Schnelligkeitstraining
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- Wolfgang Geiger
- vor 6 Jahren
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1 Schnelligkeitstraining im Unihockey Es ist offensichtlich und allen klar: Die Schnelligkeit ist im Unihockeysport ein leistungsbestimmender Faktor. Doch was heisst Schnelligkeit in unserem Sport? Welche Faktoren gehören dazu, wie trainieren wir die Schnelligkeit? Die vorliegenden Arbeitsunterlagen sollen helfen, Antworten auf diese Fragen zu finden. Sie sollen als Grundlage für die Erarbeitung von Trainingsplänen dienen.
2 Schnelligkeitsbestimmende Komponenten Weineck (1992) beschreibt die Teileigenschaften der Schnelligkeit eines Spielsportlers wie folgt: Schnelligkeit des Spielsportlers Wahrnehmungsschnelligkeit Antizipationsschnelligkeit Entscheidungsschnelligkeit Reaktionsschnelligkeit Bewegungsschnelligkeit ohne Ball Aktionsschnelligkeit mit Ball Handlungsschnelligkeit Durch die Sinne wesentliche Informationen zum Spielgeschehen schnell aufnehmen, verarbeiten und bewerten. Auf der Grundlage von Erfahrungswissen und aktueller Erkenntnis die Aktionen des Gegners/ Mitspielers und die Spielentwicklung vorausahnen. Sich in kürzester Zeit für eine effektive Handlung aus der Vielzahl der Möglichen entscheiden. Schnell reagieren auf überraschende Aktionen von Ball, Gegner oder Mitspieler. In Höchstgeschwindigkeit Bewegungen zyklischer und azyklischer Natur ausführen. In Höchstgeschwindigkeit Aktionen mit dem Ball ausführen. Schnellstmöglich und effektiv im Spiel zu handeln unter Einbeziehung seiner technisch-taktischen und konditionellen Möglichkeiten.
3 Weineck beschreibt hier den Begriff Schnelligkeit im Spielsport sehr treffend, da er eine ganzheitliche Betrachtungsweise wählt. Zu oft reduziert man die Schnelligkeit im Spielsport auf die rein physischen Faktoren - ähnlich wie beispielsweise in der Leichtathletik - und wundert sich über ausbleibenden Erfolg des Trainings. Betrachten wir obige Tabelle etwas genauer, fällt auf, dass lediglich zwei der sieben Faktoren rein physischer Natur sind. Ebenso wichtig erscheinen vor allem kognitive Fähigkeiten wie Antizipation oder Spielverständnis, aber auch Erfahrung und technischtaktische Fähigkeiten. Im Folgenden wird versucht, die einzelnen Teilbereiche etwas genauer zu beleuchten: Wahrnehmungsschnelligkeit Die Schnelligkeit der Wahrnehmung ist im Wesentlichen von der Funktionsfähigkeit der Sinnesorgane abhängig. Aus diesem Grunde ist sie schlecht, bzw. gar nicht trainierbar. Antizipationsschnelligkeit Unter Antizipationsfähigkeit versteht man das richtige Vorausahnen verschiedener Spielentwicklungen. Diese Fähigkeit besteht einerseits aus Talent, andererseits aus Erfahrung. Unter Erfahrung in diesem Zusammenhang ist Spielerfahrung in verschiedenen Variationen und verschiedenen Sportarten zu verstehen. Diese Spielerfahrung könnte man auch mit dem Begriff Spielverständnis beschreiben. Die Antizipationsschnelligkeit ist insbesondere im Jugendalter sehr gut trainierbar, im Erwachsenenalter eher beschränkt. Entscheidungsschnelligkeit Diese Fähigkeit steht in engem Zusammenhang mit der Antizipation. Die Spielerfahrung hilft, schnelle und vor allem auch richtige Entscheide zu fällen. Trainierbarkeit siehe Antizipationsschnelligkeit. Reaktionsschnelligkeit Die Reaktionsschnelligkeit ist die erste physisch trainierbare Komponente in der Reihe der schnelligkeitsbestimmenden Faktoren. Die Geschwindigkeit, mit der ein Athlet auf Reize reagieren kann, ist grundsätzlich genetisch durch die Nervenleitungsgeschwindigkeit vorgegeben. Die Reaktionsfähigkeit im Sinne einer Bewegungsauslösung hat jedoch auch immer eine Koordinationskomponente, welche sicherlich trainierbar ist. Durch gezieltes Koordinationstraining kann die Zeit zwischen Reiz und Bewegungsauslösung vermindert werden, ohne die eigentliche Reaktionsgeschwindigkeit verändert zu haben.
4 Bewegungsschnelligkeit ohne Ball Diese Fähigkeit steht für die eigentliche physische Schnelligkeit. Die Bewegungsschnelligkeit wird gemeinhin noch weiter unterteilt in Beschleunigungsvermögen, Aktionsschnelligkeit (zyklisch und azyklisch) und Schnelligkeitsausdauer. Das Beschleunigungsvermögen steht für die Fähigkeit, die Masse des Körpers in kürzestmöglicher Zeit auf das maximale Tempo zu bringen. Diese Fähigkeit steht in direkter Abhängigkeit zur Beinkraft und zur inter- bzw. intramuskulären Koordination. Die Aktionsschnelligkeit, also die Fähigkeit, sich mit höchster Geschwindigkeit zu bewegen, hängt vorwiegend vom neuromuskulären System ab. Die Geschwindigkeit der Nervenimpulse, die Kontraktionsgeschwindigkeit der Muskelfasern bilden die limitierenden Faktoren. Die Schnelligkeitsausdauer steht für die Aufrechterhaltung der Höchstgeschwindigkeit über einen längeren Zeitraum. Diese Fähigkeit ist für Unihockeyspieler nicht relevant, da die Länge der Sprints zu kurz ist. Die Bewegungsschnelligkeit ist trainierbar, im Jugendalter besser als im Erwachsenenalter. Die genetisch vorgegebenen Grenzen bezüglich Muskelfaserverteilung sind nicht zu verschieben, man kann jedoch davon ausgehen, dass man im Spielsport nicht an diese Grenzen stösst, da die Komplexität der verschiedenen Trainingsinhalte ein derart konsequentes Schnelligkeitstraining gar nicht zulässt. Aktionsschnelligkeit mit Ball Kommt der Ball hinzu, werden technische Aspekte in den Vordergrund rücken. Die technischen Fähigkeiten bestimmen, wie nahe man mit dem Ball an die Bewegungsschnelligkeit ohne Ball herankommt. Diese Fähigkeiten sind immer trainierbar und wohl auch selten ausgereizt. Handlungsschnelligkeit Dabei handelt es sich um die Endform, d.h. die Umsetzung der Schnelligkeit in den Wettkampf. Die Umsetzung ins Spiel erfordert einen Miteinbezug taktischer Komponenten. Diese Fähigkeiten sind immer trainierbar, insbesondere durch sportartspezifische Trainings- und Wettkampfformen.
5 Ziele, Formen und Grundsätze fürs Schnelligkeitstraining 1. Wahrnehmen, Antizipieren, Entscheiden Aufbau eines Erfahrungsschatzes. Grundsätze: Sportartspezifische Spielformen aller Art (1:1 bis 5:5, verschiedene Über- und Unterzahlsituationen, verschiedene Spielfeldgrössen, mehr Bälle, mehr Tore, etc.). Erleben anderer Spielsportarten (Fussball, Eishockey, Volleyball, Handball, etc.). Wahl einer Sportart, die von den Spielern beherrscht wird. Volleyballtraining mit Laien ergibt kein Spiel und somit auch keine Fortschritte im Bereich Spielverständnis. Es muss wettkampfmässig gespielt werden. Die Motivation, geeignete Lösungen zu finden, wird somit erhöht. 2. Reaktion Grundsätze: Schnellere Auslösung einer Bewegung auf einen Reiz hin. Reines sinnesphysiologisches Training ist eher nicht gefragt, die zu erwartenden Fortschritte sind zu gering. Reaktionstraining in Form eines Koordinationstrainings für Starts erscheint recht effektiv. Start- und Reaktionsübungen aus verschiedenen Ausgangspositionen, kleine Spiele und Stafetten sind angebracht. Verschiedene Startsignale wählen (akkustisch, optisch, taktil). Sportartspezifische Formen wählen (Z.B. Starts mit Stock, etc.).
6 3. Bewegungsschnelligkeit ohne Ball 3.1. Beschleunigungsvermögen Bessere Beschleunigung. Kurze Sprints bis max. 15 m Aktionsschnelligkeit (Zyklisch) Sprungtraining in verschiedenen Variationen (einbeinig, beidbeinig, vorwärts, seitwärts). Schnellkrafttraining (möglicher Aufbau siehe Beilage). Erhöhung der Schrittfrequenz, Verkürzung der Bodenkontaktzeiten. Steigerungsläufe Koordinationsläufe unter erleichterten Bedingungen (abfallende Strecke, Seilzug, etc.). Skipping-Übungen für kurze Bodenkontaktzeiten Aktionsschnelligkeit (Azyklisch) Steigerung der Bewegungsgeschwindigkeit für azyklische Bewegungen. Grundsätze: Sportartspezifische Übungen mit kurzen Strecken (<15m) und Richtungsänderungen. Mit (Reichweite!) oder ohne Stock durchzuführen. Training der Aktionsschnelligkeit immer in aufgewärmtem aber nicht ermüdetem Zustand. Idealerweise direkt nach dem Warm up vor den restlichen Trainingsinhalten. Ermüdete Muskulatur kann keine maximalen Geschwindigkeiten erreichen. Schnelligkeitstraining muss immer mit vollem Einsatz absolviert werden. Submaximale Belastungen bringen keinen Erfolg. Deshalb ist zu empfehlen, so oft wie möglich Wettkampfformen zu wählen. Zwischen den einzelnen Läufen sollte vollständige Erholung garantiert sein (Faustregel: 1 Min. Pause pro 10 m Lauf). Kann gelöst werden durch bewusstes Anstehenlassen in der Reihe oder durch ergänzende Passübungen zur Überbrückung der Pausen.
7 4. Aktionsschnelligkeit mit Ball Erhöhung der Bewegungsgeschwindigkeit mit Ball. Grundsatz: Verschiedene Parcoursformen zur Verbesserung der Ballführung. Ersetzt nicht das Schnelligkeitstraining ohne Ball. 5. Handlungsschnelligkeit Umsetzung der Schnelligkeit ins Spiel. Trainingsform: Spiel als Wettkampf. Für die Verbesserung der Handlungsschnelligkeit eignet sich einzig und alleine die reine Form des Wettkampfs. Dazu ein Zitat von Weineck (1992): Es sollte stets in Erinnerung bleiben, dass kein Komplex spezieller Übungen den Sportler auf die Bedingungen der Wettkampftätigkeit derart effektiv vorbereiten kann wie die eigentliche Übung. Auch ein der Wettkampftätigkeit angepasstes Training man spricht von sogenanntem modelliertem Training sollte in seiner Bedeutung nicht überschätzt werden: Es kann nur annähernd die psychophysische Belastung der eigentlichen Wettkampftätigkeit simulieren, sie aber niemals gleichwertig ersetzen. Vor diesem Hintergrund sollte darauf geachtet werden, eine Wettkampfmentalität fürs Training zu züchten. Die Trainingsspiele sollten mit einem ähnlich hohen Siegeswillen angegangen werden wie die eigentlichen Wettkämpfe.
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