Kinderarmut kompakt. Die Diakonie Baden fordert:
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- Wolfgang Klein
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1 Kinderarmut
2 Kinderarmut kompakt Armut in Deutschland verfestigt sich. Die Zahl armer Kinder steigt von Jahr zu Jahr. In Baden-Württemberg liegt die Quote sogar über dem ohnehin hohen Bundesdurchschnitt. Materielle Armut ist der zentrale Risikofaktor für ein gutes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen. Armut schränkt die Bildungschancen von jungen Menschen und ihre gesundheitliche Entwicklung ein. Sie wirkt sich auf das gesamte weitere Leben aus. Kinder sind ein Armutsrisiko. Das zeigt sich vor allem bei Alleinerziehenden und Familien mit mehr als zwei Kindern. Ende vergangenen Jahres hat die Bundesregierung die Hartz IV-Sätze angehoben. Ein Tropfen auf den heißen Stein. Der Bedarf, der im Regelsatz für Kinder festgelegt wird, ist zu gering angesetzt. Mangel, der zum Maßstab für Regelsätze wird, bleibt Mangel. Die Diakonie Baden fordert: 1. Das soziokulturelle Existenzminimum von Kindern und Jugendlichen muss realistisch ermittelt werden. Es müssen Zahlen auf den Tisch, die in den Bereichen Ernährung, Kleidung, Schulbedarf, Mobilitätskosten und Teilhabebedarf der Lebenswirklichkeit entsprechen. 2. Kinder unter 16 aus dem SGB II raus! Das SGB II bedeutet: Grundsicherung für Arbeitssuchende! Und nur die sollten vom Jobcenter betreut werden. Die materiellen Leistungen für Kinder müssen von denen ihrer Eltern getrennt werden. Sonst gehen alle materiellen Verbesserungen für Kinder im Verrechnungsdschungel der SGB II- Bedarfsgemeinschaft verloren, wie bspw. Kindergelderhöhungen. 3. Ungerechtigkeiten in der Familienförderung müssen beseitigt werden. Es darf nicht sein, dass Kinder gutverdienender Eltern steuerlich mehr entlastet werden, als Familien mit geringem oder keinem Einkommen. 4. Sozial- und familienpolitische Leistungen müssen gebündelt und leichter zugänglich sein. Bislang sind viele dieser Leistungen bei unterschiedlichen Behörden und Äm-
3 tern zu beantragen. Zu oft werden sie deshalb nicht von den Leistungsberechtigten in Anspruch genommen. 5. Kinderland Baden-Württemberg wir müssen das ernstnehmen und die Infrastruktur für Kinder verbessern. Bei der Bahn dürfen Kinder unter 15 Jahren kostenlos fahren. Warum nicht im ÖPNV? Warum kostet Schulessen die Kinder Geld? Wenn wir wirklich Diskriminierung beseitigen wollen, dann muss der Personalausweis reichen und wir brauchen keine Sozialpässe für Kinder mehr.
4 Definition: Armutsgefährdung Eine Person gilt als von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht, wenn mindestens eine der folgenden drei Lebenssituationen zutrifft: Ihr Einkommen liegt unter der Armutsgefährdungsgrenze (die Person ist also von Einkommensarmut bedroht) Ihr Haushalt ist von erheblicher materieller Entbehrung betroffen Sie lebt in einem Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung Eine Person gilt nach der EU-Definition als armutsgefährdet, wenn sie über weniger als 60 % des mittleren Einkommens der Gesamtbevölkerung verfügt (Schwellenwert der Armutsgefährdung) lag dieser Schwellenwert für eine alleinlebende Person in Deutschland bei Euro im Monat und war damit höher als im Berichtsjahr 2014 (987 Euro im Monat). Für zwei Erwachsene mit zwei Kindern unter 14 Jahren lag der Schwellenwert im Berichtsjahr 2015 bei Euro im Monat. Mit 16,7 % der Bevölkerung war jede sechste Person in Deutschland im Jahr 2015 von monetärer Armut bedroht. Das entsprach rund 13,4 Millionen Menschen. Der Anteil der armutsgefährdeten Personen ist damit genau so hoch wie (Quellle: Statistisches Bundesamt)
5 Fakten Armut: 1. 16,1 Millionen Deutsche waren 2015 von Armut bedroht 2. Das sind 20 % der Bevölkerung oder ist jeder Fünfte 3. Diese Quote ist seit 2008 unverändert stabil 4. 19,7 Prozent aller unter 18-Jährigen sind von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen 5. Rund drei Millionen Kinder und Jugendliche leben in Armut 6. 1,8 Millionen von ihnen sind auf Hartz IV angewiesen - Tendenz steigend 7. Mehr als die Hälfte dieser Kinder lebt in Haushalten von Alleinerziehenden (Baden-Württemberg 52,4%) 8. 6,8 Millionen Bürger waren Ende 2016 überschuldet Tendenz steigend 9. Besonders betroffen sind Familien mit Kindern waren rund Menschen ohne Wohnung, unter ihnen Kinder und Jugendliche gab es insgesamt Wohnungslose 11. 1,5 Millionen Menschen wurden 2014 durch die Tafeln unterstützt waren es Aktuell nutzen etwa Kinder und Jugendliche die Angebote der Tafeln ,4 % der Beschäftigten in Deutschland arbeiten im Niedriglohnsektor (4/2014)
6 Hartz IV Regelsätze ab Zum 1. Januar gelten neue Hartz IV-Regelsätze Alleinstehend/Alleinerziehend Paare/Bedarfsgemeinschaften Erwachsene im Haushalt anderer Jugendliche von 14 bis unter 18 Jahre Kinder von 6 bis unter 14 Jahre Kinder von 0 bis unter 6 Jahre Die Regelsätze für Hartz-IV-Leistungen und Sozialhilfe müssen alle fünf Jahre neu berechnet werden, wenn die Ergebnisse der jeweils jüngsten Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) vorliegen. Sie gelten für Langzeitarbeitslose und ihre Familien sowie für Sozialhilfe- Empfänger und auch für Asylbewerber.
7 Armutsgefährdungsquoten 1 für die Jahre 2005 und 2015 und deren Veränderung nach Bundesländern Veränderung 2015 Land in % gegenüber 2005 in Prozentpunkten Ergebnisse des Mikrozensus, Berechnungen durch Information und Technik Nordrhein-Westfalen (IT.NRW). 1 Anteil der Personen mit einem Äquivalenzeinkommen von weniger als 60 % des Bundesmedians der Äquivalenzeinkommen der Bevölkerung in Privathaushalten am Ort der Hauptwohnung. Das Äquivalenzeinkommen wird auf Basis der neuen OECD-Skala berechnet. Baden-Württemberg 10,6 11,8 + 1,2 Bayern 11,4 11,6 + 0,2 Berlin 19,7 22,4 + 2,7 Brandenburg 19,2 16,8-2,4 Bremen 22,3 24,8 + 2,5 Hamburg 15,7 15,7 0,0 Hessen 12,7 14,4 + 1,7 Mecklenburg-Vorpommern 24,1 21,7-2,4 Niedersachsen 15,5 16,5 + 1,0 Nordrhein-Westfalen 14,4 17,5 + 3,1 Rheinland-Pfalz 14,2 15,2 +1,0 Saarland 15,5 17,2 + 1,7 Sachsen 19,2 18,6-0,6 Sachsen-Anhalt 22,4 20,1-2,3 Schleswig-Holstein 13,3 14,6 + 1,3 Thüringen 19,9 18,9-1,0 nachrichtlich: Früheres Bundesgebiet (ohne Berlin) 13,2 14,7 + 1,5 Neue Bundesländer (einschließlich Berlin) 20,4 19,7-0,7 Quelle: Statistisches Bundesamt Wiesbaden 2016
8 Erster Armuts- u. Reichtumsbericht Baden-Württemberg Kernaussage zur Armutsgefährdung (Zitat): Überdurchschnittliche Armutsgefährdung von Kindern und Jugendlichen mit leicht steigender Tendenz. Armutsrisiko von Kindern Alleinerziehender am höchsten. Unter 3-Jährige tendenziell am stärksten betroffen. Bevölkerungsgruppen in Baden-Württemberg mit überdurchschnittlichem Armutsrisiko 2012 Durchschnitt der Bevölkerung: 14,7% Frauen: 15,8% Männer: 13,6% Migrantinnen und Migranten: 24,1% Personen ohne Migrationshintergrund: 11,2% Erwerbslose: 54,1% Alleinerziehende und ihre Kinder: 45,8% Kinderreiche Paarfamilien: 26,2% Einpersonenhaushalte: 25,5% Junge Erwachsene: 22,6% Kinder und Jugendliche: 17,9% Rentner, Pensionäre: 17,5% Erster Armuts- und Reichtumsbericht Baden-Württemberg, Stuttgart 2015
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