Tagfalter in Bingen und Umgebung (Binger Wald, Soonwald, Rheinhessen, Hunsrück und Rheinland-Pfalz)
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1 Tagfalter in Bingen und Umgebung (Binger Wald, Soonwald, Rheinhessen, Hunsrück und Rheinland-Pfalz) Der Fetthennen-Bläuling -Scolitantides orion - Inhalt Kurzporträt... 2 Falter... 2 Eier... 3 Raupe... 3 Puppe... 4 Besonheiten... 4 Beobachten / Nachweis... 4 Zucht / Umweltbildung... 4 Artenschutz / Gartengestaltung... 4 Literaturverzeichnis... 5 W. Düring, Tagfalter in Bingen und Umgebung Fetthennen-Bläuling (Scolitantides orion) Seite 1 / 5
2 Tagfalter in Bingen und Umgebung Fetthennen-Bläuling Autor: Wolfgang Düring Letzte Aktualisierung: 20. Oktober 2014 Falter Der Fetthennen-Bläuling gehört zur Familie Bläulinge. Die Flügeloberseite ist beim Männchen dunkelblau, manchmal auch mit größeren sehr dunklen graubraunen Anteilen. Die Flügelrän sind grau-weiß gescheckt. Dieses Dokument und viele weitere Artenporträts von Tagfaltern in RLP wurde vom BUND veröffentlicht unter: Kurzporträt Der Fetthennen-Bläuling kommt in Rheinland-Pfalz nur noch an sehr wenigen Stellen vor. Bekannt sind die drei Vorkommen in Dörrschei Heide, am Mittelrhein bei Bacharach und an Mosel bei Cochem vgl. (Schulte, et al., 2007) und (POLLICHIA, 2014)). Der Fetthennen- Bläuling kommt in Rheinland-Pfalz ausschließlich an sehr heißen Südhängen in Flusstälern vor. Er überwintert als Puppe. Ab Mitte April schlüpfen die Falter aus den überwinterten Puppen. Die Hauptflugzeit ist im Mai. Im Juni fliegen in Regel nur noch vereinzelt Falter. In Rheinland-Pfalz fliegt Fetthennen-Bläuling im Gegensatz zu Sachsen, Thüringen und Bayern nur in einer Generation pro Jahr. In den anen Bundeslänn erscheint im Juli/August eine teilweise nur partielle zweite Generation (Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, 1999). Abbildung 1: Männchen des Fetthennen-Bläulings am in Bacharach am Die Weibchen haben dunkelbraune Flügeloberseiten mit Blaubestäubung. Abbildung 2: Weibchen des Fetthennen-Bläulings am im Bacharacher Posten Die Flügelunterseite ist bei beiden Geschlechtern sehr hell, fast weiß mit schwarzen Punkten und einer orangen Binde am Flügelrand. Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Ei Raupe Puppe Falter Januar Februar März April Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember Abbildung 3: Flügelunterseite eines Männchens des Fetthennen-Bläulings in Bacharach am W. Düring, Tagfalter in Bingen und Umgebung Fetthennen-Bläuling (Scolitantides orion) Seite 2 / 5
3 Der Fetthennen-Bläuling lebt an extrem warmen Südhängen von Flusstälern auf von Felsen durchsetzen offenen Flächen, ehemaligen Weinbergslagen, o am Rande von noch bewirtschafteten Weinbergslagen. Entscheidend ist das Vorkommen Großen Fetthenne, Futterpflanze Raupen. Die ersten Falter erscheinen in warmen Jahren bereits Anfang April. Die jahreszeitlich früheste eigene Beobachtung liegt vor vom 9. April Abbildung 4: Männchen des Fetthennen-Bläulings vom in Bacharach Am 13. Mai 2011 konnte bereits eine fast erwachsene Raupe beobachtet werden, was auf ein Eiablagedatum von Anfang April schließen lässt. Die Falter fliegen bis in den Juni. Die jahreszeitlich späteste eigene Beobachtung stammt vom 13. Mai Eier Die Eiablage erfolgt in Regel ab Ende April. Die Eier werden einzeln, manchmal werden auch zwei, drei o vier zusammen abgelegt. Die Ablage erfolgt an den Stängeln o in Nähe Stängel auf Oberseite, manchmal auch auf Unterseite Blätter Großen Fetthenne. Abbildung 6: Ei des Fetthennen-Bläulings am in Bacharach Die Eier sind weiß, rund und abgeflacht mit schlitzförmigen Vertiefungen (vgl. (Settele, et al., 2005)). Abbildung 7: Vier Eier des Fetthennen-Bläulings in Bacharach Steeg am Abbildung 5: Fetthennen-Bläuling beim Blütenbesuch am Eine zweite Generation konnte in RheinlandPfalz noch nicht beobachtet werden. Die Männchen fliegen an Wegen entlang auf Suche nach Weibchen. W. Düring, Tagfalter in Bingen und Umgebung Die Raupen schlüpfen nach Tagen aus den Eiern (Settele, et al., 1999). Raupe Die Raupen sind nach dem Schlüpfen hell transparent. Sie befressen zunächst die Rosette Fetthenne. Sie haben die für Bläulingsraupen typische Asselform und leben sehr versteckt, oft in Gesellschaft mit Ameisen. Auch bei Aufnahme des Fetthennen-Bläuling (Scolitantides orion) Seite 3 / 5
4 folgenden Bildes befanden sich neben Eiraupe bereits mehrere Ameisen in Rosette Fetthenne. Die Raupen entwickeln sich in ca. 5 Wochen und damit sehr schnell vom Ei bis zur Puppe (Settele, et al., 1999). Die Raupen leben oft symbiotisch mit Ameisen, diese sind aber nicht obligatorisch für ihre Entwicklung. In Bayern wurden bei 81 von 170 Raupen am gleichen Blatt auch Ameisen nachgewiesen (vgl. dazu (Bräu, et al., 2013)). Abbildung 8: Jungraupe neben Ei in Bacharach am Mit ersten Häutung hat sich bereits artspezifische rot punktierte Rückenstreifen entwickelt. Puppe Die Verpuppung erfolgt in Zucht am Boden in Hohlräumen unter Moos (Schweizerischer Bund für Naturschutz, 1987). In Rheinland-Pfalz überwintert die Puppe. Bei Simultanentwicklung schlüpft Falter in anen Regionen bereits nach Tagen (Settele, et al., 1999). Besonheiten Der Fetthennen-Bläuling ist eine sehr standorttreue Art. Eine überlebensfähige Population benötigt nur eine Habitatgröße von ca. 4 Hektar (Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, 1999). Abbildung 9: Jungraupe des Fetthennen-Bläulings am in Bacharach Später färbt sich die Raupe hellgrün gelblich. Sie ist wulstig und hat weiterhin den markanten roten Rückenstreifen. Sie miniert als jüngere Raupe zeitweilig in den Blättern und im Stängel Großen Fetthenne. An den Blättern verursacht sie den verräterischen typischen Fensterfraß. Abbildung 10: Raupe des Fetthennen-Bläulings bei Bacharach am auf Großen Fetthenne mit betreuenden Ameisen Beobachten / Nachweis Der Fetthennen-Bläuling ist am einfachsten als Ei nachzuweisen. Die weißen Eier lassen sich mit etwas Erfahrung zur richtigen Zeit (z.b. Anfang Mai) auf den grünen Blättern und Stängeln Fetthenne problemlos auffinden. Auch die Raupen sind aufgrund des Fraßbildes gut nachweisen. Zucht / Umweltbildung Der Fetthennen-Bläuling ist aufgrund seiner sehr hohen Gefährdung (Rote Liste Status Deutschland: Vom Aussterben bedroht ) nicht zur Zucht in Umweltbildungsprojekten geeignet. Nach Bundesartenschutzgesetz gilt die Art als Besons streng geschützt. Artenschutz / Gartengestaltung Der Fetthennen-Bläuling wird auf Roten Liste Deutschland mit dem Status Vom Aussterben bedroht geführt. In Rheinland- W. Düring, Tagfalter in Bingen und Umgebung Fetthennen-Bläuling (Scolitantides orion) Seite 4 / 5
5 Pfalz gilt er seit 2013 nach neuen Roten Liste Rheinland-Pfalz nur noch als Stark gefährdet. Diese Rücknahme Einstufung ist nach meiner Einschätzung aufgrund starken Bedrohung Art in RLP nicht nachvollziehbar. Die Habitate in Bacharach liegen inmitten von intensiv bewirtschafteten Weinlagen. Dementsprechend ergibt sich eine hohe Gefährdung Habitate durch Verdriftung von Pflanzenschutzmitteln aus dem Weinbau. In Bacharach werden durch Pflanzenschutzmittel und mechanisches Mähen und Entfernen immer wie Eiablagepflanzen vernichtet. Der Naturschutz sollte im Dialog mit den Winzern nach Möglichkeiten suchen solche Gefährdungen zu vermeiden. Da vor allem freistehende besonnte Pflanzen zur Eiablage bevorzugt werden, ist nur durch ein möglichst jährliches Freischneiden Habitate ein dauerhaftes Überleben Art möglich. Wanwege sollten besser etwas abseits Habitate vorbeigeführt werden (vgl. dazu auch (Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie, 1999)). Wie Projekte in Österreich zeigen, kann dem Fetthennen-Bläuling auch geholfen werden, indem die Flächen in geeigneten benachbarten Steillagen durch Ankauf und Aussäen Fetthenne in potentielle Habitate umgewandelt werden (vgl. dazu (Höttinger, 2008)). Abbildung 11: Habitat des Fetthennen-Bläulings in Bacharach am Literaturverzeichnis Bellmann, H Der neue Kosmos Schmetterlingsführer - Schmetterling, Raupen und Futterpflanzen. Stuttgart : Franckh-Kosmos Verlags GmbH & Co., Bräu, M., et al Tagfalter in Bayern. Stuttgart : Eugen Ulmer Verlag, Ebert, G. und Rennwald, E Die Schmetterlinge Baden-Würtenbergs. Band 1: Tagfalter 1. Karlsruhe : Ulmer Verlag, Höttinger, H Schutz von Tagfalter- Charakterarten auf Trocken- und Halbtrockenrasen im Leithagebirge, Burgenland (östliches Österreich). Beiträge zur Entomofaunistik Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten ArtenFin RLP. [Online] POLLICHIA Datenbank Schmetterlinge Rheinland-Pfalz. [Online] Schön, W Portal für Schmetterlinge / Raupen. [Online] Schulte, T., et al Die Tagfalter Pfalz, Band 1, - Flora und Fauna in Rheinland-Pfalz Beiheft 37. Landau : Gnor-Eigenverlag, Schweizerischer Bund für Naturschutz Tagfalter und ihre Lebensräume - Arten - Gefährdung - Schutz - Band 1 - Schweiz und angrenzende Gebiete. Egg/ZH : K. Hollinger, Fotorotar AG, Settele, J., et al Schmetterlinge; Die Tagfalter Deutschlands. Stuttgart : Ulmer Verlag, Settele, J., Feldmann, R. und Reinhardt, R Die Tagfalter Deutschlands. Stuttgart : Ulmer Verlag, Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie Artensteckbriefe Thüringen Fetthennen-Bläuling (artensteckbrief_scolitantides_orion_ ). [Online] W. Düring, Tagfalter in Bingen und Umgebung Fetthennen-Bläuling (Scolitantides orion) Seite 5 / 5
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