Evangelisch-Lutherisches Pfarramt Siegen und Lüdenscheid Dienst am Wort. (Erstes Kreuzwort Lukas 23, 34)

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1 Evangelisch-Lutherisches Pfarramt Siegen und Lüdenscheid Dienst am Wort Die sieben Worte Jesu am Kreuz Zahlen in der Passionsgeschichte 8. März 2016 (Siegen) Dienstag nach Lätare (Erstes Kreuzwort Lukas 23, 34) und das Volk stand da und sah zu. Und als alles Volk, das dabei war und zuschaute, sah, was da geschah... Das kennen wir heute gar nicht mehr: Bei einer Hinrichtung zuschauen. Hier wird viel davon berichtet, dass die Menschen, die bei der Kreuzigung Jesu dabei waren, dass die zuschauten und zusahen. Wie z.b. vom Volk, das dabeistand. Zu Beginn wird berichtet, dass sie bei der Hinrichtung zuschauten. Und am Ende wird auch davon berichtet, welche Wirkung das bei ihnen hat, was das mit ihnen gemacht hat: Und als alles Volk, das dabei war und zuschaute, sah, was da geschah, schlugen sie sich an ihre Brust und kehrten wieder um. Das, was sie sehen, lässt sie nicht kalt: Sie schlagen sich an die Brust. Es ist eine Geste des Schuldbewusstseins und der Reue.

2 Sie fühlen, dass sie hier mitschuldig geworden sind. Gerade auch für sie waren die Worte gemeint, die Jesus zu Beginn der Kreuzigung sprach: Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun. (Zweites Kreuzwort Lukas 23,43) Lukas beschreibt hier bei der Kreuzigung fast nur diejenigen, die schuldig sind: wie die beiden Verbrecher, die mitgekreuzigt werden; oder die, die sich an Jesu Kreuzigung mitschuldig machen oder gemacht haben, wie das Volk, die Soldaten mit ihrem Hauptmann und die Oberen des Volkes. Die Soldaten, die Oberen des Volkes und der eine Verbrecher verhalten sich ähnlich: Sie verspotten Jesus. Der Verbrecher lässt sich sogar zur Blasphemie hinreißen. Hier ist kein Schuldbewusstsein vorhanden, und bei dem Verbrecher noch nicht einmal mehr Gottesfurcht, obwohl er seinen eigenen Tod vor Augen hat. Auf die anderen Leute, auf den anderen Verbrecher, auf den Hauptmann der Soldaten und das Volk, hat Jesus eine ganz andere Wirkung. Und jedes Mal geht es dabei um Schuld. Da ist zunächst der Verbrecher am Kreuz, der seinen lästernden Leidensgenossen zurechtweist und sich zu Jesus bekehrt: Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? Wir sind es zwar mit Recht, denn wir empfangen,

3 was unsere Taten verdienen; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Jesus, gedenke an mich, wenn du in dein Reich kommst! Er bekennt sich schuldig, er nimmt seine Strafe an, er bekennt die Unschuld Jesu und dann wendet er sich Jesus zu und sucht Hilfe bei ihm. Und diese Hilfe wird ihm gewährt, denn Jesus antwortet ihm: Heute wirst du mit mir im Paradies sein. Hier geschieht Sündenvergebung und Erlösung. Das, was dort auf Golgatha geschah, ist etwas, das jeden Menschen betrifft, denn dort ist Gott für die Sünden aller Menschen gestorben. Es war den Menschen, die dabei waren, nicht möglich, unberührt davon zu bleiben. Sie mussten Stellung dazu beziehen, sich dazu verhalten. Die einen mit Spott, die anderen mit Reue und Buße. Liebe Schwester, lieber Bruder in Christus, (Drittes Kreuzeswort Johannes 19,26f) Gott stellt dir auch Menschen an die Seite, die deine Familie im Glauben sind. Das sehen wir hier an Johannes und Maria, die unter dem Kreuz stehen. Verbunden in der Trauer um ihn und im Glauben an ihn lässt er diese beiden zur Familie werden, zu Mutter und Sohn. Frau, siehe, das ist dein Sohn! Siehe, das ist deine Mutter! Wenn wir unser Leben mit Gott führen und Jesus Christus den Herrn in unserm Leben sein lassen, dann lässt er uns nicht allein.

4 Dann sind wir nicht allein. Wir haben im Glauben eine Familie, in der wir uns gegenseitig helfen und stützen: die Gemeinde. In der Gemeinde dürfen wir unser geistliches Zuhause haben. (Viertes Kreuzwort Markus 15,34/Psalm 22,2) Ganz anders ergeht es Jesus dann. Er fühlt sich ganz allein. Noch nicht einmal die Nähe des Vaters spürt er: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Es sind Worte des Psalms 22, die Jesus hier ruft, mit denen er sich an den Vater im Himmel wendet, die er betet. Der gottverlassene Gott am Kreuz. (Fünftes Kreuzwort Johannes 19,28/Psalm 22,16) Und Jesu bleibt beim Psalm 22, wenn er jetzt nach etwas zu trinken ruft: Mich dürstet! Auch dem Beter im Psalm klebt die Zunge am Gaumen, so vertrocknet und dürstend ist er. So erfüllt sich das, was im Psalm geschrieben steht. Es erfüllt sich in Jesus. Jesus ist der verheißene Messias. (Sechstes und siebtes Kreuzeswort Joh. 19,30 und Lk. 23,46/Ps. 31,6) Gott will diese Hinrichtung seines Sohnes. Gott versucht nicht, diese Hinrichtung zu verhindern. Ganz im Gegenteil. Gott lässt seinen Sohn diesen Weg gehen in den Tod. Wie kann Gott so etwas tun? Wie kann er das zulassen? Und er lässt es ja nicht nur zu, er will es.

5 Jesus ist aber genauso. Jesus muß nicht da am Kreuz hängen. Aber er tut es. Er will dem Vater gehorsam sein. Es ist vollbracht! das hört sich an wie nach einem langen Arbeitstag: meine Arbeit ist getan, es ist vollbracht! Er hat getan, was der Vater wollte. Vater, ich befehle meinen Geist in deine Hände! Gott, der Vater und Gott der Sohn, sie tun das aus Liebe zu den Menschen, aus Liebe zu uns, aus Liebe zu dir. Gott lässt seinen Sohn hinrichten, weil es die einzige Möglichkeit ist, dich zu retten. Das, was zwischen Gott und dir steht, die ganze Schuld, die hat er dort gesühnt. So hat es Jesus dir ermöglicht, dein Leben mit Gott zu führen. Deswegen kannst du glauben, kannst du beten, kannst du ihm gehorsam sein. Deswegen darfst du wissen, dass Gott es gut mit dir meint. Er hat seinen Sohn sterben lassen, um mit dir leben zu können. Gott will mit dir leben. Er liebt dich. Amen. (Predigt von Pfr. Jens Wittenberg, Siegen, vom ) Der DIENST AM WORT wird herausgegeben vom Evangelisch-lutherischen Pfarramt Siegen und Lüdenscheid der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche (SELK) Lutherische Kirche im Sieger- und Sauerland Ev.-Luth. Kirchengemeinde St. Christophorus in Siegen Ev.-luth. St. Thomas Gemeinde in Lüdenscheid Pfarramt: Pfr. Jens Wittenberg, Numbachstr. 71, Siegen Tel.: (0271) 52922, Homepage: