Von der Hochschule zum Handwerk: Karrieresprung oder Statusabstieg?
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- Hildegard Fuhrmann
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1 Von der Hochschule zum Handwerk: Karrieresprung oder Statusabstieg? Katarzyna Haverkamp Volkswirte-Forum 2013 Hildesheim, 30. September / 1. Oktober 2013 Das ifh Göttingen als Forschungsstelle des Deutschen Handwerksinstituts e.v. wird gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie auf Grund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages sowie von den Wirtschaftsministerien der Bundesländer und vom Deutschen Handwerkskammertag.
2 Gliederung 1 2 Einleitung Daten und Vorgehen 3 Deskriptive Ergebnisse: Ausbildungs- und Erwerbsprofile der Hochschulabsolventen im Handwerk 4 5 Diskussion: Ausbildungsadäquate oder unterwertige Beschäftigung? Fazit 2
3 1 Einleitung Hintergrund und Motivation 2. Bildungsexpansion Absolventenanteil mit einer Hochschulzugangsberechtigung auf knapp 50% gestiegen Studienanfängerzahlen zwischen 2001 und 2011 um 50% gestiegen Hochschulzugang über den dritten Bildungsweg bei 2% (Autorengruppe Bildungsbericht 2012) Akademisierung der Arbeitswelt Die Zahl der erwerbstätigen Hochschulabsolventen steigt zwischen 2001 und 2011 um 48% (2.5 Mio. Personen) die qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquoten liegen für Akademiker bei 2,4% (Bundesagentur für Arbeit 2013, Weber/Weber 2013) Wandel der Institutionen verbesserter Zugang zum Hochschulstudium für beruflich Qualifizierte Novellierung der Handwerksordnung mit verbessertem Zugang zur Betriebsgründung für Hochschulabsolventen 3
4 1 Einleitung Zu beantwortende Fragen Frage in der Fachliteratur: Finden die Hochschulabsolventen eine ihrer Qualifikation entsprechende Beschäftigung oder verdrängen sie niedriger qualifizierte Bevölkerungsgruppen vom Arbeitsmarkt? Stichwort: Ausbildungsadäquanz der Beschäftigung / overeducation Fehse/Kerst 2007, Rukwid 2012, Fabian et al Fragen im Projekt: 1) Werden die Hochschulabsolventen im Handwerk ausbildungsadäquat oder unterwertig beschäftigt? 2) Konkurrieren Meister und Hochschulabsolventen um gleiche Arbeitsplätze oder gibt es unterschiedliche Einsatzfelder? 4
5 Daten und Vorgehen 2 Vom Datensatz zur Stichprobe n= Daten: BIBB-BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012 Über 20 Tsd. Individualdatensätze mit sehr genauen Angaben zum Ausbildungsberuf, Ausbildungsbiografie, Erwerbsberuf sowie zum aktuellen Arbeitgeber und Arbeitsplatz Vielzahl von handwerksbezogenen Fragen n=1819 Stichprobe: nur Erwerbstätige, die in einem Handwerksbetrieb beschäftigt bzw. im Handwerk selbstständig sind (Abgrenzung anhand einer bereinigten Wirtschaftsbereich-Variable) Gewichte Anteile: 14,1% mit einem Fortbildungsabschluss, 4,4% mit einem Hochschulabschluss n=1789 Datenkontrolle: Prüfung einzelner Datensätze auf Vollständigkeit und Kohärenz, ggf. Korrektur Gewichte Anteile: 14,6% mit einem Fortbildungs-, 4,0% mit einem Hochschulabschluss Referenzdaten: ZDH-Strukturerhebung 2009 (Müller 2012: 198ff.) 15% Meister, 4,2% Ingenieure und Betriebswirte 5
6 3 Deskriptive Ergebnisse: Bildungsbiografie Die Hälfte der Akademiker im Handwerk ist doppelt qualifiziert 4% der Erwerbstätigen im Handwerk sind Hochschulabsolventen. Die Hälfte der im Handwerk tätigen Akademiker hat vor dem Studium eine duale Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Die im Handwerk tätigen non-traditionals haben zuvor vorwiegend einen Lehrabschluss in Bau- bzw. Ausbauberufen, eine kleinere Gruppe in Metall- und Maschinenbauberufen erworben (65%). Die größte Einzelgruppe bilden dabei Personen, die einen Elektroberuf erlernt haben (23%). Sie studierten Überwiegend auf ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen (71%). Die andere Hälfte der im Handwerk tätigen Hochschulabsolventen sind Personen, die ausschließlich über eine Hochschulbildung verfügen. Knapp die Hälfte der traditionellen Akademiker hat ein Fach studiert, der den sonstigen Berufen zugeordnet werden kann (46%). Die größten Einzelgruppen bilden dennoch Wirtschaftswissenschaftler und Ingenieure (38%). Quelle: BIBB/BAuA Erwerbstätigenbefragung 2012, gewichtete Ergebnisse. 6
7 4 Diskussion Ausbildungsadäquate Tätigkeit oder Statusabstieg? Abb.: Formale Niveaudäquanz Welche Art von Ausbildung ist für die Ausübung Ihrer Tätigkeit i.d.r. erforderlich? Übereinstimmend (Meister bzw. Hochschulausbildung) Unterwertig (höchstens Berufsausb. bzw. Meister) Abb.: Horizontale Adäquanz Wenn Sie Ihre Tätigkeit mit Ihrer Ausbildung vergleichen, was sagen Sie? Die Tätigkeit entspricht dem, worauf diese Ausbildung vorbereitet Die Tätigkeit hat mit dieser Ausbildung nicht mehr zu tun Meister, Techniker Doppelt qualif. Akademiker Traditionelle Akademiker Quelle: BIBB-BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012, gewichtete Werte, eigene Berechnungen. 7
8 4 Diskussion Unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte? Abb.: Ausgeübte Tätigkeiten Denken Sie bitte an Ihre Berufstätigkeit als Sagen Sie mir bitte, wie häufig diese Tätigkeiten bei Ihrer Arbeit vorkommen, ob häufig, manchmal oder nie? (Prozentangaben, Kategorie: häufig ) Organisieren, Planen und Vorbereiten von Arbeitsprozessen Arbeiten mit Computern Herstellen, Produzieren von Waren und Gütern Überwachen, Steuern von Maschinen, Anlagen, technischen Prozessen Reparieren, Instandsetzen Informationen sammeln, Recherchieren, Dokumentieren 0 Messen, Prüfen, Qualität kontrollieren Entwickeln, Forschen, Konstruieren Ausbilden, Lehren, Unterrichten, Erziehen Quelle: BIBB-BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012, gewichtete Werte, eigene Berechnungen. Beraten und Informieren Meister Doppelt qualif. Akad. Tätigkeiten Routine-manuelle Nichtroutine-kognitive 8
9 4 Diskussion Unterschiedliche Arbeitsschwerpunkte? Abb.: Ausgeübte Tätigkeiten Denken Sie bitte an Ihre Berufstätigkeit als Sagen Sie mir bitte, wie häufig diese Tätigkeiten bei Ihrer Arbeit vorkommen, ob häufig, manchmal oder nie? (Prozentangaben, Kategorie: häufig ) Organisieren, Planen und Vorbereiten von Arbeitsprozessen Arbeiten mit Computern Herstellen, Produzieren von Waren und Gütern Überwachen, Steuern von Maschinen, Anlagen, technischen Prozessen Reparieren, Instandsetzen Nur Bau-, Metallbau-, und Maschinenbauberufe Informationen sammeln, Recherchieren, Dokumentieren 0 Messen, Prüfen, Qualität kontrollieren Entwickeln, Forschen, Konstruieren Ausbilden, Lehren, Unterrichten, Erziehen Quelle: BIBB-BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012, gewichtete Werte, eigene Berechnungen. Beraten und Informieren Meister Doppelt qualif. Akad. Tätigkeiten Routine-manuelle Nichtroutine-kognitive 9
10 4 Diskussion Unterschiedliche Einsatzfelder? Abb.: Fachkenntnisse Ich lese Ihnen nun verschiedene Kenntnisgebiete vor. Bitte sagen Sie zu jedem Gebiet, ob Sie bei Ihrer derzeitigen Tätigkeit diese Kenntnisse benötigen und wenn ja, ob Grundkenntnisse oder Fachkenntnisse. (Prozentangaben, Kategorie: Fachkenntnisse ) Kenntnisse im Bereich erneuerbare Technologien Kaufmännische bzw. betriebwirtschaftliche Kenntnisse Rechtskenntnisse Kenntnisse im Bereich Projektmanagement Kenntnisse in PC- Anwendungsprogrammen Technische Kenntnisse Kenntnisse in Deutsch, schriftlicher Ausdruck, Rechtschreibung Kenntnisse im Breich Mathematik, Fachrechnen, Statistik Quelle: BIBB-BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2012, gewichtete Werte, eigene Berechnungen. Meister Doppelt qualif. Akad. 10
11 4 Fazit und Ausblick Zusammenfassung (1) Erwerbstätigkeit im Handwerk ist für Hochschulabsolventen mit einem erhöhten Risiko einer formal ausbildungsinadäquaten Beschäftigung verbunden. (1) Beruflich qualifizierte Hochschulabsolventen weisen dabei geringere Inadäquanzraten auf als traditionelle Hochschulabsolventen. (2) Für Personen, die Bau-, Metallbau- bzw. Maschinenbauberufe erlernt bzw. studiert haben gilt ein niedrigeres Inadäquanzrisiko. (2) Verdrängungsprozesse sind derzeit nicht erkennbar, in den Einsatzprofilen von Meistern und Hochschulabsolventen zeigen sich Unterschiede: (1) Meister sind vorwiegend selbstständig tätig während Akademiker als Angestellte für hochqualifizierte Tätigkeiten beschäftigt werden. (2) Akademiker übern häufiger kognitive Nichtroutinetätigkeiten aus. Meister sind häufiger selbstständig und produktiv handwerklich tätig. 11
12 Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit! Dr. Katarzyna Haverkamp Tel.:
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