München, 28. Juni 2013
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- Sven Michel
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1 Karin Schreiner-Kürten, GKV-Spitzenverband Dr. Rüdiger Meierjürgen, BARMER GEK Gesundheit von Frauen und Männern effektiv fördern geschlechterspezifische Prävention und Gesundheitsförderung München, 28. Juni 2013 Workshop 4 Geschlechterspezifische Angebote der gesetzlichen Krankenkassen
2 Gliederung 1. Einführung 2. Inanspruchnahme von Leistungen der Prävention und Früherkennung 3. Geschlechterspezifische Prävention und Gesundheitsförderung einige Beispiele 4. Folgerungen und Fragestellungen
3 Einführung: Entwicklungsschritte Seit Mitte der 90-iger Jahre des vergangenen Jahrhunderts wird in der GKV das Thema geschlechterspezifische Prävention und Gesundheitsförderung vermehrt diskutiert und aufgegriffen. Offensichtlich müssen noch erhebliche Veränderungen im Bereich der Angebote zur Gesundheitsförderung erfolgen, um die geschlechtsspezifischen Barrieren der Inanspruchnahme abzubauen. (Gesundheitsreport NRW 1994) Seit 2000 neue Impulse aus der Wiederbelebung des sowie der Gender Mainstreaming Diskussion 20 SGB V Ab Anfang/Mitte der 2000-er Jahre erste gezielte Projekte und Maßnahmen, wie z. B. AU-Reporte der Krankenkassen, geschlechterspezifische Angebote der Individualprävention sowie Projekte der schulischen und betrieblichen Gesundheitsförderung
4 Einführung: Gesetzliche Rahmenbedingungen Leistungen zur primären Prävention nach 20 Abs. 1 SGB V sollen den allgemeinen Gesundheitszustand verbessern und insb. einen Beitrag zur Verminderung sozial bedingter Ungleichheit der Gesundheitschancen erbringen. Der SpiK beschließt gemeinsam und einheitlich unter Einbeziehung unabhängigen Sachverstandes prioritäre Handlungsfelder und Kriterien..., insbesondere hinsichtlich Bedarf, Zielgruppen, Zugangswegen, Inhalten und Methodik. Im Leitfaden Prävention wird an verschiedenen Stellen auf die Berücksichtigung geschlechterspezifischer Unterschiede und Bedürfnisse bei der Festlegung von Zielgruppen, Zugangswegen, Inhalten und Methodik hingewiesen.
5 Teilnahme an verhaltenspräventiven Maßnahmen in den letzten 12 Monaten (DEGS1) 16,6 % der Befragungsteilnehmerinnen/-er insgesamt Frauen Männer Ernährung 3,1 2,6 Bewegung 19,5 9,4 Entspannung 3,8 1,8 mindestens eine Maßnahme 22,1 11,0 Anmerkung: Der Anteil an mindestens einer Maßnahme ist aufgrund von Mehrfachnennungen größer als die Summe der Einzelteile Quelle: Jordan, von der Lippe 2013
6 Teilnahme an mindestens einer verhaltenspräventiven Maßnahme in den letzten 12 Monaten (DEGS 1) in % Sozialstatus Frauen Männer insgesamt Niedrig 16,1 6,5 11,5 Mittel 22,5 11,9 17,4 Hoch 27,3 12,5 19,1 Quelle: Jordan, v. d. Lippe,2013
7 In Prozent In Prozent Regelmäßige Inanspruchnahme von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen nach Geschlecht, Alter und Sozialstatus (Gesamt/Niedrig) (DEGS1) 90 Frauen 70 Männer bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis 79 Quelle: Starker, Saß 2013 Alter Alter
8 GKV-Präventionsbericht 2012: Inanspruchnahme von Kursen nach Geschlecht 2011 in Prozent Suchtmittelkonsum Stressbewältigung Ernährung Bewegung Gesamt Frauen: 79 % Männer: 21 % Männer Frauen Quelle: GKV Präventionsbericht 2012
9 Geschlechtsspezifische Inanspruchnahme von Leistungen der Individualprävention und lebensweltbezogenen Prävention Frauen nehmen den individuellen Ansatz besonders in Anspruch Männer werden insbesondere über die betriebliche Gesundheitsförderung erreicht Insgesamt erreicht die GKV mit ihren Gesundheitsförderungs- und Präventionsmaßnahmen beide Geschlechter über verschiedene Wege Weibliche Personen Männliche Personen Setting-Ansatz Individueller Ansatz Betriebliche Gesundheitsförderung Gesamt 53% 79% 39% 60% 47% 21% 61% 40% Quelle: Präventionsbericht
10 Anteil der direkt erreichten Personen nach Branchen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt 2011 in Prozent Durch BGF erreichte männliche Personen Männliche Beschäftige bundesweit Verarbeitendes Gewerbe Gesundheits-, Veterinär-, Sozialwesen Dienstleistungen Baugewerbe Handel Öffentliche Verwaltung Quelle: GKV Präventionsbericht 2012
11 Erklärungsmodelle Neben den biologischen Unterschieden (Sex) werden vor allem die erworbenen und sozio-kulturell bedingten Unterschiede als Ursache diskutiert Lebensstil und Gewohnheiten (höhere Risikobereitschaft der Männer, Rollenverhalten) Arbeit und Umwelt psychosoziale Aspekte der Krankheitsverarbeitung und Symptomwahrnehmung Bereitschaft, Art und Weise über Krankheitssymptome zu berichten Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten
12 Erklärungsmuster: Geschlechterrollen - Geschlechterstereotype Geschlechterrollen haben einen maßgeblichen Einfluss auf Risikoverhalten und gesundheitsförderliches Verhalten Achtung! Die männliche Rolle gefährdet Ihre Gesundheit! (M.Sieverding, 2004) Männer aktiv und stark kompetent und selbstsicher durchsetzungsfähig leistungs-orientiert Risiko-orientiert entscheidungsorientiert Frauen herzlich einfühlsam und verständnisvoll hilfsbereit umgänglich anpassungsfähig freundlich Aber: Vereinfachende Rollenklischees tragen wenig zur Entwicklung konkreter geschlechterdifferenzierter Prävention und Gesundheitsförderung bei
13 Ansatzpunkte für eine geschlechterdifferenzierte Prävention Die folgenden Beispiele wurden insb. anhand der folgenden Kriterien ausgewählt: Wahl der Zugangswege Entwicklung einer geschlechterspezifischen Methodik effektive Ansprache gelingende Sozialraum- und Lebensweltorientierung
14 Beispiel 1: Individualprävention WellCard Für mein Leben gern (AOK Rheinland/Hamburg) Informationen und Angebote rundum die Gesundheit für berufstätige Frauen Inhalte: Individuelle Telefonberatung Vorträge, Seminare und Mitmachangebote vier Veranstaltungen pro Jahr Schriftliche Information und begleitende Medien Ganztägiges Gesundheitsseminar (z. B. Themen Die Gesundheit ist weiblich, Frauen in Balance ) Präventionskurse Über 20 Tsd. Teilnehmerinnen
15 Beispiel 2: Individualprävention - Seminare für Frauen (BARMER GEK) Frauen Aktiv & Gesund, Staatsbad Pyrmont Inhalte: Stressmanagement und Entspannungsverfahren, Herz- Kreislauf-Training, Strategien zum Umgang mit Belastungen in Familie und Beruf, Diskussionsrunden Leitung: Gynäkologin, Sporttherapeutin und Dipl. Psychologin Dauer: 3 Tage Aktiv & Gesund in den Wechseljahren, Bad Doberan Inhalte: Entspannungsverfahren, Nordic Walking und Beckenbodengymnastik, Information, Aufklärung und Beratung zu Themen rundum die Wechseljahre Leitung: Sporttherapeutin und Gynäkologin
16 Beispiel 3: Individualprävention: Von 0 auf 21 Vorbereitung auf einen Halbmarathon (AOK Rheinland-Pfalz/Saarland) Geschlechtsneutral adressiertes 18-wöchiges Lauftraining mit Ziel Halbmarathonteilnahme Einführungsveranstaltung mit Eingangscheck 6 Gruppentrainings + wöchentlich 3-4 Individualtrainings Schulung Lauftechnik, Laufanalyse Motivationshilfen, Coaching Baustein Ernährung im Ausdauersport Infos Schuhe/Kleidung In 8 Jahren rund 2600 Personen zum Halbmarathon geführt Alter: 97% < 60 Jahre (GKV-Kurse insgesamt 69%) Männerquote: bis zu 35% ( %)
17 Beispiel 4: Gesundheitsförderung bei Frauen in schwierigen Lebenslagen Bewegung als Investition in Gesundheit (BIG) Das BIG Programm ist im Rahmen der Präventionsforschung des Bundes (BMBF) unter der Leitung des Instituts für Sportwissenschaft und Sport der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (Prof. A. Rütten) von 2005 bis 2008 erprobt worden Programm wendet sich in erster Linie an Erwerbslose, Alleinerziehende, Geringverdienende oder solche mit schwierigem Migrationshintergrund BIG Ansatz zeigt Wege auf, umfassende Maßnahmen gezielt zu entwickeln, umzusetzen und nachhaltig in der Kommune abzusichern derzeit Vorbereitung/Umsetzung in sechs Kommunen in Bayern Förderung: Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit und BARMER GEK
18 Beispiel 5: geschlechterspezifische Prävention und GKV- Medien -Printmedien Mittlerweile gibt es zahlreiche Beispiele geschlechterspezifischer gesundheitlicher Information und Aufklärung in den GKV- Broschüren
19 Beispiel 6: Geschlechterspezifische Prävention und GKV-Medien Gesundheitsportale von Krankenkassen BKK Landesverband Bayern, BKK Landesverband Hessen BKK-Bundesverband u. verschiedene BKK-Landesverbände
20 Beispiel 7: Krebsfrüherkennung im Setting Kommune Projekte zur Förderung der Darmkrebsfrüherkennung: 1000 Mutige Männer in Mönchengladbach/Lippstadt u. a. Städten in Kooperation mit Krebsgesellschaft NRW Stadtverwaltung Gesundheitsamt Vereine Krankenhäuser Ärzte Feuerwehr Unternehmen Polizei Entsorgungsbetriebe Kirche Industrie- u. Handelskammer Arbeitgeberverband Presse Lokalradio Gewerkschaften Krankenkassen Konzept auf der Grundlage von Focusgruppenanalysen und Befragungen will mit einem Augenzwinkern, Männer zur Inanspruchnahme der Koloskopie motivieren baut auf Partizipation und Vernetzung kommunaler Akteure auf ( Stadtgespräch ) Evaluation zeigt positive Kampagnenwahrnehmung Inanspruchnahme 2011: MG: + 7,3%; KV Nordrhein: -12,2 % DKG-Darmkrebs-Kommunikationspreis 2010 Auszeichnung: Deutschland Land der Ideen 2011 Nominierung Felix-Burda Preis 2012
21 Folgerungen Männer insb. mit niedrigem Sozialstatus nehmen Leistungen der Individualprävention sowie Früherkennungsuntersuchungen in unterdurchschnittlichem Maße in Anspruch. Männer werden insb. mit Maßnahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung erreicht. In den vergangenen Jahren finden geschlechtersensible Maßnahmen der Prävention und Gesundheitsförderung eine größere Aufmerksamkeit in der GKV. Dies belegen zahlreiche Projekte und Maßnahmen. Insgesamt steckt die Verankerung einer geschlechtersensiblen Prävention und Gesundheitsförderung in der GKV noch in den Anfängen. Der Ausbau und die Weiterentwicklung geschlechtersensibler Präventionsangebote erfordert gezielte Strategien.
22 Fragestellungen 1. Wie können wir Männer stärker als bisher in der Prävention erreichen? 2. Welche Qualitätskriterien braucht eine geschlechtergerechte Prävention und Gesundheitsförderung? 3. Was können Internet-Gesundheitsportale für eine geschlechtergerechte Prävention leisten?
23 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
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