Mobbing. Schulpsychologische Beratungsstelle für Gelsenkirchener Schulen. Eine Kooperation zwischen dem Land NRW und der Stadt Gelsenkirchen
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- Dörte Schumacher
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1 Mobbing Schulpsychologische Beratungsstelle für Gelsenkirchener Schulen Eine Kooperation zwischen dem Land NRW und der Stadt Gelsenkirchen Dipl.-Psych. Elena Hinsching und KIJU Ursula Sigges
2 Definition Ein Schüler oder eine Schülerin ist Gewalt ausgesetzt oder wird gemobbt, wenn er oder sie wiederholt und über einen längeren Zeitraum den negativen Handlungen eines oder mehrerer anderer Schüler oder Schülerinnen ausgesetzt ist. (Olweus, 2002)
3 Fakten Schüler/innen sind wöchentlich Opfer von Mobbing (nach Jannan) 31% der Befragten seien in letzter zeit mindestens einmal fertig gemacht oder schikaniert worden. (Universität Lüneburg, 2009) 14% seien als Täter mehrfach aktiv gewesen (Universität Lüneburg 2009)
4 Merkmale von Mobbing Mobbing ist die mit Abstand häufigste Gewaltform an deutschen Schulen. Es liegt immer vor, wenn eine Gewaltausübung mit den folgenden vier Bedingungen gleichzeitig gegeben ist Längerer Zeitraum Wiederholung Absichtsvoll Ziel: soziale Herabstufung/Selbsterhöhung Machtgefälle Konfliktlösung ist aus eigener Kraft nicht möglich
5 Jeder kann Opfer werden!
6 Arten von Mobbing Direktes Direkter Angriff Vorrangig Jungen (auf Täter- wie Opferseite) Indirektes Ablehnen / Ausschließen Relationales Schädigung von Beziehungen Vorrangig Mädchen (auf Täter- wie Opferseite)
7 Schüler-Mobbing in den Schulformen Prozent ,3 12 Mobbing findet am häufigsten an Grundschulen statt 8,9 4,9 11,3 Grundschule Hauptschule Realschule Gymnasium Gesamtschule Schüler und Schülerinnen, die ein- bis mehrmals pro Woche gemobbt wurden (aus: K. Klett, 2005)
8 Opferrisiko Prozent = Schüler = Schülerinnen Klasse Schüler und Schülerinnen unterschiedlicher Klassen, die nach eigenen Angaben gemobbt werden (aus: Dr. Karl Landscheidt: Gewalt und aggressives Verhalten bei Kindern und Jugendlichen eine kritische Diskussion und ein alternatives Erklärungsmodell)
9 Gewaltpyramide zunehmendes Medieninteresse schwere Gewalt zunehmende Häufigkeit Mobbing ( kleine Gewalt ) Mobbing ist die häufigste Gewaltform an Schulen Die Gewaltpyramide im Kontext medialer Berichterstattung
10 Schulischer Nährboden (Mobbingfördernde Faktoren) Zentral: Abwertung und Demütigung Tadel- und Abwertungskultur (Umgangsform; Verhalten Person) Autoritätsvakuum ist fast immer Begleiterscheinung Wenig Kommunikation und schlechte Beziehungen innerhalb Klasse; mit Lehrkraft; Lehrerkollegen Abwälzung der Verantwortung z.b. Gruppenbildung
11 Schulischer Nährboden (Mobbingfördernde Faktoren) Leitungskultur der Eigenständigkeit unangemessen Diffuse Zuständigkeiten (Aufsicht) und Regeln, inkonsistentes Verhalten auf Übergriffe Hohes Maß an unter- und überfordernden Tätigkeiten (Inhalt und Form) Viel Konkurrenz, hoher Leistungsdruck
12
13 Opfertypen Passiv-unterwürfig körperlich schwach, ängstlich, ruhig Provozierend aggressive und ängstliche Verhaltensweisen Angriff ist die beste Verteidigung beide Opfertypen sind sozial unsicher
14 Schuld? Der Mobber ist für das Mobbing verantwortlich und NICHT das Opfer!
15 Mobbingopfer : Mögliche Anzeichen in der Schule Person erhält viel negative Aufmerksamkeit von Mitschülern, mitunter als Spaß getarnt, aber fürs Opfer klar erkennbar nicht erfreulich Person ist in Pausen allein, ohne FreundIn Person wird als letzte zur Gruppenarbeit oder in Mannschaft gewählt, evtl. nur auf Überredung durch LehrerIn aufgenommen Person hat wenig Selbstvertrauen, spricht kaum, erhält abwertende Bemerkungen
16 Mobbingopfer : Mögliche Anzeichen in der Schule Person wird in Konflikte hinein gezogen, geht aber bei Nachfragen in Deckung und stellt sich dumm Person wirkt unglücklich, gestresst, ist zurückgezogen Leistung und Arbeitsverhalten brechen ein Person erscheint körperlich schwach, ist aber öfter in Kämpfe verwickelt, für die sie beschuldigt wird Person kann sehr plötzlich in Rage geraten
17 Kennzeichen der Täter Häufig impulsives Verhalten und geringe Selbstkontrolle. Die aggressive Durchsetzung eigener Ziele steht im Vordergrund. Machtausübung als wichtigstes Verhaltensmotiv. Mobber können potentielle Schwächen beim Opfer leicht erkennen, haben jedoch wenig Empathie. Im Mittel körperlich kräftiger als der Durchschnitt.
18 Kennzeichen der Täter Fühlen sich fälschlicherweise durch das Opfer provoziert. Häufig geringes Selbstwertgefühl. Wenige und unangemessene Konfliktlösungsstrategien. Instrumenteller Gewinn ist möglich. Höhere Gefährdung für sozialfeindliches, kriminelles Verhalten und Alkoholismus.
19 3 Ebenen der mögl. Maßnahmen Einzelebene Klasse System Schule
20 Prävention gegen Mobbing Gewaltpräventionsprogramme Wenn irgend möglich, geht es um Prävention Unterrichtsthemen Umgang mit Andersartigkeit, Gewalt, Solidarität etc. Thematisieren Ermutigung Mobbing zu berichten Klare Regeln auch gegen Mobbing; Kommunikationsmuster/ Umgangsformen
21 Prävention gegen Mobbing Leitungsaufgabe des Lehrers Ist Leitungsstil der Klasse angemessen? Autoritätsvakuum fördert Selbstjustiz! Positives Erfolgsklima anstreben Gegenseitiges Kennenlernen von Fähigkeiten; Arbeitskontakte fördern; Wechselnde Arbeitsteams Förderung des Klassenklimas und Gemeinschaftsgefühls Bei Gruppenarbeit wenig/ keine zufällige Gruppenbildung
22 Interventionen bei Mobbing Reagieren, nicht ignorieren eindeutige Stellungnahme gegen Unrecht: Es gibt keinen Grund, einen anderen Menschen anzugreifen Mobbinggeschehen sofort konsequent unterbinden Opferschutz!!! Geschehen möglichst genau dokumentieren
23 Interventionen bei Mobbing Sachverhalt klären, z.b. ZeugInnen befragen, ggf. schriftlich Gespräch mit dem Opfer Unterstützung anbieten Absprache über weiteres Vorgehen Gespräch mit KollegInnen gemeinsames Vorgehen; SL und ggf. BL/Soz.Päd. einbeziehen
24 Programme gegen Mobbing Eine Auswahl
25 Der No Blame Approach lösungsorientierter, auf Empathieförderung basierender Ansatz Verzicht auf Schuldzuweisungen und Bestrafungen Einbezug der Anführer und Mitläufer in die Lösung Lösung erfolgt durch Kindergruppe selbst Übernahme von Verantwortung Vorgehen: 1. Gespräch mit dem/der Betroffenen 2. Bildung einer Unterstützergruppe (ohne Betroffene, zur Hälfte mit den Akteuren des Mobbings, 6-8 Personen) 3. Nachgespräche einzeln (mit allen Beteiligten)
26 Die Farsta-Methode Verdeckte/ anonyme Methode Keine Schonung des Täters, sondern Konfrontation mit der Tat Vorgehen: 1. (geheimes) Gespräch mit dem Opfer Genaue Rekonstruktion des Geschehens 2. Teambildung und Information an Fachkollegen 3. Teamgespräche mit dem Täter Protokollbogen- schriftliche Vereinbarung von Kooperationsverhalten und Bewährungszeit 4. Nach Ablauf der Bewährungszeit Gespräch zwischen Täter und Opfer evtl. Täter-Opfer-Ausgleich
27 Das Gegen-Gewalt-Konzept Flexible Methode Vorgehen: 1. Kontaktaufnahme mit dem Opfer Erstgespräch Konzeptvorstellung und Entscheidung des Opfers 2. Gespräch mit den Tätern Benennung von Trainern, die dem Mobber und dem Opfer helfen sollen, das Mobbing zu beenden Bestätigung durch Opfer und Trainer- Beobachtungsbögen 3. Evtl. Beratungsstunde mit der gesamten Lerngruppe 4. Nachbesprechung mit Opfer, Tätern und allen Trainern 5. (Abschlussrunde in der Lerngruppe)
28 Interventionsmöglichkeiten - Fazit Mobbing kann durch ein System nicht alleine gelöst werden! Welche Schritte zur Lösung des Konfliktes notwendig sind, muss individuell entschieden werden.
29 Mobbing: Straftat-Bestände 186 StGB Beleidigung 186 StGB üble Nachrede 187 StGB Verleumdung 223 StGB Körperverletzung 240 StGB Nötigung 263 StGB Betrug
30 Fazit Die beste Mobbing-Prävention ist gegeben, wenn ein konstruktives Arbeitsklima und eine sozialintegrativ wirkende Beziehungsstruktur innerhalb der Schulklasse vorhanden ist.
31 Literatur Dan Olweus: Gewalt in der Schule Wolfgang Kindler: Gegen Mobbing und Gewalt. Ein Arbeitsbuch für Lehrer, Schüler und Peergruppen. Horst Kasper: Streber, Petzer, Sündenböcke. Wege aus dem täglichen Elend des Schülermobbings Mustafa Jannan: Das Anti-Mobbing-Buch Pieschl, Stephanie, Porsch, Torsten:Schluss mit Cybermobbing! Ulrike Kahn, Walter Taglieber: Berlin-Brandenburger Anti-Mobbing-Fibel. Was tun wenn ( Veröffentlichungen / Schulentwicklung) ndschule/kapitel_4_3_3_mobbing
32 Medien (DVD) Gewalt macht Schule. Schule macht Gewalt. (15 Kurzfilme zu verschiedenen Themenbereichen: U.a. Film 1 Und raus bist du : Ein Jungen wird in seiner Klasse konsequent ausgeschlossen und fertiggemacht. Film 5 Außenseiter : 3 Mädchen werden von einer anderen Mädchengruppe gemobbt. Der Film beschreibt die Situation aus verschiedenen Sichtweisen. Film 7 Streitkult : Zeigt das Prinzip, die Möglichkeiten und Grenzen der Schüler-Streitsschlichtung) Polizeiliche Kriminalprävention: Abseits?! (6 Kurzfilme zu verschiedenen Gewalt- und Mobbingsituationen unter Schülern; zwischen 2½ und 5½ Minuten lang. Mit Vorschlägen zur Bearbeitung im Unterricht) Mobbing unter Schülern Methoden gegen den Psychoterror. (23 Minuten-Film in dem eine Mobbingsituation und Lösungswege an einem konkreten Beispiel aufgezeigt werden.) Sandra wird fertig gemacht. (30 Minuten-Film, in dem eine Mobbing-Situation sehr plastisch dargestellt wird gutes Beispiel für participant-role-erklärungsansatz und Fehlverhalten seitens Lehrkraft)
33 Schön, dass Sie da waren
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