TV macht schlau. Wissenssendungen für Kinder gibt es viele. Doch welche Kriterien müssen sie erfüllen, damit kleine Zuschauer wirklich profitieren?
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- Jasmin Peters
- vor 6 Jahren
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1 Spielen und Lernen 3/12 TV macht schlau Wissenssendungen für Kinder gibt es viele. Doch welche Kriterien müssen sie erfüllen, damit kleine Zuschauer wirklich profitieren? Willi steckt seine Nase überall hinein. Neugierig führt der Moderator von Willi wills wissen durch ein Thema und erkundet staunend die Welt mit den Augen eines Kindes. Die kleinen Zuschauer folgen ihm, weil sie sich in ihn hineinversetzen können. Eine Anschlussfigur nennt Maya Götz diesen Willi. Die Kinder haben ihn gern und sind deshalb bereit, mit ihm gemeinsam herausfinden, wie es bei der Feuerwehr zugeht, wo das Geld herkommt oder wie Zucker gemacht wird. Emotionen sind etwas ganz Zentrales für das Lernen, erklärt die Leiterin des "Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen" (IZI). Inhalte, die an positive Gefühle geknüpft sind, bleiben besser hängen. Wissenssendungen für den Nachwuchs, davon ist Maya Götz überzeugt, können etwas bewirken. Einer Studie ihres Instituts zufolge, konnte sich die Hälfte der befragten Sechs- bis Zwölfjährigen noch nach vier Wochen an Inhalte einer Sendung erinnern. Gar nicht so schlecht, findet die Medienwissenschaftlerin, zumal wenn man bedenkt, dass vom normalen Unterrichtsstoff in der Schule nur dreißig Prozent in den Kinderköpfen hängen bleibt. Wichtig: Emotionen und Humor Wenn Fernsehen bilden soll, müssen die Macher wissen, auf welche Weise Kinder lernen. Neben positiven Gefühlen erleichtert Humor den Zugang zum Wissen, sagt Maya Götz. Wenn es etwas zu lachen gibt, sind Kinder bei der Sache. Allerdings, beim Humor gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern. "Jungen lachen, wenn es knallt, Mädchen können eher mit sprachlichen Feinheiten etwas anfangen", so die Wissenschaftlerin. Die doppeldeutigen Frotzeleien zwischen Shary und Ralph in "Wissen macht Ah!" zum Beispiel kommen bei Mädchen eher an als bei Jungen. Der Grund liegt darin, dass sie in der Sprachentwicklung oft ein wenig voraus sind, vermutet die Expertin. Die Fernsehmacher sollten das ebenso berücksichtigen, wie die Tatsache, dass sich Jungen im Allgemeinen mehr für Technik interessieren und gerne Fakten und Zahlen wissen wollen, während Mädchen eher für Tierbabys schwärmen und sich von Gefühlen ansprechen lassen. Fragen aus dem Kinderalltag
2 Zum Erfolg führt eine Wissenssendung, wenn sie an Vorlieben und an die Lebenswirklichkeit von Kindern anknüpft, wie in der Sendung mit der Maus. Ihre Sachgeschichten werden aus den Anregungen des Publikums entwickelt. Wie wird Apfelmus gemacht? Wie kommen die weißen Streifen auf die Straße? Was passiert mit dem Müll? Lauter Fragen, die im Alltag der Kleinen entstehen. "Kinder interessieren sich für das, was sie schon kennen", erklärt Maya Götz. "Und sie lernen nur das, was für sie Bedeutung hat". Wer also glaubt, die kleinen Zuschauer nähmen aus einer Sachgeschichte alle die gleichen Informationen mit, der irrt. Als die IZI-Forscher Grundschüler und - schülerinnen nach ihren Erinnerungen an eine Sendung befragten, stellten sie fest, dass die sehr unterschiedlich ausfielen. Hier spielt das Geschlecht wieder eine Rolle, die Vorerfahrung des einzelnen Kindes und seine besonderen Interessen. "Kinder sind Detailseher", erklärt Maya Götz. Während Erwachsene sofort den Gesamteindruck wahrnehmen (mit einem Weitblick über das Moseltal im Abendlicht verbinden sie romantische Stimmung) richtet sich die Aufmerksamkeit der Kleinen auf Einzelheiten, mit denen sie etwas anfangen können (die Katze, die auf der Mauer liegt). Mit unübersichtlichen Totalen sind sie deshalb überfordert, eine Tatsache, die insbesondere die Sendung mit dem Elefanten berücksichtigt. Lach- wie Sachgeschichten werden in ruhigen, überschaubaren Bildern erzählt und kommen so den Bedürfnissen der Vorschulkinder entgegen. Checker Can dagegen, die neue Serie des Bayerischen Rundfunks (BR), legt ein ordentliches Tempo in Schnitt und Musik vor. Die Wissenssendung ist für Sechsbis Dreizehnjährige gedacht. Das Sehverhalten dieser Zielgruppe hat sich in den letzten Jahren verändert, erläutert Birgitta Kaßeckert, zuständige Redakteurin beim BR. Sie wird immer medienkompetenter. Tatsächlich sind Grundschüler heute mit den verschiedensten Trends in den Medien vertraut. Da müsse Wissensfernsehen mitgehen, meint Kaßeckert. Ähnlich wie Willi nimmt Moderator Can sein Publikum mit auf Erkundungstour. Leicht, frisch und munter checkt er Fragen rund um Wolkenkratzer, Ziegen, Tasteninstrumente. Dabei zeigt er sich mutig, manchmal auch ängstlich, in jedem Fall aber authentisch. Man muss Kinder ernst nehmen, sagt Birgitta Kaßeckert. Sie spüren sofort, wenn eine Person aufgesetzt oder bemüht daherkommt. Checker Can spricht die Sprach seines Publikums und begeistert Kinder fürs Mitlernen. Dafür sprechen jedenfalls die Einschaltquoten. Lernen, wie man lernen kann Wir müssen Fragen beantworten, die Mama und Papa vielleicht nicht beantworten können, definiert Kaßeckert ihren Auftrag. Maya Götz geht noch weiter. Wissenssendungen für Kinder können mithelfen, Bildungsdefizite auszugleichen, ist sie sicher. Ein neuer Forschungsschwerpunkt des IZI umkreist deshalb die Frage: Wie können Kinder durch Fernsehen lernen, wie man etwas lernt? WOW -
3 Die Entdeckerzone, eine Sendung von Super RTL zeigt es so: Kinder beobachten ein Phänomen - dass der Regen die selbstgebaute BMX-Steilkurve wegschwemmt zum Beispiel. Durch einfache Experimente finden sie heraus, wie das passiert und was man dagegen tun kann: Sie gießen Wasser über ein waagerecht stehendes Backblech mit Erde und über ein schräg stehendes um festzustellen, dass das Wasser die lose Erde in der Schräge fortspült. Verstärkt man die jedoch mit Zweigen und Blättern, so die Erkenntnis der kleinen Forscher, dann widersteht die Erde dem Wasser. Fernsehen allein funktioniert nicht Wie kann ich was rauskriegen?, ist die entscheidende Frage. Gelingt es, sie kindgerecht zu beantworten und zugleich zu vermitteln, dass Entdecken Freude bereitet, dann hat die Sendung ein wichtiges Ziel erreicht. Dass das geht, hat man am Beispiel der Sesamstraße nachweisen können, erklärt Maya Götz: Kinder, die regelmäßig die Sesamstraße sahen, hatten mehr Lust auf Schule als andere, weil sie erfahren haben, dass Lernen Spaß macht. Einen solchen Erfolg gibt es nicht umsonst. Als Königsdisziplin bezeichnet Birgitta Kaßeckert die Produktion von Wissenssendungen für Kinder, in die das deutsche Fernsehen, insbesondere das öffentlich-rechtliche, einiges investiert. Mit Erfolg, meint Maya Götz, nach deren Aussage Deutschland in diesem Genre weltweit führt. Prima, könnte man meinen, dann parken wir unsere Kinder doch möglichst oft vorm Lern-Fernsehen und lassen sie schlau machen. So einfach ist die Sache nicht, stellt die Expertin richtig, auch die Eltern müssen ihr Teil dazu beitragen. Sie sollten sich über die Sendungen informieren und mit ihrem Kind auswählen. Nicht jedem gefällt jedes Format und manchem auch gar keins. Aufgabe der Eltern ist es außerdem, die Sehzeiten zu begrenzen. Am besten wäre, so die Wissenschaftlerin, wenn sie die Sendung gemeinsam mit dem Kind ansehen. Das bietet Gesprächsstoff und Fragen können gleich an Ort und Stelle oder unmittelbar nachher beantwortet werden. Vielleicht kommt auch jemand auf die Idee, ein Experiment nachzustellen oder weiter zu entwickeln. Das ist viel schöner, wenn Mama und Papa mitmachen! Empfehlenswerte Wissensendungen Anschi, Karl-Heinz & Co. (BR-alpha), ab 5 Jahren* Im Mittelpunkt stehen Ethik- und Glaubensfragen. Blau und Schlau (Nickjr.), ab 4 Jahren Computeranimation. Kleine Rätsel um alltägliche Dinge.
4 Checker Can (ARD, Kika**), ab 6 Jahren Moderator Can geht den Dingen humorvoll auf den Grund. Die Sendung mit dem Elefanten (ARD, Kika), ab 3 Jahren Die Maus für Vorschulkinder. Die Sendung mit der Maus (ARD, Kika), ab 4 Jahren Wechsel von Sachinformationen, Liedern und Geschichten für die Kleinen. Löwenzahn (ARD, Kika), ab 6 Jahren Fritz Fuchs unternimmt Entdeckungsreisen für Kinder. Marvie Hämmer (ZDF, Kika), ab 4 Jahren Führt spielerisch an die Englische Sprache heran. OLI's wilde Welt (ARD, Kika), ab 6 Jahren Handpuppe Oli stellt Tiere vor. Ralphi (BR-alpha), ab 4 Jahren Bär Ralphi geht auf Entdeckungstour. Jahreszeitliche Themen. Sesamstraße (ARD, Kika), ab 3 Jahren Es geht um Sachgeschichten aber auch um Sozialverhalten. Whow - Die Entdeckerzone (SuperRTL), ab 6 Jahren Verständliche Experimente, auch zum nachmachen. Willi wills wissen (ARD, Kika), ab 6 Jahren Alltagsphänomene verständlich und humorvoll erklärt. Wissen macht Ah! (ARD, Kika), ab 8 Jahren Shari und Ralph suchen Antworten auf interessante Fragen Z *Die Altersangaben richten sich nach den Empfehlungen der Sender. ** Ausstrahlungsort wechselt.
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