Finanzberichterstattung. 10. Vorlesung. Rechnungslegung nach IFRS
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- Klaus Kaiser
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1 Finanzberichterstattung 10. Vorlesung Rechnungslegung nach IFRS Dipl.-Wirtsch.-Ing. Patrick Willenbacher
2 Gliederung Grundlagen Bestandteile des Jahresabschlusses nach IFRS Grundsätze der IFRS Grundlegende Ansatzvorschriften Bilanzieller Ausweis Grundlegende Bewertungsvorschriften 10.2
3 Grundlagen International Financial Reporting Standards internationale Rechnungslegungsvorschriften entwickelt vom International Accounting Standards Board (IASB) in London Anwendung seit dem im Konzernabschluss von kapitalmarktorientierten Unternehmen, die dem Recht eines EU-Mitgliedstaates unterliegen, vorgeschrieben 10.3
4 Grundlagen Anwendung der IFRS in Deutschland: kapitalmarktorientierte Unternehmen Konzernabschluss Erstellung nach IFRS verpflichtend Einzelabschluss Erstellung nach HGB verpflichtend Möglichkeit zur ergänzenden Aufstellung nach IFRS nicht kapitalmarktorientierte Unternehmen Wahlrecht zur Aufstellung nach IFRS oder HGB Erstellung nach HGB verpflichtend Möglichkeit zur ergänzenden Aufstellung nach IFRS 10.4
5 Grundlagen Vorteile der Bilanzierung nach IFRS: Investoren erhalten vergleichbare, entscheidungsnützliche Informationen über den Erfolg der Unternehmen keine zeitaufwändigen Umrechnungen notwendig Standardisierung der Rechnungslegung führt zu Zeit- und Kostenersparnissen 10.5
6 Grundlagen Entwicklung der IFRS Entwicklung der IFRS zunächst durch das IASC (International Accounting Standards Committee) Gründung des IASC am Ablösung des IASC durch die IASCF (IASC Foundation) am Umbenennung der IASC Foundation in IFRS-Foundation im März 2010 Wichtigstes Organ der IFRS-Foundation: IASB (International Accounting Standards Board) IASB übernimmt unter anderem folgende Aufgaben: Verabschiedung von Standards und Interpretationen Kontaktaufnahmen zu nationalen Rechnungslegungsinstituten 10.6
7 Grundlagen Aufbau der IFRS IFRS-System setzt sich zusammen aus: Rahmenwerk (Framework) nicht verbindlich Standards verbindlich IAS (International Accounting Standard) IFRS (International Financial Reporting Standard) Interpretationen (Interpretations) verbindlich SIC (Standing Interpretations Committee) IFRIC (International Financial Reporting Interpretations Committee) 10.7
8 Grundlagen Aufbau der IFRS Interpretationen IFRIC und SIC speziell Standards IFRS und IAS Framework Rahmenbedingungen und konzeptionelle Grundlagen allgemein 10.8
9 Grundlagen Aufbau der IFRS Vergleich zwischen HGB und IFRS: Deutsche Rechnungslegungsvorschriften: kurze, allgemeingültige Formulierung Geltung für eine Vielzahl von Sachverhalten (Generalregelungen) Vorteil: Kürze der Vorschriften Nachteil: Auslegungsbedürftigkeit IFRS: ausführliche und spezielle Formulierungen Regelung von Einzelfällen (Spezialregelungen) Vorteil: genaue Regelung einzelner Sachverhalte Nachteil: Wiederholungen, dadurch größerer Umfang der Vorschriften 10.9
10 Grundlagen Aufbau der IFRS Vergleich zwischen HGB und IFRS: HGB Beispiel: 253 III HGB Bei Vermögensgegenständen des Anlagevermögens, deren Nutzung zeitlich begrenzt ist, sind die Anschaffungs- oder die Herstellungskosten um planmäßige Abschreibungen zu vermindern. Der Plan muss die Anschaffungs- oder Herstellungskosten auf die Geschäftsjahre verteilen, in denen der Vermögensgegenstand voraussichtlich genutzt werden kann. Ohne Rücksicht darauf, ob ihre Nutzung zeitlich begrenzt ist, sind bei Vermögensgegenständen des Anlagevermögens bei voraussichtlich dauernder Wertminderung außerplanmäßige Abschreibungen vorzunehmen, um diese mit dem niedrigeren Wert anzusetzen, der ihnen am Abschlussstichtag beizulegen ist. Bei Finanzanlagen können außerplanmäßige Abschreibungen auch bei voraussichtlich nicht dauernder Wertminderung vorgenommen werden
11 Grundlagen Aufbau der IFRS Vergleich zwischen HGB und IFRS: HGB Beispiel: 253 III HGB Keine Definitionen von: Abschreibungsverfahren Nutzungsdauer beizulegendem Stichtagswert voraussichtlich dauernde Wertminderung 10.11
12 Grundlagen Aufbau der IFRS Vergleich zwischen HGB und IFRS IFRS Unterteilung des Anlagevermögens in drei Hauptgruppen: IAS 16 (Property, Plant and Equipment): Vorschriften für Sachanlagen IAS 38 (Intangible Assets): Vorschriften für immaterielle Vermögenswerte IFRS 9 (Financial Instruments): Vorschriften für Finanzinstrumente 10.12
13 Grundlagen Aufbau der IFRS Vergleich zwischen HGB und IFRS IFRS Wichtige Bestandteile eines Standards (am Beispiel IAS 38): Zielsetzung: Allgemeine Zielbeschreibung Anwendungsbereich: Für welche Posten gültig? Beachtung anderer Standards? Inhalte: Definitionen Ansatz und Bewertung immaterieller Werte Abschreibungen und Zuschreibungen 10.13
14 Grundlagen Aufbau der IFRS Vergleich zwischen HGB und IFRS IFRS Wichtige Bestandteile eines Standards (am Beispiel IAS 38): Angaben: notwendige Informationen im Anhang In-Kraft-Treten: Zeitpunkt des verbindlichen Einsatzes Weitere Teile: z. B. Anwendungshinweise 10.14
15 Grundlagen Grundsätzliche Unterschiede zwischen HGB und IFRS Kriterium HGB IFRS Rechnungslegungszweck Gläubigerschutz und Kapitalerhaltung Anlegerschutz, investororientierte Zielsetzung Rechnungslegungsziel Erhaltung der decision usefulness Haftungsmasse Hauptadressat Fremdkapitalgeber Eigenkapitalgeber Information ermöglichen über Gewinnsituation zukünftige, geplante Einzahlungsüberschüsse Generalklausel Vorsichtsprinzip fair presentation Gewinnermittlung vorsichtig, verlustantizipierend, Ansatz- und Bewertungswahlrechte marktbezogen, realistischer, Tendenz zum fair value accounting steuerliche Einflüsse Angabe- und Offenlegungspflichten Maßgeblichkeit begrenzt keine unmittelbare Bindung zum Steuerrecht sehr umfangreich
16 Bestandteile des Jahresabschlusses nach IFRS Bilanz (balance sheet) Gesamtergebnisrechnung (statement of profit or loss and other comprehensive income) setzt sich zusammen aus GuV-Rechnung und sonstigem Ergebnis Eigenkapitalveränderungsrechnung (statement of changes in equity) Kapitalflussrechnung (statement of cash flows) Anhang (accounting policies and explanatory notes) 10.16
17 Grundsätze der IFRS Prinzipien im Rahmenwerk Basisannahmen (underlying assumptions) Unternehmensfortführung (going concern) (Konzept der Periodenabgrenzung (accrual basis of accounting)) Qualitative Anforderungen (qualitative characteristics) Fundamentalgrundsätze Relevanz (relevance) glaubwürdige Darstellung (faithful representation) Erweiterungsgrundsätze Vergleichbarkeit (comparability) Nachprüfbarkeit (verifiability) Zeitnähe (timeliness) Verständlichkeit (understandability) 10.17
18 Grundsätze der IFRS Prinzipien im Rahmenwerk Basisannahmen (underlying assumptions) Unternehmensfortführung (going concern): Grundlage der IFRS-Rechnungslegung Bilanzierung und Bewertung erfolgen unter Annahme der Fortführung des Unternehmens (Periodenabgrenzung (accrual basis)) 10.18
19 Grundsätze der IFRS Prinzipien im Rahmenwerk Qualitative Anforderungen (qualitative characteristics) Fundamentalgrundsätze Relevanz (relevance) Ausweis entscheidungsrelevanter Informationen Beachtung des Nebenkriteriums der Wesentlichkeit (materiality) glaubwürdige Darstellung (faithful representation) neutrale (willkürfreie), fehlerfreie und vollständige Vermittlung von Informationen 10.19
20 Grundsätze der IFRS Prinzipien im Rahmenwerk Qualitative Anforderungen (qualitative characteristics) Erweiterungsgrundsätze Vergleichbarkeit (comparability) Informationen sollen Zeitvergleiche und Betriebsvergleiche ermöglichen Nachprüfbarkeit (verifiability) In Bilanz und Gesamtergebnisrechnung erfasste Sachverhalte müssen nachweisbar sein 10.20
21 Grundsätze der IFRS Prinzipien im Rahmenwerk Qualitative Anforderungen (qualitative characteristics) Erweiterungsgrundsätze Zeitnähe (timeliness) Zeitnahe Berichterstattung, dadurch Aktualität der Informationen Verständlichkeit (understandability) Sachverständiger Bilanzleser muss notwendige Informationen entnehmen können 10.21
22 Grundsätze der IFRS Prinzipien in Standards Periodenabgrenzung (accrual basis) Zuordnung der Erträge und Aufwendungen zu dem Berichtszeitraum, in dem sie entstanden sind Realisationsprinzip (realisation principle) Ausweis von Erträgen aus Kaufverträgen nach Übertragung maßgeblicher Risiken und Chancen keine Verfügungsmacht mehr durch Verkäufer 10.22
23 Grundlegende Ansatzvorschriften Aktivierung von Vermögensgegenständen (assets) bzw. Passivierung von Schulden (liabilities) folgt einem zweistufigem Verfahren: 1. Stufe: Definition für einen Vermögensgegenstand bzw. eine Schuld muss erfüllt sein 2. Stufe: Ansatzkriterien Wahrscheinlichkeit ( probability ) und verlässliche Bewertung ( reliable measurement ) müssen erfüllt sein Aktvierungs- bzw. Passivierungspflicht besteht nur bei Erfüllung aller Voraussetzungen Bei einigen Posten Ergänzung der Ansatzpflichten durch weitere Kriterien 10.23
24 Grundlegende Ansatzvorschriften Definitionen: Vermögensgegenstand (asset): Eine Ressource, über die ein Unternehmen auf Grund vergangener Ereignisse verfügt und von der künftig der Zufluss wirtschaftlichen Nutzens erwartet wird. (Buchholz, R. (2012), S. 54) Schuld (liability): Eine gegenwärtige Verpflichtung aus Ereignissen der Vergangenheit, von deren Erfüllung ein Ressourcenabfluss erwartet wird, der einen wirtschaftlichen Nutzen verkörpert. (Buchholz, R. (2012), S. 54) 10.24
25 Grundlegende Ansatzvorschriften Ansatzkriterien: Wahrscheinlichkeit (probability): Bei Vermögensgegenständen muss Wahrscheinlichkeit des Nutzenzuflusses mehr als 50 % betragen Bei Schulden muss Wahrscheinlichkeit des Nutzenabflusses mehr als 50 % betragen verlässliche Bewertung (reliable measurement): verlässliche Wertbestimmung für Vermögensgegenstände und Schulden 10.25
26 10.26 Aktiva A. Anlagevermögen I. Immaterielle Vermögenswerte II. Sachanlagen III. Als Finanzinvestition gehaltene Immobilien IV. Finanzanlagen V. aktive latente Steuern B. Umlaufvermögen I. Vorräte II. Forderungen aus Lieferungen und Leistungen und sonstige Forderungen III. Kurzfristige finanzielle Vermögenswerte IV. Aktive Rechnungsabgrenzungsposten V. Zahlungsmittel und Zahlungsmitteläquivalente Bilanzieller Ausweis Passiva A. Kapital und Rücklagen I. Gezeichnetes Kapital II. Rücklagen B. langfristige Schulden I. Langfristige finanzielle Verbindlichkeiten II. Passive latente Steuern III. Langfristige Rückstellungen C. Kurzfristige Schulden I. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen und sonstige Verbindlichkeiten II. Kurzfristige finanzielle Verbindlichkeiten III. Kurzfristige Rückstellungen IV. Passive Rechnungsabgrenzungsposten
27 Grundlegende Bewertungsvorschriften mögliche Bewertungsmaßstäbe: historische Anschaffungs- oder Herstellungskosten Tageswert Veräußerungswert Barwert 10.27
28 Grundlegende Bewertungsvorschriften Definitions- und Ansatzkriterien erfüllt Bilanzansatz Erstbewertung Folgebewertung Anschaffungskosten Herstellungskosten Kostenmodell Neubewertung Planmäßige Fortschreibung ggf. Wertkorrektur Wertminderung Wertaufholung 10.28
29 Grundlegende Bewertungsvorschriften Erstbewertung Ermittlung der Anschaffungskosten: Anschaffungspreis + Anschaffungsnebenkosten (direkt zurechenbar) + nachträgliche Anschaffungskosten + Entsorgungs- und Rekultivierungsverpflichtungen - Anschaffungspreisminderungen. Anschaffungskosten 10.29
30 Grundlegende Bewertungsvorschriften Erstbewertung Ermittlung der Herstellungskosten HGB & EStR IFRS Einzelmaterialkosten *) Pflicht Pflicht Fertigungseinzelkosten *) Pflicht Pflicht SEK der Fertigung Pflicht Pflicht Material- / Fertigungsgemeink. Pflicht Pflicht allg. herstellungsbez. Verwaltungsk. Wahl Pflicht allg. nicht herstellungsbez. Verwk. Wahl Verbot SEK Vertrieb Verbot Verbot Vertriebsgemeinkosten Verbot Verbot *) inkl. unechte Gemeinkosten 10.30
31 Grundlegende Bewertungsvorschriften Folgebewertung Anschaffungskostenmethode Kostenmodell Verringerung der AK bzw. HK um planmäßige Abschreibungen ergibt den Buchwert impairment test Vergleich des Buchwertes mit dem erzielbaren Betrag für den Vermögensgegenstand erzielbarer Betrag > Buchwert Ansatz zum Buchwert erzielbarer Betrag < Buchwert außerplanmäßige Abschreibung auf den erzielbaren Betrag Wertmaßstäbe für erzielbaren Betrag (recoverable amount): Nettoveräußerungswert (net realizable value) Nutzwert (value in use)
32 Grundlegende Bewertungsvorschriften Folgebewertung Neubewertungsmethode Ansatz zum fair value fair value beizulegender Zeitwert: Wert, zu dem ein Vermögensgegenstand zwischen sachverständigen, vertragswilligen und voneinander unabhängigen Geschäftspartnern getauscht bzw. eine Schuld beglichen werden kann. Erfassung der Wertänderung je nach Anwendungsfall erfolgswirksam oder erfolgsneutral Gesamtergebnisrechnung Neubewertungsrücklage 10.32
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