Vergleich zu Frauen eine 108

109 signifikant längere Mitgliedschaftsdauer auf. Sie sind im Mittel seit 16 Jahren, was 40 % ihrer Lebenszeit entspricht, Mitglied in ihrem Sportverein. Die Frauen sind seit 12 Jahren, also einem Drittel ihres Lebensalters, Mitglied. Die absolute Mitgliedschaftsdauer ist im Verhältnis zum Alter zu betrachten. So beträgt die durchschnittliche Mitgliedschaftsdauer der Jugendlichen 7 Jahre. Dies entspricht 43 % ihres Lebensalters. Tabelle 64: Absolute Mitgliedschaftsdauer (Baur, Burrmann & Nagel, 2003, S. 179) > 20 M SD Jahre Jahre Jahre Jahre Jahre Gesamt 27,1 21,8 13,6 10,6 26,8 14,58 11,70 Geschlecht Männer 23,2 20,8 14,4 11,0 30,6 15,99 12,17 Frauen 33,7 23,6 12,3 10,1 20,3 12,26 10,59 Alter Jahre 40,3 39,4 19,0 1,4-7,10 3, Jahre 36,4 23,9 17,5 15,2 7,1 9,72 6, Jahre 29,0 21,6 11,6 10,8 27,0 13,61 10, Jahre 13,8 14,4 12,7 10,7 48,4 21,72 13,68 Schulabschluss Niedrig 19,1 20,4 14,1 10,0 36,4 18,02 13,06 Mittel 26,5 19,6 14,8 12,2 26,9 14,75 11,48 Hoch 30,9 22,4 12,9 11,5 22,3 12,81 10,36 Sozioökonomischer Status (ab 20 Jahre) Niedrig 20,0 24,1 13,5 11,8 30,6 15,76 11,24 Mittel 31,0 22,8 12,0 9,5 24,7 13,13 10,36 Hoch 26,4 17,9 15,5 12,9 27,3 14,71 10,80 Sehr hoch 24,0 17,1 12,4 8,5 38,0 16,30 11,54 Die potentielle Mitgliedschaftsdauer hängt jedoch vom Lebensalter ab. Es macht daher Sinn, die relative Mitgliedschaftsdauer zu betrachten. Erwartungsgemäß steigen die Mittelwerte für die absolute Mitgliedschaftsdauer mit dem Alter an. Zusammenfassend stellen Baur, Burrmann und Nagel (2003) fest, dass sich weitaus mehr Merkmale eines solidargemeinschaftlichen Sportvereins finden lassen. Außerdem wurde herausgefunden, dass mit der Mitgliedschaftsdauer auch die Bereitschaft zu ehrenamtlicher Arbeit im Verein zunimmt. Betrachtet man die Integrationskraft spezieller Bevölkerungsgruppen, so fällt auf, dass die Integration von Jugendlichen, Männern und Mittelschichtangehörigen traditionell erfolgreicher ist als die von Frauen, Angehörigen unterer sozialer Schichten, Migranten, Senioren und Behinderten (Swoboda, 1987). Dennoch ist der Sport schon lange kein reiner Männerbereich mehr und kann auch bei den eben genannten Bevölkerungsgruppen Integrationserfolge vorweisen. So hat die Integrationskraft des organisierten Sports bezüglich Mädchen und Frauen deutlich an Bedeutung gewonnen betrug das Verhältnis von Männern zu Frauen noch 8:1, 1986 nur noch 2:1 (Mrazek, 1988). Laut aktuellen Zahlen des DOSB (2012a) sind knapp 40 % aller organisierten Sportler in Deutschland Frauen. Diese Ergebnisse werden von einer tschechischen Arbeit (Fialovà, 2002) bestätigt. Dabei wurden die soziale Struktur und deren Einfluss auf die Partizipation von Frauen am organisierten Sport untersucht. Die Untersuchung zeigt, dass im Vergleich zu Männern Frauen in allen Altersstu- 109

110 fen weniger in Sportvereinen aktiv sind. Am größten fällt diese Diskrepanz in der Altersgruppe Jahren auf. Fialovà (2002) führt dies auf eine verstärkte familiäre Einbindung von Frauen zurück. Außerdem bevorzugen Frauen im Vergleich zu Männern nicht-wettkampfgebundene und nicht-organisierte Sportarten. Der Gleichstellungsbericht des DOSB (2012b) gibt einen Einblick in die Integration von Frauen in die Führungsgremien des organisierten Sports in Deutschland. Demnach beträgt der Frauenanteil im gewählten Präsidium des DOSB und im Präsidialausschuss Breitensport/Sportentwicklung 50 %. Der Frauenanteil aller stimmberechtigten Mitglieder liegt aktuell bei 40 %. Seit 2006 hat sich der Frauenanteil im Präsidialausschuss Leistungssport von gut 11 % auf 20 % fast verdoppelt. In den Mitgliederorganisationen des DOSB liegen die Quoten weiblicher Führungskräfte deutlich tiefer. In den Präsidien der Landessportbünde insgesamt bei 17,7 %, in den Präsidien der Spitzenverbände bei 15,2 % und in den Verbände mit besonderen Aufgaben bei 18,8 %. Ebenfalls mit der Thematik der Unterrepräsentation von Frauen im organisierten Sport in Deutschland befasste sich Sliep (2004). Dabei untersuchte er ein mögliches Führungskräftepotential bei ehrenamtlichen Übungsleiterinnen des Deutschen Turner-Bundes. Interessanterweise zeigte sich, dass bei Frauen hinsichtlich der Übernahme einer leitenden Position das Motiv Selbstentfaltung vor dem Anschlussmotiv rangiert, während die Motive Leistung und Macht keine wichtige Rolle zu spielen scheinen. Nur wenn die Übungsleiterinnen in der Lage sind, ihre ehrenamtliche Führungstätigkeit in ihren Alltag zu integrieren, werden sie sich längerfristig im Vereinsvorstand engagieren. Dass der Sportverein eine hohe soziale Bedeutung vor allem für Kinder und Jugendliche hat, bestätigen die Befunde von Schröder (1991). Er befragte Jugendliche danach, was sie im Sportverein am liebsten tun. Diese Frage wurde vorrangig zugunsten der vermittelten sozialen Beziehungen und erst an zweiter Stelle mit den sportlichen Interessen beantwortet. In diesem Zusammenhang sind 86 % der jugendlichen Sportvereinsmitglieder gut bis sehr gut in den Verein integriert (Sack, 1984). Gerade im Hinblick auf jugendliche Sportvereinsmitglieder zeigt sich, dass der Sportverein als zentrales Verbindungsmerkmal des Freundeskreises fungiert. So gehören aktuelle und ehemalige Sportvereinsmitglieder häufiger einer informellen Gleichaltrigengruppe an als Nie-Mitglieder (Brinkhoff, 1998). Weitere Studien bestätigen diese Ergebnisse und deuten auf eine gewachsene Integrationskraft des Sportvereins gegenüber Jugendlichen hin. So zeigt die Shell-Studie, dass der Anteil an Sportvereinsmitgliedern im Alter zwischen 15 und 24 Jahren von 33,2 % im Jahre 1996 auf 35,1 % im Jahre 1999 gestiegen ist. Die Zahl der Jugendlichen, die gleichzeitig als Funktionär tätig waren stieg im selben Zeitraum von 13,4 % auf 16,3 % (Fischer, 2000). Andere Studien zeigen jedoch eine gegenteilige Entwicklung auf. So hat nach Opaschowski (1996) die Integrationskraft im Hinblick auf Jugendliche zwischen 1990 und 1996 nachgelassen. Gleiches zeigen Mitgliedsstatistiken des DSB (2000). Die Seniorensportstudie von Baur et al. (1996) analysierte die soziale Bedeutung von Sportvereinen für Senioren. Es wurde herausgefunden, dass Gruppengeselligkeiten eine besondere Rolle spielen und für viele Ältere die Sportgruppe als Ort dient, an dem Alltagsprobleme thematisiert werden können. Damit kommt den Sportvereinen eine besondere Bedeutung im Kampf gegen die Isolation von Älteren zu. Baur et al. (1996) fanden außerdem heraus, dass Seniorensportgruppen sehr stabile soziale Gebilde sind. Dies zeigt sich vor allem im geringen Fluktuationsgrad, dem hohen Grad an Übereinstimmung der Interessenlagen und den harmonischen Beziehungen der Teilnehmer untereinander. Bezüglich der Sportvereinsmitgliedschaft von Senioren sind deutlich Differenzen zwischen Westund Ostdeutschland zu verzeichnen. So sind über 20 % aller über 55-Jährigen in Westdeutschland 110

111 Mitglied in einem Sportverein. Für Ostdeutschland beträgt dieser Anteil lediglich 5 % (Schöb, 1999). Tabelle 65: Mitgliedschaft in Vereinen nach soziodemographischen Merkmalen in Prozent (Schöb, 1999, S. 9). Kirchlicher Verein Musik- /Gesangverein Sportverein West Ost West Ost West Ost Insgesamt 9% 3% 7% 2% 28% 12% Männer 7% 2% 8% 2% 35% 15% Frauen 10% 3% 5% 2% 22% 9% Jahre 6% 3% 6% 3% 35% 19% Jahre 8% 2% 6% 2% 31% 14% 55 Jahre und älter 12% 3% 8% 1% 20% 5% Ohne Abschluss/ Haupt- 8% 2% 7% 2% 23% 5% schulabschluss Mittlere Reife 7% 4% 7% 1% 33% 16% Fachhochschulreife 12% 1% 6% 2% 34% 16% Feige (1982) zeigt, dass die Integration von Generationen in Sportvereinen besser gelingt als in anderen freiwilligen Vereinigungen. Auslöser hierfür sind unter anderem die Bemühungen des DSB und zahlreicher Fachverbände im Bereich des Seniorensports. So wurde beispielsweise 1982 die ÜL-Sonderausbildung Seniorensport eingeführt (Schöttler, 1991). Kleine & Fritsch (1990) zeigen auf, dass gesellige Situationen im Sport vor allem mit positiven Effekten im Bereich Physis und Psyche sowie dem Freundes- und Bekanntenkreis verknüpft sind. Der Sportverein stellt damit, gerade in der Zeit der Globalisierung, eine wichtige Integrationsinstanz dar. Baur und Braun (2003) konnten ermitteln, dass Mitglieder in freiwilligen Vereinigungen aufgeschlossener gegenüber öffentlichen Angelegenheiten sind als Bevölkerungsmitglieder, die keinem Verein angehören. Des Weiteren wurde herausgestellt, dass Funktionsträger in Vereinen im Vergleich zu nicht engagierten Mitgliedern weniger individualistisch, politisch indifferent und fremdenfeindlich eingestellt sind. Sie sind außerdem geselliger, hilfsbereiter und weniger misstrauisch. Integration von Migranten Dem Sportentwicklungsbericht zufolge leisten die Sportvereine in Deutschland einen wichtigen Beitrag zur Integration von Migranten (Breuer 2011). Insgesamt haben 2,6 Mio. Sportvereinsmitglieder einen Migrationshintergrund, was ca. 9,3 % aller Mitglieder ausmacht. In knapp 30% der Vereine bekleiden Personen mit Migrationshintergrund ehrenamtliche Funktionen. Aus Tabelle 71 wird deutlich, dass die Entwicklung in den letzten Jahren stetig positiv ist. Tabelle 66: Sportvereine, die Ehrenamtliche mit Migrationshintergrund haben und deren Entwicklung (Breuer, 2011, S.26) Ehrenamtliche mit Migrationshintergrund Anteil an Vereinen % Vereine gesamt Index (2007 = 0) Vorstandsebene 18, ,7*** 111

112 Ausführungsebene 21, ,5*** Männlich 25, n.e. Weiblich 15, n.e. Gesamt 29, ,2*** Die Vereine ergreifen mehr und mehr Maßnahmen, um den Anteil an Ehrenamtlichen mit Migrationshintergrund weiter zu erhöhen (Breuer, 2009). Tabelle 67: Maßnahmen zur Integration von Personen mit Migrationshintergrund in den Sportvereinen(Breuer, 2009, S. 10). Integrationsmaßnahme Anteil an Sportvereinen, die Maßnahmen ergriffen haben (in %) Anteil an allen Sportvereinen (in %) Beurteilung der Maßnahme (Mittelwert) Spezielle Aktionen 59,7 5,0 2,26 Spezielle Trainingsangebote 30,2 2,5 2,22 Förderung/Unterstützung 29,7 2,5 2,04 Ausbildung/Einstellung von Mit- arbeitern mit MH 12,3 1, 1,82 Gezielte Ansprache 9,1 0,8 2,35 Kooperation mit Verschiedenen öffentlichen 7,1 0,6 1,75 Institutionen Aufbau sozialer Kontakte 3,9 0,3 2,39 Kampagnen (Anti- Rassismus, 3,7 0,3 1,97 Gewaltprävention) Verein ist von/für Personen mit MH 1,5 0,1 1,56 Sonstige 17,9 1,5 2,11 Kothy (1999) ermittelte einen Organisationsgrad von Migranten in Sportvereinen von 5-10 %. Der Grad der gesamten Wohnbevölkerung liegt hingegen bei etwa 30 %. Diese Integrationsdiskrepanzen liegen bereits im Kinder- und Jugendalter vor. So analysierte Swoboda (1987), dass 31 % der deutschen im Alter zwischen 12 und 25 Jahren Mitglied im Sportverein sind. Für ausländische Jugendliche beträgt dieser Anteil nur 17,1 %. Diese Abweichung zeigt sich vor allem im sehr geringen Organisationsgrad von weiblichen ausländischen Jugendlichen. Walseth (2008) beschäftigte sich ebenfalls mit dem Beitrag, den Sportvereine zur Integration von Migranten in unserer Gesellschaft leisten können. Dabei betrachtete er das soziale Kapital im Sinne von sozialen Netzwerken, das sich Migranten durch die Mitgliedschaft in einem Sportverein erschließen können. In seiner qualitativen Studie, bei der 15 norwegische Migrantinnen befragt wurden, stellte er fest, dass sportliche Partizipation zu einer Erhöhung des Sozialkapitals und der sozialen Netzwerke führt. In einer weiteren Studie unter jungen Schweizern, fanden Herzog et al. (2009) heraus, dass eine positive Korrelation zwischen der Gruppe der sportlich aktiven Zuwanderer und ihrem subjektiv empfundenen allgemeinen Integrationsniveau vorliegt. Rummelt (1995) untersuchte mit einem anonymen Fragebogen n = Zuwanderer und n = 450 einheimische Vereinsmitglie- 112

113 der aller Altersklassen in Nordrhein-Westfalen. Er stellte fest, dass Zuwanderer im Sportverein integrationsbereit sind und den Sport als Mittel zur sozialen Integration erkennen. Er kam auch zu dem Ergebnis, dass die Integrationsbereitschaft der deutschen Vereinsmitglieder höher ist, als die von der übrigen deutschen Bevölkerung. Im Rahmen einer Interviewstudie haben Kleindienst-Cachay und Kuzmik (2007) die Auswirkungen einer Mitgliedschaft auf die Entwicklung von türkisch-muslimischen Mädchen in einem deutschen Fußballverein untersucht. Die ermittelten Ergebnisse verdeutlichen, dass die befragten türkischmuslimischen Mädchen durch das Fußballspielen jene Bedürfnisse befriedigen, die sie in ihrem Alltag eher unterdrücken müssen, wie z.b. der Wunsch nach Erfolg oder die soziale Anerkennung. Hinsichtlich der pädagogischen Konsequenzen in Bezug auf die Sportart Fußball muss jedoch angeführt werden, dass die beschriebenen positiven Effekte sicherlich nicht alleine auf die strukturellen Bedingungen und die soziale Unterstützung im Sport zurückzuführen sind. Die Autoren ziehen aus ihrer Untersuchung jedoch den Schluss, dass der wettkampfmäßig betriebene Fußballsport in diesem Sinne durchaus günstige Sozialisations- und Integrationsbedingungen für motorisch begabte junge türkische Migrantinnen bietet. Des Weiteren haben sich die Autoren Snape und Binks (2008) mit der Partizipation südasiatischer Muslime an Gesundheitssportangeboten im englischen Blackburn auseinandergesetzt. Die Untersuchungen in einem Fitness- und Gesundheitszentrum ergaben, dass kulturelle Faktoren einen nachhaltigen Einfluss auf den geringen Partizipationsgrad südasiatischer Muslime an Fitness- und Gesundheitsangeboten haben. Darüber hinaus zeigt sich jedoch, dass die Aktivitäten, die nicht mit den Begriffen Sport und Freizeit beworben wurden, sondern mit dem Thema gesundes Leben, den Partizipationsgrad erhöhten. Draus schlussfolgerten Snape und Binks (2008), dass die Beachtung kultureller Unterschiede bei der Entwicklung und Kommunikation von Sport- und Gesundheitsaktivitäten den Partizipationsgrad ethnischer Minderheiten an derartigen Angeboten deutlich verbessern kann. Allerdings gibt es auch gegenläufige Tendenzen. So wird dem Sport zwar häufig eine hohe Integrationsleistung von ausländischen Mitbürgern zugesprochen, aufbauend auf dem Sprichwort: Der Sport spricht alle Sprachen (Kothy, 1999) und viele Autoren u.a. Frogner (1984) sind der Meinung, dass Sprachkompetenzen vor allem für die Eingliederung in einen Verein von sehr großer Bedeutung sind. Nichtsdestotrotz wurde festgestellt, dass sich viele Migranten in eigenorganisierten Sportvereinen zusammenschließen (z.b. Heckmann, 1992; Isoplan GmbH, 1995). Ob dies jedoch zur Integration beiträgt, ist fraglich. Klein (1999) und Bröskamp (1994) betrachten die Integrationsleistungen des Sports unter kritischen Gesichtspunkten. Klein (1999) merkt an, dass die zahlreichen Initiativen und Anstrengungen des organisierten Sports zur Integration der ausländischen Mitbürger darauf hinweisen, dass sich Integration nicht von alleine ergibt. Bröskamp (1994) gibt außerdem zu bedenken, dass kulturelle Unterschiede durch den Sport nicht nur abgebaut, sondern gegebenenfalls verstärkt oder sogar erst erzeugt werden können. Zudem muss bedacht werden, dass der Sport zwar einen Beitrag zur sozialen Integration leistet, aber andere kulturelle Aktivitäten ebenso über dieses Potential verfügen. Soziale Integration ist aus ökonomischer Sicht von besonderer Bedeutung, denn nach Borjas (1994) erzielen besser intergierte Menschen ein höheres Einkommen, zahlen höhere Sozialversicherungsbeiträge und nehmen weniger Sozialleistungen in Anspruch, als solche die weniger gut integriert sind. Um den Sozialwert des Sports ökonomisch greifbar zu machen, können verschiedene Studien herangezogen werden, die eine gelungene Integration ökonomisch bewerten. So untersuchten Büchel und Frick (2005) den Einfluss von Umverteilungsprozessen beim Einkommen 113

114 zwischen Haushalten mit Einheimischen und Zuwanderern 34. Die Autoren nutzten für ihre Studie die Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) aus Deutschland. So konnten die Autoren feststellen, dass Zuwanderer zwar über ein 17,8 % niedrigeres Einkommen verfügen, diese Einkommensunterschiede aber mit steigender Aufenthaltsdauer signifikant abnehmen. Einen anderen Ansatz wählten Sinn et al. (2001). Sie verglichen, ebenfalls mit Hilfe des SOEP, die Unterschiede der Mittelwerte von Steuern und Abgaben zwischen Einheimischen und Zuwanderern 35. Dabei fanden sie heraus, dass mit zunehmender Aufenthaltsdauer und einhergehender Integration der Wanderungsgewinn abnimmt. Ab einer Aufenthaltsdauer von mehr als 25 Jahren zahlt jeder Einwanderer DM pro Person und Jahr mehr, als er an Leistungen und öffentlichen Gütern durch den Staat in Anspruch nimmt. Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch Bonin (2002). Einwanderer entlasten die öffentlichen Haushalte aber nur, wenn künftige Zuwanderer die fiskalische Leistungsfähigkeit der heutigen Bevölkerung zügig erreichen. Die soziale Integration wurde in diesem Zusammenhang nicht weiter untersucht. Laut der Studie von Fritschi und Jann (2007), die wiederum auch die soziale Integration analysierten, belaufen sich die Kosten von unzureichender Integration auf ca. 11,8 15,6 Mrd. Euro jährlich. Sie unterschieden dabei, mit Hilfe des SOEP, zwischen integrierten und weniger integrierten Zuwanderern, wobei diese Klassifikation auf Basis eines Integrationsindizes, der Bildung, Sprachfähigkeiten in Wort und Schrift sowie Engagement in sozialen Organisationen einbezieht, ermittelt wurde. Mit Hilfe dieser Einteilung konnte eine Fiskalbilanz für integrierte und weniger integrierte Zuwanderer ermittelt werden. Glover et al. (2001) verglichen zudem die Fiskalbilanzen zwischen Zuwanderern und Einheimischen in Großbritannien. Die Ergebnisse belegen, dass die aggregierten Steuern und Sozialversicherungsbeiträge aller Zuwanderer 10 % über den Sozialleistungen, die sie in Anspruch nehmen, liegen. Die Studien zeigen, dass eine ökonomische Quantifizierung der Integrationsleistung möglich ist, wobei es sich als sehr schwierig erweist, diese separat auf den Sport umzuwälzen. Festzuhalten bleibt, dass der Sport einen beträchtlichen Beitrag zur sozialen Integration sowohl von einheimischen Bevölkerungsschichten als auch Einwanderern leistet Zusammenfassung Dem Sport kann eine soziale Funktion in der Sportversorgung zugesprochen werden, die im Bereich der Kindes- und Jugendintegration sowie in der Integration von Migranten eine besondere Bedeutung erhält (Breuer, 2011; Rittner & Breuer, 2004). Einerseits trägt der Sport zur sozialen Integration bei, indem Gemeinschaftsgefühl, soziales Engagement und solidarisches Handeln gefördert werden. Vor allem im Kinder- und Jugendalter besitzt der Sportverein eine herausragende Bedeutung. Andererseits leistet der organisierte Sport in Deutschland einen wichtigen Beitrag zu Integration von Migranten und anderen Minderheiten. Insgesamt haben 2,6 Mio. Sportvereinsmitglieder einen Migrationshintergrund, was ca. 9,3 % aller Mitglieder ausmacht. In knapp 30% der Vereine bekleiden Personen mit Migrationshintergrund ehrenamtliche Funktionen (Breuer, 2011). In einer inter- 34 Als Zuwanderer-Haushalt werden die Haushalte definiert, bei denen mindestens ein erwachsenes Mitglied im Ausland geboren wurde. 35 In dieser Studie werden Zuwanderer definiert als Gastarbeiter mit nicht-deutscher Nationalität, ebenso wie Personen, die seit ihrer Einwanderung die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten haben und deren Kinder. 114

115 nationalen Studie unter jungen Schweizern, fanden Herzog et al. (2009) heraus, dass eine positive Korrelation zwischen der Gruppe der sportlich aktiven Zuwanderer und ihrem subjektiv empfundenen allgemeinen Integrationsniveau vorliegt. Diese Ergebnisse sind von besonderer Bedeutung, da verschiedene Studien vermehrt auf den ökonomischen Wert von Integration hinweisen (u.a. Fritschi & Jann, 2011). Um die Integrationsleistung des Sports ökonomische zu bewerten, müsste zuerst die Integrationsleistung des Sports quantifiziert werden, um anschließend diese Leistung monetär bewerten zu können. Im institutionellen Vergleich mit kommerziellen Sportanbietern können dem vereinsgebundenen Sport deutlich höhere soziale Leistungen zugesprochen werden, denn durch niedrige Mitgliedsbeiträge ist es vor allem auch Kindern, Jugendlichen, Familien, Mitglieder unterer sozialer Schichten und finanziell schlechter gestellten Randgruppen möglich, im organisierten Rahmen Sport zu treiben (Heinemann, 1995) Forschungsdefizite Die Ausführungen zu den bisherigen Ansätzen zum Nachweis sowie zur Monetarisierung der Integrationseffekte des Sports zeigen deutlich, dass hier noch ein erhebliches Forschungsdefizit vorliegt. Auf Basis der bisherigen Erkenntnisse können keine verlässlichen monetären Größenordnungen zu diesen sozialen Effekten des Sports abgeschätzt werden. Ein weiteres Forschungsdefizit besteht im Zusammenhang mit systemintegrativen Leistungen von Sportvereinen. Thesen über die Vermittlung und Förderung von gesellschaftlicher Handlungsbereitschaft sind bislang nicht bewiesen (Baur, Burrmann & Nagel, 2003). 115

116 4.3 Bildungsleistungen Funktionszuschreibung Über eine Vielzahl von Kanälen kann der Sport einen positiven Effekt auf die Bildung der Bevölkerung aufweisen. An dieser Stelle sollen zwei dieser Kanäle näher betrachtet werden. Erstens soll der Beitrag des organisierten Sports in Deutschland an der Bildungsarbeit überblickt werden. Hierunter fallen Sozialleistungen wie Identitäts- und Persönlichkeitsentwicklung und das Erlernen demokratischer Grundwerte. Zu Ersterem zählt auch die Vermittlung von Leistungsbereitschaft. Nach Brettschneider (1990, S. 90) ist es als unstrittig anzusehen, dass Sport ein Feld darstellt, in dem Erfahrungen gemacht werden können, die für die Identitätskonstruktion der Jugendlichen bedeutsam sind. Unstrittig ist damit auch, dass vom organisierten Sport pädagogisch wertvolle Unterstützungsleistungen für die Entwicklung von Heranwachsenden ausgehen können. Zweitens sollen die Ergebnisse von quantitativen Untersuchungen präsentiert werden, die den Einfluss von sportlicher Aktivität auf die errungenen Bildungsleistungen, wie z.b. Schulabschlüsse, untersucht haben. Dabei wird einerseits angenommen, dass sportliche Aktivität die Produktivität steigert und, vor allem im Kinder- und Jugendalter, die verfügbare Zeit für negative Verhaltensweisen, wie bspw. Alkoholkonsum, verringert. Ein höheres Bildungsniveau ist von direkter ökonomischer Bedeutung, da es verschiedene Arbeitsmarktauskommen positiv beeinflusst (Card, 1999) Tabellarische Übersicht der einbezogenen Studien Anderson If you let me play: The effects of participation in high school athletics on students educational and labor- market success Almond & Verba The civic culture: Political attitudes and democracy in 1963 five nations Baur & Braun Freiwilliges Engagement und Partizipation in ostdeut schen Sportvereinen: Eine empirische Analyse zum Institutionentransfer Baur & Burrmann Engagierte oder desengagierte Sportvereinsjugend? 2003 Vereinspolitische Partizipation und freiwilliges Enga- gement von Jugendlichen in Sportvereinen Barron et al. The effects of high school athletic participation on 2000 education and labor market outcomes Breuer Sportverbände in Deutschland 2013 Breuer Sportentwicklungsbericht 2007/2008: Analyse zur 2009 Situation der Sportvereine in Deutschland Breuer Sportentwicklungsbericht 2009/2010: Analyse zur 2011 Situation der Sportvereine in Deutschland Breuer & Hallmann Die gesellschaftliche Relevanz des Spitzensports in Deutschland

117 Brettschneider & Jugendarbeit in Sportvereinen 2002 Kleine Cabane Do sporty people have access to higher job quality? 2010 Cornelißen & Pfeifer The impact of Participation in Sports on Educational 2010 Attainment: New Evidence from Germany DOSB Bildung und Qualifizierung 2011 Eide & Ronan Is participation in high school athletics an investment 2001 or a consumption good? Evidence from high school and beyond Hollmann, Strüder & Ta- Körperliche Aktivität fördert Hirngesundheit 2003 garakis und - leistungsfähigkeit Hollmann, Strüder, Mierau & Körperliche Aktivität als Gehirn- Modulator 2012 Tagarakis Horch Geld, Macht und Engagement in freiwilligen Vereini gungen: Grundlagen einer Wirtschaftssoziologie von Non- Profit- Organisationen Kurz & Sonneck Die Vereinsmitglieder Formen und Bedingungen der 1996 Bindung an den Sportverein Lipscombe Secondary school extracurricular involvement and 2007 academic achievement: a fixed effects approach Nagel Partizipation Jugendlicher im Sportverein: Pädagogi sche Überlegungen als Grundlage einer empirischen Untersuchung an 226 Vereinsjugendlichen Robst & Keil The relatioschip between athletic participation and 2000 academic performance: Evidence from NCAA Division III Sack Soziale Funktionen des Sportvereins im Jugendalter: 1984 Abschlussbericht des gleichnamigen wissenschaftli- chen Projekts der Deutschen Sportjugend Sack Was bedeuten die sozialen Funktionen des Sportver eins für Jugendliche Schlagenhauf Sportvereine in der Bundesrepublik Deutschland: 1977 Strukturelemente und Verhaltensdeterminanten im organisierten Freizeitbereich Schöb. Verminderung gesellschaftlichen Zusammenhalts oder 1999 stabile Integration? Empirische Analysen zur sozialen und politischen Beteiligung in Deutschland Singer Wie attraktiv ist der Vereinssport für die heutige Ju gend? Stevenson Beyond the classroom: Using title IX to measure the 2006 return to high school sports Timm Sportvereine in der Bundesrepublik Deutschland: Or- ganisations-, Angebots- und Finanzstruktur

118 4.3.3 Forschungsstand Edukatorischer Beitrag des organisierten Sports Der organisierte Sport ist einer der größten Bildungsträger Deutschlands. Die Sportverbände sind verantwortlich für Qualifizierungen und Lizenzen in 660 Ausbildungsgänge, Sportarten und Disziplinen. Zudem werden über die Deutsche Sportjugend und über drei Akademien, die Trainerakademie Köln, die Führungsakademie und die Deutsche Olympische Akademie Willi Daume, umfangreiche Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen angeboten (DOSB, 2013). Nach dem Bericht Bildung und Qualifizierung waren im Jahre 2011 knapp Personen im Besitz einer gültigen DOSB- Lizenz. Pro Jahr schließen fast Vereinsmitglieder eine DOSB-Ausbildung ab (DOSB, 2011). In den zentralen Ausbildungsgängen können Lizenzen als Trainer, Übungsleiter, Jugendleiter, Vereinsmanager und DOSB-Physiotherapeut erworben werden. Vorteil des organisierten Sports in Deutschland, gerade im Vergleich mit privatwirtschaftlichen Bildungsträgern, ist sein gemeinnütziger Charakter. Daraus folgen sozial verträgliche Teilnahmegebühren und ein flächendeckendes Angebot (DOSB, 2011). Laut der aktuellen Studie Sportverbände in Deutschland bieten 5 % dieser Institutionen die Möglichkeit einer Berufsausbildung an (Breuer, 2013b). Damit werden Deutschlandweit knapp 300 Ausbildungsplätze zur Verfügung gestellt. Eine Analyse der Einnahmestruktur der Verbände belegt das quantitative Ausmaß der Bildungsarbeit. 37,1 % aller Verbände boten im Haushaltsjahr 2011 kostenpflichtige Aus-, Fort- und Weiterbildungen an. Insgesamt konnten die Verbände aus diesem Angebot Einnahmen in Höhe von 22,5 Mio. Euro generieren. Durch den Verkauf von Lehr- und Weiterbildungsmaterialien konnten weitere 0,2 Mio. Euro erwirtschaftet werden. Eine differenzierte Analyse deutet darauf hin, dass vor allem die Landesfachverbände (33,8 % der Bildungseinnahmen), die Kreis- und Regionalfachverbände (26,7 %) und die Spitzenverbände (22,2 %) Einnahmen durch und Bildungsarbeit generieren. Weiterhin gibt der Sportentwicklungsbericht näheren Aufschluss über die Bildungsarbeit der Sportvereine in Deutschland (Breuer, 2011). Ca. 18 % aller Sportvereine verfügen über ein Bildungskonzept für Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen von haupt- und ehrenamtlichen Vereinsmitarbeitern. In über einem Drittel aller Sportvereine gibt es eine Person, welche für diese Bildungsarbeit explizit zuständig ist. Über die Hälfte aller Vereine übernehmen die vollen Kosten für derartige Weiterbildungsmaßnahmen. Der Anteil des finanziellen Aufwands, gemessen am durchschnittlichen Gesamtbudget eines Vereins, liegt bei 4,7 %. Bei gesamten jährlichen Ausgaben aller Sportvereine in Deutschland von ca. 3,4 Mrd. Euro, ergeben sich somit jährliche Bildungsausgaben von ca. 160 Mio. Euro. Damit leisten die Sportvereine einen erheblichen Bildungsaufwand. Neben dieser direkten Bildungsleistung der Sportvereine ist zu beachten, dass bundesweit ca. 27,3 % aller Vereine Kooperationen mit Schulen eingehen. Auf diese Weise engagieren sich Sportvereine zusätzlich in der gesellschaftlichen relevanten Jugendarbeit. Neben der eher direkten Bildungsaktivität des organisierten Sports, zeichnet dieser auch indirekt für soziale Funktionen wie Identitätsbildung, Persönlichkeitsentwicklung und Demokratieempfinden verantwortlich. Nach Rössler (1990) liegt die soziale Funktion des Sports vor allem darin, dass die Individuen mit ihrer Partizipation am Sport und ihrer Identifikation mit Sportidolen den komplexen Vorgängen in unserer Gesellschaft begegnen und diese Mechanismen verstehen. Nach Heinemann (1990) wirken 118

119 gerade die Sportvereine als Übungs- und Sozialisationsraum für neuartige Rollen, Beziehungen und Werte. Vor allem im Kindes- und Jugendalter ist die Möglichkeit, seine eigene Persönlichkeit zu entwickeln von besonderer Bedeutung, wozu vor allem der Sport durch seine unterschiedlichen Ausprägungsformen ein Angebot darstellt. Auch wenn der empirische Forschungsstand in diesem Bereich generell noch defizitär ist, so liegen zur Identitätsbildung sowie zum Selbstkonzept von jugendlichen Sportvereinsmitgliedern Erkenntnisse vor, die auf positive Auswirkungen des Sports schließen lassen. 36 Im Hinblick auf ein gesteigertes Selbstwertgefühl durch Sport konnte die Studie von Brettschneider und Kleine (2002) keine Wirkungsweise des Sports nachweisen. Außerdem weisen zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten 37 darauf hin, dass der Sport weitere positive Beiträge zur Sozialisation leistet. Laut BMI (2002) sind dies unter anderem die positiven Sozialisationseffekte des Sports, die Herausbildung von normen- und wertkonformen persönlichen Charaktermerkmalen (z.b. die Anerkennung des Leistungsprinzips) sowie die Anpassung und Einordnung in die Gemeinschaft. Nach Rittner und Breuer (2004) ist der empirische Nachweis der Sozialisationsfunktion des Sportvereins im Hinblick auf die Unterstützung der Entwicklung persönlicher Charaktermarkmale noch nicht ausreichend fundiert. Hinsichtlich der Erziehung zu sozialem Verhalten durch Sport sind die bisherigen Ergebnisse widersprüchlich (Gewaltprävention durch Sport, Drogenkonsum etc.). Unstrittig dagegen ist, dass Spitzensport das gesellschaftliche Leistungsprinzip zu vermitteln vermag. Nach Breuer und Hallmann (2013) sehen über 90 % der Bevölkerung in Deutschland eine Vorbildfunktion der deutschen Athleten und Athletinnen in puncto Leistungsbereitschaft und über 80 % in puncto Leitungsfähigkeit. Dieser Befund gilt weitgehend unabhängig von Geschlecht, Alter und Migrationshintergrund. Da eine ökonomische Quantifizierung der Sozialisationseffekte des Sports grundsätzlich als besonders schwierig einzustufen ist, soll hier auf eine vollständige Aufzählung der Beiträge verzichtet werden. Für einen besonders ausführlichen Überblick der Sozialisationseffekte des Sports empfiehlt sich die Arbeit von Rittner und Breuer (2004, S. 94 ff.). De Knop und Hoyng (1998) bestätigen dem Sport zudem einen demokratisierenden Effekt, da er es vermag, die Aufrechterhaltung der Machtverhältnisse zwischen verschiedenen Gruppen zu unterstützen. Schöb (1999) fand heraus, dass insgesamt das Politikinteresse von Sportvereinsmitgliedern geringer ausfällt, als das von Mitgliedern anderer freiwilliger Vereinigungen. Es liegt jedoch, zumindest im Westen, über dem der Gesamtbevölkerung. Des Weiteren stellt er Unterschiede zwischen Vereinsmitgliedern und -nichtmitgliedern heraus. Hierbei liegt das politische Interesse von Sportvereinsmitgliedern im Westen über dem der Nichtmitglieder. Im Osten zeigt sich jedoch ein umgekehrtes Verhältnis. 36 Für einen ausführlichen Überblick, siehe Rittner & Breuer (2004, S. 94ff). 37 Für einen ausführlichen Überblick, siehe Rittner & Breuer (2004, S. 94ff). 119

120 Tabelle 68: Mitgliedschaft und politisches Interesse 1 in Prozent (Schöb, 1999, S. 10). West Ost Mitglieder Nichtmitglieder Mitglieder Nichtmitglieder Gesamt Gewerkschaft Partei Bürgerinitiative Kirchlicher Verein Musik- /Gesangverein Sportverein Andere Freiwilligenorga- nisation sehr starkes bzw. starkes politisches Interesse Scharpf (1970) unterscheidet demokratiestabiliserende Input- und Output-Faktoren. Sportvereine fallen hierbei unter die Input-Perspektive, da sie Bürgern Artikulations- und Partizipationsmöglichkeiten bieten, die durch die konstitutiven Merkmale des Sportvereins gewährleistet werden. Diese fünf Strukturmerkmale sind: freiwillige Mitgliedschaft, Orientierung an Mitgliederinteressen, Unabhängigkeit von Dritten, ehrenamtliche Mitarbeit und demokratische Entscheidungsstrukturen (Heinemann & Horch, 1988). Bühler (1978) bezeichnet Sportvereine aus diesem Grund als lokale Interessenverbände und bürgernahe Selbstverwaltungskörperschaften. Die Möglichkeiten zur Partizipation sind allerdings nur dann von Bedeutung, wenn sie auch genutzt werden. Schlagenhauf (1977) fand jedoch heraus, dass diese Möglichkeiten nur sehr wenig wahrgenommen werden. Dies bestätigen auch die Ergebnisse von Horch (1992). Er fand heraus, dass Sportvereine im Vergleich zu anderen freiwilligen Organisationen eine leicht unterdurchschnittliche demokratische Struktur aufweisen. Gemessen wurde dies am Oligarchiegrad und der Partizipation bei Sach- und Personalentscheidungen. So nehmen nur etwa 33,5 % der Vereinsmitglieder an der Mitgliederversammlung teil. Insgesamt sind Demokratiefunktionen im Sportverein zwar durchaus vorhanden, fallen jedoch im interorganisationalen Vergleich recht gering aus. Die Nutzung von Artikulations- und Partizipationsmöglichkeiten durch Erwachsene wurde auch von Baur und Braun (2000) untersucht. Sie konnten zeigen, dass in Ostdeutschland 44,9 % der Sportvereinsmitglieder eine hohe und 44,7 % eine mittlere allgemeine vereinspolitische Partizipation bekunden. 57,3 % der Erwachsenen gaben an, dass sie nahezu immer die Mitgliederversammlungen ihres Vereins besuchen. Eine besonders wichtige Zielgruppe der dem Sport zugeschriebenen Demokratieeinübung stellen die Jugendlichen dar. Daher soll im Folgenden auf Artikulations- und Partizipationsmöglichkeiten der Jugendlichen im Sportverein eingegangen werden. Sack (1984) fand heraus, dass jugendliche Sportvereinsmitglieder teilweise ein signifikant höheres Interesse an Politik zeigen als Nichtmitglieder. Außerdem gehören jugendliche Vereinsmitglieder signifikant weniger häufig politisch-aggressiven Protest-Lebensstilgruppen an. Sie neigen vielmehr eher zu erwachsenenfreundlichen Orientierungen (Sack, 1985). Die meisten Vereine verfügen über einen Jugendwart, der gleichzeitig Vorstandsmitglied und damit im Gesamtvorstand stimmberechtigt ist. Trotzdem sind die Mitbestimmungsmöglichkeiten recht gering. So fanden Timm 120

121 (1979) und Singer (1988) heraus, dass in weniger als der Hälfte aller Vereine der Jugendwart durch die Jugendlichen selbst gewählt wird. Nur in etwa einem Drittel der Vereine haben die Jugendlichen ein Stimmrecht in der Hauptversammlung. Tabelle 69: Beteiligungsmöglichkeiten und Ämter (Mehrfachnennungen möglich) für Jugendliche 2007/2008 (Breuer, 2009, S. 37). Beteiligungsmöglichkeit/Amt Anteil an Vereinen (in %) Gesamt Jugendvertreter/in, Jugendwart/in, Jugendreferent/in mit Sitz im Gesamtvorstand 49, Wahl der Jugendvertretung durch die Jugendlichen 37, Wahl eines/r Jugendlichen als Jugendsprecher/in 28, Stimmrecht der Jugendlichen in der Hauptversammlung 35, Eigener Jugendvorstand bzw. eigener Jugendausschuss 20, Wahl der Jugendvertretung auf Abteilungsebene durch die Jugendlichen 13, keine dieser Ämter bzw. Beteiligungsmöglichkeiten 24, Im Gegensatz zu Timm (1979) und Singer (1988) konnte Breuer (2009) im Rahmen des Sportentwicklungsberichtes 2007/2008 herausfinden, dass die Beteiligungsmöglichkeiten für Jugendliche insgesamt recht hoch sind. In 91,4 % der befragten Vereine sind Jugendliche organisiert. In 49 % dieser Vereine gibt es die Ämter eines Jugendvertreters, Jugendwarts oder Jugendreferenten mit Sitz im Gesamtvorstand. Vergleicht man diese Zahlen mit denen des vorherigen Sportentwicklungsberichtes aus 2005/2006, ist erkennbar, dass die Beteiligungsmöglichkeiten der Jugendlichen zugenommen haben (Breuer 2007). Tabelle 70: Beteiligungsmöglichkeiten und Ämter (Mehrfachnennungen möglich) für Jugendliche 2005/2006 (Breuer, 2007, S. 320). Beteiligungsmöglichkeit/Amt Jugendvertreter/in, Jugendwart/in, Jugendreferent/in mit Sitz im Gesamtvorstand Wahl der Jugendvertretung durch die Jugendlichen Wahl eines/r Jugendlichen als Jugendsprecher/in Stimmrecht der Jugendlichen in der Hauptversammlung Eigener Jugendvorstand bzw. eigener Jugendausschuss Wahl der Jugendvertretung auf Abteilungsebene durch die Ju- gendlichen keine dieser Ämter bzw. Beteiligungsmöglichkeiten Anteil an Vereinen (in %) Nagel (1998) befragte 226 Jugendliche aus dem württembergischen Raum. 72,5 % der Befragten gaben an, dass in ihrem Verein stimmberechtigte Jugendliche im Vereinsausschuss vertreten sind. 59,3 % antworteten, dass Jugendliche bei der Jahreshauptversammlung stimmberechtigt sind und 71,4 %, dass es in ihrem Verein einen Jugendausschuss gibt. In 57,8 % der Fälle wird der Jugend- 121

122 leiter durch die Jugendlichen gewählt und in 39,5 % der Fälle können Jugendliche über die Geldverteilung im Jugendbereich mitentscheiden. Für diese Studie wurden jedoch nur Jugendliche befragt, die an einem Jugendleiterlehrgang teilnahmen. Hierbei ist davon auszugehen, dass in den jeweiligen Vereinen ein erhöhtes Maß an Partizipationsmöglichkeiten für Jugendliche besteht. Die Jugendsportstudie Nordrhein-Westfalen zeigt, dass 42 % aller organisierten Jugendlichen in Nordrhein-Westfalen über sämtliche Artikulations- und Partizipationsstrukturen in ihrem Verein informiert sind. 7 % haben überhaupt keine Kenntnis über solche Strukturen in ihrem Verein. Kurz und Sonneck (1996) fanden heraus, dass das Interesse und die Kenntnis an demokratischen Strukturen mit dem Alter zunehmen und bei wettkampforientierten Jugendlichen signifikant höher ausfallen als bei Breitensportlern. Sack (1984) gibt an, dass 23 % aller jugendlichen Sportvereinsmitglieder zwischen 14 und 21 Jahren ein Amt im Verein ausüben. Er stellte jedoch auch fest, dass deutlich mehr Jugendliche Interesse an Mitbestimmungsmöglichkeiten zeigen, als sie tatsächlich wahrnehmen bzw. wahrnehmen können (Sack, 1985). Baur und Burrmann (2003) konnten in diesem Zusammenhang zeigen, dass die wahrgenommene vereinspolitische Partizipation bei Jugendlichen nur mittelmäßig ausgeprägt ist. Kramer (1991) merkt an, dass auch Sportorganisationen die Chance politischer Einflussnahmen in der organisierten Öffentlichkeit wahrnehmen und es der repräsentativen Demokratie daher daran gelegen sein muss, die Verbindung zwischen den verfassungsrechtlichen politischen Entscheidungsgremien und der Bürgerschaft zu bewahren. Quantitativer Effekt von Sportaktivität auf Bildungsleistungen Wie in Kapitel 4.1. dargelegt, steigert regelmäßige sportliche Aktivität die physische und psychische Gesundheit und somit indirekt die Arbeitsproduktivität (Cabane & Clark, 2011). Eine Konsequenz dieser Produktivitätssteigerung kann in der Erzielung besserer Bildungsleistungen, wie z.b. Schulabschlüssen liegen. Eine empirische Studie auf Basis der SOEP-Daten belegt diesen Zusammenhang (Cornelißen & Pfeifer, 2010). Die regelmäßige Teilnahme an Sportaktivitäten außerhalb der Schulzeiten verringert die Wahrscheinlichkeit auf einen Hauptschulabschluss und erhöht die Wahrscheinlichkeit auf einen Gymnasialabschluss, gleichermaßen für Jungen und Mädchen. Die Panelstudie zeigt zudem, dass die Wahrscheinlichkeit für einen Universitätsabschluss ebenfalls mit dem Grad der sportlichen Aktivität ansteigt. Neben der gesteigerten Produktivitätsleistung, geben die Autoren ebenfalls eine theoriebasierte ökonomische Erklärung. Entsprechend dem Modell der Allokation der Zeit von Becker (1976) kann angenommen werden, dass alle Zeit, die für positiv einzustufende Freizeitaktivitäten, bspw. Sporttreiben, aufgebracht wird nicht für negativ einzustufende Freizeitaktivitäten, bspw. Fernsehen, Computer spielen, Alkohol trinken, aufgebracht werden kann (Cornelißen & Pfeifer, 2010). Cabane (2010) untersucht den Einfluss von regelmäßiger Sportaktivität auf die individuelle Stellung im Arbeitsmarkt. Es wird angenommen, dass nicht-kognitive Fähigkeiten, z.b. Motivation oder Selbstdisziplin, durch Sport erlernt werden und konsequenterweise die Jobqualität erhöhen. Mittels einer ökonometrischen Analyse der SOEP Daten konnte bewiesen werden, dass deutsche Männer, die mindestens einmal pro Woche sportliche aktiv sind signifikant höhere Job-Autonomie und Lohnniveaus aufweisen. Bemerkenswert bei diesen Ergebnissen ist die Tatsache, dass alterna- 122

123 tive Freizeitaktivitäten, wie z.b. Kunst, verglichen mit Sportaktivität nicht dieselben Effekte erzeugen konnten. Internationale Studien, vor allem aus dem amerikanischen Raum bestätigen diesen Zusammenhang. Beispielsweise zeigten Robst und Keil (2000), dass Athleten an US amerikanischen Universitäten durchschnittlich signifikant höhere akademische Leistungen erreichten (ebenso Anderson, 2001; Stevenson, 2006). Lipscombe (2007) zeigte an amerikanischen High School Schülern, dass außerschulische Sportaktivität die Wahrscheinlichkeit auf einen Bachelorabschluss statistische signifikant um ca. 3.5 % erhöht. Die Testergebnisse in Mathe und Naturwissenschaften lagen ca. 2 % höher als die Ergebnisse von sportlich nicht aktiven Schülern. Bei der Interpretation von Zusammenhängen zwischen sportlicher Aktivität und erreichtem Bildungsniveau ist die Frage der Kausalität zentral. Wie Eide und Ronen (2000) darlegen, kann eine positive Korrelation beider Variablen auch auf nicht beobachtbare Einflüsse, wie bspw. Motivation oder Selbstdisziplin, zurückzuführen sein. Es ist anzunehmen, dass eine höhere Fähigkeit zur Eigenmotivation positiv auf Bildungsleistungen und gleichzeitig positiv auf sportliche Aktivität wirkt. Konsequenterweise maskiert diese Fähigkeit zur Eigenmotivation die Kausalität zwischen Sportaktivität und Bildung. Anhand einer Panelstudie konnten Eide und Ronen (2000) teilweise die Auswirkungen dieser nicht beobachtbaren Einflüsse kontrollieren. In einer ersten Auswertung konnte bestätigt werden, dass Amerikaner, welche während der High School an außerschulischen Sportaktivitäten teilnahmen, geringere High School Abbruchquoten aufwiesen, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit ein College besuchten, mit einer höhere Wahrscheinlichkeit ein College erfolgreich abschlossen und einen später durchschnittlich höheren Lohn erzielen können. In einer zweiten Analyse sollte die Schätzung von Regressionsmodellen mit Instrumentalvariablen die Kausalität dieser positiven Effekte der Sportaktivität prüfen. Die Ergebnisse zeigten, dass Sportaktivität bei Frauen die Wahrscheinlichkeit ein College zu besuchen und erfolgreich abzuschließen positiv (kausal) beeinflusste. Bei den untersuchten Männern waren positive Effekte nur für die Subpopulation von afroamerikanischen Männern statistisch signifikant (und zwar wirkte Sportaktivität positiv auf die Wahrscheinlichkeit ein College zu besuchen und auf die Höhe der später erwirtschafteten Löhne). Barron, Ewing und Waddell (2000) verwendeten ebenfalls Instrumentalvariablen und bestätigten diese Ergebnisse. Anhand einer Längsschnittuntersuchung von amerikanischen Schülern konnten sie zeigen, dass sportliche Aktivität die Wahrscheinlichkeit des Erreichens von höheren Bildungsabschlüssen (z.b. College) positiv (kausal) beeinflusst. Kritisch muss angemerkt werden, dass die institutionellen Rahmenbedingungen des Schulsystems in den USA und die Möglichkeiten für sportliche besonders begabte Athleten in den USA sehr unterschiedliche ausgeprägt sind. Diese Tatsache erschwert die Vergleichbarkeit und den Transfer der internationalen Ergebnisse auf den Deutschen Raum erheblich (Cornelißen & Pfeifer, 2010). Neurowissenschaftliche Untersuchungen, die den Einfluss von Bewegung auf die Gehirnentwicklung nachweisen, stützen jedoch die These eines positiven Effekts von Sporttreiben auf die Bildung (Hollmann et al., 2003; 2012) Zusammenfassung Die Bildungsarbeit des organisierten Sports in Deutschland ist substantiell. Sowohl Sportverbände und Sportbünde als auch Sportvereine leisten einen wichtigen Beitrag zur Bildungsarbeit in Deutschland. Das so aufgebaute Sozialkapital kann über den Sport hinaus in der Arbeitswelt pro- 123

124 duktivitätssteigernd eingesetzt werden. Weiterhin leisten von allem Sportvereine einen wichtigen Beitrag zur Demokratisierung, von dem vor allem junge Mitglieder profitieren. Trotz ihrer Begrenztheit weist die vorliegende empirische Evidenz eindeutig darauf hin, dass regelmäßige Sportaktivität einen positiven Einfluss auf die Schulbildung und die Ausbildung von nicht-kognitiven Fähigkeiten hat. Teilweise deuten die Ergebnisse sogar darauf hin, dass der Sport, verglichen mit anderen Freizeitaktivitäten, für derartige Effekte ein einzigartiges Potenzial besitzt. Der Forschungsstrang der educational economics zeigt unumstritten, dass Bildung positiv auf Arbeitsmarktauskommen wirkt. 38 Konsequenterweise hat aktives Sporttreiben über diesen Kanal einen indirekten ökonomischen Wert Forschungsdefizit Ein deutliches Forschungsdefizit besteht noch bei deutschlandweiten Studien, welche den kausalen Einfluss von sportlicher Aktivität auf schulische und außerschulische Bildungsleistungen erforschen. Weiterhin können auf Basis des bisherigen Forschungsstands keine monetären ökonomischen Bewertungen der Bildungseffekte des Sports angestellt werden. 38 Ein Überblick über diese Forschungsrichtung ist bspw. bei Card (1999) zu finden. 124

125 4.4 Sozio-ökonomische Effekte von Sportgroßveranstaltungen Funktionszuschreibung Der Spitzensport ist in der heutigen Gesellschaft omnipräsent. Durch seine verschiedenen Ausprägungen kann er eine Vielzahl von gesellschaftlichen Effekten auslösen, welche als intangible Güter von ökonomischer Bedeutung sein können. Entsprechend dem nationalen Spitzensportkonzept des DOSB (2013) verfügt der Spitzensport über eine beispiellose Vorbildfunktion für ökonomische relevante Werte wie Motivation, kreative Eigenleistung, Eigeninitiative und Leistungsorientierung. Somit stellt der Spitzensport einen relevanten Treiber des gesellschaftlichen und kulturellen Fortschritts dar. In diesem Abschnitt sollen drei Folgen von spitzensportlichem Handeln auf deren gesellschaftliche und ökonomische Bedeutung hin untersucht werden. (1) Sportgroßveranstaltungen als Signal im nationalen/regionalen Standortmarketing Der Sport kann im nationalen und/oder regionalen Standortwettbewerb eine entscheidende Rolle einnehmen. So können sowohl Sportereignisse als auch der Sport selbst, das Image einer Region sehr stark verändern und damit zu wichtigen Instrumenten im Standortwettbewerb werden. (2) Repräsentationsfunktion des Spitzensports im Ausland Dem Sport wird eine Repräsentationsfunktion für Deutschland im Ausland zugeschrieben. Die Repräsentation kann zum einen durch einen Imageaufbau auf Grund von Sportereignissen innerhalb Deutschlands geschehen. Zum anderen aber auch durch die internationalen Aktivitäten von deutschen Sportverbänden und Sportlern. (3) Der Spitzensport als Verursacher kollektiver Gefühle Der Spitzensport hat das Potenzial kollektive Gefühle, wie bspw. Zufriedenheit und Freude oder Stolz zu transportieren (Allison & Monnigon, 2002; Breuer & Hallmann, 2011). Aus ökonomischer Perspektive heraus sind kollektive Gefühle wie Stolz und Zufriedenheit als öffentliche Güter zu klassifizieren (Heinemann, 1995). Derartige. Andererseits kann idealtypisch niemand vom Konsum öffentlicher Güter ausgeschlossen werden. Konsequenterweise vermögen derartige sportinduzierte öffentliche Güter die Wohlfahrt der gesamten Bevölkerung zu steigern Tabellarische Übersicht der einbezogenen Studien Ahlert Armenakyan et al. Ashton et al. Atkinson et al. Auswirkungen des zusätzlichen Incoming- Tourismus wäh- rend der FIFA WM 2006 TM auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Does hosting the Olympic Games matter? Canada and Olympic Games images before and after the 2010 Olympic Games. Economic impact of national sporting success: Evidence from the London stock exchange Are we willing to pay enough to Back the Bid?: Valuing the intangible impacts of London s bid to host the

126 summer Olympic Games Breuer Sportentwicklungsbericht 2007/2008: Analyse zur Situation 2009 der Sportvereine in Deutschland (Kurzfassung) Breuer & Hallmann Die gesellschaftliche Relevanz des Spitzensports in 2011 Deutschland Breuer & Hallmann Dysfunktionen des Spitzensports: Doping, Match- Fixing und 2013 Gesundheitsgefährdungen aus Sicht von Bevölkerung und Athleten Brönnimann Die touristische Bedeutung von Wintersport Großveranstaltungen Dohmen et al. Seemingly irrelevant events affect economic perceptions 2006 and expectations: The FIFA World Cup 2006 as a natural experiment Fischer & Höß Auswirkungen von Sportgroßveranstaltungen auf 2004 Destinationen Hallmann et al. Happiness, pride and elite sporting success: What popula tion segments gain most from national athletic achieve- ments? Heisey Estimating the intangible benefits of hosting the Olympic and Paralympic Games for potential bid cities: Berlin, Chicago, and San Francisco Humphreys et al. Estimating the value of medal success at the 2010 winter 2011 Olympic Games Kavestos & Szymanski National well- being and international sports events 2010 Maennig & Feddersen Imageeffekte von Sportgroßveranstaltungen: Möglichkei ten und Grenzen der Messung Maennig & Porsche The feel- good effect at mega sport events: recommenda tions for public and private administration informed by the experience of the FIFA World Cup 2006 Penot Impact of sport events on tourism image 2001 Preuß & Winkermann Erlebniswert Olympischer Winterspiele in München Rätzel & Weinmann Der Maradonna- Effekt: Wie viel Wohlfahrt schafft die 2006 deutsche Nationalmannschaft Riedmüller Dienstleistungsqualität bei professionellen Sportveranstal tungen: Entwicklung und Überprüfung eines Erklärungs- modells Süssmuth et al. Induced civic pride and integration 2010 Töpfer & Mann Kommunale Kommunikationspolitik, Befunde einer empiri schen Analyse Von Stetten Imageänderung Deutschlands durch die FIFA WM Walton et al. A contingent valuation of the 2012 London Olympic Games 2008 Wicker et al. The value of Olympic success and the intangible effects of 2012 sport events a contingent valuation approach in Germany Wicker at al. Estimating the value of national sporting success Forschungsstand 126

127 Sportgroßveranstaltungen als Signal im Standortwettbewerb Der Sport leistet einen Beitrag zur Angebotserweiterung und Attraktivitätssteigerung einer Destination. Dies kann beispielsweise durch die systematische Nutzung von Events geschehen. (Fischer & Höß, 2004). So locken Sportveranstaltungen eine beachtliche Zahl an Reisenden in das jeweilige Veranstaltungsgebiet und fungieren damit als Werbefaktor für diese Region (Europäische Kommission, 2007). Sportgroßveranstaltungen bringen häufig einen Imagegewinn für das jeweilige Gastgeberland bzw. die veranstaltende Region oder Stadt mit sich. Eine Imagesteigerung ergibt sich vor allem aus einer globalen Medienberichterstattung über die entsprechende Veranstaltung und den Austragungsort (Ahlert, 2006). Bei den Wirkungen von Sportveranstaltungen auf Destinationen unterscheidet Freyer (1998) zwischen außen- und innengerichteten Zielen und Wirkungen von Sport-Events: Tabelle 71: Ziele und Wirkungen von Sportevents (Freyer, 1998). Außengerichtete Ziele und Wirkungen Attraktivität für Besucher Steigerung der Besucherzahlen Erschließung neuer Zielgruppen Steigerung des Bekanntheitsgrades Imagebildung Saisonale Effekte Innengerichtete Ziele und Wirkungen Attraktivität für Bewohner Förderung des Sports Binnenmarketing Stadtentwicklung Wirtschaftliche Effekte Steigerung der Standortqualität Fontanari und Fontanari (2001) weisen darauf hin, dass diese Faktoren je nach geographischem Standpunkt anders gewichtet werden können und müssen. So weist beispielsweise Mitteleuropa recht geringe geographische Distanzen, aber eine sehr dichte Konkurrenz auf. Daher ist dort eine längere Vorlaufzeit nötig, um ein positives Image eines Events und damit auch eines Ortes zu etablieren und dessen Bekanntheitsgrad zu steigern. Auch nach Maennig und Feddersen (2002) findet im Falle von Sportgroßveranstaltungen eine gewisse Imageproduktion statt. Diese betrifft die Veranstaltung und die Veranstalter, aber auch die Region. Der Imagenutzen ist in diesem Zusammenhang ein öffentliches Gut, da Nichtrivalität und Nichtausschließbarkeit beim Konsum herrschen. Nach Maennig und Feddersen (2002) wird das Image eines Standortes durch verschiedene Standortfaktoren aufgebaut. Tabelle 72: Standortfaktoren (Maennig & Feddersen, 2002, S. 102) Harte Standortfaktoren Weiche Standortfaktoren Sonderereignisse Lage Verkehrsinfrastruktur Arbeitskräfte Rohstoffe Bildungseinrichtungen Sportveranstaltungen Kulturangebot Freizeiteinrichtungen Mega- Events Attentate Erdbeben Sturmflut 127

128 Sportstätten Etc. Etc. Etc. Image Als weitere Erfolgsfaktoren einer Sportveranstaltung nennt Riedmüller (2002) die vorherrschende Stimmung und Atmosphäre während des Events. Dies zu erreichen erscheint insofern problematisch, als dass die Veranstalter sehr stark von den sportlichen Leistungen der Teilnehmer abhängig sind, diese jedoch nicht im Voraus erkennbar und planbar sind. Diese Herausforderung besteht für Konkurrenten aus dem übrigen Freizeitsektor nicht. Ein Vorteil der Sportanbieter ist jedoch die allgemein positive Konnotation von Sport. So stellen der Sport selbst, aber auch die Athleten, Sympathieträger dar, die von der Region genutzt werden können (Albers, 2004). Fontanari und Fontanari (2001) schreiben Sportevents außerdem eine wichtige Funktion bei der Schaffung von Gemeinschaft und Identität innerhalb einer Region, und damit bei der öffentlichen regionalen Entwicklungspolitik, zu. Sie nennen in ihren Ausführungen drei Ziele, die eine Stadt oder Region mit der Austragung einer Großveranstaltung verfolgt, die sich größtenteils mit denen von Freyer (1998) decken: 1. Eine Aufwertung des Imagebildes im wirtschaftlichen und freizeitbezogenen Sinne 2. Das Schaffen neuer kultureller Identifikationsobjekte 3. Nachhaltige wirtschaftliche Impulse Um Sportevents und Destinationen über die Nutzung von Imageeffekten zu positionieren, ist, vor allem auf Grund der Austauschbarkeit von Event-Orten, ein durchdachtes und angepasstes Eventmarketing von Nöten (Scherhag, 1998). In diesem Zusammenhang spielt auch die Medienaufmerksamkeit eine Rolle. So bietet Berichterstattung über ein Sportgroßevent die Möglichkeit, den Namen der Destination und ihr touristisches Angebot bekannt zu machen oder in Erinnerung zu rufen (Brönnimann, 1982). Eine aktuelle kanadische Studie untersuchte die Auswirkung der Ausrichtung der Olympischen Winterspiele in Vancouver 2010 auf das Image Kanadas, sowohl von Kanadiern als auch von US- Amerikanern (Armenakyan at al., 2013). Es zeigte sich, dass Kanada als Reiseziel nach dem Event signifikant besser bewertet wurde als vor dem Event. Doch nicht nur die Sportveranstaltung selbst vermag es, die Region im Standortwettbewerb besser zu positionieren. Mit der Ausrichtung einer Sportgroßveranstaltung geht etwa meist auch eine Veränderung des Landschaftsbildes durch den Bau von Sportanlagen, Parkflächen, Straßen etc. einher. Dies kann zur Folge haben, dass die Attraktivität der Landschaft für Urlauber und Besucher ab- oder aber zunimmt. Eine sehr große Rolle spielt auch der Bereich der allgemeinen Infrastruktur. Oftmals werden Projekte des Straßen-, Schienen-, Luftverkehrs oder der Telekommunikation im Zuge der Durchführung einer Großveranstaltung schneller realisiert als ohne diese Veranstaltung (Brönnimann, 1982). Partner aus Wirtschaft und Handel werden häufig in Stadtmarketing-Prozesse integriert. Dem Sport kommt in diesem Zusammenhang bislang eine nachrangige Bedeutung zu. Ein Großteil der Bevölkerung ist jedoch sportlich aktiv und im Zuge des Wertewandels hat sich eine Höherschätzung der Freizeit herausgebildet. Der Freizeitwert oder das soziale und kulturelle Umfeld spielen aus diesem Grund im Städtewettbewerb eine immer größere Rolle. Für die Städte bietet sich somit die Chance, sich über den Standortfaktor Sport im kommunalen Wettbewerb zu profilieren (Abel, 128

129 2002). Auch Emrich (nach Heinze, 2012) bezeichnet den Sport als wichtigen weichen Standortfaktor. So entscheiden bei gleichen vorliegenden harten Standortfaktoren immer die weichen Standortfaktoren über die Ansiedlung neuer Betriebe oder den Verbleib des Humankapitals. Repräsentation im Ausland Sportliche Großveranstaltungen bieten nationale Repräsentationsmöglichkeiten. Der Gastgeber inszeniert sich und sportliche Siege und Niederlagen prägen sich in das nationale Gedächtnis ein (Balbier, 2006). Sportveranstaltungen können in diesem Zusammenhang als Investition gesehen werden (Büch, Maennig & Schulke, 2002). Ein deutsches Beispiel aus der nahen Vergangenheit ist die Ausrichtung der FIFA WM Von Stetten (2009) konnte in diesem Zusammenhang nachweisen, dass sich die Einstellung ausländischer Besucher durch den Besuch der FIFA WM 2006 positiv verändert hat. So hat sich bei drei Viertel der ausländischen Besucher die Einstellung zum Land Deutschland positiv verändert, bei zwei Drittel der Gäste die Einstellung zu den Deutschen. Bestätigung fanden vor allem sachliche Stereotype wie gute Organisation, Modernität, Wohlstand und Fleiß. Außerdem konnten viele negative Stereotype korrigiert werden. So wurde Deutschland nach der WM mit folgenden Charakteristika in Verbindung gebracht: Herzlichkeit, Toleranz, Ausländerfreundlichkeit, Gastfreundschaft, Hilfsbereitschaft, Offenheit, Spontanität und lohnendes touristisches Ziel. Im Vergleich zu den Einstellungen im Vorfeld der WM haben sich außerdem die Meinungen über die deutsche Küche und den deutschen Humor verbessert. Insgesamt konnte von Stetten (2009) eine deutliche Imageaufwertung Deutschlands sowohl durch die WM-Besucher vor Ort, als auch durch Fernsehzuschauer und Printmedienleser feststellen. Als mögliche Einflussfaktoren auf die Einstellungsänderung der WM-Besucher vermutet die Bundesregierung (2006) eine Kombination aus: erfolgreichem Bemühen, ein guter Gastgeber zu sein, mitreißendem Spiel der deutschen Nationalmannschaft, Begeisterung vieler meist jüngerer Deutscher und unverkrampftem Patriotismus. Im internationalen Raum bestätigen sich diese Befunden. Armenakyan et al. (2013) zeigten, dass US-Amerikaner nach den Olympischen Spielen in Vancouver ein signifikant besseres Bild von Kanada und den kanadischen Bürgern hatten als vor dem Event. Durch ein Pre-post Forschungsdesign konnte dieser Image-Wechsel der erfolgreichen Ausrichtung dieser Großveranstaltung zugerechnet werden. Auch ökonomisch gesehen, sind Sportgroßveranstaltungen im Zusammenhang mit einer Repräsentation im Ausland von Relevanz. So ist die Durchführung von Sportgroßveranstaltungen, beispielsweise der Olympischen Spiele, oftmals mit einem sehr großen wirtschaftlichen Erfolg verbunden. Sport kann daher als Wirtschaftsfaktor bezeichnet werden, der einen Beitrag dazu leistet, Deutschland im Ausland zu repräsentieren (Büch, Maennig & Schulke, 2002). Aber auch unabhängig von der Austragung von Sportereignissen und der damit verbunden Imageverbesserung des Landes, vertreten Sportlerinnen und Sportler Deutschland als Repräsentanten auf Sportveranstaltungen in aller Welt. Rund Sportvereine pflegen regelmäßige internationale 129

130 Kontakte, dieser Vereine nehmen regelmäßig an Wettkämpfen im Ausland teil Vereine laden regelmäßig ausländische Athleten zu eigenen Wettkämpfen ein, sind bei Jugendbegegnungen mit anderen Ländern aktiv und beteiligen sich an gemeinsamen länderübergreifenden Trainingslagern (Breuer, 2009). Tabelle 73: Sportvereine und internationale Kontakte (Breuer, 2009, S. 17) Anteil an Vereinen (in %) Anzahl an Vereinen (Gesamt) D 21, Tabelle 74: Art der internationalen Kontakte (Mehrfachnennung möglich) (Breuer, 2009, S. 17). Anteil an Vereinen, die Kontakte haben (in %) Anteil an allen Vereinen (in %) Gesamt Teilnahmen an Wett- kämpfen/turnieren im 71,2 15, Ausland Einladung ausländischer Mannschaften/Sportler zu eigenen Wettkämp- 60,3 12, fen/turnieren Jugendbegegnungen mit Jugendlichen anderer 32,7 7, Länder Gemeinsame Trainingsla- ger mit Verei- nen/sportlern anderer 25,7 5, Länder Sonstige 16,4 3, Die Anerkennung des Sports als Mittel nationaler Repräsentation zog eine zunehmende Unterstützung für den Sport seitens des Staates nach sich. So wurde beispielsweise ein effektiveres Leistungssportsystems etabliert und neue Lehrstühle für Sportwissenschaften und für die Sportmedizin geschaffen (Balbier, 2006). Der Spitzensport als Verursacher kollektiver Gefühle Die bisherigen Forschungsbemühungen in diesem Feld haben vor allem zwei Vorkommen des Spitzensports näher fokussiert. Erstens die Ausrichtung von Sportgroßveranstaltungen, wie z.b. Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen im eigenen Land. Zweites das erfolgreiche Abschneiden nationaler Athleten bei derartigen internationalen Großveranstaltungen. Auf Basis einer repräsentativen Untersuchung konnten Breuer und Hallmann (2011) die gesellschaftliche Relevanz des Spitzensports erheben. Jeweils ca. zwei Drittel aller Deutschen empfindet Gefühle der Freude und des Stolzes wenn deutsche Athleten Medaillen bei olympischen Spielen 130

131 gewinnen. Zudem konnte gezeigt werden, dass deutsche Athleten Vorbildfunktionen in punkto Leistungswillen, Fairness, Gemeinschaftsgefühl und Leistungsfähigkeit erfüllen. Eine weiterführende Analyse der Korrelate der empfundenen Gefühle zeigte, dass Frauen mit höherer Wahrscheinlichkeit Freude und Stolz durch Spitzensporterfolge generieren. Zudem wirken Spitzensportinteresse und die Tatsache vom Spitzensport zur eigenen Sportaktivität bewegt worden zu sein, positiv auf die Wahrscheinlichkeit kollektive Gefühle zu empfinden (Hallmann, Breuer & Kühnreich, 2012). Entsprechend der Studie von Maennig und Porsche (2008) hat die FIFA Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland einen landesweiten Wohlfühl-Effekt ausgelöst. Dieser Effekt hängt dabei von verschiedenen Faktoren ab, bspw. von organisationalen und infrastrukturellen Bedingungen oder von einem subjektiv wahrgenommenen Sicherheitsbefinden. Zudem sollen das (wenig beeinflussbare) Wetter, der sportliche Erfolg des Heimatteams und Partizipationsmöglichkeiten der Bevölkerung, z.b. durch Public Viewing Angebote, den Wohlfühl-Effekt verstärken. Auf Basis von Daten des Eurobarometers haben Kavestos und Szymanski (2010) die gesellschaftlichen Effekte des Spitzensports für den Europäischen Raum untersucht. Die Ergebnisse belegen, dass (unerwarteter) Erfolg bei Fußballturnieren und Olympischen Spielen lediglich einen geringen Einfluss auf das Wohlbefinden einer Nation hat. Demgegenüber scheinen große Fußballturniere einen erheblichen Wohlfühleffekt auf die gastgebende Nation auszuüben. Dieser Effekt ist nicht nur von statistischer, sondern auch praktischer Signifikanz. Durch die Austragung einer Fußballweltmeisterschaft steigt das individuelle Wohlbefinden durchschnittlich ca. dreimal so stark an wie durch eine höhere Schulbildung und ca. anderthalbmal so stark wie durch eine Heirat. Die direkte ökonomische Bedeutung dieser kollektiven Gefühle zeigt ein Forschungsstrang, welcher mittels der contingent valuation method 39 (CVM) versucht diese intangiblen Effekte monetär zu quantifizieren. Süssmuth, Heyne und Maennig (2010) konnten auf diese Weise die Zahlungsbereitschaft der deutschen Bevölkerung für die Austragung der Fußballweltmeisterschaft 2006 ermitteln. Vor dem Event zeigten sich nur ein Fünftel aller Deutschen bereit einen positiven Betrag für die Ausrichtung zu bezahlen. Auf die gesamte Bevölkerung gerechnet lag der durchschnittliche Wert bei 4,26 Euro, was sich zu einer Gesamtsumme von 351 Mio. Euro addiert 40. Zurückzuführen auf die erfolgreiche Veranstaltung, stieg der Anteil der zahlungsbereiten Deutschen nach dem Event auf ca. 43 % an. Dieser Anstieg führte zu einem durchschnittlichen Wert für die Austragung des Events von 10 Euro pro Person und einem Gesamtwert für Deutschland von 831 Mio. Euro. Rätzel und Weinmann (2006) konnten zeigen, dass die deutsche Bevölkerung über eine positive Zahlungsbereitschaft für Entscheidungsspiele der WM 2006 mit deutscher Beteiligung aufweist. So liegt die durchschnittliche Zahlungsbereitschaft für ein Endspiel mit deutscher Beteiligung bei knapp 11 Euro, was einem gesamten Wohlfahrtgewinn, gemessen an allen Deutschen über 18 Jahren, von 327 Mio. Euro entspricht. Preuß und Werkmann (2011) untersuchten den monetären Wert des Erlebniswerts und des Stolzes, den eine Ausrichtung der Olympischen Spiele in München der deutschen Bevölkerung eingebracht hätte. Insgesamt waren 42,5 % der Befragten bereit einen positiven Betrag für die Ausrichtung zu 39 Die Contingent valuation method (CVM) ist eine Befragungsmethode, die hauptsächlich zur Bewertung von nichtmarktfähigen Gütern verwendet wird. Mittels eines konstruierten hypothetischen Szenarios wird in den meisten Fällen die Zahlungsbereitschaft der Befragten erhoben (Walker & Mondello, 2007). 40 Die Autoren bezogen dabei alle ca. 82 Mio. Deutschen in diese Kalkulation mit ein. 131

132 bezahlen. Das TV-Verhalten (Zeit, welche die Olympischen Spiele am TV verfolgt werden), das allgemeine Sportinteresse und eine Erwartung positiver Folgen der Ausrichtung, z.b., erhöhten die Wahrscheinlichkeit einer positiven Zahlungsbereitschaft. Aggregiert auf alle Deutschen über 14 Jahren, lag der Gesamtbetrag zwischen 617,2 Mio. und 803,7 Mio. Euro. Eine weitere Studie belegt die positive Zahlungsbereitschaft der Deutschen für den Erfolg nationaler Athleten. Wicker, Prinz und von Hanau (2012) zeigten, dass knapp 47 % aller Deutschen bereit wären einen positiven Betrag für den Gewinn der Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika zu zahlen. Der bundesweite Durchschnitt lag bei knapp 26 Euro. Dabei hing eine höhere Zahlungsbereitschaft positiv mit dem Interesse an Fußball, höherer Bildung und höherem Einkommen zusammen. Zudem erhöhten intangible Faktoren wie die Identifikation mit Deutschland, die Identifikation mit dem Nationalteam, die individuelle Relevanz eines erfolgreichen Abschneidens des Nationalteams und die wahrgenommene Relevanz des erfolgreichen Abschneidens für die gesamte Nation die Zahlungsbereitschaft signifikant. Auf Basis einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung fanden Wicker, Hallmann, Breuer und Feiler (2012) heraus, dass knapp ein Drittel aller Deutschen eine positive Zahlungsbereitschaft für potenziellen olympischen Erfolg deutscher Athleten aufwies. Dieser Betrag rangierte zwischen 5,21 und 6,29 Euro. Auch hier zeigte sich, dass eine persönliche Relevanz des Spitzensports, bspw. ausgedrückt durch Interesse am Spitzensport, sowie ein höheres Einkommen positiv mit der Zahlungsbereitschaft korrelieren. Auch zahlreiche internationalen Studien belegen die ökonomische Bedeutung von Sportevents und von sportlichem Erfolg nationaler Athleten unter Verwendung der CVM-Methode (Atkinson, Mourato, Szymanski & Ozdemiroglue, 2008; Heisey, 2009; Humphreys, Johnson, Mason & Whitehead, 2011; Walton, Longo & Dawson, 2008). Neben diesen direkt quantifizierten Wohlfahrtseffekten gibt es weitere Studien, welche den eher indirekten ökonomischen Effekt des Spitzensports aufzeigen. Dohmen, Falk, Huffmann und Sunde (2006) zeigten, dass die Wahrnehmung der persönlichen wirtschaftlichen Situation und die Wahrnehmung der gesamtdeutschen wirtschaftlichen Situation nach erfolgreichen Spielen der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2006 signifikant höher gewesen sind als zu einem neutralen Vergleichszeitpunkt. Je wichtiger das Spiel, desto stärker zeigte sich der Effekt. So war der positive Effekt nach dem gewonnen Viertelfinalspiel gegen Argentinien am stärksten. Der belegte Effekt zeigte sich auch wirtschaftliche signifikant. Die verbesserte Wahrnehmung der individuellen wirtschaftlichen Situation durch die Erfolge ist quantitativ vergleichbar mit dem Effekt einer monatlichen Gehaltssteigerung von ca. 23,5 %. Unter der makroökonomisch gefestigten Annahme, dass positive Erwartungen und Wahrnehmungen ökonomische Auskommen positiv beeinflussen, wird die wirtschaftliche Bedeutung der Spitzensporterfolge deutlich. Ashton, Gerrard und Hudson (2003) argumentierten ähnlich und konnten zeigen, dass die kollektive positive Stimmung an Tagen nach erfolgreichen Spielen der englischen Fußballnationalmannschaft zu, gemessen an einem Durchschnittswert, höheren Aktienmarktrenditen an der Englischen Börse führte. Damit konsistent zeigten sich signifikant schlechtere Renditen nach verlorenen Länderspielen. In diesem Zusammenhang muss auch auf potenziell negative Effekte des Spitzensports hingewiesen werden. Ethisch verwerfliches Verhalten, wie die Einnahmen von leistungssteigernden Mitteln, Korruption und Absprachen, haben in den letzen Jahren mehr und mehr an Aufsehen gewonnen (Breuer und Hallmann, 2013). In einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung stimmten bspw. knapp 62 % aller deutschen der Aussage zu, dass Spitzensport in der heutigen Zeit hauptsächlich 132

133 Kommerz sei. Zudem schätzen ca. 30 % aller Deutschen, dass deutsche Spitzenathleten regelmäßig zu Dopingmitteln greifen. Weitere ca. 14 % gehen davon aus, dass Spitzensportler regelmäßig an Absprachen über Wettkampf- bzw. Spielausgang beteiligt sind. Derartige negative Assoziationen können die positiven Gefühle schmälern und damit die ökonomische Bedeutung des Spitzensports entscheidend verringern Zusammenfassung Sportgroßveranstaltungen vermögen es, ein positives Image zu produzieren. Dadurch kann ein entscheidender Vorteil im nationalen und regionalen Standortwettbewerb erzielt werden. Desweiteren bringt die Austragung von Sportevents infrastrukturelle und städtebauliche Veränderungen mit sich, die die Position im Standortwettbewerb begünstigen können. Sportevents und international erfolgreiche Athleten bieten zudem nationale Repräsentationsmöglichkeiten und leisten somit einen Beitrag zu Imageaufbau und Ansehen eines Landes im Ausland. Die ökonomische Bedeutung dieser intangiblen Faktoren ist schwer zu quantifizieren. Auf Basis des verfügbaren Forschungsstands scheint es unstrittig, dass der Spitzensport bevölkerungsweit positive kollektive Gefühle auszulösen vermag. Diese Gefühle wirken direkt und indirekt positiv auf die gesellschaftliche Gesamtwohlfahrt und sind daher von substanzieller ökonomischer Bedeutung. Die Versuche diverser Studien, diese ökonomische Bedeutung monetär zu quantifizieren, belegen diesen Effekt. Die Austragung einer Sportgroßveranstaltung produziert kollektive positive Gefühle in Höhe von Mio. Euro. Darüber hinaus weist der Erfolg deutscher Athleten bei internationalen Großveranstaltungen einen ökonomischen Wert von Mio. Euro aus. Diese Quantifizierungsansätze erlauben eine erste, grobe Gegenüberstellung von staatlichen Kosten für den Spitzensport und den resultierenden gesellschaftlichen Nutzeneffekten Forschungsdefizit Immer häufiger wird von Sport als Standortfaktor gesprochen. Inwieweit jedoch positive oder negative Aspekte aus einer Einbeziehung von Sport ins Stadtmarketing auftreten, wurde bisher nur sporadisch untersucht. Der Forschungsstand zum Thema sportliche Repräsentation Deutschlands im Ausland ist sehr defizitär. Viele Studien behandeln das Thema aus Sicht eines Austragungsortes, beziehen sich aber meist nicht auf die Auswirkungen auf das gesamte Land. Zur Imageverbesserung durch die Repräsentationsleistung deutscher Sportlerinnen und Sportler im Ausland sind ebenfalls nur sehr wenige Forschungsergebnisse vorhanden. Eine aufkommende Forschungsrichtung untersucht den Einfluss des Spitzensports auf die sportliche Aktivität einer Nation. So soll erforscht werden, ob bspw. die Austragung von Sportevents oder der Erfolg nationaler Athleten die Breitensportpartizipation einer Nation steigern kann. Ein derartiger Zusammenhang wäre für die ökonomische Bedeutung des Spitzensports von herausragender Relevanz. Zusätzlich zu den aufgeführten direkten Effekten des Spitzensports, könnten 133

134 indirekt alle positiven Effekte des aktiven Sporttreibens dem Spitzensport, und damit auch seiner staatlichen Förderung, zugewiesen werden. Zukünftig sind in diesem Forschungsbereich neue Erkenntnisse zu erwarten (Mutter & Pawlowski, 2013). 134

135 4.5 Zusammenfassung der sozio-ökonomischen Effekte des Sports Der Sportsektor weist vielfältige substanzielle positive sozio-ökonomische Effekte auf. Die monetäre Quantifizierung dieser intangiblen Effekte ist per Definition schwer zu erbringen. Der Zusammenhang zwischen sportlicher Aktivität und körperlicher Gesundheit ist wissenschaftlich belegt. Zudem weisen die Ergebnisse mehrerer Studien darauf hin, dass auch die mentale/psychische Gesundheit durch sportliche Aktivität entscheidend gesteigert werden kann. Im internationalen Vergleich konnte gezeigt werden, dass ja nach Untersuchungsmethode ca. 2,5 bis 16 % der gesamten Gesundheitskosten einer Nation auf körperlicher Inaktivität zurückzuführen sind. Über diesen direkten ökonomischen Wert hinaus, steigert eine verbesserte Gesundheit nachweislich die Arbeitsproduktivität, was weiteren indirekten ökonomischen Nutzen bringt. Dem organisierten Sport in Deutschland sind entscheidende Integrationsleistungen zu zurechnen. Einerseits tragen die Verbände und Vereine zur sozialen Integration bei, indem z.b. generationenübergreifend das Gemeinschaftsgefühl unter den Mitgliedern gestärkt wird. Andererseits helfen vor allem die zahlreichen Sportvereine bei der Integration von Migranten in die Gesellschaft. Der ökonomische Mehrwert von Integration wurde in einigen Studien deutlich belegt. Die exakte Quantifizierung der integrativen Leistungen des Sports steht allerdings noch aus. Der Sportsektor trägt maßgeblich zur Bildung in Deutschland bei. Einerseits durch das umfangreiche Aus- und Weiterbildungsangebot des organisierten Sports. Andererseits durch den wissenschaftlich belegten Effekt von aktivem Sporttreiben auf die Ausbildung von kognitiven und nichtkognitiven Fähigkeiten. Die ökonomische Bedeutung von individueller und kollektiv-nationaler Bildung ist unumstritten, aber auch hier fällt eine exakte Quantifizierung des Anteils des Sports am Bildungsniveau Deutschlands schwer. Der Spitzensport stellt, in Form von kollektiven positiven Gefühlen, öffentliche Güter bereit, welche von substanziellem ökonomischem Wert sind. So kann der sportliche Erfolg deutscher Athleten oder die Ausrichtung von Sportgroßveranstaltungen in Deutschland einen ökonomischen Mehrwert in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro produzieren. Zusätzlich vermag der Spitzensport die Leistungsfähigkeit Deutschlands im Ausland zu repräsentieren. 135

136 5 Zusammenfassung und Fazit Die ökonomische Bedeutung des Sports für Deutschland ist substanziell. Die heterogenen Ausprägungen des Sports, bspw. das aktive Sporttreiben, der Spitzensport oder der in Verbänden und Vereinen organisierter Sport, weisen einen Vielzahl von volkswirtschaftlichen sozio-ökonomischen Effekte auf. Auf Basis einer umfassenden Primär- und Sekundärforschung konnte der vorliegende Bericht alle Stakeholder-relevanten Bereiche des Sportsektors auf ihre ökonomische Bedeutung hin analysieren. Für Deutschland kann der Anteil des Sportsektors am gesamtwirtschaftlichen BIP auf ca. 3,7 % geschätzt werden. Darüber hinaus beschäftigt der Sportsektor ca. 1,765 Mio. Menschen hauptamtlich. Der organisierte Sport ist der größte Träger von ehrenamtlichem Engagement in Deutschland, welcher jährlich für einen Wohlfahrtsgewinn von ca. 7 Mrd. verantwortlich ist. Der Sportkonsum der privaten Haushalte in Deutschland kann auf ein Gesamtvolumen von 138,6 Mrd. Euro geschätzt werden. Durch Sportgroßveranstaltungen kann der jährliche Konsum, vor allem im Beherbergungs- und Gastgewerbe, um zusätzlich ca. 1 Mrd. Euro gesteigert werden. Durch den organsierten, gemeinnützigen Sport in Deutschland fallen jährlich weitere Ausgaben in Höhe von ca. 4 Mrd. Euro an. Der Sportsektor induziert jährlich Bauinvestitionen in Höhe von ca. 7 Mrd. Euro. Damit ist der Sport für ca. 2,7 % des Gesamtvolumens der Baubranche verantwortlich. Werden der Betrieb und die Instandhaltung von sportbezogener Infrastruktur einbezogen, steigert sich das Volumen auf 22,6 Mrd. Das Gesamtvolumen für sportbezogenen Ausgaben für Sponsoring, Werbung und Medienrechte beläuft sich jährlich auf ca. 5,5 Mrd. Keine andere Branche kann derartig hohe Ausgaben für Sponsoring und Medienrechte generieren. Aus dieser wirtschaftlichen Aktivität resultieren fiskalische Effekte, je nach definitorischer Abgrenzung, in Höhe von 3,5 Mrd., 14,7 Mrd. oder 22,2 Mrd.. Bezogen auf das Gesamteinkommen des Staates machen diese Beträge 0,3 %, 1,3 % bzw. 2,0 % aus. Sowohl bei der engen als auch bei der weiten Definition des Sports übertreffen die staatlichen Einnahmen deutlich die staatlichen Ausgaben. Die tangible ökonomische Bedeutung des Sports ist vielfältig und teilweise umfassend dokumentiert. Für eine vollständige Bewertung der ökonomischen Bedeutung des Sportsektors ist es allerdings unerlässlich die intangiblen sozio-ökonomischen Effekte in die Bewertung zu inkludieren. Aus einer ökonomischen Perspektive können diese Wirkungen als externe Effekte verstanden werden, die teilweise zu erheblichen Steigerungen der Gesamtwohlfahrt beitragen können. Der Zusammenhang zwischen sportlicher Aktivität und sowohl körperlicher als auch mentaler/psychischer Gesundheit ist wissenschaftlich belegt. Im internationalen Vergleich konnte gezeigt werden, dass ca. 2,5 % - 16 % der gesamten Gesundheitskosten einer Nation auf körperlicher Inaktivität zurückzuführen sind. Darüber hinaus trägt der Sportsektor maßgeblich zur Bildung in Deutschland bei. Einerseits durch das umfangreiche Aus- und Weiterbildungsangebot des organisierten Sports. Andererseits durch den wissenschaftlich belegten Effekt von aktivem Sporttreiben auf die Ausbildung von kognitiven und nicht-kognitiven Fähigkeiten. Weiterhin ist belegt, dass dem Sport Leistungen der Persönlichkeitsbildung, der Sozialisation und der Integration zugerechnet werden können. Auch der Spitzensport stellt, in Form von kollektiven positiven Gefühlen, 136

137 öffentliche Güter bereit, welche von substanziellem ökonomischem Wert sind. So kann der sportliche Erfolg deutscher Athleten oder die Ausrichtung von Sportgroßveranstaltungen in Deutschland einen ökonomischen Mehrwert in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro produzieren. Zusammenfassend kann argumentiert werden, dass der Sportsektor in Deutschland sowohl direkt über volkswirtschaftliche Effekte als auch indirekt über sozio-ökonomische Effekte einen erheblichen Wert besitzt. Diese Bedeutung wird dadurch unterstrichen, dass der Sport in einigen der untersuchten Stakeholder-relevanten Bereiche, bspw. Ehrenamt oder gesundheitliche Effekte, weitaus höhere Leistungen vollbringt als alternative gesellschaftlichen Teilbereiche. Der Sport in Deutschland ist vor diesem Hintergrund nicht als Kostenfaktor oder Leistungsempfänger zu betrachten, sondern als kostbares Investitionsgut, das bei öffentlicher Investition wertvolle wirtschaftliche, steuerliche und soziale Renditen produziert, deren Wert den Investitionsbetrag deutlich übertreffen. 137

138 6 Gesamtliteratur Abel, K. (2002). Chancen und Risiken von Sport als Bestandteil des Stadtmarketing. Diplomarbeit. Remagen: Rhein Ahr Campus. ACSM (1998). Position Stand on The Recommended Quantity and Quality of Exercise for Developing and Maintaining Cardiorespiratory and Muscular Fitness and Flexibility in Adults. Medicine & Science in Sports & Exercise. 30, (6), Agricola, S. & Wehr, P. (1993). Vereinswesen in Deutschland: Eine Expertise. Stuttgart: Kohlhammer. Ahlert, G. (2006). Auswirkungen des zusätzlichen Incoming-Tourismus während der FIFA WM 2006 TM auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Zugriff am 15. Nov unter Ahlert, G. (2013). Die ökonomische Bedeutung des Sports in Deutschland. Ergebnisse des Sportsatellitenkontos Airola, J. & Craig, S. (2000). The projected economic impact on Houston of hosting the 2012 Summer Olympic Games. Houston: University of Houston, Department of Economics. Albers, A. (2004). Sport als Imageträger im Tourismus: Auswirkungen und Chancen eines Sportevents für Destinationen. Paderborn: Selbstverlag des Faches Geographie, Fakultät für Kulturwissenschaften, Universität Paderborn. Alfermann, D. & Stoll, O. (1996). Befindlichkeitsveränderungen nach sportlicher Aktivität. Sportwissenschaft, 26 (84), Alfermann, D. & Stoll, O. (1997). Sport in der Primärprevention: Langfristige Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Zeitschrift für Gesundheitspsychologie, 5 (2), Allmers, S. & Maennig, W. (2009). Economic impacts of the FIFA Soccer World Cups in France 1998, Germany 2006, and outlook for South Africa Eastern Economic Journal, 35, Almond, G. A. & Verba, S. (1963). The civic culture: Political attitudes and democracy in five nations. Princeton: Sage Publications. an der Heiden, I., Meyrahn, F. & Ahlert, G. (2012). Bedeuntung des Spitzen- und Breitensports im Bereich Werbung, Sponsoring und Medienrechte. Forschungsbericht im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie. Abschlussbericht. Berlin. Anders, G. (1990). Finanzanalyse deutscher Sportvereine. In G. Trosien (Hrsg.), Die Sportbranche und ihre Geldströme (S ). Witten: Verlag am Steinberg. Anderson, D. J. (2001). If you let me play : The effects of participation in high-school athletics on students educational and labor-market success. SSRN working paper Andreff, W. (2006). Voluntary work in sport. In W. Andreff & S. Szymanski (eds.), Handbook on the economics of sport (pp ). Cheltenham: Edward Elgar. ARAG (2001). Sportunfälle Häufigkeit, Kosten, Prävention. Düsseldorf: ARAG Allgemeine Versicherungs-AG. Armenakyan, A., Heslop, L., Nadeau, J., O Reilly, N. & Lu, I. (2013). Does hosting the Olympic Games matter? Canada and Olympic Games images before and after the 2010 Olympic Games. International Journal of Sport Management and Marketing, Vol.12.1/2, Ashenfelter, O. & Card, D. (1999). Handbook of Labor Economics. Elsevier Science. 138

139 Ashton, J., Gerrard, B. & Hudson, R. (2003). Economic impact of national sporting success: Evidence from the London stock exchange. Applied Economics Letters, Vol.10, Atkinson, G., Mourato, S., Szymanski, S. & Ozdemiroglu, E. (2008). Are we willing to pay enough to Back the Bid?: Valuing the intangible impacts of London s bid to host the 2012 summer Olympic Games. Urban Studies, Vol.45, Baade, R. & Matheson, V. A. (2000). An assessment of the economic impact of the American Football Championship, the Super Bowl, on host communities. Reflets et Perspectives, 39 (2 3), Baade, R. & Matheson, V. A. (2001). Home Run or Wild Pitch? Assessing the Economic Impact of Major League Baseball s All-Star Game. Journal of Sport Economics, Vol. 3.4, Baade, R. & Matheson, V. A. (2004). The Quest for the Cup: Assessing the Economic Impact of the World Cup. Regional Studies, Vol. 38.4, Baade, R. & Sanderson, A. R. (1997). The Employment Effect of Teams and Sports Facilities. In Noll, R.G., Zimbalist, A. (Eds.), Sports, Jobs & Taxes: The Economic Impact of Sports Teams and Stadiums (pp ). Washington DC: Brookings Institution. Balbier, U. A. ( ). Zu Gast bei Freunden : Wie die Bundesrepublik lernte, den Sport politisch ernst zu nehmen [elektronische Version]. Mittelweg 36, 2/2006. Zugriff am unter Barron, J. M., Ewing, B. T. & Waddell, G. R. (2000). The effects f high school athletic participation on education and labor market outcomes. The review of Economics and Statistics, Vol.82.3, BASPO (1999). Fakten zur gesundheitlichen Bedeutung von Bewegung und Sport im Jugendalter. Sportmedizin und Sporttraumatologie, 47 (4), Baumann, H. (1992). Altern und körperliches Training. Bern: Huber. Baur, J. (1996). Bindung von Ehrenamtlichen: Ein Statement. In D. H. Jütting & M. Jochinke (Hrsg.), Standpunkte und Perspektiven zur Ehrenamtlichkeit im Sport (S ). Münster: LIT Verlag. Baur, J. & Braun, S. (2000). Freiwilliges Engagement und Partizipation in ostdeutschen Sportvereinen: Eine empirische Analyse zum Institutionentransfer. Köln: Sport und Buch Strauß. Baur, J. & Braun, S. (2003). Freiwillige Vereinigungen und das Problem des gesellschaftlichen Zusammenhalts: Zur Einführung. In J. Baur & S. Braun (Hrsg.), Integrationsleistungen von Sportvereinen als Freiwilligenorganisationen (S ). Aachen: Meyer & Meyer Verlag. Baur, J. & Burrmann, U. (2003). Engagierte oder desengagierte Sportvereinsjugend? Vereinspolitische Partizipation und freiwilliges Engagement von Jugendlichen in Sportvereinen. In J. Baur & S. Braun (Hrsg.), Integrationsleistungen von Sportvereinen als Freiwilligenorganisationen (S ). Aachen: Meyer und Meyer. Baur, J., Burrmann, U. & Nagel, M. (2003). Mitgliedschaftsbeziehungen in Sportvereinen. In J. Baur & S. Braun (Hrsg.), Integrationsleistungen von Sportvereinen als Freiwilligenorganisationen (S ). Aachen: Meyer & Meyer Verlag. Becchetti, L., Pelloni, A. & Rossetti, F. (2008). Relational Goods, Sociability, and Happiness. Kyklos, Vol.61.3, Becker, S., & Häring, A. (2012). Soziale Integration durch Sport? Eine empirische Analyse zum Zusammenhang von Sport und sozialer Integration. Sportwissenschaft, 42 (4), Behan, D. F. & Cox, S. H. (2010). Obesity and its Relation to Mortality and Morbidity Costs. Committee on Life Insurance Research. 139

140 Beher, K., Liebig, R. & Rauschenbach, T. (1998). Das Ehrenamt in empirischen Studien ein sekundäranalytischer Vergleich. Stuttgart: Kohlhammer. Berlin J., & Colditz, G.A. (1990). A Meta-analysis of physical activity in the prevention of coronary heart disease. American journal of Epidemiology, (132), Berwert, A., Rütter, H., Nathani, C., Holzhey, M., Zehnder, M. (2007). Wirtschaftliche Bedeutung des Sports in der Schweiz. Magglingen: BASPO. Binz, R. (1988). Borussia ist stärker : Zur Alltagsbedeutung des Fußballvereins, gestern und heute. Frankfurt am Main: P. Lang. Blair, S.N. (1994). Physical activity, Fitness and Coronary Heart Disease. In Bouchard, C., Shepard, RJ. & Stephans, T., Physical Activity, Fitness and Health (pp ). Human Kinetics. Blair, S.N. (1996). Körperliche Aktivität, körperliche Fitness und Gesundheit. In Mester, J. (Hrsg), Gesundheitsförderung und körperliche Aktivität (S ). Wissenschaftlicher Kongress. Köln. Blair, S.N., Cheng, Y., Holder, J.S. (2001). Is physical activity or physical fitness more important in defining health benefits? Medicine and Science in Sports and Exercise, 33, (6) Blake, A. (2005). The economic impact of the London 2012 Olympics. Nottingham: Christel DeHaan Tourism and Travel Research Institute, Nottingham University Business School. Bödemann, M. (2010). Die direkten und indirekten Kosten adipositasattributabler Krankheiten in Deutschland im Jahr Dissertation, Universität Leipzig. Böhnisch, L. & Funk, H. (1989). Jugend im Abseits? Zur Lebenslage Jugendlicher im ländlichen Raum. Weinheim: Juventa. Bös, K. & Brehm, W. (1995). Gesundheitsförderung Erwachsener im Erwerbsalter durch sportliche Aktivierung in der Kommune und im Betrieb. Zeitschrift für Gesundheitswissenschaften, 3 (1), Bös, K. & Gröben, F. (1993). Sport und Gesundheit. Sportpsychologie, (7), Bonin, H. (2002). Eine fiskalische Gesamtbilanz der Zuwanderung nach Deutschland. Discussion Paper 516. Bonn: Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit. Borjas, G. (1994). The economics of immigration. Journal of Economic Literature, Vol.32, Braun, S. (2003a). Leistungserstellung in freiwilligen Vereinigungen: Über Gemeinschaftsarbeit und die Krise des Ehrenamts. In Baur & S. Braun (Hrsg.), Integrationsleistungen von Sportvereinen als Freiwilligenorganisationen (S ). Aachen: Meyer & Meyer Verlag. Braun, S. (2003b). Zwischen Gemeinschaftsorientierung und Selbstverwirklichung: Motive zu freiwilligem Engagement. In Baur & S. Braun (Hrsg.), Integrationsleistungen von Sportvereinen als Freiwilligenorganisationen (S ). Aachen: Meyer & Meyer Verlag. Brehm, W., Bös, K., Opper, E. & Saam, J. (2002). Gesundheitssportprogramme in Deutschland: Analysen und Hilfen zum Qualitätsmanagement für Sportverbände, Sportvereine und andere Anbieter von Gesundheitssport. Schorndorf: Hofmann. Brenke, K. & Wagner, G. G. (2007). Zum volkswirtschaftlichen Wert der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland. Berlin: DIW. Brettschneider, W.-D. & Kleine, T. (2002). Jugendarbeit in Sportvereinen: Anspruch und Wirklichkeit (Evaluationsstudie). Schorndorf: Hofmann. 140

141 Breuer, C. (1999). Perspektiven des Präventivsports im Gesundheitssystem Möglichkeiten der Steuerung durch den organisierten Sport. Berlin: Mensch und Buch. Breuer, C. (2002). Das System der Sozialen Arbeit im organisierten Sport (2., aktualisierte Auflage). Köln: Sport und Buch Strauß. Breuer, C. (2005). Steuerbarkeit von Sportregionen (Reihe Sportsoziologie, 4). Schorndorf: Hofmann. Breuer, C. (2007). Sportentwicklungsbericht 2005/2006: Analyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland. Köln: Sport und Buch Strauß. Breuer, C. (2009). Sportentwicklungsbericht 2007/2008: Analyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland. Köln: Sport und Buch Strauß. Breuer, C. (2011). Sportentwicklungsbericht 2009/2010: Analyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland. Köln: Sport und Buch Strauß. Breuer, C. (2013a). Sportentwicklungsbericht 2011/2012: Analyse zur Situation der Sportvereine in Deutschland. Köln: Sport und Buch Strauß. Breuer, C. (2013b). Sportverbände in Deutschland. In: Breuer, C. (Hrsg.). Zur Situation der Sportverbände und Sportarten in Deutschland. Supplementärband zum Sportentwicklungsbericht 2011/2012. Köln: Sport und Buch Strauß. Breuer, C. & Hallmann, K. (2011). Die gesellschaftliche Relevanz des Spitzensports in Deutschland. Köln: Sportverlag Strauß. Breuer, C. & Hallmann, K. (2013). Dysfunktionen des Spitzensports: Doping, Match-Fixing und Gesundheitsgefährdungen aus Sicht von Bevölkerung und Athleten. Köln: Sportverlag Strauß. Breuer, C. & Hallmann, K. (in press). The economics of sport policy. In I. Henry & L.-M. Ko (eds), International Handbook of Sport Policy Analysis. London: Routledge. Brinkhoff, K.-P. (1998). Sport und Sozialisation im Jugendalter: Entwicklung, soziale Unterstützung und Gesundheit. Weinheim: Juventa. Brodocz, A. (1996). Strukturelle Kopplung durch Verbände. Soziale Systeme, 2 (2), Bröll, C. (2010, 14. Juni). Warten auf den Höllen-Kater. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 26. Brönnimann, M. (1982). Die touristische Bedeutung von Wintersport-Großveranstaltungen. Bern: Eigenverlag des Autors. Bröskamp, B. (1994). Körperliche Fremdheit: Zum Problem der interkulturellen Begegnung im Sport. St. Augustin: Academia Verlag. Bruhn, M. (2010). Sponsoring - Systematische Planung und integrativer Einsatz. Wiesbaden: Gabler. Büch, M.-P., Maennig, W. & Schulke, H.-J. (2002). Sportgroßveranstaltungen vom Erlebnis zum Standortfaktor. In M.-P. Büch, W. Maennig & H.-J. Schulke (Hrsg.), Regional- und sportökonomische Aspekte von Sportgroßveranstaltungen (S ). Köln: Sport und Buch Strauß. Büchel, F. & Frick, J.-R. (2005). Immigrants economic performance across Europe- does immigration policy matter? Population Research and Policy Review, 24(2), Bühler, W. (1978). Lokale Freizeitvereine. St. Augustin: Institut für Sozialwissenschaften der Konrad Adenauer Stiftung. Bundesminister des Innern (1995). Achter Sportbericht der Bundesregierung. Bonn: Deutscher Bundestag. Bundesminister des Innern (1999). Neunter Sportbericht der Bundesregierung. Bonn: Deutscher Bundestag. 141

142 Bundesministerium des Inneren (2002). Zehnter Sportbericht der Bundesregierung. Berlin. Bundesministerium des Inneren (2010). Zwölfter Sportbericht der Bundesregierung. Berlin. Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (2012). Die wirtschaftliche Bedeutung des Spostättenbaus und ihr Anteil an einem zukünftigen Sportsatellitenkonto. Abschlussbericht. Berlin. Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (2012). Multiplikator- und Beschäftigungseffekte von Bauinvestitionen. BMVBS-Online-Publikation Berlin. Bundesregierung (2006). Die Welt zu Gast bei Freunden: Bilanz der Bundesregierung zur FIFA Fußball- Weltmeisterschaft Zugriff am 17. April 2012 unter deutschland.de/de/content/shareddocs/publikationen/wm-bilanz-bundesregierungausfuehrlich,property=publicationfile.pdf. Cabane, Ch. (2010). Do sporty people have access to higher job quality? Documents de Travail du Centre d Economie de la Sorbonne, no Cabane, Ch. & Clark, A. (2011). Childhood sporting activities an adult labour-market outcomes. Documents de Travail du Centre d Economie de la Sorbonne, no Cachay, K. (1988a). Perspektiven der künftigen Entwicklung von Sportvereinen und Sportverbänden. In H. Digel (Hrsg.), Sport im Verein und im Verband: Historische, politische und soziologische Aspekte (S ). Schorndorf: Hofmann. Cachay, K. (1988b). Sport und Gesellschaft. Zur Ausdifferenzierung einer Funktion und ihrer Folgen. Schorndorf: Hofmann. Calmonte R. & Kälin, W. (1998). Körperliche Aktivität und Gesundheit in der Schweizer Bevölkerung Sekundäranalyse der Daten der Schweizerischen Gesundheitsbefragung 1992 im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit. Institut für Sozial- und Präventivmedizin, Universität Bern. Canadian Tourism Commission (2001). Tourism highlights. Zugriff am 15. Nov unter Card, D. (1999), The causal effect of education on earnings. In: Ashenfelter O. & Card, D. (Hrsg.). Handbook of Labor Economics. Volume 3, Coates, D. & Humphreys, B.R. (2003). The effect of professional sports on earnings and employment in the services and retail sectors in U.S. cities. Regional Science and Urban Economics, 33 (2): Colditz, G.A. (1999). Economic costs of obesity and inactivity. Medicine and Science in Sports and Exercise, 31 (11), Colman, R. & Dodds, C. (2000). Cost of Obesity in Quebec. GPIAtlantic. Commission of the European Communities (2007). Weißbuch Weißbuch Sport. Brüssel. Cornelißen, T. & Pfeifer, Ch. (2010). The impact of participation in sports on educational attainment: New evidence from Germany. Economics of Educational Review, Vol.29, Crompton, J. (1995). Economis impact analysis of sports facilities and events: eleven sources of misapplication. Journal of Sport Management, 9 (1), Dachs, B., Macek,S., Preissl,M., Steindl,G., Zwickl, G. (2001). Die wirtschaftliche Bedeutung des Sports in Österreich. Wien: Industriewissenschaftliches Institut. 142

143 Daniels, M. J., Norman, W. C. & Henry, M. S. (2004). Estimating income effect of a sport tourism event. Annals of Tourism Research, 31 (1), De Knop, P. & Hoyng, J. (1998). De functies en betekenissen van sport (The functions and significance of sport). Tilburg: Tilburg University Press. Dengler, K.-M. (2010). Sportstätten der Zukunft versus Bau- und Planungsrecht. Arbeitskreis 10: Sportstätten der Zukunft versus Bau- und Planungsrecht. Department of Health (2004). At least five a week. Evidence on the impact of physical activity and its relationship to health. A report from the Chief Medical Officer. Department of Tourism (2010). Quick facts: Government Preparations 2010 FIFA World Cup South Africa. Pretoria: Department of Tourism, South African Government. Deutsche Bundesbank (2006). Konjunkturlage in Deutschland: Monatsbericht November Frankfurt am Main: Selbstverlag. Deutscher Sportbund (1995). Sport mit Aussiedlern. Frankfurt am Main. DFL Deutsche Fußball Liga GmbH (2011). Bundesliga Report 2011: Die wirtschaftliche Situation im Lizenzfußball. Frankfurt am Main. Dietrich, K., Heinemann, K. & Schubert, M. (1990). Kommerzielle Sportanbieter eine empirische Studie zu Nachfrage, Angebot und Beschäftigungschancen im privaten Sportmarkt. Schorndorf: Hofmann. Dimeo, F.C. (2001). Körperliche Aktivität und Krebs: Eine Übersicht. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 52 (9), Dimitrov, D., Helmenstein, C., Kleissner, A., Moser, A., Schindler, J. (2006). Die makroökonomischen Effekte des Sports in Europa. Studie im Auftrag des Bundeskanzleramts. Sektion Sport: Wien. Dohmen, T., Falk, A., Huffmann, D. & Sunde, U. (2009). Seemingly irrelevant events affect economic perceptions and expectations: The FIFA World Cup 2006 as a natural experiment. IZA Discussion Paper No DOSB (2006). Staatsziel Sport Positionspapier. Weimar. DOSB (2011). Bildung und Qualifizierung. Das Qualifizierungssystem der Sportorganisationen. DOSB (2012a). Bestandserhebung. DOSB (2012b). Bericht des Präsidiums. 8. Mitgliederversammlung Downward, P. & Rasciute, S. (2011). Does sport make you happy? An analysis of the well-being derived from sports participation. International Review of Applied Economics, Vol.25.3, Dreyer, A. (2002). Einführung des Herausgebers. In A. Dreyer (Hrsg)., Tourismus und Sport: Wirtschaftliche, soziologische und gesundheitliche Aspekte des Sport-Tourismus (S. V-VI). Wiesbaden: DUV. DSB (1998). Bestandserhebungen des DSB. Frankfurt am Main: DSB Presse. DSB (1999). Jahrbuch des Sports 1999/2000. Niedernhausen: DSB Presse. DSB (2000). Mitgliedsstatistik Frankfurt am Main: DSB Presse. Du Plessis, S. A. & Maennig, W. (2010). The 2010 World Cup high-frequency data economics: Effects on international awareness and (self-defeating) tourism. Hamburg: Univ., Faculty Economics and Social Sciences, Chair for Economic Policy. 143

144 Ebert, R. & Ooy, U. (2000). Sportwirtschaft in Berlin. Die ökonomische Bedeutung von "Sportwirtschaft" sowie "Sport und Wirtschaft". Dortmund: Stadtart. Eichel, H. (1999). Brief an Josef Blatter vom 13. Juni 1999 mit dem Betreff: Steuerentscheid betreffend den FIFA-Weltpokal Bundesregierung (2006), 126. Eide, E. & Ronan, N. (2001). Is participation in high school athletics an investment or a consumption good? Evidence from high school and beyond. Economics of Education Review, Vol.20, Europäische Kommission (2007). Kulturelle und sportliche Veranstaltungen: Eine Opportunität zur Entwicklung touristischer Zielorte und Unternehmen Praktischer Führer zur Maximierung der nachhaltigen Auswirkungen kultureller und sportlicher Veranstaltungen auf touristische Zielorte und touristische Unternehmen. Zugriff am 15. Nov unter events/mcs_events_handbook_summary_de.pdf. Fanelsa, D. (2002). Regionalwirtschaftliche Effekte sportlicher Großveranstaltungen: Die Internationalen Galopprennen Baden-Baden. Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft. Fedderson, A., Grötzinger, A. & Maennig, W. (2009). Investment in stadia and regional development Evidence from the FIFA World Cup International Journal of Sport Finance, Vol.4.4, Feige, A. (1982). Erfahrungen mit Kirche. Hannover: Lutherisches Verlagshaus. Fialovà, L. (2002). Social structure and its influence on sports for women in the Czech Republik. Acta universitatis Carolinae, Kinanthropologica, 38(1), Finkelstein, E. A., (2008). The lifetime medical cost burden of overweight and obesity: Implications for obesity prevention. Obesity, 16(8), Fischer, A. (2000). Jugend und Politik. In Deutsche Shell (Hrsg.), Jugend 2000 (S ). Opladen: Leske + Budrich. Fischer, S. & Höß, K. (2004). Auswirkungen von Sportgroßveranstaltungen auf Destinationen. Studienarbeit, Fachhochschule Kempten, Kempten. Fontanari, M.L. & Fontanari, M.A. (2001). Sportevents als Instrument der Regionalentwicklung: Öffentliche Entwicklungspolitik und ökonomische Nutzeneffekte. In G. Trosien & M. Dinkel (Hrsg.), Sport- Tourismus als Wirtschaftsfaktor: Produkte, Branchen, Vernetzung (S ). Nürnberg: Afra Verlag. Forrest, D. & McHale, I. (2011). Subjective well-being and engagement in sport: Evidence from England. In: Rodriguez, P., Kesenne, S. & Humphreys, B. (Ed.). The economics of sport, health and happiness. The promotion of well-being through sporting activities. Cheltenham, UK; Northhampton, MA, USA: Edward Elgar Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.v. (2001). Reiseanalyse RA Hamburg, Kiel: F.U.R. Forschungsinstitut für Freizeit und Tourismus (2007). Crowding-Out-Effekte durch die FIFA-WM 2006: Analyse der Verdrängungseffekte im Tourismus anhand von ausgewählten Fallbeispielen. Bern: Universität Bern. Fox, K. (2003). Physical Activity and Health. EUFIC Review, 02/2003. Zugriff am unter Franke, T., Strauss, W.-C., Reimann, B. & Beckmann, K. J. (2007). Integrierte Stadtentwicklung als Erfolgsbedingung einer nachhaltigen Stadt. Berlin: Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. 144

145 Freyer, W. (1998). Event-Management im Tourismus. In W. Freyer, D. Meyer & K. Scherhag (Hrsg), Events Wachstumsmarkt im Tourismus? (S ). Dresden: FIT. Freyer, W. (2002). Sport-Tourismus Einige Anmerkungen aus Sicht der Wissenschaft(en). In A. Dreyer (Hrsg.), Tourismus und Sport: Wirtschaftliche, soziologische und gesundheitliche Aspekte des Sport- Tourismus (S. 1-26). Wiesbaden: DUV. Freyer, W. (2006). Sport-Tourismus Forschungsstand und Forschungslücken. In W. Freyer & S. Groß (Hrsg.), Tourismus und Sport-Events (S. 7-34). Dresden: FIT. Fritschi, T. & Jann, B. (2007). Gesellschaftliche Kosten unzureichender Integration von Zuwanderinnen und Zuwandern in Deutschland. Welche gesellschaftlichen Kosten entstehen, wenn Integration nicht gelingt? Bertelsmann Stiftung:. Frogner, E. (1984). Die Bedeutung des Sports für die Eingliederung ausländischer Mitbürger: Ergebnisse einer empirischen Untersuchung. Sportwissenschaft, 14, Gaskin, K., Smith, J. D. & Paulwitz, I. (1996). Ein neues bürgerschaftliches Europa: Eine Untersuchung zur Verbreitung und Rolle von Volunteering in zehn Ländern. Freiburg: Lambertus-Verlag. Geiger, L.V. (1997). Überlastungsschäden im Sport. München: BLV. Gesundheitsberichterstattung des Bundes (GBE). Verlorene Lebensjahre. Zugriff am uid=gasts&p_aid=&p_knoten=fid&p_sprache=d&p_suchstring=10528::herz unter: Gesundheitsberichterstattung des Bundes (2003). Körperliche Aktivität. Heft 26. Berlin: Robert Koch- Institut. Getz, D. (1997). Event management and event tourism. New York: Cognizant Communication Corporation. Gibson, H. J. (1998). Active sport tourism: Who participates? Leisure Studies, 17, Glover, S., Gott, C., Loizillon, A., Portes, J., Price, R., Spencer, S., Srinivasan, V., & Willis C. (2001). Migration: an economic and social analysis. RDS Occasional Paper No. 67. London: Home Office, The Research, Developlment and Statistics Directorate. Grant Thornton (2004) Soccer World Cup facts you should know. Zugriff am 15. Nov unter Grant Thornton (2008). The economic impact of the 2010 Soccer World Cup. Grewe, K. (2012). Die Planung der Olympischen Spiele 2012 in London. Stadtteilentwicklung und Bürgerbeteiligung als vorrangige Ziele: London Haapanen-Niemi et al. (1999). The impact of Smoking, Alcohol Consumption and Physical Activity on use of Hospitality Service. American Journal of Public Health, 89 (5), Hallmann, K., Breuer, C. & Kühnreich, B. (2012). Happiness, pride and elite sporting success: What population segments gain most from national athletic achievements? Sport Management Review, in press Hallmann, K., Wicker, P., Breuer, C. & Schönherr, L. (2012). Understanding the importance of sport infrastructure for participation in different sports findings from multi-level modeling. European Sport Management Quarterly, Vol.12.5., Häußermann, H., Läpple, D. & Siebel, W. (2008). Stadtpolitik. Frankfurt am Main: Suhrkamp. Hardman, A.E., Stensel, D.J. (2003). Physical Activity and Health: The Evidence Explained. London: Routledge. 145

146 Harlander, T. (1998). Stadtplanung und Stadtentwicklung in der Bundesrepublik Deutschland: Entwicklungsphasen seit DISP, 132, 4-9. Heckmann, F. (1992). Ethnische Minderheiten, Volk und Nation: Soziologie interethnischer Beziehungen. Stuttgart: Enke. Heineman, K. (1990). Einführung in die Soziologie des Sports: Ein Handbuch. Schorndorf: Hofmann. Heineman, K. (1995). Einführung in die Ökonomie des Sport: Ein Handbuch. Schorndorf: Hofmann. Heinemann, K. & Horch, H.-D. (1988). Strukturbesonderheiten des Sportvereins. In H. Digel (Hrsg.), Sport im Verein und im Verband (S ). Schorndorf: Hofmann. Heinemann, K. & Schubert, M. (1994). Der Sportverein: Ergebnisse einer repräsentativen Untersuchung. Schorndorf: Hofmann. Heinze, M. (2012). Weicher Standortfaktor Sport oft entscheidend im harten Kampf um Humankapital. Zugriff am 11. Mai 2012 unter Heisey, K. (2009). Estimating the intangible benefits of hosting the 2016 Olympic and Paralympic Games for potential bid cities: Berlin, Chicago, and San Francisco. (Dissertation). Cologne: German Sport University. Helmenstein, C., Kleissner, A. & Moser, B. (2007). Makroökonomischen und sektorale Effekte der UEFA EURO 2008 in Österreich. Wien: SportsEconAustria. Herzog, W., Egger, K., Makarova, E., Neuenschwander, M.-P., & Abächerli, A. (2009). Sport als Medium der sozialen Integration bei schweizerischen und ausländischen Jugendlichen. Forschungsbericht Nr. 38. Bern: Universität Bern. Hoffheinz-Gasch, I. (2005). Touristische Konzepte von Sportgroßveranstaltungen!? In J. Schwark (Hrsg.), Sporttourismus und Großveranstaltungen Praxisbeispiele (S ). Münster: Waxmann. Hollmann, W. (1998). Gesundheit, Fitneß, körperliche Leistungsfähigkeit. In Gruppe, O., Mieth, D. (Hrsg.). Lexikon der Ethik im Sport, Schorndorf Hollmann, W., Strüder, H. & Tagarakis, C. (2003). Körperlicher Aktivität fördert Hirngesundheit und leistungsfähigkeit. Nervenheilkunde (22)9, Hollmann, W., Strüder, H., Mierau, A. & Tagarakis, C. (2012). Körperliche Aktivität als Gehirn-Modulator. MedWelt (63)2, Holm, B. (o. J.). Leitbild für die Sportmetropole Berlin. Zugriff am 11. Mai 2012 unter Horch, H.-D. (1992). Geld, Macht und Engagement in freiwilligen Vereinigungen: Grundlagen einer Wirtschaftssoziologie von Non-Profit-Organisationen. Berlin: Duncker und Humblot. Hotchkiss, J. L., Moore, R.E., & Zobey, S. M. (2003). Impact of 1996 Summer Olympic Games on Employment and wages in Georgia. Southern Economic Journal, 69 (3), House of Commons (2004). Obesity: Third Report of Session Zugriff am unter 23.pdf. Höwing, S. (2005). Das touristische Potential der Multifunktionsarenen in Deutschland. In J. Schwark (Hrsg.), Sporttourismus und Großveranstaltungen Praxisbeispiele (S ). Münster: Waxmann. 146

147 Huang, H. & Humphreys, B. (2011). Sports participation and happiness: Evidence from US micro data. In: Rodriguez, P., Kesenne, S. & Humphreys, B. (Ed.). The economics of sport, health and happiness. The promotion of well-being through sporting activities. Cheltenham, UK; Northhampton, MA, USA: Edward Elgar Huber, F., Matthes, I., Dreckmeier, L. & Schunk, H. (2008). Erfolgsfaktoren des Sportsponsorings bei Großereignissen. Eine empirische Untersuchung. Wiesbaden: Gabler. Humphreys, B., Johnson, B., Mason, D. & Whitehead, J. (2011). Estimating the value of medal success at the 2010 winter Olympic Games. (Working Paper No ). Department of Economics. University of Alberta. Humphrey, B. & Ruseski, J. (2010). Participation in physical activity and health outcomes: Evidence from the Canadian Community Health Survey. University of Alberta. Hunziker, W. & Krapf, K. (1942). Grundriss der allgemeinen Fremdenverkehrslehre. Zürich: Polygraphischer Verlag. Inter Vistas Consulting Inc. (2002). The economic impact of the 2010 Winter Olympic and Paralympic Games: An Update. Isoplan GmbH (1995). Ausländer in Deutschland. Vierteljährlich erscheinender Informationsdienst zu aktuellen Fragen der Ausländerarbeit, 11. Iwane, H. (1996). Körperliche Aktivität und Gesundheit Japanische Erfahrungen. The Club of Cologne (Hrsg.): Gesundheitsförderung und körperliche Aktivität. Wissenschaftlicher Kongreß Köln , Kongress Bericht, Jütting, D. H. (1998). Geben und Nehmen: ehrenamtliches Engagement als sozialer Tausch. In R. Graf Strachwitz (Hrsg.), Dritter Sektor Dritte Kraft: Versuch einer Standortbestimmung (S ). Stuttgart: Achims Verlag. Kasimati, E. (2003). Economic Aspects and the Summer Olympics: a Review of Related Research. International Journal of Tourism Research, 5, Katzmarzyk, P.T., Gledhill, N. & Shepard, R.J. (2000). The economic burden of physical inactivity in Canada. Canadian Medical Association Journal, 163 (11), Kavestos, G. (2011). Physical activity and subjective well-being: An empirical analysis. In: Rodriguez, P., Kesenne, S. & Humphreys, B. (Ed.). The economics of sport, health and happiness. The promotion of well-being through sporting activities. Cheltenham, UK; Northhampton, MA, USA: Edward Elgar Kavestos, G. & Szymanski, S. (2010). National well-being and international sports events. Journal of Economic Psychology, Vol.31, Kindermann, W. (1991). Sport und Gesundheit. Beeinflussung des koronaren Risikos. In Weiss, M., Rieder H. (Hrsg.), Sportmedizinische Forschung. Berlin. Klein, M.-L. (1999). Annäherung und Distanzierung? Zur Qualität interethnischer Beziehungen im Sport. Vortrag im Rahmen der Fachtagung Sport als Mittel zur Integration der Landesarbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte NRW am Manuskript. Düsseldorf. Kleindienst-Cachay, C. & Kuzmi, C. (2007). Fußballspielen und jugendliche Entwicklung türkischmuslimischer Mädchen. Sportunterricht, 56(1),

148 Kleine, W. & Fritsch, W. (1990). Wie gesellig ist die Geselligkeit im Sport? Zu den Folgen und Grenzen sportiver Geselligkeit aus der Sicht Sportaktiver. In W. Kleine & W. Fritsch (Hrsg.), Sport und Geselligkeit: Beiträge zu einer Theorie von Geselligkeit im Sport (S ). Aachen: Meyer & Meyer. Knoll, M. (1997). Sporttreiben und Gesundheit: eine kritische Analyse vorliegender Befunde. Schorndorf: Hofmann. Koch, J. (1994). Die Zukunft des Sportstättenbaus hat schon begonnen. In D. Jütting & P. Lichtenauer (Hrsg.), Bewegungskultur in der modernen Stadt (S ). Münster: Lit. Köthe, M. (1995). Innerdörfliche Integration: Zur Bedeutung von Ehe und Vereinsleben auf dem Lande. Göttingen: Schmerse. Kothy, J. (1999). Deutsche und Ausländer zwischen Nähe und Distanz zur Integrationsfunktion des Sports. In V. Scheid & J. Simen (Hrsg.), Soziale Funktionen des Sports (S ). Schorndorf: Hofmann. Kotler, P., Haider, D. & Rein, I. (1994). Standort-Marketing: Wie Städte, Regionen und Länder gezielt Investitionen, Industrien und Tourismus anziehen. Düsseldorf: Econ-Verlag. Kramer, H. J. (1991). Kommunalpolitik und die Spielräume der öffentlichen Haushalte zur Freizeit- und Breitensportentwicklung. In H. Binneweis, J. Dessau & B. Thieme (Hrsg.), Freizeit- und Breitensport `88 (S ). Ahrensburg: Czwalina. Kuder, T. (2001). Städtebauliche Leitbilder Begriff, Inhalt, Funktion und Entwicklung, gezeigt am Beispiel der Funktionstrennung und -mischung. Berlin: Technische Universität Berlin. Kurscheidt, M. (2001). Ökonomische Analyse von Sportgroßveranstaltungen. Ein integrierter Evaluierungs- und Management-Ansatz am Beispiel von Fußball-Weltmeisterschaften. Dissertation. Kurscheidt, M. (2004). Erfassung und Bewertung der wirtschaftlichen Effekte der Fussball-WM Bochum: Ruhr-Universität. Kurscheidt, M. (2009). The World Cup. In W. Andreff & S. Szymnaski (Eds.), Handbook on the Economics of Sport (pp ). Cheltenham, UK & Northampton, MA: Edward Elgar. Kurscheidt, M. & Rahmann, B. (1999). Local investment and national impact: The case of the football world cup 2006 in Germany. In C. Jeanrenaud (ed.), The economic impact of sport events (pp ). Neuchâtel: Editions CIES. Kurscheidt, M., Preuß, H., Schütte, N. (2008). Konsuminduzierter Impakt von Sportgroßevents am Beispiel der Fußball-WM Befragungsergebnisse und Implikationen für die EURO Wirtschaftspolitische Blätter, 55 (1), Schwerpunkt Sportökonomie, Kurz, D. & Sonneck, P. (1996). Die Vereinsmitglieder Formen und Bedingungen der Bindung an den Sportverein. In D. Kurz, H.-G. Sack & K.-P. Brinkhoff (Hrsg.), Kindheit, Jugend und Sport in Nordrhein-Westfalen: Der Sportverein und seine Leistungen Eine repräsentative Befragung der nordrheinwestfälischen Jugend (S ). Düsseldorf: Sylvia Moll. Laaksonen et al. (2005). Physical Activity in the Prevention of Type 2 Diabetes: The Finnish Diabetes Prevention Study. Diabetes, (54) Langer, M. (2006). Öffentliche Förderung des Sports. Eine ordnungspolitische Analyse. (Volkwirtschaftliche Schriften. 548). Berlin: Duncker & Humblot. Lechner, M. (2009). Long-run labour market and health effects of individual sports activities. Journal of Health Economics, Vol.28.4.,

149 Lee, Y. & Park, I. (2010). Happiness and physical activity in special populations: evidence from Korean survey data. Journal of Sports Economics, Vol.11, Lenk, H. (1972). Materialien zur Soziologie des Sportvereins. Ahrensburg: Czwalina. Lipscomb, S. (2007). Secondary school extracurricular involvement and academic achievement: a fixed effects approach. Economics of Education Review, Vol.26, Lötzerich, H., Peters, C. & Uhlenbruck, G. (1993). Immunkompetenz, Krebs und Sport. Spectrum der Sportwissenschaft, 5 (1), Luhmann, N. (1997). Die Gesellschaft der Gesellschaft. Frankfurt am Main: Suhrkamp Verlag. Maennig, W. & Feddersen, A. (2002). Imageeffekte von Sportgroßveranstaltungen: Möglichkeiten und Grenzen der Messung. In M.-P. Büch, W. Maennig & H.-J. Schulke (Hrsg.), Regional- und sportökonomische Aspekte von Sportgroßveranstaltungen (S ). Köln: Sport und Buch Strauß. Maennig, W. & Porsche, M. (2008). The feel-good effect at mega sport events: recommendations for public and private administration informed by the experience of the FIFA World Cup Hamburg contemporary economic discussions, No. 18. Martin B. et al. (2001). Volkswirtschaftlicher Nutzen der Gesundheitseffekte der körperlichen Aktivität: erste Schätzungen für die Schweiz. Schweizerische Zeitschrift für Sportmedizin und Sporttraumatologie, 49(2), McKinsey (2010). Wirtschaftsfaktor Bundesliga. Die volkswirtschaftliche Bedeutung des professionellen Fußballs in Deutschland (Zusammenfassung). McKinsey & Company, Inc.. Mensink, G. (2003). Bundes-Gesundheitssurvey: Körperliche Aktivität. Beiträge zur Gesundheitsberichterstattung des Bundes. Berlin: Robert Koch-Institut. Mensink, G. B. M., Lampert T. & Bergmann E. (2005). Übergewicht und Adipositas in Deutschland Bundesgesundheitsblatt: Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz. 12 (48), Berlin: Robert Koch-Institut. Meusel, H. (1996). Bewegung, Sport und Gesundheit im Alter. Wiesbaden. Meyer, B. & Ahlert, G. (2000). Die ökonomischen Perspektiven des Sports. Eine empirische Analyse für die Bundesrepublik Deutschland (Schriftenreihe des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, Band 100). Schorndorf: Hofmann. Ministerium für Arbeit, Soziales und Stadtentwicklung, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen (1999). Teilergebnisse zum Ehrenamt: Teilergebnisse der Studie Arbeitszeiten 99. Düsseldorf. Mrazek, J. (1988). Freizeit, Gesundheit und Sport. In J. Fromme & M. Stoffers (Hrsg.), Freizeit im Lebensverlauf (S ). Bielefeld: Erkrath. Mrazek, J. & Rittner, V. (1989). Forschungsbericht Fitness-Studios. Köln. Mrazek, J. & Rittner, V. (1991). Übungsleiter und Trainer im Sportverein. Band 1: Die Personen und die Gruppen. Schorndorf: Hofmann. Mücke, F. (1986). Der moderne Sportverein: Eine systemtheoretische Fallstudie. Frankfurt am Main: Deutsch. Mutter, F. & Pawlowski, T. (2013). Zum Einfluss von Erfolgen der deutschen Nationalmannschaft auf das individuelle Sporttreiben Eine Untersuchung am Beispiel des Fußballs. Tagungsband der 16.Jahrestagung des Arbeitskrieses Sportökonomie e.v. Im Druck. 149

150 Nagel, S. (1998). Partizipation Jugendlicher im Sportverein: Pädagogische Überlegungen als Grundlage einer empirischen Untersuchung an 226 Vereinsjugendlichen. Sportwissenschaft, 28 (2), Nys, J.F. (2009). Physical activity, sport and health. Handbook on the economics of sport, Offe, C. (1981).The attribution of public status to interest groups: Observations on the West German case. In S. Berger (ed.), Organizing interests in Western Europe (pp ). Cambridge: Cambridge University Press. Opaschowski, H.-W. (1996). Die Zukunft des Sports: Zwischen Inszenierung und Vermarktung. Hamburg: BAT Freizeit-Forschungsinstitut. Paffenberger et al. (1993). The association of changes in physical-activity level and other lifestyle characteristics with mortality among men. New England journal of medicine, (328), Pam Golding (2010), Newsletter, June Pawlowski, T. & Breuer, C. (2012). Die finanzpolitische Bedeutung des Sports in Deutschland. Wiesbaden: Springer Gabler. Pawlowski,T., Downward, P. & Rasciute, S. (2011). Subjective well-being in European countries on the age-specific impact of physical activity. European Review of Aging and Physical Activity, Vol.8, Pawlowski, T., Downward, P. & Rasciute, S. (2011). The contribution of sport to national pride and wellbeing: An international perspective. Working Papers 1111, International Association of Sports Economists & North American Association of Sports Economists. Penot, J. (2001). Impact of sport events on tourism image. In World Tourism Organization and International Olympic Committee (Eds.), Sport & tourism (p ). Madrid: World Tourism Organization. Powell, K.E., Thompson, P., Caspersen, C.J., Kendrick, J. (1987). Physical activity and the incidence coronary disease. Annual review of public health, (8) Preuß, H. (1999). Ökonomische Implikationen der Ausrichtung Olympischer Spiele von München 1972 bis Atlanta Kassel: Agon Sportverlag. Preuß, H. (2000). Economics of the Olympic Games: Hosting the Games Sydney: Walla Walla Press. Preuß, H. (2006). Impact and Evaluation of Major Sporting Events. European Sport Management Quarterly, 4(4), Preuß, H. (2009). The Olympics. In W. Andreff & S. Szymanski (eds.), Handbook on the economics of sport (pp ). Cheltenham: Edward Elgar. Preuß, H. et al. (2010). Wirtschaftliche Wirkungen und Besucherzufriedenheit mit der UEFA EURO 2008 TM : Eine empirische Analyse für Österreich. Wiesbaden: Gabler. Preuß, H., Kurscheidt, M. & Schütte, N. (2009). Ökonomie des Tourismus durch Sportgroßveranstaltungen: Eine empirische Analyse zur Fußball-Weltmeisterschaft Wiesbaden: Gabler. Preuß, H., Schütte, N., Alfs, C., Gemeinder, K., Schunk, H. (2012). Die Wirtschaftliche Bedeutung des Sports in Deutschland Erhebungen und Auswertungen zum sportbezogenen Konsum. Vorläufiges Papier. Preuß, H. & Winkermann, K. (2011). Erlebniswert Olympischer Winterspiele in München Sport und Gesellschaft, Vol.8.2,

151 Priller, E. (1999). Variationen zum Thema Ehrenamt : Unterschiedliche Perspektiven und Resultate. In E. Kistler, H.-H. Noll & E. Priller (Hrsg.), Perspektiven gesellschaftlichen Zusammenhalts: Empirische Befunde, Praxiserfahrungen, Messkonzepte (S ). Berlin: Edition Sigma. Priller, E. & Zimmer, A. (1999). Ende der Mitgliederorganisation? Laufen den NPOs die Mitglieder davon? In D. Witt, E.-B. Blümle, R. Schauer & H. K. Anheier (Hrsg.), Ehrenamt und Modernisierungsdruck in Nonprofit-Organisationen: Eine Dokumentation (S ). Wiesbaden: Deutscher Universitäts- Verlag. Putnam, R. D. (1995). Bowling alone: America`s declining social capital. Journal of Democracy, 6, Putnam, R. D. (2000). Bowling alone: The collapse and revival of American community. New York: Simon & Schuster. Rahmann, B. et al. (1998). Sozio-ökonomische Analyse der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland: Gesellschaftliche Wirkungen, Kosten-Nutzen-Analyse und Finanzierungsmodelle einer Sportgroßveranstaltung. Köln: Sport und Buch Strauß. Rasciute, S. & Downward, P. (2005). Health or Happiness? What is the impact of physical activity on the individual. Kyklos, Vol.63.2, Rätzel, S. & Weinmann, J. (2006). Der Maradonna-Effekt: Wie viel Wohlfahrt schafft die deutsche Nationalmannschaft. Perspektiven der Wirtschaftspolitik, Vol.7.2, Rheker, U. (1994). Familiensport und Integration. In D. Alfermann & V. Scheid (Hrsg.), Psychologische Aspekte von Sport und Bewegung in Prävention und Rehabilitation (S ). Köln: bps-verlag. Riedmüller, F. (2002). Dienstleistungsqualität bei professionellen Sportveranstaltungen: Entwicklung und Überprüfung eines Erklärungsmodells. Frankfurt am Main u.a.: Lang. Rittner, V. (1986a). Die Bedeutung der Ehrenamtlichkeit bei Übungsleitern. Unveröffentlichtes Manuskript. Köln. Rittner, V. (1986b). Sport und Freizeit. In Landessportbund Nordrhein-Westfalen/Kultusministerium des Landes Nordrhein-Westfalen (Hrsg.), Breitensportentwicklung in Nordrhein-Westfalen (S ). Duisburg/Düsseldorf: LSB NRW. Rittner, V. & Breuer, C. (2000): Soziale Bedeutung und Gemeinwohlorientierung des Sports. Köln: Sport & Buch Strauß. Rittner, V. & Breuer, C. (2004) Gemeinwohlorientierung und soziale Bedeutung des Sports (2., aktualisierte und erw. Aufl., Wissenschaftliche Berichte und Materialien. Bundesinstitut für Sportwissenschaft: BD.2004,2). Köln: Sport und Buch Strauß. Robst, J. & Keil, J. (2000). The relationship between athletic participation and academic performance: Evidence from NCAA Division III. Applied Economics, Vol.32, Rodriguez, P., Kesenne, S. & Humphreys, B. (2011). The economics of sport, health and happiness. The promotion of well-being through sporting activities. Cheltenham, UK; Northhampton, MA, USA: Edward Elgar. Rössler, D. (1990). Sport als Institution. In: Gabler, h. göhner, U. (Hrsg.): Für einen bessere Sport: Themen, Entwicklungen und Perspektiven aus Sport und Sportwissenschaft. Schorndorf 1990, Rosenbladt, B. (2000). Freiwilliges Engagement in Deutschland: Ergebnisse der Repräsentativerhebung zu Ehrenamt, Freiwilligenarbeit und bürgerschaftlichen Engagement. (Gesamtbericht). Stuttgart: Kohlhammer. 151

152 Rost, R. (1995). Die Bedeutung körperlicher Aktivität in der Prävention arteriosklerotischer Erkrankungen. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, (46), Sonderheft, Rummelt, P. (1995). Sport als Mittel der sozialen Integration. Eine exemplarische Untersuchung des Landesprogramms Sport mit Aussiedlern ( ). In Jütting, D. H. & Lichtenauer, P. (Hrsg.), Ausländer im Sport. Bericht über die 2. Sommeruniversität Münster (S ). Münster: Münsteraner Schriften zur Körperkultur Band 23. Sack, H.-G. (1984). Soziale Funktionen des Sportvereins im Jugendalter: Abschlussbericht des gleichnamigen wissenschaftlichen Projektes der Deutschen Sportjugend. Berlin: Freie Universität Berlin. Sack, H.-G. (1985). Was bedeuten die sozialen Funktionen des Sportvereins für Jugendliche: Teil 4. In Olympische Jugend, 8, Sahner, H. (1993). Vereine und Verbände in der modernen Gesellschaft. In H. Best (Hrsg.), Vereine in Deutschland: Vom Geheimbund zur freien gesellschaftlichen Organisation (S ). Bonn: Informationszentrum Sozialwissenschaften. Sander, B. & Bergmann,R. (2003): Economic burden of obesity and its complications in Germany. European Journal of Health and Economics, (4), Sari N., (2009). Physical inactivity and its impact on healthcare utilization. Health economics, 18, Scharpf, F. W. (1970). Demokratietheorie zwischen Utopie und Anpassung. Konstanz: Universitätsverlag. Schemel, H.-J. & Strasdas, W. (1998). Bewegungsraum Stadt: Bausteine zur Schaffung umweltfreundlicher Sport- und Spielgelegenheiten. Aachen: Meyer und Meyer. Scherhag, K. (1998). Events Eine Chance für die Tourismuswirtschaft. In W. Freyer, D. Meyer & K. Scherhag (Hrsg.), Events Wachstumsmarkt im Tourismus? (S ). Dresden: FIT. Scheuch, E. K. (1993). Vereine als Teil der Privatgesellschaft. In H. Best (Hrsg.), Vereine in Deutschland: Vom Geheimbund zur freien gesellschaftlichen Organisation (S ). Bonn: Informationszentrum Sozialwissenschaften. Schlagenhauf, K. (1977). Sportvereine in der Bundesrepublik Deutschland. Teil I: Strukturelemente und Verhaltensdeterminanten im organisierten Freizeitbereich. Schorndorf: Hofmann. Schnedlitz, P. & Piber, H. (1985). Sportgroßveranstaltungen und Fremdenverkehrsmarketing: eine empirische Marketingstudie. Frankfurt am Main u.a.: Peter Lang. Schneeloch, W. (2010). Sportstätten Impulsgeber der Sportentwicklung. In Arbeitskreis 10: Sportstätten der Zukunft versus Bau- und Planungsrecht. Schöb, A. (1999). Verminderung gesellschaftlichen Zusammenhalts oder stabile Integration? Empirische Analysen zur sozialen und politischen Beteiligung in Deutschland. In ISI Informationsdienst Soziale Indikatoren, 22, Schöttler, B. (1991). Sportanbieter für Ältere: Bestandsaufnahme und Perspektiven. In Brennpunkte der Sportwissenschaft, 5 (1), Schröder, J. (1991). Jugendarbeit im Sportverein Aachen: Meyer & Meyer. Schulz, G. (1996). Auswertung der Befragung des Deutschen Kulturrates Stand und Perspektiven ehrenamtlicher Arbeit im Kulturbereich. In Deutscher Kulturrat (Hrsg.), Ehrenamt in der Kultur: Stand und Perspektiven ehrenamtlicher Arbeit im Kulturbereich (S ). Bonn: Deutscher Kulturrat. Schurack, C. (2003). Die Bedeutung von Großveranstaltungen im Sport-Tourismus dargestellt am Beispiel des Berlin-Marathons Marburg: Tectum Verlag. 152

153 Schwark, J. (2005). Sportgroßveranstaltungen und Tourismus: Studien zum Champions League Final 2004 und Karstadt-Ruhr-Marathon In J. Schwark (Hrsg.), Sporttourismus und Großveranstaltungen Praxisbeispiele (S. 9-32). Münster: Waxmann. Sebaldt, M. (1997). Organisierter Pluralismus: Kräftefeld, Selbstverständnis und politische Arbeit deutscher Interessengruppen. Opladen: Westdeutscher Verlag. Shepard, R.J. (1990). Körperliche Aktivtät und Krebs. International Journal of Sports Medicine. (11), Sigloch, J. & Klimmer, C. (2003). Rechnungslegung und Besteuerung im Sport. Wiesbaden: Gabler. Singer, R. (1988). Wie attraktiv ist der Vereinssport für die heutige Jugend? In H. Digel (Hrsg.), Sport im Verein und im Verband (S ). Schorndorf: Hofmann. Sinn, H.-W., Flaig, G. und Werding, M. (2001): EU-Erweiterung und Arbeitskräftemigration Wege zu einer schrittweisen Annäherung der Arbeitsmärkte. München: ifo-beiträge zur Wirtschaftsforschung, Nr. 2. Sliep, K. (2004). VI Quantitative Befragung Übungsleiterinnen, ein Führungskräftepotential? In G. Doll- Tepper & G. Pfister (Hrsg.), Hat Führung ein Geschlecht? Genderarrangements in Entscheidungsgremien des deutschen Sports (S ). Köln: Sport und Buch Strauß. Smala, A., Beeler, I. & Szuc s, T.D. (2001). Die Kosten der körperlichen Inaktivität in der Schweiz. Zürich. Snape, R. & Binks, P. (2008). Re-thinking sport: physical activity and healthy living in British South Asian Muslim communities. Managing Leisure, 13 (1), Sparrow, M. (1989). A tourism planning model for hallmark events. In G. J. Syme, B. J. Shaw et al. (eds.), The planning and evaluation of hallmark events (pp ). Aldershot: Avebury. Spilling, O. R. (1999). Long-term impacts of mega-events: The case of Lillehammer In C. Jeanrenaud (ed.), The economic impact of sport events (pp ). Neuchâtel: Editions CIES. Sport Industry Research Center (2010). Economice Value of Sport in England Sheffield Hallam University. Sport + Markt AG (2008). Sportsponsoren in Deutschland Köln. Sports Econ Austria (2005). Ökonomische Wirkungen von Sportgroßveranstaltungen: Destination Salzburg. Zugriff am 15. Nov unter Standeven, J. & De Knop, P. (1999). Sport tourism. Champaign, IL: Human Kinetics. Statistisches Bundesamt (2009). Finanzen und Steuern: Steuerpflichtige Unternehmen und deren Lieferungen und Leistungen nach wirtschaftlicher Gliederung. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt. Statistisches Bundesamt (2011). Finanzen und Steuern: Steuerpflichtige Unternehmen und deren Lieferungen und Leistungen nach wirtschaftlicher Gliederung. Wiesbaden: Statistisches Bundesamt. Statistisches Bundesamt (2012). Zahlen und Fakten der Wirtschaftsbereiche. Steinecke, A. & Haart, N. (1996). Regionalwirtschaftliche Effekte der Motorsport-Großveranstaltungen Formel-1-Grand-Prix 1996 und Truck-Grand-Prix 1996 auf dem Nürburgring: Untersuchung im Auftrag der Freizeit- und Wirtschaftsdienst GmbH/Koblenz des ADAC Mittelrhein. Trier: Europäisches Tourismus- Institut. 153

154 Stevenson, B. (2006). Beyond the classroom: Using Title IX to measure the return to high school sports. American Law & Economics Association Annual Meetings, Paper 34. Stoessel, H. (1973). Sport und Fremdenverkehr: Die Bedeutung des Sports für den schweizerischen Fremdenverkehr. Bern u.a.: Haupt. Strategy Unit - DCMS (2002). Game Plan - a strategy for delivering the government's sport and physical activity objectives. London Streeck, W. (1987). Vielfalt und Interdependenz: Probleme intermediärer Organisationen in sich ändernden Umwelten. Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 39, Streeck, W. (1999). Verbände als soziales Kapital: Von Nutzen und Nutzung des Korporatismus in einer Gesellschaft im Wandel. Köln: Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung. Strob, B. (1999). Der vereins- und verbandsorganisierte Sport: Ein Zusammenschluss von (Wahl)Gemeinschaften? Münster: Waxmann. Ströhle, A. (2009). Physical activity, exercise, depression and anxiety disorders. Journal of Neural Transmission. (116), Süssmuth, B., Heyne, M. & Maennig, W. (2010). Induced civic pride and integration. Oxford Bulletin of Economics and Statistics, Vol.72.2, Swoboda, W. H. (1987). Jugend und Freizeit: Orientierungshilfen für Jugendpolitik und Jugendarbeit. Erkrath: DGFF. Szymanski, S. (2002). The economic impact of the World Cup. In World Economics, 2002 (1), Teubner, E. (1978). Organisationsdemokratie und Verbandsverfassung: Rechtsmodelle für politisch relevante Verbände. Köln: Mohr Siebeck. Timm, W. (1979). Sportvereine in der Bundesrepublik Deutschland. Teil II: Organisations-, Angebots- und Finanzstruktur. Schorndorf: Hofmann. TNS Sport (2007). Sponsor Visions 2007: Sponsoring im Fokus von Unternehmen und Agenturen. Hamburg. Töpfer, A. & Mann, A. (1996). Kommunale Kommunikationspolitik, Befunde einer empirischen Analyse. Der Städtetag, 49 (1996), Trosien, G. (2001). Wassersport zieht Sport-Tourismus nach. In G. Trosien & M. Dinkel (Hrsg.), Sport- Tourismus als Wirtschaftsfaktor: Produkte, Branchen, Vernetzung (S ). Nürnberg: Afra-Verlag. U.S. Department of Health and Human Services (1996). Physical activity and health: A Report of the Surgeon General. Atlanta, GA: U.S. Department of Health and Human Services, Center for Disease Control and Prevention, National Center for Chronic Disease Prevention and Health Promotion. Verba, S. (1961). Small groups and political behavior: A study of leadership. Princeton: Princeton University Press. Visa Europe (2012). Realising a golden opportunity: Visa Europe s London 2012 Olympic and Paralympic Games expenditure and economic impact report. National and Regional Eonomic Impacts. Voillat, F. & Stritt, M. A. (1999). Short-term effects of a mega sport event: The case of Sion In C. Jeanrenaud (ed.), The economic impacts of sport events (pp ). Neuchâtel: Editions CIES. Von Rosenbladt, B. & Picot, S. (1999). Freiwilligenarbeit, ehrenamtliche Tätigkeiten und bürgerschaftliches Engagement: Repräsentative Erhebung 1999 Überblick über die Ergebnisse: Kurzbericht. München: TNS Infratest. 154

155 Von Stetten, F. (2009). Imageänderung Deutschlands durch die FIFA WM Bochum: Universitätsverlag Dr. N. Brockmeyer. Wadsack, R. (1992). Attraktives Ehrenamt: Motivation ehrenamtlicher Mitarbeiter in Sportvereinen. Witten: Verlag am Steinberg. Walseth, K. (2008). Bridging and bonding social capital in sport experiences of young woman with an immigrant background. Sport, Education and Society, 13 (1), Walton, H., Longo, A. & Dawson, P. (2008). A contingent valuation of the 2012 London Olympic Games. Journal of Sports Economics, Vol.9.3, Vol.12.4, Warburton, D.E.R., Nicol, C.W., Bredin, S.S.D. (2006). Health benefits of physical activity: the evidence. Canadian Medical Association Journal. 174 (6), Weber, W., Schneider, C., Kortlücke, N. & Horak, B. (1995). Die wirtschaftliche Bedeutung des Sports. (Schriftenreihe des Bundesinstituts für Sportwissenschaft, Band 100). Schorndorf: Hofmann. Wehling, H. G. (1983). Heimat Verein. Der Bürger im Staat, 33, Wehling, H. G. (1998). Gesellschaftliche Akteure in der Kommune. In Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.), Informationen zur politischen Bildung 242: Kommunalpolitik (S ). Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung. Weighill, A. J. (2002). Canadian domestic sport travel in In M. Joppe (ed.) Accessing destinations: How do you get here from there? Edmonton: TTRA-Canada Conference Proceedings. Weiss et al. (2000) Sport und Gesundheit: Die Auswirkungen des Sports auf die Gesundheit eine sozioökonomische Analyse. Wien: BMSG. Werle, J. & Cal, G. (1996). Sportvereine und Sportverbände. In H. Rieder, G. Huber & J. Werle (Hrsg.), Sport mit Sondergruppen: Ein Handbuch (S ). Schorndorf: Hofmann. Wetterich, J., Eckl, S. & Schabert, W. (2009). Grundlagen zur Weiterentwicklung von Sportanlagen. Bonn: Statistisches Bundesamt. WHO (Hrsg.). Physical activity and health in Europe: evidence for Action. World Health Organization WHO (Hrsg.). Die Herausforderung Adipositas und Strategien zu ihrer Bekämpfung in der europäischen Region der WHO. World Health Organization WHO (Hrsg.). Global status report on noncommunicable diseases World Health Organization Wicker, P., Hallmann, K., Breuer, C. & Feiler, S. (2012). The value of Olympic success and the intangible effects of sport events a contingent valuation approach in Germany. European Sport Management Quarterly Wicker, P., Prinz, J. & von Hanau, T. (2012). Estimating the value of national sporting success. Sport Management Review, Vol.15, Winkler, J., Klaes, L., Florijn-Zens, Y. Wild-Mittmann, B. (1998). WIAD Studie: Sport und Gesundheit. Bewegung als zentrale Größe von Zufriedenheit, Leistungsfähigkeit und Gesundheitsstabilität. Frankfurt am Main. Wohlfahrt, N. & Zühlke, W. (1994). Weiterentwicklung der Stadtentwicklungspolitik unter dem Leitbild Gesunde Stadt. In Institut für Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein- Westfalen (Hrsg.), Stadtentwicklung unter dem Leitbild Gesunde Stadt. Duisburg: waz-druck. Zimmer, A. (1996). Vereine Basiselemente der Demokratie. Opladen: Leske und Budrich Verlag. 155

156 7 Methode Verbandsstudie Struktur des Fragebogens Der Fragebogen gliedert sich in sechs Abschnitte zu den folgenden Bereichen (vgl. Tab. 1). Der vollständige Fragebogen befindet sich im Anhang. Tab. 1: Übersicht über die Struktur des Fragebogens. Abschnitt Frage(n) Bereich Angaben zu den Beteiligungen an Gesellschaften 2 4 Mögliche Erfolgsfaktoren des Verbandes Ehrenamtliche Arbeitsstunden pro Woche auf den Ebenen (Vorstand, erweiterter Vorstand, über den Vorstand hinaus) 4 11 Hauptamtliche Mitarbeiter und deren Arbeitsverhältnis Situation der Sportanlagen und der Gebäude (verbandseigene und kommunale ) Finanzen (Einnahmen, Ausgaben, Vermögensgegenstände, Schuldbestand) Verbandsebenen Neben einer generellen Untersuchung des gesamten Sportverbandswesens wurde zusätzlich eine Betrachtung der einzelnen Verbandsebenen vorgenommen. Hierzu wurde die Grundgesamtheit der Verbände je nach Verbandstyp katalogisiert. Dabei wurde folgende Einteilung vorgenommen. Einteilung nach Verbandsebenen Landessportbünde Kreis- und Stadtsportbünde Spitzenverbände Landesfachverbände Kreis- und Regionalfachverbände Überregionale Verbände Einteilungskriterium Bilden die Dachorganisation des Sports innerhalb eines Bundeslandes Bilden die Dachorganisationen des Sports innerhalb eines Kreises oder einer Stadt Dachverband einer Sportart z.b. der DFB Dachverband einer Sportart in einem Bundesland Dachverband einer Sportart in einer Region oder einem Kreis Verbände, die einem Spitzenverband unterstehen aber größer sind als ein Landesfachverband, wie z.b. der Norddeutsche Fußballverband Stichprobe und Rücklauf 156

157 Als Grundlage für die Stichprobe dienten -Adressen der einzelnen Verbände. Diese wurden vom DOSB zur Verfügung gestellt sowie selbst recherchiert. Insgesamt konnten so Adresse gefunden und angeschrieben werden. Die Erhebung wurde in dem Zeitraum vom bis zum durchgeführt. Die Stichprobe wurde um diejenigen bereinigt, die aus verschiedenen Gründen nicht an der Befragung teilnehmen konnten. Der Großteil dieser Stichprobenausfälle (über 250) ist auf fehlerhafte -Adressen zurückzuführen. Insgesamt konnten n=1080 Interviews realisiert werden, was einem Rücklauf von fast 30% entspricht (vgl. Tab. 2). Tabelle 3 gibt einen Überblick der realisierten Interviews nach Verbandstyp und Tabelle 4 weist die entsprechenden Beteiligungsraten in den einzelnen Bundesländern aus. Tab. 2: Feldübersicht der Sportverbandsbefragung Sportverbandsbefragung 2011 N Anteil an Anteil an Stichprobe I (in %) Stichprobe II (in%) Grundgesamtheit unbekannt Stichprobe I Fehlerhafte adressen, Personen nicht mehr im Verband tätig, Verband existiert nicht 265 mehr/in Auflösung, Absagen Bereinigte Stichprobe II ,00 Realisierte Interviews ,49 29,48 Beendete Interviews ,18 14,14 Tab. 3: Feldübersicht der Sportverbandsbefragung 2012 nach Verbandstyp Stichprobe I nach Verbandstyp Angeschrieben Realisierte Interviews Beendete Interviews DOSB 1 (100%) 1 (100%) 1(100%) Landessportbünde 16 (100%) 5 (31,25%) 3 (18,75%) Kreis- und Stadtsportbünde 565 (100%) 205 (36,28%) 115 (20,35%) Spitzenverbände 62 (100%) 36 (58,06%) 20 (32,25%) Landesfachverbände 838 (100%) 289 (34,48%) 154 (18,37%) Kreis- und Regionalfachverbände 2403 (100%) 527 (21,93%) 218 (9,07%) Überregionale Verbände 43 (100%) 17 (39,53%) 7 (16,27%) Gesamtanzahl (100%) (27,49%) 518 (13,18%) Tab. 4: Feldübersicht der Sportverbandsbefragung 2012 nach Beteiligung in den einzelnen Bundesländern. Stichprobe I nach Bundesland Angeschrieben Realisierte Interviews Beendete Interviews Bayerischer Landessportverband 464 (100%) 94 (20,25%) 29 (6,25%) Hamburger Sportbund 54 (100%) 23 (42,59%) 10 (18,51%) Landessportbund Berlin 85 (100%) 33 (38,82%) 12 (14,11%) 157

158 Landessportbund Brandenburg 144 (100%) 36 (22,91%) 15 (10,41%) Landessportbund Bremen 39 (100%) 8 (20,51%) 7 (17,94%) Landessportbund Hessen 217 (100%) 64 (23,61%) 28 (12,90%) Landessportbund Mecklenburg- Vorpommern 109 (100%) 21 (19,26%) 8 (07,33%) Landessportbund Niedersachsen 701 (100%) 185 (26,39%) 90 (12,83%) Landessportbund Nordrhein- Westfalen 724 (100%) 234 (32,32%) 128 (17,67%) Landessportbund Rheinland- Pfalz 281 (100%) 60 (21,35%) 26 (9,25%) Landessportbund Sachsen 145 (100%) 33 (22,75%) 19 (13,10%) Landessportbund Sachsen- Anhalt 134 (100%) 36 (26,86%) 19 (14,17%) Landessportbund Thüringen 117 (100%) 35 (29,05%) 20 (17,09%) Landessportbund Baden- Württemberg 316 (100%) 86 (27,21%) 37 (11,70%) Landessportverband für das Saarland 64 (100%) 12 (18,75%) 7 (10,93%) Landessportverband Schleswig- Holstein 228 (100%) 66 (28,95%) 35 (15,35%) DOSB 1 (100%) 1 (100%) 1 (100%) zuzüglich Spitzenverbände 62 (100%) 36 (58,06%) 20 (32,25%) zuzüglich Überregionale Verbände 43 (100%) 17 (39,53%) 7 (16,28%) Gesamtanzahl (100%) (27,49%) 518 (13,18%) Gewichtungen Die Auswertung der Daten wurde mit gewichteten Werten vorgenommen, um die Grundgesamtheit der deutschen Sportverbände möglichst repräsentativ darzustellen. Hierzu wurden in den Daten der Grundgesamtheit der befragten Verbände unterschiedliche Verbandsebenen gebildet. Insgesamt wurden die Verbände in 7 Verbandsebenen eingeteilt (vgl ). Anschließend wurde die Verteilung der Verbände in den Verbandsebnen ermittelt. Für jeden einzelnen Fall wurde anschließend auf Basis der Verteilung in den Verbandsebnen in der Grundgesamtheit ein Gewichtungsfaktor bestimmt, mit dem die Stichprobe anschließend für die finale Auswertung gewichtet wurde. Mit folgender Formel wurden die Verbände gewichtet. Gewichtungsfaktor Verbandstyp x = (Nx Grundgesamtheit/Nges Grundgesamtheit)/(Nx Sample/Nges Sample) Berechnung des sportvereinsinduzierten und /sportverbandsinduzierten Steueraufkommens In den Abschnitt 3.9 und 4.3 werden die Steuerrückflüsse der Vereine und Verbände berechnet. Die folgende Tabelle 5 zeigt die der Berechnung zugrundeliegenden Steuerarten und sätze. Da die Finanzangaben für eine Berechnung der Steuerrückflüsse teilweise zu wenig detailliert vorliegen, konnten für einige Bereiche nur Näherungsberechnungen bzw. Schätzungen vorgenommen werden. 158

159 Tab. 5: Überblick über die Besteuerung gemeinnütziger Sportvereine (Finanzamt Trier, 2009; Schlömer, Merten & Altenschmidt, 2011; Vereinsbesteuerung, 2012; Vereinswelt, 2012; Destatis, 2012). Bereich Kategorien Steuersatz Ideeller Bereich Mitgliederverwaltung Regulärer Trainingsbetrieb Einnahmen aus - Mitgliedsbeiträgen - Spenden - Zuschüssen - Veranstaltungen ohne Entgelt 0 % Umsatzsteuer 0 % Körperschaftssteuer 0 % Gewerbesteuer Ausgaben für - Mitgliederverwaltung - Jugendarbeit - Übungsleitervergütungen - Jubiläen und Ehrungen - Verbandsbeiträge, Sporthilfe Vermögensverwaltung Einnahmen aus - Vermögensverwaltung - Übertragungsrechten 7 % Umsatzsteuer; 0 % Körperschaftssteuer 0 % Gewerbesteuer - langfristige Vermietung und Verpachtung - langfristige Vermietung von Werbeflächen in Sportanlagen Ausgaben für - Bankgebühren - Darlehenszinsen - Gebäudeversicherung - Grundsteuer 159

160 Zweckbetrieb Einnahmen aus 7 % Umsatzsteuer; - Sportveranstaltungen, - Kursgebühren mit Einnahmen < % Körperschaftssteuer 0 % Gewerbesteuer - Leistungen für Mitglieder gegen Entgelt - Ablösesummen für die Freigabe v. Sportlern Wirtschaftlicher Einnahmen aus 19 % Umsatzsteuer Geschäftsbetrieb - Selbstbetriebener Gaststätte - Geselligen Veranstaltungen mit Ein- nahmen > Werbung: Trikot, Ausrüstung, Ban- de, Anzeigen - Eigener Wirtschafts- gesellschaft Körperschaftssteuer (15 %, 5,5 % Solidaritätszuschlag auf die Körper- schafts- steuer) und Gewerbe- steuer (3,5 % und bundesdurchschnittlicher Hebesatz 390 %), wenn Bruttoum- satz > und wenn Freibetrag (5.000 Gewinn) überschritten - Leistungen für Nichtmitglieder ge- gen Entgelt - Leistungen für Kooperationspartner gegen Entgelt - kurzfristige Vermietung von Ver- einsvermögen Ausgaben für - Allg. Verwaltungskosten - Kosten für außersportliche Veran- staltungen Gewinn aus wirtschaftlichem schäftsbetrieb Ge- Saldo aus Einnahmen- Ausgaben (inkl. Zweckbetrieb, wenn dieser über der Zweckbetriebsgrenze von liegt) Gewinn ist steuerpflichtig, wenn Einnahmen > und Gewinn > % Körperschaftssteuer, 5,5 % Solidaritätszuschlag und Gewer- besteuer (3,5 % und Hebesatz 390 %) à zu versteuerndes Einkom- men 160

161 Personalkosten Ausgaben für 20 % Lohnsteuer 41 - Verwaltungspersonal - Wartungspersonal - Zahlungen an Sportler - Übungsleiter Zweckbetrieb wirtschaftlicher schäftsbetrieb oder Ge- - Kosten für die Unterhaltung und den Betrieb eigener Anlagen 13 % Umsatzsteuer (Mittelwert aus 7 % und 19 %) 42 Zweckbetrieb - Reisekosten für Übungs- und Wett- kampfbetrieb 7 % Umsatzsteuer - Kosten Durchführung eigener sport- licher Veranstaltungen - Spielberechtigungen usw. Sportkonsum - Kosten für Sportgeräte und Beklei- dung 19 % Mehrwertsteuer Zweckbetrieb wirtschaftlicher schäftsbetrieb oder Ge- - Mieten und Kostenerstattungen für die Benutzung von nicht vereinsei- genen Anlangen 8,5 % (Mittelwert aus 7 % bzw. 19 % für kurzfristige Mieten und 0 % für langfristige Mieten) Die Lohnsteuer kann leider nur pauschal berechnet werden, da keine detaillierten Angaben über die Anzahl an Beschäftigten vorliegen. Ebenso kann die Übungsleiterpauschale nicht berücksichtigt werden. 42 Da keine Informationen über die Dauer des Mietverhältnisses vorliegen, wurde für die Berechnung der durchschnittliche Steuersatz zugrunde gelegt. 43 Da keine Informationen über die Dauer des Mietverhältnisses vorliegen, wurde für die Berechnung der mittlere Steuersatz zugrunde gelegt. 161

162 8 Anhang - Fragebogen Sportverbandsbefragung 2012 Auftraggeber: Deutscher Olympischer Sportbund Projektleitung: Deutsche Sporthochschule Köln 162

Study on Volunteering in the European Union Executive summary DE FREIWILLIGENTÄTIGKEIT IN DER EU

Study on Volunteering in the European Union Executive summary DE FREIWILLIGENTÄTIGKEIT IN DER EU FREIWILLIGENTÄTIGKEIT IN DER EU 1 2 ZUSAMMENFASSUNG Einführung Diese Zusammenfassung präsentiert die wichtigsten Ergebnisse einer Studie zur Freiwilligentätigkeit in der EU. Die Studie wurde von GHK im

Mehr

Studentische Mobilität und ihre finanziellen Effekte auf das Gastland

Studentische Mobilität und ihre finanziellen Effekte auf das Gastland Studie Studentische Mobilität und ihre finanziellen Effekte auf das Gastland Auftraggeber Deutscher Akademischer Austauschdienst e.v. (DAAD) Ansprechpartner/-in Dr. Iris Pfeiffer Dr. Michael Böhmer Autor/-in

Mehr

Demographie als Chance Demographische Entwicklung und Bildungssystem finanzielle Spielräume und Reformbedarf Prognos AG im Auftrag der Robert Bosch

Demographie als Chance Demographische Entwicklung und Bildungssystem finanzielle Spielräume und Reformbedarf Prognos AG im Auftrag der Robert Bosch Demographie als Chance Demographische Entwicklung und Bildungssystem finanzielle Spielräume und Reformbedarf Prognos AG im Auftrag der Robert Bosch Stiftung in Zusammenarbeit mit Die Welt 2 Die Robert

Mehr

Die Beschäftigungseffekte der Energiewende Eine Expertise für den Bundesverband WindEnergie e.v. und die Deutsche Messe AG

Die Beschäftigungseffekte der Energiewende Eine Expertise für den Bundesverband WindEnergie e.v. und die Deutsche Messe AG Das Consulting-Unternehmen des DIW Berlin Die Beschäftigungseffekte der Energiewende Eine Expertise für den Bundesverband WindEnergie e.v. und die Deutsche Messe AG Berlin, April 2015 DIW Econ GmbH Nicola

Mehr

Die Nachfrage nach Primär- und Sekundärrohstoffen der Steine-und-Erden-Industrie bis 2030 in Deutschland

Die Nachfrage nach Primär- und Sekundärrohstoffen der Steine-und-Erden-Industrie bis 2030 in Deutschland Die Nachfrage nach Primär- und Sekundärrohstoffen der Steine-und-Erden-Industrie bis 23 in Deutschland Kurzfassung Bearbeitet von: Prof. Dr.-Ing. Stoll & Partner Ingenieurgesellschaft mbh, Aachen Dr.-Ing.

Mehr

DIE ENTWICKLUNG DER HOCHSCHULFINANZIERUNG VON 2000 BIS 2025 DIETER DOHMEN RENÉ KREMPKOW. www.kas.de

DIE ENTWICKLUNG DER HOCHSCHULFINANZIERUNG VON 2000 BIS 2025 DIETER DOHMEN RENÉ KREMPKOW. www.kas.de DIE ENTWICKLUNG DER HOCHSCHULFINANZIERUNG VON 2000 BIS 2025 DIETER DOHMEN RENÉ KREMPKOW www.kas.de INHALT 05 TABELLENVERZEICHNIS 06 ABBILDUNGSVERZEICHNIS 07 VORWORT 09 1. EINLEITUNG 1.1. Entwicklung der

Mehr

Das gesellschaftliche Engagement von Familienunternehmen Dokumentation der Ergebnisse einer Unternehmensbefragung

Das gesellschaftliche Engagement von Familienunternehmen Dokumentation der Ergebnisse einer Unternehmensbefragung Das gesellschaftliche Engagement von Familienunternehmen Dokumentation der Ergebnisse einer Unternehmensbefragung Projektdurchführung Betriebswirtschaftliches Institut Abteilung III Lehrstuhl für Allgemeine

Mehr

Was kostet eine Ausbildungsgarantie in Deutschland? Prof. em. Dr. Klaus Klemm Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung

Was kostet eine Ausbildungsgarantie in Deutschland? Prof. em. Dr. Klaus Klemm Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung Was kostet eine Ausbildungsgarantie in Deutschland? Prof. em. Dr. Klaus Klemm Im Auftrag der Bertelsmann Stiftung Was kostet eine Ausbildungsgarantie in Deutschland? Prof. em. Dr. Klaus Klemm Im Auftrag

Mehr

Endbericht zum Projekt "Hochschulen als regionaler Wirtschaftsfaktor"

Endbericht zum Projekt Hochschulen als regionaler Wirtschaftsfaktor Torben Schubert, Henning Kroll Endbericht zum Projekt "Hochschulen als regionaler Wirtschaftsfaktor" Im Auftrag von Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft Unterstützt durch das Ministerium für Wissenschaft

Mehr

Dieter Dohmen, Annegret Erbes, Kathrin Fuchs, Juliane Günzel

Dieter Dohmen, Annegret Erbes, Kathrin Fuchs, Juliane Günzel Dieter Dohmen, Annegret Erbes, Kathrin Fuchs, Juliane Günzel Unter Mitarbeit von Anne Knauf, Andreas Kunzler, Andrea Schmidt, Bernadette Tirschmann Was wissen wir über Nachhilfe? Sachstand und Auswertung

Mehr

Auswirkungen der Energiewende auf Ostd eutschland Endbericht

Auswirkungen der Energiewende auf Ostd eutschland Endbericht Auswirkungen der Energiewende auf Ostd eutschland Endbericht EuPD Research Adenauerallee 134 53113 Bonn +49 (0) 228 971 43-0 +49 (0) 228 971 43-11 Autoren: DCTI Deutsches CleanTech Institut Adenauerallee

Mehr

Ist-Analyse. Sportangebote, Organisationsformen

Ist-Analyse. Sportangebote, Organisationsformen Sportentwicklung in Lübeck: 2 Ist-Analyse 7 2 Ist-Analyse Ziel der Ist-Analyse war es, einen Überblick zum aktuellen Stand des Sports in der Hansestadt Lübeck zu gewinnen, um mögliche Sportentwicklungsziele

Mehr

WARUM SICH DIE ENERGIEWENDE RECHNET

WARUM SICH DIE ENERGIEWENDE RECHNET STUDIE WARUM SICH DIE ENERGIEWENDE RECHNET E INE A NALYSE VON K OSTEN UND N UTZEN DER E RNEUERBAREN E NERGIEN IN D EUTSCHLAND 2 Germanwatch Kurzzusammenfassung Das vorliegende Papier ist als Metastudie

Mehr

Migranten am Arbeitsmarkt in Deutschland

Migranten am Arbeitsmarkt in Deutschland Migranten am Arbeitsmarkt in Deutschland Katharina Seebaß Manuel Siegert WorkingPaper WorkingPaper WWorking o r k i npaper g P a p36e r der Forschungsgruppe des Bundesamtes W o r k i n g P a p e r W o

Mehr

Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung bis 2030 in Bayern und Deutschland

Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung bis 2030 in Bayern und Deutschland Studie Prognose der wirtschaftlichen Entwicklung bis 2030 in Bayern und Deutschland Franziska Biermann, Michael Bräuninger, Anja Rossen, Friso Schlitte Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) Oktober

Mehr

Kostenprognose der Dienstleistungen in der Langzeitpflege in Österreich von 2010 bis 2025. Ergebnisbericht

Kostenprognose der Dienstleistungen in der Langzeitpflege in Österreich von 2010 bis 2025. Ergebnisbericht Kostenprognose der Dienstleistungen in der Langzeitpflege in Österreich von 2010 bis 2025 Ergebnisbericht Kostenprognose der Dienstleistungen in der Langzeitpflege in Österreich von 2010 bis 2025 Ergebnisbericht

Mehr

Migranten als Publikum in öffentlichen deutschen Kulturinstitutionen

Migranten als Publikum in öffentlichen deutschen Kulturinstitutionen Migranten als Publikum in öffentlichen deutschen Kulturinstitutionen Eine Untersuchung des Zentrums für Audience Development (ZAD) am Institut für Kultur- und Medienmanagement der Freien Universität Berlin

Mehr

Auslandsinvestitionen und Beschäftigungseffekte in der schweizerischen Maschinenindustrie: Ergebnisse einer Unternehmensbefragung

Auslandsinvestitionen und Beschäftigungseffekte in der schweizerischen Maschinenindustrie: Ergebnisse einer Unternehmensbefragung Fred Henneberger / Matthias Vocke / Alexandre Ziegler Auslandsinvestitionen und Beschäftigungseffekte in der schweizerischen Maschinenindustrie: Ergebnisse einer Unternehmensbefragung Nr. 50 der Reihe

Mehr

Die Stadt und ihr Profifußball Eine ganz normale Beziehung

Die Stadt und ihr Profifußball Eine ganz normale Beziehung Die Stadt und ihr Profifußball Eine ganz normale Beziehung 2 Vorbemerkung Vorbemerkung Die Sonnenseiten des Profifußballs dominieren meist den Sportteil der Zeitungen. Vereinzelt rücken derzeit allerdings

Mehr

Zentrale Befunde zu aktuellen Arbeitsmarktthemen

Zentrale Befunde zu aktuellen Arbeitsmarktthemen Aktuelle Berichte Zentrale Befunde zu aktuellen Arbeitsmarktthemen 7/2015 Inhalt 1 Standortbestimmung: Herausforderungen am Arbeitsmarkt... 3 2 Struktur der Beschäftigung... 7 3 Fachkräftesicherung...11

Mehr

Arbeitsmärkte im Wandel

Arbeitsmärkte im Wandel Arbeitsmärkte im Wandel Impressum Herausgeber: Statistische Ämter des Bundes und der Länder Herstellung und Redaktion: Statistisches Bundesamt 65180 Wiesbaden Tel.: +49 (0) 611 75-2405 Fax: +49 (0) 611

Mehr

Peter Mooslechner, Helmut Stix, Karin Wagner 1

Peter Mooslechner, Helmut Stix, Karin Wagner 1 Ergebnisse einer Untersuchung zur Struktur der Zahlungsmittelverwendung privater Haushalte im Kontext der geldpolitischen Analyse Peter Mooslechner, Helmut Stix, Karin Wagner 1 In dieser Studie werden

Mehr

Was Strom wirklich kostet

Was Strom wirklich kostet Vergleich der staatlichen Förderungen und gesamtgesellschaftlichen Kosten von konventionellen und erneuerbaren Energien - Langfassung, überarbeitete und aktualisierte Auflage 2015-01 2015 Swantje Küchler

Mehr

Demografischer Wandel in Deutschland

Demografischer Wandel in Deutschland Demografischer Wandel in Deutschland Heft 3 Auswirkungen auf Kindertagesbetreuung und Schülerzahlen im Bund und in den Ländern Ausgabe 2009 Demografischer Wandel in Deutschland Heft 3 Auswirkungen auf

Mehr

Der Tourismus im Wallis. Wertschöpfungsstudie. Heinz Rütter Adrian Berwert Ursula Rütter-Fischbacher Michael Landolt

Der Tourismus im Wallis. Wertschöpfungsstudie. Heinz Rütter Adrian Berwert Ursula Rütter-Fischbacher Michael Landolt Der Tourismus im Wallis Wertschöpfungsstudie Heinz Rütter Adrian Berwert Ursula Rütter-Fischbacher Michael Landolt IMPRESSUM Auftraggeber Finanz- und Volkswirtschaftsdepartement des Kantons Wallis Dienststelle

Mehr

Tourismuswirtschaft am Niederrhein

Tourismuswirtschaft am Niederrhein Tourismuswirtschaft am Niederrhein Analyse der touristischen Wertschöpfung und Perspektiven für den Tourismus am Niederrhein KREFELD MÖNCHENGLADBACH NEUSS VIERSEN Existenzgründung und Unternehmensförderung

Mehr

Das Wissen zur Kinder- und Jugendarbeit. Die empirische Forschung 1998-2008 Ein kommentierter Überblick für die Praxis

Das Wissen zur Kinder- und Jugendarbeit. Die empirische Forschung 1998-2008 Ein kommentierter Überblick für die Praxis Das Wissen zur Kinder- und Jugendarbeit Die empirische Forschung 1998-2008 Ein kommentierter Überblick für die Praxis A r b e i t s k re i s G 5 Alle Rechte vorbehalten Das Wissen zur Kinder- und Jugendarbeit

Mehr

Fachkräfteengpässe in Unternehmen. Die Altersstruktur in Engpassberufen Studie. UNTERNEHMEN positionieren. SITUATION analysieren

Fachkräfteengpässe in Unternehmen. Die Altersstruktur in Engpassberufen Studie. UNTERNEHMEN positionieren. SITUATION analysieren SITUATION analysieren UNTERNEHMEN positionieren FACHKRÄFTE finden FACHKRÄFTE binden FACHKRÄFTE qualifizieren Fachkräfteengpässe in Unternehmen Die Altersstruktur in Engpassberufen Studie Impressum Herausgeber

Mehr

Messung der Fortschritte auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Europa

Messung der Fortschritte auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Europa PANORAMA OF DER THE EUROPÄISCHEN EUROPEAN UNION Messung der Fortschritte auf dem Weg zu einem nachhaltigeren Europa 2 0 0 5 A U S G A B E Indikatoren für nachhaltige Entwicklung für die Europäische Union

Mehr

Gesundheitswesen. Fachkräftemangel. Stationärer und ambulanter Bereich bis zum Jahr 2030

Gesundheitswesen. Fachkräftemangel. Stationärer und ambulanter Bereich bis zum Jahr 2030 Gesundheitswesen Fachkräftemangel Stationärer und ambulanter Bereich bis zum Jahr 2030 1 Gesundheitswesen Fachkräftemangel Stationärer und ambulanter Bereich bis zum Jahr 2030 Fachkräftemangel Stationärer

Mehr