Mit Lernprodukten Diskursivität erzielen
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- Roland Kappel
- vor 6 Jahren
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1 Studienseminar Koblenz Berufspraktisches Seminar Pflichtmodul 22 / 947 Teildienststelle Altenkirchen Moderation IV: Mit Lernprodukten Diskursivität erzielen Lernprodukte Sie sind kompetenzbezogen (= zeigen den handelnden Umgang mit Wissen), sind herausfordernd und bewältigbar, sind vielfältig und variantenreich ( Sie haben einen Mehrwert.), werden ggf. mit Lernhilfen unterstützt, werden in passender Sozialform hergestellt, sind anschlussfähig und sie sind diskursiv verhandelbar. 1
2 Die doppelte Funktion der Lernprodukte Die Bearbeitung der Lernprodukte bringt die Lerner in den handelnden Umgang mit altem Wissen und mit neuem Wissen ( Kompetenzentwicklung). Die erstellten Lernprodukte enthalten einen Mehrwert, der durch Diskussion und Verhandlung im Plenum als Schatz gehoben wird. Der Mehrwert der Lernprodukte verschiedene Bearbeitungswege und Lösungen (auch Irrwege), unterschiedliche Bearbeitungstiefe und Bearbeitungsbreite, unterschiedliches fachliches Niveau (auch bei Fehlern), unterschiedliche Ausgestaltung der Darstellungs- und Präsentationsformen. 2
3 Diskursive Verhandlung der Lernprodukte im Lehr-Lern-Modell Kompetenzen Lernumgebung Problemstellung entdecken Aufgabenstellungen Vorstellungen entwickeln Moderation Lernprodukt erstellen Materialien/Methoden Lernprodukt diskutieren Lernzugewinn erproben Rückmeldung Vernetzen und transferieren Kompetenzen Studienseminar Koblenz Zwei Phasen der Diskussion der Lernprodukte 1. Die Lerner/Gruppen präsentieren ihre Lernprodukte und informieren somit die anderen. Diese Phase gehört den Lernern! Die Lehrkraft legt ggf. die Reihenfolge fest, hält sich aber ansonsten zurück. 2. Anschließend erfolgt die Diskussion bzw. Verhandlung der Lernprodukte unter Moderation der Lehrkraft. 3
4 Möglichkeiten für die Anordnung der Lernprodukte in der Präsentation Gereihte/fortlaufende Präsentation Präsentation in Etappen Gegenüberstellende Präsentation Gruppierende Präsentation Verzögerte Präsentation Schaufensterbummel Gruppenpuzzle Diskursive Verhandlung bedeutet Die vorhandenen Lernprodukte werden kontrastierend, abwägend und gewichtend verglichen und diskutiert. Es wird sich kognitiv und sprachlich gemeinsam ringend damit auseinandergesetzt und darüber ausgetauscht. Die Diskursivität muss schon durch die Aufgabenstellung angelegt sein: Die Lernprodukte müssen selbst sprechen und ein Austauschbedürfnis schaffen. 4
5 Handlungsoptionen zur diskursiven Verhandlung Die Lernprodukte haben verschiedene Bearbeitungswege und Lösungen (auch Irrwege), unterschiedliche Bearbeitungstiefe und Bearbeitungsbreite, unterschiedliches fachliches Niveau und Fehler, unterschiedliche Ausgestaltung der Darstellungs- und Präsentationsformen. Beispiel einer Aufgabenstellung, die Diskursivität verhindert Fach Philosophie in Jahrgangsstufe 11 Thema: Der Mensch ist bloße Materie. Die Antwort des Philosophen d'holbach auf die Frage nach dem Menschen 5
6 Aufgabenstellung für Lerner (Original) 1. Lest den Text nun noch einmal genauer. Markiert euch dabei wichtige Aussagen. Falls ihr Fragen habt, diskutiert sie in der Gruppe. Falls ihr keine Klärung erzielen könnt, schreibt sie kurz auf. 1. Findet gemeinsam die Hauptaussagen in den drei Teilen des Textes von d'holbach heraus (Leitfrage: Welche Argumente führt d'holbach zur Stützung der These, dass der Mensch bloße Materie sei, an?). Schreibt euer Ergebnis auf die vorbereitete Folie und klärt, wer von euch gegebenenfalls das Ergebnis vorstellt. 6
7 Arbeitsaufträge an Referendare 1. Identifizieren Sie die Problemstellen in der Aufgabenstellung. 2. Erläutern Sie, warum die Aufgabenstellung keine Diskursivität ermöglicht. 3. Ändern Sie die Aufgabenstellung so ab, dass eine diskursive Verhandlung möglich ist. Aufgabenstellung für Lerner (optimiert) 1. Erstellt folgendes Leseprodukt: Formuliert zu jedem Textteil die Hauptaussage von d'holbach. (Leitfrage: Welche Argumente führt d'holbach zur Stützung der These, dass der Mensch bloße Materie sei, an?) 2. Erstellt folgende Lernprodukte: Formuliert zu jedem Textteil einen eigenen Einwand oder eine eigene Zustimmung zu d Holbachs Aussage. 3. Formuliert zu jedem Textteil eine Frage an d Holbach unter Bezug auf euer Wissen zu Kants Auffassung. 7
8 Aufgabenstellungen, die Diskursivität erzwingen Eine Wiedergabe/ Paraphrase des Materials erzeugt keine Diskursivität, ist zur Verständnisdiagnose aber auch wichtig. Ergänzende Aufgabenstellungen erzeugen Diskursivität, z.b. Vergleiche herausarbeiten Kategorisierungen vornehmen persönliche Bezüge herstellen Fragen/ Einwände/ Stellungnahmen/ Zustimmungen/ Gegendarstellungen/ Bewertungen formulieren Beispiel einer Aufgabenstellung, die Diskursivität ermöglicht Fach Geschichte in Klasse 7 Thema: Die Erziehung in Athen und in Sparta 8
9 Aufgabenstellung für Lerner 1. Stellt stichwortartig die in Athen/Sparta üblichen Erziehungsmethoden und Lerninhalte für die verschiedenen Altersstufen eines Kindes in der Tabelle zusammen. Denkt an Zeilenangaben! 2. Untersucht die Ziele dieser Erziehung und ergänzt die Tabelle: Inwiefern wurden die Kinder auf ihr Leben in der Polis Athen / Sparta vorbereitet? Arbeitsauftrag für Schüler, die bereits mit der Quellenanalyse fertig sind: 3. Übertragt eine der Altersstufen auf Folie. Bereitet eine Präsentation vor, die folgende Punkte enthält: - Vorstellung der Quelle (Verfasser, kurze Inhaltsangabe) - Erläuterung der auf Folie festgehaltenen Ergebnisse 9
10 Arbeitsaufträge an Referendare 1. PA: Analysieren Sie den Arbeitsauftrag, der die Verhandlung des Lernproduktes vorbereitet. 2. PA: Zeigen Sie das Potenzial der im Unterricht ausgewählten Folienschnipsel zur Erzeugung von Diskursivität. 3. PA: Formulieren Sie konkrete Sprechakte für die Moderation eines Unterrichtsgesprächs passend zum Produkt, das auf Diskursivität und die Steigerung der Kompetenz zielt. 4. GA: Tauschen Sie sich in Ihrer Tischgruppe über Ihre Sprechakte aus und analysieren Sie die Gründe für Abweichungen. Zeigen Sie Alternativen in der Moderation für die Lernprodukte auf. 5. GA: Äußern Sie sich zu der Problematik, einen Diskurs mit einer Tabelle als Leseprodukt herbeizuführen. Lernprodukt: Kindererziehung in Athen 10
11 Lernprodukt: Kindererziehung in Sparta Lernprodukt: Kindererziehung in Athen und in Sparta 11
12 Aufgabenstellung für Lerner 1. Stellt stichwortartig die in Athen/Sparta üblichen Erziehungsmethoden und Lerninhalte für die verschiedenen Altersstufen eines Kindes in der Tabelle zusammen. Denkt an Zeilenangaben! 2. Untersucht die Ziele dieser Erziehung und ergänzt die Tabelle: Inwiefern wurden die Kinder auf ihr Leben in der Polis Athen vorbereitet? 3. Ein Junge aus Sparta und einer aus Athen treffen sich und zeigen einander die Vor- und Nachteile ihrer jeweiligen Erziehung. Schreibe einen Dialog dazu! 12
13 Ich stelle jetzt ein diskursives, vielfältiges, variantenreiches Lernprodukt her. Blödsinn, die Lösung ist richtig oder falsch. Wir sind doch nicht im Basar! Diskutieren wir unsere Lernprodukte anschließend diskursiv? Neurobiologische Begründung zur Bedeutung der Diskursivität Abstraktes und komplexe Sachverhalte werden ausschließlich mittels Sprache abgespeichert. Begriffe sind damit die Knotenpunkte unseres Denkens; sie aktivieren eine Vielzahl von Hirnregionen und vernetzen das Neue mit vorhandenem Wissen. Besonders aktiv ist das Gehirn, wenn man zuhört und die Denkwege des anderen mitgeht. Am meisten lernt derjenige, der erklärt. Sprechen erhöht die Behaltensleistung um ein Vielfaches. 13
14 Warum Diskursivität anstreben? 1. Kognitives Wissen kann nur mittels Sprache gespeichert werden. 2. Begriffe sind die Knotenpunkte unseres Denkens. 3. Das laute Aussprechen steigert die Behaltensleistung um ein Vielfaches. 4. Am meisten lernt derjenige, der erklärt. 5. Der Austausch von Gedanken und Vorstellungen aktiviert das Gehirn. 14
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