Naturschutz und Windenergie: Die Risikogruppen Fledermäuse und Vögel. Fledermäuse. Perspektiven der Onshore-Windenergie im Nordwesten
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- Michael Arnold
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1 Naturschutz und Windenergie: Die Risikogruppen und Vögel Perspektiven der Onshore-Windenergie im Nordwesten Jahrestagung ZENARiO am im Hanse Wissenschaftskolleg Dipl.-Biol. Ulf Rahmel Meyer & Rahmel GbR, Harpstedt
2 Naturschutz und Windenergie: Die Risikogruppen und Vögel Problemstellung 1. Frage: Stellen Windenergieanlagen Risiken für dar? Antwort: Ja 2. Frage: Handelt es sich um Probleme mit Relevanz Antwort: Ja Meyer & Rahmel GbR, Harpstedt
3 Naturschutz und Windenergie: Die Risikogruppen und Vögel Problemstellung Welche Risiken stellen Windenergieanlagen für dar? verunglücken vermutlich in nennenswerter Zahl an Windenergieanlagen. Handelt es sich um Probleme mit Relevanz? 1. Die naturschutzfachliche Relevanz besteht darin, dass die Zahl verunglückter Tiere vermutlich recht hoch ist. 2. Die artenschutzrechtliche Relevanz besteht darin, dass alle Fledermausarten streng geschützt sind (BartSchV). Meyer & Rahmel GbR, Harpstedt
4 Naturschutz und Windenergie: Die Risikogruppen und Vögel Problemstellung Wie viele Tiere verunglücken jährlich? 1. Die Schätzungen gehen weit auseinander. Das durch den BMU geförderte Projekt (Brinkmann et al. 2011) schätzt im Mittel etwa tote pro WEA / Jahr. Bei WEA sind das tote, die durch die Presse geisterten. Meyer & Rahmel GbR, Harpstedt
5 Naturschutz und Windenergie: Die Risikogruppen und Vögel Problemstellung Artenschutzrechtliche Relevanz 1. Die artenschutzrechtliche Relevanz ergibt sich aus dem 44 BNatSchG (1) 1, in dem das Tötungsverbot streng geschützter Tierarten aufgeführt ist. 44 BNatSchG (1) 1 hebt auf den Schutz des Individuums ab. Ein Verstoß liegt bereits dann vor, wenn die Tötung billigend in Kauf genommen wird. Die Gerichte gehen von einem Eintreten des BNatSchG (1) 1 aus, wenn ein signifikant erhöhtes Risiko besteht. Der Verstoß gegen BNatSchG (1) 1 ist ein Straftatbestand. Meyer & Rahmel GbR, Harpstedt
6 Naturschutz und Windenergie: Die Risikogruppen und Vögel Ursachen Warum verunglücken überhaupt an WEA? - Weil sie dort jagen und z.t. auch balzen. - Ruderalflächen um WEA sind in der Agrarsteppe mittlerweile tierökologische Inseln. Die Ultraschall-Echoortung ist ein System zur Gewinnung von Detailinformationen. Größere Entfernungen können damit aufgrund der frequenzabhängigen Luftdämpfung nicht überbrückt werden. Die Dimension und Geschwindigkeit der Rotoren kann nicht wahrgenommen werden. Meyer & Rahmel GbR, Harpstedt
7 Naturschutz und Windenergie: Die Risikogruppen und Vögel Ursachen Wie verunglücken an WEA? Die häufigsten nachgewiesenen Todesursachen sind das Barotrauma und direkte Verletzungen durch Schlag durch die Rotorblätter. Barotraumata können in allen gasgefüllten natürlichen oder künstlichen Körperhöhlen auftreten, z.b. in den Lungen, im Mittelohr oder in Pneumatisationsräumen, wie den Nasennebenhöhlen. Der auslösende Pathomechanismus ist eine Volumenänderung in der Körperhöhle durch die Änderung des Umgebungsdruckes, die durch das Gewebe in der Nähe nicht kompensiert werden kann. Das Ausmaß des Traumas ist von der absoluten Höhe der Druckänderung, sowie von der Geschwindigkeit des Druckanstiegs bzw. -abfalls abhängig. Meyer & Rahmel GbR, Harpstedt
8 Naturschutz und Windenergie: Die Risikogruppen und Vögel Ursachen Dunkelziffer Barotrauma Zur Verdeutlichung: Die Verletzungstypen von n an WEA entsprechen den Verletzungstypen bei Granateneinschlägen in Kriegen. - Direkte Treffer führen zu unmittelbaren Verletzungen (echte Schlagopfer an WEA). - Im Nahfeld zum Einschlag kommt der Typ des direkt pathogenen Barotraumas zum Tragen. Die Tiere erleiden schwere Gefäßverletzungen, die Lungen platzen und die Tiere verenden umgehend und werden unter den WEA gefunden. Im weiteren Umfeld des Granateneinschlages erfolgen Barotraumata, die zu schweren, aber nicht sofortigen pathogene Verletzungen führen. Die Tiere dieses Verletzungstyps werden wir i.d.r. unter WEA nicht finden. Eine Dunkelziffer ist anzunehmen und erscheint als durchaus gerechtfertigt! Meyer & Rahmel GbR, Harpstedt
9 Naturschutz und Windenergie: Die Risikogruppen und Vögel Jahreszeitliche Aspekte Phänologie: In welcher Jahreszeit sind Anflugopfer zu erwarten? Quelle: Brinkmann et al., Dürr Meyer & Rahmel GbR, Harpstedt
10 Naturschutz und Windenergie: Die Risikogruppen und Vögel Jahreszeitliche Aspekte Phänologie Rauhautfledermaus: In welchem Landschaftsraum sind Anflugopfer zu erwarten? Overledingen Dekaden Anzahl Kontakte I-4 II-4 III-4 I-5 II-5 III- 05 I- 06 II- 06 III- 06 I- 07 II- 07 III- 07 I- 08 II- 08 III- 08 I- 09 II- 09 III- 09 I- 10 Breifl. Nycta Abends. Rauhautfl. Zwergfl. Mückenfl. II- 10 III- 10 Küstennah: bis zu Kontakte pro Dekade, intensives Zuggeschehen jahreszeitliches Auftreten der Rauhautfledermaus 150 küstenfern: bis zu 120 Kontakte pro Dekade, kein intensives Zuggeschehen Anzahl Nachweise /4 1/5 3/5 2/6 1/7 3/7 2/8 1/9 2/10 3/9 1/11 Dekaden Meyer & Rahmel GbR, Harpstedt
11 Naturschutz und Windenergie: Die Risikogruppen und Vögel Phänologie & Witterungsaspekte Faktoren Nachtzeit und Windgeschwindigkeit: Abendsegler gemessene Kontakte Verteilung auf Nachtzeiten SU + 3 h Nacht SA -2 h Höchste Aktivität während der ersten 3 Stunden nach Sonnenuntergang, stellenweise aber auch vor Sonnenaufgang Etwa 90% der Aktivität finden bis zu 7 m/s Windgeschwindigkeit statt m/s bis % Aktivität Meyer & Rahmel GbR, Harpstedt
12 Naturschutz und Windenergie: Die Risikogruppen und Vögel Folgerungen Das Risiko von Anflugopfern ist in bestimmbaren Jahreszeiten und in bestimmten Landschaftsräumen sowie zu bestimmten Nachtzeiten und definierbaren Windgeschwindigkeiten deutlich erhöht. Overledingen Dekaden A n z a h l K o n t a Jahreszeit und Standort 0 I-4 II-4 III-4 I-5 II-5 III- I- II- III- I- II- III- I- II- III- I- II- III- I- II- III Breifl. Nycta Abends. Rauhautfl. Zwergfl. Mückenfl. Nachtzeit Windgeschwindigkeit Meyer & Rahmel GbR, Harpstedt
13 Naturschutz und Windenergie: Die Risikogruppen und Vögel Artenschutzrechtliche Erwägungen - Nach Artenschutzrecht ist die Tötung von n ein Straftatbestand. - Tote Individuen können nicht ausgeglichen werden. - Nur Vermeidungsmaßnahmen sind zielführend. Meyer & Rahmel GbR, Harpstedt
14 Naturschutz und Windenergie: Die Risikogruppen und Vögel Artenschutzrechtliche Erwägungen Wie können Anflugopfer vermieden werden? - Durch Abschaltung der WEA in den Jahres- und Nachtzeiten, die als kritisch anzusehen sind. In der Regel sind Voruntersuchungen in der Lage, eine entsprechende Prognose zu den Zeitfenstern vorzugeben. - Die Zeitfenster berücksichtigen aufgrund von Prognoseunsicherheiten i.d.r. Aspekte des Vorsorgeprinzips (Umweltvorsorge), um Anflugopfer weitgehend auszuschließen. - Um die Zeitfenster an die lokalen Gegebenheiten anzupassen, wird vielfach ein Monitoring durchgeführt. Meyer & Rahmel GbR, Harpstedt
15 Naturschutz und Windenergie: Die Risikogruppen und Vögel Offene Fragen Sind unsere Methoden in der Lage das reale Risiko von n an WEA zu erfassen? Nein! - Es ist völlig unklar, welchen Anteil an Tieren wir aus der Grundgesamtheit Anflugopfer abbilden. - Beim Gondelmonitoring sind Arten mit niedrig-frequenten Rufen vermutlich deutlich überrepräsentiert. - Arten mit höherfrequenten Rufen sind vermutlich deutlich unterrepräsentiert. - Die Suche nach Anflugopfern bildet nur die Tiere ab, die Schwerstverletzungen aufweisen, sofern sie denn gefunden werden! Die methodisch offenen Fragen sind vermutlich auch nicht durch Modellrech-nungen und umfangreiche Statistik ausgleichbar, wie sie zur Berechnung von Abschaltalgorhythmen vorgeschlagen werden. Meyer & Rahmel GbR, Harpstedt
16 Naturschutz und Windenergie: Die Risikogruppen und Vögel Offene Fragen - Das Artenschutzrecht gibt die (0) Null als Zielgröße vor. Gibt es die Null in der Realität? - Die Gerichte sprechen von einem allgemeinen Lebensrisiko (Tötungsrisiko), das einer signifikanten Erhöhung bedarf (unklarer Rechtsbegriff). - Was bedeutet diese rechtsunsichere Position im konkreten Einzelfall? - Wie sollen/können die Genehmigungsbehörden mit der unklaren Situation umgehen? - Wird es irgendwann einen gesellschaftlichen Konsens über die Zahl von tolerierbaren Anflugopfern an WEA geben? Meyer & Rahmel GbR, Harpstedt
17 Naturschutz und Windenergie: Die Risikogruppen und Vögel Offene Fragen Sind ein oder zwei tote pro Jahr und Windenergieanlage tolerierbar? - Bezogen auf einen Einzelanlage dürfte eine solche Zahl auf der Ebene der Population auf den ersten Blick sicherlich zu verkraften sein. Wie sieht es in einem Windpark mit 5 WEA aus? Anflugopfer pro Jahr - Bei einer Laufzeit von 20 Jahren Anflugopfer Wie sieht es in einem Windpark mit 30 WEA aus? Anflugopfer pro Jahr - Bei einer Laufzeit von 20 Jahren Anflugopfer Meyer & Rahmel GbR, Harpstedt
18 Methodische Grundlagen für die Erfassung von n Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Es gibt viele offene Fragen! 18
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